hier noch was zur Wichtigkeit:
Da eine jede Tendenz eine einseitige Festlegung des Menschen in seinem Interesse und ein Abziehen von andren Fragen und Dingen ist, so ist die Gesamtheit der Tendenzen eines Menschen nach ihrer Gerichtetheit und Kraft ein Gefüge von geistigen Einseitigkeiten, von Festlegungen und Fesselungen. Entsprechend jenem netzartigen Gewirr seiner Tendenzen und ihrer Verflechtung kommen und gehen seine Wünsche, Interessen, Absichten und Neigungen. So steht der Mensch auf der ringsum bis zum Horizont reichenden Ebene der Existenz nicht frei souverän sein Wollen ergreifend, sein Interesse bestimmend, sondern er ist durch die Art, die Richtung und die Kräfte des Gewirrs seiner hauptsächlichen Tendenzen von vornherein in diesen oder jenen Bereich der Existenzebene gebunden, ist damit in seiner Perspektive festgelegt durch seine tendenzenbedingten Interessen. Die Tendenzen des Menschen bestimmen die Perspektive seiner Sicht, die wiederum seinen geistigen Horizont beschränkt. Und de Kraft dieser Tendenzen bestimmt die Befangenheit in diesem Horizont und die Gebundenheit an diese Perspektive.
So ist diese charakterliche Bewegtheit, diese wogende Dynamik der Tendenzen die unsichtbare Motorik des Menschen, das unmerkbar im Untergrund und Hintergrund Wirkende und Bewegende, während das äußerlich sichtbare und wahrnehmbare tun des Menschen in seinem Aufbauen und Zerstören, in seinem Ordnen und Verwirren, in seinem Befrieden und Entzweien nur das äußerliche und mechanische Vorsichgehen und Geschobensein durch die Tendenzen, nur die Wirkung davon ist.
Paul Debes (Meisterung der Existenz)