Sutra versus Tantra

  • Nur mal ein Beispiel dazu, wie aus der gleichen Sache mit Worten verschiedene "Nicht-Methoden" gestrickt werden. Zumindest so wie ich es sehe ;)


    Es geht letztlich immer um die gleiche Grundlage, die in jeder echten Spiritualität gesucht wird. Indem ich authentisch damit eins werde aka erkenne, dass ich es schon längst bin und immer war, entsteht aus dieser Quelle eine ungeformte, aber grundpositive Energie. Warum Grundpositiv? Weil wir alle Teil dieser Quelle sind und auf dieser Ebene keine Illusion der Trennung existiert, die alleinige Grund-Ursache von Leid ist. Im Mahamudra springe ich vertrauensvoll gleich hinein, aber was ich dann erlebe, kann niemals die Quelle selbst sein, sondern ist immer eine geformte Energie. Diese wird entsprechend der Erwartung als bedingungslose Freude erlebt. (Raum=Freude, Detong).


    Interessant ist nun, was im Dzogchen mit Trekchöd und Thögal angestellt wird: da man die Neigung hat, die Dinge erstmal genauer zu untersuchen, bevor man sie anfasst, also bildlich gesprochen erstmal prüft, ob das Wasser nicht zu kalt ist oder vielleicht komische Tiere drin schwimmen, bekommt man mit Trekchöd eine Methode an die Hand, jedes Phänomen sofort in seine Essenz aufzuklären. Aka dessen Klarheit / Leerheit zu erkennen. Was passiert nun? Es entstehen die "natürlichen Lichter", Sambhogakaya-Formen der Buddhas. Sambhogakaya ist - richtig - der Freudenzustand. Wir können also davon ausgehen, dass die gleiche bedingungslose Freude sich im ersten Fall als "Wonneerleben" ausformt, und im zweiten Fall - der Neigung entsprechend mit etwas mehr Abstand betrachtet - als Freudenzustand der Buddhas.


    Im Dzogchen sind das zwei Schritte, im Mahamudra gibt es schlicht keine getrennten Begriffe dafür. Im Dzogchen, wo man genaue Begriffe liebt, die es ja möglich machen, alles so schön zu untersuchen und zu beschreiben, geht man daher schon mal fälschlicherweise davon aus, dass Mahamudra "ein Schritt fehlt". Aber nehmen wir wieder ein Bild von einem See: wenn ich reinspringe, werde ich nass und das Wasser spritzt herum. Und da ist es egal, ob ich für das "Nasswerden" nochmal einen eigenen Begriff bemühe oder den Fokus weniger auf das Erleben der Nässe auf der Haut und mehr auf das Spritzwasser um mich herum lege. Es ist nur ein anderer Fokus, sonst nichts.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

    Einmal editiert, zuletzt von VOOM108 ()

  • bel:

    Vielen Dank für die Beantwortung meiner persönlichen Stochereien - ich hab wirklich null Ahnung, was da üblich oder möglich ist. Muß mich einfach mal intensiver umhören.
    Hab übrigens grad n interessanten Artikel über die historische Verschränkung von Chan und Dzogchen gefunden:
    "Meinert, Carmen. Chinese Chan and Tibetan Rdzogs Chen: Preliminary Remarks on Two Tibetan Dunhuang Manuscripts" in


    http://books.google.com.au/boo…201970%20kongtrul&f=false


    Anders herum hat mich Zorita am Wochenende im Chat auf dieses Buch aufmerksam gemacht, quasi ein wenig die Kehrseite der gleichen Medaille:
    http://de.scribd.com/doc/73360…C-C-Chang-Mahamudra-Fibel


    "Garma C. C. Chang
    MAHAMUDRA-FIBEL
    Eine Einführung in den tibetischen Zen-Buddhismus"

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • ich glaube schon, dass zen viel mit dzogchen ähnlichkeit hat. aber dann sollte auch klar sein, dass zazen ohne geeigneten meister, der rigpa auch verwirklicht hat, vielleicht kein zen mehr ist. das ist eigtl. ein punkt, den die zennis vielleicht mehr beachtung schenken könnten. deshalb gibt es warscheinlich eben auch eben zen auf der sutra stufe, und zen auf einer höheren stufe.
    mit der einführung in rigpa macht zazen in meinen augen auch am meisten sinn. trekchöd ist da nicht sehr verschieden von - höchstens ein bisschen "technischer".
    deshalb gibts ja auch gute zen lehrer hier in deutschland, die tantra und dzogchen praktizieren & lehren. zazen kann man dann als gute vorstufe dahin sehen, also sowas wie das ngöndro. ;)

  • Ich könnte mir schon vorstellen, dass Zazen, wenn man es "richtig" macht, nicht blos eine Vorübung ist, sondern auf einer Stufe mit Trekchöd. Nicht identisch in der Form, aber in der Qualität.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • raterZ:

    ich glaube schon, dass zen viel mit dzogchen ähnlichkeit hat. aber dann sollte auch klar sein, dass zazen ohne geeigneten meister, der rigpa auch verwirklicht hat, vielleicht kein zen mehr ist. das ist eigtl. ein punkt, den die zennis vielleicht mehr beachtung schenken könnten.


    Hm, was “rigpa" meint, kann ich nur der Wiki entnehmen: "ist Rigpa das ... reine Gewahrsein, --- (das) jenseits aller Begrenzungen stattfindet" (ich hab mal weggelassen, was mir zumindest sprachlich suspekt erscheint, falls es dennoch wichtig gewesen sein sollte, bitte nachtragen).
    Nun weiß ich wirklich nicht, wie du darauf kommst, daß dies nicht der zentrale Punkt von Zen sei, oder meinst Du viele "Zennis" übersehen eben diesen zentralen Punkt von Zen und machen lieber was nach Gutdünken? Woraus schließt du das? Das sind ernst gemeinte Fragen, mich interessiert wirklich deine Sicht von außen und worauf Du sie stützt.


    raterZ:

    deshalb gibt es warscheinlich eben auch eben zen auf der sutra stufe, und zen auf einer höheren stufe.


    Ja, es gibt so was, das im Westen als ne Klassifikation von Zen-Arten verbreitet wird, tatsächlich handelt es sich um die "5 Arten von Sitzmeditation" (und nicht Zazen) - oder sagen wir mal so, unterschiedliche Ansprüche, mit denen "Sitz-Meditation" geübt wird. Sie stammt von Kuei-feng Tsung-mi, dem letzten Linienhalter einer ausgestorbenen Zen-Linie (Ho-tse), die im 6/7.Jh nur 150 Jahre bestand. Kuei-feng hatte auch nur ne kurze Zen-Periode, sein eigentliches Wirkungsfeld war der Huayan (Kegon)-Buddhismus und in seinen schriftlichen Hinterlassenschaften geht es vor allem um die Integration verschiedener buddh. Richtungen sowie auch Taoismus und Konfuzianismus.


    Seine "5 Arten" sind im Westen durch Philip Kapleau (und dessen Fehlinterpretation) bekannt geworden:


      - Bonpu, Wellness- Meditation
      - Gedo, Nicht-buddh. Meditation
      - Shojo, Hinayana-Meditation
      - Daijo, Mahayana-Meditation, kann gipfeln in "Kensho" und "Satori", wenn du so willst "Rigpa"
      - Saijojo, Verwirklichung im Alltag, "Shikantasa" (Zazen)


    Tatsächlich handelt es sich bei 1-4 nicht um Zen oder Zazen (坐禪), sondern um Shuzen (習禪), was etwa "auf ein Ziel hin übende Meditation" bedeutet. Blöder Übersetzungsfehler.
    Klar ist jedenfalls, daß ich mit Zen nur "Saijojo" meine, alles andere ist überhaupt kein Zen, sondern einfach nur Meditation.


    raterZ:

    deshalb gibts ja auch gute zen lehrer hier in deutschland, die tantra und dzogchen praktizieren & lehren.


    Aha, wer?


    raterZ:

    zazen kann man dann als gute vorstufe dahin sehen, also sowas wie das ngöndro.


    Du redest von Shuzen - und das kann alles mögliche sein, es ist nur kein Zazen.

  • Zitat

    Hm, was “rigpa" meint, kann ich nur der Wiki entnehmen: "ist Rigpa das ... reine Gewahrsein, --- (das) jenseits aller Begrenzungen stattfindet" (ich hab mal weggelassen, was mir zumindest sprachlich suspekt erscheint, falls es dennoch wichtig gewesen sein sollte, bitte nachtragen).


    Hier muss man ein wenig vorsichtig mit dem Begriff sein. In den meisten Schulen bedeutet "Rigpa" einfach nur Gewahrsein. Im Dzogchen steht es aber für den gesamten Zustand jenseits der Illusion. Du hast hier schon die Dzogchen-Definition gepostet, ich wollte nur generell darauf hinweisen, dass der Begriff verschiedene Bedeutung haben kann.


    Zitat

    Du redest von Shuzen - und das kann alles mögliche sein, es ist nur kein Zazen.


    Danke, diese Unterscheidung kannte ich nicht :) So gesehen ist Zazen vielleicht vergleichbar mit Dzogchen und Shuzen ein wenig mit der Tantra-Ebene insofern, als dass es hinführende Übungen sind, auch wenn es in der Praxis selbst nicht vergleichbar ist.


    Zitat

    - Daijo, Mahayana-Meditation, kann gipfeln in "Kensho" und "Satori", wenn du so willst "Rigpa"
    - Saijojo, Verwirklichung im Alltag, "Shikantasa" (Zazen)


    Um Rigpa richtig einzuordnen hier: ich würde Dzogchen-Rigpa absolut beschreiben mit "Verwirklichung im Alltag". Satori dagegen vielleicht eher "Thögal" gegenüberstellen insofern, als dass es Ausdrucksformen der ursprünglichen Freude sind. Also wenn Du Daijo mit Rigpa auf eine Stufe stellen wolltest, wäre das nicht passend. Rigpa ist der Zustand der Verwirklichung im Alltag; Thögal eine noch begrenzte Satori-Erfahrung, Trekshöd ist die Übung, die in Rigpa gipfeln kann bzw. die sich als Rigpa auf natürliche Weise stabilisieren kann.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • Ja Danke für die Korrekturen.
    Das Problem mit "Zen" (禪) ist einfach, daß es wörtlich ja nix anderes als "Dhyana" ist, weiter gefaßt eine Bezeichnung für alle mögliche Meditation, aber als Bezeichnung einer buddh. Richtung und deren spezielle Praxis ist es was völlig anderes. Es ist ne Außenbezeichnung, wir habens dabei belassen, aber der Inhalt ist speziell. Bei der Übersetzung muß man einfach auf den Zusammenhang achten, wwas da gemeint ist.
    Bei uns wird übrigens nicht Shuzen gelehrt, auch nicht als Hinführung, sondern von Beginn nur Zazen.

  • im dzogchen gibt es eben die vorstellung, dass es eine einweihung bzw. segen durch einen meister geben muss, der einen sozusagen in rigpa "einführt". ich weiß nicht, ob dzogchen deshalb ohne einweihung funktioniert. ich denke nicht.
    meine überlegung war deshalb, dass wenn zen & dzogchen so ähnlich sind, dann sollten die zennis diesen aspekt des segens durch den meister nicht unterschätzen. das ist in einer gesellschaft, wo eher vor gurus & meister gewarnt wird, vielleicht nicht unwichtig.


    die leute hier praktizieren zen & tantra: http://ostsee-zen.de

  • Zitat

    im dzogchen gibt es eben die vorstellung, dass es eine einweihung bzw. segen durch einen meister geben muss, der einen sozusagen in rigpa "einführt". ich weiß nicht, ob dzogchen deshalb ohne einweihung funktioniert. ich denke nicht.


    Ich denke auch, dass es irgendeine Form der Einweihung geben muss. Die muss nicht unbedingt formell oder rituell sein. Nehmen wir an, man würde mit einem verwirklichten Mahamudra-Meister im Auto sitzen und er fährt. Diese Erfahrung kann schon - bei gegebener Offenheit - wie eine Art "Yogi-Einweihung" wirken. Wenn man das so sieht, dann ist die Inspiration durch den Zen-Meister vielleicht auch etwas, das unausgesprochen, implizit stattfindet. Einfach durch die Gegenwart und Präsenz des Meisters.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • ja genau. deshalb braucht eine zen-sangha unbedingt einen zen-meister, in meinen augen :D

  • bel:


    kann mal einer hier nachvollziehbar (nicht dogmatisch) erklären, warum Zen zum "sutra sytem" gehört, und was im Gegensatz dazu "tantric system" ist.


    Tantra arbeitet (freilich auf Basis des Sutra, der vorbereitenden Übungen, Bodhicitta etc) mit der Visualisation von Kanälen, Winden und Tropfen.
    nicht-dogmatisch erklärt: Tantra ist das Videogame, Sutra ist das Vokabelheft

  • Na ja das ist nur ein Teil des tantrischen Systems. Am meisten Raum nimmt sicherlich die Praxis mit Yidams und Gottheiten ein.


    Aber das mit dem Videogame und dem Vokabelheft finde ich ein witziges Bild :grinsen:

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • VOOM108:

    Wenn man das so sieht, dann ist die Inspiration durch den Zen-Meister vielleicht auch etwas, das unausgesprochen, implizit stattfindet. Einfach durch die Gegenwart und Präsenz des Meisters.


    Das wäre eine der Grundbedingungen, aber nicht hinreichend, dies würde die gemeinsame ununterschiedene Übung, sein - durch dieses Sieb fallen dann hier schon mal die überwiegende Zahl der "Meister", weiter auch einfach dadurch, daß sie für sich "Meisterschaft" reklamieren. Solche Begriffe wie "Einweihung" und "Segen" würden das geradezu herausfordern.
    Parallel dazu gibt es Kriterien für formelle Beziehungen - auch relativ relativ einfach gestrickt, aber selbst die ... na ja.


    Ich hab diesbezüglich immer Schwein gehabt, also kein Grund für persönliche Klage - aber was man so hört, und liest - insbesondere wenn es sich um Selbstauskünfte der "Meister" handelt, also ne, da würd ich sagen: geht mal lieber irgendwo - regelmäßig und in Gemeinschaft - Zazen machen und kümmert euch erstmal nicht weiter um den ganzen Meisterkram.


    raterZ:

    die leute hier praktizieren zen & tantra: http://ostsee-zen.de


    Kann ja Ji'un mal was dazu sagen.

  • VOOM108:

    Ich denke auch, dass es irgendeine Form der Einweihung geben muss. Die muss nicht unbedingt formell oder rituell sein.


    Wieso? Einweihung in was? Es mag bei manchen Traditionen sich diese Ansicht gebildet haben, sie ist jedoch weit von der postulierten Klarheit weg. Einweihung beruht auf Glaube an eine heilige Aura oder dgl.

    Zitat


    Nehmen wir an, man würde mit einem verwirklichten Mahamudra-Meister im Auto sitzen und er fährt. Diese Erfahrung kann schon - bei gegebener Offenheit - wie eine Art "Yogi-Einweihung" wirken.


    Wenn du das in ihn hinein legst - dann ist es da auch drin. Aber DU machst das.

    Zitat


    Wenn man das so sieht, dann ist die Inspiration durch den Zen-Meister vielleicht auch etwas, das unausgesprochen, implizit stattfindet. Einfach durch die Gegenwart und Präsenz des Meisters.


    Auch das legst du dort hinein. Du willst das so, weil du das haben willst, was er für dich repräsentiert. Alles Kinderglaube.

  • Aiko:

    Wieso? Einweihung in was? Es mag bei manchen Traditionen sich diese Ansicht gebildet haben, sie ist jedoch weit von der postulierten Klarheit weg. Einweihung beruht auf Glaube an eine heilige Aura oder dgl.
    Wenn du das in ihn hinein legst - dann ist es da auch drin. Aber DU machst das.
    Auch das legst du dort hinein. Du willst das so, weil du das haben willst, was er für dich repräsentiert. Alles Kinderglaube.


    Das sehe ich anders. Vielleicht kann man das an einem weltlichen Beispiel deutlicher erkennen: nehmen wir an, Dein Ziel ist es, ein genialer Fussballer zu werden. Jetzt kannst Du ein Buch über Fussball lesen, und ganz viel üben. Das geht, aber wird sicherlich sehr lange dauern und es ist fraglich, ob Du jemals so gut wirst, wie die Theorie es beschreibt. Wenn Du aber nun die Gelegenheit hast, einen Ronaldo live aus direkter Nähe zu beobachten oder gar mit ihm zu trainieren, dann ist dieses direkte Erleben eine Inspiration, die mich verstehen lässt, was "genialer Fussballer sein" bedeutet, wie es sich anfühlt und ausdrückt. Besonders effektiv ist es, wenn ich erst das Fussballbuch gelesen habe, und dann die Erfahrung mit Ronaldo mache. Diese Erfahrung ist die "Einweihung". Es gibt keinen Grund, das übermässig zu mystifizieren: da ist jemand, der kann etwas, lebt etwas oder drückt eine Erfahrung aus, die ich noch nicht gemacht habe. Mit dieser Inspiration komme ich viel schneller zum Ziel, oder möglicherweise überhaupt erst, weil Verstehen anhand von Texten die Erfahrung anhand eines gelebten Beispiels nicht ersetzen kann.


    Ergänzung / Edit: Das Beispiel mit dem Auto ist aus meinem eigenen Leben. Diese Erfahrung ist keine Einbildung und ganz sicher kein Kinderglaube ;)

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • VOOM108:
    Aiko:

    Wieso? Einweihung in was? Es mag bei manchen Traditionen sich diese Ansicht gebildet haben, sie ist jedoch weit von der postulierten Klarheit weg. Einweihung beruht auf Glaube an eine heilige Aura oder dgl.
    Wenn du das in ihn hinein legst - dann ist es da auch drin. Aber DU machst das.
    Auch das legst du dort hinein. Du willst das so, weil du das haben willst, was er für dich repräsentiert. Alles Kinderglaube.


    Das sehe ich anders. Vielleicht kann man das an einem weltlichen Beispiel deutlicher erkennen: nehmen wir an, Dein Ziel ist es, ein genialer Fussballer zu werden. Jetzt kannst Du ein Buch über Fussball lesen, und ganz viel üben. Das geht, aber wird sicherlich sehr lange dauern und es ist fraglich, ob Du jemals so gut wirst, wie die Theorie es beschreibt. Wenn Du aber nun die Gelegenheit hast, einen Ronaldo live aus direkter Nähe zu beobachten oder gar mit ihm zu trainieren, dann ist dieses direkte Erleben eine Inspiration, die mich verstehen lässt, was "genialer Fussballer sein" bedeutet, wie es sich anfühlt und ausdrückt. Besonders effektiv ist es, wenn ich erst das Fussballbuch gelesen habe, und dann die Erfahrung mit Ronaldo mache. Diese Erfahrung ist die "Einweihung". Es gibt keinen Grund, das übermässig zu mystifizieren: da ist jemand, der kann etwas, lebt etwas oder drückt eine Erfahrung aus, die ich noch nicht gemacht habe. Mit dieser Inspiration komme ich viel schneller zum Ziel, oder möglicherweise überhaupt erst, weil Verstehen anhand von Texten die Erfahrung anhand eines gelebten Beispiels nicht ersetzen kann.


    Netter Gedanke. Du wirst guter Fussballspieler, wenn du Fussball spielst. Weder durch das Lesen noch durch das Sehen von Ronaldo wirst du das, was du anstrebst. Und wenn du als Talent entdeckt wirst und eine Verletzung hast, die dich wieder aus dem Feld wirft, dann war's das. Die Erfahrung ist das Spielen selbst. Und da braucht es nur deine Begeisterung. Das ist die ganze "Einweihung" - die kann dir keiner geben und auch nicht nehmen.


    Vielleicht noch als Ergänzung: es gibt die Unterscheidung von deklarativem und prozeduralem Wissen - also vom Was und Wie. Um gut über Fussball reden zu können, muss ich nicht Fussballer sein. Aber dieses deklarative Wissen ist für die symbolischen Welt wichtig und dort sind die Einweihungen als symbolische Handlungen angesiedelt. Sie haben aber nichts mit der Wirklichkeitsebene des Spiels selbst zu tun. Es ist da ein "Als Ob" -Spiel. Solange da Leute sich für dieses "Als-Ob" finden, läuft das auch weiter. Aber es ist eben leider nur Als-Ob.

  • VOOM108:


    Ergänzung / Edit: Das Beispiel mit dem Auto ist aus meinem eigenen Leben. Diese Erfahrung ist keine Einbildung und ganz sicher kein Kinderglaube ;)


    Sicherlich - aber es ist eine symbolische Erfahrung. Außer Autofahren mit einem Fahrer ist da nichts passiert - was du daraus dann noch deklarativ machst, das ist deins. Ich fahre im übrigen öfter den Zen-Meister und jedesmal krieg' ich ein Sternchen ins Notenheft. Wir unterhalten uns dabei immer glänzend. Aber ich verrate ihm nicht, weshalb.

  • Zitat

    Netter Gedanke. Du wirst guter Fussballspieler, wenn du Fussball spielst. Weder durch das Lesen noch durch das Sehen von Ronaldo wirst du das, was du anstrebst. Und wenn du als Talent entdeckt wirst und eine Verletzung hast, die dich wieder aus dem Feld wirft, dann war's das. Die Erfahrung ist das Spielen selbst. Und da braucht es nur deine Begeisterung. Das ist die ganze "Einweihung" - die kann dir keiner geben und auch nicht nehmen.


    Mehr als ein netter Gedanke. Diese "Begeisterung" kann so mancher nur durch ein lebendes Beispiel bekommen. Ob ich das "Einweihung" nennen muss, ist eine andere Frage, das meine ich damit, dass man das nicht mystifizieren muss. Aber Du hast recht, man muss etwas tun. Aber täte ich es in gleicher Weise und mit vergleichbarer Begeisterung, wenn ich es nur lese? Entscheidend ist die Gänsehaut, die mich etwas tun lässt... Das ist echt.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • also ich würde das schon mystifizieren. das ist einfach krasser scheiss :grinsen::lol:


    bevor ich es nicht selbst erlebt hatte, hab ich auch nicht so recht dran geglaubt :roll:
    ich hab aber immernoch viele ??? im kopf, wenn ich darüber nachdenke, wie genau das jetzt funktioniert hat.

  • VOOM108:
    Zitat

    Netter Gedanke. Du wirst guter Fussballspieler, wenn du Fussball spielst. Weder durch das Lesen noch durch das Sehen von Ronaldo wirst du das, was du anstrebst. Und wenn du als Talent entdeckt wirst und eine Verletzung hast, die dich wieder aus dem Feld wirft, dann war's das. Die Erfahrung ist das Spielen selbst. Und da braucht es nur deine Begeisterung. Das ist die ganze "Einweihung" - die kann dir keiner geben und auch nicht nehmen.


    Mehr als ein netter Gedanke. Diese "Begeisterung" kann so mancher nur durch ein lebendes Beispiel bekommen. Ob ich das "Einweihung" nennen muss, ist eine andere Frage, das meine ich damit, dass man das nicht mystifizieren muss. Aber Du hast recht, man muss etwas tun. Aber täte ich es in gleicher Weise und mit vergleichbarer Begeisterung, wenn ich es nur lese? Entscheidend ist die Gänsehaut, die mich etwas tun lässt... Das ist echt.


    Wir tauschen hier nur Gedanken aus.
    Das Fussballspiel ist ein Geschäft -und da werden die Spieler auf allen Weltvereinen zusammen gekauft. Die Spiele selbst sind Werbung für das Spiel und die Stadien sind Orte der Massenhysterie. Das kannste gern Begeisterung nennen. Und genau das ist der Unterschied zu dem, was Zen ist - nüchtern, konkret und konsequent. Ob sich da ein anderer dafür begeistert - das interessiert einen nicht, der Zen praktiziert. Das klärt sich in beständiger Praxis ganz von selbst.

  • Aiko:

    Und genau das ist der Unterschied zu dem, was Zen ist - nüchtern, konkret und konsequent.


    Ich hoffe aber sehr, daß sich "nüchtern" jetzt nicht so anhört, als würden wir zum Lachen erst mal in den Keller gehen, das stünde ja auch gegen konkret und konsequent.

  • bel:
    Aiko:

    Und genau das ist der Unterschied zu dem, was Zen ist - nüchtern, konkret und konsequent.


    Ich hoffe aber sehr, daß sich "nüchtern" jetzt nicht so anhört, als würden wir zum Lachen erst mal in den Keller gehen, das stünde ja auch gegen konkret und konsequent.


    Wenn ich in den Keller gehe, dann muss ich immer lachen - es kommt also drauf an, wie man das jetzt sieht - geht sie zum Lachen in den Keller oder geht sie in den Keller und lacht, weil sie da konkret ihrer Inkonsequenz begegnet ?

  • Aiko:
    bel:


    Ich hoffe aber sehr, daß sich "nüchtern" jetzt nicht so anhört, als würden wir zum Lachen erst mal in den Keller gehen, das stünde ja auch gegen konkret und konsequent.


    Wenn ich in den Keller gehe, dann muss ich immer lachen


    Da das bei mir nicht so ist, kann ich leider nix Sinnvolles zu Deinen Fragen beisteuern.