Zuviele Zahlen

  • Ich lese derzeit das wundervolle Buch "Das Herz von Buddhas Lehre" von Thich Nhat Hanh. Meines Erachtens ist das was Hanh vermittelt die tiefe Lehre des Buddhismus, was mich unglaublich fasziniert (die meines Erachtens in seiner Gänze nur Menschen mit einem IQ von über 140 begreifen können, aber das sei dahingestellt).


    Jedoch fällt mir eines zunehmend auf.. es gibt:


    - 4 edlen Wahrheiten
    - 8 Pfade auf dem Weg
    - 7 Faktoren des Erwachens
    - 3 Körper des Buddha
    - 6 Vollkommenheiten
    - 12 Glieder des Entstehens in wechselseitiger Abhängigkeit
    - 5 Daseins-Aggregate
    - 3 Zeiten und 2 Ebenen von Ursache und Wirkung
    - 4 grenzenlose Geisteszustände
    - 3 Dharma-Siegel
    - 4 Zeichen (Diamant-Sutra)
    - 3 Juwelen
    - 84000 Dharma-Tore
    - etc. pp.


    Wie bekommt man das alles auf die Reihe?

  • drosterman:

    ...
    Wie bekommt man das alles auf die Reihe?


    Wie man das auf die Reihe bekommt weiß ich nicht. Ich schaffe es auf keinen Fall, ich bin schon froh, wenn mir die Namen meiner Nachbarn einfallen, wenn ich sie auf der Straße treffe :grinsen:


    Etwas ernster - es ist schon wichtig, für sich selbst eine gewisse Hierarchie der Wertigkeiten aufzustellen.


    • 227 Mönchsregeln etwa mögen historisch interessant sein, für mich haben sie keine Bedeutung und ich unterstelle, daß selbst die meisten heutigen Mönche sie nicht im Sinne von auswendig wissen kennen.
    • Einige der Punkte, die Du aufgelistet hast gehören zum Beispiel für mich nicht 'zum Buddhismus', sondern zu einer spezifischen Richtung des Buddhismus. Da ich dieser nicht angehöre kann ich bei Gelegenheit drüber nachlesen, ansonsten sind sie für mich nicht so wichtig.


    Diese grundsätzliche Eigenart buddhistischer Texte, Ideen in Form von Aufzählungen zu entwickeln hat mE. mit der jahrhunderte dauernden mündlichen Übertragung zu tun. Aufzählungen, am besten verbunden mit vielen Wiederholungen die gemeinsam rezitiert wurden haben helfen sollen, die Texte unverändert zu tradieren.
    Wir haben Bücher und das Internet.


    Es gibt im Forum einige Threads sinngemäß mit dem Thema 'was ist wirklich zentral in der Lehre' und dabei schälen sich immer wieder einige wenige zentrale Elemente heraus.


  • Boah, Du hast die drei Geistesgifte vergessen!!! ;) :)


    Ich stimme fotost zu, mündliche Überlieferung ist einfacher, wenn man Dinge aufzählt.


    Aber eine Zahl an Prinzipien, Regeln, usw. gibt dem jeweiligen Dingen auch mehr Bedeutung. "Es gibt 4 Edle Wahrheiten! (nicht 3 oder 10)) Ich habe das für Dich geprüft und tief darüber nachgedacht.".
    Das machen wir heute ja auch noch: Wenn etwas wichtig erscheinen soll, versehen wir es mit einer (meist kleinen) Zahl: 7 Habits of highly effective People, 4 Eisenhower-Quadranten, 3 Dinge, die Du vermeiden musst, wenn Du Dein Bauchfett loswerden willst.


    227 Mönchsregeln zeigen, wie ernst ich das Ganze als Mönch oder Nonne nehme, das kann nicht jede/r.


    Ich persönlich gehe da nach meinem Alltag: Die vier edlen Wahrheiten und die Geistesgifte laufen mir jeden Tag über den Weg, die kann ich mir leicht merken.


    Den Achtfachen Pfad finde ich sehr hilfreich, weil er für mich das Dhamma und die Praxis "aufspannt". Meistens komme ich ohne Mühe auf 5 oder 6 Pfadglieder, den Rest schaue ich nach. :angel:


    Ansonsten gibt es mein Notizbuch und Wikipedia...


    Liebe Grüße, Aravind.

  • fotost:

    ...


    Diese grundsätzliche Eigenart buddhistischer Texte, Ideen in Form von Aufzählungen zu entwickeln hat mE. mit der jahrhunderte dauernden mündlichen Übertragung zu tun. Aufzählungen, am besten verbunden mit vielen Wiederholungen die gemeinsam rezitiert wurden haben helfen sollen, die Texte unverändert zu tradieren.
    Wir haben Bücher und das Internet.


    ...


    Aravind:

    ...


    Ich stimme fotost zu, mündliche Überlieferung ist einfacher, wenn man Dinge aufzählt.


    ...


    Hallo ihr Lieben.


    Ich stimme fotost auch zu. :)


    Ein anderer wichtiger Aspekt ist aber auch, wie ich finde, dass die Lehre und ihre wichtigen Punkte, viel besser im Gedächtnis des Praktizierenden bleiben und sich besser miteinander verbinden können, zu dem großen ganzen Bild und auch spontane Erkenntnisse unterstützen können, wenn man es auswendig kann. Man hat die Lehre immer auf Abruf bei sich und ist notfalls nicht auf Strom, Computer oder Bücher angewiesen.


    Es kann auch allgemein ein gutes Geistestraining sein, damit man nicht zu sehr einrostet.


    Das Auswendiglernen hilft außerdem sich geistig in Richtung der Lehre zu entwickeln, weil man sich dadurch zwangsläufig intensiver damit beschäftigt. Es ist auch außerdem ganz allgemein ein riesen Unterschied für mich, ob ich immer alles nachlesen muss oder ob es einfach alles da ist. Je länger ich etwas auswendig kann und wiederhole, um so müheloser und schneller kann ich es rezitieren bzw. abrufen. Das ist dann letztendlich sogar bequemer und interessanter, als es lesen zu müssen, irgendwann.


    Was dieser Geist so alles kann. :)


    Manchmal sind auch Nuancen wichtig und da ist es auch gut, wenn man sich den genauen Wortlaut exakt gemerkt hat. Heutzutage darf man allerdings nicht vergessen, dass es alles Übersetzungen sind, die natürlich immer eingefärbt sind. Also ist immer auch eine gewisse Vorsicht gut oder man kann Pali. Ist natürlich aus meiner vor allem vom Palikanon und Theravada beeinflußten Sicht geschrieben.


    Nur so als Bemerkung am Rande.


    Am besten vielleicht einen neuen Thread aufmachen, falls das Thema zu Offtopic werden sollte. Es sei denn der Threadersteller würde es gerne hier haben.


    Liebe Grüße

  • Hallo lieber drosterman.


    Wie fotost schon schrieb. Man kann ersteinmal mit wenigen grundlegenden Dingen anfangen und dann immer weiter schauen, je nach Interessen, Fähigkeiten und Notwendigkeiten.


    Grundlegend sind aus meiner Sicht:


    *Dana - https://de.wikipedia.org/wiki/Dana_(Indien)
    *Die 5 Silas - https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCnf_Silas
    *Die 4 edlen Wahrheiten - https://de.wikipedia.org/wiki/Vier_Edle_Wahrheiten
    *Die 3 unheilsamen Wurzeln (Gier, Hass, Verblendung) - https://de.wikipedia.org/wiki/Drei_Geistesgifte
    *Die 3 Daseinsmerkmale - https://de.wikipedia.org/wiki/Drei_Daseinsmerkmale
    *Der edle achtfache Pfad - https://de.wikipedia.org/wiki/Edler_Achtfacher_Pfad


    Das ist natürlich keine vollständige Liste. Und sieht jeder vielleicht auch etwas anders.


    Fehlendes was noch wichtig wäre, kann gerne ergänzt werden.


    Alles was ich schrieb auch wieder vor allem aus palikanon- und theravada-beeinflußter Sicht.


    Also nur (m)eine Meinung.


    Muß auch nicht alles 100% richtig sein was in Wikipedia steht, aber für einen ersten, groben, relativ leicht verständlichen Einblick, sollte es genügen.


    :)


    Liebe Grüße

    2 Mal editiert, zuletzt von Raphy ()

  • Für den Gesamtüberblick wäre vielleicht noch wichtig zu wissen, dass es heutzutage einige verschiedene Richtungen und Schulen des Buddhismus gibt.


    Die 6 Dinge, die ich aufgelistet habe, müßten aber größtenteils in allen Richtungen ähnlich sein. Vielleicht nur unterschiedlich im Ausdruck, der Wertigkeit und dem Umgang damit. Zumindest in den 4 Hauptschulen, die im folgenden Wikipediaeintrag aufgeführt sind.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Buddhismus


    Liebe Grüße

  • Raphy:


    Ein anderer wichtiger Aspekt ist aber auch, wie ich finde, dass die Lehre und ihre wichtigen Punkte, viel besser im Gedächtnis des Praktizierenden bleiben und sich besser miteinander verbinden können, zu dem großen ganzen Bild und auch spontane Erkenntnisse unterstützen können, wenn man es auswendig kann. Man hat die Lehre immer auf Abruf bei sich und ist notfalls nicht auf Strom, Computer oder Bücher angewiesen.


    Lieber raphy,
    ich bin immer wieder begeistert, wie verschieden Menschen sind.


    Für mein Gehirn ist auswendig lernen völlig für die Katz. Ich verstehe Dinge nur visuell, oder narrativ, indem ich sie weitererzähle und erkläre.


    Und wenn ich buddhistische Texte lese, dann erkenne ich mit jedem lesen einen neuen Aspekt, den ich vorher noch nicht gesehen hatte. Das ist bei auswendig-gelernten Texten bei mir nie so.


    Aber wenn für jemanden das Auswendiglernen der richtige Zugang ist, warum nicht!


    Liebe Grüße,
    Aravind.

  • Hallo lieber Aravind.


    Kann ich gut verstehen. Ging mir früher auch so. Als ich die Schulen endlich beendet hatte, war ich froh nichtsmehr auswendig lernen zu müssen.


    Aber seit ca. einem halben Jahr hat sich das bei mir geändert. Keine Ahnung warum. Macht mir sogar Spaß. Allerdings übertreibe ich es nicht. Ich lerne nur soviel wie ich mag und stresse mich nicht deswegen.


    Liebe Grüße

  • Am besten konnte ich mir die vielen verschiedenen Elemente der Buddhalehre im Laufe der Jahre (teilweise) noch merken, wenn ich mir einen Dharma Vortrag angehört habe. Wenn ein guter Lehrer z.B.: über die 3 Geistesgifte spricht, vergisst Du es nie. Nur darüber zu lesen oder es auswendig lernen zu wollen bringt für mich wenig. Ich lese und denke ich verstehe, und wenn ich wenige Tage später jemandem davon erzählen will merke ich wie wenig hängen geblieben ist. Jemandem der keine Ahnung davon hat darüber zu erzählen ist für mich auch eine gute Übung, da merkt man erst was man doch nicht verstanden hat und welche verschiedenen Aspekte man gar nicht berücksichtig hat (Danke an meinen kritischen und geneigten Gatten :) )
    Hier im Buddhaland kann man viel über die Lehre lernen wenn man Geduld genug hat, den manchmal ausufernden Diskussionen zu folgen. Was ich jeweils verstanden habe, habe ich dann so lange in meinem Alltagsgeist hin- und hergetragen bis es schliesslich eingesickert ist. Am besten sickert es übrigens wenn man regelmässig sitzt! Man muss sich ein bisschen Zeit dafür lassen.

  • drosterman:

    Ich lese derzeit das wundervolle Buch "Das Herz von Buddhas Lehre" von Thich Nhat Hanh. Meines Erachtens ist das was Hanh vermittelt die tiefe Lehre des Buddhismus, was mich unglaublich fasziniert (die meines Erachtens in seiner Gänze nur Menschen mit einem IQ von über 140 begreifen können, aber das sei dahingestellt).


    Naja, er mag ja gewiss Verdienste leisten, für meinen Geschmack steht er jedoch viel zu sehr in der "Kuschelecke" :hug:

  • Ich verrate dir mal was (hinter dem Buchsbaum geflüstert)
    "Das Gute ist das Schlechte."
    Ich liebte Udo Jürgens, als er tot war, da ich ihn hörte.