Säkularer Buddhismus - Was ist das?

  • Simo:

    Simo hat geschrieben:Lieber Accinca, ... Könnte man in diesem Zusammenhang nicht sagen, dass Wiedergeburt (die es ja eigentlich nicht gibt, da ja nichts im Letzten wiedergeboten wird) nur von jenen wahrgenommen/erfahren wird, die daran glauben?


    Identitäten sind Konventionen. Ein Auto ist etwas das Räder hat, gefahren werden kann, Benzin verbraucht, hergestellt worden ist und und und.
    Gründet die Identität in diesen Konventionen oder einem Raum jenseits dieser Konventionen? Das kann denke ich klar mit Nein beantwortet werden.
    Es scheint nur beim unanalytischen, passiven Empfang über unsere Sinne so als strahle ein Auto die Botschaft, "ich bin eine Identität" aus. In anderen Worten, wir (Simo und Ich) schrieben bereits an anderer Stelle darüber, ist das Auto ohne intrinsische Eigenexistenz.
    Wäre das Auto ein Samen, wäre zu fragen kann ein solcher Samen, ohne (mit nur konventioneller) Identität einen Baum hervorbringen.
    Wäre er eine Person, wäre zu fragen kann eine solche Person, ohne (mit nur konventioneller) Identität sich aus sich selbst heraus hervorbringen.
    Wie würdet ihr dieses Problem weiter anpacken?
    Wenn es sich denn, so verhält ist eine Wiedergeburt wo man sich selbst wie eine Raupe zum nächsten Ast zieht ausgeschlossen. Aber das ist ja nichts Neues, sondern buddhistischer Standard.
    Könnte mir jetzt aber bitte jemand erklären wie "Wiedergeburt" buddhistisch zu verstehen ist. Da bin ich noch am schwimmen... Danke schon mal im vorraus. :)


    Grüße

    3 Mal editiert, zuletzt von gbg ()

  • bel:
    Geronimo:

    Ich weiß nicht woher Praktizierende ihre Motivation ziehen, den Weg ganz zu Ende zu gehen, wenn
    sie die Triebe als nur in diesem Leben wirksam betrachten.


    Das ist hier schon so oft beantwortet worden, daß es keinen Sinn macht, es abermals explizit zu wiederholen.
    Aber es hat offenbar mit den jeweiligen Vorstellungen zu tun, was das "Ende" sei, ob man bei "nächstes" oder "anderes" Leben etwas unterschiedliches meint.


    Wenn es funktioniert, wunderbar. Aber das ist ja alles sowieso so individuell, da sind alle Vergleiche eigentlich für die Katz.
    Die Ernsthaftesten werden ihren Weg schon gehen.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • gbg:

    Wäre das Auto ein Samen, wäre zu fragen kann ein solcher Samen, ohne (mit nur konventioneller) Identität einen Baum hervorbringen.


    Wäre er eine Person, wäre zu fragen kann eine solche Person, ohne (mit nur konventioneller) Identität sich aus sich selbst heraus hervorbringen.


    Wenn wir alles als Schwingungen betrachten, dann senden wir ja unaufhörlich Schwingungen aus. Wieso sollten sie nicht auch zu neuen Schwingungen führen können,
    die wir als Leben betrachten, in 10 oder 20 oder 50 oder 100 Jahren? Diese Schwingungen sind dann nicht wir, aber sie sind von uns ausgehend.
    Es wird ja auch nicht jedes Paar schwanger, das ungeschützten Sex hat.


    Es könnte sich alles so verhalten, oder auch ganz anders... Bis wir es selbst herausfinden.

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  • Simo:

    Könnte man in diesem Zusammenhang nicht sagen, dass Wiedergeburt (die es ja eigentlich nicht gibt, da ja nichts im Letzten wiedergeboten wird) nur von jenen wahrgenommen/erfahren wird, die daran glauben? Liebe Grüße.


    Ja, aber solange noch Anhaften und Nichtwissen ist
    solange gibt es auch noch unwillkürliches Anhaften an
    der "Ich bin" Vorstellung und solange noch Wiedergeburt.


    Es gibt aber eine Lehrrede von jemand der Heilig wurde
    und wo das genau behandelt wird:
    http://palikanon.de/samyutta/sam22_090.html#s22_89


  • Hallo Geronimo. Wenn wir verstanden haben wie "Wiedergeburt" ohne eine Geburt aus sich selbst heraus funktioniert, dann können wir denke ich auch verstehen wie ein abhängiger Samen einen Baum hervorbringen kann. Die Lösung des einen Problems ist auch die Lösung des anderen.
    Samen bestehen zwar nicht aus sich selbst heraus ,aber deshalb sollte man nicht schließen, sie bestünden überhaupt nicht. Wenn Samen bedingt, als nicht aus sich selbst heraus bestehende Samen Bäume hervorbringen, dann auch Personen auf die gleiche Weise, bedingt, als nicht aus sich selbst heraus bestehend ihren dann wiedergeborenen Part!


    Vielleicht erklärt es ja jemand...

  • gbg:


    Hallo Geronimo. Wenn wir verstanden haben wie "Wiedergeburt" ohne eine Geburt aus sich selbst heraus funktioniert, dann können wir denke ich auch verstehen wie ein abhängiger Samen einen Baum hervorbringen kann. Die Lösung des einen Problems ist auch die Lösung des anderen.
    Samen bestehen zwar nicht aus sich selbst heraus ,aber deshalb sollte man nicht schließen, sie bestünden überhaupt nicht. Wenn Samen bedingt, als nicht aus sich selbst heraus bestehende Samen Bäume hervorbringen, dann auch Personen auf die gleiche Weise, bedingt, als nicht aus sich selbst heraus bestehend ihren dann wiedergeborenen Part!


    Vielleicht erklärt es ja jemand...


    Die Materialisten werden das ganz einfach mit dem Fortpflanzungsprozess erklären. Was ja auch legitim ist, weil wir alle unmittelbar sehen können wie es funktioniert.

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  • Eine nicht aus sich selbst heraus bestehende Person, gebiert eine nicht aus sich selbst heraus bestehende Person (ihren wiedergeborenen Part) und wie zuvor die Aggregate nur zur Person gehörten, so gehört der zurückgelassene Part nun auch nur noch zur nicht aus sich selbst heraus bestehenden Person.


    In diese Richtung (ganz grob) sollten wir mE weiter "forschen"... Oder einfach (warte immer noch ;) ) auf eine andere Beschreibung, buddhistischer "Wiedergeburt" warten.


    PS.: Danke Geronimo. :)


    PS.: Und Du?

  • Doris Rasevic-Benz:

    Hinterlässt ein Mensch denn Samen wie ein Baum?


    Eine gute Frage!


    ME ja. Auch einen der zu ihm gehört, liebe Doris.

  • Ein Baum hinterlässt sehr viele Samen. Es entstehen aus jeden Baum mit viel Glück je ein neuer Baum.
    Ein Mensch hinterlässt auch sehr viele Samen. Es entstehen aus jedem Samen ein neuer Mensch. Aus einem Menschen werden so sehr viele neue Menschen. Ist das Deiner Meinung nach so?

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Ein Baum hinterlässt sehr viele Samen. Es entstehen aus jeden Baum mit viel Glück je ein neuer Baum.
    Ein Mensch hinterlässt auch sehr viele Samen. Es entstehen aus jedem Samen ein neuer Mensch. Aus einem Menschen werden so sehr viele neue Menschen. Ist das Deiner Meinung nach so?


    Sorry, habe Deinen Beitrag falsch verstanden. (Dennoch eine interessante Frage!).
    Ich bezog mich auf "Wiedergeburt". Wo man sich "an seinen zurückgelassenen Part" erinnern können müsste. Ich denke also "Wiedergeburt" ist nur mit der Möglichkeit sich an vorangegangene Leben erinnern zu können buddhistisches Faktum.


    Aber das nur am Rande.


    Wie es sich mit Baumsamen oder bei (nach) der Kindszeugung verhält, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.


    Liebe Grüße

    Einmal editiert, zuletzt von gbg ()

  • gbg:

    Ich bezog mich auf "Wiedergeburt". Wo man sich "an seinen zurückgelassenen Part" erinnern können müsste.


    und wie sollte dieser "zurückgelassene part " aussehen?
    und wer ist der der sich erinnert?
    verstehe ich nicht.... :oops:
    .

  • Also ich find der Fortpflanzungsprozess ist schon ähnlich bei den tierischen wie pflanzlichen Lebewesen.
    Gibt ja sicher auch Blumen oder Pflanzen von denen nur sehr wenige Samen fruchten, so wie es auch Tiere gibt,
    die sich "wie die Karnickel" vermehren.


    Wir sind ja auch nur ein Gattung von vielen.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Also ich find der Fortpflanzungsprozess ist schon ähnlich bei den tierischen wie pflanzlichen Lebewesen.
    Gibt ja sicher auch Blumen oder Pflanzen von denen nur sehr wenige Samen fruchten, so wie es auch Tiere gibt,
    die sich "wie die Karnickel" vermehren.


    Wir sind ja auch nur ein Gattung von vielen.


    Gut, dann gehen wir mal davon aus, dass aus den Samen eines Baumes nur ca. 1 % wieder zu einem Baum werden.
    Das macht dann mal so an die 100 000 Bäume (fiktive Zahl).
    Das sind alles einzelne Bäume.


    Wenn ein Mensch nur ein Kind hat, dann hat er also auch nur einen Samen gesät?
    Ich habe keine Kinder, habe demnach auch keine Samen gelegt. Ich bin also frei von Karma? Oder Wiedergeburt?
    Juhee! Dann bin ich hier diejenige, die nicht mehr wiedergeboren wird. Nennt mich Buddha! :D

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:


    Wenn ein Mensch nur ein Kind hat, dann hat er also auch nur einen Samen gesät?
    Ich habe keine Kinder, habe demnach auch keine Samen gelegt. Ich bin also frei von Karma? Oder Wiedergeburt?
    Juhee! Dann bin ich hier diejenige, die nicht mehr wiedergeboren wird. Nennt mich Buddha! :D


    Achso, na die Sicht find' ich auch nicht stimmig. Irgendwas wird schon dran sein an den Überlieferungen, ganz
    gleich wie es sich letztlich wirklich verhält.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Doris Rasevic-Benz:

    Juhee! Dann bin ich hier diejenige, die nicht mehr wiedergeboren wird. Nennt mich Buddha! :D


    nu mal langsam... ich bin auch noch da :D ich hab mich auch nicht versämt
    .... so viele buddhas in diesem zetalter....hm...da stimmt in deiner logik was nicht :grinsen:


    _()_
    .

  • Außerdem sind nicht alle Pflanzen Bäume. Und nicht alle Tiere Menschen...

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Außerdem sind nicht alle Pflanzen Bäume. Und nicht alle Tiere Menschen...


    einfach herrlich :grinsen:


    .

  • bel:

    auf den Punkt, jedenfalls was die übliche Vorstellungen von Wiedergeburt anbetrifft .


    Ich kenn `meine` letzte Daseinsstätte und die Umstände `meines` Todes dort - und ich weiß,warum ich diese vater und Mutter `wählen musste ` . Und nun ?
    Esoterik ? Einbildung ? Fantasie ? Wie beliebt.

  • Jikjisa:
    bel:

    auf den Punkt, jedenfalls was die übliche Vorstellungen von Wiedergeburt anbetrifft .


    Ich kenn `meine` letzte Daseinsstätte und die Umstände `meines` Todes dort - und ich weiß,warum ich diese vater und Mutter `wählen musste ` . Und nun ?
    Esoterik ? Einbildung ? Fantasie ? Wie beliebt.


    Also auf jeden fall ja wo eines: Vorstellung (dhamma)

  • fotost:

    Du hast recht - diejenigen, die sich ausdrücklich für säkulare Buddhisten halten, könnten mehr liefern. Ziemlich sicher wird das nicht hier geschehen.


    Wir werden sehen.


    fotost:

    Anicca - alles ist vergänglich. Hier eher nutzlos. Wenn alles eh vergänglich ist, weshalb soll ich dann nicht morden und plündern, wenn mich nicht die Angst vor der Hölle oder der Staatsanwaltschaft davon abhalten?


    Eben.


    fotost:

    Dukkha - kein Glück im eigentlichen Sinne. 3/4 Treffer. Ich kann mich auf die Suche machen und erkennen, daß ethisches Verhalten - silas - das konkrete Unglück anderer wenigstens nicht noch steigert und nach dem Prinzip 'was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu' handeln.
    Ich kann ganz praktisch erleben, das positiv gelebte silas (nicht töten --> das Leben positiv fördern, nicht stehlen --> teilen, großzügig sein etc.) mir gut tun, mich wachsen lassen, mein Dukkha vermindern. Heute kann man das wissenschaftlich beweisen, vor 2.600 Jahren eine genial geahnte Weisheit.


    Hier sagt der "traditionelle" Buddhismus seit 2.600 Jahren, das allein führt nicht zum Ende von Dukkha:



    fotost:

    Anatta - nicht-Ich. Volltreffer. Das was ich als 'ich' erlebe existiert nicht als etwas Festes, wirklich Beschreibbares. 'Ich' ist jetzt etwas anderes als vor 5 Minuten und etwas völlig anderes als vor 5 Jahren.


    Auch da sagt der "traditionelle" Buddhismus etwas anderes:


    Zitat

    "So geschieht das Wiedererscheinen eines Wesens aufgrund eines Wesens: man erscheint aufgrund der Handlungen, die man begangen hat, wieder. Wenn man wiedererschienen ist, berühren einen Kontakte. So sage ich, daß die Wesen die Erben ihrer Handlungen sind." (MN 57)


    "Student, die Wesen sind die Eigentümer ihrer Handlungen, Erben ihrer Handlungen; sie entspringen ihren Handlungen, sind an ihre Handlungen gebunden, haben in ihren Handlungen ihre Zuflucht." (MN 135)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Der Beweis:
    2373, Wiedergeburt im menschlichen Daseinsbereich nach fast 400 Jahren - na, von wem?


  • @ bel:

    Zitat

    Also auf jeden fall ja wo eines: Vorstellung (dhamma)


    Und ---, wie begründest du das - Schimmel ?

  • Jikjisa:

    @ bel:

    Zitat

    Also auf jeden fall ja wo eines: Vorstellung (dhamma)


    Und ---, wie begründest du das - Schimmel ?


    Du bist doch jetzt der PK-Experte. Sorry.
    Aber wir haben doch nix anderes als diese - bis zum Endgültigen Verwehen.

  • ne , ne , elliot ist der pk-experte und ein intuitiver findling dazu.
    es gibt für solche art einsichten auch noch ein anderes pali-wort und sicher auch sanskrit und so weiter.
    "erinnerung" war es auch nicht.
    außerdem haben uns doch die vorstellungen und nicht wir die. ;)