Nur mal ein Beispiel dazu, wie aus der gleichen Sache mit Worten verschiedene "Nicht-Methoden" gestrickt werden. Zumindest so wie ich es sehe
Es geht letztlich immer um die gleiche Grundlage, die in jeder echten Spiritualität gesucht wird. Indem ich authentisch damit eins werde aka erkenne, dass ich es schon längst bin und immer war, entsteht aus dieser Quelle eine ungeformte, aber grundpositive Energie. Warum Grundpositiv? Weil wir alle Teil dieser Quelle sind und auf dieser Ebene keine Illusion der Trennung existiert, die alleinige Grund-Ursache von Leid ist. Im Mahamudra springe ich vertrauensvoll gleich hinein, aber was ich dann erlebe, kann niemals die Quelle selbst sein, sondern ist immer eine geformte Energie. Diese wird entsprechend der Erwartung als bedingungslose Freude erlebt. (Raum=Freude, Detong).
Interessant ist nun, was im Dzogchen mit Trekchöd und Thögal angestellt wird: da man die Neigung hat, die Dinge erstmal genauer zu untersuchen, bevor man sie anfasst, also bildlich gesprochen erstmal prüft, ob das Wasser nicht zu kalt ist oder vielleicht komische Tiere drin schwimmen, bekommt man mit Trekchöd eine Methode an die Hand, jedes Phänomen sofort in seine Essenz aufzuklären. Aka dessen Klarheit / Leerheit zu erkennen. Was passiert nun? Es entstehen die "natürlichen Lichter", Sambhogakaya-Formen der Buddhas. Sambhogakaya ist - richtig - der Freudenzustand. Wir können also davon ausgehen, dass die gleiche bedingungslose Freude sich im ersten Fall als "Wonneerleben" ausformt, und im zweiten Fall - der Neigung entsprechend mit etwas mehr Abstand betrachtet - als Freudenzustand der Buddhas.
Im Dzogchen sind das zwei Schritte, im Mahamudra gibt es schlicht keine getrennten Begriffe dafür. Im Dzogchen, wo man genaue Begriffe liebt, die es ja möglich machen, alles so schön zu untersuchen und zu beschreiben, geht man daher schon mal fälschlicherweise davon aus, dass Mahamudra "ein Schritt fehlt". Aber nehmen wir wieder ein Bild von einem See: wenn ich reinspringe, werde ich nass und das Wasser spritzt herum. Und da ist es egal, ob ich für das "Nasswerden" nochmal einen eigenen Begriff bemühe oder den Fokus weniger auf das Erleben der Nässe auf der Haut und mehr auf das Spritzwasser um mich herum lege. Es ist nur ein anderer Fokus, sonst nichts.