Von Ursachen, Steinen, Gier, Hass und Nutella

  • Liebe(r) Aravind,


    ich verstehe, dass du mir recht gibst, aber 'Abwesenheit der äußere Ursache' nicht als kontinuierliche Abwesenheit verstanden wissen willst.

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • ok, kann sein, dass ich etwas nerve mit meinem nicht locker lassen von meiner Praxis.

    Aber es ist ja sehr schwierig zu verstehen, wie man eine Motivation und Ausrichtung auf die Zukunft haben kann, und gleichzeitig aus Furcht vor Anhaftung diese Motivation besser aufgibt? Oder wie meinst du das?

    Ja, Du nervst Rudolf, weil Du nicht zu verstehen scheinst, dass es keine Furcht, sondern eher eine entspanntere Herangehensweise ist. Du wirkst auf mich fixiert.

    Ich habe schon in der Berufsschule gelernt, mir ein hohes Ziel zu setzen, dies dann aber sozusagen der Entwicklung zu überlassen und mich auf das zu konzentrieren, was gerade zu tun ist. Diese Vorgehensweise hat mir mein hohes berufliches Ziel auf den Präsentierteller geliefert, denn im Hintergrund blieb ja immer bestehen, was ich wollte.


    Und so ist es auch mit der Befreiung aus buddhistischer Sicht. Ich wollte zu Anbeginn sofort Erleuchtung, hab dann gesehen, dass da ein Pfad, der zu begehen ist, und das Ziel loszulassen, um mich erstmal um meine Hindernisse zu "kümmern", hinzuschauen, wo ich hake und wo ich stehe. Ganz abgesehen vom Karma, ob es mir überhaupt möglich ist, das Ziel zu erreichen.


    Furcht vor Anhaftung besteht dabei nicht, genau so wenig wie ich denke bei Aravind, aber Unterscheidungsvermögen, sich nicht zu fixieren, sich nicht selbst festzunageln, sondern offen zu bleiben und zu lernen, zu lernen, zu lernen ...

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Gier, Hass und Verblendung aufzugeben beginnt man in dem Moment, in dem man von der Lehre hört und sie als nicht unbedeutend erkennt. Und danach jeden Tag.


    Das ist genau der Punkt, an dem wir uns nicht verstehen. Du willst meiner Unterscheidung in Prozess und Ziel nicht folgen. No worries.


    Der erste Satz könnte auch von mir sein. :)


    Der zweite Satz: aber das mache doch gerade ich: in Prozess (Weg oder Pfad) und Ziel unterscheiden. Meiner Minung nach hat das auch der Buddha getan.

    Da stimmen wir auch überein.

    Möglicherweise ist es falsch angekommen bei dir, dass ich sofort das Ziel will oder nur an das Ziel denke?

    :rainbow:

  • Ich wollte zu Anbeginn sofort Erleuchtung, hab dann gesehen, dass da ein Pfad, der zu begehen ist, und das Ziel loszulassen, um mich erstmal um meine Hindernisse zu "kümmern", hinzuschauen, wo ich hake und wo ich stehe. Ganz abgesehen vom Karma, ob es mir überhaupt möglich ist, das Ziel zu erreichen.


    1. Sofort Erleuchtung wollte ja noch nicht mal Buddha Sakyamuni. - Warst du am Afang im Zen-Buddhismus unterwegs?

    2. Das Ziel loslassen kann man m.E. nur wenn man es schon hat. - Die Ausrichtung auf das Ziel, also den Pfad, würde ich nicht loslassen wollen.

    3. Die eigenen Hindernisse zu erkennen ist ja Teil des Pfades, Teil der Praxis.

    4. Zum Zweifel, ob man das Ziel überhaupt erreichen kann, gibt es ein Gegenmittel: das Verständnis der Leerheit des Ichs. Ein sehr gutes intellektuelles Verständnis reicht aus: denn Leerheit des Ichs bedeutet, dass alles möglich ist: eben weil es keinen Kern, nichts Fixes, nichts Unveränderbares gibt, gar nichts, kein bisschen an dir in unveränderlich. Man muss dabei allerdings "den weiten Blick haben" (sagt mein Lehrer): nicht nur an dieses eine Leben denken, sondern noch an viele, viele andere Leben: jede Wiedergeburt in Samsara ist so wie ein neuer Tag in diesem Leben. Wenn wir mal einen schlechten Tag haben, wo kaum etwas gelingt, folgen andere bessere Tage.


    Vertrauen ist die Basis aller Praxis.

    :rainbow:

  • Möglicherweise ist es falsch angekommen bei dir, dass ich sofort das Ziel will oder nur an das Ziel denke?

    Wie Du praktizierst, spielt dabei keine Rolle.

    Vielleicht magst Du es einfach mal zur Kenntnis nehmen, dass es buddhistische Richtungen gibt, die solche Ziele komplett loslassen, um keine Energie in unnötige Anhaftungen zu stecken, und die einfach Schritt für Schritt den Pfad laufen. Macht den Weg auf dem Pfad deutlich entspannter. Aber natürlich nur, wenn man in der Lage ist, so viel Vertrauen auf den Prozess zu haben.


    Von meiner Seite ist alles gesagt.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • ich verstehe, dass du mir recht gibst, aber 'Abwesenheit der äußere Ursache' nicht als kontinuierliche Abwesenheit verstanden wissen willst.

    Das wäre eine sehr gewagte Auslegung meiner Worte! ;) Wo ich doch geschreiben habe: "Ich verstehe, dass Du das so empfindest, der Satz ist im Allgemeinen aber einfach nicht richtig."


    Zusammen mit der Bitte: "Wenn Du weiter diskutieren willst, wie wäre es mit einem konkreten Beispiel? "Die Welt" ist ja doch ein sehr weites Feld! ;)"


    Liebe Grüße,

    Aravind.


  • Liebe(r) Aravind,


    dass du mir recht gibst, erkenn ich in deinem Hinweis auf 'retreat'. Da du es in diesem Kontext akzeptierst, folgere ich, dass du die 'Abwesenheit der äußere Ursache' nicht als kontinuierliche Abwesenheit verstanden wissen willst.


    Ich finde das keine sehr gewagte Auslegung deiner Worte.


    Die Welt ist alles Weltliche, alles Konventionelle, alles was die äußere Welt einem beigebracht/gelehrt hat ist die Welt, in dem Sinne, dass die Welt umfasst, was man mit Worten ausdrücken kann und was man mit dem begrifflichen Denken begreifen kann. Als man geboren wurde, konnte man noch nicht reden und noch nicht in den Begriffen der Welt denken, das hat einem die Welt gelehrt, auf dass man ein Teil der Welt werde.

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Dem kann ich vollständig zustimmen - und so habe ich es auch gemeint.

    Und ja, ich war auch mal bei den Zennies, ist aber schon 30 Jahre her.

    _()_

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • dass du mir recht gibst, erkenn ich in deinem Hinweis auf 'retreat'. Da du es in diesem Kontext akzeptierst, folgere ich, dass du die 'Abwesenheit der äußere Ursache' nicht als kontinuierliche Abwesenheit verstanden wissen willst.


    Ich finde das keine sehr gewagte Auslegung deiner Worte.

    In Bezug darauf, gerne!

    Aravind.

  • Vielleicht magst Du es einfach mal zur Kenntnis nehmen, dass es buddhistische Richtungen gibt, die solche Ziele komplett loslassen, um keine Energie in unnötige Anhaftungen zu stecken, und die einfach Schritt für Schritt den Pfad laufen.


    Nur noch ein letztes: mir ist vollkommen bewusst, dass es Buddhisten gibt, die solche Ziele erst gar nicht haben und dann auch nicht loslassen müssen. Das sagte ich schon.

    Schriftlich zu diskutieren ist nicht einfach, aber wir können ja weiter üben...... :)

    :rainbow:

  • Buddhismus ist ein Konzept, um nicht das sein zu wollen, was man sein muss, ohne es zu wollen.

    Ursachen sind nur Steine in de Betrachtung von Gier/Notdurft.

  • Was auch immer Buddhismus für ein Konzept ist, so fehlt niemals das Konzept des Abhängigen Entstehens.

    Und da gibt es kein sein muss ohne es zu wollen.

    Das Wollen, das Verlangen, der Durst ist bei Lebewesen immer dabei beim Abhängigen Entstehen. Und auch das Wollen entsteht in Abhängigkeit.

    So wie die Unwissenheit in Abhängigkeit existiert . Und die Aufhebung der Unwissenheit.


    Ein Muss gibt es, wie ich gehört habe, nur bei Immanuel Kant: du musst wollen, weil du kannst. :)

    Oder habe ich das falsch verstanden?

    :rainbow:


  • Lieber Rudolf,


    du wirst aber doch sicher nicht das rechte Wollen in Abrede stellen wollen? Das wäre dann nicht rechtes Wollen.


    _()_

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)