Anhaftungen lösen

  • Liebe Freunde,


    heute ist einer dieser Tage an denen ich, so denke ich, massiv unter Anhaftungen leide. Und ich bekomme das nicht aufgedröselt und gelöst. Könnte mir einer vielleicht erklären, was da bei mir mir abläuft?


    Konkret geht es beispielsweise darum, dass ich gerne, wenn es wieder möglich sein wird, mit einem kleinen Camper durch die Gegend fahre würde. Ich liebe die Berge, das Meer. Cornwall. Und es war schon in Kindertage ein Traum von mir. Das ist also der Ausdruck meiner Anhaftung, wie genau man die jetzt auch benennen möchte. Und ja, ich habe da noch mehr von auf Lager.


    Jetzt dazu, warum ich sie weg haben möchte: Kein Platz für einen eigenen Camper, was ich aber schöner, weil spontaner, fänd; beruflich ziemlich eingespannt; meine Frau will nicht dahin wohin ich gehen will; sie fährt nicht gerne im Camper rum; die Kinder sind in einem Alter, wo sie noch nicht ganz so lange allein gelassen werden können.

    Okay, das mag jetzt nach vielleicht nach einem Luxusproblem aussehen, aber mich belastet es halt. Ich habe also versucht a) dankbar für die Erlebnisse in der Vergangenheit zu sein, b) mich darin zu üben in der Gegenwart zu bleiben, nicht zu bewerten ... oder manchmal auch einfach nur mehr zu arbeiten;) Aber es gibt Tage, da kommt dieses kleine trotzige Kind in mir hoch und trommelt die ganze Zeit, dass es das jetzt haben will. Und es fängt an mir Vorwürfe zu machen, dass ich die falsche Familie gegründet habe. Zu feige und/oder zu blind war das zu tun, was mir wichtig war (-> Dankbarkeit für Vergangenes) usw. usw.


    Und ich denke dann: "Himmiharrschaftzaggramentzefixalleluja, warum kann ich eigentlich nicht einfach loslassen? Es hat in der Vergangenheit nicht geklappt, es wird auch in der Zukunft nicht klappen, warum kann ich nicht einfach loslassen? Und so wichtig ist es auch nicht. Du und deine Familie seid gesund etc." Aber das kostet soviel Kraft. Immer wieder muss ich mich auf den Atem fokussieren, auf das Gehen, das Abspülen, was auch immer nur damit diese Gefühle nicht hochkommen.


    Tja, und heute war bzw. ist wieder so ein Tag. Insofern wäre es schön, wenn mir da jemand einen Tipp geben könnte, wie man mit solchen Wünschen und Träumen umgehen kann. Falls ich da noch was anders machen kann.


    Liebe Grüße.

  • Hallo Zenbar,

    auch ich denke, lass Dich doch einfach in Ruhe träumen. Auch das Bestehen auf das Loslassen ist ein Anhaften.


    Aber es könnte auch sein, dass die Momente, in denen es Dir besonders schwerfällt

    Und ich denke dann: "Himmiharrschaftzaggramentzefixalleluja, warum kann ich eigentlich nicht einfach loslassen? Es hat in der Vergangenheit nicht geklappt, es wird auch in der Zukunft nicht klappen, warum kann ich nicht einfach loslassen? Und so wichtig ist es auch nicht. Du und deine Familie seid gesund etc." Aber das kostet soviel Kraft. Immer wieder muss ich mich auf den Atem fokussieren, auf das Gehen, das Abspülen, was auch immer nur damit diese Gefühle nicht hochkommen.

    einen besonderen Auslöser haben. Vielleicht steckt dahinter ja ein anderer Grund.

    Denn nur weil es in der Vergangenheit nicht geklappt hat, heißt das ja nicht, dass es in Zukunft nicht irgendwie möglich sein könnte, sich den Traum zu erfüllen - wie auch Lucy schreibt.

    Du bist schließlich kein Mönch! Und auch da: wieviele wünschen sich, ins Kloster zu gehen und endlich Mönch oder Nonne zu sein. Ist das nicht dasselbe?


    Vielleicht bekommt eben gerade dadurch, dass Du sie so bekämpfst, Deine Sehnsucht nach Campen in Cornwall o.ä. immer wieder Energie. Schau sie an, sag ihr, dass sie zu Dir gehört, dass sie da sein darf - oder nimm Dich einfach in den Arm ...


    Ende der 80er war ich bei Dr. Klaus Lange in der Gruppe im Buddhistischen Zentrum in Barmbek. Dort machten wir Reisen ins Unbewusste. Es wurden die verschiedensten Probleme angesprochen und auch "bearbeitet", d.h. es ging immer ums Annehmen "Du gehörst zu mir ...".

    Damals habe ich mich ständig um mein Übergewicht und meinen nicht beherrschbaren Hunger gegrämt. Es war der Beginn einer Freundschaft mit mir. Das Problem verschwindet vielleicht nicht, aber der Problemmacher.

    Diese Methode ist sehr sanft.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Lieber zenbar,


    ich sehe es so: Dieses Leben ist kostbar und es geht zunehmend schneller vorbei. Daraus erwächst für mich die Verantwortung, dieses Dasein wirklich auszufüllen, etwas daraus zu machen. Meine Tagträume zeigen, was mir wichtig ist und sind daher eine guter Hinweis auf Ziele und Pläne, die ich noch umsetzen möchte. Keinesfalls würde ich dagegen ankämpfen und versuchen, diese tiefen Wünsche in mir zu unterdrücken. Das würde das Problem sicher nicht verkleinern. Loslassen funktioniert nach meiner Erfahrung eher, wenn etwas anderes, Erfüllenderes an die Stelle dessen tritt, was mir so wichtig schien. Und das passiert meiner Erfahrung nach am ehesten dann, wenn ich meine Träume lebe statt sie zu bekämpfen.


    Auf einem ganz anderen Blatt steht nun, dass nicht zu jedem Zeitpunkt des Lebens alles möglich oder sinnvoll oder mit unseren beruflichen und sozialen Verantwotungen leicht vereinbar ist. Dennoch zeigt sich für Dinge, die uns wirklich wichtig sind, fast immer irgendeine Art von Weg - mag er auch angefüllt sein mit Zugeständnissen und scheinbaren Kompromissen. Lucy hat ja schon ein paar gute Ideen vorgebracht.


    Der Buddha hätte seinen Weg sicher nicht gehen können, nur, weil das irgendwer so von ihm erwartet hätte.

  • ne Reise im Camper


    Klingt unglaublich gut


    Bin dabei. Wann gehts los?


    Go and Love Yourself_()_:like:

    Der Weg des Bogens, wer hält den Bogen?:dao:

  • Gerade der erste Satz ist da wohl sehr treffend.

    Und ja, den Auslöser gibt es leider... Leider zu häufig, oder kann hier jemand mal das Wetter ändern? Den Geruch des Wetters?

  • Keinesfalls würde ich dagegen ankämpfen und versuchen, diese tiefen Wünsche in mir zu unterdrücken. Das würde das Problem sicher nicht verkleinern. Loslassen funktioniert nach meiner Erfahrung eher, wenn etwas anderes, Erfüllenderes an die Stelle dessen tritt, was mir so wichtig schien. Und das passiert meiner Erfahrung nach am ehesten dann, wenn ich meine Träume lebe statt sie zu bekämpfen.

    Etwas Erfüllerendes als das, von dem ich eigentlich spreche, dem Gleitschirmfliegen, habe ich nie erleben dürfen. Campen ist da schon eher was Kleines, das ich eher aufgeben kann. Ich habe schon versucht es durch was anderes zu ersetzen, aber es klappt einfach nicht. Nichts kommt dem nahe, was ich in der kurzen Zeit des Fliegens erleben durfte. Kein Motorradfahren, Tauchen, Zeichnen, Malen, Musizieren, ...

  • Eine Gefahr an solchen Träumen ist ja, dass sie ständig gegenwärtig sind, man aber vermeidet, sie zu verwirklichen.


    Wenn Fliegen das ist, was Du von ganzem Herzen willst, warum tust Du es dann nicht? So hältst Du Dich im Mangel, und verpasst, dass zu genießen, was du schon hast (wie Du schon erkannt hast). Irgendwann ist "tu es oder lass es" die einzige Option. Das hat etwas mit erwachsen werden zu tun (nein, das ist keine Frage des Alters; erwachsen werden dauert IMHO mindestens bis zum Erwachen :) ).


    (Vorsicht! Ein "geht nicht mit Familie und so" zählt nicht. Ein Freund von uns war gut bezahlter TV-Produzent, hat Job und Familie verlassen und ist jetzt Gleitschirmtrainer in den Südalpen.)


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Du machst es mir nicht einfacher... ;):nosee:

  • Ist das vielleicht das selbe wie als ich Jahrelang nicht zu einem ersehnten Urlaub gekommen bin


    Eigentlich lag das Problem vielmehr daran dass ich allgemein total erschöpft war


    Gegen diesen Zustand kann man viel konstruktiv machen


    Go and Love Yourself_()_:like:

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  • Keinesfalls würde ich dagegen ankämpfen und versuchen, diese tiefen Wünsche in mir zu unterdrücken. Das würde das Problem sicher nicht verkleinern. Loslassen funktioniert nach meiner Erfahrung eher, wenn etwas anderes, Erfüllenderes an die Stelle dessen tritt, was mir so wichtig schien. Und das passiert meiner Erfahrung nach am ehesten dann, wenn ich meine Träume lebe statt sie zu bekämpfen.

    Etwas Erfüllerendes als das, von dem ich eigentlich spreche, dem Gleitschirmfliegen, habe ich nie erleben dürfen. Campen ist da schon eher was Kleines, das ich eher aufgeben kann. Ich habe schon versucht es durch was anderes zu ersetzen, aber es klappt einfach nicht. Nichts kommt dem nahe, was ich in der kurzen Zeit des Fliegens erleben durfte. Kein Motorradfahren, Tauchen, Zeichnen, Malen, Musizieren, ...

    Unter "etwas Erfüllerendes" verstehe ich nicht noch mehr "weltliches Vergnügen", sondern für mich ist das das Füllen des Herzens zwecks Umwandlung der "Gier" in Akzeptanz und vielleicht später Liebe zu dem, was ist. Gier klingt hier sicher zu hart für Dich, fällt für mich aber in diese Wunschliste, wenn sie mich ständig beschäftigt.


    Mir war wichtig, mich von mir selbst zu befreien, von meinem Druck, was ich sein will, was ich haben will, was ich bedeuten will. Irgendwann habe ich festgestellt - und das bevor ich davon wusste -, dass es mir gut geht, wenn ich mich nicht ständig vergleiche oder darüber nachdenke, was ich hätte werden können oder wie ich hätte sein können. Immer, wenn ich an meine Verluste dachte, wurde ich traurig und unzufrieden.


    (Ich habe sogar festgestellt, dass ich jedes Mal traurig werde, wenn meine einsortierten Medikamente wieder "zu Ende" waren und ich (alle 6 Tage) neu sortieren musste. Bei dieser merkwürdigen Feststellung wurde mir klar, dass die meisten Gefühle Einbildung sind.)


    Erst mit der Akzeptanz dessen, was da ist, konnte ich anfangen, mich zu entspannen und mein Leben so zu führen, wie ich es jetzt immer und immer wieder führe - von Tag zu Tag, jeden Morgen aufs Neue dankbar zu sein, wenn es meinem Mann und mir gut geht, uns das Frühstück schmeckt, tun, was vor unseren Füßen liegt und wir keine weiteren Sorgen im Moment haben. Das kann sich nämlich alles schlagartig ändern.


    Durch diese Veränderung/Perspektive öffnen sich nämlich manchmal Türen, von denen "man" nicht einmal wusste.


    Zitat

    Nichts kommt dem nahe, was ich in der kurzen Zeit des Fliegens erleben durfte.


    Doch! Erfolgreiche Meditation, Glücksgefühle durch (spirituellen) geistigen Fortschritt.

    _()_

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    Ayya Khema

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  • Liebe Freunde,


    heute ist einer dieser Tage an denen ich, so denke ich...

    Ayya sagte....

    "...nicht so viel denken.... leben,lieben....":rose:_()_

  • Ich verbinde mit Anhaftungen Wesen und keine Dinge. Kann sein das dies nur bedingt richtig ist. Wenn ich nachdenke, fallen mir Anhaftungen ein "Dinge" loszulassen gar nicht schwer, von Wesen ob Menschen oder Tiere ist dies anders.


    Zum Loslassen gehört für mich ebenso der eigene Tod. Ich fürchte dieses Loslassen wird besonders schwierig, selbst wenn ich kaum Anhaftungen habe.


    Die Antwort liegt für mich in jahrelanger Praxis. Ohne massive Arbeit an sich selbst kann kein Fortschritt stattfinden.

  • Wenn Ich bedenke was nicht zu diesem Körper gehört und was er auch nicht braucht um zu leben ist loslassen von Anhaften gar nicht schwer. Früher war ich irgendwie beleidigt wenn es keine Reaktionen auf meine "Bedürfnisse" gibt. Heute bin ich froh wenn nichts reagiert. Ja ich seh auf mein Handy und bin froh keine Meldungen von verwandten Menschen zu bekommen. Das schwere Loslassen betrifft den Glauben das verwandte Menschen wichtig sind. Menschen sind wichtig und zwar die die jetzt da sind. Hauslosigkeit zu durchschauen ist echt schwer, es ist kein Verzicht sonder ein gehen in die Freiheit. Als Mensch mit Menschen.

  • Ich danke euch allen für eure Tipps und Hinweise. Insbesondere mkha' , dass der versteckte Inhalt geblieben ist. Mir hat er "gefallen". Gefallen ist das falsche Wort, aber du weißt, was ich meine.


    Das mit diesen Anhaftungen und Gier, wie Monikadie4. es ja korrekt nennt, hat mich an das Rauchen erinnert, dass ich vor langer Zeit aufgegeben habe. Und dennoch habe ich heute noch so Momente, bei denen ich denke, "Jetzt wärs irgendwie ganz nett". Aber inzwischen geht dieses Verlangen auch schnell weg. Nur Rauchen tat mir nicht gut. Das habe ich gespürt und eine Motivation gehabt aufzuhören. Das ist mit dem Fliegen irgendwie anders. Ich habe keine Ahnung, was da in mir getriggert wird. Das ist auch im Wesentlichen mein Problem.


    Wie auch immer, ich werde weiter meditieren, mich beobachten und versuchen loszulassen. Und versuchen dankbar zu sein für das, was war und was ist. Es ist halt ein langwieriger Prozess. Ohne Abkürzung.

  • ... hat mich an das Rauchen erinnert, dass ich vor langer Zeit aufgegeben habe. Und dennoch habe ich heute noch so Momente, bei denen ich denke, "Jetzt wärs irgendwie ganz nett". Aber inzwischen geht dieses Verlangen auch schnell weg.

    :heart: das geht mir auch manchmal so. Ich verbinde damit besondere Situationen. Aber auch das geht bei mir schnell wieder weg. Und so wird es Dir sicher auch mit allem Anderen irgendwann gehen.

    Ich wünsche Dir viel Erfolg und Frieden

    _()_ Monika

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • _()_

    Leider konnte ich aus zeitgründen nicht alles Lesen also verzeiht wenn es schon genant wurde.


    Hast Du schon versucht dich hin zu setzen und alle Gefühle und Gedanken die mit diesem Traum in verbindung sind zu fühlen und einfach kommen und gehen zu lassen?


    Wen Du denkst:"ich muss das weg haben" wird es nicht verschwinden. Wen Du es aber fühlst und als teil fon Dir anerkennst wird es mei er Erfahrung nach schwächer.


    Vorallem frag Dich doch mal wiso das so ein grosser wunsch ist. Was erhofst Du dir fon diesem Tripp, dan erkenn ich bei mir meist eine Vorstellung fon was ganz tollem das aber in realität nicht so passieren wird weil es nie genau so kommen kann wie man es plant.


    _()_

  • Wie auch immer, ich werde weiter meditieren, mich beobachten und versuchen loszulassen. Und versuchen dankbar zu sein für das, was war und was ist. Es ist halt ein langwieriger Prozess. Ohne Abkürzung.

    Hallo zenbar - ich habe gerade den Faden gelesen und es kam die Frage auf, wie es Dir inzwischen ergangen ist. Bist Du zu neuen Erkenntnissen gelangt?


    Hast Du Dich mal gefragt, was Du mit Camping verbindest - welche Bedürfnisse sich damit befriedigen?


    Du erwähntest Dein inneres Kind, das unbedingt will.


    Kinder können ziemlich penetrant auftreten, ne? :D


    Statt rational vorzugehen: „Das geht nicht, weil […]“


    Könntest Du mit ihm sprechen - ihm aktiv zuhören - Annahme.


    Manchmal geht es lediglich (hört sich banaler an, als es ist) darum, gehört zu werden - Einfühlung. Und selbst wenn nicht, steigt die Bereitschaft, selbst zuzuhören, wenn man alles rauslassen konnte.


    Was sind da für Gefühle - Trauer, Frustration/Ärger/Wut, Hilflosigkeit?


    Das Bedürfnis nach Autonomie/Selbstbestimmung,..?


    Leichtigkeit, Abenteuer, Verbundenheit...assoziiere ich auch damit.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa