Die Vier Brahmaviharas

  • Dazu gibt es sicher bei dem einen oder anderen wie bei mir, noch was zu lernen / zu wissen. Ich habe mir heute die Frage gestellt, was denn der Unterschied ist zwischen mitfühlender Liebe und Mitgefühl. Und es nachgelesen :


    Was könnte was bei Metta beschrieben wird gemeint sein mit :

    "Opfert sich nicht für die Formen der Maya ? "


    Habt ihr Beispiele ?




    Zitat


    Die Brahmavihāras (Skt. brahmavihara, Pali: brahmavihara; die vier göttlichen Verweilungszustände, die vier Erhabenen Verweilungen) werden auch als Wohnstätten Brahmas bezeichnet.

    Diese Zustände aus dem Brahmavihara Sutta des Anguttara Nikaya und des Mettāsahagata Sutta[2] des Samyutta Nikaya 46.54 sind die Basis für viele buddhistische Meditationsübungen (brahmavihāra-bhāvanā) im Theravada[3] wie auch im Mahayana. Damit die vier Geisteshaltungen unermesslich sein können, sind geistige Stabilität und unterscheidendes Gewahrsein erforderlich.

    "Damit die vier Geisteshaltungen unermesslich sein können, sind geistige Stabilität und unterscheidendes Gewahrsein erforderlich".


    Kann mir einer erklären was mit den beiden Fähigkeiten genauer gemeint ist ? Wie könnte man die beiden noch umschreiben ?


    Was auch ganz gut ist zu wissen oder euch interessieren könnte ist das was in dem folgenden Artikel über den Zustand Gleichmut steht :


    Zitat


    Der vierte Brahma Vihara ist der Gleichmut (Upekkha). Wir sollten wissen, dass der Gleichmut der Göttlichen Verweilungszustände manchmal durch die kilesa (Geistesunreinheiten) beeinträchtigt sein kann. Manche Menschen empfinden „Gleichmut“ gegenüber den Menschen, die sie sowieso nicht mögen. Ob sie krank sind oder ihr Glück usw. verloren haben berührt sie in keiner Weise. Diese Einstellung könnte man als einen Aspekt des „Gleichmuts“ bezeichnen, jedoch ist dies nur Gleichgültigkeit.

    Gleichmut und Gleichgültigkeit sollten wir hier nicht verwechseln! Gleichmut beinhaltet die Qualität, unberührt zu bleiben. Besonders dann, wenn wir erkennen müssen, dass es jenseits unserer Fähigkeiten liegt, allen unseren Freunden oder allen Menschen dieser Welt helfen zu können. Auch dann gelassen zu bleiben, wenn andere uns beschimpfen oder schlechte Dinge über uns sagen, ungeachtet der gesellschaftlichen Stellung die diese Menschen uns gegenüber einnehmen mögen.

    Die meisten von uns, können den Menschen gegenüber gleichmütig bleiben, die wir nicht mögen. Es wird jedoch schwierig sein diese Haltung auch denen gegenüber einzunehmen, die wir mögen. Solange wir von den vier Befangenheiten wie – Abneigung, Zuneigung, Gedankenlosigkeit und Angst – geleitet werden, wird es für uns unmöglich sein, perfekten Gleichmut zu bewahren. Manchmal können wir unberührt oder unparteiisch bleiben – und ein anderes Mal können wir das nicht – und so werden wir auch weiterhin Kummer und Ärger ausgesetzt sein. (..)

    DIE VIER GÖTTLICHEN VERWEILUNGSZUSTÄNDE – GLEICHMUT (UPEKKHA) VON PHRA ACHARN PLIEN - MeditationThailand.org/de


    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).

    Einmal editiert, zuletzt von Rigpa ()

  • Danke für die Eröffnung Rigpa _()_

    Beschäftige mich auch gerade damit, speziell Liebe im buddhistischen Verständnis.

    Ich hätte auch gleich 1 Frage:

    - ist unser westliches Verständnis der objektbezogenen Liebe ,z.b. Partnerin, komplett mit in der 1 brahmavihara, der liebenden Güte mitenthalten?

    Also, wenn ich grenzenloses Metta zu allen Wesen entwickle, gibt es dann theoretisch noch eine weitere Form der Liebe im Buddhismus?

  • Metta ist schwierig zu übersetzen ich kenne kein Wort, welches die Bedeutung von Metta vollständig wiedergibt.


    Ich denke Metta kann man nicht intellektuell erfassen sonder nur im Gefühl

  • Beschäftige mich auch gerade damit, speziell Liebe im buddhistischen Verständnis.

    Ich hätte auch gleich 1 Frage:


    - ist unser westliches Verständnis der objektbezogenen Liebe ,z.b. Partnerin, komplett mit in der 1 brahmavihara, der liebenden Güte mitenthalten?


    Metta bezeichnet nicht die sinnliche Liebe. Ich würde Metta mit Wohlwollen übersetzen

    2 Mal editiert, zuletzt von Punk ()

  • Also, wenn ich grenzenloses Metta zu allen Wesen entwickle, gibt es dann theoretisch noch eine weitere Form der Liebe im Buddhismus?

    Das weiß ich nicht, ich muss das selbst noch genau heraus finden. : ) Metta würde den Partner mit einschließen, so dieses " der gehört mir " Eifersucht, gäbe es dann wohl nicht. : )

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).

  • - ist unser westliches Verständnis der objektbezogenen Liebe ,z.b. Partnerin, komplett mit in der 1 brahmavihara, der liebenden Güte mitenthalten?

    Die Unterscheidung liegt nicht im "Objekt", sondern im Gegensatzpaar bedingt/unbedingt.

    Liebe ist etwas, was es aus Gründen gibt. Weil ein Kind mein Kind ist. Weil mein Partner mein Partner ist.


    Metta, liebende Güte, ist wie Gleichmut ein Zustand, kein Gefühl. In dem man Liebe zu allen fühlenden Lebewesen hat. Egal, ob sie einen lieben, nett zu einem sind, sich auch zu einem hingezogen fühlen.


    Auch hier ist der Test: Erzeugt es Dukkha? Bedingte Liebe wird irgendwann Dukkha erzeugen. Mein Partner verlässt mich, ich sterbe, mein Kind ist nicht so, wie ich es haben möchte.


    Metta nicht, weil Metta unbedingt ist.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Es gibt eine Liebe die ohne Mein, Ich, Person auskommt, sogar ganz ohne "Ich liebe dich." (Das klingt sogar wie Getrenntsein.)


    Metta, liebende Güte, ist wie Gleichmut ein Zustand, kein Gefühl.

    Damit hat es auch nichts zutun, das ist nur ein Nebeneffekt.

  • Sinnliche Liebe im Sinne von Sex, meinte ich nicht,(du wahrscheinlich auch nicht, aber der Begriff "sinnliche Liebe" wird oft in diesem Zusammenhang verwendet), aber natürlich ist die Liebe zu meiner Partnerin, von meiner sinnlichen Erfahrung (Auge etc.) abhängig.

    "Wohlwollen" beschreibt es in dem Falle aber nicht ausreichend.


    Die Liebe zu meiner Partnerin ist bedingt, aber nicht nur, weil sie meine Partnerin ist, sondern, weil ich sie als so einzigartig und besonders erlebe.

    Der Test ergibt, dass dukkha entsteht, wenn sie nicht mehr da wäre.


    Worunter verordne ich diese wunderbare,heilsame und Glück erzeugende, aber bedingte und bei Wegfall dukkha erzeugende Liebe im Buddhismus, wenn es nicht Metta ist?


    Ist Metta tatsächlich unbedingt? Zumindest ist Metta doch auch von der sinnlichen Wahrnehmung abhängig, oder nicht?

    Existiert Metta ohne uns Menschen als Voraussetzung?

    3 Mal editiert, zuletzt von Railex ()

  • Railex Die Liebe zu deiner Partnerin ist bedingt, weil ihr in wechselseitigen Abhängigkeiten seid

    Diese Liebe hat aber keine Bedingungen und sie ist nicht von euren gegenseitigen Abhängigkeiten abhängig und doch ist sie da ganz ohne Bindungen.

    Selbst wenn ihr neue Partner findet, wird sie da sein.

    Alle vergangenen und gegenwärtigen und die zukünftigen Menschen, mit denen du diese Liebe teilst, finden Platz darin.

    In der einen Liebe, die unteilbar ist.

    Das Erkennen dieser Liebe macht es möglich alle fühlenden Wesen zu lieben, das nenne ich Metta, weil es dafür hier keinen Begriff gibt.

    3 Mal editiert, zuletzt von Noreply ()

  • Dies klingt sehr schön Noreply, aber gibt es diese unbedingte Liebe tatsächlich? Alles ist bedingt, habe ich vom Buddha gelernt.


    Der XIV. Dalai Lama sagt z.b.: " Wir sind fähig, anderen Wesen gegenüber Zuneigung, Liebe und Mitgefühl zu entwickeln, wenn wir uns bewusst machen, dass wir die unbegrenzte Fähigkeit zur menschlichen Zuwendung besitzen."


    Also, auch der Dalai Lama gibt eine Bedingung vor, hier, das bewusst machen.


    Ich möchte jetzt aber auch kein Phantom jagen, um die von dir beschriebene Form der Liebe zu finden Noreply, sondern, wie ordne ich die bedingte Liebe zu einem bestimmten Objekt, wie meiner Partnerin, ein!?

    Ist dies, so wunderbar und einzigartig sie mir auch erscheint, "nur", als weiteres Phänomen zu verstehen, das dem Dharma Mudra unterworfen ist, auch, wenn es für uns ein besonders heilsames Phänomen ist?

  • Die Liebe zu deiner Partnerin ist bedingt, weil ihr in wechselseitigen Abhängigkeiten seid.


    Diese Liebe hat aber keine Bedingungen und sie ist nicht von euren gegenseitigen Abhängigkeiten abhängig und doch ist sie da ganz ohne Bindungen.

  • O.k., also, betrachte ich diese Form der Liebe zwischen zwei Menschen, als vergängliches, aber besonders heilsames Phänomen und habe diese Frage für mich somit selbst geklärt. Vielleicht spielen ja noch karmische Prozesse eine Rolle, wenn zwei Menschen sich lieben, aber das ist jetzt nicht so relevant für mich. Danke für eure Beiträge dazu!!


    Sry Rigpa, dass ich mich mit meinem Anliegen so eingeschoben habe und noch nicht auf deine Fragen eingegangen bin, aber ich ging mit der Liebe jetzt schon ein paar Tage "schwanger" und benötigte Klarheit für mich; vielleicht meldet sich noch jemand, der dir gut und genau antworten kann, ich denke weiter darüber nach.


    Überhaupt scheinen alle brahmaviharas erst durch Einsicht und Bewusstmachung, aufgedeckt, entwickelt und kultiviert werden zu müssen, falls nicht im genügenden Maße vorhanden.

    Dies entspräche ja konkret dem 2ten,6ten und 7ten Teil des 8fachen Pfades: Rechte Gesinnung, Rechtes Streben und Rechte Achtsamkeit.


    Ich verbuche jetzt mal ebenso für mich, dass die unterschiedlichen Veranlagungen der Menschen, diese Fähigkeiten innezuhaben und zu kultivieren, womöglich karmisch bedingt sind.


    Jetzt verstehe ich auch, warum man als Buddhist eigentlich nie zuviel Zeit oder gar Langeweile haben sollte: es gibt ja ständig heilsame Geisteszustände, die brahmaviharas und paramitas etc. zu kultivieren.:rad:


    Edith: " opfert sich nicht für die Formen der Maya" würde ich auslegen, als: metta ist/bleibt unberührt von Maya (Illusionen), bei ausreichender Entfaltung.

    Einmal editiert, zuletzt von Railex () aus folgendem Grund: Ergänzung

  • Ist Metta tatsächlich unbedingt? Zumindest ist Metta doch auch von der sinnlichen Wahrnehmung abhängig, oder nicht?

    Existiert Metta ohne uns Menschen als Voraussetzung?

    Railex

    Metta ist un-bedingt im Sinne, dass egal was passieren könnte, angenommen deine Freunde würde dich nichts mehr lieben... *lach* ( sorry), oder sie wollte Sex , aber du nichts , oder umgekehrt, egal, du kannst das ganze hin- und her-drehen, mit allen möglichen Variationen,

    aber die Hauptsache bleibt, du würdest , unabhängig von der Situation als so wie nichts re-aktiv ( nichts automatisch) und absolut gelassen zu re-agieren. Dann es wäre dann deine Entscheidung und deine Wahl.

    Wenn sogar der Mensch, welchen du liebt, dir sehr weh tun würde, du würdest ihn sowieso lieben, akzeptieren und anerkennen.

    Der andere Beispiel über Metta und das bedingte "Entstehen".

    Du kommst an die Arbeit, aber dein Arbeitegeber ist auf dich sehr sauer, er macht dir egal welche Vorwürfe, aber du weiss, das wäre keine deine Schuld drin, oder er beleidigt dich persönlich, dass du deine Verpflichtungen nicht nachgehest, du kannst überhaupt dein Pensum nichts meistern... Also deine Ausbildung wäre dann für die katz, und du wärest die absolute Niete.

    Der Mensch ohne Metta würde sofort mit Wut oder Verärgerung re-agieren, aber wenn du "Metta" kultivierst, du kannst er-sehen...

    Dein Arbeutegeber könnte die eigene Probeleme haben, so z.B., er hatte die ganze Nacht nichts geschlafen, oder er hätte die Probleme in der eigenen Ehe, und wollte es egal wie aus-re-ageren, er wäre frustriert, weil sein Sohn sehr schelchte Noten in der Schule bekommt, wieder und wieder, und er weiss überhaupt nichts, was sollte er machen... usw...

    Das alles sind die bedingte Umstände, Be-ding-ungen.

    Aber wenn du dahinter immer , egal wie dieser Mensch sich dir gegenüber sich verhält, immer den lebendigen und einzigartigen Menschen siehst, der selbst leidet, dann du würdest ihn niemals be(ver)-urteilen, sogar sehr mögen, wenn es sogar paradoxal klingt.

    Denn er ist nur der Mensch, wie du auch, keine Maschine.... Das verbindet uns alle auf sehr tieferen Ebene....

    Und das verstehe ich unter Metta, oder , egal, wie es das ganze heisst.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Also sind wir Menschen die Voraussetzung/Bedingung für Metta Igor07 !

  • Also sind wir Menschen die Voraussetzung/Bedingung für Metta Igor07 !

    Leider, es ist enorm schwierig, im , z.B., im letzem ("") Mörder, Serien-Killer oder Vergewaltiger die "Buddha-Natur" durchzuschauen.

    Aber ohne diese ur-sprüngliche Güte egal welche Metta wäre schier unmöglich.

    Ironsich ausgedrückt, Railex , wir können den Killer in den Heiligen kaum verwandeln.

    Aber unsere Seele zu retten, bestimmt! ( in technischen Terminis von Christentum).

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Worunter verordne ich diese wunderbare,heilsame und Glück erzeugende, aber bedingte und bei Wegfall dukkha erzeugende Liebe im Buddhismus, wenn es nicht Metta ist?

    Anhaftung/Gefühl/Emotion.



    Ist Metta tatsächlich unbedingt? Zumindest ist Metta doch auch von der sinnlichen Wahrnehmung abhängig, oder nicht?

    Existiert Metta ohne uns Menschen als Voraussetzung?

    Gut, dass Du nachfragst! "Unbedingt" im Sinne von: Ich stelle keine Anforderungen an das Lebewesen, dem ich Metta zukommen lasse.


    Ich hätte eigentlich schon oben das "Metta-Sutra" zitieren sollen, das ist ziemlich klar und ziemlich schön:


    SNP 1.8

    Zitat

    This is what should be done


    By one who is skilled in goodness,


    And who knows the path of peace:


    Let them be able and upright,


    Straightforward and gentle in speech,


    Humble and not conceited,


    Contented and easily satisfied,


    Unburdened with duties and frugal in their ways.


    Peaceful and calm and wise and skillful,


    Not proud or demanding in nature.


    Let them not do the slightest thing


    That the wise would later reprove.


    Wishing: In gladness and in safety,



    May all beings be at ease.


    Whatever living beings there may be;


    Whether they are weak or strong, omitting none,


    The great or the mighty, medium, short or small,


    The seen and the unseen,


    Those living near and far away,


    Those born and to-be-born—



    May all beings be at ease!


    Let none deceive another,


    Or despise any being in any state.


    Let none through anger or ill-will


    Wish harm upon another.



    Even as a mother protects with her life


    Her child, her only child,


    So with a boundless heart


    Should one cherish all living beings;



    Radiating kindness over the entire world:


    Spreading upwards to the skies,


    And downwards to the depths;


    Outwards and unbounded,


    Freed from hatred and ill-will.



    Whether standing or walking, seated or lying down


    Free from drowsiness,


    One should sustain this recollection.


    This is said to be the sublime abiding.



    By not holding to fixed views,


    The pure-hearted one, having clarity of vision,



    Being freed from all sense desires,


    Is not born again into this world.

    SuttaCentral


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Die Bramavihara sind nicht von Buddha gelehrt worden. Sie sind älter als Buddha.

    Die Brahmavihara sind Grundlage der menschlichen Ethik und universell gültig. Sie sind die grundlegende Voraussetzung für eine stabile Gesellschaft.

  • o.k., Aravind, das sind zwei unterschiedliche Betrachtungen:


    1. Metta (vom ontologischen Status) existiert nicht, aus sich selbst heraus, sondern in Abhängigkeit (von uns Menschen z.b.); dies meinte ich mit bedingt


    2. Metta ( in praktischer Anwendung), sollte nicht mit anderen Voraussetzungen z.b. Gegenleistungen,Erwartungen, verknüpft werden; dies meinst du mit unbedingt


    Warum ist der ontologische Status von Metta und Liebe nun aber (für mich) von Interesse ?


    Weil, wenn beide Qualitäten, Metta und Liebe, nicht aus sich selbst heraus existieren, sondern in Abhängigkeit, dann sind es keine "festen Größen" an sich( wie die festen Ideen im platonischen Sinne) ,die nur auf-/wiederzuentdecken sind, sondern veränderliche,bedingte, in diesem Falle "heilsame " Größen, die entwickelt, vermindert und entfaltet werden können.

    Dies ist dann deshalb bedeutsam, weil dadurch jeder Mensch die Möglichkeit hat an diesen Qualitäten zu arbeiten.


    Du schreibst Aravind, Liebe sei-> Anhaftung, Gefühl, Emotion, o.k, wahrscheinlich ne Mischung davon, aber ich würde es zusätzlich noch als Geisteshaltung beschreiben. Und dann ist es von uneigenütziger, liebender Geisteshaltung auch nicht mehr weit bis zur " nicht an Bedingungen geknüpfter,liebender Güte" , wie Metta auch übersetzt wird und ebenfalls eine Geisteshaltung darstellt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Railex ()

  • Die Bramavihara sind nicht von Buddha gelehrt worden. Sie sind älter als Buddha.

    Die Brahmavihara sind Grundlage der menschlichen Ethik und universell gültig. Sie sind die grundlegende Voraussetzung für eine stabile Gesellschaft.

    Möglich, keine Ahnung, kenne mich mit den Veden nicht so gut aus und in der abendländischen Philosophie und im Christentum z.b. sind diese Qualitäten parallel entwickelt worden.

    mMn umfassen die brahmaviharas nicht die gesamte menschliche Ethik und ob sie grundlegende Voraussetzung für eine stabile Gesellschaft sind, wissen wir nicht, weil es noch nie eine stabile Gesellschaft in der Menschheitsgeschichte gab.

  • Warum ist der ontologische Status von Metta und Liebe nun aber (für mich) von Interesse ?


    Weil, wenn beide Qualitäten, Metta und Liebe, nicht aus sich selbst heraus existieren, sondern in Abhängigkeit, dann sind es keine "festen Größen" an sich( wie die festen Ideen im platonischen Sinne) ,die nur auf-/wiederzuentdecken sind, sondern veränderliche,bedingte, in diesem Falle "heilsame " Größen, die entwickelt, vermindert und entfaltet werden können.

    Dies ist dann deshalb bedeutsam, weil dadurch jeder Mensch die Möglichkeit hat an diesen Qualitäten zu arbeiten.

    Nicht vergessen, die buddhistische Lehre ist in erster Linie keine ontologische Lehre. Die Erfahrung zeigt, dass die überwiegende Zahl der Menschen fähig zu Metta ist (wahrscheinlich mehr als 99 %). Das ist aus Sicht der Praxis genug, selbst, wenn es nur 90 % wären.


    Ähnliches gilt ja auch für Achtsamkeit. Es ist theoretisch durchaus möglich, dass es Menschen gibt, die gar keine Achtsamkeitsmeditation ausüben können. So lange es aber jede und jeder probieren kann, ist das aus Sicht der buddhistischen Praxis kein Problem.


    Zitat

    Dies ist dann deshalb bedeutsam, weil dadurch jeder Mensch die Möglichkeit hat an diesen Qualitäten zu arbeiten.


    Das gilt für die allermeisten Menschen sowieso. Selbst wenn diese Qualitäten jedem Menschen zu eigen wären, dann sind sie die meiste Zeit trotzdem verdeckt, durch Gier und Hass, Angst, Wut und Sorge. Das ist ja ein wichtiger Inhalt der Praxis, diese Qualitäten frei zu legen.


    Ich empfehle immer, in solchen Fällen weniger theoretisch zu überlegen, als zu tun. Am Ende zählt ja, ob Du Metta entwickeln kannst, nicht "alle Menschen". Und der Aufwand für diese Untersuchung ist wirklich klein.


    Deshalb lautet die Standard-Metta-Meditation in meiner Linie auch:

    Zitat

    Möge ich frei sein von Ärger und Groll.

    Möge ich frei sein von Angst und Sorge.

    Möge ich frei sein von Leiden und Schmerz.

    Möge ich frei sein von Unwissenheit und Verlangen.


    Möge ich glücklich und zufrieden sein.

    Möge ich harmonisch und ausgeglichen sein.


    Möge ich frei sein von Gier, Hass und Verblendung.


    Möge ich inneren Frieden finden.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ich hab versucht etwas zu finden, dass unabhängig, veränderlich und ungeschaffen ist. Also etwas, das erscheint und bleibt, es erscheint aber nur, weil ich es erkenne und fühle und dass es schon immer da war.


    Die Bibel gab mir das Rätsel auf, das zu lösen galt.

    1. Korinther 12,13

    .12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.

    .13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.


    Bis heute brauchte es 50 Jahre nach dem Tod meiner Mutter.


    Die Liebe unter den Dreien ist die größte. Auch ich habe Liebe immer als Bindungskraft gesehen, also Leid erzeugend.

    Mit Korinther 1.12, wenn man das buddhistisch liest, erkennt man es:

    Die Liebe unter den Dreien kann nur dann die Größte sein, wenn sie sich nicht an Glaube, Liebe, Hoffnung bindet.

    Bringen wir die Liebe in das Zusammensein der Drei ist sie verbindende Liebe, die wir schwärmerisch/emotional für die Größte halten.


    .12 zeigt, wie die unabhängige Liebe wird, durch einen Spiegel hindurch sehen wir ein dunkles Bild. Das Nichts, den Abgrund, die Schwärze, aber stückweise erkennen wir uns darin, also ebendieses „Dunkelheit“ des nichts wahrnehmen. Wir sind allein, nichts da und doch können wir „uns“ sehend empfinden.

    Das kann geschehen im Trauma eines Verlustes von dem, was wir bindend geliebt haben. Plötzlich wird durch den Spiegel hindurchgeschaut, weil das Geliebte nicht mehr da ist, das uns immer Halt gegeben hat, durch sein der Spiegel sein.


    Leiden an Kummer, Trauer, Tod, kann nur Bestand haben, wenn wir nicht durch den Spiegel hindurch sehen, wenn wir glauben, dass der Spiegel selbst schwarz geworden ist. Sehen wir durch den Spiegel, werden wir vollkommen von allen Vorstellungen von Glauben, Hoffnung, Liebe, als verbundene Dreiheit getrennt werden. Ja, das geschieht auch mit Vater, Sohn, Heiliger Geist.


    Wenn der, durch den Spiegelsehende, nur das dunkle Licht erkennt, wird er Liebe erkennen müssen, denn die Dreiheit hat keinen Bestand mehr.

    Das was immer da war, das was nicht geschaffen wird, das was sich nie verändert. Die Liebe. Geht voll in Körper/Geist (Skandha) und der Verstand/Person/Glaube, Hoffnung, Liebe ist nicht mehr da.


    Glaube, Hoffnung, Liebe kann dann ganz einfach gelebt werden, doch Die Liebe wird nie wieder vergehen.

    Wenn jemand Anker, Kreuz, Herz oder ein Triqueta mit Kreis trägt, kann es Sein leben dieser Drei bedeutet oder aber dass er weiß, dass sie gegenüber der Liebe etwas sind, das man betrachten kann.

    Metta aus Liebe.

  • Danke Aravind, dass du nochmal den bedeutenden Aspekt der Praxis dargestellt hast.

    Ich finde dies in der Ethik ebenfalls wichtiger, als sich an Theorien zu klammern bzw. sich von diesen Theorien in der praktischen Ausübung "behindern" zu lassen.


    Ich habe in dem Zitat von dir, 2 Stellen markiert, die in ihrer Formulierung aber theoretisch und dann schließlich praktisch missverständlich sein können:" dem Menschen eigen" und " frei zu legen".


    Abhängige Phänomene, wie die brahmaviharas, sind mMn niemandem "eigen" , noch müssen sie "frei gelegt" werden( das impliziert dann nämlich idealistische Vorstellungen wie z.b. "edler, innerer Kern"etc.) sondern, wenn nicht im genügendem Maße vorhanden, können sie von jedem Menschen entwickelt werden und zwar unter der ständigen buddhistischen Prämisse: heilsam oder unheilsam. (6ter Teil des 8fachen Pfades-rechtes Bemühen).


    Falls nun z.b. ein Mensch meint: " Ich habe aber kein Mitgefühl etc. in mir und finde auch keine der anderen brahmaviharas in mir, um sie frei zu legen", gilt dann immer: Macht nichts, denn all diese ethischen, abhängigen Phänomene können von jedem Menschen, entwickelt werden, selbst, wenn noch gar nicht vorhanden.


    Diese theoretische Überlegung hat mMn eine wichtige praktische Konsequenz!!


    Schönen Sonntag :sunny:_()_ ich will mich heute nun für den Dharmakurs morgen vorbereiten und mich mit den 6 Paramitas (Großzügigkeit, Disziplin,Geduld,Sorgfalt,Meditation und Weisheit) beschäftigen, für die mMn dasselbe gilt, wie für die brahmaviharas: sind sie nicht vorhanden, dann können sie entwickelt werden.



  • Mich würde ja immer noch interessieren, ob die Vier Unermesslichen Verweilungszustände immer zusammen auftreten ( durch Vipassana ) oder wir auch nur einen davon haben können ?

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).