Sutras lesen

  • Liebe Buddhisten,
    ich beschäftige mich seit etwa einem Jahr mit dem Buddhismus und glaube in ihm eine sinnvolle Philosophie gefunden zu haben. Ich meditiere seit etwa 2 Monaten mehr oder weniger regelmäßig, würde mich darüber hinaus jedoch auch gerne mit den Schriften des "Erhabenen" auseinandersetzen. Da mir die "Körbe" jedoch reich gefüllt zu sein scheinen, weiß ich nicht so recht, wo ich anfangen soll.


    Könnt ihr mir vielleicht Hinweise geben, mit welchen Sutras man anfangen sollte. Was sind die wichtigsten Sutras, welche sollte man vielleicht vorher gelesen haben?


    Ich bedanke mich für die aufgebrachte Zeit.
    Bis bald
    Tendzin

    Fuß spürt Fuß, wenn er Boden spürt.

  • Hallo,


    Gutes gehört habe ich über:
    http://www.amazon.de/Buddha-sp…nche-Nonnen/dp/3921508800


    Ansonsten würde ich zum Einstieg die "Mittlere Sammlung" empfehlen:
    http://www.amazon.de/Die-Lehrr…TF8&qid=1358761490&sr=8-1


    (Gibts auch online unter palikanon.com).


    Auch schön:
    http://www.amazon.de/Dhammapad…TF8&qid=1358761556&sr=8-1


    Zwei für die Praxis sehr wichtige Sutren sind:
    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m010z.html


    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m118z.html


    LG
    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Eine gute Auswahl von Lehrreden, ergänzt durch lesenswerte Kommentare:


    http://www.amazon.de/den-Worte…kkhu-Bodhi/dp/3931095789/


    An die "nackten" Texte wie auf palikanon.com oder accesstoinsight.org zu finden würde ich mich erst nach zumindest ein wenig "Sekundärliteratur" heranmachen. Wobei es bei letzterer Seite einen gut gemachten Leitfaden für "Anfänger" gibt: http://www.accesstoinsight.org/ptf/index.html

    Von mehreren Theorien, die die gleichen Sachverhalte erklären, ist die einfachste allen anderen vorzuziehen.


    Die Leute von denen Du am meisten lernen kannst sind die mit denen Du nicht einer Meinung bist.

  • Vielen Dank, Onda und Bambus, für Eure schnellen und hilfreichen Antworten.


    Ich habe bereits das sehr interessante Einführungsbuch "Buddhismus – Stifter, Schulen und Systeme" von Hans W. Schumann gelesen. Dieser vermittelt eine sehr sachliche, von Romantik befreite Sicht auf den Buddhismus und seine verschiedenen Strömungen.


    Ich werde mich demnächst durch die amazon-Rezensionen der von euch vorgeschlagenen Bücher durchlesen und mir eines der Bücher kaufen.


    Wir lesen uns dann wahrscheinlich spätestens im Bereich Textanalyse wieder.


    Bis bald
    Tendzin

    Fuß spürt Fuß, wenn er Boden spürt.

  • Tendzin:

    Könnt ihr mir vielleicht Hinweise geben, mit welchen Sutras man anfangen sollte. Was sind die wichtigsten Sutras, welche sollte man vielleicht vorher gelesen haben?


    Hi Tendzin


    Die drei ersten Lehrreden, die im Grunde die gesamte Lehre enthalten:



    Für Hausmenschen werden am häufigsten verwendet (vor allem das erste ist empfehlenswert):


    • Verhaltenscode für Laien (DN 31)
    • Der Segen (Sn 2.4)
    • Der Untergang (Sn 1.6)
    • Bedingungen für das Wohlergeben (AN 8.54)


    Was Meditation angeht, sind folgende Sutten ausschlaggebend:



    Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Liebe Gemeinde, lieber nibbuti,
    eine Frage kam mir während des Lesens der ersten Sutras SN 56.11:


    Wie ist die Abkürzungsreferens SN 56.11 zu deuten? Auf was bezieht sich also das SN, und auf was beziehen sich die Zahlen dahinter? Ich halte dies für wichtig um sich in adäquatem Maße auf die Lehrreden beziehen zu können.


    Über Antworten würde ich mich freuen.


    Bis bald
    Tendzin

    Fuß spürt Fuß, wenn er Boden spürt.

  • Ich kann nur dringend abraten, mit Sekundärliteratur anzufangen.
    Aus dem PK empfehle ich für den Anfang D1, M2, M8, M38, M121 (http://www.palikanon.com/), D für "Dīgha Nikāya", M für "Majjhima Nikāya", als "Original-Kommentare" (die sich aber nicht direkt oder ausschließlich auf die angegebenen Suttas beziehen) das Shobogenzo Zuimonki, oder einzelne Kapitel aus dem "großen" Shobogenzo wie Genjkoan oder Zenki (http://antaiji.dogen-zen.de/deu/shobogenzo.shtml)
    Es geht überhaupt nicht darum, was Du als leicht verdauliche Kost scheinbaren Wissens in Dich hineinschauftelst, das nährt nur Deine Vorurteile, laß Dir Zeit in die Texte hineinzuhorchen, auch wenn Du beim ersten Mal überhaupt nix verstehst.

  • bel:

    Ich kann nur dringend abraten, mit Sekundärliteratur anzufangen.


    ich kann nur dringend davon abraten, (um die Konfusion bein Threaderöffner zu vervollständigen) mit dem PK anzufangen.
    Der Begriff "Sekundärliteratur" suggeriert hier Zweitrangigkeit und Beschränkung auf Kommentar/Deutung (eines Primärtextes).


    Das lässt sich von Schriften zeitgenössischer buddhistischer Lehrer nicht behaupten. Diese Schriften sind als Zeugnis authentischer Praxis und als Lehrreden Primärliteratur. Und das in einer Sprache, die Menschen aus dem 21. Jahrhundert verstehen können (im Ggs. zu den oft sehr spröden, repetitiven und teilweise auch unzulänglich und unzeitgemäß übersetzten Texten des PK).


    Ich würde mit zeitgenössischen Texten beginnen - und dann das ganze bei Bedarf mit dem PK vertiefen.


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Onda:

    Der Begriff "Sekundärliteratur" suggeriert hier Zweitrangigkeit und Beschränkung auf Kommentar/Deutung (eines Primärtextes).


    Ja, genau das soll damit ausgedrückt werden - es sind fremde Deutungen.


    Onda:

    Das lässt sich von Schriften zeitgenössischer buddhistischer Lehrer nicht behaupten.


    Wen meinst Du? Da könnte ja jeder kommen.


    Onda:

    Diese Schriften sind als Zeugnis authentischer Praxis und als Lehrreden Primärliteratur.


    Das ließe sich erst zeigen, wenn man an deren Praxis tatsächlich teilehmen kann und teilnimmt, und sich einen Begriff von "authentisch" gemacht hat (bei mir: Übereinstimmung von Wort und Tat)


    Onda:

    im Ggs. zu den oft sehr spröden, repetitiven und teilweise auch unzulänglich und unzeitgemäß übersetzten Texten des PK


    Das muß kein Manko sein, weil genau das die intensive Beschäftigung damit befördern und das unverdaute Wiederkäuen hindern kann (nicht muß)

  • Onda:


    ich kann nur dringend davon abraten, (um die Konfusion bein Threaderöffner zu vervollständigen) mit dem PK anzufangen.
    Der Begriff "Sekundärliteratur" suggeriert hier Zweitrangigkeit und Beschränkung auf Kommentar/Deutung (eines Primärtextes).
    Das lässt sich von Schriften zeitgenössischer buddhistischer Lehrer nicht behaupten. Diese Schriften sind als Zeugnis authentischer Praxis und als Lehrreden Primärliteratur. Und das in einer Sprache, die Menschen aus dem 21. Jahrhundert verstehen können (im Ggs. zu den oft sehr spröden, repetitiven und teilweise auch unzulänglich und unzeitgemäß übersetzten Texten des PK). Onda


    Wenn man das ließt von jemand der wesentliche Teile der Lehre nicht verstanden
    und auch noch ablehnt kann man das verstehen. Es ist ja prinzipiell im Einzelfall schwierig
    zu sagen mit welcher Rede des Buddha man anfangen sollte, aber auf alle Fälle ist es nicht
    der Lehre gemäß von den Lehrreden des Buddha abzuraten und seien es nur Übersetzungen.
    Die Übersetzungen sind jedenfalls gut genug für einen offenen, ehrlichen und
    einsichtigen Geist, weit besser als viele mit vielen Fehlern behaftete Sekundärliteratur.
    Und falsch verstehen kann man alles. Zeit und Mühe ist eben erforderlich die
    Zusammenhänge zu verstehen um sich ein einigermaßen realistisches Bild zu machen.

  • Im Endeffekt gibt es dafür keine eindeutige Antwort womit man anfangen sollte.
    Jeder hat nur 1 mal angefangen und von daher nur diese Erfahrung. Und nur weil sie bei einem selbst gut war, heisst es nicht das andere anders einen besseren oder schlechteren Zugang haben.


    Ich habe auch mit dem angefangen was so im Bücherladen bei Sosch herumstand. Also Dalai Lama ;) .
    Irgendwann kam ein Buch von Steve Hagen. Dieses hat mich wirklich verstehen lassen, auch wenn ich es im nachhinein nicht wirklich empfehlen kann. Sehr merkwürdig, aber ist so.
    Durch dieses verstehen der Lehre, wie im Buch beschrieben (bzw. eines teils darin, und zwar anatta), bin ich erst richtig neugierig auf Buddhismus geworden, hab mich hier angemeldet und dann vom Pali Kanon erfahren.
    Seid ich darin lese verstehe ich immer mehr und kann es jedem empfehlen.


    Ich kann empfehlen eine gute Mischung zu bewahren. PK und ab und zu mal was neueres. Ist halt auch etwas leichter. Aber zum Studium ist der PK schon sehr gut geeignet.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • bel:
    Onda:

    Der Begriff "Sekundärliteratur" suggeriert hier Zweitrangigkeit und Beschränkung auf Kommentar/Deutung (eines Primärtextes).


    Ja, genau das soll damit ausgedrückt werden - es sind fremde Deutungen.


    Der Begriff der "Sekundärliteratur" ist hier deplaziert. Moderne Texte sind keine "fremden Deutungen", sondern Darstellungen der Lehre vonmenschen, die heutzutage in dieser Tradition praktizieren. Wenn man davon ausgeht, dass es heute noch Menschen gibt, die diese Lehre authentisch praktizieren (= "im Sinne des Erfinders"), so sind deren Zeugnisse und Belehrungen nicht "sekundär".


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Als Mod:


    Jungs und Mädels,


    er/sie hat ausdrücklich nach Sutras gefragt. Keiner von Euch hat wenigstens zurückgefragt, ob er nicht schon Zeitgenössisches/Sekundäres gelesen hat. Ob und was ihn/sie angesprochen hat.
    Weitere Auseinandersetzung über Sinn und Unsinn von Sekundärliteratur werde ich hier abspalten. Achtet doch bitte gerade im Anfängerbereich die Frage des Treaderöffners.


    Danke!


    Als User:
    Tendzin, was hast Du bisher gelesen, was hat Dich "angetickt", was eher irritiert?


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Lieber malsehen,
    tatsächlich gelesen habe ich bisher "nur": "Buddhismus - Stifter, Schulen und Systeme" von Hans Wolfgang Schumann aus Diederichs Gelbe Reihe (2011²) [ISBN 978-3-7205-2652-4]
    Abgesehen davon habe ich in ein bis zwei Sutras mal "reingeschnuppert". Jene Übersetzungen waren jedoch noch voll von den mnemotechnischen Macken, in denen also eine Passage immer und immer wieder wiederholt wurde.


    Ich habe dann im damaligen Forum der Deutschen Buddhistischen Union ein kleines bisschen gepostet. Es wurde dort wiederholt betont, man solle sich doch mit den Texten des "Erhabenen", also des Buddhas auseinandersetzen und keine Mutmaßungen darüber anstellen, was im Buddhismus wie gemeint sein könnte.


    Lange Rede kurzer Sinn: Ich suche vorrangig wirklich nach Sutras (Sutren?), die man vielleicht als erstes lesen sollte. Ich bin jedoch auch offen für modernere Primärliteratur und auch für Sekundärliteratur, behalte mir jedoch noch vor die vorgeschlagenen Texte auch wirklich zu kaufen ;)


    An dieser Stelle soll noch erwähnt sein, dass ich auch mit schwer zu lesenden Sutras einverstanden bin, sofern sie die Leere möglichst rein vermitteln. Langfristig möchte ich mir gerne ein breites Wissen über die Lehre Siddharthas aneignen.


    Vielen Dank für eure bisherigen Antworten. Ich hätte mir nicht gedacht, dass ihr euch so viel Mühe macht :o


    Bis bald
    Tendzin

    Fuß spürt Fuß, wenn er Boden spürt.

  • Tendzin:


    An dieser Stelle soll noch erwähnt sein, dass ich auch mit schwer zu lesenden Sutras einverstanden bin, sofern sie die Leere möglichst rein vermitteln.


    Vielen Dank für eure bisherigen Antworten.


    nibbuti:

    Eintritt in die Leerheit (MN 121 & MN 122)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • nibbuti:
    Tendzin:


    An dieser Stelle soll noch erwähnt sein, dass ich auch mit schwer zu lesenden Sutras einverstanden bin, sofern sie die Leere möglichst rein vermitteln.


    Vielen Dank für eure bisherigen Antworten.


    nibbuti:

    Eintritt in die Leerheit (MN 121 & MN 122)


    Lieber nibbuti,
    ich meinte natürlich "Lehre"... nicht Leere ;)
    aber da kann man beim Buddhismus schon mal durcheinander kommen

    Fuß spürt Fuß, wenn er Boden spürt.