Beiträge von Chantasaro

    Losang Lamo:


    Soweit ich es ersehe, werden diese buddhistischen Namen hauptsächlich von Ordinierten offiziell verwendet. Sie kennzeichnen damit sofort auch mit dem Namen, nicht nur mit der Kleidung: Aha, ein/e Ordinierte/r!


    Den verwendet man aber im Alltag/Berufsleben nicht. Also, ich kenne wenigstens keinen Laien, der das tut, denn man will sich ja nicht großtun oder von der Gesellschaft abspalten.


    Ist Dir bewusst, dass das was Du über andere schreibst, mehr über Dich, als über die anderen aussagt?


    Ayya:

    Wie zum beispie Ayya Khema eigentlich iilse kussel heißt.
    Was hat es damit auf sich? Warum wird das gemacht?


    Ayya Khema hies nach der Ordination Khema und nicht mehr Ilse Kussel oder wie auch immer. Ayya hat in Sri Lanka die Bedeutung vom Paliwort Ācariya, was ungefähr Lehrer heisst.


    Wer im Theravāda Buddhismus ordiniert, ob als Novize, Mönch oder Nonne, lässt sein weltliches Leben hinter sich. Das ist ein sehr grosser Schritt, denn man lässt alles hinter sich, vom Auto, über Haus, zu anderen Besitztümern, allen nicht gesetzlich geforderten Versicherungen, bis hin zur eigenen Familie. Man wird ein Sohn respektive eine Tochter von Buddha und beginnt ein neues Leben, komplett anders als vorher. Der neue Name erinnert an diese Begebenheit.

    Liebe Member, die sich hier so fleissig zu Wort melden


    Falsche Anschauung kann grossen Schaden anrichten.


    Im Buddhismus geht es darum, die Lehre zu verstehen und sie in sein Leben schrittweise zu integrieren. ānupubbī-kathā wird das genannt. Sila ist der zweite Schritt, also zu Beginn des Trainings. Was hier teilweise zu lesen ist, erfüllt Sila in keinster Art und Weise. Rechte Rede zum Beispiel beinhaltet nicht nur den Punkt, nicht zu lügen.


    Weiter gebe ich zu bedenken, dass es nicht darum geht, die wundervolle Lehre so zu verbiegen, Dinge wegzulassen, andere hinzuzufügen, dass sie in das vorhandene Denkschema passen. Das ist nicht Buddhismus, das ist billigste Esotherik. Stur auf seiner eigenen Meinung zu beharren und immer wieder neue Argumente zu erfinden und dann nicht mal merken, das einige dieser Argumente genau die Aussage zu Beginn eines anderen stützen, hilft nicht. Und es wird auch nicht besser, wenn man seine spirituellen Errungenschaften falsch einschätzt und denkt, man sei schon ein Gelehrter oder gar Ariya.


    Der Wahrheit (Dhamma) ist es egal, ob ihr sie erkennt oder ob ihr sie nicht erkennt. Euch sollte es aber nicht egal sein, denn nicht erkennen bedeutet weiter in Samsara gefangen zu sein und so wie sich einige hier präsentieren, reicht es im nächsten Leben nur für eine der niederen Welten. Ist Euch das bewusst?


    Wenn ich sehe, wie viel einige hier schreiben, dann frage ich mich, wann ihr praktiziert. Bitte seid aufmerksam und bewusst, dass die Theorie die Praxis nicht ersetzen kann. Hier lauert die Gefahr, dass man plötzlich meint, man hätte praktiziert. Dabei hat man nur in einem Buch gelesen oder in diesem Forum.


    Ich wünsche Euch allen von Herzen, dass ihr den Mut, den Willen und die Kraft aufbringt, Eure gegenwärtige Einstellung zu analysieren. Gute Qualitäten wie beispielsweise die Brahma-Vihāra erkennt, deren Gegenteil auch erkennt und entsprechend beseitigen könnt. Möget wir aus diesem Dilemma herausfinden.

    accinca:
    Chantasaro:


    Besonders die Definition 2. ist sehr erleuchtend.
    Der Unterschied ist nur, Herr Duden war nicht der Buddha. ;)
    Bedauerlich ist nur, das du nichts verstehen willst!


    Nein accinca, es geht weder um Duden, noch um Buddha noch um mich ... und sorry, es geht auch nicht um Dich. Es geht um die Probleme beim Übersetzen, wie ich im ersten Beitrag geschrieben habe. Viele Dinge in der Sprache von Pali hat in der Deutschen Sprache keine Entsprechung. Der deutsche Lampenschirm ist auf französisch abat-jour. Im Deutschen wird die Lampe abgeschirmt, im Französisch der Schatten zum Tag. Während aber deutschsprachige und französischsprechende Mensch darunter das Dinge verstehen, welches um die Lampe rum ist, ist das bei Übersetzungen von Pali ins Deutsche nicht der Fall. Kann nicht der Fall sein, weil bei uns die Lehre keine Wurzeln hat.


    Hast Du Dir noch nie die Frage gestellt, weshalb immer wieder darauf hingewiesen wird, dass eine ernsthaft Auseinandersetzung mit der Lehre auch eine mit der Sprache (Pali oder Sanskrit) einhergehen muss? Diesen Rat geben die Fortgeschrittenen nicht umsonst. Selbst Experten, mit vielen Jahren des Studiums streiten sich, ob Āsava Einfluss oder Ausfluss bedeutet. Um die Lehre zu verstehen ein grosser Unterschied, denn ob etwas beispielsweise aus den Gedanken ausfliesst oder einfliesst ist wirklich nicht das Selbe.


    Und so gibt es noch unzählige Beispiele. Es gibt einen Weg, diesem Problem langsam, aber stetig Abhilfe zu schaffen. Der Weg heisst Praxis. Dein Weg, alles mit irgendeinem Zitat aus dem Palikanon zu unterlegen ist aber nicht der Weg, der zum Verständnis führt. Im Gegenteil, so wie Du hier mehrfach beweist, es ist der Weg zum Unverständnis. Ist Dir eigentlich bewusst, dass Du nicht die Worte des erhabenen Buddhas, sondern jene des Übersetzers zitierst?

    accinca:

    Dukkha = Leiden.
    Da gibt es keinen Unterschied. Das eine ist deutsch das
    andere ein Fremdwort -


    Auch wenn Du es noch tausendmal gebetsmühlenartig wiederholst, deswegen wird Deine Interpretation nicht richtiger.


    In der deutschen Sprache gibt es keine Entsprechung für Dukkha. Leiden ist nur eine Komponente von Dukkha. Genau so wie Du nicht nur Dein linker Arm bist, ist Dukkha auch nicht nur Leiden.


    Ellviral:


    Nibbana erscheint und vergeht durch Bedingungen die ich schaffe.


    Nibbāna entsteht nicht, es ist schon da. Wem es gelingt alles bedingte loszulassen, bleibt stehen.

    Ellviral:

    Wage es nicht mir Nibbana sichtbar, anfassbar, für jeden erkennbar auf den Tisch zu legen, ich könnte es "Nirvana" nennen und dann haben wir den Salat.


    Weder Buddha, noch die Arahat, mit denen ich mich befasste, erklären was Nibbāna genau ist.



    Ellviral:

    Nun, wie sieht das aus mit deinem Ernst zu hinterfragen?
    Ist Nibanna nun bedingt entstehend oder ist es Unbedingt, aus sich selber heraus bestehend, was auch bedeutet das Nibbana ein Selbst ist.


    Nibbāna (Pali) ist Nirvana (Sanskrit).

    Jojo:
    Zitat

    Ich muss eine starke Persönlichkeit aufbauen, die stärker als alles andere ist, damit ich den Zweifel niederringen kann. Und das im gleichen Atemzug mit dem Ablegen vom Persönlichkeitsglauben :D .


    Meine Erfahrung ist, dass ich "meine Persönlichkeit" immer wieder aufgeben muss. Und dann geschieht etwas Paradoxes: ausgerechnet in Momenten, in denen es mir gelingt, von "meiner Persönlichkeit" zurück zu treten, nehmen andere mich oft als "starke Persönlichkeit" wahr. Vielleicht meinst du das? Damit würde der scheinbare Widerspruch sich auflösen.


    Da habe ich keine wirkliche Antwort drauf. Mönche, die mit Arahat gelebt haben berichten, dass sie plötzlich einfach da waren. Man konnte sie nicht kommen spüren. Auf der anderen Seite gibt es ja das Phänomen, dass man in einem Raum ist und wenn eine bestimmte Person den Raum betritt, alle zu ihr hinschauen. Wir nennen das Charisma, ein Freund nennt es Präsenz. Er hat mir mal erklärt, dass diese Präsenz auch durch den Konsum von Kokain hergestellt respektive verstärkt werden kann. So wie er mir erklärte, fokussiert sich unter dem Einfluss von Koks alles auf das ICH, das ICH wird gestärkt.


    Anattā bedeutet ja nicht Kein-Ich oder Kein-Selbst. Da ist durchaus ein Ich und ein Selbst im psychologischen Sinne. Nur ist dieses ICH temporär zusammengebraut aus verschiedenen Komponenten und keines dieser Komponenten ist stabil, resistent oder immerwährend. Wenn ich also die oben beschriebene, starke Persönlichkeit aufbaue, dann braue ich mit da etwas temporäres zusammen und das immer und immer wieder, wenn Avijjā bekämpft wird. Diese starke Persönlichkeit beruht zu grossen Teilen auf Dhammawissen und Dhammaweisheit. Weitere Komponenten sind Wille, Tatkraft und Energie.

    Die ganze Diskussion zeigt wunderbar auf, dass in jeder Übersetzung "Fehler" drin sind. Wie soll es auch anders sein, wenn schon die Quelle nicht deckungsgleich ist. Wer jetzt, nach diesen wenigen Beispielen, noch behauptet, an den Übersetzungen gäbe es nichts zu ändern, der ist mit wenig zufrieden.


    mudita:

    Hier sind die Menschen deiner Meinung nach also seit 100 Jahren mit einem "falschen" Verständnis der Lehre herumgelaufen?[/i]
    Nyanatiloka, Nyanaponika und noch ein paar mehr. Beide aus diesen Landen und in Asien hochgeschätzte Mönche, Gelehrte und Übersetzter von Lehrreden aus dem Pali, deren Werke auch hier zu haben sind. Also deine Aussage geht einfach so nicht.


    Der erste Satz, vor allem das in kursiv, ist nicht meine Meinung. Das ist Deine Meinung, die Du in den Cantasaro projizierst, der in Deinem Kopf besteht. Meine Meinung, die in diesem Thread wunderbar bewiesen wurde ist, dass die Übersetzungen problembehaftet sind. Ein grossartiger Mönch wie die von Dir genannten sind nicht in der Lage, den ganzen Palikanon, während eines Menschenlebens so zu übersetzen, damit man Gewissheit hat, dass nichts interpretiertes drin ist. Dazu müsste ein Mönch zu viele Fähigkeiten besitzen, als dass er dies könnte. Er müssten Indologie studieren und in dem Fach wirklich ein Experte sein. Er müsste Pali studieren, er müsste aber auch Deutsch studieren und dann, müsste er erleuchtet sein und jede Aussage persönlich nachvollzogen haben. Dann weiss er nämlich, in welchem Text Āsava hineinfliessen heisst, in welchem Textteil es hinausfliessen heisst. Das ist jetzt nur ein Beispiel, wo sich sehr gute Buddhisten, Laien wie Mönche und andere Experten streiten. Ja regelrecht streiten, wenn auch auf subtile Art und Weise.


    mudita:

    Ab und an hab ich ja auch den Wunsch oder die Idee, das Dharma etwas einfacher dargelegt zu bekommen, aber bei Er-leben des Dharma erklärt es sich von selbst.


    Das kannst Du ja selbst steuern. Wenn ich mir die Biografien in Erinnerung rufen, von thailändischen Arahat, dann haben die 3 oder maximal 6 Jahre Schule absolviert. Wären die auf unseren komplizierten Dhamma gestossen, dann hätten sie noch nicht mal ordiniert, geschweige denn die Arahantschaft erreich ;) .

    Ellviral:
    Chantasaro:


    Alles was bedingt entsteht ist von Anfang an Dukkha.


    Wenn das wahr ist dann hat Buddha versagt, denn auch seine Befreiung ist nicht ohne bedingtes Entstehen möglich und somit Dukkha.
    Was Leiden, nicht Dukkha, angeht hast Du allerdings recht. Der Anfang ist ohne Leben und somit ohne Dukkha doch nicht ohne Leiden.


    Ellviral, wir Menschen, die sich dem Buddhismus gegenüber öffnen haben grundsätzlich zwei Wege zur Auswahl. Entweder wir nehmen den Buddhismus und denken ihn uns zurecht, so dass er zu uns passt, oder wie nähern uns der Lehre in einer Art, wo wir unser Denken an ihn anpassen. In der Realität geschieht beides. Mal mehr, mal weniger.


    Die Erwachung ist keine Entstehung, sondern eine Beendigung. Eine Beendigung von bedingtem Entstehen. Und wo nichts mehr bedingt entsteht, ist kein Dukkha.


    Wieso Du Leiden von Dukkha ausklammerst und separierst, kann ich nicht nachvollziehen. Wie meinst Du das?

    mudita:
    Hotei:

    mudita:

    :roll:
    Dukha IST Tanha. Durst IST Unwissenheit. Das 12 gliedrige Entstehen ist ein gegenseitig bedingtes Zusammenentstehen.


    Ja, stimmt schon. Es bedingt sich. Das Eine nicht ohne das Andere.
    Wenn wir da irgendwo eingreifen könnten, wäre das ein Gewinn.


    Wenn man die bedingte Entstehung anschaut erkennt man, dass Tanhā die Stelle ist, wo Kamma entsteht. Genau dort haben wir die (letzte) Chance einzugreifen. Vorausgesetzt natürlich, wir sind so geistesgegenwärtig, dass wir präsent sind.


    mudita:

    Bevor etwas dukkha wird,


    Alles was bedingt entsteht ist von Anfang an Dukkha.

    Manchmal schaue ich mir dieses Foto an:



    Es zeigt Ajahn Man, den Begründer der Waldtradition in Thailand, er war ein Arahat.


    Die ersten paar Male, als ich das Foto länger ansah, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Ich war verwirrt. Darum habe ich mich mal auf diese Veränderung konzentriert. Und siehe da, in den ersten Minuten schaute er mich sehr streng an, aber dann wurde sein Gesichtsausdruck immer gütiger, immer freundlicher und mitfühlender. Ich zweifelte an meiner Geistesverfassung. "Du fängst langsam an durchzudrehen."


    Irgendwann erinnerte ich mich daran, dass es Wahrnehmungsverzerrungen gibt. Also überprüfte ich das Foto dahingehend. Aber ich fand nichts, das ist ein ganz normales Foto und erst noch ohne jegliche Magie. Also veränderte sich nicht das Foto, sondern etwas in mir. Deshalb beobachtete ich mich, wenn ich das Foto anschaute. Nach ein paar Sitzungen begann es bei mir zu lichten. Je nach Gefühlslage in meinem HerzGeist, änderte sich meine Wahrnehmung. Höchst interessant.

    mudita:

    wenn du nicht Recht hast,. was hast du dann? :) Eine eigene Meinung ? Fein. Bestens.


    Obwohl Du Dir Deine Frage schon beantwortet hast, will ich sie auch beantworten.


    Ja, ich habe eine eigene Meinung, genau wie Du auch. Aber wenn ich ich sage, wenn ich mein sage, dann meine ich nicht das selbe wie Du.



    mudita:

    Erklärst mal diese feinen Formen von Dukkha, auch wenn es schwierig sein sollte, ansonsten erwähne sie erst garnicht !


    Muditā, die Freude, die Mitfreude, eine der vier göttlichen Verweilzustände. Wie bist Du auf diesen Namen gekommen? Im Moment gleichst Du ihm ganz und gar nicht. Im Gegenteil trittst Du hier wie der ferne Feind von Muditā auf.


    Nun zu der Antwort auf Deinen Befehl. Für mich, und das ist meine tiefste Überzeugung, muss man sich Erkenntnis selbst erarbeiten. Schon als Kind hat mich fasziniert, wenn ein chinesischer Meister seinen Schülern solche Denksportaufgaben gegeben hat: "Wo im Glück steckt Unglück. Geh und komm wieder, wenn Du die Antwort hast."


    Wir sind keine Chinesen, Du keine Meisterin und ich keine Schülerin. Und einer von uns beiden will sich keine Zeit nehmen, meine Aussagen als Inspiration zur Brust zu nehmen. Also bleibt nur der direkte Weg. Aber ich bin mir sicher, dass noch bevor überlegt wird, schon eine Entgegnung daherkommen wird.


    Also, schauen wir uns mal den Kauf eines Porsches an. Nein halt, Du stellst ja in Frage, dass ein Buddhist einen Porsche kauft. Also nehmen wir das Beispiel Hausbau. Hans baut ein Haus. Was überlegt er sich? Er will ein Haus bauen, das ihn unabhängig macht. Endlich raus aus der Mietwohnung, raus aus Dukkha, rein in das pure Glück. Während dem Hausbau, weil Hans ja clever ist, überlegt er sich, auch eine Alarmanlage einzubauen. Ist ja logisch, heut zu Tage wird oft eingebrochen und deshalb braucht man eine Alarmanlage, eine Einbruchversicherung, einen Panzerschrank um den Teuren Schmuck darin zu verschliessen. Was könnte man noch machen. Hans entschliesst sich, einen Dobermann anzuschaffen, super Wachhund. Türen und Fenster selbstverständlich Aufbruchsicher, Spezialschlösser ... selbstredend. Ach Halt, die Sicherheitskamera und der Sicherheitsdienst und die Sicherheitsrollos haben wir noch vergessen. Versicherung? Hatten wir schon, aber nur die gegen Einbruch. Dann kommen also noch Versicherung für Wasserschaden, Feuer, Haftpflicht, ... dazu.


    Muditā, siehst Du in dem freudigen Akt des Hausbaus das Dukkha? Noch bevor das Haus steht, ist Dukkha da. Nicht nur während dem Bau, sondern auch und besonders bei der Bauabrechnung, da kommt dann das i Tüpfelchen des Dukkha. Und sobald wir einziehen, geht es erst richtig los. "Ziehe die Schuhe aus, ich will nicht, dass Deine Stilettos den Parkett verkratzen." "Wo bekomme ich den günstigsten Strom, wo das günstigste Heizöl?" "Was der Rasen muss schon wieder gemäht werden?" "Jetzt hat mir doch die Katze vom Nachbarn schon wieder auf den Salat geschissen." "Schon wieder eine Rechnung für die Hausrate, dabei habe ich erst gestern die letzte bezahlt." "Im Keller hat es Mäuse, die Knabbern mir die Kartoffeln an." Und weil das Haus neu ist, weist es natürlich allerlei Baumängel auf. Trotz alledem ist Hans mega glücklich, endlich hat er seine Freiheit im eigenen Heim.


    Sein Hobby ist dann, sich um Haus und Garten zu kümmern und das solange, wie er das Haus besitzt. Sind erst mal die Baumängel beseitigt, fängt bald mal die Zeit der Reparaturen an. Ja, Anicca macht auch vor einem Haus nicht halt.


    Genügt das? Ich kann gerne auch erklären, welches Dukkha in der Liebe enthalten ist, oder in Jhana, oder im Lieblingsessen, oder in einer wunderschönen Rose, oder in was auch immer.


    Wenn man Dukkha mal weg von der Theorie in der Realität anschaut, dann erkennt man die feinen Formen von Dukkha. In der ersten Edlen Wahrheit geht es ja darum, Dukkha zu verstehen und wie hat Ajahn Chah sinngemäss gesagt: "Dukkha verstehen kann man nur, wenn man Dukkha erlebt" Wenn ein Arahat das Verb erleben gebraucht, dann ist damit definitiv erleben gemeint ;) .

    JazzOderNie:

    ... dann ist es vllt ein und die selbe stimme (zweifel), aber in unterschiedlichen facetten. wenn mich meine innere stimme selber zuquatscht ...


    Das kann durchaus sein. Für mich läuft das alles unter Avijjā.


    Die zweite Stimme von der ich sprach ist die Weisheit.

    Werte Buddhisten


    Ich bin kein Arahat und deshalb habe ich nicht Recht. Weil mir das bewusst ist, beharre ich nicht eine Sekunde lang darauf, dass meine Worte nur Dhamma, reines Dhamma sind. Wie ich im Vorstellungsthread schon geschrieben habe, sollen meine Ansichten für Euch und für mich eine Inspiration sein. Deshalb braucht sich niemand dazu genötigt fühlen, seine Ansicht mit unheilsamen Äusserungen zu vertreten. Ich will Euch Eurer Ansichten nicht berauben. Wenn es für Euch jetzt wichtig ist, daran festzuhalten, dann tut das mit ganzem Herzen. Geht Euren Weg Richtung Nibbāna.


    Ich habe mich auf meinen Weg gemacht und ich bin der Ansicht, dass meine Ansicht mich weiter bringt. Dennoch halte ich nicht stur und starr daran fest. Dennoch gehe ich konsequent meinen Weg. Da mag jetzt der eine oder andere einen Widerspruch darin entdecken, aber ich vermag das nicht so eindeutig zu erklären, dass der Widerspruch sich in Luft auflöst. Ich versuche es mal mit einem konkreten Beispiel:


    Mit 16 fing ich an zu meditieren. Damals wusste ich nicht, dass ich Buddhist bin, ich wusste nicht einmal, dass es Buddhisten gibt und was Buddhismus ist. Ich war einfach nur froh, dem Katholizismus entflohen und damit mein eigener Herr und Meister, mein eigener Gott zu sein. In den ersten Meditationssitzungen merkte ich, dass es schöner, leichter und entspannter ist, wenn ich mich zuerst von Kopf bis Fuss entspanne. Das tue ich bis heute jedes Mal, wenn ich mich hinsetze. Ich beginne mit nichts anderem. Zuerst wird entspannt.


    2006 habe ich den ersten und einzigen Meditationskurs besucht und dabei haben wir Mettā praktiziert. Wow, das hat bei mir eingeschlagen wie die Abrissbirne in eine Betonwand. Trotzdem beginne ich noch heute jede Sitzung mit der Entspannung von Kopf bis Fuss. Das kann man mir als Sturheit auslegen, aber lest weiter. An diesem Seminar habe ich die gewaltige Kraft von Mettā gespürt. Es galt für mich also, nicht Eins gegen Eins auszutauschen, sondern zusammen zu zählen, dann hat man nämlich Zwei und nicht nur Eins.


    Seit dem Seminar mache ich vor jeder Sitzung eine Gehmeditation mit Mettā. Wenn ich bereit bin, setze ich mich hin und tue das, was ich schon immer gemacht habe, mich entspannen. Mettā puscht bei mir Samādhi hoch, wodurch natürlich die Entspannung zu Beginn der Sitzung in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Denn während dem Gewahrsein auf den Körper steigt Sati ebenfalls an. Und so habe ich kurz (ich habe es noch nie gemessen, schätze Mal 5 bis 10 Minuten) nach dem Hinsetzen das Werkzeug, welches ich für die weitere Meditation benötige. Das Werkzeug heisst SatiSamādhi. 2006 wusste ich, dass ich definitiv auf dem richtigen Weg bin und ich habe mir vorgenommen, nie wieder ein Meditationsseminar zu besuchen. Wenn ich nicht weiter komme, dann spreche ich mit jemandem, der sich auf mich einlassen kann und der erkennt wo ich festklebe und mir dann die für meine Situation richtigen Tipps zur Hand hat.


    In der kurzen Zeit seit 2006 habe ich einige meiner Bekannten beobachtet. Die rennen alle paar Monate zu einem neuen Lehrer, weil sie denken, er hätte für sie die richtige Technik. Mir zeigt es auf, dass konsequent sein und flexibel sein, nur dann Gegensätze sind, wenn man sie gegenüber stellt. Vereint man sie, dann ergänzen sie sich wunderbar.




    @ Ji'un Ken


    Dass ein Eiertritt Dukkha ist, können alle Männer eindeutig bestätigen, falls sie so was schon erfahren haben. Das gleiche erkläre ich jeweils mit dem Anfassen einer heissen Herdplatte. Aber, all jene Menschen, die Dukkha gar nicht erst wahrhaben wollen, die argumentieren damit, dass ihnen nicht in die Eier getreten wird, folglich haben sie kein Dukkha. Und so argumentiert, stimmt es sogar ... irgendwie. Aber die ganze Bandbreite von Dukkha enthält eben auch das, was Simo nennt:


    Simo:

    (Man denke ebenso an z.B. die höchsten Götterzustände, die sehr glücklich und friedlich sind, und das über astronomische Zeitspannen hinweg: aber auch diese sind nichts anderes als dukkha)


    Wer nimmt schon in voller Bewusstheit wahr, dass er während dem Kauf eines Porsches, während dem Sex, während dem Essens seiner Leibspeise, während der Traumreise, für die er vielleicht ein Leben lang gespart hat, bereits bis oben hin mit Dukkha aufgefüllt ist? Das sind so feine Formen von Dukkha, die sind durch Worte gar nicht wahrnehmbar. Und es ist auch sehr schwierig, diese in Worte zu fassen.

    @ JazzOderNie


    Puhhh Du hast eine Diskussion gestartet, die sehr viel verschiedene Themen beinhaltet. Wenn ich nicht auf alle Deine Fragen eingehe, dann bitte stelle sie nochmals. Wenn möglich sollten wir in homöopathischen Dosen weitersprechen, denn sonst wird alles zu oberflächlich.


    JazzOderNie:

    ... das sagst du so einfach. ;)


    Als ich begonnen habe Thailändisch zu lernen, dachte und sagte ich oft, dass dies eine sehr schwierige Sprache ist. Wie sehr ich mich doch geirrt habe. Denn hier in Thailand spricht jedes Kind Thailändisch und hier im Nordosten sogar auch einen Laodialekt. Umgekehrt hat meine Exfrau geklagt, wie schwer es ist Deutsch zu lernen. Meine Kinder konnten sehr schnell Schweizerdeutsch, Thailändisch und Hochdeutsch.


    Gleich ist es mit der Lehre. Da kamen früher Leute zu Buddha, die hatten noch nie etwas von der Lehre gehört. Sie setzten sich nieder, hörten eine einzige Lehrrede und zack, erlangten sie einen der vier Erwachungsstufen. Es muss also einfach sein, anders wäre das nicht möglich. Mir ist schon klar, dass der erhabene Buddha ganz genau wusste, was er wem erzählen musste, damit diese Person einen Schritt in die Freiheit machen kann. In Diskussionen wird genau das als Ausrede genommen. "Der Buddha hatte grossen Anteil am Erfolg und weil er nicht mehr da ist, ist es schwierig, sehr schwierig, unmöglich."


    Gerade wir Mönche und Nonnen ziehen solche Aussagen sehr gerne herbei, wie mir über all die Jahre aufgefallen ist. Dann machen wir aus der oft sehr einfachen Lehre etwas sehr kompliziertes. Und wenn das auch noch nicht genug ist behaupten wir, dass man halt nur mit den tiefsten Vertiefungen der Tiefenmeditation und auch nur wenn der Mond in einem speziellen Spezialwinkel zur Sonne steht, überhaupt die Chance zur Befreiung haben. Warum tun wir das? Wieso ist es immer so, dass der Mönch recht hat und ein Laie nicht?


    Damit wir uns richtig verstehen, ich übe keinerlei Kritik an irgendwelchen Mönchen, Nonnen oder Laien. Wenn man in meinen Worten Kritik sehen will, dann bitte gegen das Gesamtsystem, welches sich über 2500 Jahre entwickelt hat. Wenn trotz dieser Worte jemand meint, ich würde mit dem Zeigefinger auf andere zeigen, dann soll bitte beachtet werden, dass Mittel-, Ring- und der kleine Finger auf mich selbst zeigen ;) .


    Zurück zum Thema. Mir ist aufgefallen, dass wir unter dem Wort Dünkel nicht das gleiche verstehen. Für mich bedeutet Dünkel sich überschätzen und sich dadurch abgrenzen. Es hat fast den Geschmack des Hochmutes. Daraus habe ich gefolgert, dass Dünkel ein Hindernis ist, dass ich den Persönlichkeitsglaube durchschauen kann. Nicht das einzige Hindernis, aber es hat sich dann wirklich so herausgestellt. Solange ich mich als etwas anders sehe wie alle anderen Menschen, egal ob Buddha, Dalai Lama, einen hochintelligenten Uniprofessor, ein Penner, eine Frau, ein Kind, ein Sterbender, ... so lange kann ich den Persönlichkeitsglauben nicht ablegen.


    Der Zweifel ist doch die Stimme, aber auch die Eigenschaft, dich mich unsicher macht. Und jetzt kommt ein scheinbarer Widerspruch zum oben gesagten. Ich muss eine starke Persönlichkeit aufbauen, die stärker als alles andere ist, damit ich den Zweifel niederringen kann. Und das im gleichen Atemzug mit dem Ablegen vom Persönlichkeitsglauben :D . Irre nicht? Ich weiss nicht, ob es nur so geht, aber so geht es.


    Avijjā ist für mich der Mix aus folgenden Komponenten: Nicht-Wissen, Ignoranz, falsches Wissen, Dummheit: Die teilweise oder vollständige Abwesenheit von Vijjā (richtiges Wissen). Es ist die Grundlage, auf der die drei Kilesa (Moha, Dosa, Lobha) überhaupt ein Nährboden erhalten und sich entfalten können. Avijjā gibt es auf zwei Ebenen: Der Mangel an Wissen bei der Geburt und das falsche Wissen, das sich später anhäuft.


    Um Avijjā besser fassen zu können, habe ich sie/ihn personifiziert. Bei mir ist es eine Frau, hinterhältig, hinterfotzig, zu allen Schandtaten bereit. Staatsfeind Nummer 1 und Chefin der Kilesa.


    Dass ich meine Erfahrungen nicht in der herkömmlichen Art und Weise präsentiere, sondern es einfach aus meinem HerzGeist heraussprudeln lasse hat folgenden Grund. Als ich begann, mich mit dem Buddhismus zu befassen, war ungefähr nach einem Jahr der Entschluss gereift, dass ich in diesem Leben Nibbāna verwirklichen will. Ab diesem Augenblick schien sich die ganze Welt gegen mich zu verschwören. Nicht die ganze Welt, aber unter anderem auch Menschen, von denen man eigentlich erwarten könnte, dass sie einem zumindest Mut zusprechen. Das hat mich echt beschätigt, eines Nachts träumte ich, die Personen sei in Wirklichkeit Māra/Avijjā. Es gab auch liebe Menschen, die mich unterstützten und mir den Weg zeigten. Nur deren ihr Weg führte vom Ziel weg, anstatt drauf hin. Darum habe ich alle Bücher weggegeben und habe mit niemandem über den Weg gesprochen. Ich suchte und ging meinen eigenen Weg. Ich hatte als Unterstützung nur die Lehrreden auf Englisch und Deutsch, zu Beginn noch nicht mal auf Pali.


    Durch diesen Weg, habe ich einige klassische Erklärungen der Mönche und Nonnen nicht mitbekommen, aber ich habe einen reichen Erfahrungsschatz in der Praxis. Jetzt bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich meine Praxis ändern muss. Ich muss mir einen neuen Weg zurecht legen. Deshalb bin ich oft im Internet, wozu dieses Forum ja auch gehört. Ich suche nach Inspiration und Information. Als "Nebenwirkung" lerne ich auch, meine Erfahrung mit den entsprechenden Worten zusammen zu bringen. Dennoch werde ich wohl nie auf die scholastische Schiene geraten und die Lehre wie ein Roboter vortragen.


    Zum Thema Stimmen und Khandha, da bin ich gerade ratlos, was die Stimmen mit den Khandha zu tun haben. Für mich sind sie Avijjā respektive Vijjā (Wissen) / Paññā (Weisheit). Eine unterschiedliche Tonlage der beiden Stimmen konnte ich nicht feststellen. Wenn ich denke dann höre ich nicht Stimmen, sondern "höre" Worte. Vielleicht ist es für mich deshalb so schwierig, Avijjā eindeutig als Avijjā wahrzunehmen. Du schreibst von Dialog, ich verstehe nicht einen Dialog darunter. Es sind nicht mehrere Stimmen, die miteinander diskutieren, zumindest habe ich es noch nie so wahrgenommen. Früher dachte ich, ich würde denken. Das hatte zur Folge, dass ich mich mit den Gedanken voll und ganz identifizierte. Dann entdeckte ich, dass zwischen dem Entstehen eines Gedankens und dem "das ist mein Gedanke", eine kleine zeitliche Differenz besteht.


    Bisher habe ich Avijjā nie als Gefühlsregung Vedanā wahrgenommen. Für mich kommt Vedanā in der zeitlichen Abfolge vor der Entstehung von Sprache. Wenn ich mich auf Vedanā fokussiere, dann kann ich nicht mit der Sprache arbeiten, sonst verliere ich sofort den Kontakt zu Vedanā, weil ich zeitlich gesehen stehen bleibe und nicht mehr im Augenblick bin. Für mich ist das Hier&Jetzt zeitlich gesehen sehr kurz und wenn ich im Hier&Jetzt bleiben will, dann löst sich Sprache auf, die Gedanken versiegen.


    Zum Stromeintritt können wir einen neuen Thread aufmachen. Dort geht es "nur" darum, Persönlichkeitsglaube (Sakkāya-Ditthi), Zweifel (Vicikicchā) und Überbewerten von Regeln und Riten (Sīlabbata-Parāmāsa) abzulegen. Das ist so einfach, wie ein Kind eine Sprache lernt und so schwierig, wie wenn ein Erwachsener eine Sprache lernt :badgrin: .

    Chantasaro:


    Es gibt nur ein Mittel mit der Stimme umzugehen. Konsequent zu ignorieren. Ich habe lange gebraucht, dies zu merken. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Stunden ich mit der Stimme diskutiert und versucht habe, sie endlich mal zufrieden zu stellen. Aber im Endeffekt bin ich ihr dankbar war sie so ausdauernd und penetrant, sonst würde ich ihr heute noch auf den Leim gehen :D .


    Da fehlt ja noch ein wesentlicher Bestandteil. Denn so wie ich es gestern geschrieben habe, gehe ich davon aus, dass ich den Kritiker immer als Kritiker enttarne und ihm nie auf den Leim gehe. Da hat mir Avijjā auf dem linken Fuss erwischt.



    JazzOderNie:

    ich frage mich wo die grenze verläuft zwischen ich-dünkel/zweifel und angebrachtem abwägen, dh. wenn die innere stimme, besonders im sozialen kontext sagt, dass man es vielleicht hätte besser machen können,


    Ohne spirituelle Weisheit, kann man die beiden kaum oder gar nicht auseinander halten. Sonst wären wir ihnen nicht durch so viele Leben auf den Leim gegangen. Was wir halt zu Beginn des Dhammaweges haben ist die weltliche Weisheit. Mit der gilt es, das beste daraus zu machen.


    Jedes Mal, wenn ich eine der Stimmen einwandfrei als dies oder das erkennen konnte, entwickle ich in dem Bereich spirituelle Weisheit und ich wachse an den Situationen, wo ich den Kritiker als Kritiker erkenne. Aber ich wachse auch an den Situationen, wo ich den Kritiker erst im Nachhinein als Kritiker enttarnen kann, erst nachdem ich ihm auf den Leim gegangen bin. Deshalb kann es durchaus sein, dass eine falsche Entscheidung richtig war, weil sie mir dann durch die entstandenen Umstände weitergeholfen hat.


    Der buddhistische Weg besteht eben aus Entwicklung, Kultivierung, Wachstum und wir sollten uns auf die drei Hauptthemen im Edlen Achtfachen Pfad fokussieren. Paññā (Weisheit), Sīla (Moral, Ethik, Tugend) und Samādhi (Sammlung).




    JazzOderNie:

    ... aber in der "praxis" finde ich es unter umständen weniger eindeutig (im gegensatz zur theorie oder in der kontemplation).


    Ob es eine gute, weise Entscheidung war, oder nicht, kann man aber nur in der Praxis erfahren. Darum ziehe ich diese immer dem theoretischen Ansatz vor. Den Praxis ist schon recht eindeutig, wenn auch manchmal erst hinterher, wenn wir nachdenken.


    JazzOderNie:

    also: wo genau ist der unterschied zwischen "das hätte ich auch besser machen können." beim zweifel und bei der unterscheidungsfähigkeit und wie geht man damit am besten um?


    Für mich hat es sich bewährt, dass ich beim gegenwärtigen Tun, mit höchstmöglicher Achtsamkeit dabei bin. Dann tue ich doch das beste, was ich tun kann. So benötige ich weder die Stimme der Weisheit, noch die Stimme der Kritik. Etwas besseres habe ich persönlich im Moment nicht anzubieten.


    Wenn ich mich an Ajahn Chah erinnere, so hat der geraten, das beste zu tun und dann loszulassen. Ich verstehe seine Worte in zweierlei Hinsicht. Wenn ich dauernd meine vergangenen Taten analysiere, dann lebe ich ja nie im Augenblick. Und die zweite Bedeutung ist für mich, dass man es eben auch mal "gut sein lassen soll".

    Der Theravāda Buddhismus stützt sich auf den Palikanon und ich möchte aufzeigen, wo einige Gefahren stecken, die in uns nicht die rechte Anschauung (erster Pfad des Edlen Achtfachen Pfades) entstehen lässt und ohne rechte Anschauung macht die Praxis mit dem Buddhismus keinen Sinn.


    Wie ist der Palikanon entstanden?
    Als Buddha ins Parinibbāna eingegangen ist, haben sich 500 Arahat versammelt und haben angefangen, alle Lehrreden des Buddhas aufzusagen. Nur wenn zwei oder mehrere Arahat bestätigten, dass dies Worte des Buddhas sind, wurde die entsprechende Lehrrede für relevant erklärt und auswendig gelernt. Alles andere fiel weg. Die Sprachwissenschaftler streiten noch heute, ob Buddha in Pali gesprochen hat oder nicht. Und sie streiten auch, ob Pali eine Schriftsprache war oder nicht. Erst einige hundert Jahre später wurden die Lehrreden niedergeschrieben und dann auch noch mit den Schriftzeichen aus dem damaligen Ceylon.


    Da aufgrund dieser ersten Niederschriften noch heute Menschen eine der vier Stufen der Erwachung erreichen, kann man wohl behaupten, dass die Schriften im Grossen und Ganzen stimmen. Wenn wir nun nach Thailand wechseln und die Ankunft des Buddhismus anschauen sehen wir, dass sich erst eine eigene thailändische Sprache entwickeln musste, bevor die rechte Anschauung überhaupt entstehen kann.


    Machen wir den Sprung nach Europa, in den deutschsprachigen Raum. Dort kommt der Buddhismus vor rund hundert Jahren an und niemand versteht ihn. Was geschieht ist logisch. Wenn wir etwas Neues entdecken, suchen wir automatisch das Bekannte im Neuen. Zweites Problem ist, dass es im Deutschen oft keine entsprechenden Worte gibt, so wie sie im Buddhismus benutzt werden. Drittes Problem ist, dass es einzelne Begriffe gibt, die zwar wunderbar passen, im Deutschen sich aber der Begriff mit negativen Emotionen aufgefüllt ist und deshalb wegfällt. Anstelle des richtigen Begriffes wird das nächst beste genommen, aber leider bleibt dann ein Teil des ursprünglichen Inhaltes auf der Strecke.


    Ein konkretes Beispiel:
    Karunā wird notgedrungen als Mitgefühl übersetzt, weil Mitleid mittlerweile im Deutschen etwas von herabblicken, von Gefälle, von oben herab und von Verachtung innewohnt. Geht man in Pali nachschauen, wie Karunā erklärt wird, dann steht das etwas von mitzittern, sich mit dem Leiden anderer in Verbindung setzen, anderen Wesen seinen Körper und HerzGeist zur Verfügung zu stellen, damit sie ihren Schmerz teilen können. Und wohl das wichtigste, Karunā löst in Wesen mit hohem Mitleid/Mitgefühl eine Tat aus. Man beginnt zu handeln.


    Dieses konkrete Handeln fehlt mir im Mitgefühl. Denn wenn wir das Wort als solches anschauen, dann fühlen wir einfach mit und lassen es dabei. Karunā ist eines der vier Brahma-Vihāra und direkter Gegenspieler der Kilesa. Wenn wir "nur" mitfühlen, anstatt durch Mitleid in eine Handlung zu gehen, dann verliert Karunā die Schärfe der Klinge, die wir eigentlich benötigen, um Bestürzung, Dünkel und Grausamkeit abzuschneiden.


    Ein zweites Beispiel ist auch sehr gut nachvollziehbar. Dukkha wird als Leiden übersetzt und ist gleichzeitig die erste der Vier Edlen Wahrheiten. Dukkha ist aber nicht nur Leiden. Dukkha ist grösser und geht vom groben Leiden, Schluchzen, Weinen, bis hin zu ganz feinen Formen von nicht 100% zufrieden zu sein. All das ist Dukkha. Aber wir haben es leider als Leiden übersetzt und wir verstehen schon die erste der Vier Edlen Wahrheiten falsch. Logisch und folgerichtig haben wir dann Mühe, die anderen drei zu verstehen, denn die Vier Edlen Wahrheiten gehen aufbauend in einander über und in jeder Wahrheit steht im Zentrum Dukkha.


    Lösungsmöglichkeit:
    Bis wir eine eigene deutsche, buddhistische Sprache haben, werden noch viele Jahre vergehen. Ich glaube nicht, dass ich es noch erleben werde. Wohl oder übel bleibt nur der Weg übrig, so viele Palibegriffe wie möglich im Ursprung zu lernen und diese auch konsequent anzuwenden. Alle die sich auf die Sanskrittexte stützen, werden vermutlich genau die gleichen Probleme haben, obwohl ich da überhaupt keine Erfahrung drin habe. Aber ich denke, dass ihr noch zusätzlich Verständnisprobleme habt, weil die Esoterikszene zum Teil mit den gleichen Begriffen arbeitet (Karma), aber etwas ganz anders darunter versteht.


    Nun, mich interessiert Eure Sichtweise, Eure Erfahrung und Eure Lösungsvorschläge. Ich will auch meine Absicht transparent und klar darlegen, weshalb ich mich intensiv mit diesem Thema beschätige. Wenn wir im deutschsprachigen Raum, deutschsprachigen Buddhismus entwickeln wollen, dann geht das nur mit muttersprachlichen Mönchen, Nonnen und Laien. Die Lehre muss sich in das Vorhandene einbetten. Es ist absolut kontraproduktiv, wenn wir Thailänder, Tibeter, Chinesen, ... nach Europa holen, die dort ihren Buddhismus aus ihrem Herkunftsland praktizieren und der Bezug zur mitteleuropäischen Kultur fehlt. Mir liegt etwas daran, wenn gewünscht, mitzuhelfen, den Buddhismus in Europa zu etablieren und zwar nicht in der tibetischen, nicht in der thailändischen, nicht in der sri lankischen, sondern in der deutschsprachigen Version.

    Yoni:

    Kann man Mitgefühl für einen Hitler empfinden ohne an den Greultaten zu verzweifeln?


    Huch, das ist ein sehr emotionsgeladenes Thema, welches ja sehr geschickt noch heute im Jahre 2014 am Köcheln gehalten wird. Wobei ich an den guten Absichten der Feuermacher zweifle. Aber ich will Dir trotzdem antworten, so gut ich es eben kann.


    Das was in jedem Menschen abläuft, bevor es zur Tat (Kamma) kommt, ist auch bei Hitler abgelaufen. Sein Hass ist der gleich Hass wie der meinige, der gleiche wie der Deinige und der gleiche wie aller Menschen. Anders ist sicherlich die Intensität des Hasses. Dennoch, Hass ist Hass.


    Mir haben Mönche, die schon dreissig und mehr Jahre im Kloster leben bestätigt, dass auch sie diesen Hass noch in sich spüren. Nicht oft, aber dann und wann mal kommt er hoch. Ob Hass in uns ist oder nicht und wie viel, ist eine Angelegenheit der Wirkung vergangenem Kamma. Im besten Fall sind wir erleuchtet und es gibt keine Wirkung mehr.


    Wenn wir äusserst gewahr auf den Augenblick sind, dann merken wir in Bewusstheit, dass Hass aufsteigt und wir geneigt sind, diesen auszuleben (Kamma zu tätigen) und wir können uns frei entscheiden, diesen Hass umzusetzen, oder ihn unbeachtet stehen zu lassen, bis er sich wieder zurückzieht. Zweiteres benötigt spirituelle Weisheit und Gleichmut (Upekkhā). Dies ist eine heilsame Aktion, es ist das Kamma, welches zur Beendigung von Kamma führt. Da wir aber noch nicht vollkommen erleuchtet sind, setzen wir diesen Hass mal mehr, mal weniger in Tat (Kamma) um. Wenn wir es zu spät bemerken und wir den Hass schon ausgelebt haben, gilt es zu analysieren, wie es dazu kam und sich "hinter die Ohren zu schreiben" :D , dass wir fortan unsere Geistesgegenwart erhöhen, damit wir zeitgerecht eingreifen können.


    Hitler hat dies alles nicht gewusst und irgendwann sind alle Dämme gebrochen (und ist der Ruf mal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert). Ein Mensch ist aber nicht nur gut, oder nur schlecht, noch nicht mal Hitler. In jedem Menschen sind die Brahma-Vihāra fest und unzerstörbar drin. Wogegen die schlechten Kilesa durchaus ausgemerzt werden können. Auch Hitler hatte die Brahma-Vihāra, nur waren sie bei ihm zugeschüttet und er hatte kaum Zugriff auf sie.


    Wenn ich meine schlechten Handlungen anschaue, dann habe ich selten wirklich in Bewusstheit und willentlich unheilsames Kamma getätigt. Aber oft aus Unachtsamkeit oder unter dem Einfluss von Avijjā, durch Unwissenheit (z.B. Rache ist süss) ist Unheilsames geschehen. Ob Hitler achtsam war und Unheilsames tat oder unachtsam war und Unheilsames tat, das weiss ich nicht. Fakt ist, dass er Unheilsames getan hat und nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung wohl noch länger in der Hölle schmoren wird.


    Die Frage des Mitgefühles habe ich mir bisher nicht gestellt. Das was ich also ab hier schreibe, sind nicht wohldurchdachte Gedanken, sondern sprudelt spontan aus mir heraus. Wenn ich es ihm verweigere, dann nehme ich mir ja heraus, über ihn und seine Taten zu urteilen. Das mag ich nicht, denn für ein Urteil fehlen mir einige wichtige Fakten, zum Beispiel die Einsicht in seine wahren Gedanken. Wenn ich ihm Mitgefühl entgegenbringe, tue ich dann etwas Heilsames oder etwas Unheilsames? Mitgefühl ist ja eines der vier Brahma-Vihāra und jedes Mal wenn ich es ausübe, dann stärke ich es. So gesehen ist es heilsam. Etwas Unheilsames kann ich derzeit darin nicht erkennen. Dennoch bricht etwas Menschliches in mir durch was mir sagt, ich sollte kein Mitgefühl für Hitler aufbringen, das kann ich aber nicht klar erkennen und fassen. Wenn ich jetzt entscheiden müsste, dann würde ich ihm Mitgefühl zukommen lassen.


    Kannst Du mit dieser Sichtweise leben, auch wenn ich den Kern Deiner Frage nicht wirklich beantworten konnte?

    @ Hǔ Lóng


    Beim dritten Punkt sehe ich nichts, was man auch nur im Entferntesten als Fehler bezeichnen könnte.


    Hǔ Lóng:

    3) Wenn ich meditiere fällt es mir sehr schwer am Ball zu bleiben. Wenn ich mit den Gedanken abschweife, versuche ich dies zu beobachten und wieder in Ordnung zu bringen,


    Das ist jedes Mal eine heilsame Tat, grossartig.


    Hǔ Lóng:

    .... doch dann kommt mir immer der Gedanke auf: "Warum mache ich das eigentlich? Das ist doch lächerlich."


    Identifiziere Dich nicht mit dem Gedanken, das ist nicht Dein Gedanke, der gehört nicht Dir. Da spricht Avijjā, manchmal auch personifiziert als Māra bezeichnet. Die beiden beschreiben das Gleiche, bleiben wir also bei Avijjā (Nicht-Wissen, Ignoranz, falsches Wissen, Dummheit: Die teilweise oder vollständige Abwesenheit von Vijjā (richtiges Wissen). Es ist die Grundlage, auf der die drei Kilesa (Moha, Dosa, Lobha) überhaupt ein Nährboden erhalten und sich entfalten können. Avijjā gibt es auf zwei Ebenen: Der Mangel an Wissen bei der Geburt und das falsche Wissen, das sich später anhäuft).


    Zur Vereinfachung stell Dir vor, dass Du Du bist und Avijjā ein anderer in Dir. Avijjā hat sich seit ein paar tausend oder hunderttausend Leben in Geiselhaft genommen und will Dich nicht freilassen. Du aber meditierst und durch die Meditation eroberst Du Dich selbst zurück. Mit jeder Meditation ein Stückchen mehr. Das will Avijjā nicht zulassen und kommt zu den von Dir geschriebenen Aussagen. Später werden noch andere Aussagen kommen. Obwohl Du zwei Minuten vor der Meditation auf dem Klo die Blase geleert hast, drückt sie Dich genau in dem Augenblick, wo es für Avijjā gefährlich wird. Oder der Rücken zwickt. Oder ein Bein schläft ein. Oder er sagt, dass eine andere Meditationstechnik besser ist, oder eine andere buddhistische Schule, oder gar eine andere Religion.


    Das kann sogar soweit gehen, dass Avijjā sich vor Dir verneigt und sagt:


    "Hǔ Lóng, Du hast mich besiegt. Du bist der/die Grösste, ich verneige mich vor Dir. Du kannst jetzt aufhören zu meditieren." :badgrin:


    Nun stellt sich für uns alle die Frage, wie man mit Avijjā umgeht. Ich kenne nur eine machbare Lösung und die ist, konsequent ignorieren. Weder glauben, noch zuhören und schon gar nicht diskutieren. Zusätzlich hilft das, was ich Dir nach dem nächsten Zitat schreibe.


    Hǔ Lóng:

    Ich will aber meditieren und glaube auch an die Lehre des Buddha....


    Meditieren wollen hilft nicht. Nur meditieren hilft wirklich ... ein kleiner, aber sehr feiner Unterschied. Avijjā wird Dir schon vor der Meditation weiss machen, das gerade jetzt die falsche Zeit zum Meditieren ist. "Es ist noch so viel zu tun." oder andere Gedanken wirst Du selbst schon erkannt haben. An die Lehre Buddhas zu glauben hilft auch nicht. Buddhismus ist kein Glaube. Im Buddhismus ist glauben nur eine Funktion des Geistes, wie denken oder sich erinnern. Buddhismus ist eine Lehre der Tat. Je mehr man tut, desto weiter kommt man. Der Weg der Tat findest Du im Edlen Achtfachen Pfad. Wie Du den genau beschreitest, musst Du selbst herausfinden. Im Bereich der Sammlung bist Du ja schon dabei.


    Für mich war es sehr wichtig, den Schritt weg vom reinen Glauben zu Wissen zu machen und dann aus diesem Wissen Weisheit zu schmieden. Mir und anderen erkläre ich das immer mit der heissen Herdplatte. Die Mutter sagt dem Kind: "Lang die Herdplatte nicht an, die ist heiss und macht ganz dolle aua." Solange das Kind der Mutter glaubt, weiss es nicht. Es ist also eminent wichtig, dass es die Herdplatte anlangt, sich die Finger verbrennt und erlebt. Das ist Wissen. Und aus diesem Wissen kann Weisheit geschmiedet werden, wobei wir zwischen der weltlichen und der spirituellen Weisheit unterscheiden.

    Yoni:

    .... es ging mir bei dem Punkt auch eher um Menschen, die nichts geben, weil "der Kerl sogar (die Frechheit besitzt) auch noch etwas zu fordern!


    Nun, wir Menschen sind halt so gestrickt, dass wir für unser Tun eine Erklärung benötigen. Und wenn ich geizig bin, dann muss ja irgendwer ausserhalb von mir dafür verantwortlich sein :badgrin: . Da kommst ein Bettler mit besonderen Wünschen doch gerade recht.


    Man kann uns dafür nicht mal böse sein, so ticken wir nun mal, bevor wir uns auf den Weg machen und uns die Freiheit erarbeiten.

    Yoni:

    Mir ist halt einfach spontan deswegen das Herz aufgegangen, mhm! Das war überwältigend!


    Genau das ist ja der Sinn der Übung :) .


    Yoni:

    edit: gleichzeitig hab´ich doch so viel auch unterlassen.


    Hör nicht auf diese Stimme in Dir, die macht Dich in nullkommanix fertig. Denn diese Stimme ist nie zufrieden, die Stimme hat immer etwas zu motzen. Du kannst im Handstand von Deutschland nach Italien über die Alpen gehen, in Mailand angekommen wird sie Dir sagen:


    "Nicht schlecht, aber das hätte man auch einhändig machen können." :badgrin:


    Es gibt nur ein Mittel mit der Stimme umzugehen. Konsequent zu ignorieren.


    :badgrin: ich habe lange gebraucht, dies zu merken. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Stunden ich mit der Stimme diskutiert und versucht habe, sie endlich mal zufrieden zu stellen. Aber im Endeffekt bin ich ihr dankbar war sie so ausdauernd und penetrant, sonst würde ich ihr heute noch auf den Leim gehen :D .



    Yoni:

    ... gibt sicher Leute, die denken: "Ich gebe nichts, er fordert ja auch noch!"


    Wir Leute denken viel, das wenigste ist heilsam. Dāna ist ja erwartungsloses, bedingungsloses Geben. Und wir sollten uns auf unser Tun konzentrieren und darauf, was unser Tun bei uns auslöst. Das sind heilsame Beobachtungen.

    @ Herzsutra


    Mir hat es geholfen, Kamma (Ursache) und Vipāka (Wirkung) zu verstehen, indem ich bei mir beobachtete, welches Wirkung bei welcher Ursache entsteht. Gerade jetzt in dem Augenblick. Da das Thema ja fix mit Wiedergeburt und Nicht-Selbst verbunden ist, sind die beiden Teile auch zu beachten. Alle drei Teile finden nicht nur beim körperlichen Tod, sondern jeden Augenblick statt.


    Zum besseren Verständnis mache ich mal ein Beispiel:


    Wenn ich wütend bin, dann werde ich (mein HerzGeist) augenblicklich in der Hölle wiedergeboren. Zwar sehen meine Augen immer noch den Wald hier in meinem Kloster, die Ohren hören die Geräusche des (Ur)Waldes, die Nase riecht die frische Luft, ... aber der sechste Sinn, der HerzGeist, wird gemartert, gequält und leidet Höllenqualen. Zu dem kann man auch heissblütig (im herkömmlichen Sinne) sagen. Die Thais sagen dem Zustand heisses Herz.


    Wenn ich mich super gut fühle, die ganze Welt vor Glück umarmen könnte, dann schwebe ich auf Wolke sieben. Sofortige Wiedergeburt im Himmel. Buddhistisch gesprochen bin ich dann in den Brahma-Vihāra, den göttlichen Verweilzuständen.


    Wenn ich gierig bin, dann fühlt sich mein HerzGeist an, als gehöre er einem Huhn oder einem Hungergeist.


    Eine Vorbestimmung oder Merkmechanismus konnte ich nicht feststellen. Ich konnte auch nicht feststellen, dass die Wirkung den Zweck hätte, dass mir Gleiches widerfährt, damit ich lerne.


    Wie es dazu kommt, dass Kamma überhaupt entsteht, kann man aus den 12 Gliedern der bedingten Entstehung (Paticca-Samuppāda) herauslesen. Von Avijjā bis Vedanā ist alle kammisch bedingt, das kann man nicht direkt ändern. Tanhā ist Kamma, dort haben wir die Entscheidungsfreiheit. Alles nach Tanhā ist wieder kammisch bedingt, es folgt, was folgen muss.


    Aus Deinen Worten lese ich auch heraus, dass Du Dir Gedanken um die Gerechtigkeit von Kamma und Vipāka machst. An der Geschichte von Angulimala erkennst Du, dass es die Natur anderen Gesetzmässigkeiten folgt, als wir Menschen. Sühne kann manchmal von kurzer Dauer sein.

    Losang Lamo:

    Wenn das Geben den Herzgeist öffnet, was bewirkt dann der Geiz?


    Geiz ist eines der Kilesa, die besonders unheilsam sind. In den Übersetzungen werden sie Befleckungen des Herzens genannt.



    Losang Lamo:

    Aha, Geiz ist also schädlich für's Herz. :) Gut zu wissen.


    Wir Westler sind ja darauf hin erzogen worden, möglichst viel weltliche Informationen zu erlernen. Die stehen uns bei der spirituellen Entfaltung im Weg. Ein hoher IQ ist kein Garant für ein schnelleres Vorwärtskommen. Wenn ich die Biografien der Arahat in Thailand lese, dann waren das alle (bis auf Buddhadasa Bhikkhu), rudimentär gebildete Menschen. Luang Po Mann hatte gerade mal drei Schuljahre.


    Wenn man denen aber zuhört, dann hört es sich so an, als hätten sie mehrere Dissertationen über Psychologie geschrieben. Aber immer wieder kommen sie auf die Einfachen Dinge, wie beispielsweise das Ersetzen des Hasses durch liebende Güte, des Geizes durch Grosszügigkeit. Und wir fragen uns immer:


    "War das schon alles?" "Das kann nicht alles gewesen sein, das wäre zu einfach."

    Losang Lamo:

    Dana ist ja das erstgenannte Paramita, "Übung der Bodhisattvas" sagt man im Tibetischen. Von Herzen einfach geben, was man kann, ist eine Methode, die den Geist und das Herz öffnet.


    Wenn Buddha einem Laien zum ersten Mal die Lehre darlegte, dann hat er (unter anderem) zuerst immer auf die Wichtigkeit von Dāna hingewiesen. Erst wenn er sicher war, dass der Zuhörer / die Zuhörerin dies verstanden hat, kam er auf andere Inhalte der Lehre zu sprechen.


    Du schreibst, es ist eine Methode, den HerzGeist zu öffnen und das stimmt, das kann man selbst überprüfen. Was aber oft vergessen wird ist, dass Grosszügigkeit der direkte Gegenspieler des Geizes ist. Wir können also (oft sogar auf recht einfache Art und Weise) den Geiz für den Moment überwinden, wenn wir Dāna praktizieren.


    Aus der buddhistischen Psychologie wissen wir auch, dass wir dem zu gleichen beginnen, auf das wir unsere Aufmerksamkeit lenken. Die Quantenphysik nennt das, dort wo ich die Aufmerksamkeit hinlenke, dorthin fliesst die Energie.


    Bevor ich auf ein paar Konkrete Beispiele komme, die ich als Laie praktizierte, möchte ich noch darauf hinweisen, dass Dāna sich nicht ausschliesslich auf materielle oder gar monetäre Grosszügigkeit bezieht.


    - Dhamma-Dāna nennt man die Grosszügigkeit, den Dhamma mit anderen zu teilen. Nicht im missionarischen Sinn, sondern als Vorbild. Man kann (fast) jedes Gespräch im Sinne des Dhamma führen, auch wenn der Gesprächspartner über Fussball sprechen möchte. Oder bei der Kindererziehung. Mir war es immer wichtig, dass meine Kinder schon früh lernen, dass sie die Verantwortung für ihre Taten (Kamma) zu tragen haben. Oder dass ich sie mit Dāna konfrontierte.


    - Sangha-Dāna ist die wertvollste Grosszügigkeit. Wer ein Kloster in der Nähe hat, kann dort Arbeiten erledigen, die die Mönche nicht dürfen. Bevor ich zum ersten Mal ordienierte, habe ich in der Schweiz drei Monate lang als Laie im Kloster gelebt. Es gibt immer etwas zu tun. Dort habe ich beispielsweise jeden Tag alle Toiletten geputzt.


    - Dāna im Verwandten-, Bekanntenkreis: Wenn wir Erdbeeren pflücken waren, haben wir immer die Hälfte der gesammelten Erdbeeren verschenkt. Wenn wir einen Kuchen gebacken haben, haben wir die Hälfte verschenkt. Wenn wir im Garten gegrillt haben, haben wir immer jemanden dazu eingeladen.


    - Dāna im Sinne der vier Brahma-Vihāra (v.a. Mettā [liebende Güte] und Karunā [Mitleid]): Warum geben wir einem Bettler immer nur Geld? Wieso laden wir ihn nicht mal auf einen wärmenden Kaffee oder ein kühlendes Getränk ein und widmen ihm unsere Zeit? Oder wir grüssen Menschen, denen wir begegnen. Heutzutage ist das schon fast zur Seltenheit geworden, im Wartezimmer des Arztes oder an der Bushaltestelle zu grüssen. Oder wir schenken den Menschen einfach ein Lächeln, egal ob wir mit ihnen in Kontakt treten oder nicht. Mir tut das immer sehr gut, wenn mich unbekannte Menschen anlächeln. Oder einem Menschen Körper und HerzGeist zur Verfügung zu stellen, damit dieser sein Leid in mehr Raum ausleben kann. Ich spreche vom alten Mitleid, ohne dünkel oder dem was heutzutage sonst noch in dem Begriff innewohnt. Sondern sich einfach auf das Leid des anderen einlassen, es teilen und so dem anderen ein kurzzeitiger Zufluchtsort zu bieten. Oder die alte, alleinstehende Frau von nebenan zum Abendessen einzuladen.


    Mögen meine wenigen Beispiele für Euch eine Inspiration sein!


    Manchmal stören sie, manchmal stören sie nicht. Ob etwas stört oder nicht, hängt ja immer von der gegenwärtigen Gemütsverfassung ab. Wenn sie stören, dann ist genau das ja ein hervorragendes Meditationsobjekt. Da muss ich nicht spekulierend ein künstliches Thema anschauen, sondern kann direkt im Augenblick hinhorchen, hinfühlen und hinsehen, was da gerade jetzt in meinem Citta abläuft.