Eine kurzer Abriss zu Dzogchen

  • Mein Unverständnis dem metaphorisch Transzendenten gegenüber, rührt wohl daher, das ich diesen Transzendenten Metaphern, wenn überhaupt, dann nur mit kausaler Logik folgen kann. Ein Beispiel hierfür ist die „Wiedergeburt“, die ich ohne direkten Nachweis als logische Notwendigkeit erachte.

    Die transzendenten, überirdischen Phänomen sind m.E. als solche überwiegend Spekulation, und diese Spekulationen werden dann noch dazu als Metaphern zusätzlich verklausuliert……………
    ……….warum eigentlich das Ganze, wo es doch im Samsara genug zu tun gibt?


    PS: Die Bön`s, so habe ich gelesen, haben dem Wind, dem Regen, die Sonne usw…., alles reale Umstände, als solche Begriffe nicht gekannt, denn für jede dieser Umstände gab es Götter, sogenannte Metapher, die für solche Naturereignisse zuständig waren. Denen hat man dann Opfer gebracht, damit sie den menschlichen Verlangen nach gut gelaunt waren und wie mir scheint „spiegelt“ sich nach wie vor ein Teil der schamanistische Bön-Religion in der hier diskutierten Praxis wieder.

  • hedin02:

    Mein Unverständnis dem metaphorisch Transzendenten gegenüber, rührt wohl daher, das ich diesen Transzendenten Metaphern, wenn überhaupt, dann nur mit kausaler Logik folgen kann. Ein Beispiel hierfür ist die „Wiedergeburt“, die ich ohne direkten Nachweis als logische Notwendigkeit erachte.


    Geht mir in Bezug auf Wiedergeburt genauso.... Ich finde sie einfach logisch. Ich kann auch gut nachvollziehen, dass man eher der kausalen Logik folgt. Was aber nun, wenn wie in der Quantephysik sich die experimentell nachgewiesene Welt auf einmal nicht mehr um diese Loig schert?

    Zitat

    Die transzendenten, überirdischen Phänomen sind m.E. als solche überwiegend Spekulation, und diese Spekulationen werden dann noch dazu als Metaphern zusätzlich verklausuliert……………
    ……….warum eigentlich das Ganze, wo es doch im Samsara genug zu tun gibt?


    Es gibt ja schon ein Bedürfnis, in allen spirituellen Systemen, zu verstehen wie die Welt funktioniert und was ihr zugrunde liegt. Auch geht es ja im Buddhismus nicht darum, Samsara zu verbessern sondern darüber hinaus zu gehen - es zu transzendieren. Was aber befindet sich "darüber hinaus"? Oder anders: was liegt dem zugrunde, ist aber davon nicht berührt?


    hedin02:

    PS: Die Bön`s, so habe ich gelesen, haben dem Wind, dem Regen, die Sonne usw…., alles reale Umstände, als solche Begriffe nicht gekannt, denn für jede dieser Umstände gab es Götter, sogenannte Metapher, die für solche Naturereignisse zuständig waren. Denen hat man dann Opfer gebracht, damit sie den menschlichen Verlangen nach gut gelaunt waren und wie mir scheint „spiegelt“ sich nach wie vor ein Teil der schamanistische Bön-Religion in der hier diskutierten Praxis wieder.


    Das haben ja alle alten schamanischen Religionen getan. Und ein Stück weit könnte ich Dir folgen, wenn ich mich auf Tantra und all die Gottheiten beziehe, die ja auch z.T. aus dem Bön übernommen wurden. (Das reale Opfer hat man dann durch symbolische Opfer ersetzt) Andere kommen aus dem Hinduismus und sind mit dem Nordindischen Buddhismus nach Tibet gelangt.


    Ob man die Götter als "Metapher" bezeichnen kann, das ist sprachlich für mich nicht ganz passend. Aber ich weiss natürlich, was Du sagen willst.


    Übrigens wird in Teilen des Bön auch heute noch davon ausgegangen, dass es sowas wie ein kleinstes unteilbares Teilchen - ein Atom im Sinne des Atomos - gebe. Etwas, das die Wissenschaft heute widerlegt hat und das im Buddhismus als philosophische Schule schon sehr lange keine relevante Rolle mehr spielt. Gerade Trikaya so wie ich es dargestellt habe ist also weit entfernt von diesem schamanischen Bön (der übrigens ja eine ganz andere Nummer ist als Dzogchen) und eher sehr nah an dem, was heute wissenschaftlicher Stand der Dinge ist.


    ABER: Dzogchen, das was wie hier eigentlich diskutieren, mit kleinen Ausflügen ins Tantrische, das hat mit dem von Dir genannten Schamanismus rein gar nichts mehr zu tun. Es löst sich ja teilweise nicht nur von solchen überkommenen Vorstellungen, sondern sogar von jeder konkreten formhaften Methode und hat eine sehr "abstrakte" Natur. Was Du daran sehen kannst, dass ja z.B. Chrisly mit den ganzen Göttern, Mandalas usw. usf. gar nichts anfangen kann.

  • Zum Unteilbaren Teilchen: Die Quantenmechanik beweist doch mit den Planck-Einheiten das es dieses Teilchen gibt und sofort auch das darüber keine Aussagen gemacht werden können. Weder ob es teilbar noch ob es nicht teilbar ist. Es ist und das muss reichen. Die Planck-Einheiten beweisen nichtmal das was sie beschreiben, sie beschreiben einen "Ort" der frei ist von allen anderen Beschreibungen.
    Wieviel Leerheit wird denn noch gebraucht?

  • Ellviral:

    Zum Unteilbaren Teilchen: Die Quantenmechanik beweist doch mit den Planck-Einheiten das es dieses Teilchen gibt und sofort auch das darüber keine Aussagen gemacht werden können.


    Nach meinem Verständnis sagen die Planck-Einheiten nicht aus, dass es ein "Teilchen" gibt, sondern nur, dass es im Umgang mit der Welt Sinn macht, bestimmte Einheiten als "1" zu definieren. Es wird dann auch nicht ausgesagt, dass man keine Aussagen über so ein "Teilchen" machen könne, sondern dass es in Bezug auf die Wirkung von Phänomenen keinen Sinn macht, sich über das was jenseits dieser Einheiten liegt, Gedanken zu machen.


    Das wird an anderer Stelle und aus anderen Gründen ja dennoch getan - siehe LHC.


    Ellviral:

    Weder ob es teilbar noch ob es nicht teilbar ist. Es ist und das muss reichen. Die Planck-Einheiten beweisen nichtmal das was sie beschreiben, sie beschreiben einen "Ort" der frei ist von allen anderen Beschreibungen.


    Von einem "Es" zu reden ist m.E. an dieser Stelle nicht passend. Die Einheiten sind lediglich "mathematischer" Natur. Es macht Sinn, eine "1" zu definieren, auch wenn das eine abstrakte Grösse ist. In der Welt der Phänomene gibt es sowas wie "1 Birne" also macht es Sinn die Einheit (in Bezug auf ihre Interaktion mit der Welt) so festzulegen. Das heisst aber nicht, dass die Birne nicht teilbar wäre. Sie ist womöglich sogar unendlich teilbar. Das interessiert den Obstverkäufer, der nur ganze Birnen verkauft, aber in seinem Arbeitsalltag rein gar nicht und braucht es auch nicht.


    Ellviral:

    Wieviel Leerheit wird denn noch gebraucht?


    Das frage ich mich bei den Erkenntnissen der Quantenphysik auch immer wieder. Aber auch die muss man ja erstmal verstehen (wollen) als Nicht-Physiker :)

  • Chrisly:


    Als tantrischen Buddhismus würde ich ihn jedoch nicht sehen - schließlich gibt es im Tantra stets eine Absicht bezgl. der Praxis (Verschmelzung mit dem Yidam usw.). Hingegen gipfelt Dzogchen in der absichtslosen "Nichtmeditation".


    Nein das ist falsch. Die Entstehungsphase mit der Gottheit dient nur der Reinigung des Energiekanals von Blockaden.
    In der Auflösungsphase tut man nichts anderes als das was du "Nichtmeditation" beschreibst.


    Tantra dreht sich natürlich einzig allein nur um die Verbesserung der eigtl. Dzogchen/Mahamudra/Nondualen Meditation.
    Ohne die Auflösungsphase mit der nicht-Meditation ist Tantra kein Tantra.

  • raterz:

    Nein das ist falsch. Die Entstehungsphase mit der Gottheit dient nur der Reinigung des Energiekanals von Blockaden.
    In der Auflösungsphase tut man nichts anderes als das was du "Nichtmeditation" beschreibst.


    Tantra dreht sich natürlich einzig allein nur um die Verbesserung der eigtl. Dzogchen/Mahamudra/Nondualen Meditation.
    Ohne die Auflösungsphase mit der nicht-Meditation ist Tantra kein Tantra.


    Ich halte es für falsch, die Auflösungsphase "Dzogchen" oder "Mahamudra" zu nennen. Man könnte höchstens sagen, dass es Ansätze bereits im Tantra gibt, die dann im Dzogchen oder Mahamudra als Kernpraxis bzw. Sicht praktiziert werden. Nicht jeder der Tantra praktiziert, wird zwangsläufig danach Dzogchen oder Mahamudra praktzieren, bzw. praktiziert, wie beim Essenz-Mahamudra üblich, parallel auch das Halten der Sicht.


    Der Begriff "Nicht-Meditation" steht im Tantra dafür, dass man nicht mehr formell meditiert ("Sitzen") sondern die Meditation im Alltag mitlaufen lässt. Es ist also nicht gleichzusetzen mit der Auflösungsphase einer Sadhana. Auch ist Nicht-Meditation wie sie tantrisch gemeint ist nicht gleichbedeutend mit dem, was Chrisly salopp "Nichtmeditation" genannt hat. Denn im Tantra geht es immer noch vom Ansatz her um die Transformation des Erlebten - es wird also zuerst "nicht rein" erfahren und dann in seine "reine Natur" umgewandelt. Während im Dzogchen die Methode ist, die Dinge primär als rein zu erleben. Der Unterschied ist zugegeben sehr subtil, aber es gibt ihn und daher sollten die Begriffe auch klar bleiben.

  • jianwang:

    @hedin02
    Was ist mit dem Spiegel Deines Geistes? Auch "nur" Materie?


    Kannst du den Geist gepiegelt oder ungespiegelt sehem?

  • Die Auflösungsphase führt zu Dzogchen/Mahamudra/Nondualität. Was ist die Auflösungsphase? Sie ist ein simmulierter Tod - also das Erleben des Sterbens und Wiedergeboren werdens danach. Dabei gibt es laut Padmasambhava immer einen Moment, wo das Rigpa aufleuchtet. Diesen Moment nutzt man dann um in Rigpa zu verweilen in der Auflösungsphase, für so lange man kann.
    Man kann also sagen, dass die Erzeugunsphase nicht nur dazu dient die Sicht zu reinigen, sondern gerade auch zusätzlich beim Auflösen und den simulierten Tod leichter Rigpa zugänglich macht.


    Eigtl. kommt nach der Auflösungsphase wieder die Erzeugunsphase. Aber das hängt davon ob, wie viel man an Transformierender Kraft man aushält, ob man den Yidam fast ununterbrochen erzeugt.


    Und nicht-Meditation wird es, wenn man erkennt, dass Erzeugunsphase und Vollendungsphase nicht zu trennen sind voneinander. Das passiert vor allem sehr deutlich für mich in Retreats, wo beide Phasen sich zu einer einzigen Verbinden und dadurch auch die Visalisation permanent und mühelos wird.


  • Also mein wichtigster Dzogchen-Meister sagt, dass Zen-Praktizierende eben genau diese Fähigkeit der Intergration des Sambhogakaya nicht haben und dass das einer der elementaren Unterschiede zwischen Dzogchen und Zen ist.
    Ich persönlich habe nie Zen praktiziert, kann mich dazu also nicht persönlich äußern.

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • raterz:

    Die Auflösungsphase führt zu Dzogchen/Mahamudra/Nondualität. Was ist die Auflösungsphase? Sie ist ein simmulierter Tod - also das Erleben des Sterbens und Wiedergeboren werdens danach. Dabei gibt es laut Padmasambhava immer einen Moment, wo das Rigpa aufleuchtet. Diesen Moment nutzt man dann um in Rigpa zu verweilen in der Auflösungsphase, für so lange man kann.
    Man kann also sagen, dass die Erzeugunsphase nicht nur dazu dient die Sicht zu reinigen, sondern gerade auch zusätzlich beim Auflösen und den simulierten Tod leichter Rigpa zugänglich macht.


    Eigtl. kommt nach der Auflösungsphase wieder die Erzeugunsphase. Aber das hängt davon ob, wie viel man an Transformierender Kraft man aushält, ob man den Yidam fast ununterbrochen erzeugt.


    Und nicht-Meditation wird es, wenn man erkennt, dass Erzeugunsphase und Vollendungsphase nicht zu trennen sind voneinander. Das passiert vor allem sehr deutlich für mich in Retreats, wo beide Phasen sich zu einer einzigen Verbinden und dadurch auch die Visalisation permanent und mühelos wird.


    :like:

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Chrisly:


    Ah ok,
    Also ich bezweifle, dass das zwangsläufig immer so ist, aber ich kann ja mal meinen Lehrer dazu befragen.
    Ausserdem stellt sich mir da noch die Frage ob das was du unter Mandala verstehst - ich geh mal von den wunderhübschen tibetischen Mandalas aus, auch dem entspricht, was ich darunter verstehen würde.


    Ich meine der Berg Meru ist für jemanden wie mich, dessen Steckenpferd Astro- und Elementarteilchenphysik ist, jetzt nicht grad so hmm... allgemeingültig.


    Vielleicht könnte man ja die sog. "Planck-Welt" https://www.youtube.com/watch?v=YFihH0Nm8N4 als Ur Mandala betrachten. Was meinst Du?


    Ich stelle mir keine tibetischen Mandalas vor. Sehen ist hier auch ungleich vorstellen. Der Vajrayana kommt übrigens aus dem heutigen Nepal, Pakistan und Indien.


    Von Naturwissenschaft habe ich keine Ahnung.

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:


  • Zumindest in der Nyingma-Tradition gibt es die von Dir beschriebenen Trennungen zwischen Tantra und Dzogchen in der Regel nicht. Auch im Maha-Yoga ist die vierte Einweihung immer Dzogchen.

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:


  • Doch sie können es haben, wenn sie entsprechenden Lehrer haben, der diesen Zustand verwirklicht hat der sie darin einführen kann.
    Selbiges gilt auch für Dzogchen. Ohne Einführung sehr schwer bis gar nicht zu praktizieren.


    Das Zen hat eigtl. dafür sogar Mechanismen eingebaut, so dass die Zen Meister ihre Schüler einführen. Nur ist dies bis heute nicht so richtig in den Westen angekommen, glaube ich.


    Ich behaupte einfach mal: Zen ohne echten Meister ist nicht authentisch und auch nicht so zielführend.

  • Das Mandala ist eine Erweiterung des Bewusstseins um viele Dimensionen. Deshalb ist es schwer zu erklären, weil man Bewusstsein nicht so einfach in Worte ausdrücken kann.
    Selbst das Wort Dimension erklärt es nicht. Man kann es sich vorstellen, wie höhere Aspekte des Selbst die vorher deaktiviert wurden und durch das Mandala aktiviert werden. Dadurch kommen andere Sinneswahrnehmungen, Gedanken, Gefühle etc.


    Und das ganze ist nicht abstrakt sondern erzeugt tatsächlich um den eigenen Körper ein spürbares energetisches Feld, was auch die Umgebung beeinflusst.
    Angefangen von ein paar Metern bis irgendwann hunderte Meter weit.

  • raterz:

    Und das ganze ist nicht abstrakt sondern erzeugt tatsächlich um den eigenen Körper ein spürbares energetisches Feld, was auch die Umgebung beeinflusst.
    Angefangen von ein paar Metern bis irgendwann hunderte Meter weit.


    Sowas meine ich mit den Mustern, die man dann in der Welt sehen kann, und jedes Wesen bildet um sich herum sowas wie ein Feld, mehr oder weniger stark beeinflussend und mehr oder weniger "erleuchtet".


    ----


    @Begrifflichkeiten Was ich meine ist, dass "Dzogchen" oder "Mahamudra" die Ebene oder Methode oder Sicht beschreibt - und nicht den Zustand. Deswegen kann der Zustand in der Auflösungsphase nicht "Dzogchen" sein. Man könnte allenfalls sagen, dass es der gleiche Zustand ist, der auch im Dzogchen angestrebt wird. In der Dzogchen-Begrifflichkeit müsste man es eher Rigpa oder "verweilen im natürlichen Zustand" nennen.


    Nicht-Meditation: hier muss ich mich glaube ich korrigieren. Der Ausdruck ist wohl im Dzogchen geläufiger, als innerhalb des Tantra. http://www.pundarika.de/index.…eite-des-raumes-aufloesen


    und


    Zitat

    "Finden wir Zugang zu Rigpa, haben wir auch Zugang zu seiner gleichzeitig auftretenden Eigenschaft ursprünglicher Vergegenwärtigung, dass man zum natürlichen Zustand herabgefallen ist (tib. rang-babs gnyug-ma'i dran-pa), auch tiefe Vergegenwärtigung, die daraus entsteht, dass man herabgefallen ist (tib. ye-babs-kyi dran-pa) genannt. Die Aufmerksamkeit hält automatisch an Rigpa fest oder hält sich selbst in Rigpa aufrecht. Als Folge wird Dzogchen-Meditation mühelose Meditation, Nicht-Meditation oder absichtslose Meditation genannt."


    https://studybuddhism.com/de/f…n-der-dzogchen-meditation

  • hedin02:
    jianwang:

    @hedin02
    Was ist mit dem Spiegel Deines Geistes? Auch "nur" Materie?


    Kannst du den Geist gepiegelt oder ungespiegelt sehem?


    Das Problem mit dem "Spiegel" ist, dass es das ist, von dem die Wahrnehmung ausgeht. So wie Du Dir nicht selbst ins Auge sehen kannst, kannst Du auch nicht den Blick direkt auf die Ebene des "Spiegels" in Dir richten.

  • Lucy:

    - Nachmditation kenne ich als einen Begriff für die 'Praxis' außerhalb der formalen Praxis.


    - Nichtmeditation kenne ich als begriff für Praxis ohne MeditationsObjekt.


    Nachmeditation ist die Zeit zwischen zwei Meditationssitzungen, in der man die Erfahrungen aus der Meditation so gut wie möglich halten sollte. "Nicht-Meditation" habe ich als Begriff einer Stufe der Meditation kennengelernt, innerhalb Kagyü / Mahamudra, wo man sich gar nicht mehr hinsetzt und die Praxis komplett im Alltag stattfindet. Das ist sicherlich sehr nah an einer Dzogchen-Nichtmeditation und ist definitif eine Praxis ohne Objekt. (Aber nicht Shine) Leider finde ich den Text dazu nicht mehr, damit könnte man die Unterschiede sicherlich herausarbeiten. Wesentlich ist - so erinnere ich mich jedenfalls - dass diese Stufe der "Nicht-Meditation" nicht mit Mahamudra-Praxis gleichgesetzt wird. Aber es ist lange her... Daher kann ich mich sicherlich auch irren.


    Lucy:

    Dzogchen beschreibt nicht nur die Sicht, sondern auch Pfad und Frucht.


    "Frucht" wäre ja der zu erreichende Zustand. Kann das jemand bestätigen, dass man die Frucht auch so benennt? Habe ich bisher nicht so gesehen oder gehört... (Abgesehen davon dass zumindest im Bön-Dzgochen der Begriff der "Frucht" offenbar abgelehnt wird, ich kenne den Begriff eher aus dem Essenz-Mahamudra. Und zwar deswegen, weil Pfad und Frucht ja ausdrücken, dass es einen Weg zu beschreiten gibt…)

  • hedin02:
    jianwang:

    @hedin02
    Was ist mit dem Spiegel Deines Geistes? Auch "nur" Materie?


    Kannst du den Geist gepiegelt oder ungespiegelt sehem?


    Entschuldige, doch ich bin mir unschlüssig, ob Du mich fehlverstehen willst oder nicht verstehen kannst.


    Zitat

    das Denken, über den Geist zu denken

    Dies ist, als wenn zwei Spiegel sich gegenüberstehen.
    Beide zeigen nur die Leere des Anderen.


    Und zu Deiner Frage: ein verblendeter Geist ist wie ein Zerrspiegel, also nicht so, wie man landläufig einen Spegel sieht.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Idee zum Elementarraum. Wenn brauch ich ihn, wann ist er nutzlos? Was ich erkannt habe ist ein grundlegender Irrtum. Der Raum ist garnicht immer bei mir. Denn wenn ich einfach nur gehe, mache jeden Tag eine Tour von etwa 3/4 Std mit Pocemon go und Brötchen holen, ist dieser Raum nur erkennbar wenn ich Vorstellungen, besser Bewertung brauche. Also wenn ich den Bewertungsraum betrete ist auch der Elementarraum erkennbar aus, in, dem die Daten für die Bewertungen erscheinen. Was ich noch nicht ausprobiert habe ist beim Sitzen den Bewertungsraum zu verlassen, also wirklich ganz in der Welt wie sie erscheint zu sein, ohne jede Bewertung. Beim Gehen geschieht das schon öfter. Das ganz ohne Bewertung sein und das Erkennen in der Bewertung zu sein. Bei Pocemon go fällt mir das besonders auf, wenn da eines ist das ich haben will geht das Fangen viel schwerer. Verlasse ich den Bewertungsraum hab ich keine Probleme. Es gibt also zwei Bewusstsein, Nicht 2 Eins, das eine ist das der Skandha und das andere der Skandha der Bewertungen, des Ich bin sein. Es gibt wirklich nur eines, das andere ist eine Konstruktion die erscheint wenn Ich bin erscheint. Das Bewusstsein der Ich bin's ist das das nur Menschen haben und das das echte Bewusstsein verschleiert. Wenn Ich bin erscheint wird die Wahre Sicht verschleiert durch Bewertung des Ich bin.


    Ist das Bewusstsein der Bewertungen erkannt und damit überwindbar, dann gibt es nur den Elementarraum der alle Elemente enthält die die Skandha wahrnehmen, der Raum wird als das gesehen was er ist, alle Elemente enthaltend. Alle Koan können erkannt werden wenn der Eine Raum erscheint und der Raum der Bewertungen nicht aktiv ist. Meine Übung wird nun sein den Bewertungsraum bewusst ein und aus zu schalten wie es die Skandha erfordern.

  • Ich zitiere mal einen Auszug aus "Der natürliche Zustand und der Zustand der Verblendung" von Padmasambhava:


    "Was den natürlichen Zustand anbetrifft: Er ist nicht-dual, tritt mühelos in Erscheinung, ist seit jeher rein und ursprüngliche Buddhaschaft."


    (...)


    "Was den Zustand der Verblendung betrifft: Er ist Essenz (die Nicht-Dualität von Erscheinung und Leere - Anm. des Verfassers), Unwissenheit, karmische Aktivität und leidbedingte Geisteszustände, falsche Sicht und Leiden."


    "Der Geist selbst, die Essenz der Erleuchtung, ist frei von allen Einschränkungen wie Sein oder Nicht-Sein. Wenn man dies nicht als die eigene Natur erkennt, glaubt man an Sein und Nicht-Sein und hat viele Vorstellungen, und somit entsteht Verwirrung."
    Quelle: Aus dem Handgepäck eines tibetischen Yogi, von James Low


    Ich meine, wir können hier noch endlos über X, YZ und die "42" diskutieren, nur wozu soll das gut sein?
    Ich jedenfalls halte mich an das was der Große Meister da oben ausgesagt hat, und setze mich wieder auf mein Kissen. :)

  • Verschoben

    Ein Teil der Diskussion wurde herausgetrennt, da es hier OT war: http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=1&t=17176 Ausserdem habe ich jenen Teil der Diskussion aus dem Kontext "tibetischer Buddhismus" herausgelöst, da es darum gar nicht ging sondern um Grundlagen, zu denen ich gerne die Ansichten der Vertreter anderer Richtungen lesen würde...

  • Im Dzogchen liegt der Schwerpunkt auf dem was "Sicht" genannt wird.
    Die Methoden wie man zur Sicht kommt wurden ja Eingangs bereits angedeutet und nun mag sich für manche die Gretchenfrage stellen: "Was ist denn die Sicht im Dzogchen?".


    Ich will auf meine höchst subjektive und ganz persönliche Weise versuchen einen Hinweis zu geben:
    Die Sicht zeigen kann niemand - die Sicht erfährt man nur ganz intim und unmittelbar, oder wie James es wohl ausdrücken würde "Der Dharmakaya ist für einen selbst; Samboghakaya und Nirmanakaya sind für die anderen."


    Umschreiben lässt sich die Sicht mit dem Wegfall der Subjekt-Objekt Dichotomie. Die Sicht könnte man als "Schau" umschreiben, bei der Schauender, das Geschaute und der Prozess des Schauens zu einer Einheit verschmolzen sind. Typische Empfindung ist Zeit-Losigkeit; es gibt nur "Hier und Jetzt" unermesslich und ungreifbar.


    Gekennzeichnet ist die Sicht auch mit tiefem Frieden oder einer profunden und freudvollen Stille.


    Wenn man Dzogchen (nur mit Lehrer, gelle!) länger praktiziert, entwickelt sich eine Grundstille, die man selbst im lautesten und aufregendsten Getöse nicht "überhören" kann. Gleichzeitig nimmt die Lust an Zerstreuung und sonstigen Betätigungen, die dem Zweck der persönlichen "Unterhaltung" oder "Ich-Bestätigung" dienen, sehr deutlich und unweigerlich ab. Der schale Geschmack solcher Aktivitäten die nur der "Ich-Befriedigung" dienen ist einfach nicht (mehr) zu ignorieren.


    Damit meine ich nun nicht, dass man sich in eine Enklave zurückzieht, im Gegenteil; Sicht ist Vollkommenheit, und wie könnte es in der Vollkommenheit etwas geben, das nicht darin enthalten wäre? Vielmehr ist jegliche Aktivität nun nicht mehr durch Hoffen/Bangen Anhaftung/Abneigung usw. gesteuert sondern die Buddha Aktivitäten erscheinen mühe- und absichtslos.


    Um die Sicht zu etablieren bedarf es einiger "Anstrengung", denn es dauert eine Weile, bis man sich selbst und seine "Tricks und Kniffe" soweit erkennt, und bis man in der Lage ist die Mechanismen und Triggerpunkte der eigenen Verblendung zu durchschauen. Doch diese Arbeit ist unumgänglich um immer wieder Garab Dorjes Anleitung ausführen zu können.


    So könnte man vielleicht sogar sagen, dass obwohl Dzogchen kein Entwicklungspfad ist, letzlich das fühlende Wesen sich stetig weiter entwickelt, um den Vollendungspfad zu meistern.


    Soweit meine subjektive und persönliche Darlegung der Sicht.

  • Lucy:

    Dzogchen beschreibt nicht nur die Sicht, sondern auch Pfad und Frucht.


    kilaya:

    "Frucht" wäre ja der zu erreichende Zustand. Kann das jemand bestätigen, dass man die Frucht auch so benennt? Habe ich bisher nicht so gesehen oder gehört... (Abgesehen davon dass zumindest im Bön-Dzgochen der Begriff der "Frucht" offenbar abgelehnt wird, ich kenne den Begriff eher aus dem Essenz-Mahamudra. Und zwar deswegen, weil Pfad und Frucht ja ausdrücken, dass es einen Weg zu beschreiten gibt…)


    Lucy hat Recht. Dzogchen ist ein eigenständiger, kompletter Weg. Man spricht dann im Upadesha auch von Sicht (tawa), Anwendung (gompa), frucht (chöpa). Das zusammen ist Dzogchen und entspricht auch den drei Aussagen von Garab Dorje.

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Dann hätten wir beide recht: ich sage in dem Zitat, dass das Ganze als eigener Weg "Dzogchen" heisst, aber man nicht nur die "Frucht" allein als "Dzogchen" bezeichnen kann - das ergab sich ja aus der Formulierung von raterz, die Auflösungsphase tantrischer Sadhanas wäre "Dzogchen".


    Allerdings muss ich einen Fehler in meiner früheren Aussage korrigieren:

    Zitat

    Was ich meine ist, dass "Dzogchen" oder "Mahamudra" die Ebene oder Methode oder Sicht beschreibt - und nicht den Zustand. Deswegen kann der Zustand in der Auflösungsphase nicht "Dzogchen" sein


    Hier meinte ich, dass Dzogchen die gesamte Methode bezeichnet, und man den Begriff nicht auf einen Teilaspekt allein beziehen kann. Mit "oder Sicht" habe ich allerdings ja genau das selbst gesagt, nur eben auf einen anderen Teilaspekt bezogen.