Umgang mit körperlichem Schmerz

  • und dass seine Aussage sich nicht für den Schmerz gilt, den Du erlebt hast. :)

    Ja, so meinte ich es, und die Ergänzung siehe bitte hier: #56, gerade geschrieben.

    (Hervorhebung von mir)


    Jo. Das habe ich verstanden. Das ist eben Deine Annahme/Interpretation.


    Ich empfehle Dir, Dir dessen bewusst zu sein und in Erwägung zu ziehen, dass er es anders meinen könnte.


    Wenn Du davon ausgehst, dass es da Grenzen gibt („Was ich erlebt habe fällt nicht darunter“), beschränkst Du das, was er als „Natur des Geistes“ bezeichnet und nimmst Dir die Möglichkeit, die „große Verwirklichung“, die mit dieser Erkenntnis einhergeht, zu erfahren. :wrose:

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • Ich empfehle Dir, Dir dessen bewusst zu sein und in Erwägung zu ziehen, dass er es anders meint.

    Wie anders denn? Was denkst Du, wie anders er es meint? Nenne ein Beispiel, damit es nicht so abstrakt ist! Am besten aus Deiner eigenen Erfahrung.


    Und ich habe an keiner Stelle behauptet, dass nicht darunter fällt, wie ich es erlebt habe.

    Sondern dass mir eine Praxisanleitung oder zumindest Empfehlung fehlt, wie man nach und nach, beginnend mit leichteren Schmerzen zu arbeiten, zu dem Punkt kommt, dass man es schafft, auch mit höheren Stärkegraden spirituell gut arbeiten zu können. Ich wiederhole mich hier mit anderen Worten, dass da in dem Absatz keine Überleitung vorhanden ist.

    Und ich wiederhole mich, dass ich eine gewisse Lösung gefunden habe, indem, falls man im gesamten vergangenen Leben viel Hingabe empfunden und gelebt hat, auch dieses zählt für den Fall, dass der unfassbare Schmerz mit Sterben und Tod verbunden ist.

    Man muss also nicht traurig oder verzweifelt sein, dass man beim Üben im Umgang mit Schmerz scheinbar weiterhin am Grund herumdümpelt und keine Anleitung bekommt, wie man darauf aufbauen kann.

    Siehe Nr. #56 und # 58.


    So, nun aber an alle:

    Wie geht es Euch, anhand von Beispielen, beim Umgang mit Schmerz, wobei mit "Umgang" spirituelle Praxis gemeint ist?


    (wir haben uns nämlich schon zu lange mit Abschweifungen und ihren Korrekturen verzettelt)

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Ich empfehle Dir, Dir dessen bewusst zu sein und in Erwägung zu ziehen, dass er es anders meint.

    Wie anders denn? Was denkst Du, wie anders er es meint?

    Das habe ich ausgeführt. Siehe #59 Hat sich ggf. mit dem Post (s.o.) überschnitten.



    Zitat

    Und ich habe an keiner Stelle behauptet, dass nicht darunter fällt, wie ich es erlebt habe.

    Ah. Ok. Dass es nicht für den Schmerz/das Erlebnis gilt, d. Du erlebt hast, habe ich u.a. aus den Aussagen gelesen (Post #26): „Ich glaube, er meint da etwas ganz anderes als ich. Er meint leichtere Schmerzen, die man nicht immer sofort mit Schmerzmitteln dämpfen soll. Also gut, wenn es leichtere Schmerzen sind, kann man durchaus mit ihnen arbeiten. Man kann sicher auch gewisse Verwirklichungen, über lange Zeit und in kleinen Schritten, erlangen, wenn man diese Praxis immer wieder in Achtsamkeitanwendet. […]Als ich noch jung war, hatte ich extrem krampfartige Monatsschmerzen. So extrem und heftig, dass die Wehen vieler anderer Frauen, beim Gebären, Peanuts dagegen sind (in Gesprächen herausgefunden; habe keine Kinder), und Schmerzmittel wirkten hier nicht mehr. Oft dachte ich, ich muss sterben. Eines Tages wusste ich mal wieder nicht wohin mit mir, […]“


    (Hervorhebung von mir)


    Dass er damit nicht auch diese (von Dir geschilderte) Intensität von Schmerz meint, ist (oder wäre, falls Du es anders meintest) eben Deine Deutung, die aus seinem Textausschnitt nicht hervorgeht.



    Zu der Einnahme von Schmerzmitteln: ja/nein/...:

    Da steht nicht, dass man gar keine Schmerzmittel nehmen soll - auch nicht, dass/wann man welche nehmen soll.


    Er beschreibt im Kern lediglich, dass Schmerz transzendiert werden kann.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


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    Deepa

    3 Mal editiert, zuletzt von Deepa ()

  • Seufz, ist das mühsam.

    Das tut mir leid, dass Du das mühsam findest!


    Ich meine die Überleitung von der Anweisung Pönlop Rinpoches,

    Also eine schrittweise Anweisung zur Übung mit leichten Schmerzen bei Verzicht auf Schmerzmittel, bis hin zur Erfahrung mit starken Schmerzen.

    Das habe ich mir schon gedacht, wollte aber sicher sein. Deshalb habe ich diese Frage vorsichtshalber aus meiner Sicht schon beantwortet :) : Es gibt keine Überleitung, zumindest in der Praxis der Linien, die ich kenne,. Die Praxis ist immer die gleiche, das System der Übungen und Grundsätzen ist immer das gleiche.


    Der Weg zum Transzendieren der starken Schmerzen ist kontinuierliche Praxis des immer-selben Systems, es gibt meiner Meinung nach keine Spezialpraxis für starke Schmerzen, starke Gefühle, Schicksalsschläge, etc. Allerdings kann es durchaus Tipps für solche Situationen geben. Aber die sind dann so individuell, dass ich denke, die sind am besten in einem Lehrer/Schüler-Verhältnis aufgehoben.


    Was wann "wirkt" halte ich für völlig unvorhersehbar. Ich kann beispielsweise auch starke Schmerzen beim Zahnarzt oder bei der Physio mit meinem lädierten Arm sehr gut überwinden, chronische Zahnschmerzen (beispielsweise durch Zahnfleischentzündung) oder starke Migräne machen mich wahnsinnig.

    Mein erwachsener Sohn hatte vor ein paar Jahren Krebs, und ich konnte da unerwartet gut mit umgehen. Während die Tatsache, dass mein Vater alt und dement wird, sich erst sehr natürlich angefühlt hat, aber mich dann in eine tiefe Krise gebracht hat (die aber im Nachhinein sehr heilsam war).


    Es geht mir hier auch gar nicht darum, ob man angehaftet ist an seinen persönlichen Fortschritt in diesem Zusammenhang, und in dieser Hinsicht der Messung mit anderen. Das ist doch alles Zeitverschwendung, das musst Du doch selbst sehen, Aravind. Ich habe hier an keiner Stelle von persönlichem Fortschritt und der Messung mit anderen gesprochen.

    Genau, das bezog sich gar nicht auf Deinen Beitrag, hätte ich deutlicher machen sollen. Ich wollte Deine Sicht mit "Wie Du selbst schon sagst, jede und jeder kann Schmerzen und andere Dinge erfahren, da zerplatzt die Praxis," bestärken.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Das erfuhr und lernte ich ebenso von meinen Lehrern liebe @Lucy

    (Siehe Beitrag -8-)


    Der Rinpoche arbeitet hiernach wohl mit der vorgegebenen Essenz die uns der Buddha mit dem

    -Gleichnis der Säge-

    zum üben hinterlegte.


    Wir sind Nama-Rupa,

    Körper und Geist...❤️🙏

  • und insofern ist der Ausschnitt (Kontext wird ja leider nicht genannt) vermutlich ein Aufruf zu beständiger Übungspraxis, solange die „Schmerzen noch klein sind“, man also noch einfach üben kann - denn mitten im Sterbeprozess ist es dafür zu spät.

    Ja, da hast Du Recht, für solche Art Übung ist es zu spät.

    Gleichzeitig sprach ich von "Plan B", wie ich es jetzt mal nachträglich nenne: wenn die Praxis nicht mehr wirkt, sei es, weil sie nicht intensiv genug war oder sei es, weil der Zustand des Körpers es nicht zulässt, dann zählt beim Sterben in der Summe des Lebens der Grad der Hingabe/Vertrauen, wovon das ganze Leben getragen war.

    Man braucht sich also vorweg keine Sorgen zu machen, sofern man seinen Weg stets vertrauensvoll und aufrichtig geht. Ich denke da im Zusammenhang auch an Anhänger von Religionen, wo man spezifischen Praktiken im engeren Sinne, wie man sie im Buddhismus und auch Hinduismus kennt, nicht nachgeht, da sie dort unbekannt sind oder mit der Zeit verloren gingen. Sie haben diegleichen Chancen, wenn sie nur ihren Weg ehrlich, vertrauensvoll und voller Hingabe gehen und Fanatismus ihnen fern liegt.

    Allerdings bin ich sicher, dass ein vertrauens- und hingebungsvoller Mensch sich schon - intuitiv - ganz von selbst keine Sorgen macht; das ist in diesem Zusammenhang ganz natürlich.

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    Epiktet

    Einmal editiert, zuletzt von Amdap ()

  • Noch etwas, liebe Amdap ... und ich hoffe, Du siehst es ebenso gelassen neutral, wie ich: so, wie Du Dir in Deinem Beitrag Umgang mit körperlichem Schmerz (30) differenziertere Reaktionen auf Deine Darlegungen wünscht, bitte ich darum, von Verallgemeinerungen abzuseheṇ: (... wie Ihr seht ... Unser Problem ist dabei jedoch … Wir werden immer, …)


    Das ist die übliche Ausdrucksweise von lehrenden Lamas, da ist auch kein Unterschied zu hochrangigen Persönlichkeiten; sie sprechen von "wir", selten von "ich". Letzteres habe ich höchstens erlebt, wenn sie als Beispiel ein persönliches Erlebnis beschrieben.

    Und ich lasse von dieser Ausdrucksweise nicht ab, denn sie ist sehr praktisch. Das heißt aber nicht, dass ich etwa alles über einen Kamm schere. Das eine hat mit dem anderen nicht das Geringste zu tun.

    Deine Bemerkung kommt in vergleichbarer Logik so zu mir: "Jedes lebendige vierbeinige Wesen ist ein Tier. Der Elefant hat vier Beine. Also ist jedes vierbeinige Tier ein Elefant."

    Lies noch mal genau, dann verstehst Du, wie es gemeint ist.

    Wenn es keine Verallgemeinerungen gäbe, dann gäbe es das Wort "Verallgemeinerung" nicht. Würden wir Verallgemeinerungen vermeiden, so wäre ein Austausch äußerst schwierig.

    Und in diesem Fall, das schrieb ich bereits, darf ich die Verallgemeinerung benutzen, da ich davon ausgehe, dass niemand hier erleuchtet ist. Das Gegenteil zu beweisen wäre schwierig, wenn nicht unmöglich.


    Zitat

    "Gerade Nicht-Erleuchtete dürften wohl kaum alle einer Meinung, und somit unter einen Hut zu bekommen sein. :)"


    Bitte nicht aus dem Zusammenhang reißen. Das ist dann immer das Problem, dass dann der Rote Faden und das Verständnis verlorengehen.

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    Epiktet

  • Und in diesem Fall, das schrieb ich bereits, darf ich die Verallgemeinerung benutzen, da ich davon ausgehe, dass niemand hier erleuchtet ist. Das Gegenteil zu beweisen wäre schwierig, wenn nicht unmöglich.

    Guten Morgen Amdap,

    den Begriff "Erleuchtung" finde ich inzwischen ohnehin sehr verwirrend. Er impliziert, da sei jemand unfehlbar, einer der ständig in großem Licht gebadet lebt. Dem ist aber offenbar nicht so. Auch der Buddha hatte noch Schmerzen.


    Der Buddha war erwacht, und das ist jeder, der diese Welt und damit die Vier Edlen Wahrheiten erkannt hat und sich darin übt, dem Pfad zu folgen. Das ist ein lebenslanger Prozess. Er hört nie auf, weil alles vergänglich ist, auch Erleuchtungs-Momente. Aber diese Erfahrungen prägen und verändern das Gehirn nachhaltig. Desto größer der Fortschritt, desto "leerer" und somit befreier das Gehirn von Müll.


    Deshalb denke ich, es ist möglich, das Schmerzzentrum im Gehirn zu beeinflussen - was wissenschaftlich inzwischen auch bewiesen ist. Durch das, was ich erleiden, erleben, erlernen musste, hat sich mein Gehirn so geformt, dass meine Gefühle sich auf bestimmte Reize melden. Und das kann wieder geändert werden.


    Aber natürlich geht mein Beitrag jetzt zu weit.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Das habe ich mir schon gedacht, wollte aber sicher sein. Deshalb habe ich diese Frage vorsichtshalber aus meiner Sicht schon beantwortet :) : Es gibt keine Überleitung, zumindest in der Praxis der Linien, die ich kenne,. Die Praxis ist immer die gleiche, das System der Übungen und Grundsätzen ist immer das gleiche.

    Ja, das scheint mir auch so, dass es keine sich steigernden Praktiken gibt in Relation zu dem sich steigernden Schmerz.

    Ich habe sogar festgestellt, dass das auch auf das äußerst Subtile Sinken zutrifft. Viele Jahre lang, ungefähr zehn Jahre, habe ich danach geforscht, wie man sich vor äußerst Subtilem Sinken schützen kann. Doch es gibt einfach keine andere Methode als die, die man auch bei grobem Sinken anwendet.

    Man muss einfach immer wieder die einfache Methode anwenden. Es gibt anscheinend keine Antwort darauf, ob und wie man in Hinblick auf einen immer höheren Grad der Herausforderung eine spirituelle Praxis dementsprechend anpassen kann.

    Ich vermute, das gilt für alle Herausforderungen, was ich natürlich nicht erforschen konnte, das ist zu umfangreich. Könnte vielleicht mal eine Aufgabe für einen Mönch oder eine Nonne sein, bzw. einen Menschen, der keine anderen Verpflichtungen hat und sich Zeit dafür nehmen kann.

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  • Deshalb denke ich, es ist möglich, das Schmerzzentrum im Gehirn zu beeinflussen - was wissenschaftlich inzwischen auch bewiesen ist. Durch das, was ich erleiden, erleben, erlernen musste, hat sich mein Gehirn so geformt, dass meine Gefühle sich auf bestimmte Reize melden. Und das kann wieder geändert werden.

    Dem stimme ich voll und ganz zu.

    Genauso geht es ja auch andersherum, wenn man künstlich einen chronischen Schmerz versucht zu ignorieren und das Gehirn sich dann rächt mit übersteigertem Schmerzgedächtnis.

    Es ist also wichtig, dass man mit etwas arbeitet, anstatt es zu verdrängen, egal ob es ein chronischer Schmerz ist oder etwas anderes.

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  • Manchmal geht es nicht ohne Schmerzmittel! Heute habe ich wieder totale Schmerzen an meiner unteren Bandscheibe. Schmerzmittel habe ich noch keine genommen, da ich immer wieder versuche meinen Geist woanders hin zu lenken, auf den Atem oder auf das Herz! Der Geist geht oft wieder zum Schmerz zurück. Kopfschmerzen kommen auch langsam, da dies sich von der Bandscheibe überall hin überträgt. Ich versuche dann immer zu meditieren und den Geist woanders hin zu bringen! Momentan ist es so, das ich den Schmerz nicht wahr nehme!

  • Bei Schmerzen versuche ich mich nicht mit dem Gefühl zu identifizieren, es als ein Phänomen zu beobachten sozusagen aus einer Distanz, wie von außen. Das funktioniert nicht perfekt, aber es hilft auch bei länger anhaltenden und starken Schmerzen nicht durchzudrehen.

    Das ist interessant, denn der Dalai Lama empfiehlt vorbeugend bei Subtilem Sinken, und rechtzeitig bevor es zu äußerst Subtilem Sinken kommt, sich mental sozusagen in eine "Ecke" des Raumes zu setzen und sich selbst dabei zu beobachten, was im Geist vor sich geht.


    Da sehe ich eine große Ähnlichkeit.

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    Epiktet

  • Manchmal geht es nicht ohne Schmerzmittel! Heute habe ich wieder totale Schmerzen an meiner unteren Bandscheibe. Schmerzmittel habe ich noch keine genommen, da ich immer wieder versuche meinen Geist woanders hin zu lenken, auf den Atem oder auf das Herz! Der Geist geht oft wieder zum Schmerz zurück. Kopfschmerzen kommen auch langsam, da dies sich von der Bandscheibe überall hin überträgt. Ich versuche dann immer zu meditieren und den Geist woanders hin zu bringen! Momentan ist es so, das ich den Schmerz nicht wahr nehme!

    Lieber @Buddhaschickle, mir gefällt Deine Ehrlichkeit.

    Etwas Ähnliches habe ich ja auch am Anfang geschrieben.

    Und ich möchte hier hinzufügen, dass es wichtig ist, dass die Klarheit des Geistes nicht beeinträchtigt ist. Ich schrieb am Anfang, dass Diclofenac bei mir sehr ungünstig wirkt, indem der "Dumpfkopf" als Begleiterscheinung auftritt, und ich es nicht mag, wenn ich nicht klar denken kann.

    Muss man also notgedrungen und nur kurz vorübergehend mal ein Schmerzmittel nehmen, so soll man es mit Bedacht auswählen. Möglichst so, dass es den Geist nicht negativ beeinträchtigt.

    Übrigens, ich habe festgestellt, dass es auch eine gute Übung ist, dabei das Nachlassen des Schmerzes zu beobachten. Eine Übung von genauso guter Qualität wie alles andere, was man achtsam betrachtet.

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  • Das stimmt. Ich beobachte auch immer das nachlassen des Schmerzes um auch vor allem mich achtsam zu bewegen, das der Schmerz nicht wieder kommt. Eine falsche Bewegung und es macht: Knack und der Schmerz ist wieder da. Schwere Lasten zu heben, wurden nach dem CT von meinem Arzt verboten. Aber oftmals kann ich mich nicht daran halten, da mein Mann und ich alleine kämpfen müssen. Bei uns gibt es niemanden der das schwere uns tragen hilft. Aber wir versuchen immer das beste zu machen und machen es selbst.


    Mein Mann sagt immer: wer selbst kämpft, nicht aufgibt wenn die Schmerzen noch so stark sind, kommt man zum Erfolg!

  • Man muss einfach immer wieder die einfache Methode anwenden. Es gibt anscheinend keine Antwort darauf, ob und wie man in Hinblick auf einen immer höheren Grad der Herausforderung eine spirituelle Praxis dementsprechend anpassen kann.

    Ich vermute, das gilt für alle Herausforderungen, was ich natürlich nicht erforschen konnte, das ist zu umfangreich. Könnte vielleicht mal eine Aufgabe für einen Mönch oder eine Nonne sein, bzw. einen Menschen, der keine anderen Verpflichtungen hat und sich Zeit dafür nehmen kann.

    Ja, es gibt nur die "einfache Methode" - nämlich einfach sitzen, einfach atmen, einfach beobachten, immer wieder einfach loslassen. Und das dauert viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Denn es gibt keine Anpassung der spirituellen Praxis an immer höhere Grade der Herausforderung. Ein Grashalm wächst auch nicht besser, wenn man daran zieht.


    Denn wenn schon der Buddha - also eben auch noch nach seiner Erleuchtung und jahrzehntelanger "Sitz-Praxis" - selbst am Ende seines Lebens noch nicht schmerzfrei war, wieso sollten wir dann glauben, wir würden das erreichen. Es ist auch nicht das Ziel, keine negativen Erlebnisse und Leiden mehr zu "haben", sondern sie durch diese Praxis nicht mehr als Leiden ertragen zu müssen, obwohl wir sie erkennen, also wahrnehmen können.


    Das Leiden bleibt, aber der Leidende ist verschwunden.

    _()_

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Das Leiden bleibt, aber der Leidende ist verschwunden.

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    Leiden gibt es nur in Abhängigkeit desjenigen, der Leiden erfährt, erlebt. Bleibt das Leiden obwohl niemand mehr Leid erfährt, erlebt, dann wäre Leiden ein aus sich heraus existierendes, unabhängiges Phänomen. Aber aufgrund des abhängigen Bestehens kann dies nicht sein. Ohne Leidenden gibt es kein Leid und ohne Leid gibt es keinen Leidenden.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Ich gehe nicht davon aus, dass Erleuchtete frei von Schmerzen sind.

    Und das macht auch keinen Sinn, besonders bei den "Leitfiguren" großer Religionen bzw. Weltreligionen. Gerade bei Jesus Christus dreht sich in der Hauptsache alles um den Schmerz, und nicht Weihnachten, sondern der Karfreitag ist der höchste Feiertag bei den Christen. Beachtet bitte, dass im Christentum ein regelrechtes Ritual sich rund um den Schmerz entwickelt hat; man denke nur mal an den Kreuzweg mit seinen 14 (richtig?-weiß nicht mehr genau) Stationen, der als unterstützende Einleitung gedacht ist zur Betrachtung des eigenen Schmerzes beliebigen Erscheinungsbilds.

    Ich weiß nicht, ob der Schmerz auch im sehr frühen Christentum so eine Hauptrolle gespielt hat, mir scheint es eher nicht so, aber es ist eine Tatsache, dass hier der Kult um den Schmerz, und das Üben damit, sich mit der Zeit erfolgreich durchgesetzt hat, warum auch immer.

    Zumindest ist es etwas, von dem jeder betroffen ist und was jeder üben kann. Das hat wohl das Üben mit dem Schmerz so erfolgreich gemacht.


    Wenn Buddhisten mit dem Schmerz üben, ist es eine ähnliche Achtsamkeitsübung wie bei anderen Meditationsobjekten auch.

    Das macht die Übung weder besser noch schlechter als in anderen Religionen, denn immer ist es etwas ganz Individuelles.

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  • Denn es gibt keine Anpassung der spirituellen Praxis an immer höhere Grade der Herausforderung.

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    Das spielt eben nur auf einer relativen Ebene auch eine ‚ Rolle‘.🙏

  • Denn es gibt keine Anpassung der spirituellen Praxis an immer höhere Grade der Herausforderung.

    _()_

    Das spielt eben nur auf einer relativen Ebene auch eine ‚ Rolle‘.🙏

    Kannst Du das näher erläutern? Ich verstehe nicht ganz, wie Du das meinst.

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  • Das Leiden bleibt, aber der Leidende ist verschwunden.

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    Leiden gibt es nur in Abhängigkeit desjenigen, der Leiden erfährt, erlebt. Bleibt das Leiden obwohl niemand mehr Leid erfährt, erlebt, dann wäre Leiden ein aus sich heraus existierendes, unabhängiges Phänomen. Aber aufgrund des abhängigen Bestehens kann dies nicht sein. Ohne Leidenden gibt es kein Leid und ohne Leid gibt es keinen Leidenden.

    Ich weiß nicht, wie ich das jetzt verstehen soll.


    Das "Phänomen des Leidens" existiert unabhängig davon, ob ich es wahrnehme oder nicht. Ein gefolterter hochentwickelter Mönch mag seine Qual nicht mehr als "sein Leiden" betrachten, aber das Leid ist doch offensichtlich. Dafür gibt es ja auch das Mit-Leiden mit diesem Menschen. Ich glaube nicht, dass der Dalai Lama über seine von der chinesischen Armee gefolterten Mit-Mönche und Mit-Nonnen meinte, dass diese ja nicht mehr zu leiden hätten, nur weil sie sich nicht mehr als Leidende sahen. Ich bin sicher, dass ihm das Herz schmerzte.

    _()_

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    Ayya Khema

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  • Zum transzendieren und läutern der Dinge und Situationen, auch Schmerzen zb dient mir täglich das relative Alltagsgeschehen.


    Wie ein schönen großer Garten, der neu beackert werden kann geben mir ja die täglichen Gelegenheiten ständig neu die Möglichkeit innerlich Samen zu setzen, zur Bearbeitung und um Läuterung in mir voran zu treiben und so daran wissentlich zu wachsen das anschließend Spirituelle Frucht in mir entstehen kann.


    Ein Wachstum das dann durch die eigentliche Verdauung (so nannte es Ayya sehr gern) aus Wissen und Anwendung ( Handlung) den Vorgang innerer Absolutheit erst entwickeln lässt.


    Auf einer Absoluten Ebene gibt es Dinge,Situationen, auch körperlichen Schmerz weiterhin doch kein Urteilen oder werten, keinerlei manifestieren dieser.


    Sondern ein absolutes erleben des Daseins in dieser Geistformation und Klarheit darüber das Alles auf der Relativen Ebene aus den vier Elementen entsteht und auch wieder vergeht.❤️🙏

  • Okay, mkha', aber das ist für mich schon wieder eine Diskussion um Begriffe. Es geht in diesem Thread ja darum:

    "Wie sicher sind Sie, dass Sie fähig sind, direkt in die Natur Ihres Geistes zu schauen, wenn Sie sehr starke Schmerzen haben? Das ist die große Frage. Wenn wir wirklich unbewegt auf den Schmerz schauen können, wenn wir mit ihm umgehen und ihn transzendieren können - ohne auszuflippen und ohne nach Schmerzmitteln zu suchen - , dann können wir in diesem Augenblick große Verwirklichung erreichen. Meistens greifen wir jedoch nach Paracetamol, sobald wir Schmerzen haben, sogar dann, wenn es nur leichte Kopfschmerzen sind."

    Ob ich Schmerzen nun Leid nenne oder ein Leiden, ist m.E. völlig jedem überlassen. Wer fähig ist - so das Zitat - in die Natur des eigenen Geistes zu schauen, obwohl da starke Schmerzen sind ...


    Wenn da starke Schmerzen sind, dann sind die da, ob ich nun fähig bin, unbewegt auf ihn zu schauen ..., dann bleiben da dennoch Schmerzen, auch wenn ich nicht mehr darunter leide. Sonst wäre es ja keine Herausforderung und Möglichkeit, große Verwirklichung zu erreichen. Die gibt es dann nämlich auch nicht.


    Im übrigen: Wenn denn alles so 1:1 übernommen werden könnte, also unser Verstand soviel begreifen könnte, dann bräuchte auch ein Buddha nicht mehr zu ruhen, seinen schmerzenden Rücken nicht mehr zu schonen usw.


    Diese "leidfreien, leeren" Erfahrungen sind alle nur außerhalb des dualistischen Denkens nur in der Meditation und tiefen Versenkung möglich.


    Ansonsten ist das für mich nämlich schon wieder Spekulatius.

    _()_

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    Ayya Khema

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  • Diese "leidfreien, leeren" Erfahrungen sind alle nur außerhalb des dualistischen Denkens nur in der Meditation und tiefen Versenkung möglich.

    Ich bin dafür, das mal zu testen. Man könnte einem versunkenen Yogi mal in den Zeh kneifen und gucken was passiert.


    EDIT: Natürlich nur nach Absprache mit dem Yogi :erleichtert:

    2 Mal editiert, zuletzt von Erdmaus ()

  • Ich dafür, das mal zu testen. Man könnte einem versunkenen Yogi mal in den Zeh kneifen und gucken was passiert.

    Naja, die Yogis zeigen schon, wieviel sie aushalten. Ob sie dabei leiden oder nicht, kann keiner wissen. Außer man hat derartige Erfahrungen.

    ;)8)

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    Ayya Khema

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  • Des weiteren verweise ich noch auf eine Geschichte Fon ajhan Brahm: in einem Waldkloster lebte ein Mönch der schlechte Zähne hätte, da der Zahnartzt weit weg wahr und auch das Geld knapp war zog dieser Mönch sich einen Zahn selber :eek: (nur das Lesen tat mir schon weg) der Mönch erklärte Brahm aber das die Angst und die Versteifung darauf den Schmerz erst unerträglich mache.

    Bei der Geschichte muss ich an meinen Vater denken, der sich so einige Zähne selber mit der Kombizange zog... Mit seiner "Härte" hat er mich früher beeindruckt.... Bis mit später klar wurde, dass er das nur gemacht hat, weil er offenbar tierische Angst vorm Zahnarzt hat. :grinsen: