• Ich würde hier gerne über den Begriff des Stromeintritts reden.
    Dazu mal ein paar Fragen die mir dazu in den Sinn kommen.
    Seht ihr es als Ziel in diesem Leben in den Strom einzutreten oder seid ihr schon eingetreten?
    Wo seht ihr die größten Fessel und wie glaubt ihr sie überwinden zu können?
    Ich freue mich auf Beiträge zum Thema.Ich bitte alle die nichts zum Thema beizutragen haben auch nichts hier reinzuschreiben und die Moderatoren fordere ich auf ihre Aufgaben wahrzunehmen und solche Beiträge die nich ausschließlich mit dem Thema zu tun haben zu verschieben.

  • Ich vermute, die größte Schwierigkeit liegt im überwinden der Persönlichkeitsansicht. Intellektuell ist das wohl kaum ein Problem, aber die wirkliche Erkenntnis, das da niemand ist, das ist schon von einer ganz anderen Qualität.


    Ich habe das Thema hier schon einige Male versucht zu behandeln, aber ohne konkretes Ergebnis. Also bleibt da nur noch Achtsamkeit und Sammlung.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Der Ich-Dünkel fällt als allerletztes beim Arahant


    Sotāpanna:


    Da werden nur die ersten 3 Fesseln überwunden, die da sind:


    sakkāya-ditthi - Falscher Glaube an ein Ich (Rechte Ansicht/Erkenntnis entsteht)
    vicikicchā - Zweifel bezüglich Buddha, Dhamma, Sangha
    sīla-bbata-parāmasa - Hängen an Regeln und Riten


  • Bleibt die Frage was falscher Glaube hier bedeutet. Ich kann mich ja damit anfreunden das da kein unabhängiges Selbst in mir ist, aber wirklich wissen, sehen oder erkennen kann ich das noch nicht.

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  • Sukha:

    sakkāya-ditthi - Falscher Glaube an ein Ich (Rechte Ansicht/Erkenntnis entsteht)
    vicikicchā - Zweifel bezüglich Buddha, Dhamma, Sangha
    sīla-bbata-parāmasa - Hängen an Regeln und Riten


    Hi Sukha. Gibt es denn 'richtigen Glauben' an ein Ich? sakkaya-ditthi ist imho nicht nur eine 'falsche' Ich-Ansicht (im Gegensatz zu einer wie auch immer gearteten 'richtigen' Ich-Ansicht), sondern wirklich jegliche Persönlichkeits(sakkaya)sicht(ditthi).


    mana ist hingegen unheilsame Einbildung bezüglich Gelerntem & Dingen, die auch ohne (anfängliche) Ich-Perspektive entsteht (welche aber von 'außen' aufgestülpt werden kann, bis auch die Einbildung fällt und keine Projektionsfläche/Reibung mehr da ist).


    Grüße


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Den Glauben an ein "Ich" habe ich schon länger abgelegt. Das dauerhafte verwirklichen davon, ohne Dünkel zu agieren, ist aber noch nicht geschehen.


    Zweifel an der Lehre habe ich keine. Der Zweifel besteht eher daran, wie lange e wohl dauern wird und ob ich es schaffe.
    Desweiteren stellt sich mir aber die Frage was "Zweifel" als Fessel exakt und genau ist.
    Wenn ich mich bewusst etwas sinnlichem Hingebe, liegt das möglicherweise an Zweifel? Oder sind das noch 2 verschiedene Paar Schuhe, den Zweifel abzulegen und sinnliche Genüsse zu überwinden...?
    Natürlich tritt es nicht zwingend gleichzeitig auf, aber eine kausale Verbindung zwischen Zweifelosigkeit und Entsagung besteht ja eindeutig.


    Was Riten und Rituale angeht, bin ich mir auch nicht sicher. Wie definiert man das?
    Wenn ich entsage, die Sila's beachte oder mich zum meditieren hinsetze, zählt das als Rituale?
    Wenn ja, dann hänge ich wohl noch an Ritualen.
    Wenn mit hangen an Rituale gemeint ist, gebete zu sprechen oder zu glauben durch "Opfer" befreit zu werden, dann hänge ich nicht daran.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • nibbuti:

    Gibt es denn 'richtigen Glauben' an ein Ich?


    Das ist jetzt Wortklauberei :D
    Es gibt ja ein "ich" ..... zumindest in der Sprache ;)



    Wer oder was meint denn da? Ist stolz, hat Ansichten usw.?
    Jepp, der "Ich-Dünkel" ....obwohl man ja eigentlich weiß, dass da kein beständiges "Festes" ist.


    ()

  • Der wichtigste Zweifel der überwunden werden muss, ist die wahre Bedeutung von Dukkha zu durchschauen und wie der Weg zu dessen Überwindung konkret aussieht, imo.

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  • Ja, ich sehe es schon als ein Ziel an, in so einen Strom einzutreten.
    Das größte Hemmnis sehe ich, für mich, in der Angst vor dem Unbekannten - und damit verwoben ist sicherlich Furcht, das Ego loszulassen. Mag ich auch nicht mehr an eine inhärent existente Persönlichkeit glauben, intellektuell, so klebt und haftet sie doch stark an.
    Das gilt es immer und immer wieder zu bemerken, ohne frustiert zu sein...
    Vielleicht kann man den Strom ja eine Weile beschnuppert, bis man sieht, es ist nichts Schlimmes, bevor man eintritt. :)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Zu diesen Thema passend, hat jemand folgendes geschrieben:


    " Sich um die Zukunft Sorgen zu machen, ist ein heller Wahnsinn, weil die Zukunft sowieso nicht existiert, denn wenn sie eintritt, dann ist sie die Gegenwart. Und Derjenige, der sich Sorgen um die Zukunft macht, ist nicht Derjenige, der die Zukunft erleben wird. Er ist ein ganz Anderer. Da er ein ganz Anderer ist, der die Zukunft erleben wird, wenn sie die Gegenwart ist, so sind die Sorgen, die sich der Andere gemacht hat, vollkommen unangebracht, weil der, der sie dann erleben wird, sich wieder ganz andere Sorgen macht.


    Also ein interessanter Teufelskreis, aus dem man ohne weiteres aussteigen kann. "


    hedin

  • Sukha:
    nibbuti:

    Gibt es denn 'richtigen Glauben' an ein Ich?


    Das ist jetzt Wortklauberei :D


    Es war eine Frage. :)


    Sukha:

    Es gibt ja ein "ich" ..... zumindest in der Sprache ;)


    Nur in der Sprache.


    "Keine Knoten existieren für einen der die Eitelkeit aufgegeben hat;
    Für ihn sind alle Knoten der Eitelkeit verbraucht.
    Obwohl der Weise über Eitelkeit hinaus gegangen ist,
    Könnte er dennoch sagen: 'Ich sage',
    Er könnte auch sagen: 'Sie sprechen zu mir'.
    Geschickt, die Sprechweise der Welt kennend,
    Nutzt er solche Begriffe bloß als Redewendungen
    ."
    - S 1.25


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • nibbuti:

    Nur in der Sprache.


    Ja


    Aber zwischen intellektuellem Wissen darum und "verinnerlichen" (mir fällt kein anderes Wort ein), liegen Welten.
    Wissen tut man es erst, wenn man einen "Geschmack" von Nibbana bekommen hat.
    Und das ist beim Stromeintritt der Fall.
    Trotzdem ist da immer noch Dünkel, wenn auch schon viel "feiner" als bei einem Weltling.


    ()

  • Sukha:

    Aber zwischen intellektuellem Wissen darum und "verinnerlichen" (mir fällt kein anderes Wort ein), liegen Welten.


    einverstanden

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Kein Ziel. Eintreten?
    Eine Vorstellung darüber, was ein Stromeintritt sein könnte, habe ich nur, wenn ich unkonzentriert bin, nicht wirklich frage, sondern mich lediglich einer Vorstellung hingebe.
    Gucke ich wirklich, dann löst sich alles auf, jeder Begriff und jede Vorstellung.


    Alles was gerade wichtig ist: Wird der Hefeteig heute gut aufgehen?

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Und die Frage stellt sich noch immer: Woran erkenne ich denn nun, das der Persönlichkeitsglaube in mir tatsächlich überwunden ist?

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Alte bayrische Weisheit:


    Schaung mer moi, dann seng ma scho.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Geronimo:

    Und die Frage stellt sich noch immer: Woran erkenne ich denn nun, das der Persönlichkeitsglaube in mir tatsächlich überwunden ist?


    Vollständig ist der Ich-Dünkel, wie bereits gesagt, erst beim Arahant überwunden, sobald er Nibbana voll realisiert hat, sprich Gier, Hass und Verblendung vollständig eliminiert hat.


    Den Glauben an einem festen Wesenskern hier "Ich" genannt, schwindet bei einem Stromeingetretenen.
    Weil man eine Ahnung von Nibbana bekommen hat, weiß man (selber ... nicht nur gelesen), dass es da keine Konstante im Samsara gibt.


    Geronimo:

    Woran erkenne ich denn nun ..


    Du wirst es bemerken.
    Das Leben ändert sich auf einen Schlag.
    Dann sind nämlich auch keine Zweifel am Dhamma usw. mehr da und das hängen an Riten und Rituale wird als fruchtlos (selber) erkannt.


    ()


    Vorschlag: Den Thread nach Theravada verschieben, da es im Mahayana wohl keinen Stromeintritt gibt.

  • Ich habe bereits überhaupt keine Zweifel mehr am Weg und zu Ritualen jeglicher Art habe ich mich noch nie hingezogen gefühlt :)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Und die Frage stellt sich noch immer: Woran erkenne ich denn nun, das der Persönlichkeitsglaube in mir tatsächlich überwunden ist?


    Vielleicht daran, dass ich nicht mehr an Persönlichkeit glaube?

  • ich hab die böse Vermutung, dass für den „Stromeintritt“ die Erfahrung von großem Leid notwendig ist. Das deckt sich auch mit der Lehre, oder? Der Buddha hat wohl intensiv gelitten und sich selbst mit der Askese fast umgebracht. Vielleicht kann dieses Zusammenbrechen bis zur absoluten Grenze die Möglichkeit herbeiführen, dass die störenden Emotionen beseitigt werden und Dinge wie Aussöhnung oder Einsicht oder Ähnliches entstehen, je nach Bedarf, und vielleicht auch eine Erfahrung schaffen, die dauerhaftes inneres Glück gibt.


    Auch aus Gesprächen habe ich herausgehört, dass ein bisschen „inneres Sterben“ notwendig ist, um die festgefahrenen Strukturen eines Erwachsenen verändern zu können.
    Dazu fallen mir die Koans aus dem Zen ein, die wohl dafür geschaffen sind, einen Menschen systematisch in die Verzweiflung zu treiben. Ist das die ehrlichste Art, Buddhismus zu unterrichten? Ich wünschte, es wäre nicht so.

  • Wenn das Ego stirbt, hüstelt es schwach und sagt: "Mir ist nicht so gut." Die Cameliendame, leidend.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • sonnenschein:


    Seht ihr es als Ziel in diesem Leben in den Strom einzutreten oder seid ihr schon eingetreten?
    Wo seht ihr die größten Fessel und wie glaubt ihr sie überwinden zu können?


    Die Fessel ist das Begehren, bzw. das Ergreifen, die Überwindung ist Achtsamkeit und der achtfache Pfad. Stromeintritt fasziniert weil man dann nicht mehr zurückfallen kann. Ich weiß nicht, wo ich da genau stehe und mache mir keinen Kopf darüber, Hauptsache Weg und Ziel sind klar.

  • Erstmal vielen Dank an alle für eure ehrlichen Antworten.
    Ich würde gerne nocheinmal auf einen Text eingehen den ich zwar schon an anderer Stelle zitiert habe aber vielleicht ist es an dieser Stelle eher möglich nur über diese Fessel zu sprechen ohne dabei abzuschweifen, was ja bis jetzt sehr gut funktioniert hat. Es geht bei diesem Text um die letzen und schwierigsten Hindernisse und wie diese aufrechterhalten werden.


    Es geht um die letzten Zweifel und die gefährlichste Ernährung dieser Zweifel: Der Weltverbesserungssucht.


    Zitat

    Vom ersten Schritt auf dem Heilsweg (magga) bis zur letzten Ausreifung der Frucht (phala) des Stromeintritts nimmt die Fessel des Zweifels immer nur ab, bis sie schließlich auch in ihrer letzten feinsten Faser verschwunden ist. Dabei ist die größte Hilfe die zunehmende Auflösung der eben beschriebenen dritten Fessel, der Weltverbesserungssucht, die die gefährlichste Ernährung des Zweifels ist.


    http://www.palikanon.com/diver…intritt/4dritter_teil.htm


    Was könnt ihr über eure Zweifel anhand dieser dritten Fessel sagen? Mal ganz konkret: Könnt ihr die Welt so lassen wie sie ist? Oder habt ihr das bedürfnis irgendetwas oder jemanden zu ändern? Natürlich euch selbst eingeschlossen! Könnt ihr alles was ist, auch euch selbst so sein lassen wie es ist? Ich weiß es ist eine schwierige Frage aber bitte seid ehrlich, denn nicht umsonst ist es als die Nahrung der Zweifel beschrieben. Vielleicht ein kleiner hinweis oder Hilfe in form einer Frage: Wenn ihr morgen sterben würdet, könntet ihr in Ruhe einschlafen oder habt ihr noch irgendetwas "zu verbessern" ?


    Ich meine die Frage ernst und es ist sozusagen meine Meditation vor dem Schlafengehen die mir zeigt wo ich stehe.
    Lasst euch ruhig Zeit bevor ihr antwortet oder schlaft mal drüber und vielleicht findet ihr die Antwort darin wie gut ihr schlaft...

  • mukti:
    Geronimo:

    Und die Frage stellt sich noch immer: Woran erkenne ich denn nun, das der Persönlichkeitsglaube in mir tatsächlich überwunden ist?


    Vielleicht daran, dass ich nicht mehr an Persönlichkeit glaube?


    Is garnich so einfach, wenn da jetzt jemand vorm Rechner sitzt und seinen Tee genießt.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Karnataka:

    ich hab die böse Vermutung, dass für den „Stromeintritt“ die Erfahrung von großem Leid notwendig ist. Das deckt sich auch mit der Lehre, oder? Der Buddha hat wohl intensiv gelitten und sich selbst mit der Askese fast umgebracht. Vielleicht kann dieses Zusammenbrechen bis zur absoluten Grenze die Möglichkeit herbeiführen, dass die störenden Emotionen beseitigt werden und Dinge wie Aussöhnung oder Einsicht oder Ähnliches entstehen, je nach Bedarf, und vielleicht auch eine Erfahrung schaffen, die dauerhaftes inneres Glück gibt.


    Auch aus Gesprächen habe ich herausgehört, dass ein bisschen „inneres Sterben“ notwendig ist, um die festgefahrenen Strukturen eines Erwachsenen verändern zu können.
    Dazu fallen mir die Koans aus dem Zen ein, die wohl dafür geschaffen sind, einen Menschen systematisch in die Verzweiflung zu treiben. Ist das die ehrlichste Art, Buddhismus zu unterrichten? Ich wünschte, es wäre nicht so.


    Hallo Karnataka,


    wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist vom Buddha überliefert, dass er sagt, dass es vier Wege gibt:


    Den leidvollen (schweren) und langsamen Weg.
    Den leidvollen (schweren) und schnellen Weg.
    Den freudvollen (leichten) und langsamen Weg.
    Den freudvollen (leichten) und schnellen Weg.


    Aber auch aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass sich Phasen des Weges wie Sterben anfühlen. Im Grunde stirbt alles was ich, für ich und mein halte. Also alles.
    Obwohl alles noch da ist. Das ist mir aber egal, dass alles noch da ist, weil ich es ja besitzen möchte, mich damit identifizieren möchte.
    Wenn das nicht geht, kann es genauso gut auch nicht da sein. Das ist mir egal. Ich will etwas haben womit ich mich identifizieren kann, was meins ist. Egal was. Hauptsache etwas. :D


    Dieses Sterben kann auch schnell oder langsam sein. Es kann ein friedliches, leichtes Sterben sein. Oder ein Unfriedliches.
    Was einem am meisten liegt und wie es eben gerade ist.
    Alles ok. Und im Grunde stirbt auch nichts, weil mir noch nie etwas gehört hat. Weil ich nichts davon bin. Weil ich noch nichteinmal dieses feste "Ich" bin, von dem ich hier spreche. Es ist eine Illusion. Die halt sehr echt rüberkommt. Sonst wäre es ja keine Illusion. ;)


    Liebe Grüße

    Einmal editiert, zuletzt von Raphy ()