Wer praktiziert Rohatsu?

  • Für die Rezitation der Widmung an die hungrigen Geister haben wir auch nur die Umschrift. Für den Rest haben wir auch deutsche Übersetzungen.

  • Reisgabe für die Geister (Saba ge 生飯偈)


    jiten kijinshu  汝等鬼神衆
    gokin suji kyu  我今施汝供
    suji hen jihō   此食偏十方
    ishi kijin kyu   一切鬼神供


    Grob: "All ihr Geister, diese Gabe biete ich euch an, diese Nahrung ist allen Geistern der 10 Richtungen gewidmet."


    Wie sich das bei uns anhört, kann man in einem Video auf meinem Blog sehen.
    Beitrag vom 22.09.2013, ab etwa 2:06

  • Vielen Dank, Bel, Jiun .
    Es gibt auch ein Dharani dazu. Ich stöber mal die Tage noch ein bischen. Danke.

  • Noch mal genauer:


    生飯偈 Saba ge
    Verse über die reine Nahrung gekochten Reises


    jiten kijinshu  汝等鬼神衆 Dir und den Geistern Deiner Art in unendlicher Zahl,
    gokin suji kyu  我今施汝供 Dir Geist biete ich jetzt diese Gabe.
    suji hen jihō   此食偏十方 Meine Nahrung, gespiegelt in alle 10 Richtungen,
    ishi kijin kyu   一切鬼神供 sei jedes einzelnen Geistes dargebotene Gabe.


    Sehr schön finde ich diese persönliche Ansprache, die Beziehungssetzung.


  • Das ist wirklich sehr schön! Mit Geistern sind Pretas, Hungergeister gemeint? Solche Opfer gibt es im info-tibetischen Mahayana auch.


    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Hallo liebe Rohatsu-Übende und Rohatsu-Interessierte,
    während des Sesshins dachte ich manchmal: was mögen die Kieler Zen-Freunde denn so essen? Also vielen Dank für die Info. Bei uns ist es so: zum Frühstück Wasserreis-Suppe, Takuan, Umeboshi und Sencha. Zum Mittag Reis, Suppe, Salat und Sencha. Zum Abend gibt es eine aus den Tagesresten zusammengekochte Suppe, Salat und Sencha. Immer alles vegetarisch bzw. vegan.
    Wir haben die zeremonielle japanische Form des Essens mit den Jihatsu-Schalen und den Stäbchen beibehalten. Es fördert sehr die Achtsamkeit, weil es nicht so ganz einfach ist, damit klarzukommen. Es sind drei kleine Schalen, die ineinander gestellt sind. In der kleinsten Schale liegt eine zusammengefaltete weiße Stoffserviette. Das ganze wird in eine größere weiße Stoffserviette eingewickelt und zugeknotet. Dann wird das Bündel in eine blaue Stoffserviette eingeschlagen. Obenauf kommt dann die Stäbchentasche mit den Essstäbchen und ein blaues Umschlagtuch. Jeder lernt, dies auf die selbe Art und Weise zu tun, im selben Tempo wie der Jikijitsu.
    Ich finde dies ungemein praktisch, da kein Abwasch anfällt. Die Schalen werden mit Sencha und dem Zeigefinger gereinigt, ausgetrunken und dann mit der kleinen weißen Stoffserviette trockengerieben. Jeder hat sein eigenes Set, es wird also auch kein extra Geschirr benötigt.
    Wir essen in der Zendo, im Seiza sitzend an niedrigen Tischen. Die Handaikane tragen in Windeseile auf, auch in der zeremoniellen japanischen Form.
    Auch wenn man die Form erst lernen muss: wenn man sie beherrscht, ist es die praktischste und schnellste Art zu essen.
    Zum Frühstück rezitieren wir zuerst das GOKANMON (Die 5 Ermahnungen) und das SANSHIGE (Das 3-Bissen-Gelöbnis) auf japanisch und deutsch. Wenn alle gegessen haben wird das JIKIJITSUGE (Die Sammlung nach dem Essen) ebenfalls japanisch und deutsch rezitiert. Der Jikijitsu leitet die Rezitation mit Taku und Inkin.
    Mittags wird zusätzlich während des Essenausteilens das KANZEON rezitiert. Zum Abendbrot wird nicht rezitiert. Bevor gegessen wird, morgens und mittags, gibt jeder ein kleines Reisopfer. Mittags, bevor die Essschalen gereinigt werden, kommt ein kleiner Schluck Tee in die große Schale (in der sich noch ein Rest Reis befinden muss). Wir gedenken damit der buddhistischen Mönche und Nonnen, welche oftmals nicht mehr als Tee und Reis als Nahrung zur Verfügung haben.

  • Moin sakura-sheyuan,


    euren Essensablauf kenne ich aus dem Hoko-ji. Dort war es auch so.
    Zum Frühstück gibt es bei uns mit Wasser gekochten Milchreis und dazu so eine Art Kompott; Äpfel, Birnen, Aprikosen und Bananen klein geschnitten. Dazu Walnusskerne, Ingwer mit einer Sauce aus Apfel und Pflaumenmus. Die Sauce wird angewärmt und über das Obst gegeben. Schmeckt deutlich besser als es aussieht. :D
    Ansonsten gibt es Reis und Gemüse oder Gemüse und Reis. Abends Suppe aus den Resten oder auch Salat.
    Abends rezitieren wir auch nicht. Da gibt es auch nichts für die hungrigen Geister. Abends gibt es ja auch kein Essen sondern Medizin. ;)

  • Hallo Ji'un Ken,
    Rinzai-Kloster bleibt eben Rinzai-Kloster :) Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie ähnlich alles ist, auch wenn man sich noch nie begegnet ist.
    Herzliche Grüße aus ... :lol:

  • Weitere OT-Beiträge werde ich löschen und nicht mehr verschieben. Das Verschieben ist mir zu aufwendig.

  • Dann gute Praxis Dir und deinen Sitzkollegen, und allen, die Rohatsu intensiver praktizieren als sonst, ob allein oder in Gemeinschaft.
    Wir sitzen in einer abgespeckten Variante (so wie das Bonner Modell, das du 2013 hier in diesem Thread gepostet hast).

  • Da habe ich dieses alte Posting wieder ausgegraben. Auch bei uns wird Rohatsu geübt. Für mich immer wieder schön.
    Am vorletzten Tag gibt es immer Kerzenziehen. Die Reste der im Jahr verbrauchten Kerzen werden wieder eingeschmolzen und es werden neue Kerzen gemacht.

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Ich freu mich für dich. Würde so gerne an Rohatsu teilnehmen können. Ich hab mich immer gefragt, welche Sangha in ihrem großen Mitgefühl und großer Weisheit umstandslos die Familienfrage berücksichtigte. Aber da sagt sich wohl die "Single"- Mehrheit: nicht mein Karma.

  • Morpho:

    Ich freu mich für dich. Würde so gerne an Rohatsu teilnehmen können. Ich hab mich immer gefragt, welche Sangha in ihrem großen Mitgefühl und großer Weisheit umstandslos die Familienfrage berücksichtigte. Aber da sagt sich wohl die "Single"- Mehrheit: nicht mein Karma.


    Ich kann ja demnächst mal kurz rumfragen, ob es bei uns an Rohatsu eine Single-Mehrheit gibt. Ich glaube eher nicht. Trotzdem - wenn die Unterstützung von Partnern/Partnerinnen oder auch anderen Familienmitgliedern (Eltern, Geschwistern ...) nicht gegeben ist, ist es schon schwierig. Aber ob das Problem von den Mitübenden zu lösen wäre, da habe ich meine Zweifel.


    Der familiären Verantwortung gerecht zu werden, ist für zaike ein wichtiger Aspekt der Praxis (nicht zuletzt, was das Hintanstellen eigener Wünsche und Bedürfnisse angeht) - wichtiger und oft auch herausfordernder als ein Rohatsu. Und wer als Nicht-Single (womöglich noch mit Kind/ern) shukke tokudo empfängt, sollte vorher schon gründlich geklärt haben, ob und wie das miteinander vereinbar ist.


    Aber grundsätzlich sprichst Du da schon ein wichtiges Thema an ("Schwellen"). Beziehst Du Dich auf etwas Bestimmtes? Kinderbetreuung z.B.? Hast Du da konkrete Ideen, wie die Sangha da unterstützend tätig werden könnte?


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Morpho:

    Ich freu mich für dich. Würde so gerne an Rohatsu teilnehmen können. Ich hab mich immer gefragt, welche Sangha in ihrem großen Mitgefühl und großer Weisheit umstandslos die Familienfrage berücksichtigte. Aber da sagt sich wohl die "Single"- Mehrheit: nicht mein Karma.


    Bei uns ist das so, dass auch eine zeitweise Teilnahme möglich ist. Du kannst z.B. nur Nachmittags teilnehmen, wenn du dein Kind vormittags nicht unterbringst. Außerdem gibt es einen Fond für Teilnehmer mit wenig Geld. Dadurch können, auf Antrag, die Sesshinkosten deutlich reduziert werden.
    Für Kinderbetreuung während des Sesshins ist die Sangha nicht zuständig. Und das ist auch gut so.

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • sudhana:

    Zitat

    shukke tokudo empfängt, sollte vorher schon gründlich geklärt haben, ob und wie das miteinander vereinbar ist.



    ? ? ?

    2 Mal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • sudhana:

    Zitat

    Der familiären Verantwortung gerecht zu werden, ist für zaike ein wichtiger Aspekt der Praxis (nicht zuletzt, was das Hintanstellen eigener Wünsche und Bedürfnisse angeht) .


    Es gäb nicht so viele Versnobte in der Szene wenn das klarer wäre. Vielleicht sollten nicht so viele Leute, die anhanglos sind, ordiniert werden. Denn was wir im Westen haben sind in der Hauptsache Laien(sangha), die Zendo aber werden klosterartig und die Sesshin gnadenlos gestrickt geführt. (jedenfalls kenn ich das so; einzenle Intensivtage, ja, Festus, da kenn ich es auch mit zeiteweise Teilnahme ) Das muss gewissermaßen so sein, ich finde aber, das reibt sich mit der Lebensrealität vieler Leute.
    Und oft werden doch die Zendo grad von Leuten, "die sonst nix zu tun zu haben scheinen" bzw. in der Hinsicht Anhang sorglos sind, betreut, geführt. Manchmal nervt mich das. Es nervt mich auch, wenn wieder mal so eine "aufstrebende" infantile (sorry) Weißwurst das Bedürfnis hat (zu)recht zu weisen oder wat abzuklären. Ging mir aber schon auf die Nüsse als ich jünger war- und kinderlos (meine sind jetzt auch schon älter)
    In letzter Zeit stelle ich mir sowieso die Frage, ob Dharma-Praxis unter den hiesigen Umständen überhaupt richtig "funktioniert"; ab einem gewissen Punkt jedenfalls, wenn "das Ego" dann wirklich mal platt ist, wie ne alte Eierschale abbröselt, denn dann willst du ja natürlich sowieso die Form aufbrechen. Ich meine, in dem Moment erscheint dir das pedantische-upekkhā-Gehabe wie elendig. Die ganze Welt ist eine Blume heißt, es, und nicht: ein dürrer Kaktus.

  • Festus:
    Morpho:

    Ich freu mich für dich. Würde so gerne an Rohatsu teilnehmen können. Ich hab mich immer gefragt, welche Sangha in ihrem großen Mitgefühl und großer Weisheit umstandslos die Familienfrage berücksichtigte. Aber da sagt sich wohl die "Single"- Mehrheit: nicht mein Karma.


    Bei uns ist das so, dass auch eine zeitweise Teilnahme möglich ist. Du kannst z.B. nur Nachmittags teilnehmen, wenn du dein Kind vormittags nicht unterbringst. Außerdem gibt es einen Fond für Teilnehmer mit wenig Geld. Dadurch können, auf Antrag, die Sesshinkosten deutlich reduziert werden.
    Für Kinderbetreuung während des Sesshins ist die Sangha nicht zuständig. Und das ist auch gut so.


    Gibt es denn keine Verwandten oder Kinder-Freunde? Für ein Wochenende müsste das doch machbar sein, seine Kinder auch so gut betreut zu wissen, wenn sie nicht mehr ganz so klein sind...

    Im erwachten Herzen leuchtet jede Farbe. (Jack Kornfield)

  • Morpho:


    Es gäb nicht so viele Versnobte in der Szene wenn das klarer wäre...


    Meinst du mit Szene deinen Blickwinkel? Oder wieviele Zennies in Deutschland kennst du wirklich und wieviele davon sind versnobt? Von "Wir im Westen" will ich mal gar nicht erst reden. :grinsen:
    Ja ja, ich weiß. Bei Verallgemeinerungen reagiere ich manchmal etwas pissig.


    Morpho:

    ...die Zendo aber werden klosterartig und die Sesshin gnadenlos gestrickt geführt. (jedenfalls kenn ich das so; einzenle Intensivtage, ja, Festus, da kenn ich es auch mit zeiteweise Teilnahme ) .. Das muss gewissermaßen so sein, ich finde aber, das reibt sich mit der Lebensrealität vieler Leute...


    Ja, es reibt sich. Das ist genau die Gelegenheit, seine Lebensrealität zu überdenken.


    Zitat

    ...Und oft werden doch die Zendo grad von Leuten, "die sonst nix zu tun zu haben scheinen" bzw. in der Hinsicht Anhang sorglos sind, betreut, geführt...


    Hier habe ich erfreulicherweise andere Erfahrungen gemacht.

    Zitat

    ... Es nervt mich auch, wenn wieder mal so eine "aufstrebende" infantile (sorry) Weißwurst das Bedürfnis hat (zu)recht zu weisen oder wat abzuklären. Ging mir schon auf die Nüsse als ich jünger war- und kinderlos (meine sind jetzt auch schon älter) ...


    Ja, das kann ich nachempfinden. Diesen Kampf mit meinen persönlichen Vorstellungen gegen die vorhandene Situation habe ich auch lange gekämpft.

    Zitat

    ...ab einem gewissen Punkt jedenfalls, wenn "das Ego" dann wirklich mal platt ist, wie ne alte Eierschale abbröselt, denn dann willst du ja natürlich sowieso die Form aufbrechen...


    Hier bin ich nicht deiner Meinung.

    Zitat

    ...Ich meine, in dem Moment erscheint dir das quietistische Gehabe wie ein großes Elend....


    Im Moment erscheint dir(nicht mir) das, was dir wie quietistisches Gehabe vorkommt, als großes Elend.
    Ja, das ist manchmal so. Mal sehen, ob es sich ändert. :)

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Carneol:

    ...
    Gibt es denn keine Verwandten oder Kinder-Freunde? Für ein Wochenende müsste das doch machbar sein, seine Kinder auch so gut betreut zu wissen, wenn sie nicht mehr ganz so klein sind...


    Frag das nicht mich. Ich hab das Problem nicht. :grinsen:

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)