jianwang:Chrisly
"Fortfahren soll" ist ein grosser Unterschied zu "Fortfahren muss".
Und wenn ich immer wieder gesagt bekommen muss, das ich doch "Fortfahren solle" ... Tja
Also um das hier nochmal kurz aufzugreifen; ich bin da einigermaßen verwirrt. Offen gestanden habe ich Garab Dorjes "Tsik Sum Né Dek" nie mit 'sollen' und/oder 'müssen' assoziiert. Für mich sind die drei Verse eine einzige Bewegung, wie z.B. ein- und ausatmen oder ein Herzschlag oder so.
Sicht entsteht durch das ungekünstelte Verweilen in der leeren Natur des (eigenen) Geistes. Daher sind Zweifel unnötig, das Erfahrene ist selbstevident. Durch Verweilen ohne Bedingung entsteht absichtsloses Handeln - nichts wird erreicht, nichts vollendet - DzogpaChenpo, die große Vollkommenheit - Gewahrsein in dem was ist. Einfach, still, nackt und klar. Die Zentausend Dinge kommen und gehen ohne Unterlass - nichts bleibt zurück. Wie ein still ruhender See der den Mond reflektiert. Weder will der Mond reflektiert werden, noch will der See den Mond spiegeln.
Ist die Sicht verloren findet man sich in den Verstrickungen und Irrungen wieder und alles ist grundlegend falsch. In der Falle der Dualität gefangen ist die Sicht unmöglich und die wahre Natur des Geistes unverstanden. Daher beginnt man erneut - Tsik Sum Né Dek - die eine Bewegung und verweilt ungekünstelt ohne Absicht in der leeren Natur des (eigenen) Geistes.
Das ist jedenfalls meine Erfahrung.