Es ist unsere Pflicht glücklich zu sein

  • Geronimo:

    Na, ganz so schlimm ist es nun auch nicht.
    Die Tiere haben die Pflicht Nahrung zu suchen und sich fortzupflanzen.


    Echt? - Endlich weiß ich warum die Tiere sowas machen, weil
    sie voller Pflichtgefühl dem Dhamma gegenüber sind. - ja muß
    einem ja mal gesagt werden. :)

  • Also Geronimo, was schließt Du daraus? Das Wort Pflicht wird offensichtlich nicht gerne angenommen, weil es in unseren Breitengraden mit Kadavergehorsam verglichen werden könnte.


    Andererseits muss sich hier jede/r fragen - den es denn auch betrifft, ob die Übung, seine eigene Konditionierung mal loszulassen und den Raum zu öffnen für eine Diskussion, die Platz für Zitate anderer Lehrer hat, nicht auch eine heilsame wäre?


    _()_ Monika

  • monikamarie:

    Also Geronimo, was schließt Du daraus? Das Wort Pflicht wird offensichtlich nicht gerne angenommen, weil es in unseren Breitengraden mit Kadavergehorsam verglichen werden könnte.


    Andererseits muss sich hier jede/r fragen - den es denn auch betrifft, ob die Übung, seine eigene Konditionierung mal loszulassen und den Raum zu öffnen für eine Diskussion, die Platz für Zitate anderer Lehrer hat, nicht auch eine heilsame wäre?


    _()_ Monika


    Hier wurde wirklich aus einer Mücke ein Elefant gemacht. Buddhadasa hat doch wunderbar erklärt das "wir" uns mit dem Wort "Pflicht" überaus schwer tun. Es behagt uns einfach nicht da wir doch so überaus freiheitsliebend sind, wir würden "müde werden" wenn wir es auch nur hören würden. Und genau das ist doch auch hier passiert. Großes Aufbäumen ob eines einfachen Wortes.


    Es ist natürlich nicht unsere Pflicht glücklich zu sein und wir haben alles Recht der Welt uns hundsmiserabel zu fühlen, aber es wäre doch auch ziemlich dumm dieses Leben, mit all unseren überragenden Möglichkeiten ungenutzt verstreichen zu lassen.


    Wir haben ein Mehr (Meer) an Möglichkeiten verglichen mit allen anderen Lebewesen, und sollten wir es nicht als Aufgabe sehen uns auf diese Weise weiterzuentwickeln?


    Ist es nicht die Pflicht des Privilegierten sein Privileg geltend zu machen? Er wird es sich jedenfalls garantiert nicht nehmen lassen.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Ja, genauso habe ich es auch verstanden, Geronimo.
    _()_ Monika

  • Geronimo:


    Wir haben ein Mehr (Meer) an Möglichkeiten verglichen mit allen anderen Lebewesen, und sollten wir es nicht als Aufgabe sehen uns auf diese Weise weiterzuentwickeln?


    Dagegen hat sicher niemand etwas einzuwenden.


    Geronimo:


    Ist es nicht die Pflicht des Privilegierten sein Privileg geltend zu machen?


    Nein ist es ganz und gar nicht. Privilegien sind Vorrechte und keine Pflichten.

  • accinca:
    Geronimo:


    Ist es nicht die Pflicht des Privilegierten sein Privileg geltend zu machen?


    Nein ist es ganz und gar nicht. Privilegien sind Vorrechte und keine Pflichten.


    Im übertragenen Sinne könnte man es aber so sehen. Worte können durchaus verschiedene Bedeutungsebenen haben, nicht nur die vordergründig erkennbare.


    Man darf auch nicht vergessen das der ehrwürdige Buddhadasa den Vortrag höchstwahrscheinlich auf Thai gehalten hat, und welche Bedeutungsebenen dort das Wort "Pflicht" hat können wir hier nur erraten.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:


    Im übertragenen Sinne könnte man es aber so sehen. Worte können durchaus verschiedene Bedeutungsebenen haben, nicht nur die vordergründig erkennbare.


    Wenn man ohne ausdrückliche Ansage die "Bedeutungsebene"
    verläßt, oder andere meinen es würde ein solches verlassen
    der Bedeutungsebene stattgefunden haben, dann geht das
    zu lasten eines allgemeinen Konsens. Damit wird auch oft Politik gemacht.

  • accinca:
    Geronimo:


    Im übertragenen Sinne könnte man es aber so sehen. Worte können durchaus verschiedene Bedeutungsebenen haben, nicht nur die vordergründig erkennbare.


    Wenn man ohne ausdrückliche Ansage die "Bedeutungsebene"
    verläßt, oder andere meinen es würde ein solches verlassen
    der Bedeutungsebene stattgefunden haben, dann geht das
    zu lasten eines allgemeinen Konsens. Damit wird auch oft Politik gemacht.


    Wie gesagt, er hat's wohl wahrscheinlich auf Thai vorgetragen. Andere Sprachen, andere Bedeutungsebenen.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Andere Sprachen, andere Bedeutungsebenen.


    ich habe heute noch ein "problem" :D mit dem begriff pflicht so wie er allgemein in deutschland verstanden wird.
    die bedeutung von pflicht (mit der ich groß wurde) war eher "was man sich selbst schuldig ist", die pflicht die man sich gegenüber hat, die verantwortung die man für sich übernimmt.
    diese "art" pflicht ist für mich "pflicht" :D

  • Hallo Geronimo.


    Wollte auch meine Abneigung gegenüber dieser Gleichsetzung kundtun. Das "Eingangszitat" deines Threads für sich alleine betrachtet, ist sogar verwirrend und wird der Aufforderung Buddhas, ihm nicht zu glauben, sondern die Schlüssigkeit der Lehre (selbst) zu erkennen (und hieraus "aufgeschreckt" dann zu handeln), nicht gerecht.


    Dennoch glaube ich zu wissen, was Du mit der Verantwortung meinst. Ist klar. Ist absolut klar: achten wir halb oder ein viertel ( was ein quantifizierungsunfug...)
    "Erleuchteten" auf die Kinder um uns herum. (Und lassen sie womöglich ein solches EingangsZitat gar nicht erst lesen, denn was stiften wir damit: Verwirrung)


    Gruß an alle

  • sumedhâ:
    Geronimo:

    Andere Sprachen, andere Bedeutungsebenen.


    ich habe heute noch ein "problem" :D mit dem begriff pflicht so wie er allgemein in deutschland verstanden wird.
    die bedeutung von pflicht (mit der ich groß wurde) war eher "was man sich selbst schuldig ist", die pflicht die man sich gegenüber hat, die verantwortung die man für sich übernimmt.
    diese "art" pflicht ist für mich "pflicht" :D


    Eigenartig das ich diese Art Pflicht erst nach Jahren glaubte als Belastung zu sehen. Doch heute weiss ich das es eben so war. Ich war es mir schuldig und tat was zu tun war.

  • vielleicht off topic
    aber ich habe eine Frage zu dem Wort Pflicht
    ist es im christlichen Sinne mit dem Wort Diener = Dienst
    evtl. gleichzusetzen ?


    :|

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler

  • Geronimo:

    Dhamma ist Pflicht,
    Pflicht ist Dhamma.


    von Ajahn Buddhadasa


    Ich habe den Text gelesen und für mich damit kaum Probleme (außer vielleicht es umzusetzen :lol: ), aber ich habe auch nur wenig unangenehme 'Pflichten'.
    In einem gesellschaftlichen Kontext habe ich allerdings einige kritische Gedanken dazu.


    Mit sehr ähnlichen Worten sind im zweiten Weltkrieg junge Menschen als Kamikaze-Flieger oder SS Leute 'in die Pflicht' genommen worden. Wahrscheinlich werden heute die Mitglieder von Al Kaida mit Texten über die Verknüpfung von Pflicht und Religionsausübung zu ihren Taten motiviert.
    Wie in anderen Beiträgen angesprochen kann man hier vielleicht Ungenauigkeiten bei Übersetzungen oder kulturelle Unterschiede schützend vermuten.


    Es gibt Dinge, die wir gezwungen sind zu tun. Angenehme und nicht angenehme. Aus biologischem Zwang (Nahrung, Verdauung..) oder aus gesellschaftlichem oder aus ganz konkretem äußeren Zwang. Alles dies achtsam zu tun und Zwängen so wenig Einfluss wie möglich zu gewähren ist Dhamma.




    Dies schreibend werde ich ein Zitat aus der Bibel, so ungefähr 'gib' dem Kaiser, was des Kaisers ist' nicht los. Vielleicht könnte eines der Bibel-festeren Mitglieder mir den Zusammenhang erklären.

  • Ahhhjaaa... und das ist auch der Grund, warum es so populäre Menschenrechte gibt, anstatt, dass sich jeder an seine Menschenpflichten hält. Als hätten Rechte jemals einen Vorteil für alle gebracht... *schmunzel*


    Also, für unsere sensiblen: Dhamma ist Recht, Recht ist Dhamma! *schmunzel* Das Recht nehme ich mir, klingt doch besser als, Diese Pflicht nehme ich mir. *schmunzel* Da kann der kranke Menschenverstand noch immer alles dazubuttern was ihm gerade passt. *schmunzel*

  • Zitat

    Das Recht nehme ich mir, klingt doch besser als, Diese Pflicht nehme ich mir.


    Hanzze, guckst du viel Werbung bzw. deutsches TV? :lol:

    Einmal nur noch möcht ich wandern, in der großen Wanderschaft,
    Einsam, ohne einen andern, bis verhaucht die letzte Kraft.
    Sterbend möcht den Blick ich lenken auf das Schneeland himmelhoch,
    Sterbend noch des Lehrers denken und der Lehre, die nie trog.

  • Vielleicht sollte ich das, damit ich etwas mitfühlen/mitleiden kann, bei so manchen Gedankengängen des "gesunden" Menschenverstandes *schmunzel*

  • Hanzze:

    Das Recht nehme ich mir,


    " es steht mir zu !!! " auch ein sehr beliebter begriff.
    ich erfülle meine pflicht, also bitte, her mit der belohnung :D ich habe ein recht drauf.... u.s.w.


    sonnenerfüllte grüße aus Hamlesch

  • Helmut9:

    Ich war es mir schuldig und tat was zu tun war.


    "a man must do what a man must do."
    "Ein Man muß tun was ein Man tun muß" :)
    „Ein Mann muss drei Dinge im Leben tun: Ein Haus bauen,
    einen Sohn zeugen und einen Baum pflanzen.“ usw. usw.

  • fotost:


    ...
    Dies schreibend werde ich ein Zitat aus der Bibel, so ungefähr 'gib' dem Kaiser, was des Kaisers ist' nicht los. Vielleicht könnte eines der Bibel-festeren Mitglieder mir den Zusammenhang erklären.


    Ein sehr gutes posting, fotost.


    "Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist" bedeutet: Zahl Deine Steuern, sei ein guter Bürger. Das widerspricht dem, was Buddha sagt ganz und gar nicht, denn er spricht auch vom rechten Broterwerb etc., also ein anständiges Leben führen in samsara.
    Zu Jesu Zeit waren große Aufstände gegen die Römer und das herrschende korrupte Pharisäertum sowie gegen Herodes etc. - also genau wie es heute immer noch überall brodelt. Deshalb sagte er das zu seinen Jüngern, damit sie nicht dem Irrtum anheimfallen, es ginge um Revolution. So haben ihn nämlich viele gesehen und von ihm Befreiung von den Römern erhofft. Er jedoch verwies darauf, dass er "nicht von dieser Welt sei".


    _()_ Monika

  • Guten Morgen lieber Hanzze,
    ich möchte Dich bitten, Deine unpassenden Bemerkungen zu überdenken. Sie sind hier nicht hilfreich, außer dass sie das Thema spalten.
    _()_ Monika

  • Und würde jeder seine Steuern und Krankenversicherung als Dana betrachten, brächte auch keiner mehr nach anderen Möglichkeiten suchen um die Welt zu retten und mit dem zurückschrauben der Ausnutzung der Sozialnetze, man unermesslich viel Dana üben kann.
    Buddha Dhamma ist aber nur selten eine Lebensweisheit für die Masse *schmunzel*


    Da wolle ma doch lieber rescht haben, oder!


    Monika, was ist da unpassend. Unpassend ist was mir unlieb ist, oder wie verstehst du unpassend *schmunzel* Ach so, ich hab übersehen, es geht gerade um die Römer und um den lieben Gott. Na dann, entschuldige. Bleiben wir beim Thema.

  • Was ich noch nicht ganz verstehe ist folgendes:
    Im weltlichen Bereich, solange wir also noch keine Heiligen sind, ist das Gefühl des Glücklichseins doch immer noch unbeständig und man sucht nach äusseren Dingen für das Glück- auch eventuell bei einer Arbeit, zuhause oder im Büro etc.
    Wenn das so ist, kann man doch als Weltmensch - auch wenn man schon Dhamma praktiziiert- nicht auf Dauer Glück empfinden(sei es auf körperlicher oder geistiger Basis) . Wir können zwar immer achtsamer bei allem Tun und Denken sein, aber das letztendliche dauerhaft anhaltende Glücklichsein ist doch erst im Zustand des Arahant. Bis dahin sind es immer nur glückliche Momente, die sich mit fortwährenderm Gang auf dem Pfad des Dhammas verlängern.
    Deshalb empfinde ich den Titel etwas "unglücklich" so wie keep smiling egal wie es in dir aussieht. :badgrin:


    mit metta
    gabi

    "Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das hat für mich kein Selbst"

  • Ganz so ist das nicht, die "normalen" Menschen kennen Glück und Frieden noch gar nicht, aber mit errichten des "Stromes" wie man so schön sagt, erntet man die Früchte des Dhammas. Bis dahin, ist es meist so, dass man selbst die Früchte seines wohlwollenden Tuns nicht wirklich ernten kann, weil man Ursache und Wirkung noch nicht versteht und an Erwartungen und Bildern haftet.
    Je mehr man sich im Dhamma übt, desto weniger werden die bitteren Früchte. Nicht weil sich alles tatsächlich ändert, sondern weil man die Dinge beginnt zu verstehen.


    "Keep Smiling" ist in der Tat eine gutes Mantra und es tut wirklich nichts zur Realität wie es gerade in dir aussieht. Das ist nur Wahn. *schmunzel* und ist wenn du es beobachtest nicht sicher. Egal ob jetzt jauchzende Freude oder tiefer Frust.

  • monikamarie:
    fotost:


    Dies schreibend werde ich ein Zitat aus der Bibel, so ungefähr 'gib' dem Kaiser, was des Kaisers ist' nicht los. Vielleicht könnte eines der Bibel-festeren Mitglieder mir den Zusammenhang erklären.


    ...
    "Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist" bedeutet: Zahl Deine Steuern, sei ein guter Bürger. Das widerspricht dem, was Buddha sagt ganz und gar nicht, denn er spricht auch vom rechten Broterwerb etc., also ein anständiges Leben führen in samsara.
    Zu Jesu Zeit waren große Aufstände gegen die Römer und das herrschende korrupte Pharisäertum sowie gegen Herodes etc. - also genau wie es heute immer noch überall brodelt. Deshalb sagte er das zu seinen Jüngern, damit sie nicht dem Irrtum anheimfallen, es ginge um Revolution. So haben ihn nämlich viele gesehen und von ihm Befreiung von den Römern erhofft. Er jedoch verwies darauf, dass er "nicht von dieser Welt sei".


    _()_ Monika


    Danke für die Erklärung. Wahrscheinlich hatte ich vorhin ähnliche Zusammenhänge im Hinterkopf :D
    Dieser ganze Thread zeigt wieder einmal die Problematik des Versuchs, Gedanken nur mit Worten zu erfassen.


    http://www.youtube.com/watch?v=ExWfh6sGyso

  • gabi.voelkel:


    ...
    Wir können zwar immer achtsamer bei allem Tun und Denken sein, aber das letztendliche dauerhaft anhaltende Glücklichsein ist doch erst im Zustand des Arahant. Bis dahin sind es immer nur glückliche Momente, die sich mit fortwährenderm Gang auf dem Pfad des Dhammas verlängern.
    Deshalb empfinde ich den Titel etwas "unglücklich" so wie keep smiling egal wie es in dir aussieht. :badgrin:


    Liebe gabi,
    wie Du selbst schreibst, "... sich mit fortwährendem Gang auf dem Pfad des Dhammas verlängern. " Irgendwann hat sich die Kraft so verstärkt, dass die kurzen Momente des Unglücklichseins oder Leids nicht mehr ins Gewicht fallen und verabschiedet werden können, eben weil gesehen wird, was sie sind. Aber wahrscheinlich hast Du Recht, dann, wenn sie anhaltend sind, bist Du ein Arahant.
    _()_ Monika