gelebter Zen

  • Tai ich meinte eher Vorschriften für den inneren Erkenntnis-prozess. Mit der Stille wird man "sitzen gelassen", wohingegen es in anderen Richtungen strukturierter angegangen wird. Koans sind auch eine Art Struktur, aber nicht jeder Zen-Schüler beschäftigt sich mit Koans.

  • Niemand


    Du wirst mit Dir selbst sitzen gelassen und niemand außer Du selbst kann Dir sagen, welche Erkenntnis Du daraus gewinnst.Die sprachlich geteilten Erkenntnisse sind nur menschgemachte Worte. Mehr nicht und welche Bedeutung haben Sie schon im Universum?

  • Niemand


    Du wirst mit Dir selbst sitzen gelassen und niemand außer Du selbst kann Dir sagen, welche Erkenntnis Du daraus gewinnst.Die sprachlich geteilten Erkenntnisse sind nur menschgemachte Worte. Mehr nicht und welche Bedeutung haben Sie schon im Universum?

    Es war für mich erschütternd als ich nach dem Sitzen das erste Mal erkannte das ich keine Erkenntnisse mehr hatte. "Da ist nichts."

  • eigentlich dürfte man gelebtes Zen gar nicht mehr Zen nennen müssen. Nicht, dass es bei mir schon so weit wäre, aber wenn es wirklich eines Tages ganz im Leben ankommt und tatsächlich keine Spur eines Konzepts mehr dahinter steckt, dann wäre es einfach nur 'Sein'. Man praktiziert nicht mehr eine Sache aus einer bestimmten Tradition, sondern geht vollkommen im Sein auf.

    Zen schafft sich also selber ab, wenn es gelebt wird.

  • eigentlich dürfte man gelebtes Zen gar nicht mehr Zen nennen müssen. Nicht, dass es bei mir schon so weit wäre, aber wenn es wirklich eines Tages ganz im Leben ankommt und tatsächlich keine Spur eines Konzepts mehr dahinter steckt, dann wäre es einfach nur 'Sein'. Man praktiziert nicht mehr eine Sache aus einer bestimmten Tradition, sondern geht vollkommen im Sein auf.

    Zen schafft sich also selber ab, wenn es gelebt wird.

    ja, vielleicht könnte man auch sagen man meistert im hier und jetzt das Leben und darf dabei einfach nur "Sein".

    . . . und bis dahin verweilt man im "Ozean der freudigen Anstrengung":earth:.:tee:

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • "Ozean der freudigen Anstrengung"

    das find ich gut :)

    Paddeln mit einem Lächeln im Gesicht, bis man merkt, dass man aufhören kann, weil man ja nur Angst hatte zu ertrinken, wenn man in den Ozean sinkt.

  • Wenn man in den Ozean sinkt, ertrinkt man so oder so, egal welche Religion oder Philosophie.

    Da hat Paddeln schon einen Sinn, wenn man aufhört ist man Tod.

    Auch Meditation ist ein aktives Tun um zu Überleben, die Angst, wenn es mit der Meditation aufhört, an Lebensqualität zu verlieren,

    ist berechtigt, deshalb weiter Meditieren und Atmen.

  • Wenn man in den Ozean sinkt, ertrinkt man so oder so, egal welche Religion oder Philosophie.

    Da hat Paddeln schon einen Sinn, wenn man aufhört ist man Tod.

    Auch Meditation ist ein aktives Tun um zu Überleben, die Angst, wenn es mit der Meditation aufhört, an Lebensqualität zu verlieren,

    ist berechtigt, deshalb weiter Meditieren und Atmen.

    Welch ein Glück das ich diesen Weg in das Anhängen an Meditation nicht gegangen bin.

  • sati-zen

    Ich hatte den Ozean als Metapher für die offene Weite verstanden. Mit dem Üben sollte man sicher immer weiter machen, aber es sollte irgendwann nicht mehr um Lebensqualität und nicht mal mehr ums persönliche Überleben gehen. Zen ist ja nicht die Rettung vor irgendwas, sondern das Verschmelzen mit allem.

  • Was glaubst Du? :)


    Im Frühling nicht ständig an den Winter denken. Den Tag so annehmen, wie er kommt und trotzdem zu wissen, dass jeder Tag ein Geschenk ist. Irgendwann kommt kein neuer Tag mehr und es gibt nichts mehr, woran man sich klammern kann.

  • Wie sagte Dōgen? Es gibt eine Zeit zu leben und eine Zeit zu sterben.

    Wie hat er das gemeint?

    Uji - Sein-Zeit - Zeit und Sein sind eins. Leben hat seine Zeit und Sterben hat seine Zeit. Es gibt keine Zeit, die da allgemeingültig wäre. Zeit ist ebenso konkret, wie Leben. Unsere allgemeine Zeit ist ja ein Standard.


    Rolf Elberfeld hat über die Phänomenologie der Zeit im Buddhismus seine Habilitationsschrift verfasst.

    2004c_zeit_und_denken._dogens_bedeutung.pdf

    :zen:

  • Da sagt einer, Werden und Vergehen ist ein Naturgesetz. Da fragt ein Anderer, wie ist das gemeint.

    Da frage ich mich, ist dieser Andere ein Mensch oder warum fragt er als wäre er nicht von dieser Welt?

    Leben und Tod braucht man nicht hinterfragen, es passiert, so oder so, jeden Tag und jede Nacht.


    Wer an der Meditation nicht hängt, gut aber hängt er am Atem auch nicht?

  • sati-zen

    ich hab nachgefragt, weil ich aus der Kontemplation auch den 'mystischen Tod' als Begrifflichkeit kenne. Dogen hätte ja auch meinen können, dass man die ersten Lebensjahre einfach das Leben genießen und sich erst später um den Tod des Ich zu Lebzeiten kümmern soll.

  • Dogen hätte ja auch meinen können, dass man die ersten Lebensjahre einfach das Leben genießen und sich erst später um den Tod des Ich zu Lebzeiten kümmern soll.

    Wenn man das tatsächlich als Möglichkeit in Betrachtung ziehen möchte, sollte man es allerdings sorgfältig vermeiden, Dōgen zu lesen oder gar ensthaft zu studieren. Insbesondere das von Leonie erwähnte Uji und Shōji.

    Zitat

    Es ist falsch, zu meinen, man gehe vom shō (Leben, Geburt, Entstehen) zum shi (Tod, Sterben) über*. Entstehen (shō) ist ein Status zu einer Zeit und hat so bereits [sein] Vorher und Nachher. Darum heisst es in der Buddha-Lehre Entstehen (shō) ist zugleich Nicht-Entstehen (fu-shō). Metsu (Vergehen, Sterben) ist ebenfalls ein Status zu einer Zeit, und hat so auch [sein] Vorher und Nachher. Deswegen heißt es: Vergehen (metsu) ist zugleich Nicht-Vergehen (fu-metsu). Im Fall von Entstehen (shō) gibt es nichts als Entstehen (shō); im Fall von Vergehen (metsu) gibt es nichts als Vergehen (metsu). Darum lässt sich sagen: Kommt Entstehen (shō) auf einen zu, ist allein Entstehen (shō), kommt Vergehen (metsu) auf einen zu, gebe man sich dem Vergehen (metsu) hin. [Beides] ist nicht zu verabscheuen, [beides] nicht herbeizuwünschen.


    Dies Leben und Tod (shōji) ist Buddhas würdiges Leben. Wer es verabscheut und wegwerfen möchte, der wird Buddhas würdiges Leben bestimmt verlieren. Wer aber darin stehen und im Leben und Tod (shōji) verhaftet bleibt, auch der verliert Buddhas würdiges Leben und löscht Buddhas Gestalt aus. Erst wenn man [shōji] nicht verabscheut und sich nicht [mehr nach Nirvana] sehnt, ist man in Buddhas Herz. Miß nicht mit dem [eigenen] Herzen, sage nichts mit Worten.


    Wer sowohl seinen Leib als auch sein Herz losläßt und vergißt, sich in Buddhas Haus hineinwirft, von Buddha geführt wird und diesem immer folgt, der läßt Leben und Tod (shōji) los und wird Buddha, ohne Mühe anzuwenden und ohne sein Herz zu verschwenden. Wer sollte dann in seinem Herzen ins Stocken kommen?


    Es gibt einen sehr leichten Weg, Buddha zu werden: Nichts Böses tun, nicht an Leben und Tod (shōji) verhaftet bleiben, für alle Lebewesen herzinniges Mitempfinden haben, alle Oberen achten und mit allen Unteren mitempfinden, im Herzen nichts verabscheuen, im Herzen nichts wünschen, im Herzen unbekümmert und unbesorgt sein, dies heisst Buddha. Suche [ihn] nicht anderswo.


    * Wegen der inhaltlich bewußt eingesetzten Mehrdeutigkeit von shō und shi stehen zunächst die japanischen Worte und dann in Klammern die drei bzw. zwei Grundbedeutungen. Im folgenden steht dann nur noch ein deutsches Wort als Übersetzung, gefolgt von dem japanischen in Klammern.

    ** Hier steht nicht das sinojapanische Wort "Leben" shō, sondern das japanische inochi, dementsprechend das Wort Buddha nicht wie sonst butsu (sinojapanische Leseweise), sondern hotoke (japanische Leseweise) ausgesprochen werden sollte. Hotoke leitet sich von dem Verb hodokeru (sich-lösen) ab.


    Dōgen, Shōbōgenzō Shōji (Übersetzung Ryōsuke Ōhashi / Rolf Elberfeld)

    Zitat

    Sharishi ze sho hō kū sō

    fu shō fu metsu

    fu ku fu jō

    fu zō fu gen


    Shariputra, alle dharmas sind leere Erscheinung

    ohne Entstehen, ohne Vergehen

    ohne Befleckung, ohne Reinheit

    ohne Zunahme, ohne Abnahme


    (Maka Hannya Haramita Shin Gyo, Sutra vom Herzen der großen Prajñāpāramitā)


    _()_

    OM MONEY PAYME HUNG

  • gelebter Zen? Hab ich gerade in Übung. Dabei geht das Selbst davon aus das immer nur jetzt wirklich gelebt wird. Die Übung ist ganz auf das Empfinden des "Jetzt ist es so" und nie war oder wird es so sein wie jetzt. Alles findet Jetzt statt vieles mit Erinnerungen, Wahrgenommenem, Gefühltem, Gestaltetem, doch Körperliches ist im absoluten Jetzt Zeitlos, nie gewesen nie werdend. Wenn ein Schmerz empfunden wird und vergeht kann er nicht im Fühlen erzeugt werden. Die Erinnerung ist immer ohne echten Schmerz wie sich das anfühlt , ich habe nur noch Wahrgenommen, Gefühlt, Gestaltet, Erinnert, das Körperliche erinnern nur noch Wohl, Unwohl, weder Wohl noch Unwohl, als Erinnerung im Bewusstseinsuchlauf. Ich kann mich nur an den Schmerz erinnern wenn er wieder da ist. Das gilt für alle 6 Sinne die nur Bestandteil des Körperlichen sind, die anderen Teile der Khandha haben keine Sinne im Sinn von Verbindung zum Außen.


    Nicht tausendmal berührt, das sind Erinnerungen, immer nur ein Mal berührt und immer nur jetzt und immer neu, jetzt berührt. Wenn ich esse, dann esse ich, wenn ich höre, dann höre ich, wenn ich......

  • Wenn man das tatsächlich als Möglichkeit in Betrachtung ziehen möchte, sollte man es allerdings sorgfältig vermeiden, Dōgen zu lesen oder gar ensthaft zu studieren. Insbesondere das von Leonie erwähnte Uji und Shōji.

    ah, Danke für den netten Hinweis. Dann hab ich also Dogen-Leseverbot, cool.

  • Dann hab ich also Dogen-Leseverbot, cool.

    Auf formlosen Antrag hin stelle ich Dir gerne eine Ausnahmegenehmigung aus :). Nun - Du hast das ja als Konjunktiv formuliert. Wenn man dann beispielsweise in Dōgens populärstem Text (dem 'Zazen-Handbuch' Fukan Zazen Gi) liest:

    Zitat

    Da du bereits die entsprechenden Umstände für einen menschlichen Körper erreicht hast, vergeude deine Tage nicht. Wenn man sich jederzeit das angemessene Verhalten auf dem Weg des Erwachten vergegenwärtigt, wer kann dann nachlässig den Funken eines Feuersteins geniessen? Wahrlich, Form und Substanz sind wie Tau auf dem Gras und die Geschicke des Lebens wie der Blitz: in einem Augenblick sind sie geleert, in einem Moment verloren.

    - dann hat sich die genannte "Möglichkeit" sicher erledigt ...


    _()_

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Es ist egal was man liest, es ist stets der Geist eines Anderen was zum Ausdruck kommt.

    Leben bedeutet aber mit dem eigenen Geist kreativ/schöpferisch Dinge hervorbringen,

    auch wenn es scheitern sollte, immer noch besser im Prozess als den Geist eines Anderen zu kopieren.

    So hat Buddha eindeutig sinngemäß von Versuch und Irrtum gesprochen als Vorgang auf dem Weg

    aber ich weiß, man kann Buddha nicht als Rezept-Buch lesen im Gegensatz zu vielen Lehrern die

    nach ihm kamen und ihr Ego für alle Zeit etablieren wollten. Da gibt es viele Bücher in denen steht

    wie man es richtig machen soll. Für mich gilt das nur bedingt, ich will es selber heraus finden, denn

    die Lösung für mich das Leid im Dasein zu lindern, gibt es kein zweites Mal.

  • Es ist egal was man liest, es ist stets der Geist eines Anderen was zum Ausdruck kommt.

    Leben bedeutet aber mit dem eigenen Geist kreativ/schöpferisch Dinge hervorbringen,

    auch wenn es scheitern sollte, immer noch besser im Prozess als den Geist eines Anderen zu kopieren.

    Und woher weiß ich, dass der eigene Geist am "werkeln" ist und nicht kreativ als Geist eines Anderen unterwegs ist?

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti