Buddhismus und Psychologie

  • Ist ja auch kein Wunder, MaKaZen, denn die Psychotherapie kommt ja nicht aus dem Nichts, sondern ist gespeist aus dem buddhistischen Wissen.


    Genauso wie Dein Wissen. Ohne entsprechende Informationen wüsstet nichts von alldem, würdest höchstens staunen und fragen, anstatt zu dozieren.


    Was ist Deine Motivation, hier zu schreiben?

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Was ist Deine Motivation, hier zu schreiben?

    Ich möchte mehr über Buddhismus erfahren einerseits und andererseits mich austauschen. Wie schon erwähnt wurde, hat die buddhistische Philosophie ein weites Spektrum nach dem Ende des Leidens, was mich interessiert.

    Nichts muss, alles darf (:

  • Nachtrag

    Ich hab ca. drei Jahre lang belastende Emotionen wahrgenommen, ihren Hintergrund gesucht und schliesslich transformiert. Wenn ich vergleiche, hat das sehr viel mit dem 4. tibetischen Weg zu tun.


    Mitte Juni 25 stelle ich fest, dass es keine belastenden Emotionen mehr gibt. Mich hat Erleuchtung nie interessiert und trotzdem hab ich mich in einem 'erleuchteten' Zustand wiedergefunden.


    Natürlich interessierte mich damals, was mit mir geschehen war und so bin ich auf dieses Forum gestossen. Hab dann den Ochsenweg verfolgt und bin auf dem Marktplatz angekommen. Ich hatte ich mit grossen Anstrengungen zu kämpfen, weil gewisse alte Muster immer noch bestanden.


    Nachdem ich diese Phase überwunden hatte führten mit Dinge wie Intuition und Erkenntnis zu einer Art "vollkommenen Erleuchtung".


    Seit diesem Tag hat sich vieles verändert, ich schaue mehr auf die grossen Zusammenhänge, verknüpfe meine Erfahrungen mit der Welt und mit meinen Interessen (Musik, Poesie, Sport, Kochen) zu einem grossen Ganzen.


    Mich interessieren übergeordnete Zusammenhänge und Buddhismus ist ein Teil davon.

    Nichts muss, alles darf (:

  • Ich teile einfach noch mal nachfolgenden Beitrag zum Thema Unterbewusstsein und Bewusstsein: Unwissenheit bezüglich Unterbewusstsein.


    Ähnlich wie bewusste Unwissenheit bezüglich der „Leerheit in allen Dingen“ in der Spiritualität. Aber „unterbewusster Bewusstheit“ dessen.


    Zum besseren Verständnis.


    Unwissenheit ist ja auch eine mögliche Ursache von Leiden. Nicht nur Unwissenheit über „die Leerheit“ und die gewöhnlichen bewussten (bekannten) Ursachen von Leiden.


    Auch wenn manche den vorwiegend „spirituellen Weg“ suchen, dieser Weg ihnen auch hilft, gibt es doch auch manche Menschen, denen (nur) Traumatherapie hilft.


    Und ich finde es auch wichtig, weder das eine noch das andere „zu verteufeln“:


    Sondern einen Dialog zwischen Spiritualität und Psychologie entstehen zu lassen, den zB MakaZen teilweise verfolgt.


    Dieser Bereich heißt ja auch Buddhismus und Wissenschaft im Dialog.


    Hier ein kürzlich erschienener Beitrag dazu von Joe Turan:


    Die Illusion des freien Willens


    Wenn Menschen an freien Willen denken, stellen sie sich vor, ein inneres Lenkrad in den Händen zu halten und zu glauben, sie hätten die Kontrolle darüber, wohin ihr Leben geht. Dieses Gefühl vermittelt Sicherheit. Es gibt dem Gedanken von Verantwortung und Identität Bedeutung. Doch Neurowissenschaft und Psychologie zeichnen ein anderes Bild.


    Forschungen zur Entscheidungsfindung zeigen, dass das, was wir "Wählen“ nennen, oft beginnt, bevor wir uns dessen bewusst sind. Funktionelle MRT-Studien haben ein neuronales Muster identifiziert, das als Bereitschaftspotenzial bezeichnet wird und auftritt, bevor eine Person weiß, dass sie eine Entscheidung getroffen hat. In einem Experiment wurden Probanden gebeten, einen Knopf zu drücken, wann immer sie wollten. Ihr Gehirn begann 300 bis 500 Millisekunden vor der gemeldeten Absicht, sich zu bewegen, mit der Vorbereitung. Mit anderen Worten: Das Gehirn handelte zuerst, das Bewusstsein folgte.


    Das erschüttert unser Selbstbild. Menschen sehen sich selbst als rational, prüfen Optionen, wägen ab und treffen überlegte Entscheidungen. Tatsächlich handelt das Unterbewusstsein oft zuerst. Das Bewusstsein kommt erst danach, um eine Geschichte zu bauen, die erklärt, warum wir getan haben, was wir getan haben, und lässt es beabsichtigt erscheinen.


    Die Biologie von Impuls und Aggression


    Betrachten wir Aggression. Wenn jemand im Zorn ausrastet, beginnt die Ereigniskette oft in tiefen Gehirnstrukturen, die von Genetik, Umwelt und Lebenserfahrungen geprägt sind. Einige Menschen haben Varianten in Genen wie Monoaminoxidase A (MAOA), die Neurotransmitter regulieren und die emotionale Reaktivität beeinflussen. Eine niedrige MAOA-Aktivität wird mit erhöhter Impulsivität und Aggressivität in Verbindung gebracht, besonders wenn Kindheitstraumata eine Rolle spielen.


    Kommen strukturelle oder funktionelle Probleme im präfrontalen Kortex hinzu, dem Teil des Gehirns, der Impulse steuert, steigt das Risiko aggressiven Verhaltens. Eine erhobene Stimme, eine bedrohliche Geste oder sogar eine wahrgenommene Beleidigung können automatische Überlebensprogramme aktivieren, lange bevor bewusstes Denken eingreift.


    Aus therapeutischer Sicht wirft das ein Dilemma auf. Wie können wir Menschen verantwortlich machen, wenn ihr Gehirn das Verhalten auslöst, bevor sie sich dessen bewusst sind? Die Antwort besteht nicht darin, Verantwortung zu streichen, sondern sie neu zu definieren. Verantwortung verschiebt sich weg von Schuld hin zu einem Verständnis von Veranlagungen und zum Aufbau von Systemen sowohl inneren als auch äußeren, die Schaden reduzieren.


    Erfahrung, Umwelt und Wahl


    Gene legen die Verdrahtung fest, aber die Umwelt bestimmt, wie diese Schaltkreise feuern. Erfahrungen, insbesondere frühe, formen die neuronalen Netzwerke und Gewohnheiten des Gehirns. Trauma, Vernachlässigung, soziales Lernen und Kultur prägen, wie Menschen auf die Welt reagieren. Wer in einem Umfeld aufwächst, in dem Wut mit Gewalt beantwortet wird, kann schnelle, defensive Reaktionen als Überlebensstrategie verinnerlichen. Diese Muster bleiben oft bis ins Erwachsenenalter bestehen, lange nachdem der ursprüngliche Kontext verschwunden ist.


    Das Gleiche gilt für alltägliche Entscheidungen Beruf, Beziehungen, Ernährung, Freizeit. Diese Entscheidungen wirken persönlich und frei, entstehen jedoch aus einem Netzwerk früherer Lernerfahrungen, sozialer Konditionierung und biologischer Tendenzen. Selbst Vorlieben, was wir „mögen“ oder „nicht mögen“, sind das Ergebnis früherer Erfahrungen und chemischer Zustände im Gehirn.


    Leben mit der Illusion


    Bedeutet es, freien Willen als Illusion zu bezeichnen, dass das Leben hoffnungslos und vorherbestimmt ist? Keineswegs. Zu verstehen, wie Verhalten entsteht, ist eine Chance, weiser zu leben. Es ermöglicht Individuen und Gesellschaften, Umgebungen zu schaffen, die bewusstere und anpassungsfähigere Reaktionen fördern. Das ist das Ziel von Psychotherapie, Verhaltenstraining und auch spirituellen Praktiken: Bewusstsein zu erweitern und die Bedingungen zu beeinflussen, die Verhalten formen, bevor es geschieht.


    Meditation, Selbstreflexion und therapeutische Arbeit verlangsamen die Kette zwischen Reiz und Reaktion und schaffen Raum, Impulse zu beobachten und umzuleiten. Der erste Impuls mag ohne bewusstes Einverständnis entstehen, doch was danach geschieht, lässt sich durch Gewohnheit und Unterstützung verändern.


    Folgen für Ethik und Gesellschaft


    Wenn es keinen absoluten freien Willen gibt, müssen Moral, Strafe und persönliches Wachstum neu gedacht werden. Wenn Gewalthandlungen mit Biologie und frühen Erfahrungen des Gehirns verbunden sind, sollte dann Bestrafung allein die Reaktion der Gesellschaft bestimmen? Die Neurowissenschaft deutet auf eine breitere Strategie hin Rehabilitation, Prävention und Umgebungen, die Auslöser reduzieren und gesündere Bewältigungsstrategien fördern.


    Freier Wille wird so weniger zu einer Frage metaphysischer Freiheit und mehr zu einer Frage psychologischer Flexibilität. Wir mögen unsere ersten Impulse nicht wählen, aber wir können beeinflussen, wie wir im Laufe der Zeit auf sie reagieren, besonders wenn Ressourcen und Selbstbewusstsein verfügbar sind.

  • Ich kann dem Text zu 100% beipflichten. In meinem Beruf als Klavierlehrer halte ich es so, dass ich unangenehme Emotionen der Kids anspreche bzw. abfrage. Wenn zum Beispiel eine schwierige Stelle stresst, können Lösungen gefunden werden, anders zu reagieren als mit Stress. Das erkennen von unangenehmen Emotionen und die vom Muster zu trennen ist ein wichtiger Schritt. Ich frage die Kids, was ihnen helfen könnte in der schwierigen Situation. Meist finden sie recht schnell eine Lösung, z.B. wenn schwierige Stelle auftauchen einfach mal das Tempo runter fahren.

    Das Problem an den Mustern ist, dass die automatisch ablaufen und schon längst zur Selbstverständlichkeit geworden sind. Menschen kennen es nicht anders, egal ob das Gewalt oder Rückzug ist. Das behutsame Hinschauen, was emotional passiert, trennt wie schon gesagt, von dem tief eingebrannten Muster und so kann auch wieder freier Wille genutzt werden.

    Wenn Eltern, Bezugspersonen, Vorgesetzte, Lehrpersonen, Meister, etc. den Leuten helfen, sich besser wahrzunehmen und selbstbestimmt Lösungen finden zu lassen, wäre super viel erreicht.

    Nichts muss, alles darf (: