Yidam-Praxis

  • Simo:

    Lieber raterZ,


    wenn du das für dich so siehst, dann ist das ok. Es entspricht aber nicht den Lehren des Vajrayana! Ich glaube dein Knackpunkt liegt darin, dass relative und absolute Wirklichkeit nicht zu trennen sind. Relative Wirklichkeit ist die Weise, wie uns die Phänomene erscheinen. Absolute, wie sie wirklich sind - und das ist Leerheit von einem Selbst. Die Welt ist magisch in dem Maße, wie unser Geist es ist.


    Liebe Grüße


    so sehe ich das auch. Im Ablauf einer Praxis kommen auch relative und absoute Ebene vor. Die relative Ebene ist nur ein Teil der geistigen Übung, um überhaupt zu der Begegnung mit dem Yiddam zu kommen.

  • Simo:


    Ich verstehe, was du meinst: Macht man Leerheit zu einem Ding, dann verhält man sich wie jemand, der, in einem Geschäft vor den leeren Regalen stehend, diese Leerheit mit nach Hause nehmen will.


    Wie wenn jemand fragt welchen Namen ich habe, worauf ich antworte daß ich keinen Namen hätte worauf der zu mir sagt: "Hallo Kein-Name". Oder wie wenn jemand auf den Bildschirm schaut und dann auf die Hände und dann auf die Schultern und dann weiter oben auf die Brust und dann weiter rauf der Schatten einer Nase und dann .. der Bildschirm da vorne und dann die Hände und dann die Schultern usw. . Er findet nichts weiter vor als das was ist und so wie es sich immer schon präsentiert hat. Den Bildschirm sehen, so wie man eben den Bildschirm sieht. Manche machen nun aus dieser Nichtauffindbarkeit "eine Nichtauffindbarkeit", verdinglichen also den Fakt nichts vorgefunden zu haben und "verweilen" als oftmals nicht erkannte "Vertiefung" darin. Sie sagen also:" Hallo Kein-Name!" Andere wiederum .. gehen weiter rauf zum Schatten einer Nase und dann .. ja dann machen sie aus ".." in Folge "eine Leerheit". Die ist meist "ganz klar". Und in Folge ist "in dieser Klarheit" "die Welt". Und das ist wiederum "nondual" verdrechselt. Ab dem Zeitpunkt in dem aus ".." eine Leerheit konstruiert und verdinglicht wurde, war alles was daraus heraus folgte ebenso eine verdinglichte Konstruktion. Klarheit. Welt. Nondualität. Sie sagen also: "Hallo kein-Name!". Sie konstruieren und ergreifen ein Konzept, woraus wiederum eine gekünstelte Vertiefung resultiert und nicht die Natur des Geistes. Was ist also zu tun? Man macht aus Nichtauffindbarkeit kein Konzept im Sinne von "einer Nichtauffinbarkeit", sondern trifft aus der oben erwähnten Nichtauffindbarkeit eine ganz konkrete Entscheidung basierend auf dem oben entdeckten Fakt und belässt es bei dieser, ohne daraus wiederum eine Praxis zu machen in der man praktiziert: alles belassen. Das wäre wiederum ein Rückfall in die Verdinglichung von Nichtauffindbarkeit und nicht die konkrete Konsequenz bzw. Entscheidung aus der Nichtauffinbarkeit. Belässt man es also bei dieser Entscheidung wird sich Wissen ergo rigpa von selber offenbaren. Diese Entscheidung gründet jedoch ausschließlich auf vorherigem Nachsehen und somit dieser konkreten Erkenntnis daraus.


    Was den anderen Punkt betrifft wähle die Worte meist mit viel bedacht und habe die Erfahrung gemacht, daß ebendieser Ton in den meisten Fällen aus recht unterschiedlichen Gründen und je nach Situation und Gegenüber durchaus angebracht ist. Diverse Vorwürfe bezüglich Geistesgifte sind meist nicht mehr als Projektionen und sagen mehr über den aus der solche Vorwürfe tätigt. Lass solche Projektionen also besser sein. Ansonsten wünsch' ich noch nen schönen aber mir viel zu heißen Tag.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Wieder sehr gelungen! :D Der Tag ist wirklich sehr warm.
    Das mit den Projektionen ist sicher hin und wieder der Fall. Doch auch hier ist Vorsicht geboten - schnell wird vielleicht angebrachte Kritik als "Projektion" der Geistesgifte des anderen auf einen selbst abgetan. Man könnte da vielleicht noch was über sich lernen. Das ist eine große Falle auf die man hereinfallen kann. Ich hab das leider schon viel zu oft bei Praktizierenden im Umfeld erlebt - die sind dann hart auf die Nase gefallen, vom hohen Ross herunter, sozusagen. Aber auch dann ging es weiter.
    Wie würdest du deinen "Ton" denn beschreiben? Vielleicht interpretiere ich auch etwas hinein, was von Dir gar nicht so beabsichtigt ist.


    Grüße


    p.S.: der Blog ist schön!

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Simo:


    Vielleicht interpretiere ich auch etwas hinein, was von Dir gar nicht so beabsichtigt ist.


    Du hast nur allzu romantische Vorstellungen, was eben gekünsteltem Mitgefühl entwächst. Dafür brodelt es unter deiner Oberfläche und das ist es was du mir durch die Blume in manchen Beiträgen hier vorwirfst. Und ob der Beitrag gelungen ist oder nicht spielt für mich auch keine Rolle, denn darum geht es hier ja nicht.


    Kurt Tucholsky:

    «Merk: Wer sich so mit dem Nebel des Mysteriums umgibt, zeigt dass seine Position bei voller Klarheit viel zu fürchten hat.»

  • Was wäre Dein Ratschlag, um ungekünsteltes Mitgefühl zu verwirklichen?


    Aber bitte, worauf spielt das Tucholsky-Zitat an?

    Kein "Ich" - keine Probleme.

    Einmal editiert, zuletzt von Simo ()

  • Zitat

    Wie du weißt halte ich nichts von dieser Nondualität. Sie gründet u.a. auf Verdinglichung und somit Ergreifen von Leerheit


    Hallo,
    ich habe mir jetzt nochmal alles durchgelesen was du in diesem Thread geschrieben hast.
    auch wenn du manchmal wörter verwendest die ich nicht kenne wie z.B, yer med oder M.N2
    Aber das ist denke ich auch ganz gut so.


    Ich bekomme langsam ein Gefühl davon was du meinst.


    Ich glaube du irrst dich in dem oben zitierten Punkt.
    Wenn ich von Nondualität spreche meine ich Rigpa oder die Natur des Geistes wie du es auch immer nennst.
    Wenn ich Rigpa so definieren würde wie du es im Zitat beschreibst dann hättest du Recht und Rigpa wäre kein Teil vom Dzogchen. Weil es ergriffen werden müsste. Ähnlich sieht es mit der Leerheit oder der Soheit aus..


    Aber Rigpa muss nicht ergriffen werden. Rigpa ist eben vollständig frei von greifen und Bewertung.


    Liebe Grüße
    Tobias

  • Simo:

    Was wäre Dein Ratschlag, um ungekünsteltes Mitgefühl zu verwirklichen?


    Simo du hast heute dafür gesorgt, daß ich vier Beiträge im Blog zusammengebracht habe, wovon einer erst morgen rauskommt. Das zu Themen, zu welchen ich vorher noch nicht in der Lage war sie klar zu verbalisieren. Ich meine es also ganz ehrlich wenn ich mich bei dir an dieser Stelle bedanke. Ohne diese Auseinandersetzung wäre es nicht dazu gekommen. Es braucht eines Gegenwinds, und zwar für alle Seiten. Es ist natürlich schön wenn sich alle verstehen, wenn pleromatischer Friede und Harmonie herrscht. Aber das bringt einen eben nicht immer weiter. Zu schnell macht man es sich in seiner Ecke gemütlich. Und da will mancher auch nicht mehr raus. Darum braucht es in den meisten Fällen eines lauter pfeifenden Gegenwinds, solange er intentional nicht von unlauteren Absichten geprägt ist jemanden gezielt zu schädigen.


    tobias:


    Aber Rigpa muss nicht ergriffen werden. Rigpa ist eben vollständig frei von greifen und Bewertung.


    Ja. Aber die Herangehensweise in welcher wir uns bewegen ist gespickt mit Fallen, Verwechslungen und subtilen Fehldeutungen. Und wenn auch noch so subtil, wirkt sich sowas wie erwähnt meist auf die Sicht bzw. Praxis bzw. Nichtpraxis aus. Eben weil Wissen vollständig frei von Ergreifen ist und somit in keiner Weise "gemacht" werden kann, wirkt sich jedes noch so subtile Ergreifen und somit Konzeptualisieren sofort darauf aus. Man bemerkt das meist gar nicht. Ich bin durch all diese aufgezählten Fallen getappt und konnte in diesen Fallen befindlich auch nicht glauben daß ich mich in einer befinde. Darum ist es in dieser Herangehensweise wichtig ganz genau zu sein wenn man darüber spricht und soweit als möglich alle Ausdrücke welche mit solchen Fallen assoziiert sind einfach wegzulassen. Es ist schon ein sch..ß schwerer Weg, da sollte man sich nichts vormachen. Weit weg von romantischen Vorstellungen "darüber". Wir können uns eben nicht für einige Jahre in eine Höhle begeben und begegnen rundherum dauernd allen möglichen Ablenkungen, insofern wir sie noch als Ablenkungen betrachten.

  • ich kann dir eine projektion nennen: du glaubst, dass alle in die gleichen fallen tappen werden wie du, nur weil es dir passiert ist. zumindestens zeigst du in der richtung eine übervorsichtigkeit, meiner meinung nach. klar gibt es diese konzeptiellen fallen und es ist gut darauf hinzuweisen, dennoch bist du mit dem thema eigtl. recht weit off-topic gekommen, denn darum geht es eigtl. gar nicht hier ;)


    ich lasse es aber auch gut sein mit dem yidams jetzt.

  • indolariawest:

    Simo du hast heute dafür gesorgt, daß ich vier Beiträge im Blog zusammengebracht habe, wovon einer erst morgen rauskommt. Das zu Themen, zu welchen ich vorher noch nicht in der Lage war sie klar zu verbalisieren. Ich meine es also ganz ehrlich wenn ich mich bei dir an dieser Stelle bedanke. Ohne diese Auseinandersetzung wäre es nicht dazu gekommen. Es braucht eines Gegenwinds, und zwar für alle Seiten. Es ist natürlich schön wenn sich alle verstehen, wenn pleromatischer Friede und Harmonie herrscht. Aber das bringt einen eben nicht immer weiter. Zu schnell macht man es sich in seiner Ecke gemütlich. Und da will mancher auch nicht mehr raus. Darum braucht es in den meisten Fällen eines lauter pfeifenden Gegenwinds, solange er intentional nicht von unlauteren Absichten geprägt ist jemanden gezielt zu schädigen.


    Für mich war der Austausch auch sehr fruchtbar! Und die Intention jemanden zu schädigen, die hatte ich nun wirklich nicht.
    Mit dem gekünstelten Mitgefühl hast du wahrscheinlich recht. Die Dinge "präsentieren sich wirklich so, wie sie sich schon immer präsentiert haben". Wenn nun jemand das erkannt hat, und seine Illusionen sich verflüchtigt haben, er also "befreit" ist, wie geht er mit denen um, die das nicht erkannt haben? Die an an dem Konzept eines Selbst festhalten? Die deshalb leiden (auch wenn ihr leiden eine Illusion ist - für sie ist es real, weil "verdinglicht")? Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann findet (ungekünsteltes unmittelbares) Mitgefühl auf der Grundlage von Wissen (Weisheit) statt. So hast nicht nur du es erkannt, so steht es auch geschrieben - Mitgefühl und Weisheit eben. Hand in Hand. Wie äußert sich dieses ungekünstelte Mitgefühl im Handeln (bzw. "Nichthandeln") ?


    Grüße

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • @ Simo
    auch wenn die Frage nicht an mich gerichtet war.
    Wenn Weisheit erkannt ist hört die Dualität(damit meine ich Bewertung auf).
    Ein Aspekt der in diesem Zusammenhang in den Dzogchen-Texten immer wieder betont wird ist Spontanität.


    Mitgefühl entsteht spontan aus der Weisheit. Da kein Gefühl und kein Gedanke abgelehnt wird da eine Bewertung Rigpa wiederspricht entsteht ungekünstelstes Mitgefühl spontan. Genauso wie Spontane Freude entsteht. Alle Gedanken und Gefühle können zugelassen werden.


    Liebe Grüße
    Tobias

  • Ich muss gestehen, dass ich jetzt nicht den ganzen Thread gelesen habe, aber auf der ersten Seite kamen mir zwei Gedanken, die ich einwerfen möchte.


    Mir scheint es, dass es in Bezug auf Magie und Siddhis zwei Arten Menschen gibt, und zwar die, die einen "angeborenen" Zugang zu magischen Ebenen des Bewusstseins habe, und solche, die diese "magischen Gene" nicht haben. Eine Vermutung ist, dass ca. 10% der Menschen solche "magischen Gene" haben, das schliesse ich unter anderem aus Untersuchungen aus Russland / Sibirien, die sich auf den schamanischen Nachwuchs beziehen. Es ist in Sibirien das Problem aufgetreten, dass es nicht mehr genügend schamanische Lehrer gab, so dass die Menschen, die sonst erkannt und ausgebildet wurden, nun nicht lernen, mit ihren Fähigkeiten umzugehen. Das führt zu vielen Problemen im Alltag, weil ihre natürlichen Kräfte nun fehlgerichtet sind. (Alkoholismus, Aggressionen usw.)


    Wer das nicht in sich trägt, der sieht von der ganzen magischen Welt einfach nichts, das ist keine Ignoranz, sondern tatsächlich so. Insofern sind Diskussionen zwischen Menschen, die Zugriff darauf haben und den "Muggles", darüber ob es "Magie gibt" oder nicht, auch komplett sinnlos. Diese Erfahrungsebenen lassen sich auf der Ebene nicht zusammen bringen.


    In Bezug auf das Thema hier bedeutet das, dass es einige Menschen gibt, die Tantra "magisch" anwenden können. Die brauchen nur eine Verbindung zu einem Yidam, z.B. durch eine einfache Segenseinweihung, und dann gibt der Yidam im Zweifel selbst zum richtigen Zeitpunkt und bei Eignung die notwendigen Anleitungen und fehlenden Einweihungsaspekte. Jeder andere wird aber selbst mit den richtigen vollständigen Einweihungen sehr viel tun müssen, bis eine Erfahrung eintritt oder Siddhis erlangt werden.


    Über die Befähigung zur Erleuchtung usw. sagt das zunächst mal wenig aus. Man muss weder Siddhis haben, um Erleuchtung zu erlangen, noch wird Erleuchtung zwangsläufig Siddhis bei jedem hervorbringen. Siddhis gehören zur bedingten Ebene und können beim Einen Erkenntnis fördern und beim Anderen diese sogar verhindern.


    Wenn man keine natürliche magische Befähigung hat, ist echtes Bodhicitta eine gute Basis, und wenn man wirklich eine spezielle Kraft oder Einsicht braucht, wird man diese von den Yidams genau für den Zeitpunkt und nicht willkürlich bekommen. z.B. um sich oder andere zu schützen. Wenn man eine natürliche magische Befähigung hat, ist Bodhicitta auch eine gute Basis, denn dann hilft sie, die Kräfte zu kanalisieren und richtig - ohne sich und anderen zu schaden - anzuwenden.


    Zu der Frage, ob die Ýidams eigenständige Wesen sind oder nicht, kann man eigentlich nur sagen: sowohl als auch. Wenn die Grenze zwischen Subjekt und Objekt nicht existiert sondern willkürlich durch "Unterscheidung" erst generiert wird, dann ist auch die Grenze zwischen dem Yidam als Teil des eigenen Bewusstseinsstroms oder als äußere Entität eine Frage der Grenzziehung. Betrachte ich ihn als Teil meines Bewusstseinsstrom, wird dieser sozusagen "einkompiliert" und ersetzt die unerleuchteten Muster, mit denen er resoniert; tue ich das nicht, findet eine Wechsel-Wirkung zwischen Muster Innen und Aussen statt und diese Wechselwirkung transformiert oder ergänzt das dysfunktionale oder unvollständige Muster im Inneren, bis sie sich im Inneren und im Äußeren vollständig gleichen. In dem Moment finde die Verschmelzung von Innen und Aussen statt, die in jeder tantrischen Meditation Teil der Laborübung ist, bis sie zur wirk-lichen Erfahrung wird. An dem Punkt unterscheidet sich die Frucht des "magischen Tantrikers" von der des "nicht-magischen Tantrikers" nicht mehr. Die Trennung von Subjekt und Objekt wurde aufgehoben. Allerdings besteht beim nicht-magischen Tantriker hier noch die höhere Wahrscheinlichkeit trotz der Aufhebung der Trennung diese subtil durch Gedankenmuster weiter aufrecht zu erhalten. Aber da das Durchschneiden in den Meditationen durch die Verschmelzungsphase so lange geübt wurde, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die letzten Schleier von selbst fallen.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • Simo:

    Wie äußert sich dieses ungekünstelte Mitgefühl im Handeln (bzw. "Nichthandeln") ?


    Du hast diese Frage bereits selber beantwortet: "Die Dinge" präsentieren sich wirklich so, wie sie sich schon immer präsentiert haben." Und das ist wiederum in keiner Weise von selbst-klarem Wissen aufzudrechseln, von dem sich nicht sagen lässt woher es kommt, was von sich aus keine Rolle spielt. Kann auch Tobias zustimmen, wobei der Begriff "spontan" nicht etwa "plötzlich" bedeutet, sondern von sich aus, ohne notwendig zusätzliche Referenz Grund und Begründung. Eben einfach so.

  • Das "natürliche" Paramita Mitgefühl entfaltet sich
    durch gegenstandslose Meditation, ebenso Prajna .
    Alle Paramita .
    "Awaken your heart by opening your mind "
    Das heißt Klärung , Läuterung von jedem Bild, von jedem Wort .


    Und ob jemand Konzepte meidet oder ihnen noch frönt
    ist einzig auf Geistesentfaltung zurückzuführen . Ein Geist,
    der die Dinge intuitiv als fließend und leer erkennt,
    kann eben mit Konzepten nichts anfangen und wird seine
    Übung auch nicht darauf aufbauen . Niemals .


    Mit freundlichen Grüßen !

  • Die Yidampraxis wird vom Lama übertragen.
    Eine allgemeine Einweihung schafft zwar die Voraussetzungen für die Praxis, aber sinnvoller Weise praktiziert man diese nach dem Ngöndro, den vorbereitenden Übungen.
    Dann wendet man sich an den Lama seines Vertrauens und und bekommt die "richtige" Einweihung. Die persönliche. Da sitzt man alleine mit dem Lama und es findet eine Übertragung statt. Diese Einweihung kann je nach Buddha Aspekt und Auffassungsgabe bis zu drei Tage dauern, wo eine ganze Reihe von Erklärungen und Fragen-Antworten direkt mit dem Praktizierenden und dessen Lama erfolgen.
    Dieser Lama hat dann den Job, dich auch während der Praxis zu betreuen. Er übernimmt die Verantwortung für die Entwicklung. Auch Fragen, wie man sich was vorstellt, oder welche Dinge zu berücksichtigen sind, vor allem für die persönliche Entwicklung, werden von ihm begleitet.
    Praxisfragen und Entwicklungsfragen werden dann mit ihm geklärt. Es ist nicht ratsam, sich zB über den Intellekt aus unbestätigten Quellen irgendwelche Informationen zu holen, um den allgemeinen Wissensdurst (Neugier) zu stillen, oder gar verschiedene Traditionen zu mischen. So wie hier im Forum zB.


    Auch die Art der Einweihung ist entscheidend. Ohne die richtige Vorbereitung wird man nicht mal in die Nähe des Lamas kommen. Das Karma ist dann nicht reif dafür. Merkt man ganz einfach daran, daß man eben nicht heran kommt. Sind die Voraussetzungen da, komm man ohne weiteres jeder Zeit zu ihm.
    Yidampraxis funktioniert ohne diese Verbindung zum Lama und dessen Übertagung seiner Realisation nicht wirklich.

  • "Es ist nicht ratsam" sollte man vielleicht nicht zu sehr zu verallgemeinern ;) Für den allgemeinen buddhistischen "Endverbraucher" mögen andere Ratsamkeiten gelten, als für den "wilden Yogi". Das war schon immer so und beides hat seinen Sinn. Hätten nicht in der Vergangenheit immer wieder spirituelle Hochkulturen den Austausch mit anderen Traditionen gesucht, hätten wir diese Bandbreite so heute gar nicht. Es gibt immer die Grenzgänger, die zwar unbequem sind und vom traditionsbewussten Geist meist missverstanden werden, die aber die Anpassung an andere Kulturen und neue Zeitentwicklungen durch Weiterentwicklung der Methoden voranbringen. Zhang Zhung war so eine historische "Begegnungs- und Brutstätte", und in Tibet hat man Schamanismus und Dharma verschmolzen usw.


    Wir brauche hier im Westen die, die die Traditionen wahren und die Übertragungen schützen und im allgemeinen Bewusstsein stabilisieren, ebenso wie die, die die Essenzen daraus herausschälen und in moderne Worte und (noch) zeitgemäße(re) Formen giessen.


    Hier im Forum mischen sich Sucher, Grenzgänger und Traditionsbewahrer aus verschiedensten Richtungen. Wer hier aufschlägt, wird schon das Karma und die nötige Verwirrungs-Resistenz haben, das auch zu verkraften ;) Wobei alle Mahnungen und Erinnerungen, gegenseitigen Korrekturen usw. zu diesem Prozess unbedingt dazu gehören!

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • Den einen kann zu viel Wissen verwirren - den anderen vielleicht noch mehr Vertrauen in die 3 Juwelen schaffen. Dem einen Gift, ist dem anderen Medizin. Deshalb bin ich auch nicht für solche Verallgemeinerungen.


    Aber eine Frage bzgl. der speziellen Lama Einweihung: wie häufig ist denn sowas? wenn tibetische Lamas für ein paar Tage in den Westen kommen, "opfern" die dann ein paar Tage für eine einzelne Person? Oder muss man dafür nach Indien fliegen, um sowas zu bekommen?
    Ich gehöre halt zu der Fraktion, die nur durch viel Wissen vertrauen schaffen kann ;)

  • Grundsätzlich kann man sich prima an das Allgemeingültige halten. Das Ego hätte natürlich immer gern eine Spezialbehandlung. Ist man ehrlich, gilt das allermeiste für uns, wie für andere.


    Kommt man mit dem nicht klar, muss man halt was anderes einfordern.
    Ganz allgemein sollte man dann den Mut haben ins Gespräch zu kommen. Nicht gut ist, aus Stolz allen Formen "abzuschwören" und seinen eigenen Buddhismus zu machen. Tibetischer Buddhismus zielt auf das Lehrer-Schüler-Verhältnis. Zu propagieren, dass das alles Firlefanz ist, ist in meinen Augen schädlich. Wer damit nichts anfangen kann, kann immer anderen Schulen folgen.


    So ganz allgemein geantwortet.

  • raterZ:

    Den einen kann zu viel Wissen verwirren - den anderen vielleicht noch mehr Vertrauen in die 3 Juwelen schaffen. Dem einen Gift, ist dem anderen Medizin. Deshalb bin ich auch nicht für solche Verallgemeinerungen.


    Aber eine Frage bzgl. der speziellen Lama Einweihung: wie häufig ist denn sowas? wenn tibetische Lamas für ein paar Tage in den Westen kommen, "opfern" die dann ein paar Tage für eine einzelne Person? Oder muss man dafür nach Indien fliegen, um sowas zu bekommen?
    Ich gehöre halt zu der Fraktion, die nur durch viel Wissen vertrauen schaffen kann ;)


    ich habe von soetwas noch nie gehört. Dass ein Rinpoche Zeit hätte für eine einzelne Person. Vielleicht hat jemand anderes soetwas erlebt??

  • Zitat

    Den einen kann zu viel Wissen verwirren - den anderen vielleicht noch mehr Vertrauen in die 3 Juwelen schaffen. Dem einen Gift, ist dem anderen Medizin. Deshalb bin ich auch nicht für solche Verallgemeinerungen


    Zitat

    Aber eine Frage bzgl. der speziellen Lama Einweihung: wie häufig ist denn sowas? wenn tibetische Lamas für ein paar Tage in den Westen kommen, "opfern" die dann ein paar Tage für eine einzelne Person?


    Hier solltest du aufpassen dass du nicht verschiedene Dinge vermischt


    Im oberen Zitat schilderst du den Wunsch nach Wissen. Mehr wissen ist grundsätzlich für bestimmte Mentalitäten von Praktizierenden ein guter Weg. Es gibt buddhistische Schulen die sich aus meiner Sicht mehr dem intelektuellen Verständnis der Lehre widmen. Ein Vertreter wäre hier der aktuelle Dalai Lama und vielleicht die Gelug-Schule im Allgemeinen. In anderen Schulen wird eher auf Vertrauen gesetzt und auf die besondere Verbindung zwischen Meister und Schüler. So z.B. in den Kagyü oder Nygma schulen. Das alles was ich hier schreibe ist nur mein subjektiver Eindruck wenn ich mir die Belehrungen bestimmter Meister der Schulen vor Augen führe(in meinen Fall Ole Nydahl der Dalai Lama und Sogyal Rinpoche).


    im unteren Zitat fragst du nach speziellen Einweihungen.
    Hier muss erstmal klar sein was eine Einweihung ist. nämlich eine Ermächtigung für eine bestimmte Praxis.(also ein ritual dass dir eine Einführung und damit eine Erlaubnis für die Praxis gibt) Einweihungen sind in allen tibetischen Traditionen sehr wichtig.


    Was spezielle Einweihungen sein sollen ist mir unklar. Warum hast du den Wunsch nach einer Einzeleinweihung? Warum sollen nicht auch andere die Möglichkeit haben eine Einweihung zu bekommen. Es ist viel effizienter und damit mitfühlender wenn ein Meister eine Einweihung für mehrere Menschen gleichzeitig gibt.


    Was sehr wohl geht ist dass du um ein Einzelgespräch mit einem bestimmten Rinpoche bittest. Das habe ich auch 1x getan. Dort kannst du dann eine bestimmte Frage stellen.
    Aber auch hier ist zu sagen dass es 1. Im tibetischen Buddhismus soviele Grundtexte und Kommentartexte gibt dass es länger als 1 Leben dauern würde sie alle tiefgründig zu studieren(das sagt der Dalai Lama) und 2. Geht es ja nicht nur um ein Studium sondern auch um Vertiefung der Praxis durch Meditation und Anwendung im Alltag. Diesen Weg musst du zum größten Teil alleine gehen bzw. dafür hast du ja dieses Forum. Wenn du dazu fragen hast kannst du sie auch im Anschluss an einem öffentlichen Vortrag machen. Auch das habe ich 1x gemacht. Tenzin Wangyal Rinpoche hielt einen Vortrag über Traumyoga in Berlin. Obwohl er auf die genaue Praxis des Traumyoga nicht einging wollte ich ihm eine spezielle Frage dazu stellen weil es an diesem Punkt in meiner Traumyoga-Praxis hakte. Diese Möglichkeit ergab sich am Ende des Vortrags in öffentlicher Runde. Solche öffentlichen Fragen haben auch den Vorteil dass andere sehen, dass sie ggf nicht alleine sind mit ihren Problem und das andere Praktizierende ähnliche Probleme haben.


    Liebe Grüße
    Tobias

  • Tobias: ich beziehe mich nur auf den beitrag von Angulimala am 21.06.2013, 19:07... 8)

  • Zitat

    Tibetischer Buddhismus zielt auf das Lehrer-Schüler-Verhältnis


    Sagt Dir der Begriff "Geheimer Lehrer" etwas? :)

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • Zitat

    ich habe von soetwas noch nie gehört. Dass ein Rinpoche Zeit hätte für eine einzelne Person. Vielleicht hat jemand anderes soetwas erlebt??


    Ja. Bei mir läuft das, wie oben beschrieben. Bin selbst ganz erstaunt, aber es geht. Allerdings hatte ich auch 8 Jahre nach dem Ngöndro die 8te Karmapa praktiziert.

  • Vielen Dank für die ganzen Antworten.
    Werde über die verschiedenen Aussagen nachdenken und versuchen sie vernünftig zu integrieren :D


    Tantra ist so ein weites Feld, mit so beeindruckenden Ergebnissen, dass mir manchmal der Kopf schwirrt und ich gar nicht mehr weis, ob die Richtung und Sicht stimmt.

  • Hi, ..bin "schon" né Zeit Buddhist, und komme... aus der Esotherik aus dem Kahuna (Philippinisch)...


    Interessant finde ich das z.B. Avalokiteshvara , Liebevolle Augen mit mehreren Köpfen dargestellt wird...
    Das stellt wohl auch die " all ein sicht " in alle Ebenen dar, welche nicht nur RAUM/ Räume sondern auch die ZEIT beinhaltet...
    Wie schon öfter in dem Beitrag schon angesprochen, sind in vielen Religionen Ähnlichkeiten vorhanden...


    Im Kahuna wird das Hohe Selbst (Amakua) verehrt, besser angerufen, welches der eigene Schutzengel oder das Perfekte Selbst, ( nicht Ich)
    in der Zukunft nach "mehreren" Inkarnationen darstellt, und auch als Symbol oder Mandala gesehen werden kann.
    Die Anrufung erfolgt in "Bilder" oder Visionen, welche "Telepathisch" per Emotion und Energie-Aussendung über das Scheitel Chakra übermittelt wird....


    Deshalb sehe Ich es genau so, wie in den Beitrag, das der Yidam sowohl als auch intern, wie extern sein kann und muss.
    Als Perfekter Bodhisattwa, externe (Gottheit) weil, mit meinen jetzigen Anhaftungen so "Göttlich" -so das ich gerne alles Opfern und Abgeben will,
    und in der Verschmelzung: ...Meine Bessere Hälfte...mein Herzblut ...auch in der Tatkraft...


    Karmapa chenno...


    Ps: nach dem Nöndro komme ich dann wohl auch irgendwann dazu.... -irgendwas ist ja immer... :roll: