Was steckt hinter dem Lesen ?

  • Hi,


    ihr kennt das bestimmt manchmal liest man etwas einen Roman oder einen buddhistischen Text und man kann sich überhaupt nicht konzentrieren und muss immer wieder die Seite von neuem anfangen. Dann gibt es Momente wo man voll in eine Geschichte oder einen Text eintaucht.

    An was liegt das ? Ist es der Geisteszustand davor der es abhängig macht in welchem Bewusstseinszustand man liest.

    Oder ist es ausschließlich das Interesse an dem Inhalt des gelesenen.

    Oder besteht tatsächlich eine Wechselwirkung zwischen beiden.

    Was haltet Ihr generell vom lesen ? Was lest Ihr so ?

    Ist lesen ggf. vielleicht auch eine Art von Vorstufe zur Meditation ?


    Was ist eure Meinung.



    Viele Grüße

  • Mit dem Lesen eines Textes nicht klarkommen heißt für mich: Ich verstehe Worte anders, als sie angewendet werden oder ich habe keine klare Erklärung für ein Wort und kann es im Kontext nicht wirklich verbinden.

    Lesen ist bei mir intensives Zuhören, und zwar dem Buch. Meine Gedanken ausschalten und zuhören.

    Da ist die Suche nach der Bedeutung eines Wortes in dem Kontext eine willkommene oder störende Sache.

  • Einer der ersten Effekte meiner regelmäßigen Meditationspraxis vor fast vierzig Jahren war, dass ich mich aufgrund einer deutlich verbesserten Konzentration und Ruhe bei Prüfungen um eine ganze Notenstufe verbessert habe und deshalb eine sehr gute Examensnote erreicht habe.

    Zuvor war ich beim Lesen eines Fachtextes vielleicht zehn Prozent der Zeit auf den Text konzentriert und zu neunzig Prozent der Zeit in irgendwelchen gedanklichen Unsinn abgedriftet.

    Das war sogar so bei Fachtexten, die mich wirklich interessiert haben.


    Lesen (oder Zuhören) kann in der Tat eine Meditationsübung sein.

    Ich lese öfter mal ein (für meine Verhältnisse) schwieriges Kapitel eines Mathematik- oder Physikbuches für Studenten. In einem nicht gesammelten Geisteszustand versetzen mich die ausufernder Formeln mit Integral-, Summen- u.s.w. Zeichen schon in helle Panik.

    In einem meditativen Zustand erschliessen sich die wesentlichen (!) Inhalte des Kapitels manchmal (!) spielerisch leicht wie fast von alleine, vielleicht ist das der Grund für den Spruch "Den Seinen schenkts der Herr im Schlaf" ?


    :?

  • man kann sich überhaupt nicht konzentrieren und muss immer wieder die Seite von neuem anfangen. Dann gibt es Momente wo man voll in eine Geschichte oder einen Text eintaucht.

    Ja… kenne ich sehr gut! 🙂


    Ich denke, es ist eine Frage der Konzentration, die ihrerseits an gewisse Voraussetzungen geknüpft ist (vgl. z. B. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Konzentration_(Psychologie) und nicht zu verwechseln mit Achtsamkeit, auch wenn es zum Teil vielleicht ähnliche Vorbedingungen gibt). Natürlich spielt dann auch der Text eine Rolle: Interessiert er mich? Verstehe ich ihn? …?

  • Es ist wohl beides möglich, wenn Interesse besteht aber der Geist zerstreut ist, muss man sich ebenso um Konzentration bemühen wie wenn der Geist gesammelt ist, aber ohne Interesse. Wenn beides zutrifft, muss man sich umso mehr anstrengen.

    Was haltet Ihr generell vom lesen ? Was lest Ihr so ?

    Ist lesen ggf. vielleicht auch eine Art von Vorstufe zur Meditation ?

    Durch Nachdenken, Erfahrungen, Gespräche und nicht zuletzt durch Lesen bin ich zu einem grundlegenden Verständnis der Lehre gekommen. Die entscheidende Initialzündung hat letztlich durch ein Buch stattgefunden - "Das Wort des Buddha" von Nyanatiloka. Da ist mir Wesentliches klar geworden, es war wie ein Einweihungserlebnis.


    Insbesondere das Lesen der Lehre kann Erwerb von Wissen sein, Inspiration, Anleitung für rechtes Handeln oder auch eine Art Meditation. Ein paar Zeilen, ein Satz oder nur ein Wort können zu einem Meditationsobjekt werden, wenn man dem Sinn auf anschauliche Weise auf den Grund geht. Z.B. die vier edlen Wahrheiten, da kann man in sich selber nachschauen ob Begehren vorhanden ist, wie es sich regt, auf welche Weise dadurch Leid entsteht und wie man es überwindet. da geht es neben dem Nachdenken besonders um die direkte Erfahrung. Und ja - "der Buddhismus ist ein Weg der Erfahrung", habe ich auch irgendwo gelesen.

  • Hallo Kaiman,

    ich lese seit ich denken kann.

    Als ich mich Mitte der 80er mit der östlichen Philosophie beschäftigte und u.a. Jiddu Krishnamurti sehr intensiv las, bemerkte ich eine tiefe innere Stille in mir. Später erfuhr ich, dass Krishnamurti lesen Meditation ist. Was ich bis heute bestätigen kann.


    Ich denke, es liegt an der hohen Konzentration, die man braucht, um seine Aussagen wirklich zu verstehen.


    Später stellte ich auch fest, dass konzentriertes Arbeiten am PC dieselbe Wirkung auf mich haben. Ich sehe deshalb nur die Konzentration als Ursache für einen meditativen Zustand.


    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)