Zenfluencer oder moderne Zen-Meister und „Sendungsbewusstsein“ von heute

  • Wer sich mal gefragt hat warum Zen Meister Muho so viele Videos gedreht hat, und ob man durch betteln in Japan heute noch Geld verdienen kann, findet in diesem Artikel einige ehrliche Antworten von ihm selbst darauf…


    «Es geht darum, aus dem Spiel auszusteigen»
    Muhō Nölke war als junger Mensch depressiv und fand den Ausweg über Meditation. Der gebürtige Deutsche wurde in Japan Zen-Meister und kennt die Freiheit,…
    www.tagesanzeiger.ch


    Zenfluencer Muho
    Der 57-jährige Zen-Priester Muho leitete viele Jahre das kleine Kloster Antaiji in einer abgelegenen Bergregion Japans. Heute lebt er mit seiner Familie in der…
    buddhismus-aktuell.de

  • Ich hatte es mir so vorgestellt, dass Muho lange Zeit Abt war, aber jetzt nicht mehr Abt ist, aber eine Familie ernähren muß, und weil er halt keinen anderen Job hat, macht er Zen-Videos, schreibt Bücher und macht Vorträge.


    Zen-Mönche leben zurückgezogen, sie arbeiten und meditieren von früh bis spät. Sie aber posten fast täglich Videos auf Youtube, in denen Sie über Zen sinnieren. Machen Sie das fürs Geld, Herr Nölke?


    Das ist tatsächlich meine Haupteinnahmequelle. Ich habe rund 100 Menschen, die über Paypal für mich spenden. Manche zahlen mir monatlich 15 Euro, andere einmalig 100. Im Moment verdiene ich damit ungefähr 2000 Euro im Monat.

    Da ist es sicher schwer die Balance zu halten - weil man ja gleichzeitig authentisch bleiben will aber dann doch dazu gezwungen ist Zen irgendwie zu präsentieren und zu verkaufen. Ich stelle mir das als eine große Anspannung vor.

  • Jemand aus unserer Gruppe ist dort. Antaji geht es gut. Derzeit 10 Personen, Je Hälfte Japaner und Westler. Im Moment läuft noch die Reisernte.

  • Jemand aus unserer Gruppe ist dort. Antaji geht es gut. Derzeit 10 Personen, Je Hälfte Japaner und Westler. Im Moment läuft noch die Reisernte.

    Ist er schon letztes Jahr gekommen? In diesem Jahr sollte es ja keine neuen Aufnahmen geben.

  • Er hat letztes Jahr Kontakt aufgenommen, da war offiziell auch schon Aufnahmestopp, und ist vor einem Monat in Antaiji eingetroffen.


    Der Aufnahmestopp bezieht sich wohl eher auf Besucher und Möchtegerns. Wenn man einen Zen Hintergrund hat, fleißig japanisch gelernt hat und noch ein paar weitere Zutaten mitbringt, dann wird man schon aufgenommen. Aber es muss eben das ganze Paket stimmen. Eine Bewerbung im Stil von "ich habe alle Videos vom Muho gesehen und finde Antaiji ganz toll" hat sicher keinen Erfolg.

    Einmal editiert, zuletzt von lubob ()

  • Ich hatte es mir so vorgestellt, dass Muho lange Zeit Abt war, aber jetzt nicht mehr Abt ist, aber eine Familie ernähren muß, und weil er halt keinen anderen Job hat, macht er Zen-Videos, schreibt Bücher und macht Vorträge.

    Das hat er alles vorher schon gemacht, auch wenn die Videos anders aussahen und nun natürlich teils das "Spiel" von YouTube mitmachen, wobei er sich vielleicht auch von einem anderen Deutschen, der das mit täglichem Geschwafel auf die Spitze treibt und sich sogar seine Trips und Bücher vorab finanzieren lässt,, hat beraten lassen, jedenfalls gab es Gespräche zwischen ihnen. Das ist also ein Beispiel für "ins Spiel einsteigen".

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Ich hatte es mir so vorgestellt, dass Muho lange Zeit Abt war, aber jetzt nicht mehr Abt ist, aber eine Familie ernähren muß, und weil er halt keinen anderen Job hat, macht er Zen-Videos, schreibt Bücher und macht Vorträge.

    Das hat er alles vorher schon gemacht, auch wenn die Videos anders aussahen und nun natürlich teils das "Spiel" von YouTube mitmachen, wobei er sich vielleicht auch von einem anderen Deutschen, der das mit täglichem Geschwafel auf die Spitze treibt und sich sogar seine Trips und Bücher vorab finanzieren lässt,, hat beraten lassen, jedenfalls gab es Gespräche zwischen ihnen. Das ist also ein Beispiel für "ins Spiel einsteigen".

    Von wem?

  • Der Kanal des in Livestreams ziemlich dreist um Spenden Werbenden, mit dem Muho ein paar mal sprach, heißt NihonGo. Der zieht Inn Sachen "Viel Lärm.um nichts" alle Register bei Titelung etc. Das ist Teil dieses "Spiels". Der Unterschied ist, dass der eine dabei das Aussteigen aus dem Spiel zu lehren sucht, während der andere keine solchen Ambitionen zu haben scheint, im Gegenteil.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Bebop , bekommst hier im Forum noch etwas anderes hin, als permanent nach Fehlern bei anderen zu suchen, um sich selbst dann moralisch darüber zu erheben?

  • Inwiefern "moralisch erheben"? Mein Thema war schon immer: Was reden die Zenlehrer da, und was machen sie tatsächlich?


    Dieser Thread ihat ja auch noch "Sendungsbewusstsein" zum Thema.


    Besondere Mühe, mir einen moralischen Anstrich zu verleihen, habe ich mir nicht gegeben. Denn das ist ja genau eines der Hauptprobleme buddhistischer Lehrer. Und es nicht in den Lehrern sehen zu wollen, sondern auf Kommentatoren zu projizieren, ein weiteres.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Der Kanal des in Livestreams ziemlich dreist um Spenden Werbenden, mit dem Muho ein paar mal sprach, heißt NihonGo. Der zieht Inn Sachen "Viel Lärm.um nichts" alle Register bei Titelung etc

    Dieser NihonGo scheint lediglich ein Deutscher zu sein, der in Japan lebt, und darüber berichtet, aber kein Zen-Mönch.


    Letztens habe ich irgendwo gelesen, das die Mönche ganz früher lediglich um Essen gebettelt haben, da sie selbst keine Küche hatten, nicht selbst kochen konnten. Wenn es zB Wandermönche ohne Tempel waren.


    Anscheinend gibt es auch relativ reiche Westliche „Zen Mönche“, die nicht mehr arbeiten brauchen.


    Anscheinend arbeiten Mönche auch hauptsächlich nur in Tempeln, und nicht zB im Supermarkt und helfen die Regale zu füllen: ist Regale befüllen nicht mehr „Zen“?


    Ich selbst hätte meine Probleme auf Inet andere um Spenden zu bitten, wenn ich selbst arbeiten könnte.


    Aber manchen geht es eben auch primär um „Sendungsbewusstsein“, und um „von vielen gesehen zu werden“.

  • Tempel werden von Mönchen gehalten, sind primär Touristenattraktionen. Der Hauptabt des Haupttemepels der Rinzai-Sekte tritt bei Microsoft im Talk auf. Redet über Bewusstsein und co. Das ist alles deren eigene Art sich auszudrücken. Da kann man von halten was man will. Ein Nihongo verkauft Japanisch-Sprachkurse für Ausländer. Einen mit Wumms hat es aber lang nicht mehr gegeben, ala Linji.

  • Ernst gemeinte Frage: Um was geht es hier gerade?


    Jeder Mensch muss sich eine Lebensgrundlage schaffen. Betteln ist eine Erwerbstätigkeit, zum Sozialamt gehen und Formulare ausfüllen ist eine Form der Mittelbeschaffung und arbeiten gehen oder YouTube Videos drehen sind es auch.


    Was genau ist hier der Vorwurf, der im Raum steht? Oder gibt es keinen und ihr vertreibt euch nur die Zeit?

  • Es ist überflüssig, vom "sich aus dem Spiel nehmen" zu predigen, wenn man das Spiel - in diesem Thread YouTube - mitspielt. Angebrachter wäre es dann, davon zu reden, wie man eben dieses Spiel spielt. Wogegen ich nicht unbedingt was habe, aber:


    Es geht mir darum, an einem weiteren Beispiel die Zen-Rhetorik zu entlarven. An anderer Stelle sagte ich mal, dass auch ein Klosterleben ein bestimmtes Spiel darstellt und dass man nur von einem in ein anderes wechselt, wenn man sich dorthin begibt.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • An anderer Stelle sagte ich mal, dass auch ein Klosterleben ein bestimmtes Spiel darstellt und dass man nur von einem in ein anderes wechselt, wenn man sich dorthin

    Ich verfolge Muho nur aus dem Augenwinkel, aber wenn ich es richtig erinnere, sagt er auch genau das. Insofern scheint mir, dass du hier einen Strohmann aufbaust, also etwas angreifst, was Muho so gar nicht sagt.

  • An anderer Stelle sagte ich mal, dass auch ein Klosterleben ein bestimmtes Spiel darstellt und dass man nur von einem in ein anderes wechselt, wenn man sich dorthin

    Ich verfolge Muho nur aus dem Augenwinkel, aber wenn ich es richtig erinnere, sagt er auch genau das. Insofern scheint mir, dass du hier einen Strohmann aufbaust, also etwas angreifst, was Muho so gar nicht sagt.

    Das sagt ja auch Bebop. Warum sollte er Muhos Worte gebrauchen? Ein Strohmann ist nicht nötig und wohl eine Ansicht, die man teilen kann oder eben als Rauch Feuer und Asche erkennen.

  • An anderer Stelle sagte ich mal, dass auch ein Klosterleben ein bestimmtes Spiel darstellt und dass man nur von einem in ein anderes wechselt, wenn man sich dorthin

    Ich verfolge Muho nur aus dem Augenwinkel, aber wenn ich es richtig erinnere, sagt er auch genau das. Insofern scheint mir, dass du hier einen Strohmann aufbaust, also etwas angreifst, was Muho so gar nicht sagt.

    Das sagt ja auch Bebop. Warum sollte er Muhos Worte gebrauchen? Ein Strohmann ist nicht nötig und wohl eine Ansicht, die man teilen kann oder eben als Rauch Feuer und Asche erkennen.

    Kennst du denn Rauch, Feuer und Asche?

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    Thema Spenden. Frage mich wofür er die braucht.

  • "

    Machen Sie das fürs Geld, Herr Nölke?

    Das ist tatsächlich meine Haupteinnahmequelle. Ich habe rund 100 Menschen, die über Paypal für mich spenden. Manche zahlen mir monatlich 15 Euro, andere einmalig 100. Im Moment verdiene ich damit ungefähr 2000 Euro im Monat.

    "


    Mit 2.000 EUR brutto p.m. wäre er in München nur knapp über der Grenze, bei der er z.B. die "Grundsicherung im Alter" genehmigt bekäme.

    Wer einen solchen psychisch belastenden Knochenjob für ein so bescheidenes Gehalt betreibt, ist entweder Masochist oder ein Engel auf Erden.

    Mal etwas zugespitzt formuliert


    :?

  • An anderer Stelle sagte ich mal, dass auch ein Klosterleben ein bestimmtes Spiel darstellt und dass man nur von einem in ein anderes wechselt, wenn man sich dorthin begibt.

    Ein sehr schönes Bild.


    Die Frage ist, wissen die Meister, Schüler und übrigen Klosterleute, dass sie ein Spiel spielen und welches Spiel sie da spielen ?

    Wissen sie, was sie da tun ?


    :?

  • Leider ja! Denn wenn sie das Spiel verlassen, vergessen sie, was sie gelernt haben, und machen das Spiel vorher wie es immer war. Das Kloster/Dojospiel hat nichts mehr mit ihrer Realität zu tun, im Dojo hat die Außenwelt nichts zu suchen.


    Wie in der Therapie: Da haben sie Erkenntnisse, kaum sind sie da raus, machen sie weiter wie vorher und wundern sich, dass die Therapie nichts gebracht hat. Glauben sogar, dass die Nächsten was bringen, denn das wollen sie, dass es ihnen etwas bringt, ganz ohne Selbstmachen. Wunder über Wunder: Ich wurde geheilt.


    Ein Arzt, der nichts weiter kann als Arzt, wird den Teufel tun, jemanden zu heilen, aber der Patient soll glauben, dass der Arzt das kann. Nur so bleibt er nur Arzt.

  • Denke auch, dass man das so machen kann. Besonders bei der Unsicherheit des Jobs und der Zukunftssicherung. Manche betteln aber obwohl sie einen guten Job und noch andere Einnahmequellen haben, was fraglich ist meiner Meinung nach. Ich denke da an was ich meine Sudhana bei Eiab ansprach oder an den Zen-Kreis Oldenburg.

  • Mit 2.000 EUR brutto p.m.

    Der Verdienst anderer ist zwar uninteressant, aber auch hier herscht wieder Naivität, wahrscheinlich aus dem Bedürfnis heraus, Zenlehrer irgendeinen Nimbus anzudichten. Dazu kommen ja Werbeeinnahmen, Bucheinnahmen, Vorträge, Sesshin, und eine arbeitende Ehefrau, das dürfte also auch für die Kinder reichen. Daran ist freilich gar nichts auszusetzen.


    Was ich hier betone ist, dass es völlig überflüssig ist, dann solche Metaphern zu gebrauchen, denn man ist eben voll im Spiel drin. Deshalb ist im Vinaya ein ganz anderer Lebensstil entworfen worden, und wenn man den durchhält, darf man meinetwegen auch davon reden, sich aus dem Spiel rausgenommen zu haben. Das Spiel für den Normalbürger heißt: Arbeiten, Rechnungen bezahlen und die Kinder durchbringen. Da braucht es kein Zen für.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Vor dem Spiel ist nach dem Spiel ist das Spiel.


    Bin selber vor Jahrzehnten mal los und wollte in der Theravada-Tradition ordinieren. Die Suche nach dem passenden Kloster dauerte ca. 3 Jahre und bescherte mir viele Einsichten und die Überzeugung, dass ich im "normalen" Alltag besser selbst/wirksam sein werde. Nach meinem Verständnis gelingt es nur Wenigen, ehrliche und kontinuierlich Praktizierende zu sein und noch weniger von denen, die ordiniert sind, finden den richtigen Pfad.


    Was will ich sagen.... im Alltag und in der Beobachtung von Ordinierten über längere Zeit, fiel mir auf, dass ein besonders gefälliges Verhalten an den Tag gelegt wurde, wenn bekanntermaßen vermögende Laien auftauchten. Und es ist schon ernüchternd, wenn einem klar wird, dass man sich nicht einmal mit noch so viel Schufterei, die letztlich überall gern gesehen wird, auf dasselbe Level arbeiten kann. Einige der Ordinierten, die mir begegneten, gaben es recht ehrlich zu, dass ihr "gutes Karma" die Grundlage ihrer privilegierten Stellung sei und Mönche hatten in der Regel die reicheren Laien als Geldgeber im Rücken.


    Ein Projekt war letztlich der traurige Rest einer zur sektenartigen degenerierten Fakekulisse herabgewirtschafteten Jüngerschaft. Das Geld strömte allemal wie verrückt. Der Außenwelt wurde Theravada vorgespielt. Hinter verschlossenen Türen gabs keinerlei eingehaltene Regeln. Selbst ein Ur-Mitglied brüllte damals in einer exklusiven Versammlung, dass man sich doch wenigstens bemühen solle, sich an eine Regel zu halten.


    Ich bin nach Jahrzehnten heute froh, dass ich mich getraut hab, einen Weg zu suchen, der bisweilen riskant war, mich dann doch wieder letztlich ganz zu mir zurück führte.


    Wenn man schlau ist, sollte man sich persönlich einen Eindruck über längere Zeit machen, wem man da folgt und das Geld in den Rachen wirft. Ist ja nicht so, als ob man das immer nur aus rein freien Stücken tut. Man wird ja oft von den gesalbten Häuptern aktiv ermuntert viel Lebenskraft und Geld zu geben. In diesem Sinn.