Die häßliche Pflanze der Zwietracht gedeiht leider auch in buddhistischen Kreisen. Ein Zeichen dafür, dass nur wenige von uns ihre Wurzel - die Aversion - ausgerissen haben. Kaum ein Thema - Von Wiedergeburt bis Sex - über das sich unter Dharma-Freunden nicht trefflich und ausdauernd streiten ließe. Nur beim Karma sind sich alle einig: das Karma, das muss weg!
Fraktion 1: Das Karma muss entsorgt werden, denn es sorgt für neue Wiedergeburten. Erst wenn das Karma-Konto bei Null angelangt ist, kommt es zu keiner neuen Wiedergeburt. Das Karma-Kapital muss also restlos erschöpft werden - und das erzielen wir durch einen sittlichen Lebenswandel, die Rechte Einsicht in die Lehre und durch beharrliches Meditieren. Letztlich geht es beim Beschreiten des Achtfachen Pfades nur um Karma-Eliminierung.
Fraktion 2: Das Karma, das muss weg, das sagen aber auch manche "aufgeklärte Buddhisten", meist dick bebrillte Intellektuelle, die sich mit dem Joch des Zweifels durchs Leben schleppen. Radikal, wie sie sind, rufen sie aus: "Schafft das Konzept Karma ab!". Ihre Gründe:
- Karma kapiert keiner
- Durch sein inflationäres Auftreten von Hinduismus bis Rudolf Steiner bis hin zur modernen Esoterik ist der Begriff zu einer homöopathischen Dünnflüssigkeit gelangt, die ihn semantisch fast völlig entleert hat.
- Durch Formulierungen wie "mein Karma", "dein Karma", "schlechtes Karma", "gutes Karma" erhält Karma eine quasi substantielle Qualität, die mit buddhistischem Gedankengut unvereinbar ist.
- Wenn der Begriff mit Konzepten wie "Bedingtes Entstehen" oder "Ursache - Wirkung" zu ersetzen ist, dann: nur zu! Ersetzen wir ihn!
- Karma und Wiedergeburt bilden ein hinduistisches Doppelpack, das im Buddhismus nichts zu schaffen hat.
Schön, dass wir uns einig sind: das Karma, das muss weg!
Onda