Eine kurzer Abriss zu Dzogchen

  • jianwang:

    Chrisly
    "Fortfahren soll" ist ein grosser Unterschied zu "Fortfahren muss".
    Und wenn ich immer wieder gesagt bekommen muss, das ich doch "Fortfahren solle" ... Tja


    Also um das hier nochmal kurz aufzugreifen; ich bin da einigermaßen verwirrt. Offen gestanden habe ich Garab Dorjes "Tsik Sum Né Dek" nie mit 'sollen' und/oder 'müssen' assoziiert. Für mich sind die drei Verse eine einzige Bewegung, wie z.B. ein- und ausatmen oder ein Herzschlag oder so.


    Sicht entsteht durch das ungekünstelte Verweilen in der leeren Natur des (eigenen) Geistes. Daher sind Zweifel unnötig, das Erfahrene ist selbstevident. Durch Verweilen ohne Bedingung entsteht absichtsloses Handeln - nichts wird erreicht, nichts vollendet - DzogpaChenpo, die große Vollkommenheit - Gewahrsein in dem was ist. Einfach, still, nackt und klar. Die Zentausend Dinge kommen und gehen ohne Unterlass - nichts bleibt zurück. Wie ein still ruhender See der den Mond reflektiert. Weder will der Mond reflektiert werden, noch will der See den Mond spiegeln.


    Ist die Sicht verloren findet man sich in den Verstrickungen und Irrungen wieder und alles ist grundlegend falsch. In der Falle der Dualität gefangen ist die Sicht unmöglich und die wahre Natur des Geistes unverstanden. Daher beginnt man erneut - Tsik Sum Né Dek - die eine Bewegung und verweilt ungekünstelt ohne Absicht in der leeren Natur des (eigenen) Geistes.


    Das ist jedenfalls meine Erfahrung.


  • Du denkst also, Tantra gipelt (!) in der Absicht bzw. der Verschmelzung mit dem Yidam. Sorry, das ist stimmt so nicht. Auch ist das, was Du eingangs als Dzogchen beschreibst beinahe 1-zu-1 das, was die Kagyüs als Essenz-Mahamudra lehren. Das ist also keinesfalls exklusiv. Exklusive Dzogchen-Lehren gehören auch nicht ins Internet. Auch ist Dzogchen keine Schule.


    Das mit dem sog. radikalen Dzogchen von Longchenpa ist so auch extrem verkürzt (wer hat das eigentlich in die Welt gesetzt?). Longchenpa hat zum Beispiel auch einen umfassenden Kommentar zum Guhyagharbha-Tantra geschrieben, das ein grundlegendes Maha-Yoga-Tantra ist. Schon Garab Dorje hat auch Tantra gelehrt, usw. usf.


    Yeshe

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Yeshe:


    Du denkst also, Tantra gipelt (!) in der Absicht bzw. der Verschmelzung mit dem Yidam. Sorry, das ist stimmt so nicht. Auch ist das, was Du eingangs als Dzogchen beschreibst beinahe 1-zu-1 das, was die Kagyüs als Essenz-Mahamudra lehren. Das ist also keinesfalls exklusiv. Exklusive Dzogchen-Lehren gehören auch nicht ins Internet. Auch ist Dzogchen keine Schule.


    Das mit dem sog. radikalen Dzogchen von Longchenpa ist so auch extrem verkürzt (wer hat das eigentlich in die Welt gesetzt?). Longchenpa hat zum Beispiel auch einen umfassenden Kommentar zum Guhyagharbha-Tantra geschrieben, das ein grundlegendes Maha-Yoga-Tantra ist. Schon Garab Dorje hat auch Tantra gelehrt, usw. usf.


    Yeshe


    Nein, ich denke nicht, das Tantra in der Verschmelzung mit dem Yidam gipfelt. Offen gesagt habe ich keine Meinung zu Tantra, sondern wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass Tantra - so wie ich es von meinem tantrischen Lehrer gezeigt bekommen habe, mit einer Intention verknüpft war - im Gegensatz zur absichtslosen Praxis im Dzogchen, so wie ich diese ebenfalls gelehrt bekommen habe.


    Auch erhebe ich keinen Anspruch auf "Exklusivität" dessen was ich hier wiedergebe, das wäre IMHO ausgemachter Blödsinn. Keine Ahnung wie du darauf kommst. :?


    Ob Dzogchen nun eine Schule ist oder nicht und ob Dzogchen Belehrungen ins Internet gehören oder nicht, kann und will ich nicht beurteilen. Wer sich dazu berufen fühlt - bitteschön; doch ich führe hierzu keine Diskussion, einfach weil's mich nicht interessiert.


    Für mich ist der Begriff "radikales Dzogchen" einfach ein Terminus der z.B. die berühmte drei Verse Garab Dorjes ohne weitere hinzugefügte Lehren aus den verschiedenen Schulen, Methoden und Lehrmeinungen beschreibt. Ich könnte auch sagen "einmal "Tsik Sum Né Dek" ohne alles bitte!" - wäre das selbe. (:


    Und ob meine Praxis nun von manchen als "radikales Dzogchen", "Dzogchen ohne alles" oder als "Olympisches Häkeln" betrachtet werden ist mir offen gestanden ebenfalls - "neutral". :grinsen:
    Ich bezeichen meine Praxis im Allgemeinen einfach als "Dzogchen". Wer sich damit schwertut, nunja...

  • Chrisly:

    Auch erhebe ich keinen Anspruch auf "Exklusivität" dessen was ich hier wiedergebe, das wäre IMHO ausgemachter Blödsinn. Keine Ahnung wie du darauf kommst. :?


    Ob Dzogchen nun eine Schule ist oder nicht und ob Dzogchen Belehrungen ins Internet gehören oder nicht, kann und will ich nicht beurteilen.


    Ich zitiere Dich aus deinem Eingangspost:


    "Die Übungen im Dzogchen unterscheiden sich grundlegend von denen der anderen Buddhistischen Schulen.
    Dies ist für Laien jedoch nicht so ohne weiteres zu erkennen, denn in allen Schulen wird meditiert und so auch im Dzogchen."


    Wenn man behauptet, dass sich Übungen einer Richtung grundlegend von denen aller anderen unterscheiden, behauptet man, diese Richtung sei exklusiv. (exklusiv lt. Duden: "anderen Dingen nicht zukommend"). D.h. Du findest jetzt selbst, Du hast "ausgemachten Blödsinn" gepostet.


    Und wenn Du sagst, dass eine bestimmte Sache in allen anderen Schulen anders oder genauso gemacht würde, schließt diese Aussage automatisch mit ein, dass das, was Du mit den anderen Schulen vergleichst, selbst eine Schule ist, denn sonst wäre der Vergleich logisch gesehen unsinnig. Und Dzogchen ist keine Schule.


    Ob Dzogchen Belehrungen ins Internet gehören oder nicht, empfehle ich Dir dringend mit einer gewissen Damen mit einem Auge und einer Brust auszumachen. Die ist nämlich dafür zuständig.


    Yeshe

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Chrisly:

    Und ob meine Praxis nun von manchen als "radikales Dzogchen", "Dzogchen ohne alles" oder als "Olympisches Häkeln" betrachtet werden ist mir offen gestanden ebenfalls - "neutral". :grinsen:
    Ich bezeichen meine Praxis im Allgemeinen einfach als "Dzogchen". Wer sich damit schwertut, nunja...


    Wer tut sich denn mit Deiner Bezeichnung schwer?

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Chrisly:

    Für mich ist der Begriff "radikales Dzogchen" einfach ein Terminus der z.B. die berühmte drei Verse Garab Dorjes ohne weitere hinzugefügte Lehren aus den verschiedenen Schulen, Methoden und Lehrmeinungen beschreibt. Ich könnte auch sagen "einmal "Tsik Sum Né Dek" ohne alles bitte!" - wäre das selbe. (:


    Das mit dem radikalen Dzogchen bezog sich auch mehr auf @kilaya :)
    Aus meiner Sicht braucht wahres Dzogchen kein Adjektiv davor.

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:


  • OK, man kann natürlich alle Worte auf die vielzitierte Goldwaage legen. Was ich eingangs damit - eigentlich- ausdrücken wollte, war keinesfalls irgendeine Exklusivität sondern eine "Andersartigkeit" trotz augenscheinlicher Gleichheit.


    Und was die Dame mit der einzelnen Brust betrifft... Ich halte diesen Pantheon von Schützern, Yidams, Windpferden oder sonstigen mythologischen Figuren für (sorry) "Fantastereien".


    Das ist für mich ein ganz wesentlicher Aspekt im Buddhismus: ich muss an nichts glauben, sondern kann einfach Methoden anwenden und selbst beurteilen ob diese für mich funktionieren oder eben nicht.


    Die vielfältigen lustigen und bunten Geschichten im tibetischen Buddhismus mit fliegenden Lamas, Himmelserscheinungen, wo's immer so schön magisch, mythisch und wundersam zugeht, sind für mich einfach nur unterhaltsame Geschichten die zu bestimmten Zwecken ausgedacht wurden, aber für mich keine faktische Wirklichkeit enthalten. Ich persönlich halte das alles für (wieder sorry) Aberglauben.


    Das war der wohl auch wesentlichste Grund, warum tibetisches Tantra bei mir nicht funktioniert. Ich sehe darin keine für mich passende Methode. Wer damit zurecht kommt - gratuliere!
    Aber "that's not my cup of tea", wie man im Englischen so schön sagt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chrisly ()

  • Der sog. "radikale Dzogchen" ist ja kein Begriff den ich erfunden habe. Damit wird bezeichnet, wenn man rein auf die Ebene der Sicht abzielt und alle (anderen) Methoden ablehnt. Im Gegensatz dazu steht Dzogchen mit tantrischem Grundbau und Methoden wie Trekchöd und Thögal.


    Die Exklusivität die oft von Dzogchen-Praktizierenden betont wird, könnte auch darauf beruhen, dass man auf eine bestimmte Zielgruppe abzielt, die das zu Anfang benötigt, um sich für die Praxis begeistern zu können. Es stimmt natürlich, dass beim Essenz-Mahamudra die Ebene der Sicht fast identisch gelehrt wird, was ja auch daran liegt, dass es seinen Ursprung im Dzogchen hat. Auch gibt es womöglich auch ausserhalb des Buddhismus ähnliche Sichtweise.


    Manchmal wird betont, dass keine andere Richtung Trekchöd oder Thögal habe. Eine solche Exklusivität gibt es ja in Bezug auf viele Methoden, die nur bestimmte Schulen anbieten. Schwierig wird es dann, wenn gesagt wird, dass diese Methoden über allen anderen stünden.


    Was ich nicht per se kritisch finde, ist die Aussage, die man sowohl im Essenz-Mahamudra findet wie auch im Dzogchen: "es gibt keine Erleuchtung über diese Sicht hinaus". Damit ist jedoch nicht gemeint, dass man Dzogchen praktizieren müsse, um diese Ebene zu erreichen. Der Weg kann auch ganz anders zu dieser Sicht führen. Es wird damit nur ausgesagt, als "Grosses Siegel" oder "Grosse Vollkommenheit" dass es eben darüber hinaus nichts zu finden oder zu erlangen gibt. Es ist - wenn vollkommen verwirklicht - gleichbedeutend mit voller Erleuchtung.


    Der Schutz: es gehört zur Tradition des Dzogchen, bestimmte Aussagen offen zu machen. Was man nicht verbreiten sollte, sind sehr bestimmte "geheime" Methoden in einer Weise, dass man sie alleine praktizieren könnte. Dazu sollte man einen Lehrer aufsuchen. Ich lese hier nichts, was nicht in den Kontext dieser offenen Aussagen stünde und die Aufforderung, bei konkretem Interesse einen Lehrer aufzusuchen, wurde auch gemacht.


    Dazu kommt, dass sich bestimmte Arten von Texten selbst schützen. D.h. sie werden von jemand, der davon verwirrt werden könnte, unbewusst ignoriert oder abgelehnt.

  • Chrisly:

    Die vielfältigen lustigen und bunten Geschichten im tibetischen Buddhismus mit fliegenden Lamas, Himmelserscheinungen, wo's immer so schön magisch, mythisch und wundersam zugeht, sind für mich einfach nur unterhaltsame Geschichten die zu bestimmten Zwecken ausgedacht wurden, aber für mich keine faktische Wirklichkeit enthalten. Ich persönlich halte das alles für (wieder sorry) Aberglauben.


    Das war der wohl auch wesentlichste Grund, warum tibetisches Tantra bei mir nicht funktioniert.


    Es will nicht kritisieren, dass du kein Tantra praktizierst aber du liegst voll daneben, dass die unterhaltsamen Geschichten Tantra sein. Man kann auch diese Geschichten nicht glauben und tibetisches Tantra praktizieren.
    Übrigens kein Wunder dass es diese Geschichten gibt, immerhin war es in Tibet der Volksglaube. Man kann nicht erwarten, dass die gesamte Bevölkerung Dzogchen Belehrungen begreift und auch Tantra, wenn man es wirklich verstehen will ist nicht so einfach.

  • Ja das kann gut sein dass ich was Tantra betrifft voll daneben liege. :)
    Ist halt nicht mein Ding - deswegen kenne ich mich natürlich auch nicht besonders gut damit aus.
    Ich bezog mich da auch mehr auf die Bemerkung von Yeshe mit der einbrüstigen Dame. Für mich persönlich ist das einfach nur Aberglauben, nichts weiter.

  • Ich denke es ist wichtig, hier zwischen Aberglaube (man könnte ja sogar sagen: Götzenanbetung) und tantrischer Symbolmagie zu unterscheiden. Die Gottheiten stehen symbolisch für etwas und sind so dargestellt, dass sie bestimmte Knöpfe im Unterbewusstsein der Leute drücken. So werden Dinge verstanden teilweise ohne dass sie mit Worten erklärt werden müssen.


    Im Detail versteht man die Symbolik erst durch die mit einer Praxis-Einweihung verbundenen Erklärungen. Das ist also sehr vielschichtig. Das, was im Volksglaube teilweise wie ein Aberglaube wirkt, ist nur eine der äußersten Schichten, die aber auch ihren Sinn und Nutzen hat. Man kann sagen: dieses blinde Vertrauen in die Grüne Tara als grosse Mutter und Schützerin vor xyz Gefahren, das ist Aberglaube. Aber tatsächlich drückt das Bildnis und Vertrauen in dieses Bild innere Köpfe der eigenen "inneren grossen Mutter" und von da aus geht der Schutz für einen selbst und andere aus.


    Geht man tiefer in die tantrischen Erklärungen, wird irgendwann deutlich: die innere Gottheit und die äußere Gottheit sind nicht zu trennen.


    Verständlich wird das auch über das Konzept der Archetypen und des kollektiven Unbewussten, mit denen C.G.Jung wirklich gut fundamentale Prinzipien der menschlichen Psyche erklärt hat.


    Nun kann man sagen: woher kommen diese Archetypen? Das kann man so oder so erklären. Im Thögal erscheinen die Gottheiten als "reine Lichter" weil es natürliche Ausdrucksformen des Grund-Zustands seien.


    Vielleicht ist es aber eher so, dass zunächst eine Gottheit etabliert wird, so dass sie im kollektiven Unbewussten verankert wird. Dann haben es folgende Generationen von Praktizierenden leichter, auf diese kosntruierten Felder zuzugreifen. Die Entwicklung tantrischer Gottheiten kann auch durch verschiedene Phasen gehen.


    Nehmen wir einen - natürlich rein hypothetischen - Schützer einer bestimmten Schule. Nun wenden sich immer mehr Praktizierende an diesen Schützer für "weltliche Gefälligkeiten". Irgendwann hat das so Überhand genommen, dass der Archetyp mit fragwürdigen Attributen ausgestattet wurde und nicht mehr als erleuchteter Schützer gelten kann. Dann könnte es sein, dass ein spirituelles Oberhaupt dieser Schule die Praxis verbietet. Viele Praktizierende haften aber an den Gefälligkeiten dieses Schützers an (was per se schon ein Hinweis darauf ist, dass das Feld korrumpiert ist) und wenden sich gegen dieses Verbot. Dann wiederum kann es verborgene Versuche geben, das Feld wieder ins Lot zu bringen. Dafür nehmen hohe Lamas diesen Schützer als Yidam an und wirken balancierend und "reparierend" auf dieses Feld ein. Es ist nie garantiert, dass das klappt und so ist auch die grosse Fülle an Formen und Gottheiten und deren Wandel über die Zeit zu erklären.


    Wenn einem der Begriff "Symbolmagie" nicht gefällt, kann man es auch anders ausdrücken. Das Bild, die Form, ist ein Schlüssel der das eigentliche Feld aufschliesst. Über die Form wird es leichter, damit zu "kommunzieren" als mit einem abstraken Muster aus Energien, Gefühlen und Information.

  • kilaya:

    Manchmal wird betont, dass keine andere Richtung Trekchöd oder Thögal habe. Eine solche Exklusivität gibt es ja in Bezug auf viele Methoden, die nur bestimmte Schulen anbieten. Schwierig wird es dann, wenn gesagt wird, dass diese Methoden über allen anderen stünden.


    Ich bin fast ganz bei Dir. Außer: Es gibt zumindest im Kalachakra-Tantra eine Methode, die sich im Grunde nicht von Thögyal unterscheidet. Ich meine, ich praktiziere ja selber Dzogchen (in formaler Kombination mit Tantra und ohne), aber dieser Triumphalismus geht mir auf die Nerven. Vielleicht umso mehr, weil ich früher selber so drauf war :grinsen:

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Chrisly:

    Ja das kann gut sein dass ich was Tantra betrifft voll daneben liege. :)
    Ist halt nicht mein Ding - deswegen kenne ich mich natürlich auch nicht besonders gut damit aus.
    Ich bezog mich da auch mehr auf die Bemerkung von Yeshe mit der einbrüstigen Dame. Für mich persönlich ist das einfach nur Aberglauben, nichts weiter.


    Das wundert mich jetzt nicht. Vielleicht schaffst Du es ja zum deutschen Stephen Batchelor und entwickelst ein "radikales, säkulares Dzogchen", oder so.

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Also offen gestanden hatte ich mich bereits vor einigen Jahrzehnten mit den verschiedensten Spielarten östlicher und westlicher Magie intensiv beschäftigt und auseinandergesetzt. Damals las ich natürlich auch C.G. Jung und seine Ideen über Archetypen, Synchronizität usw.


    Ich kam für mich zu dem Schluß, dass es letztlich schlicht nur die eigenen Energien sind, die hier wirken. Und damit war für mich jegliche Magie mit ihren vielfältigen Spielarten schlichtweg "gestorben". Wozu soll ich ein selbsterschaffenes Konstrukt aufladen, nur um dann durch weitere Praktiken die zuvor eingesetzte Energien wieder für mich nutzbar zu machen? Für mich ist das eine Nullnummer.


    Ich vertraue schlicht und in der Tat unumstößlich auf meine Fähigkeit, im natürlichen Zustand des Geistes zu verweilen, einfach deswegen, weil der natürliche Zustand des Geistes nunmal genau das ist - der natürliche Zustand. Daran ist in der Tat nichts magisches sondern das ist purer Pragmatismus.


    Wenn die Kernlehre wirklich wahr ist, dass alle fühlenden Wesen eine Buddhanatur "haben" und dies seit anfangsloser Zeit, unveräußerlich, unveränderlich und sich jeglicher Beschreibung entziehend, dann brauche ich persönlich auf nichts weiter zu vertrauen, als eben genau darauf. Und für mich persönlich ist die einzig funktionierende Methode im natürlichen Zustand des Geistes zu verweilen eben Direkte Einführung, Verweilen ohne Zweifel und Fortfahren im Zustand.


    Ich brauche kein einziges Sutra, kein Mantra, keine Yidams, Zufluchtsbäume oder sonstiges. Ich vertraue einzig dem Wort meines geliebten Lehrers und nehme Zuflucht zu meinem eigenen Geist.


    Das klingt vielleicht radikal und fundamentalistisch, hat sich aber für mich zumindest bewährt.


    Nachtrag: meine radikalen Ansichten sind natürlich nur für mich verbindlich; jeder kann ja schließlich seine eigenen Ansichten vertreten. Allerdings interessiert es mich überhaupt nicht, was irgend jemand anders über meine für mich persönlich getroffenen Entscheidungen denkt. Mein für mich persönlich verbindlicher Standpunkt ist nicht verhandelbar.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chrisly ()

  • Chrisly:

    Yeshe: was ist den "Triumphalismus"? :?:


    Typo: Ich meinte Triumphialismus (das kommt davon, wenn man so viel englisch schreiben und reden muss).

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Yeshe:
    Chrisly:

    Yeshe: was ist den "Triumphalismus"? :?:


    Typo: Ich meinte Triumphialismus (das kommt davon, wenn man so viel englisch schreiben und reden muss).


    OK, aber ich hab immer noch keinen Schimmer was der Begriff bedeuten soll. :roll:

  • Chrisly:

    Wenn die Kernlehre wirklich wahr ist, dass alle fühlenden Wesen eine Buddhanatur "haben" und dies seit anfangsloser Zeit, unveräußerlich, unveränderlich und sich jeglicher Beschreibung entziehend, dann brauche ich persönlich auf nichts weiter zu vertrauen, als eben genau darauf.


    Hier haben wir ein unterschiedliches Verständnis. Aus meiner Sicht gibt es nur eine Buddhanatur, nicht "eine Buddhanatur pro Wesen". Diese entspricht dem "natürlichen Grundzustand" der ebenfalls ein einziger im Universum ist und nicht "einer pro Wesen". Man kann sich das so vorstellen, dass diese Buddhanatur durch verschiedene Augen schaut und so die Illusionen von "ich" und "du" enstehen.


    Die Archetypen und Ausstrahlungen dieser Buddhanatur liegen dann gewissermaßen zwischen dem Individuellen und dem Universellen. Non-Dualität bedeutet hier auch, dass es jede Ausdrucksform ein eigener Blickwinkel und somit individuell ist, aber gleichzeitig auch Aspekte einschliesst, die mit kleinen und größeren Gruppen und Kollektiven - und der Ganzheit, der einen Buddhanatur - geteilt werden.


    Chrisly:

    Das klingt vielleicht radikal und fundamentalistisch, hat sich aber für mich zumindest bewährt.


    Das sei Dir gegönnt :)

  • Chrisly:

    Ich brauche kein einziges Sutra, kein Mantra, keine Yidams, Zufluchtsbäume oder sonstiges. Ich vertraue einzig dem Wort meines geliebten Lehrers und nehme Zuflucht zu meinem eigenen Geist.


    "Eine Praxis zurückzuweisen, indem man sagt: "Das ist konzeptionell!" ist der Pfad der Dummen. Eine Tendenz der Unerfahrenen und etwas, das Vermieden werden sollte."
    Longchenpa


    Es gibt Gründe, warum alle (!) Dzogchen-Meister seit Garab Dorje (ihn engeschlossen) auch Sutra und Tantra gelehrt und praktiziert haben. Vielleicht magst Du Dich ein bisschen öffnen, statt derart an Deinen Konzepten von Aberglaube und Wahrheit zu kleben.

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • kilaya:


    Hier haben wir ein unterschiedliches Verständnis. Aus meiner Sicht gibt es nur eine Buddhanatur, nicht "eine Buddhanatur pro Wesen". Diese entspricht dem "natürlichen Grundzustand" der ebenfalls ein einziger im Universum ist und nicht "einer pro Wesen". Man kann sich das so vorstellen, dass diese Buddhanatur durch verschiedene Augen schaut und so die Illusionen von "ich" und "du" enstehen.


    Das klingt jetzt teilweise aber eher nach "Hinduismus" als nach Buddhadharma.

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Chrisly:
    Yeshe:

    Typo: Ich meinte Triumphialismus (das kommt davon, wenn man so viel englisch schreiben und reden muss).


    OK, aber ich hab immer noch keinen Schimmer was der Begriff bedeuten soll. :roll:


    Na, diese Vorstellungen, dass der eigene Pfad, Geist, Lehrer usw. so furchtbar besonders ist und so...

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Sehr lustig!


    Ich weise keine Praxis zurück, sondern habe meine Praxis gewählt.


    Hast du mal drüber nachgedacht wieviele verschiedenen Praktiken es im Buddhismus gibt, willst du die alle durchexerzieren nur um sicherzugehen, dass du auch keine zurückgewiesen hast?


    Ausserdem ist das Wort "Konzeptionell" in meinem Kommentar nirgends zu lesen, also was genau willst du mir da unterschieben??


    So ziemlich jeder Lehrer hat verschiedene Praktiken gelehrt - und? Davon abzuleiten auch all diese unterschiedlichen Methoden ausüben zu müssen ist meiner Meinung nach höchst seltsam und irgendwie "verdreht".


    Ich habe beschrieben, warum ich zu bestimmten Schlussfolgerungen gekommen bin, um dir die Möglichkeit zu geben deine Annahmen ggf. zu korrigieren. Meine Praxis ist meine ganz persönliche Entscheidung und die ist - wie ich in meinem Kommentar nachgetragen habe, weder Gegenstand einer Diskussion noch irgendwie verhandelbar. Das mag dir gefallen oder auch nicht - mir ist beides vollkommen ... (such dir was aus).

  • Yeshe:


    Na, diese Vorstellungen, dass der eigene Pfad, Geist, Lehrer usw. so furchtbar besonders ist und so...


    Also dann hast du wirklich nix von dem Verstanden, was ich hier schreibe - aber auch gut.
    Es gibt nix besonderes - nirgends, nie. Alles ist einfach, profan und banal. Zeig mir dochmal was besonderes - ich bin wirklich schon sehr gespannt.


    Nachtrag: Also Yeshe, ich will dir jetzt wirklich nicht zu nahe treten und bitte versuch mich nicht falsch zu verstehen, aber ich krieg so langsam den Eindruck dass du mein Geschreibsel hier als irgendwie "persönlichen" Afront gegen deine Überzeugungen siehst. Falls du so empfindest würde ich das sehr bedauern, denn so ist es keineswegs.
    Ich will es mal mit einem Hundetrainer sagen: "Der tut nix, der will nur spielen!"
    Meiner Ansicht nach spielt es überhaupt keine Rolle, was du, ich, wir, sie denken, wovon wir überzeugt sind oder nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Chrisly ()

  • Chrisly:
    Yeshe:


    Na, diese Vorstellungen, dass der eigene Pfad, Geist, Lehrer usw. so furchtbar besonders ist und so...


    Also dann hast du wirklich nix von dem Verstanden, was ich hier schreibe - aber auch gut.
    Es gibt nix besonderes - nirgends, nie. Alles ist einfach, profan und banal. Zeig mir dochmal was besonderes - ich bin wirklich schon sehr gespannt.


    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Yeshe:
    kilaya:


    Hier haben wir ein unterschiedliches Verständnis. Aus meiner Sicht gibt es nur eine Buddhanatur, nicht "eine Buddhanatur pro Wesen". Diese entspricht dem "natürlichen Grundzustand" der ebenfalls ein einziger im Universum ist und nicht "einer pro Wesen". Man kann sich das so vorstellen, dass diese Buddhanatur durch verschiedene Augen schaut und so die Illusionen von "ich" und "du" enstehen.


    Das klingt jetzt teilweise aber eher nach "Hinduismus" als nach Buddhadharma.


    Das kommt darauf an, ob man diese "Buddhanatur" verdinglicht oder mit einer Art "Selbst" identifiziert. So ist das aber nicht gemeint. Wenn man das mithilfe der Trikaya-Lehre ausdrückt, dann ist die Buddhanatur der Dharmakaya, die Gottheiten / Archetypen sind Sambhogakaya und die Wesen und verkörperten Ausstrahlungen sind Nirmanakaya. Je nach System ist der Dharmakaya das Wesen aller Kayas oder man nennt noch einen "Svabhavikakaya" - den Wesenszustand - der formal das Wesen aller Kayas darstellt. Was dabei rauskommt, ist genau das, was ich in anderen Worten versucht habe zu beschreiben. Wenn man das Bewusstsein mit dem Dharmakaya gleichsetzt, dann ist das das, was "durch alle Augen schaut". Allerdings sind die "Augen" ja auch selbst im Wesen von der gleichen Natur - wie alle Phänomene und Ausdrucksformen.