Buddhismus und freier Wille


  • Nichtwollen wollen ist für die Katz....Das Urteil ob etwas eine Täuschung ist, oder Realität kann man sich so gesehen einfach sparen....

  • Die Wahrheit ist real, aber die kennen wir nicht, wir haben nur Vorstellungen von ihr. Der Wille ist aber greifbar, er wurzelt in der Selbsttäuschung, dem Ergreifen und Ablehnen.



    Und in der Praxis als GEFÜHLS-BETRACHTUNG:


    Zitat

    «Gefühl» (Pāli: vedanā) bezeichnet hier, sowie stets in der buddhistischen Psychologie, lediglich die angenehmen, unangenehmen und neutralen Empfindungen körperlichen oder geistigen Ursprungs. Gefühl im hier verstandenen Sinne hat nicht die vielfältigen Inhalte der Emotion, an der auch Lust, Haß, Stolz, Liebe, reflektierendes Denken usw. teilhaben können.


    Im hier verstandenen Sinne gehört die gefühlsmäßige Bewertung eines Objektes zu den ersten Reaktionen des Geistes auf einen Sinneneindruck (auch einen geistigen) und verdient daher die besondere Aufmerksamkeit derer, die eine Kenntnis und Meisterung des Geistes erstreben. In der Reihe der «Bedingten Entstehung» (paticca-samuppāda), in welcher der Buddha die «Entstehung dieser ganzen Leidensfülle» aufzeigt, ist Gefühl durch den sechsfachen Sinneneindruck bedingt und kann seinerseits eine Entstehungsbedingung für das Begehren (tanhā) sein, woraus wiederum das starke Anhangen oder Greifen (upādāna) erwächst. Das unvermischte Gefühl selber ist jedoch ein moralisch noch undifferenzierter Zustand. Gelingt es nun, bei einem empfangenen Bewußtseinseindruck bei der ersten einfachen Gefühlreaktion innezuhalten und diese dem Reinen Beobachten zu unterziehen, so kann die Weiterentwicklung des Gefühls zum Begehren oder zu anderen Leidenschaften unterbunden werden.


    SATIPATTHᾹNA


    "Der Wille als Herrscher über die Wünsche ist Selbstüberwinder; «eben durch den Willen wird der Wille überwunden: denn ist durch den Willen die Heiligkeit erreicht, so ist der Wille danach gestillt»." D33

  • Richtig. Der (unheilsame ) Wille (das Begehren) wurzelt in der selbstsüchtigen Erwägung: dem Denken. Und so gibt es auch den (uneigennützigen ) Willen, der dem Einhalt gebietet.
    Der uneigennützige (heilsame, non-determinierte ) Wille drückt sich in den vier Gelöbnissen (Gedenken) aus. Hier gibt kein Ergreifen und Ablehnen.

  • Yofi:

    Die Wahrheit ist real, aber die kennen wir nicht, wir haben nur Vorstellungen von ihr. Der Wille ist aber greifbar, er wurzelt in der Selbsttäuschung, dem Ergreifen und Ablehnen.


    Es ist das was ist..... Vorstellungen wie etwas zu sein hat oder sein sollte, sind Vorstellungen....Mehr steckt aber nicht dahinter..sie sind weder real noch Täuschung, da sie leer sind.. Das ist aber auch nur eine Vorstellung..

  • Morpho:
    Yofi:

    Monika hat geschrieben:


    "... um den Abbau meiner unguten Gefühle."


    sie sagte nicht : "meiner schlechten Gefühle".


    Moin Morpho,
    danke für Deine Klärung.


    Den Abbau meiner unguten Gefühle kann ich nur erfolgreich vornehmen, wenn ich daran glaube, dass ich es auch schaffe.
    Da ich daran glaube, beunruhigen sie mich nicht so sehr, denn ich weiß, dass sie sich bald in NICHTS auflösen.


    Wären es schlechte Gefühle, dann wäre es schon schwieriger. Dann hätte ich es ja mit Hass zu tun. Aber ich hasse nicht, ich lehne die Personen nicht ab. Sie sind auch kein schlechter Umgang. Ich selbst aber bin manchmal (zum Glück selten) zu bequem und lustlos.
    Da es um die Frage des freien Willens geht, sehe ich hierin ein Beispiel, wie begrenzt der ist, wenn der Antrieb fehlt.
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Sunu:
    Yofi:

    Die Wahrheit ist real, aber die kennen wir nicht, wir haben nur Vorstellungen von ihr. Der Wille ist aber greifbar, er wurzelt in der Selbsttäuschung, dem Ergreifen und Ablehnen.


    Es ist das was ist..... Vorstellungen wie etwas zu sein hat oder sein sollte, sind Vorstellungen....Mehr steckt aber nicht dahinter..sie sind weder real noch Täuschung, da sie leer sind.. Das ist aber auch nur eine Vorstellung..


    Ah, es gibt nichts. Davon habe ich auch schon (etwas) gehört.


    (: Gruß

  • Yofi:
    Sunu:

    Es ist das was ist..... Vorstellungen wie etwas zu sein hat oder sein sollte, sind Vorstellungen....Mehr steckt aber nicht dahinter..sie sind weder real noch Täuschung, da sie leer sind.. Das ist aber auch nur eine Vorstellung..


    Ah, es gibt nichts. Davon habe ich auch schon (etwas) gehört.


    (: Gruß


    Nichts kann es nicht geben...denn dann wäre es etwas....es ist was ist...man kann seine Ablehnung/ sein Begehren dazu beitragen..oder man lässt es eben sein ...

  • Sunu:

    Nichts kann es nicht geben...denn dann wäre es etwas.


    Das ist der Kampf mit der Sprache.
    Sprachlich gesehen kann es etwas geben das es nicht, oder nicht mehr gibt.
    Zum Beispiel ein erloschenes Feuer oder die Erlöschung von G,H,V.
    In sofern gibt es ein Nibbāna.

  • Es gibt einen Strom von Ereignissen, von aufflackernden Feuern, von aufgehenden und erloschenen Leben, von Tausend Dingen, die alle miteinander den Fluss namens Samsara bilden. Du bist ein Teil davon, in der körperlichen Gestalt und auch ohne sie. Nichts endet und nichts bleibt gleich.

  • Also im Determinismus wird davon ausgegangen, dass ein Mensch bevor er eine Entscheidung trifft, automatisch sein Erlebtes abruft. Das kann man sogar probieren. "Magst du einen Apfel oder eine Banane?" Und sofort rattert das Hirn, wann man die letzte Banane gegessen hat (oder halt den letzten Apfel), wie die geschmeckt hat usw.. Die Entscheidung, die man dann trifft, ist immer von dem Wunsch nach wohl und nicht nach wehe getragen. Das kann man auch ausprobieren. Von Äpfel kriegst du immer Bauchschmerzen, also nimmst du die Banane. Du kannst aber auch den Apfel nehmen, aber dann tust du es, um mir zu beweisen, dass du einen "freien Willen" hast und das bringt dir (in dem Moment) mehr wohl als das vermeiden der Bauchschmerzen.
    Du kannst gar nicht bewusst das wählen, was dir wehe bringt. Selbst wenn du dir in den Arm schneidest, um mir zu beweisen, du kannst dich auch für wehe entscheiden, tust du es, weil dir in dem Moment das Rechthaben mehr wohl bringt.
    Das sich unsere Prägungen unserem Zutun entziehen ist klar (niemand sucht sich aus wo er reingeboren wird und da fängt es mit den Prägungen ja schon an). Unsere Entscheidungen entziehen sich in Wahrheit aber auch unserem Zutun, da wir uns nur für das, was uns wohl bringt in einer Situation entscheiden können und halt anhand unserer Prägungen entscheiden, was uns das meiste Wohl bringt.
    Ich wollte das nur kurz anmerken.


    Edit: Oh, ich sehe grad, dass ich das eh vorher schon mehr oder weniger geschrieben habe. Ich lasse das Ganze aber trotzdem stehen ...

  • Determinismus hat in den letzten Jahrzehnten einige erhebliche Probleme bekommen.
    Schon Heisenberg (Unschärferelation) zeigt die Grenzen auf, die sich danach entwickelnde Quantentheorie noch mehr.


    Im Makrokosmos macht die Chaostheorie den Deterministen schwer zu schaffen :)

  • Das, was sich da auf der Mikroebene abspielt, dürfte aber nicht den Willen des Menschen betreffen und warum macht die Chaostheorie dem Determinismus zu schaffen?


    Edit: Die Chaostheorie untermauert den Determinismus und das Ursache-Wirkungs-Prinzip. Sie sagt aus, dass schon kleine Ursachen (die wir vielleicht nicht erkennen) der Grund für bestimmte Auswirkungen sind. Somit ist das eine völlig deterministische Weltanschauung.


    Was dem Determinismus zu schaffen macht, ist die Quantenphysik und das, was man da auf der Mikroebene nachgewiesen hat (z. B. das es wirklich einen objektiven Zufall geben soll) trotzdem hat das nichts mit dem Willen des Menschen zu tun, da auf der Makroebene unsere physikalischen Gesetze ja greifen.

  • Sorry, kann mir auf meinem Handy keine YouTube Videos anschauen. :(
    Es ist ja auch nicht wichtig, ob es nur eine Ursache hat. Wichtig ist, dass es überhaut eine hat. Wenn man Ursache-Wirkung hat, dann ist es ja determiniert oder vorherbestimmt. Ein freier Wille wäre halt eine Wirkung ohne Ursache oder halt ein permanenter Erstauslöser.

  • Irmin82:

    Die Entscheidung, die man dann trifft, ist immer von dem Wunsch nach wohl und nicht nach wehe getragen. Das kann man auch ausprobieren. Von Äpfel kriegst du immer Bauchschmerzen, also nimmst du die Banane. Du kannst aber auch den Apfel nehmen, aber dann tust du es, um mir zu beweisen, dass du einen "freien Willen" hast und das bringt dir (in dem Moment) mehr wohl als das vermeiden der Bauchschmerzen.


    Deshalb werden auch diese Willensimpulse, die zum Teil im Instinktverhalten wurzeln, nicht hoch bewertet. Die Zahl der Optionen ist immer begrenzt, und es gibt auch Begrenzungen in Bezug auf die Richtigkeit der Entscheidung, die von Erfahrungswerten, Intellekt usw. abhängt. Warum sollte dieser begrenzte Wille frei sein, warum sollte er richtungsweisend sein?

  • Irmin82:

    Sorry, kann mir auf meinem Handy keine YouTube Videos anschauen. :(
    Es ist ja auch nicht wichtig, ob es nur eine Ursache hat. Wichtig ist, dass es überhaut eine hat. Wenn man Ursache-Wirkung hat, dann ist es ja determiniert oder vorherbestimmt. Ein freier Wille wäre halt eine Wirkung ohne Ursache oder halt ein permanenter Erstauslöser.


    Äahhh - nein. Ursache Wirkung im Sinn von Karma bedeutet eben nicht Determinismus oder Vorherbestimmung.


    Es gibt viele Vorbedingungen und viele möglicher Resultate unserer Handlungen (und unserer Gedanken, Wünschen, Absichten die Handlungen voraus gehen)...

  • Yofi Ich glaub eh nicht, dass er frei ist oder kann es mir zumindest nicht vorstellen.


    @Fotos Karma ist sowieso wieder was anderes, weil das ja eine Glaubensfrage ist. Hier werden ja Handlungen doch bewertet, worauf in der Wissenschaft verzichtet wird. Auch wenn es nicht so extrem ist wie in den abrahamitischen Religionen mit ihrem "gut und böse", ist heilsam oder unheilsam ja doch eine Bewertung.
    Und jetzt über Karma zu diskutieren, ist auch ein extremer Schwenk, da es darum bei der Chaostheorie sicher nicht geht.

  • Yofi:

    Irmin ich habe einen guten Text für dich:


    Zitat

    "Letztlich streben alle Wesen danach, die Übereinstimmung zwischen Wollen und Wahrnehmen zu finden. Und da gibt es zwei Wege: Veränderung des Wahrnehmens oder Veränderung des Wollens..."


    http://www.buddha-dhamma.de/wille.htm


    Alle "Wesen" streben nur nach einem: Nicht nicht zu sein.
    Ob es da eine imaginäre Übereinstimmung gibt oder nicht, ist völlig egal.

  • Yofi
    Ich find den Text super gut, Yofi. Vielen Dank. :rose:
    Hier wird aber klar, dass der Buddha den Fatalismus ablehnt und in dem Text wird sehr wohl davon ausgegangen, dass der Mensch wollen kann, was er will.
    Denn sonst würde ja nicht empfohlen werden:

    Zitat

    Du musst dein Wollen verändern, dein Bedürfen mindern, dann findest du den ersehnten Frieden. - Das ist der andere Weg.



    :)

  • Irmin82:

    ..
    @Fotos Karma ist sowieso wieder was anderes, weil das ja eine Glaubensfrage ist. Hier werden ja Handlungen doch bewertet, worauf in der Wissenschaft verzichtet wird. Auch wenn es nicht so extrem ist wie in den abrahamitischen Religionen mit ihrem "gut und böse", ist heilsam oder unheilsam ja doch eine Bewertung.
    Und jetzt über Karma zu diskutieren, ist auch ein extremer Schwenk, da es darum bei der Chaostheorie sicher nicht geht.


    Das erste hängt stark davon ab, wie Du Karma definierst. Für mich bedeutet Karma nur Wirkung intentionalen Handels. Kein Glaube, beobachtbare Resultate.


    Das zweite möchte ich eigentlich nicht ausbauen, weil es doch stark OT geht, aber da Du es angesprochen hast, will ich antworten.


    Chaostheorie und Karma gehen sehr gut zusammen 8)

    Zitat

    Vier unerfaßbare Dinge gibt es, ihr Mönche, über die man nicht nachdenken sollte, über welche nachdenkend man dem Wahnsinn oder der Verstörung anheimfallen möchte. Welches sind diese vier Dinge?


    • ...
    • ...
    • die Wirkung der Taten (kamma-vipāka)
    • ...
      ist etwas Unerfaßbares, worüber man nicht nachdenken sollte, und worüber nachdenkend, man dem Wahnsinn oder der Verstörung anheimfallen möchte.


    A.IV.77 Die vier unerfaßbaren Dinge (acinteyya) - 7. Acinteyya Sutta


    Genauso, wie es unmöglich ist, absolut genau das Verhalten eines physikalischen Systems vorherzusagen ist es unmöglich absolut genau die Wirkung (Karma) aller Taten vorherzusagen.

  • Irmin82:

    Yofi
    Ich find den Text super gut, Yofi. Vielen Dank. :rose:
    Hier wird aber klar, dass der Buddha den Fatalismus ablehnt und in dem Text wird sehr wohl davon ausgegangen, dass der Mensch wollen kann, was er will.
    Denn sonst würde ja nicht empfohlen werden:

    Zitat

    Du musst dein Wollen verändern, dein Bedürfen mindern, dann findest du den ersehnten Frieden. - Das ist der andere Weg.



    :)


    Wo wird das im Text empfohlen ????


    .

  • fotost Natürlich ist Karma eine Glaubensfrage. Okay, ich weiß, Wikipedia ist so eine Sache, weil da jeder schreiben kann, aber ich find den Artikel okay:
    Karma (n., Sanskrit: कर्म karman, Pali: kamma „Wirken, Tat“) bezeichnet ein spirituelles Konzept, nach dem jede Handlung – physisch wie geistig – unweigerlich eine Folge hat. Diese Folge muss nicht unbedingt im gegenwärtigen Leben wirksam werden, sondern sie kann sich möglicherweise erst in einem zukünftigen Leben manifestieren.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Karma


    Natürlich kannst du den Begriff Karma für dich so auslegen wie du willst, aber ich halte es auch für ein spirituelles Konzept und finde nicht, dass es mit der Chaostheorie wahnsinnig gut harmoniert, denn nur weil es so viele Faktoren gibt, heißt es ja nicht, dass das Auftreten des Wirbelsturms durch den Flügelschlag des Schmetterlings nicht determiniert ist. Und die Karma-Vorstellung harmoniert ja auch nicht wahnsinnig mit dem Begriff Determinismus, sondern eher mit dem Kompatibilismus

  • Irmin82:

    Yofi
    Ich find den Text super gut, Yofi. Vielen Dank. :rose:
    Hier wird aber klar, dass der Buddha den Fatalismus ablehnt und in dem Text wird sehr wohl davon ausgegangen, dass der Mensch wollen kann, was er will.
    Denn sonst würde ja nicht empfohlen werden:

    Zitat

    Du musst dein Wollen verändern, dein Bedürfen mindern, dann findest du den ersehnten Frieden. - Das ist der andere Weg.


    Super, das freut mich wirklich. Einiges hattest du schon vorher selbst geschrieben, und das ist oft das Schöne, dass hier viel Intuition im Spiel ist und trifft man auf einen Text, der eigene Gedanken weiter führt, ist es immer ein Gewinn.


    Der "Wunscheswille", Sinnliches Verlangen, dieses ganz unbewusste Wollen, das uns gar nicht auffällt und doch allem Denken und Handeln zugrunde liegt, ist die erste Hemmung - kāmacchanda.


    Das ist definitiv ein guter Anfang beim der Hinwendung zum Innenleben insofern man andere Hemmungen überwunden hat oder diese nicht so stark ausgeprägt sind, und man anfängt diesen Weg gehen zu wollen.


    :)


    http://www.palikanon.com/diver…tipatthana/satikom05a.htm


  • Mit der Diskrepanz ist Verlangen, Gier gemeint. Ich frage mich aber, wie das bei Menschen sind, die nicht mehr Leben wollen, die sich selbst töten - sie hoffen sicher darauf, dass dann alles zu Ende sein wird.


    Wenn man auf einem anderen Weg den Daseinswunsch überwindet, ist im gewissen Sinne ziemlich viel vorbei.