Hilfbereitschaft

  • Eigentlich ist das Thema zu schade, um es irgendwo im Off-Topic verschimmeln zu lassen.

    Losang Lamo:


    Da bist Du im falschen Thread, Grund. Das kannst Du erläutern in "Ich meditiere nicht, weil..." ( Ich hab heut nen Ordnungsfimmel)


    Grund:

    Ich habe eine Empfehlung gegeben. Ich habe nichts zu "Ich meditiere nicht, weil..." geschrieben. Wieder meine Hilfsbereitschaft.


    Grund:
    Losang Lamo:

    :D ja, dafür kriegt man immer nur eins auf den Sack, wenn man hilfsbereit ist. Ungerechte Welt!!!


    Ja? Empfindest du das so? Wenn du das so empfindest, dann empfehle ich dir Entsagung bzgl Hilfsbereitschaft 8)


    In der Tat, ich machte zwar nur einen Scherz, aber jetzt wo Du so drauf eingehst, doch, da ist einiges dran:


    Wenn ich helfe, sind die Leute da, wo ich nicht damit rechne, dermaßen überdankbar, dass man sich vergöttert fühlt und ganz klar empfindet "Dies kann so nicht ganz richtig sein" - oder sie nehmen die Hilfe, die man auch vielleicht unter Mühe erstellt hat, als eine natürliche Gegebenheit hin, sehen gar nicht, was man für sie getan hat, und beim nächster Gelegenheit bekommt man aus Lust und Laune oder aus einem anderen Grund schön fett eins auf's Dach.


    Ich denke, die Geistesschulung bei diesem Thema ist, die Erwartungen sausen zu lassen.
    Insofern ist der Tipp "Entsagung bzgl Hilfsbereitschaft" nicht so abwegig, wie er klingt - ich würde das nur aus einem anderen Blickwinkel tun. Es geht um das Lockerlassen.
    "ICH helfe - und dann ist der andere glücklich" ist immernoch verkrampfte Egoschiene. "Ich helfe nicht, damit mir hinterher keiner dafür weh tut" ist NOCH verkrampftere Egoschiene. :lol:


    "Hilfe wird gegeben, weil Hilfe benötigt wird." So ist es ganz einfach - und alles weitere ist in der Tat egal. Wenn ich also dafür eins auf's Dach bekomme, bekomme ich halt eins auf's Dach - ich kann es vorher sowieso nicht wissen und muss hinterher analysieren, wo es vielleicht haperte....
    Beim Wandern setzt man einfach einen Fuß vor den anderen und betrachtet die Landschaft. Man denkt nicht bei jedem Schritt "Oh, wie gut ich diesen Schritt wieder gemacht habe!" :lol: Und auch nicht: "Besser ich setz mich hier in den Regen, dann brauche ich nicht zu wandern..." - solche Denke ist sinnlos und trotzig.



    Losang Lamo:

    Aber egal... Is ja gleich...


    Grund:

    Hilfsbereitschaft oder nicht macht keinen Unterschied, genau. 8)


    Ach, Mann, hier hab ich doch tatsächlich wieder den Ironie-Button vergessen. :grinsen: Was soll das für eine Welt sein, wo jedem alles egal ist?
    Man braucht nur mal zu bedenken, WO ÜBERALL einem selber schon geholfen wurde - das ist immer schöner anzusehen, je länger man es betrachtet. Das wünsche ich schon für andere sehr. Nur eben nicht wieder mit dem Ego am Ergebnis haften. Das wird doch hinzubekommen sein. :)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Grund:

    Hilfsbereitschaft oder nicht macht keinen Unterschied, genau. 8)


    Hier steht nicht »Helfen oder nicht Helfen macht keinen Unterschied«!
    Hilfsbereitschaft steht vor dem Handeln. Ob diese einen Unterschied macht, sagt nichts zwingendes über das evtl. folgende Handeln.
    Das Wort »egal« wird nur zu oft in einem fatalistischen, keine Handlung mehr benötigenden Kontext benutzt.
    Und sogar nicht handeln muss nicht in jedem Zusammenhang fatal sein.


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • malsehen:
    Grund:

    Hilfsbereitschaft oder nicht macht keinen Unterschied, genau. 8)


    Hier steht nicht »Helfen oder nicht Helfen macht keinen Unterschied«!
    Hilfsbereitschaft steht vor dem Handeln. Ob diese einen Unterschied macht, sagt nichts zwingendes über das evtl. folgende Handeln.
    Das Wort »egal« wird nur zu oft in einem fatalistischen, keine Handlung mehr benötigenden Kontext benutzt.
    Und sogar nicht handeln muss nicht in jedem Zusammenhang fatal sein.


    Ja, aus dem Blickwinkel wird Grund plötzlich zum ganz lieben Kerl, der niemandem an den Karren p.... will. :)
    Es ist jedoch verständlich, dass das Wort "egal", "kein Unterschied" und "gleich", dann spontan erstmal in dem üblicherweise benutzten Kontext verstanden wird.
    Das ist schade, denn letztendlich, wenn man nicht aus der Mitte ausschert, sind Grunds Standardaussagen um Gleichmut und Leerheit recht schön...


    Wenn es um Hilfsbereitschaft geht - die Bereitschaft sollte man nicht aufgeben. Schon für sich selbst nicht. Es ist eins der Sechs Paramitas - Geben von Schutz und Hilfe. Ohne das zu entwickeln kommt man auf den Holzpfad.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Zitat

    Entsagung bzgl Hilfsbereitschaft


    Ich empfinde das als eine sehr hilfreiche Empfehlung.
    "Ich bin hilfsbereit." ist doch auch nur ein Ego-Ding, eine Identifikation. Es ist ein Gedanke, eine Wertung, die einer Handlung angehängt wird, also ein überflüssiges Teil.
    Aber es ist verdammt schmerzlich, wenn selbst so vermeintlich gute Emotionen nur als Vorstellungen und Konstrukte entlarvt werden.
    Für mich ist damit nicht verbunden, nicht mehr Hilfe zu leisten, wo erforderlich ist, nur die Identifikation damit fällt weg.
    Die Frage ist doch für jeden einzelnen Praktizierenden: "Wie weit will ich gehen? Will ich einfach ein guter Mensch sein und immer das moralisch <Richtige> tun oder will ich die Anhaftung durchschauen und loslassen?" Anhaftung ist wohl äußerst subtil und oft schwer zu durchschauen. Wobei es sicherlich nützliche und heilsame Anhaftung gibt, aber am besten man durchschaut auch dies, dann kann sie nicht unheilsam werden, denke ich.
    Insofern ist es hilfreich, darauf hingewiesen zu werden, dass sich das vermeintlich Gute in sein Gegenteil verkehren kann. Wir kennen doch das Helfersyndrom (ich jedenfalls) :D


    Im übrigen geht es ja darum, dass, sobald Hilfsbereitschaft dazu führt Belohnung und ein bestimmtes Ergebnis erhalten zu wollen, also alles andere als selbstlos ist, zu Frustration führt und damit eine Reihe von unheilsamen Folgen nach sich bringt. Von daher der Rat, diese Vorstellung von sich selbst ("Was bin ich doch hilfsbereit und das ist der Dank") schnell zu durchschauen und loszulassen.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Ja, Doris, :) hier ist ein offenes Scheunentor, das jeder gern einrennen kann.


    Knochi:

    Für mich ist damit nicht verbunden, nicht mehr Hilfe zu leisten, wo erforderlich ist, nur die Identifikation damit fällt weg.


    Eben.
    "Entsagung bzgl Hilfsbereitschaft" klingt aber doch nach etwas anderem...


    Mir geht es nicht um das "ICH helfe", das ist klar. Aber es geht mir um den Moment, wo ich davor stehe, ob ich helfe oder nicht. Da finde ich ein "Entsagung bzgl Hilfsbereitschaft" im Hinterkopf nicht so hilfreich für die Entscheidung.
    Nützlich und notwendig aber ist ein "Entsagung bzgl eines Ergebnisses." Oder?

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Ich glaube, es nützt auch, wenn ich von "ich bin jetzt hilfsbereit" entsage.
    Als vorübergehende Krücke auf dem Weg denk ich schon, dass das nützt. Aber letztendlich ist das Ziel doch die Dinge zu tun, weil sie zu tun sind, spontan und ohne vorgeschaltetes Denken. Was nicht bedeutet, dass Handeln unbedacht sein sollte :D Boa, das ist aber schwierig darzulegen …


    Hilfsbereitschaft ist dann eine natürliche Eigenschaft, nichts Aufgesetztes. Man tut es, weil es gerade ansteht und dann tut man nicht mehr daran denken und macht das nächste Ding. Da ist kein Ich-Bin-Denken. Ich bin doch auch nur in dem Moment hilfsbereit, ich handle in dem Moment hilfsbereit, da ist Hilfsbereitschaft. Einen Moment später ist da ein neuer Mensch, einer der z.B. spazieren geht. Ich erlebe mich als jeden Moment als eine andere, jetzt bin ich gerade Schreibende (und eigentlich ist das nur eine Denkklammer, denn während ich schreibe, durchlaufe ich viele andere Ichs). Wie könnte ich also hilfsbereit sein, wenn ich so viele bin und stets eine andere? Ich kann lediglich Gewohnheitstendenzen in meinem Verhalten feststellen, keine Identitäten.


    Entsagung bedeutet doch nicht, dass ich der Welt entsage oder bestimmten als heilsam erkannten Handlungen. In erster Linie bedeutet das für mich, dass ich der Identifikation und des permanenten Wertens entsage, Verzicht auf das Fürwahrnehmens des Kopfkinos.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Möchte noch was anfügen.


    "Hilfsbereitschaft" ist ja irgendwie eine Wertung, eine Eigenschaft, die jemandem zugesprochen wird. Und das suggeriert ja schon per se eine feste Gestalt.
    "Hilfe" ist die Handlung, ohne Ich.
    So empfinde ich das sprachlich.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Aha. :)


    Das Christentum mischt uns in die ganze Sprache hinein, und der Buddhismus auch, und wir ( ich und Du) suggerieren in Worte Dinge, die da nicht unbedingt im Lexikon stehen, die aber trotzdem irgendwie mit reingehören. Nur ist man dann schnell mit den Wortbedeutungen auseinander.


    Ich war beim Wort "Entsagung" jetzt beim profanen "Verzicht", aber nicht bei der Bedeutung in Dharmasprache...
    Unter Hilfsbereitschaft verstand ich einfach die Bereitschaft zum Helfen, völlig ohne Egobehaftung.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Ist Hilfsbereitschaft als grundsätzliche Haltung nicht einfach eine Akzeptanz der Idee, daß Leiden nicht nur ein philosophisches Konzept ist, sondern auch etwas ganz Reales? (soweit es denn Realität gibt)


    Zitat

    Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Sterben ist Leiden, Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung sind Leiden, was man begehrt nicht erlangen, das ist Leiden, kurz gesagt: die fünf Daseinsgruppen (khandha) sind Leiden


    Darin ist beides enthalten, Alltag und Tiefe.


    Wenn ich mir mit einem Hammer auf den Daumen haue, dann hilft mir heitere Gleichmut und die Einsicht, daß es den Daumen eigentlich gar nicht gibt, andererseits ist ein freundlicher Mensch mit etwas zum Kühlen und einem Pflaster auch nicht schlecht ;)

  • Mich würde dennoch am Beispiel des Daumens – gerade weil es so alltäglich ist – interessieren:


    Ablauf:

      1) Hammer auf Daumen
      2) Schmerz, aka Leiden


    Und jetzt zwei Wege

      A) Derjenige glaubt an reelle Existenz des Daumens und ist ggf. »normal« gleichmütig
      B) Derjenige glaubt, es gibt den Daumen gar nicht und trägt tiefen heiteren Gleichmut buddhistischer Prägung


    Was ist die Konsequenz, das Erleben für A) und B), was ist für sie jeweils Punkt 3)?


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Losang Lamo:


    ...
    Ich war beim Wort "Entsagung" jetzt beim profanen "Verzicht", aber nicht bei der Bedeutung in Dharmasprache...
    Unter Hilfsbereitschaft verstand ich einfach die Bereitschaft zum Helfen, völlig ohne Egobehaftung.


    Guten Morgen, liebe LL,
    ja, ich verstehe genau, was Du meinst. Es ist durchaus möglich, ohne Egobehaftung einfach nur so spontan hilfsbereit zu sein. Vor vielen Jahren habe ich erkannt, was für eine Bürde ich für andere Menschen bin und aus dieser Einsicht heraus ein tiefes Empfinden dafür bekommen, anderen die Bürde abzunehmen. Viele wissen gar nicht, welche Bürde ich ihnen schon abnahm, genau so wie auch ich nicht sagen könnte, WEM ALLES - und WER ALLES mir Bürden abgenommen hat, geholfen hat. Das geht in Fleisch und Blut über. Und das Wissen, dass mir womöglich schon Viele geholfen haben, deren egoloses Verhalten ihr Handeln im Verborgenen hielt, öffnet die Augen dafür und wird im Laufe des Lebens immer deutlicher.
    _()_ Monika

  • Ich habe die Erfahrung gemacht, das umso mehr man den Wesen Unterstützung zukommen lässt, umso mehr Möglichkeiten tun sich auf den Wesen Unterstützung zukommen zu lassen. Scheint sich selbst zu nähren und ist ganz wunderbar.


    Eine ganz tolle Begebenheit hat sich diesbezüglich mal bei mir kürzlich ereignet. Ich füttere schon seit einiger Zeit Vögel von meinem Balkon aus. Eines Tages dann bin ich durch einen Friedhof geschlendert und eine kleine Blaumeise wurde auf mich aufmerksam und war auch gleich sehr zutraulich. Sie setzte sich gleich auf mein Fahrrad, nur ganz wenige Zentimeter von mir entfernt. Dann flog sie weg und ich ging weiter. Nach ein paar Minuten, eine ganze Ecke weiter, kam die gleiche Blaumeise wieder nah an mich heran und war sehr neugierig. Ich entdeckte das ich in meiner Tasche noch ein paar Erdnüsse hatte, öffnete eine und hielt sie ihr mit der Hand hin. Nach kurzem zögern setzte sie sich dann aber tatsächlich auf meinen Finger und schnappte sich die Erdnuss. Dann flog sie weg und kam nach ein paar Momenten wieder und das Spiel wiederholte sich. Ich hatte noch nie vorher so einen zutraulichen Vogel gesehen, und ich glaube diese Vertraulichkeit ist gerade durch meine zunehmende Neigung zu diesen Dingen zu Tage gekommen. Ich war sehr dankbar für diesen Moment, da er mir doch wieder einmal deutlich zeigte das Veränderung möglich ist und der Weg tatsächlich gegangen werden kann.


    Und diese Erfahrungen nehmen immer weiter zu umso größer die Neigung wird :) Mehr Gelegenheit, mehr Freude

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Hilfsbereitschaft bedeutet für mich,
    dem anderen Menchen in seiner Not
    die Hand zu bieten und mit ihm gemeinsam
    durch diese üble Phase zu gehen.


    PS:
    meine Freundin hat einen drogensüchtigen Sohn
    und ist vollkommen durch den Wind.
    Allein meine Anwesenheit kann sie schon beruhigen.
    Es ist jemand da, der sie auffängt.


    Es gibt finanzielle, materielle Unterstützung
    aber auch ideelle und ohne eine Absicht,
    liebende Unterstützung.


    :|

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler