Langeweile- was ist das?

  • Was ist eigentlich Langeweile aus buddhistischer Sicht?
    Eine Art hungriger Geist auf der Suche nach immer mehr?
    Eine Art suchender, süchtiger Geist auf der Suche nach immer aufregenderen Erfahrungen?
    Und was tut man im Buddhismus gegen Langeweile?
    Den Geist beruhigen?
    Eine Dankbarkeits-Meditation?
    Oder einfach nur die Leere erfahren und schauen, was kommt?


    Wäre interessant, eure Meinung und euer Wissen dazu zu lesen...


    Alles Gute und einen schönen Tag noch!


    Eure Susi

    Ohne Sinn kein Sinn...

  • Hi Susi,
    früher hatte sie bei mir damit zu tun, dass ich nicht in Kontakt mit mir und meiner Energie war. Da wusste ich aber noch nichts davon. Irgendwann habe ich erkannt, dass sie aus einem Ungleichgewicht heraus entsteht. Eigentlich ist z. B. vielleicht eine bestimmte Arbeit angesagt, ich will aber aus bestimmten Gründen lieber faulenzen, oder ich hätte Lust gehabt zu malen oder zu schreiben, aber der Aufwand dafür war mir zu groß, so hab ich das gelassen und wurde dann als "Belohnung" unruhig.


    Langeweile hat auch mit Mangel zu tun, irgend etwas fehlt. Um ihr zu entkommen, wird oft konsumiert, in Einkaufspassagen Spazierengegangen, gegessen, getrunken, geraucht ...


    Insofern ist es sicher gut, sich ihr zu überlassen und zu schauen, ob sich da etwas offenbart. Was immer es sein mag, es kann auch sein, dass Angst behindert, bestimmte Schritte zu unternehmen ...


    Heute ist Langeweile ein Fremdwort, denn wenn nichts anliegt, kann ich ja auch sitzen, liegen oder wie auch immer meditieren. Nur ein Ego kann sich langweilen. :lol:
    _()_ Monika

  • Du langweilst dich NIE???!!!
    Das kann ich nicht glauben...
    Was heißt hier, nur ein Ego?
    Wer ist schon ganz erleuchtet, außer wenige Meister, und nichtmal die behaupten, dass sie kein EGO mehr hätten, denn das ist schon wieder Stolz und daher EGO!
    Aber sicher hast du sehr viel weniger Langeweile als in deiner unruhigen Teenager-Zeit, und ich erlebe es ja oft ganz ähnlich: Man "müsste" eigentlich dies und das tun, aber irgendwie... :D
    Naja :P
    Und dann konsumiert man sinnlose Comedy-Shows oder guckt sich irgendeinen Schrott an, nur damit man beschäftigt ist!

    Ohne Sinn kein Sinn...

  • Ich denke Langeweile entsteht aus einer falschen Sicht der Wirklichkeit heraus. Man sieht nicht, wie schnell die Dinge vergehen udn überschätzt deswegen die Zeit, die einem bleibt. Wären wir uns wirklich der Vergänglichkeit aller Dinge, zu denen das eigene Leben natürlich dazugehört, bewusst, würden wir unsere Zeit richtig nutzen. Das Bewusstsein der Vergänglichkeit schafft ein Gefühl der Dringlichkeit. Man weiß nicht, wie viel Zeit einem bleibt....
    Langeweile zu haben und dann Zerstreuung in irgendwelchen sinnlosen Aktivitäten zu suchen, die uns nur weiter an Samsara binden, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass man Vergänglichkeit und Leerheit noch nicht richtig verstanden hat.
    Wenn ich Langeweile habe, sag ich mir immer: "Hey, du könntest jeden Moment sterben und dann ? Wirst du diese einmalige Chance, Dharma zu praktizieren nochmals erhalten ?? Das weiß niemand. Also: halt dich ran !!"


    Alles Liebe


    Simo

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Danke Simo,


    aber ich kriege oft sehr viel Hektik wenn ich wieder an die Vergänglichkeit denke... und Angst auch...
    Deswegen will ich nicht daran denken, verstehst du?
    Gibt es nicht einen mittleren Weg, um die Dinge wirklich zu genießen, die kommen und gehen?

    Ohne Sinn kein Sinn...

  • LeylaAlJamila:

    Was ist eigentlich Langeweile aus buddhistischer Sicht?
    Eine Art hungriger Geist auf der Suche nach immer mehr? Eine Art suchender,
    süchtiger Geist auf der Suche nach immer aufregenderen Erfahrungen?


    Jedenfalls mehr als gerade vorhanden ist und länger nur
    weder Wohl-noch-Weh eintritt und der Geist nicht weiß
    wie er sich von seiner inneren Leere und Öde und Dunkelheit ablenken könnte.


    LeylaAlJamila:


    Und was tut man im Buddhismus gegen Langeweile?


    Den achtfachen Pfad folgen wie immer das möglich ist.

  • LeylaAlJamila:

    Danke Simo,


    aber ich kriege oft sehr viel Hektik wenn ich wieder an die Vergänglichkeit denke... und Angst auch...
    Deswegen will ich nicht daran denken, verstehst du?
    Gibt es nicht einen mittleren Weg, um die Dinge wirklich zu genießen, die kommen und gehen?


    Liebe Susi,


    warum hast du Angst, wenn du an Vergänglichkeit denkst ? Für mich ist es eher eine Möglichkeit, mich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Aber Vergänglickeit ist ja keinesfalls etwas negatives. Die Vergänglichkeit macht ja alles erst möglich. Sie macht es möglich, dass wir Glück empfinden können und das wir Leid empfinden können. Sie macht es möglich, dass wir uns überhaupt entwickeln können!! Und gerade weil die Dinge vergänglich sind, sollten wir sie genießen. Jeder Moment ist sogliech schon wieder vorbei, wie ein in Wasser gezeichnetes Bild und deswegen unendlich kostbar. Die Vergänglichkeit zeigt dir den Reichtum und den schöpfenden Aspekt des Geistes^^ also keine Angst vor der Vergänglichkeit. Sie ist das einzig sichere, was wir haben *lach* ... Und das bedeutet auch, dass leidvolle Situationen wieder vergehen. Bei zuviel Hektik solltest du nachsehen, was jetzt wirklich wichtig für dich ist, was dir dauerhaften Nutzen bringt. Lass dich nicht vom Klein-Klein des Alltags, der Medienberieselung ablenken. Was ist wichtig ? Was hat dauerhaften Sinn ? Und dann würd ich zum Beispiel meditieren :)


    Alles Liebe


    Simo

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Also, ich muss ehrlich sagen, dass ich mich wirklich nie langweile. Eigentlich weiß ich immer was mit mir anzufangen und der Tag hat zu wenig Stunden. Ob das womit ich mich dann beschäftige (Hobbys etc.) allerdings sinnvoll im Buddhistischen Sinne ist, sei mal dahingestellt. *lach*


    Das hängt aber auch sicher damit zusammen, dass ich müde von der Arbeit heimkomme, dann regenerieren muss und noch ein paar Stunden für Hobbys investiere. Da bleibt kaum Zeit um Langeweile zu haben.


    Aus Buddhistischer Sicht wirst Du sicher viele Antworten finden weshalb ein Mensch sich langweilen kann. Zum Beispiel nie zufrieden zu sein und sich an der kleinen Dingen nicht erfreuen können. Jeder Augenblick ist kostbar und wichtig.


    Zitat

    Wer ist schon ganz erleuchtet, außer wenige Meister, und nichtmal die behaupten, dass sie kein EGO mehr hätten, denn das ist schon wieder Stolz und daher EGO!


    Kein Ego mehr zu haben muss ziemlich schwierig sein. ;) Wir sollten erst mal üben nicht an unserem Ego zu haften. Dann ist es zwar immer noch da aber es verhält sich etwas gesünder, positiver und heilsamer. Ob man zu Lebzeiten kein Ego mehr hat, kann man wohl nur dann beantworten wenn man Nirvana erfahren hat. Aber was erfährt Nirvana zu Lebzeiten und was kann dann über Nirvana berichten? Ich nehme an es ist unser Ego oder Ich Bewusstsein.


    Es gibt viele die behaupten, dass es nach der Erleuchtung ganz normal weiter geht. Zwar auf einem anderen Level aber es geht ganz normal weiter. Dann behaupten einige Meister auch, dass man selbst die Erleuchtungserfahrung immer wieder kultivieren muss. Das klingt für mich sehr erleuchtet. Die anderen, welche da immer wieder von Heiligen reden, sollten prüfen ob sie nicht in Wirklichkeit Scheinheilige meinen. Fabelwesen die in ihren Kopf entstehen- die es nicht gibt und nie gegeben haben kann. *schmunzel*

    mfg
    Rainer


    "Wir sind, was wir denken. Alles was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken machen wir die Welt. "

    Einmal editiert, zuletzt von BigR ()


  • Liebe Susi,


    Langeweile ist wohl meist dann, wenn man nach etwas Tief im inneren Sehnsucht/Begierde hat, an etwas festhält, aber eigentlich nicht will, es nicht betrachten möchte und weg schiebt. Vielleicht magst du dir ansehen, was es ist und wenn es der Begierde nach genauerer Betrachtung, nicht wert ist, es einfach abhacken und begraben und weiter gehen.
    Es ist einfach eine Art der Entschlußlosigkeit. Nicht abschließen wollen. Hol's heraus, sieh es dir rund herum an, mach dich bekannt damit und lass es gehen.
    *schmunzel*

  • @Hanzze:


    Oh ja, begehren tu ich vieles...
    Das muss ich echt aufarbeiten...
    Ich bin ja auch nie zufrieden mit irgendwas...
    Vielleicht schreib ich mir mal sowas auf: Was will ich eigentlich die ganze Zeit?
    Oder so....

    Ohne Sinn kein Sinn...

  • BigR:


    Ja, es klingt in meinen Augen auch weiser, wenn man diese Erleuchtung immer wieder kultivieren muss!
    Man muss immer wieder in Kontakt mit der eigenen Seele/Buddha-Natur/Gott/Geist kommen, um sich zu beruhigen, sich wohlzufühlen, die eigene Identität auszulöschen, was aber schwierig ist wegen den Emotionen und der persönlichen Geschichte.


    Einen schönen Tag noch, Namaste. :)

    Ohne Sinn kein Sinn...

  • Zitat

    Ja, es klingt in meinen Augen auch weiser, wenn man diese Erleuchtung immer wieder kultivieren muss!
    Man muss immer wieder in Kontakt mit der eigenen Seele/Buddha-Natur/Gott/Geist kommen, um sich zu beruhigen, sich wohlzufühlen, die eigene Identität auszulöschen, was aber schwierig ist wegen den Emotionen und der persönlichen Geschichte.


    Ich will nicht behaupten, dass es völlig unmöglich ist so zu erlöschen, dass es da nix mehr gibt was einen berührt oder berühren kann. Aber bei einem solchen Gedanken wird selbst mir schwindlig und ich bin schon für viele Fantastereien offen. ;)


    Dir auch noch einen schönen Tag!

    mfg
    Rainer


    "Wir sind, was wir denken. Alles was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken machen wir die Welt. "


  • Naja, Du hast schon Recht insofern, dass ich geschrieben habe "nur ein Ego kann sich langweilen". Das konnte natürlich missverstanden werden. Damit meinte ich aber selbstverständlich nicht, dass ich keins mehr hätte, sondern dass ein beruhigter Geist sich nicht langweilen kann. So jedenfalls erlebe ich das. :D
    _()_ Monika

  • LeylaAlJamila:

    Was ist eigentlich Langeweile aus buddhistischer Sicht?


    Kann eine Form unheilsamer Abneigung sein. Kann aber auch eine Folge der Frustration (von Begehren) sein. Kann aber auch ein Form der Entsagung sein, wenn man z.B. von der Erscheinung der "ewig" gleichen Gewohnheiten (Anhaftung, Ärger etc) "gelangweilt" ist und sich davon abwendet und nicht mehr involvieren lässt.



    Grüße
    TM

  • TMingyur:
    LeylaAlJamila:

    Was ist eigentlich Langeweile aus buddhistischer Sicht?


    Kann eine Form unheilsamer Abneigung sein. Kann aber auch eine Folge der Frustration (von Begehren) sein. Kann aber auch ein Form der Entsagung sein, wenn man z.B. von der Erscheinung der "ewig" gleichen Gewohnheiten (Anhaftung, Ärger etc) "gelangweilt" ist und sich davon abwendet und nicht mehr involvieren lässt.


    Wer im >Hier und Jetzt< ist, hat nie Langeweile. Also ist Langeweile Ausdruck von Unachtsamkeit . . .

  • Lauscher:
    TMingyur:

    Kann eine Form unheilsamer Abneigung sein. Kann aber auch eine Folge der Frustration (von Begehren) sein. Kann aber auch ein Form der Entsagung sein, wenn man z.B. von der Erscheinung der "ewig" gleichen Gewohnheiten (Anhaftung, Ärger etc) "gelangweilt" ist und sich davon abwendet und nicht mehr involvieren lässt.


    Wer im >Hier und Jetzt< ist, hat nie Langeweile. Also ist Langeweile Ausdruck von Unachtsamkeit . . .


    >Hier und Jetzt< auch so eine "Modeerscheinung" ...


    Das ist eine schöne absolutistische Aussage. "Wer ... hat nie ... " ... alle Achtung.


    Also ich langweile mich schon an Anhaftung, welche erscheint wenn ich bestimmte Objekte erblicke. Wie könnte ich mich daran langweilen, wenn sie mir nicht auffallen würde weil ich achtsam bin?



    Grüße
    TM

  • TMingyur:

    Also ich langweile mich schon an Anhaftung, welche erscheint wenn ich bestimmte Objekte erblicke. Wie könnte ich mich daran langweilen, wenn sie mir nicht auffallen würde weil ich achtsam bin?


    Versuch es doch ;)

  • Lauscher:
    TMingyur:

    Also ich langweile mich schon an Anhaftung, welche erscheint wenn ich bestimmte Objekte erblicke. Wie könnte ich mich daran langweilen, wenn sie mir nicht auffallen würde weil ich achtsam bin?


    Versuch es doch ;)


    Ich tu's bereits.


    Grüße
    TM

  • TMingyur:
    Lauscher:


    Versuch es doch ;)


    Ich tu's bereits.

    Und?


  • Hallo Susi,
    ob ich nun Buddhist bin oder nicht -
    Langeweile ist mir fremd.
    Das war schon als Kind, Jugendliche und Erwachsene so.
    Ich finde das Leben spannend und mich erst recht.
    Zur Zeit befinde ich mich täglich in der Dankbarkeits-Meditation
    und das erhebt meinen Geist zu Frieden, Ruhe und Freude.


    LG

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler

  • TMingyur:


    ...
    Also ich langweile mich schon an Anhaftung, welche erscheint wenn ich bestimmte Objekte erblicke. Wie könnte ich mich daran langweilen, wenn sie mir nicht auffallen würde weil ich achtsam bin?
    ...


    Weil Du, wenn Du Anhaftung wahrnimmst, offenbar nicht achtsam warst, während der Un-Achtsamkeit trat Langeweile ein und verging sofort wieder, weil Du dann wieder achtsam wurdest. :lol:


  • Ja, Susi, das kommt noch zu meinem Beitrag dazu, nämlich, dass mein Leben spannend ist (nicht das äußere!) und ich sehr dankbar bin.
    Danke Brigitte, dafür.
    _()_ Monika

  • brigittefoe:

    Hallo Susi, ob ich nun Buddhist bin oder nicht -
    Langeweile ist mir fremd. Das war schon als Kind, Jugendliche und Erwachsene so.
    Ich finde das Leben spannend und mich erst recht.


    Wer immer was zu tun hat, der langweilt sich auch nicht ob
    nun als Kind oder Erwachsener und als Jugendlicher muß
    man auch nirgendwo "abhängen". :)