Kennst du dich wirklich?

  • liebe forumsgemeinde


    kürzlich habe ich die behauptung aufgestellt das zuviel achtsamkeit gefährlich sein könnte. der grund meiner behauptung ist der, das hier einfach eine methode mehr oder weniger blind angewandt wird, und zwar auf ein system das wir selber kaum verstehen können. es geht um die themen:


    -inteligenz, analyse
    -emotion, impuls
    -selbstkontrolle
    -identität, verschiedene identitäten
    -vergangenheit /zukunft


    usw. usf.


    es würde mich interessieren wieviele forumsmitglieder mir aus dem stegreif einen groben umriss ihrer psyche geben können, weisst du eigentlich:


    -wieviele ichs du hast? liegen deine ichs im konflikt miteinader?
    -benutzt du immer den selben ort um probleme zu analysieren? gibt es verschiedene analyse-zentren in deinem kopf?
    -wieviele innere konflikte du hast, mit welchen identitäten deines selbst?
    -denken kopf und bauch unabhängig voneinander, oder gibt es nur ein denken?
    -brauchst du viel selbstkontrolle auszuüben, oder eher nicht?
    -wenn du achtsam bist, verändert sich dein verhältniss zu deinem umfeld?


    die themen sind komplex, es würde mich ebenfalls interessieren was es denn das heisst achtsamkeit zu üben, achtsam auf was, und wie lange, und wenn etwas nicht funktioniert was geschieht dann?


    wer kann mir ohne zu zögern einen groben plan seines innenlebens skizieren? wenn ihr es nicht könnt, frage ich mich ob dieses selbstbeobachten nicht eher eine art undifferenzierte pseudo-psychoanalyse ist. aber hey, alles ist ok. sei einfach achtsam...


    gruss zenbo

  • Zitat

    es würde mich interessieren wieviele forumsmitglieder mir aus dem stegreif einen groben umriss ihrer psyche geben können, weisst du eigentlich


    Ich glaube nicht, dass Buddha das meinte als er von Achtsamkeit sprach. Vielmehr riet er die ichlosen Prozesse der fünf Aneingnungsgruppen zu beobachten.

  • Das könnte Dir so passen, dass wir Dir hier alles ausbreiten :lol: , dazu bin ich zu achtsam (geworden). 8)

  • Hi darkwave


    Fragen sind gut, aber ohne einen offenen Geist fruchtlos.


    Jeder hier hat schonmal etwas in Frage gestellt, bloß weil es ihm oder ihr gerade nicht in den Kram passte.


    Oder etwas andere unterstützt und verteidigt, nur weil es einem als wichtig erscheint und das bisherige Weltbild bestätigt.


    Ich schlage vor, du beschäftigst dich erstmal mit der Lehre, damit die Diskussion nicht ständig im Kreis dreht.


    zB sind Gedanken und Gespräche wie "Ich bin so", "Ich bin nicht so", "Ich war so", "Ich war nicht so", "Ich werde so sein", "Ich werde nicht so sein" aus buddhistischer Sicht bloß Geplapper


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

    2 Mal editiert, zuletzt von nibbuti ()


  • 1. Keins... Oder unzählige, jede Nanosekunde ein neues...
    2. immer das welches im Augenblick anwesend ist. Also je nach stand des Bewusstseins/Gemüts, der Gefühle, der Gedanken der Wahrnehmung, der körperlichen Verfassung etc
    3. eigentlich geht ja nur ego (je nachdem wie es in der milisekunde drauf ist) vs nicht-Ego
    4. siehe 3.
    5. Was meinst du damit?
    6. Ja, insoweit das ich dann nicht unachtsam bin...


    Und worauf willst du genau heraus?

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • darkwave:

    es würde mich interessieren wieviele forumsmitglieder mir aus dem stegreif einen groben umriss ihrer psyche geben können, ...


    Was soll das sein, "Psyche"? Dein Tarnkappen-"ich"? 8)


  • wenn du diese fragen für dich zu klären hast dann tue es.
    warum sollen diese fragen für alle gleichermassen representativ sein?
    du wirst erst (vorübergehned) ruhe finden wenn du zustimmung von aussen für dein selbstbild findest.
    das wars dann....
    .

  • darkwave:

    die themen sind komplex, es würde mich ebenfalls interessieren was es denn das heisst achtsamkeit zu üben, achtsam auf was, und wie lange, und wenn etwas nicht funktioniert was geschieht dann?


    nibbuti:

    Ich schlage vor, du beschäftigst dich erstmal mit der Lehre, damit die Diskussion nicht ständig im Kreis dreht.


    Das üben kann dir keiner abnehmen, lieber darkwave.


    Man lernt auch nicht Gitarre spielen, indem man eine CD mit coolen Riffs einlegt und sich von anderen die Tonleiter erklären lässt, um anschließen zu verkünden, zuviel Töne seien schädlich und die Musiker verstünden ihre eigene Musik nicht


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
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  • Hey,


    du interessierst dich echt für spannende Sachen!


    ...sicher auch aus gutem Grund. :idea:


    Der im anderen Fred verlinkte Artikel ist nicht so doll, finde ich.
    Wenn du dich für Neurobiologie, Hirnforschung und Persönlichkeit interessierst, empfehle ich Gerald Hüther.


    Zu den unterschiedlichen Selbstanteilen empfehle ich Jochen Peichl. ... und Michaela Huber.


    Nun zum Inhalt: die Erkenntnis, dass die Großhirnrinde (Intellekt) nicht 'Chef' ist, wie wir (vor allem Männer :lol: ) gerne glaubten, ist schon länger bekannt. Ältere Hirnteile wie das limbische System 'reden' viel mehr mit. DAS stand auch in dem von dir verlinkten Artikel...


    In der Meditation nimmt man eine Art Beobachterposition ein, vermutlich ähnlich dem, was verschiedene psychologische Autoren mit innerem Beobachter, innerer Weisheit o.ä. beschreiben. Dies bringt Distanz (i.S.v. freundlichem Wahrnehmen) zu Emotionen und Impulsen, auch zu Selbstanteilen wie einem evtl. inneren Kritiker, der mit Gedanken und Werturteilen daherkommt. Ob ein Übender jetzt diese kritischen Gedanken als solche wahrnimmt, oder wahrnimmt: mein innerer Kritiker taucht auf - ist wohl sekundär!


    Mitnichten ist es aber so, dass die Großhirnrinde / der Intellekt 'den Rest' (das 'Unbewußte' - ohweia, wie gruselig) beobachtet und zu kontrollieren versucht.
    Im Gegenteil erlebe ich Meditation INSGESAMT als ganzheitlich und integrierend für alle 'Schichten' / 'Teile', nicht als unterdrückend für irgendwas!



    Aber (und du schriebst ja mal, man könnte einen Dachschaden bekommen durch Meditation) wer evtl. eine Persönlichkeitsstörung hat, dem wird die in der Meditation etliches Beunruhigendes widerfahren, wenn er da noch ziemlich unbedarft mit unterwegs ist. Bereits ohne 'Störung' kommt ja, wie uns unsre Mitmenschen berichten können (und Buddhisten in vielen Jahren erfahren und beschrieben haben), gerne mal viel Geplapper oder Unruhe oder Müdigkeit hoch.
    Ich denke jedoch nicht, dass Meditation einen 'Knacks' produziert, der nicht vorher schon da war.


    Übrigens gibt es Psychotherapeuten, die bereits mit unterschiedlichen Persönlichkeitsanteilen arbeiten (Ego-State-Therapie) und auch viele, die sich der Achtsamkeitsmeditation widmen und diese ihren Klienten empfehlen.



    ... und gute Meditationsanweisungen findet man natürlich auch zu den von dir gestellten Fragen :) Ich wollte nur mal etwas 'semi-psychologisch' antworten, weil du in diese Richtung fragtest.

  • Mascha:

    ... und gute Meditationsanweisungen findet man natürlich auch zu den von dir gestellten Fragen :) Ich wollte nur mal etwas 'semi-psychologisch' antworten, weil du in diese Richtung fragtest.


    danke!!


    gruss zenbo

  • Mascha:

    In der Meditation nimmt man eine Art Beobachterposition ein, vermutlich ähnlich dem, was verschiedene psychologische Autoren mit innerem Beobachter, innerer Weisheit o.ä. beschreiben.


    Das ist eine verbreitete Meinung vor allem bei Zennis.


    Eine wirkungsvolle Meditation die alle Wegfaktoren integriert geht über 'nur beobachten' weit hinaus.


    :)

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  • Mascha:

    Ob ein Übender jetzt diese kritischen Gedanken als solche wahrnimmt, oder wahrnimmt: mein innerer Kritiker taucht auf - ist wohl sekundär!


    Nicht aus buddhistischer Sicht.


    Das Identifizieren mit den Gedanken gebärt einen Denker oder 'inneren Kritiker'.


    Ohne Identifikation entsteht auch kein 'innerer Kritiker' und das Loslassen der Gedanken wird überhaupt erst möglich.


    :)

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  • Mascha:

    Mitnichten ist es aber so, dass die Großhirnrinde / der Intellekt 'den Rest' (das 'Unbewußte' - ohweia, wie gruselig) beobachtet und zu kontrollieren versucht.


    Das ist ein häufiges Vorurteil.


    Im Allgemeinen ist es eher so, dass die Triebe, beobachtete Einflüsse oder Prägungen, und ein damit verbundenes, getrübtes Urteilsvermögen alles zu kontrollieren versucht, seltener der Intellekt.


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Du bist noch auf dem Moraltrip.
    In der buddhistischen Achtsamkeit gehst nicht um Analyse.
    Man nimmt sich so wie man drauf ist, in jedem Moment.
    Es geht darum den Geist zu beruhigen, egal wie dieser Geist drauf ist.
    Man beobachtet und szeziert nicht.

  • Mascha:

    Ich denke jedoch nicht, dass Meditation einen 'Knacks' produziert, der nicht vorher schon da war.


    Falsch angewandte oder irrgeleitete Meditation kann schon einen psychischen Knacks produzieren, der vorher nicht da war.


    :)

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  • Masche:

    Übrigens gibt es Psychotherapeuten, die bereits mit unterschiedlichen Persönlichkeitsanteilen arbeiten (Ego-State-Therapie) und auch viele, die sich der Achtsamkeitsmeditation widmen und diese ihren Klienten empfehlen.


    Es wird Mindfulness Based Stress Reduction und Mindfulness Based Cognitive Therapy genannt.


    Ich kenne mindestens einen Psychologen persönlich und er weiß natürlich auch von MBSR.


    Aber für ihn ist es nur eine weitere Methode vorübergehender Erleichterung um weiter Zerstreuungen nachgehen zu können.


    Er wüsste nicht wo MBSR herkommt geschweige denn was darüber hinaus geht.


    :)

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  • Onyx9:

    Du bist noch auf dem Moraltrip.
    In der buddhistischen Achtsamkeit gehst nicht um Analyse.
    Man nimmt sich so wie man drauf ist, in jedem Moment.
    Es geht darum den Geist zu beruhigen, egal wie dieser Geist drauf ist.
    Man beobachtet und szeziert nicht.


    Da irrst du dich, liebe Onyx.


    Ich halte nichts von Moralpredigten und darüber war kein Wort gefallen.


    Buddhistische Achtsamkeit ist keine Analyse, aber auch keine stumpfe Akzeptanz.


    Samantha oder Beruhigung des Geists ist nur eine Frucht des gesamten Wegs.


    Zum Weg zählt auch die Weisheit zwischen zuträglichen und unzuträglichen Bedingungen und Zuständen zu unterscheiden.


    Die Achtsamkeit von Buddha gelehrt ist wie ein Tor bei Sinneseintritt durch das man erwünschte Gäste passieren lässt.


    zB wenn du eine Ursache für einen ruhigen Geist wie Kamillentee zulässt, wird das eher zuträglich sein.


    Aber wenn du zB große Mengen an Alkohohl 'akzeptierst', weil 'so bin ich halt drauf', hilft das wohl kaum einem ruhigen Geist.


    :)

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    Einmal editiert, zuletzt von nibbuti ()


  • Aha.


    War aber hier nicht gefragt :D


  • Ok, also noch eine Antwort.


    Neben einer buddhistischen Sicht gibt es auch z.B. die hier gestreifte moderne psychologische Sicht der Persönlichkeit und ihrer Entwicklung.
    Danach ist das Wort Identifikation irreführend (wie ist es aus buddhistischer Sicht gemeint?), da es sich ursprünglich nicht um einen aktiven bewußten Prozess handelt, sondern eine Reaktion auf etwas ist (noch dazu meist in Kinderjahren).
    Solche dann starken neuronalen Netze sind (wie wir alle wissen) nicht sehr einfach aufzulösen. Konditionierungen sagen auch manche Buddhisten dazu.
    Bei manchen Menschen führen sie geradezu ein Eigenleben (bis hin zu dissoziativen Persönlichkeitsstörungen).


    Aus dieser Sicht klingt es wie ein Hohn zu sagen: die Identifikation gebiert den Denker. (Auch wenn es nicht falsch ist) Immer wieder nicht- Identifikation zu üben, kann helfen, den Denker zu integrieren, aber da ist der schon seit Kindertagen! So funktionieren wir einfach.


  • Okeeeee!


    Und was ist dabei?


    Es ging mir darum zu zeigen, dass sich die gestellten Fragen nicht mit buddhistischer Meditation beissen.
    Und mir ist es recht, wenn es irgendwem durch Meditation (nicht alle Therapeuten nutzen MBSR, manche nennen es auch ganz schlicht Meditation) besser geht, auch wenn er oder sie nicht die Erleuchtung anstrebt :D
    Da bin ich nicht pingelig :D

  • nibbuti:
    Mascha:

    Ich denke jedoch nicht, dass Meditation einen 'Knacks' produziert, der nicht vorher schon da war.


    Falsch angewandte oder irrgeleitete Meditation kann schon einen psychischen Knacks produzieren, der vorher nicht da war.


    :)


    Kannst du mir das erklären?

  • Es gibt nur eine Übung: Halt dich aufrecht und zieh den Anker ein.