Ich praktiziere Ertragen?

  • Guten Morgen,


    ich praktiziere nun seit einigen Monaten täglich Shikantaza. Das stille Sitzen scheint am ehesten mein Weg zu sein. Ruhe und Stille sind mein Ding.


    Nun wollte ich vor ein paar Tagen mal weggehen von den reinen Atembetrachtungen und mich an der "Meditation der liebenden Güte" (Metta-Meditation?) versuchen. Laut meiner Anleitung soll ich mich dazu anfangs an einem Gefühl des vollständig geliebt werdens erinnern, das ich später dann quasi erweitere in dem ich an andere bzw. an "alle" "denke".


    Seit Tagen sitze ich nun also da und versuche krampfhaft irgendwo in meiner Erinnerung dieses Gefühl zu finden... da ist nichts. Ich kann mich an keinen einzigen Moment erinnern. Weder in der nahen Vergangenheit, noch in der weiter entfernten, als ich noch ein Kind war. Überall finde ich nur das Gefühl der Ablehnung oder maximal das Gefühl des toleriert werdens.


    So sagt zwar meine Frau, dass sie mich liebt, allerdings ist sie es immer wieder gewesen, die meinte ich sei nicht richtig so, wie ich bin, ich solle dieses oder jenes machen. Für meine Mutter war ich vor allem anstrengend: Ich habe nicht geschlafen, nicht gegessen, dann wieder zu viel geschlafen, war laut und herausfordernd, wollte alles wissen usw. Nur solange ich Leistung bringe bin ich maximal ertragbar.


    Das ganze Suchen nach gefühlter Liebe hat mich jetzt inzwischen dazu gebracht, dass ich den Eindruck habe, dass ich, auch wenn ich das eigentlich anders gesehen habe, eigentlich nur meditiere, um mein Leben ordnungsgemäß zu ertragen. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass ich beim Zazen sozusagen übe u.a. meine Gefühle wahrzunehmen ohne darauf einzugehen: Ich nehme wahr, dass ich mich über meine Kollegen aufrege, meine Frau, meine Kinder manchmal, die anderen Autofahrer etc. Ich nehme wahr, dass ich mich allein, nicht geliebt und durch die Verpflichtungen eingesperrt fühle. Dabei versuche ich diese Gefühle aber nicht hochkommen zu lassen bzw. besser, nicht festzuhalten.


    Dennoch habe ich das Gefühl, dass hier irgendwas bzgl. Meditieren bei mir falsch läuft, oder? Meditieren kann doch nicht das Training dafür sein, sein Leben zu ertragen, oder doch? Vielleicht hat ja jemand irgendeinen hilfreichen Kommentar das für mich aufzudröseln.


    Danke_()_

  • Hallo erst einmal ✨

    Gruesse Dich aus dem schönen Hamburg😉🙏

  • Ich nehme wahr, dass ich mich über meine Kollegen aufrege, meine Frau, meine Kinder manchmal, die anderen Autofahrer etc. Ich nehme wahr, dass ich mich allein, nicht geliebt und durch die Verpflichtungen eingesperrt fühle. Dabei versuche ich diese Gefühle aber nicht hochkommen zu lassen bzw. besser, nicht festzuhalten.


    Dennoch habe ich das Gefühl, dass hier irgendwas bzgl. Meditieren bei mir falsch läuft, oder? Meditieren kann doch nicht das Training dafür sein, sein Leben zu ertragen, oder doch?

    Wenn die Gefühle hochkommen, dann lass sie hochkommen. Wenn es zu viel wird, dann mach etwas langsamer.

    Durch das meditieren spürst du jetzt vielleicht etwas, was die ganze Zeit schon da war, dementsprechend würde ich sagen:

    "das Leben ist Leben ertragen" und in der Stille der Meditation merkt man das auch. Wenn du dran bleibst dann wirst du dich an die Gefühle und Gedanken gewöhnen und in dieser Gewöhnung oder dem Gleichmut besteht der Sinn der Praxis.


    Um es anders zu sagen, die ganze Energie, die verwendet wird, um negative Gedanken und Gefühle im Alltag von uns fern zu halten, fällt in der Meditation weg, weshalb der Anfang oft sehr beschwerlich ist. Mit der Zeit entwickelt sich daraus jedoch die Fähigkeit, Zufrieden zu sein.

  • Hallo zenbar,

    vielleicht kannst Du hiermit etwas anfangen:

    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • Guten Morgen Zenbar,

    ich möchte zunächst Lucy vollkommen zustimmen.


    Meditieren kann doch nicht das Training dafür sein, sein Leben zu ertragen, oder doch? Vielleicht hat ja jemand irgendeinen hilfreichen Kommentar das für mich aufzudröseln.

    Doch, ja, Meditieren ist Training dafür, sein Leben zu ertragen. Wozu sollte sie sonst gut sein? Sie bringt uns an die Vier Edlen Wahrheiten. Der Buddha hat meditiert, um die Ursache für Leiden zu erkennen - und das hat er ja dann auch.


    Denn auch ohne negative Erinnerungen an nicht erhaltener Liebe kann es unerträglich sein, z.B. weil man sie nicht mehr hat.

    Für mich war das Erkennen meiner eigenen Verantwortung für mein Leben ein Ertragen, weil es manchmal unerträglich war. Aber nur solange, wie ich noch andere dafür verantwortlich machte. Denn die konnte ich ja nicht ändern, denen konnte ich auch nicht entfliehen.


    Gerade durch die Meditation wird das deutlich. Und da bin ich am Ball geblieben, weil ich dann Erfahrungen machen durfte, die mich aus dieser sehr eingeengten Sicht heraushoben. Als ich mich das erste Mal frei von diesem Druck fühlte, war es als ob eine schwere Eisenplatte von meiner Brust genommen wurde.

    Von da ab änderte sich meine Sicht auf die "Welt".


    Alles Gute für Dich, bleib dran.

    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Kenn ich, hat sich nicht geändert, das GEFÜHL das als "liebende Güte " beschrieben, umschrieben wird , kenn ich nicht, nicht weil ich das nicht kann sondern weil es eben für den anderen nie richtig ist.

    Bin beim Shikantaza geblieben. Halb oder sogar ganz offene Augen, Mit dem Gedanken "Die Welt sieht mich, ich sehe die Welt." nach und nach die Sinnestätigkeiten (hört, schmeckt, riecht, ertastet, denkt) der Sinnesorgane wechseln, alle 6.

    "Die Welt nimmt mich wahr und ich nehme die Welt wahr." Dabei entsteht ein Gefühl das ich als Mitgefühl mit allem, der Welt und mir, benennen möchte.

    Dieses Mitgefühl ist liebende Güte die immer nur richtig ist.


    Wird dieses Mitgefühl an ein Etwas, sei es lebend oder unbelebt, auf Mein, mein Ich, das bin ich selbst gerichtet wird es modifiziert und verliert seine Allgemeingültigkeit und wird zu etwas das liebt oder ablehnt. Empathie, Mitleid, Hoffnung, Glaube.

    Nur beim Shikantaza gibt es Das Mitgefühl mit und durch die Welt und mir. Freudige stille Zufriedenheit.

    Versuche nicht Dieses mit handeln auf die Umwelt anzuwenden man wird sehr schnell ein Objekt des Nichtverstehen. Jemand der freudig, still, zufrieden ist wirkt für sehr viele Menschen störend, eben nicht richtig. Sei es in Dir und wende deine Persönlichkeiten so an wie immer.


    (Falls du fragen an mich hast bitte als Persönliche Nachricht.)

    3 Mal editiert, zuletzt von Noreply ()

    • Offizieller Beitrag

    Das hägt alles zusammen:


    Zitat

    So sagt zwar meine Frau, dass sie mich liebt, allerdings ist sie es immer wieder gewesen, die meinte ich sei nicht richtig so, wie ich bin, ich solle dieses oder jenes machen. Für meine Mutter war ich vor allem anstrengend: Ich habe nicht geschlafen, nicht gegessen, dann wieder zu viel geschlafen, war laut und herausfordernd, wollte alles wissen usw. Nur solange ich Leistung bringe bin ich maximal ertragbar.


    Etwas Freundlichkeit entgegenzubringen, bedeutet zu erstmal, es zu ertragen, wie es ist, um es dann annehmen zu können. Normalerweise müssen wir nicht so ertragen, weil wir dazu tendieren, das gleich auszuagieren. Meditation ist aber ein Zustand, wo wir nicht auskönnen, und alles was wir tun auf uns selber zurückfällt. Jedes Jammern, jedes Keifen, jedes Rumschimpfen, führt nicht dazu dass sich was bewegt, sondern das man da mit keifende, wütenden Jammerlappen auf dem Kissen sitzt. Alles fällt auf einen zurück.( So wie in dem Film "Und täglich grüßt das Murmeltier")


    Die einzige Möglichkeit, dass es nicht unerträglich ist, ist zu lernen geduldig und freundlich zu sein. Dann sitzt man in Geduld und Freundlichkeit. Wenn man alles anehmen kann, dann wird man selber angenommen.


    Ich würde nicht damit anfangen, irgendwelche Gefühle, die nicht da sind zu simulieren - sondern mit dem Köper. Unsere Gefühl hängen ja eng mit dem Köper zusammen und manifestieren sich in ihm. Wenn man niedergeschlagen ist, ist man tendetiell nach vorne über gebeugt, wenn man mürrisch ist, sind die Gesichts- und Nackenmuskeln angespannt. Während Angst und Misstrauen bedeutet sich zusammenzuziehen, äußert sich Freundlichkeit in eine Offenheit und Entspanntheit des Köpers. Von daher würde ich versuchen, eratmal sehr offen und entspannt dazusitzen und diese Offenheit nicht zu verlieren. Eine guter Weg dazu, ist beim Atem zu bleiben. Die Koinzentraution auf den Atem ist kein Selbstzweck sondern etwas, was recht gut anzeigt, ob man gesammelt oder abgeschweift ist.

  • Vielen lieben Dank an euch alle:). Eure Antworten haben mir weitergeholfen. Auch das VIdeo von Ayya Khema fand ich hilfreich, dabei vor allem die Unterscheidung zwischen Meditation und Kontemplation. Ich glaube, dass ich erstmal weiter meine Atembetrachtung mache und ab und an eine "Liebende-Güte-Kontemplation".


    Euch allen noch einen schönen Tag_()_

  • Mir hilft es - aber ich rede jetzt nicht aus einer Zen-Perspektive, sondern ganz allgemein als Mensch - in Bezug auf dieses Gefühl des Geliebtseins, wenn ich mich in andere Menschen hinein versetze, bei denen ich das Gefühl beobachte. Mich dann auf die Situation mithilfe von Mitgefühl einlasse. So gesehen wäre Mitgefühl das Werkzeug, um unbekannte Emotionen zu erspüren und sich ihnen anzunähern. Denn Mitgefühl ist per se "nicht gefühlig" wie es hier ausgedrückt wurde. Deswegen finde ich die Anweisung auch schwierig, sich über das Gefühl des Geliebt seins anzunähern. Bei mir hätte das auch nicht funktioniert, denn meine Mutter, wo das noch natürlich vorhanden war, war sehr früh weg und indem ich diesen Verlust verdrängt habe, habe ich auch das Gefühl des Geliebtseins verdrängt. Doch musste ich feststellen: meine Fähigkeit zu Mitgefühl war deswegen in keiner Weise eingeschränkt. Einmal habe ich auf einem Meditationskurs eine Mutter beobachtet, die ihre Tochter wegen einer Verletzung getröstet hat. Auf einmal war da ein warmes Gefühl in meinem Brustkorb und Bauch, das mir nicht vertraut war. Ich konnte natürlich 1 und 1 zusammenzählen. So hatte ich ein "Referenzgefühl" wie ich es nenne... Eine solche Beobachtung könnte sogar über den Fernseher gehen, wenn auch etwas schwerer.


    Hilfreich sind gerade musikalische Interpretationen von bestimmten Gefühlen oder Gefühlsqualitäten, besonders wenn vorgetragen von jemand, der/die das weit verwirklicht hat, weil unbekannte Gefühle über Musik besser transportiert werden können, als wenn man versucht, sich mit dem Verstand anzunähern.

  • Hallo,


    das Leben ist wie es ist, man kann damit hadern, klagen oder eben akzeptieren, ertragen, wie du es nennen willst.


    Wenn ich deine Geschichte so lese denke ich mir, ja, nicht ideal, aber auch nicht ungewöhnlich, vielen Menschen geht es so, das ist kein Trost, gibt es auch keinen. Es gibt nur einen Menschen, der dir hilft, das bist du, alles andere vergiss.


    Meditieren wenn man es kann, heißt die Ruhe dazu hat und die Konsequenz ist immer hilfreich um ruhiger zu werden, besser und gelassener. Du hast Probleme und diese Probleme werden dadurch sicher verringert. Also "wenn" ich meditiere gehe ich friedlicher auf die Welt und die Menschen zu, es hat sogar ein einziges Mal Wirkung.


    Noch ein Tipp, auch wenn du nicht danach gefragt hast, aber vergiss es andere Menschen ändern zu können, die Gesellschaft oder was auch immer, egal welche Ungerechtigkeit dir passieren mag, nimm es hin, weil Ärger und Sorgen sind das Gift, was dich tötet. Das muss dir bewusst sein. Buddhistisch zu leben heißt ja aber auch mehr als zu meditieren, den 8-fachen Pfad leben versuchen und man macht all das nicht um einen Zweck zu erreichen sondern es sollte einfach aus einem Antrieb sein, eben ein besseres Leben für sich, aber auch andere damit zu erreichen.


    Du brauchst niemand missionieren oder verändern, wenn du dich veränderst, verändert sich vielleicht auch deine Umwelt, zumindest deine unmittelbare Umwelt wird reagieren. Die beste Wirkung auf andere Menschen hat noch immer das was man vorlebt und nicht das was man sagt oder denkt, das ist alles nichts, weil nur das Handeln zählt, alles Gute Son

    • Offizieller Beitrag

    Können wir die Begriffe klären?

    • "Mitgefühl" wird im Buddhismus mit Karuna assoziiert. dem Wunsch, das Leid von anderen entfernen zu wollen.
    • Während Metta als Freundlichkeit oder Wohlwolen übersetzt wird. Es ist eine freundlich Grundhaltung gegenüber allem.

    Während der Wunsch geliebt zu weden, uns ja eher auf uns selbst und unsere Bedürfnisse fokusiert. Also, dass uns alle von der Mutter angefangen mehr lieben und wertschätzten hätten sollen.


    meines Erachtens nach ist das genau die falsche Richtung.


    Das man sich in manchen Anleitungen zur Metta-Meditation jemand vorstellen soll, der einem nahe steht (z.B eine Mutter) hat nicht damit zu tun, dann man sich in einen vergangen "Zustand des Geliebtwerdens" versetzt und darin schwelgt. Sondern einfach nur, dass man sich jemand vorstellt, der einem viel gutes getan hat, und dem gegenüber man deswegen Dankbarkeit und Wohlwollen fühlt. Wobei Pema Chdrön irgendwo sagt, dass sie auf so viele Leute mit einem problematischen Verhältnis zur eigenen Miutter begenet ist, dass sie das inwzschen eher vorsichtig ist.


    Aug jeden Fall geht es nicht darum vergangene Zustände des "Geliebtwerdens" in sich zu finden und darin zu schwelgen, dsas man innerlich zum Eididei-Säugling retardiert.

  • Die Unterscheidung von Metta und Karuna - da verwechsele ich manchmal die Begriffe ;)


    Jedenfalls: es ist ja eine psychologische Weisheit, dass man andere nur dann richtig lieben kann, wenn man sich selbst lieben kann. Und die Liebe für sich selbst findet man am besten in der Annäherung durch die Liebe, die man hoffentlich als Kind erfahren hat. Wenn man auf dieses Gefühl zurückgreifen kann, ist es - in meinen Worten: eine gute Referenzerfahrung. Nicht, um darin zu schwelgen, sondern um das Gefühl umzudrehen und die Liebe für andere ausdrücken zu können fast wie eine idealisierte Mutter für ihr Kind.

  • Das man sich in manchen Anleitungen zur Metta-Meditation jemand vorstellen soll, der einem nahe steht (z.B eine Mutter) hat nicht damit zu tun, dann man sich in einen vergangen "Zustand des Geliebtwerdens" versetzt und darin schwelgt. Sondern einfach nur, dass man sich jemand vorstellt, der einem viel gutes getan hat, und dem gegenüber man deswegen Dankbarkeit und Wohlwollen fühlt. Wobei Pema Chdrön irgendwo sagt, dass sie auf so viele Leute mit einem problematischen Verhältnis zur eigenen Miutter begenet ist, dass sie das inwzschen eher vorsichtig ist.


    Danke auch für diese Interpretation meines Erlebten.

  • Gerade im tibetischen Buddhismus ist die Mutter sehr idealisiert und steht für diese ichlose Liebe für ihr Kind. Die Grüne Tara als grosse Schützerin der Tibeter steht ebenfalls für dieses Ideal. Ich hatte auch schon den Eindruck, dass wir in der Hinsicht etwas verloren sind, wenn wir das 1:1 übernehmen. Ich weiss nicht, ob tibetische Mütter wirklich in so einem hohen Maß häufiger dem Ideal entsprechen, aber vielleicht sorgen auch schwierige Lebensumstände dafür, dass das stärker zum Tragen kommt. Ich musste mich dem Gefühl annähern wie beschrieben, nachdem es mir ja verloren gegangen war. Bevor diese Situation mich so stark berührt hat, habe ich schon lange die Grüne Tara als meine wichtigste Meditationsgottheit gehabt und sie war sozusagen u.a. zur emotionalen Stellvertreterin der Mutter geworden, die mir im im realen Leben fehlte. Ich denke, dass es auch mit anderen Gottheiten so sein kann. z.B. wenn einem väterlicher Schutz fehlte, man sich als Kind ungeschützt oder verraten gefühlt hat, dass der Bezug zu einem buddhistischen Schützer wie Mahakala sehr hilfreich sein kann, um diese innere Beziehung zu heilen.

    • Offizieller Beitrag

    Ist das nicht ein ein Unterschied: Metta wie im Metta-Sutta gelehrt ist doch einfach eine wohlwollende, freundliche Haltung. Wie man sie auch Leuten entgegenbringen Jann, die man nicht richtig kennt. Es ist auch mit Distanz möglich. Bei buddhistischen Lehrern merke ich diese tiefe Freundlichkeit ohne Ansehen der Person. Aber es liegt auch ein Nicht-Ahaften drin. Sie sind so jedem so freundlich und ich als Person bin da egal.


    Während das Bild von einer Mutter und ihrem Kind eben nicht Metta beschreibt sondern Mutterliebe. Eine Mutter ist nicht einfach wohlwollend, das Kind ist ihr "ein und alles" das sie liebt und beschützt und für das sie kämpft und sorgt. Da ist keine Distanz sondern Geborgenheit. In der Religionsgeschichte ist die Figur der "großen Mutter" - die ihre Liebe aussendet - allgegenwärtig. Von Isis bis zur Marienverehrung.


    Ich verstehe natürlich das beides zusammenhängt und man von Metta und Karuna bei der allumfassenden Mutterliebe landen kann. Aber trotzdem ist Metta nicht mit der Mutterliebe gleichzusetzen.

    • Offizieller Beitrag

    .... das Bild wird vielleicht nicht gut verstanden, wenn man nur an kuscheligkeit denkt.


    Akzeptanz, Offenheit, direkte Hilfe (in angemessener Form), wo nötig und möglich.

    Aber so sind doch gute eltern , oder? Sie lieben dich, sie unterstützten dich, sie lassen dich nicht allein, sie geben die Urvertrauen. Das was Kialya beschreibt geht doch weit über "Kuscheligkeit" hinaus:


    Zitat

    Ich musste mich dem Gefühl annähern wie beschrieben, nachdem es mir ja verloren gegangen war. Bevor diese Situation mich so stark berührt hat, habe ich schon lange die Grüne Tara als meine wichtigste Meditationsgottheit gehabt und sie war sozusagen u.a. zur emotionalen Stellvertreterin der Mutter geworden, die mir im im realen Leben fehlte


    Und es geht auch sehr über Metta hinaus. Ich meine das weder wertend noch kritisierend. ich stelle es einfach fest.

  • Eine Rezitation wie die Metta ist für mich zb persönlich eine, meine Erinnerung daran mich allen Lebewesen gegenüber gleich verbunden zu fühlen.

    Ohne Ausnahmen.


    Mein Mutterthema oder auch eine Mutterliebe-/Nichtliebe hätte damit nichts zu tun.


    Geht beim rezitieren um das

    ‚ hochhohlen‘ des Gefühls in mir für die Verbundenheit mit Anderen.


    Also um so eine Nähe aus einer Vorstellung (oder wer hat aus Erfahrung) beim rezitieren zu spüren.🙏

  • Was ich beschrieben habe sind zusätzliche Aspekte der Grünen Tara auf der psychologischen und damit tantrischen Ebene. Dennoch steht sie auch für das universelle Mitgefühl. Es kann sich mannigfaltig ausdrücken. Deswegen gibt es auch so viele Taras in so vielen Farben, die nicht alle für Mütterlichkeit stehen. Die weisse Tara ist schon ganz anders. Was ihnen allen gemeinsam ist, da findet man das, was im Kern das reine buddhistische Mitgefühl ist. Von welcher Seite man sich da annähert, ist aus tantrischer Sicht nur eine Frage der individuellen Voraussetzungen.

  • Die Entfaltung der Güte Vis 9


    Zitat

    Zu allererst aber hat man zu sich selber immer wieder die Güte zu entfalten: 'Möge ich glücklich sein, frei von Leiden!', oder: 'Möge ich frei sein von Haß, Bedrückung und Beklemmung, möge ich mein Leben glücklich verbringen!'


    Widerspricht das nun aber nicht in diesem Falle den folgenden Aussprüchen, in denen doch gar nichts von einer Entfaltung der Güte gegen sich selber gesagt wird? Es heißt doch in Vibhanga (XIII): "Wie aber, ihr Mönche, durchdringt der Mönch mit einem von Güte erfüllten Herzen zuerst eine Richtung?


    Gleichwie man da beim Anblick eines lieben, angenehmen Menschen Güte empfinden mag, so durchdringt er mit Güte alle Wesen." In Patisambhidā (II.130) heißt es: "Auf welche fünf Weisen vollzieht sich die unbegrenzt durchdringende Gemütserlösung durch Güte? 'Mögen alle Wesen frei sein von Haß, Bedrückung und Beklemmung! Mögen sie ihr Leben glücklich verbringen! Möge alles was Atem hat, alle Geschöpfe, alle Individuen, alle im persönlichen Dasein Einbegriffenen frei sein von Haß, Bedrückung und Beklemmung! Mögen sie ihr Leben glücklich verbringen!'" Ferner heißt es in der Sutte von der Güte (Snp.145):


    "Ach, möchten alle Wesen glücklich sein, voll Frieden,
    Und ihre Herzen ganz von Seligkeit erfüllt."


    Nein, das widerspricht dem Obigen nicht. Diese Worte nämlich werden mit Rücksicht auf die Volle Stufe gebraucht, jene aber mit Beziehung auf das Ich als Zeugen.


    Denn sollte einer auch hundert und tausend Jahre lang bloß zu sich selber die Güte entfalten: 'Möge ich glücklich sein usw.', so steigt ihm dadurch noch lange keine Volle Sammlung auf.


    Wer aber, in dem Gedanken: 'Möge ich glücklich sein!', sich selber zum Zeugen nehmend denkt:


    'Gerade wie ich die Freuden liebe und die Schmerzen verabscheue, wie ich zu leben und nicht zu sterben wünsche, genau so auch ist es mit den anderen Wesen': in einem solchen steigt der Wunsch auf, daß auch den anderen Wesen Wohl und Glück beschieden sein möge. Auch der Erhabene hat dieselbe Erklärung gegeben in den Worten (S.III.8):

    Einmal editiert, zuletzt von xxx ()