Bodhidharma und der Kaiser

    • Offizieller Beitrag

    PS:Euch ist klar, daß diese Zusammenkunft von WE, Bodhidharma und Bau Chi allein zeitlich nicht wirklich historisch sein kann.

    Und fragt Euch mal, wieso dieses Koan das Erste in einer Reihe von 100 Geschichten der Alten im Bi Yan Lu ist.

    Es gibt ja verschiedene Aspekte. Der eine Punkt ist der, den Koan als Koan zu nehmen ( ihn also korrekt zu gebrauchen) Das ist natürlich nichts intellektuelles.


    Der andere Punkt ist eine Aussenansucht. Ich kann ja auch als Nicht-Christ das Vaterunser ansehen ( es also nicht als Gebet korrekt benutzen ) und da kann es mir viel über das Christentum sagen.


    Und man kann es auch wirklich historisch sehen. Jetzt nicht als konkretes Aufeinandertreffen, aber als zwei unterschiedliche Formen von Buddhismus. Hier der staatlich geförderte Buddhismus des Kaisers Wu und dort die Bodhidharma-Fraktion, die sich von dem "staatlich geförderten Verdienst" abwendet.


    Kaiser Wuzong (武宗, reg. 840-46), erließ 844 ein strenges Edikt zur Einziehung des Klosterbesitzes. Es kam zur Hui-chang-Verfolgung (so genannt nach der Ära-Bezeichnung 會昌 Huì chāng). Das Mönchtum wird verboten, etwa 265000 Ordinierte, aus ca. 4600 Klöstern, die zerstört wurden, werden zwangsweise in den Laienstand zurückversetzt.


    Diese kurze, aber intensive Verfolgung führte zur dauernden Schwächung bzw. dem Zusammenbruch der meisten Sekten, fast nur Chan-Schulen überstanden die Katastrophe,.

    Und warum überstanden die Chan ( Zen) Schulen die Katastrophe? Weil die Chan Mönche auf den Feldern arbeiteten und sich selbst ernährten. Während die Mehrzahl der anderen Mönche davon gelebt hatten, dass sich irgendwer "Verdienst" erworben hatte. Weswegen sie dann bei den großen Budfhistenverfolgung als Parasiten dastanden und Laien wurden. All dies steht mit den "Verdiensten" von Kaiser Wu in Verbindung. Es ist sein Haus das da krachend einstürzt und in der sich die staatliche Macht und die spirituelle Macht ( das "Heilige") harmonisch hätten stützen sollen.


    All dies hat nichts mit dem Koan als Koan zu tun. Aber Bodhidharma "Nichts von Heilig" erweist sich insofern als richtig, als sich das "Heilig" ( die Abgehobenheit der frommen Schenkungen ) als weniger transzendent denn historisch und sozial bedingt erwiesen.


    Nochmal: All dies sehe ich weit weg von der Bedeutung des Koans als Koan aber durchaus als Teil des historischen Kontexts.

  • Ich sehe den Kaiser in diesem Koan nicht als Staatsführer, sondern als Vertreter einer Diskussionsfreude über die erste und zweite Wahrheit, welche beide wahr sind und doch zu einer zusammenfallen. Über dieses "Paradox" würde damals vor Bodhidharma viel in China diskutiert.


    Und von meiner Seite die gleiche Antwort wie von Festus auf die Frage: Wer ist das uns gegenüber?

    Ich weiß es auch nicht.

    Könnt Ihr diese Frage beantworten? Wer ist das, der hier schreibt?


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    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Wirklich viele Erklärungen über diese ganzen Zen Geschichten die auf nichts heraus laufen werden nicht wirklich erklärt, wahrscheinlich sollen sie einem auch nichts sagen.

    Sungi ich bin deiner Meinung geworden :)


    Das kommt dann dabei heraus, wenn Leute, die sich als Zennis verstehen, zu erklären versuchen, was Zen und was Koans seien und vor allem, was sie nicht seien. Da wird immer wieder gerne behauptet, Zen oder Koans könnten interlektuell nicht gelöst werden, Zen sei zu gar nichts gut, Zen habe keine Bedeutung usw. Doch was ihr genau in dem Augenblick damit hier praktiziert und vorlebt, ist nichts anderes als eine intellektuelle Annäherung vom Feinsten - mag sie auch noch so sehr unter Vorzeichen der Verneinung stattfinden.


    Wenn jemand wie Hope223, der hier mit einer offenen, ehrlichen Frage zu uns kam, am Ende der Meinung ist, Zen/Koans liefen auf nichts hinaus und hätten uns nichts zu sagen, dann denkt ihr womöglich noch: "Ja, jetzt hat er eine Ahnung davon, was Zen ist (hämisch-überheblich-grins)". Wer von euch wirklich so denken sollte, zeigt damit meiner Aufassung nach nur, dass er es absolut nicht versteht (weil er viel zu viel versteht).


    Zitat

    Sungi:

    "Wirklich viele Erklärungen über diese ganzen Zen Geschichten die auf nichts heraus laufen werden nicht wirklich erklärt, wahrscheinlich sollen sie einem auch nichts sagen."


    Im Gegenteil: Diese Geschichte soll dir alles sagen und sie läuft auf etwas ganz Konkretes hinaus. Die von Hope223 im Eingangspost angeführte Übersetzung ist allerdings kein bisschen geeignet, diese Botschaft rüberzubringen:


    Zitat


    Der Kaiser fragte: "durch welches Verdienst hast du Anrecht auf eine kaiserliche Audienz?"

    Bodhidharma antwortete: "Ich weiß es nicht."


    Für einen chinesischen Verwaltungsassistenten des 6. Jahrhunderts mag das eine spannende Frage gewesen sein ... Hier nochmal die von void angeführte Übersetzung:


    Zitat


    Der Kaiser fragte weiter: Was ist das Uns gegenüber?

    Bodhidharma erwiderte: Ich weiß es nicht.


    Wenn ich dich frage "Was bist du?" dann wirst du mir sicherlich allerhand darauf antworten können. Z.B. "Ich heiße soundso, bin ein Mensch, ein geistiges, ein fühlendes Wesen, bin meiner selbst bewusst usw."

    Jetzt sage ich: "Dein Name oder 'geistiges Wesen' etc. sind letztlich nur Benennungen. Es sind Vorstellungen, die du dir machst. Was aber bist du genau in dem Moment, in dem du dir diese Vorstellungen machst, wirklich? Wer bist du genau jetzt diesseits von Namen, Begriffen und spekulativen Vorstellungen?"


    Ja, es stimmt schon, das kannst du intellektuell nicht lösen. Das kannst nur du herausfinden und immer genau jetzt unmittelbar erfahren. Das ist es, was dir dieses Koan sagen will. Es zielt auf dich.


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    Tai

  • Ja, es stimmt schon, das kannst du intellektuell nicht lösen. Das kannst nur du herausfinden und immer genau jetzt unmittelbar erfahren. Das ist es, was dir dieses Koan sagen will. Es zielt auf dich.


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    Tai

    Auf dich als Schüler der der hinter diesem Schülerstempel jedoch schon immer Bodhidharma ist... Gestellt vom Meister, der deshalb genau weiß das sein Meisterstempel eigentlich eine Peinlichkeit ist... so zeigt er sich als dummer Kaiser...doch hinter der Fassade, verbirgt sich ebenfalls Bodhidharma...

    Ergreifen kann man ihn jedoch nicht... diesen sogenannten Bodhidharma....Der überall und nirgends ist und nicht einmal dort...und nicht einmal nicht dort...

    3 Mal editiert, zuletzt von Sunu ()

  • Ich dachte immer Zen hat den Anspruch weniger verkopft und theoretisch zu sein als andere buddhistische Richtungen, aber ich habe mich noch nicht viel mit Zen befasst, tut mir leid wenn ich das alles falsch verstehe.

  • Ich dachte immer Zen hat den Anspruch weniger verkopft und theoretisch zu sein als andere buddhistische Richtungen, aber ich habe mich noch nicht viel mit Zen befasst, tut mir leid wenn ich das alles falsch verstehe.

    "Verkopft und theoretisch" ist die Richtung 'Verdienst' und darauf gibt Zen die Antwort 'mu kudoku'. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Die Frage nach der Bedeutung der edlen Wahrheiten ist eines Kaisers würdig - und die Antwort 'kakunen mushō' macht den Kaiser zu Bodhidharma. Wenn sie konkret ist - und nicht theoretisch. Dabei ist es unausweichlich, die letzte Frage zuerst zu beantworten und bei diesem 'fushiki' den Kopf zu verlieren.


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    OM MONEY PAYME HUNG

  • Ich dachte immer Zen hat den Anspruch weniger verkopft und theoretisch zu sein als andere buddhistische Richtungen, aber ich habe mich noch nicht viel mit Zen befasst, tut mir leid wenn ich das alles falsch verstehe.

    vlt. denkst du da ja auch zu viel, wie Zen ist....und verstehst gerade deswegen alles falsch.

  • Warum erlebt man immer wieder, dass Zen oder der Buddhismus insgesamt praktische Lebensberatung wäre wie man von einem

    kranken zu einem glückseligen Zustand kommt. Da ist einfach Nichts und das sehr konsequent, darin besteht das Erwachen.

    Da hilft auch alles Diskutieren und Posten nichts, wenn es dadurch mehr wird ist es alles Mögliche aber kein Zen Buddhismus mehr.

  • Warum erlebt man immer wieder, dass Zen oder der Buddhismus insgesamt praktische Lebensberatung wäre wie man von einem

    kranken zu einem glückseligen Zustand kommt. Da ist einfach Nichts und das sehr konsequent, darin besteht das Erwachen.

    Da hilft auch alles Diskutieren und Posten nichts, wenn es dadurch mehr wird ist es alles Mögliche aber kein Zen Buddhismus mehr.

    Des Menschen Glaube ist sein Himmelreich.