„Seine Heiligkeit“ und „Eure Heiligkeit“

  • Hallo Lilli,

    herzlichen Dank für deinen Hinweis auf den ich nachfolgend gerne eingehen möchte.


    Mir ist die entstandene Dissonanz aufgefallen. Dafür gibt es eine -aus meiner Sicht- ganz einfache Erklärung. Ich rede die ganze Zeit allgemein vom Dalai Lama. Weder schrieb ich vom 14. Dalai Lama, noch von der Person Tenzin Gyatso.


    Die entstandene Dissonanz würde ich im Beitrag# 8 verorten. Bitte nachlesen:

    Hallo Fridolin,

    hier im Westen hat der Begriff "heilig" heutzutage einen unangenehmen Beigeschmack, abgehoben mit verdrehten Augen zum Himmel blickend :angel:.


    Aber im Grunde bedeutet heil nichts weiter als ganz, vollkommen, vollständig - und ist, wie schon oben beschrieben eine Ehrenbezeichnung für den Dalai Lama - aus meiner Sicht zu Recht.

    _()_

    Monika kann zur eigentlichen Sachfrage „nur“ beitragen (was keine Geringschätzung darstellt!) , dass es sich um eine „Ehrenbezeichnung“ handeln soll. Wir sind bei diesem Zeitpunkt noch nicht über weitergehende Informationen des Wikipedia-Eintrages hinaus. Meine Threadfrage gilt daher noch als unbeantwortet.

    Monikas Zusatz „aus meiner Sicht zu Recht“, deute ich als Werturteil bezogen auf den 14.! Dalai Lama. Da und in folgenden Kommentaren ist in meinen Augen der Ursprung der Dissonanz zu sehen.


    In Beitrag #12, eine Antwort an void gerichtet, weise ich ausdrücklich nochmal hin:

    Zitat

    Auch für dich nochmal der Hinweis: ein mongolischer Fürst (weltlicher Herrscher) verlieh diesen Ehrentitel. Ich bin mit meinen Überlegungen/Fragen zu Beginn der Zeitachse und noch lange nicht bei Richard Gere und heutigen „Fans“ des Dalai Lama.


    Schneelöwin und @SGM nehmen im weiteren Threadverlauf mit ihren Kommentaren und ihren sehr stark zum Ausdruck gebrachten Wertschätzungen ausschließlich bezug auf den 14. Dalai Lama. So ergibt sich, was, du CCC , ansprichst, und ich mit der wahrgenommenen Dissonanz bestätigt habe.


    Lirum Larum nehme ich hier in einer Sonderrolle wahr, da sie tibetisch Praktizierende ist und im 14. Dalai Lama ein sehr wertvolles spirituelles Oberhaupt ihrer Tradition sieht.

    Ihre besondere Rolle habe ich -meinem Empfinden nach- angemessen gewürdigt in Beitrag#41:

    (…)

    Meinen Respekt bekunden möchte ich Lirum Larum für ihren Beitrag der Selbstanalyse/Selbstoffenbarung

    _()_

    Vielleicht wäre es dem Threadverlauf zuträglicher gewesen, wenn ich von einer „Institution Dalai Lama“ geschrieben hätte?

    Aber vielleicht können wir das nun im weiteren Threadverlauf im Hinterkopf behalten?


    Ich formuliere die Threadfrage daher um:

    Aus welchem Selbstverständnis heraus, hält die „Institution Dalai Lama“ an der Formalie „Seine/Eure Heiligkeit“ fest?


    Und ich möchte nun darum bitten, dass nun ausschließlich der historische Bezug weiterdiskutiert werden soll!


    Bekundungen wie, der 14. Dalai Lama hat diesen oder jenen Extra-“Titel“ aus Respektbekundung verdient, haben mit der Threadfrage nichts zu tun.


    Nochmal an den Anfang: Ein mongolischer Fürst/weltlicher Herrscher verleiht den Titel im 16. Jahrhundert! Über den Wert eines solchen Titels lässt sich daraus noch wenig ableiten, oder? Dass der Titel auch erstmal „angenommen“ wird, dürfte der Tatsache, dass es da weltliche Herrscher gibt (Machtgefälle), geschuldet sein.

    Da ich mit der Geschichte Tibets/Mongolei nicht vertraut bin, kann ich nur sagen, dass das früheste Zeitfenster, ab dem über die weitere Verwendung des „Ehrentitels“ hätte entschieden werden können, das beendete Machtgefälle hätte sein können.


    Zur Beantwortung der Threadfrage könnte es hilfreich sein, wenn jemand dahingehend Wissen hätte. Also gab es in der „Institution Dalai Lama“ eine dokumentierte Phase der Reflexion, wie zukünftig mit dem „Ehrentitel“ eines weltlichen, noch dazu fremden (mongolisch) Herrschers, umgegangen werden soll?

  • Fridolin


    was @SGM unter "heilig" versteht kannst Du in ihrem Beitrag Nummer 9 nachlesen ;)

    Ich zitiere zuerst den Beitrag, damit keine erneuten Fehldeutungen auftreten.

    Beitrag #9 von @SGM lautet wie folgt:

    Zitat

    Im Wort ‚ Heilig‘ = heil, geheilt ❤️🙏

    Ich schließe mich der bereits gestellten Frage von Spock an: Wie erkenne ich als Außenstehender das „Geheilte“?

  • Schneelöwin und SGM nehmen im weiteren Threadverlauf mit ihren Kommentaren und ihren sehr stark zum Ausdruck gebrachten Wertschätzungen ausschließlich bezug auf den 14. Dalai Lama. So ergibt sich, was, du Lilli , ansprichst, und ich mit der wahrgenommenen Dissonanz bestätigt habe.


    Dir ist es auch sofort wichtig, die „Bescheidenheit“ zu betonen und wie viele andere Mitschreibenden scheint euch wichtig zu sein, dass man den Dalai Lama auf einen Sockel heben muss.

    Mittlerweile bekennt jemand im Thread, dass der DL für sie „ein Heiliger“ sei.


    Fridolin

    Wenn ich einen (1) einzigen Beitrag zum Verständnis der evtl. Form "seiner Heiligkeit" äußere und Dir eine Buchempfehlung weitergebe, empfindest Du dieses sofort als eine "sehr stark" zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung gegenüber dem jetzigen Dalai Lama?

    Die Wortbetitelung "stark" ist ja schon stark und dann noch die Steigerung sehr stark - bei einem einzigen Beitrag - zu assoziieren, dann brauche ich hier garnicht weiter reden. Weil das ist nun wirklich unsachlich, Fridolin.


    Zu Deiner Info - bis dato - sehe in den Dalai Lama in erster Linie als einen Menschen, welcher sich in der Welt um unseren Frieden bemüht. Mit dem Ausdruck "seiner/Eurer Heiligkeit" habe ich überhaupt garnichts am Hut.

    Und ich kann Dir versichern, es ist keine Wertschätzung von irgendeiner Person, die mich diesen Pfad gehen lässt, sondern ein bis dato unerschütterliches Vertrauen, welches sich durch Erfahrungen in den vielen Jahren im Herzen manifestiert hat.


    Liebe Grüße von Snow Lioness:)

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




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    • Offizieller Beitrag

    Hast du denn den Artikel , den ich gepostet hatte gelesen. Das werden ja sehr viele historische Zusammenhänge - und wie es zur Verquickung von weltlicher Macht und Religion gekommen ist?


    Zwischen Machtpolitik und unermesslichem Mitgefühl: Die Dalai Lamas


    In Tibet hatten sich Religion und Herrschaft sehr vermischt (noch ausführlicher in Michael von Brücks Buch "Religion und Politik im tibetischen Buddhismus") Eben weil die Verbindung zwischen Mongolen und Lamas die war, dass hohe Lamas als Lehrer der Kinder der Khans dienten gab es eine Verquickung. So wie sonst vielleicht ein Herrschergeschlecht in ein Lehensverhältnisse zum Khan einging, wurde der Dalai Lama und seine Klöster zum Gewährsmann.


    Einerseits bedeutete das eine gewisse Protektion, andererseits ist die Vermischung zwischen Religion und Macht problematisch. Aber Tibet war ja eben eine sehr rückständige Gegend wo die Hauptsorge die war, gegenüber den großen Machten unabhängig zu bleiben.


    In anderen Ländern hat sich eine stärkere Trennung zwischen Religion und weltlicher Macht herausgebildet.

  • Für alle die sich ernsthaft für die Reinkarnationslinie des Dalai Lama interessieren ,empfehle ich das Buch von Alexander Norman "das Geheime Leben der Dalai Lamas" (Lübbe Verlag)


    Dort kann man sehr viel über die irdischen Veflechtungen dieses sprituellen Herrschers nachlesen,der Respekt vor seiner natürlichen Autorität wird aber auch gewart.

    Ich empfinde diese Herangehensweise als sehr gesund.


    Den Begriff seine Heiligkeit mag ich persönlich nicht so gerne ,denn er erinnert mich zu sehr an die Anredeformel des Papstes.

    Letztlich finde ich die Anredeformel aber auch gar nicht so wichtig, wichtig finde ich die Offenheit gegenüber der Erfahrung eines verwirklichten Meisters, den gesunden menschlichen Respekt und natürlich die Fähigkeit sich irgendwo auch persönlich abgrenzen zu können.


    Sonst läuft man Gefahr immer nur weiter im sprituellen Rollercoaster hoch und runter zu fahren, je nachdem ob man nun gerade lieber aufwertet oder abwertet.


    _()_

  • Mein Beitrag war als Hilfe für Fridolin gemeint, da er mehrfach @SGM aufforderte Stellung zu beziehen was sie unter "heilig" versteht obwohl sie das bereits getan hat. Für mich macht die Diskussion keinen weiteren Sinn, da nicht jeder Praktizierende Chenrezig in den Dalai Lama sehen muss, aber kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hallöchen @Fridolin


    ... ich habe mich daran gemacht, meine Unterlagen zu durchwühlen, und habe meine vor etlichen Jahren zusammengetragene Arbeit wiedergefunden. Wenn Du Dich aufraffen kannst, sie durchzuackern, (ja, ich weiß, viel und anstrengend zu lesen :grinsen:), werden sich Deine Fragen, (so nehme ich an), beantworten: Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen. LG mkha'


    PS: Danke für Deine Rücksichtnahme, ... ich bin jedenfalls im Hellen nach Hause gekommeṇ ;))

    Das ist sehr gut. Also ist der Dalai Lama seit 2011 kein Regierungschef mehr und der Titel "Dalai Lama" drückt seitdem keinen weltlichen Machtanspruch aus, sondern ist nur mehr Ausdruck einer religiösen Kontinuität.

  • Hallo Spock,


    ich weiß nicht wie das mit der Anrede in seinem Umfeld gehandhabt wird. Wenn ich an ihn denke reicht mir aber sein Titel, nämlich der des Dalai Lama und sein Name, Tenzin Gyatso.


    _()_ Phönix

  • Wie erkenne ich als Außenstehender das „Geheilte“?

    Als erfahrene/r Praktizierende/r intuitiv. Als Unwissender nicht.

    _()_

    Kannst du das versuchen zu konkretisieren? Ich denke, es führt sonst zu Missverständnissen. Ich selber verstehe es allerdings auch nicht, bzw. ich kann mir darunter unendlich vieles vorstellen. Ist es dann der persönliche Bezug, zB. dass jemand besonders freundlich zu einem ist oder irgendwas-anderes oder...?

    Liebe Spock,

    ich weiß nicht, wie ich erkenne, wen ich als "geheilt" erfahre oder nicht. Ich meine, dass es darüber keine wirklichen Begriffe geben kann. Als Unwissende suche ich nach Merkmalen. Die können aber täuschen. Es gibt so viele Möglichkeiten, andere Menschen durch eingeübtes Verhalten zu täuschen. Deshalb sehe ich keinen Grund, einzelne Attribute aufzuzählen.


    Meine Erfahrung ist die, dass ich so etwas fühle, so wie jemand, der einen "guten Riecher" hat. Ich schaue, ich beobachte. Aber ich würde niemals sagen, so oder so hat ein Mensch zu sein, der diese Qualitäten erfüllt, weil ich mich da irren kann.

    Genau so wenig kann ich beweisen, dass mein Mann mich liebt. Aber ich weiß es. Wenn ich danach gehe, wie oft er mir in den 16 Jahren Rosen geschenkt hat, würde ich sagen: nein, er liebt mich nicht.


    Ich behaupte, keiner kann es wirklich wissen, es sei denn, er/sie hat die entsprechende Erfahrung und einen "guten Riecher".

    Letztendlich ist alles eine Frage des Vertrauens. Und wem oder auf was ich vertraue, ist individuell verschieden. Ein gläubiger Katholik wird niemals einem Dalai Lama vertrauen, der nicht an einen Schöpfer-Gott glaubt.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ergänzung: wenn ich die Suchfunktion des Forums benutze, dann finde ich Praktizierende, die über ihn schreiben aber fast immer nur "DL" ohne weitere Anrede. Meine implizite Frage ist, ob das "hier im Westen" bei den Praktizierenden wirklich so typisch ist oder ob es nicht primär Zeitungsartikel (usw.) betrifft.

    Witzigerweise habe ausgerechnet ich bei einem Beitrag S.H. Dalai Lama geschrieben, obwohl ich ihn überhaupt nicht als meinen persönlichen Lehrer betrachte. Aber ich respektiere ihn sehr.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • ...

    Aber kann man das bei anderen sehen, ob sie geheilt sind und woran macht man das fest, also an welchen Merkmalen oder an welchem Bezug oder...? Zumindest wenn man für sich sagt, dass jemand für einen selbst heilig ist. Also egal wer, ob eine Privatperson, Familienmitglied oder öffentliche Person. (Meine Frage ist nicht rhetorisch gemeint)


    Über die Arhats zB. habe ich gelesen (ich weiss nicht mehr wo), dass man die Stufe der Heiligkeit äusserlich nicht erkennen kann, zB. ob einer Einmalwiederkehrer oder Arhat ist.

    Das ist genau wie mit allen anderen Inhalten im Buddhismus. Man kann nur sagen: "Ich hab gelesen, dass...", "Lehrer XY hat gesagt...", allerhöchstens "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass..."


    Niemand kann wissen, wer ein Bodhisattva oder wer wie verwirklicht ist. Und nun? Was folgert man daraus?


    Ich für mich mache es so, dass ich mich mit der Person befasse. Ich höre Interviews, interessiere mich dafür, was die Person zu diesem oder jenem kontroversen Thema zu sagen hat. Außerdem besuche ich Veranstaltungen von der Person und kann dort checken, wie die Atmosphäre ist, welche Ausstrahlung die Person hat, was ich aus kleinen Gesten lesen kann und vor allem, wie die Person auf unvorhergesehene Fragen reagiert. Mit letzterem können Lehrer mich vor allem beeindrucken, wenn ich das Mitgefühl für JEDEN herausspüre.


    So kann ich zu dem eigenen Urteil kommen, was ich von dem Lama halte. Ob er berühmt ist oder was andere von ihm denken, ist mir nach so einer Prüfung relativ egal.

    Ich kenne einen sehr bescheidenen tibetischen Geshe, dessen Namen kennt kaum einer. Er ist auch noch nicht so alt, aber er ist ein spirituelles Schwergewicht, meiner Meinung nach. Viele, die ihn sogar kennen, sehen das nicht. Was ich schade finde.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


    Einmal editiert, zuletzt von Lirum Larum ()

  • Ich behaupte, keiner kann es wirklich wissen, es sei denn, er/sie hat die entsprechende Erfahrung und einen "guten Riecher".

    Letztendlich ist alles eine Frage des Vertrauens. Und wem oder auf was ich vertraue, ist individuell verschieden. Ein gläubiger Katholik wird niemals einem Dalai Lama vertrauen, der nicht an einen Schöpfer-Gott glaubt.

    _()_

    Oh, ich kenne durchaus viele Katholiken, die den Dalai Lama mögen. (Vor dem heutigen Papst gab es sogar die Aussage von Katholiken, das es aber auch nicht viel bedarf, um vertrauenswürdiger zu sein als der Papst) Und ich kenne auch viele Buddhisten, die ihn nicht für vertrauenswürdig halten.
    Letztens hatte ich sogar die Diskussion mit einem Nichtbuddhisten, der sich durchaus für den Buddhismus interessiert, aber eben so gar nichts mit dem Dalai Lama anfangen konnte (er sagte so was wie, daß er kaum einen Menschen kenne, der ihm unsympathischer sei), und glaubte
    daß er dann kein Buddhist sein könnte.

    Ansonsten ist das mit dem Riecher so eine Sache. Es haben ja auch viele Leute Sogyal Lankar für vertrauenswürdig gehalten. (Um nur ein Beispiel von vielen zu nennen. Möge er in Frieden ruhn.)

    Eine andere Frage, inwieweit solche Ausdrücke wie "seine Heiligkeit" wirklich so sein müssen. Ich denke, die meisten so titulierten könnten auch ohne solche Bezeichnungen gut leben könnten. Ich denke ja auch nicht, das jemand wie Drikung Chetsang zu seiner Zeit, als er bei Mc Donalds gejobbt hat, sich als seine Heiligkeit hat anreden lassen. (Die anderen Schulen kommen ja auch ohne solche Titel aus). Zumal bei Seine Heiligkeit eben immer eine Parallele zum Papst mitschwingt, die nicht alle als positiv erachten. Auch machen solche Begriffe den Abstand zwischen mir und dem jenigen noch größer. Obwohl ich das beim persönlichen Gespräch zum Beispiel mit Drikung Chetsang nicht hatte. Das war eher so, als würde man mit einem Freund reden. Es braucht es IMHO eben nicht. Letzteres finde ich sogar oft günstiger. (Und meines Wissens wird das (gewählte) Oberhaupt der Gelugs eben auch nicht als seine Heiligkeit angeredet, daran kann man sehn, daß es auch ohne gut geht). Und es scheinen mir eher westliche Erfindungen zu sein.

  • Ihr Lieben,


    die Anfangsfrage lautete:

    ich denke das die Frage und die darauf folgenden Antworten noch viel mehr beinhalten könnte, als das, um was die Diskussion im schriftlichen geht.


    Doch dann gibt es noch etwas anderes, was mir dazu eingefallen ist: so wie ich es weiß, gibt es im tib. Buddhismus 3 Möglichkeiten einen Titel zu bekommen. Ein Weg davon und das ist der edelste meiner Meinung nach, ist das Jahrelange Lernen, Selbststudium und Disziplin mit anschließender Prüfung. Ein von mir sehr geachteter Lehrer sagte in etwa dazu, das wir nicht jemanden nur aufgrund seines Titels ehren und achten sollten, das fördert leider schlechte Tendenzen. (Das sehen wir wohl gerade aktuell auch immer wieder, auch im Buddhismus, meine Anmerkung). Sondern wir sollen selber prüfen und schauen, Wodurch und Wie derjenige den Titel bekommen hat.

    Und wenn wir so uns den Lehrer oder die Person ansehen und sehen, das es durch ehrliches Lernen und Bemühen zu dem Titel kam, durch sein tadelloses ethisches Benehmen, dann spricht doch wirklich nichts dagegen dieser Person die Achtung und Respekt durch eine solche Anrede zum Ausdruck zu bringen. Ev. könnte man das mit einem Prof. / Dr. der Mathematik oder ähnliches vergleichen ;)


    Zusammenfassend möchte ich sagen, das wir zu oft jemanden in den Himmel loben, nur weil es alle tun, zu oft einfach hinterher rennen, weil es alle tun. Zu oft irgendwelche Huldigungen vollführen, weil es alle tun. Nein wir müssen selber prüfen und uns selbst ein Urteil bilden. Tun wir das, kann das Gefühl von Überlegenheit von manchen Personen uns gegenüber dann weniger entstehen, löst sich die Ohnmacht darüber ev. besser auf.


    Ich danke Dir Florian für Deine Frage und allen für die interessanten Antworten. Schönen Abend


    D. :)

  • Und es scheinen mir eher westliche Erfindungen zu sein.

    Genau so ist es. Für "Heiligkeit" bzw. "heilig" gibt es schlicht keinen adäquaten buddhistischen Ausdruck, was nicht verwundern sollte, da der Begriff 'heilig' bzw. 'holy' (ahd. 'heilag', von Germanisch *heilaga - seit dem frühen Mittelalter zur Übersetzung von Lat. 'sanctus' verwendet) untrennbar mit christlichen Ideen verknüpft ist. Am naheliegendsten scheint mir, dass diese Titulatur eine Schöpfung der europäischen Diplomatiesprache ist. Vermutlich erstmals in englischer Form gebraucht, in Verhandlungen der englischen Kolonialherren Indiens mit dem 13. Dalai Lama. Und zwar in Analogie zur offziellen, im diplomatischen Verkehr üblichen Anrede des Papstes von Rom als Oberhaupt einer religiösen Gruppierung und gleichzeitig weltlicher Herrscher (Vatikanstaat). Anders gesagt: das ist Hofschranzenjargon. Seitens der tibetischen Regierung und später natürlich auch der Exilregierung (und in Folge von westlichen Verehrern) wegen des damit verbundenen Status bereitwillig aufgenommen, und natürlich auch von Anderen, die sich (oder ihren jeweiligen Chef) nicht weniger bedeutend wähnten. Während die traditionelle Anrede des Dalai Lama (wie von @mkha' richtig dargestellt) ein schlichtes 'Kundün' ist.


    Eine Anmerkung noch zu Bodhidharmas "nichts von heilig" (無聖 - wusheng / mushō): 聖 ist in buddhistischem Kontext die gebräuchliche Übersetzung für Skrt.

    Zitat

    ===> ārya [ Arya ]1[ 'Arya ] m. (fr. [ ary'a ], √ [ R ]), a respectable or honourable or faithful man, an inhabitant of Āryāvarta (1) one who is faithful to the religion of his country (2) N. of the race which immigrated from Central Asia into Āryāvarta (opposed to [ an-Arya ], [ dasyu ], [ dAsa ]) (3) in later times N. of the first three castes (opposed to [ zUdra ]) cf. RV. cf. AV. cf. VS. cf. MBh. cf. Yājñ. cf. Pañcat. &c. (4) a man highly esteemed, a respectable, honourable man cf. Pañcat. cf. Śak. &c. (5) a master, an owner cf. L. (6) a friend cf. L. (7) a Vaiśya cf. L. (8) Buddha (9) (with Buddhists [ Pāli [ ayyo ], or [ ariyo ] ]) a man who has thought on the four chief truths of Buddhism (next col.) and lives accordingly, a Buddhist priest (10) a son of Manu Sāvarṇa cf. Hariv. (11) (mf ([ A ] and [ 'ArI ]) n.) Āryan, favourable to the Āryan people cf. RV. &c. (12) behaving like an Āryan, worthy of one, honourable, respectable, noble cf. R. cf. Mn. cf. Śak. &c. (13) of a good family (14) excellent (15) wise (16) suitable (17) ([ A ]), f. a name of Pārvatī cf. Hariv. (18) a kind of metre of two lines (each line consisting of seven and a half feet (19) each foot containing four instants, except the sixth of the second line, which contains only one, and is therefore a single short syllable (20) hence there are thirty instants in the first line and twenty-seven in the second) ; [ cf. Old Germ. [ ^era ] ; Mod. Germ. [ Ehre ] ; Irish [ Erin ]. ]

    (Quelle: Monier-Williams Sanskrit-English Dictionary)

    - was man wiederum unter Beachtung der gemeinsamen etymologischen Wurzeln mE am besten ins Deutsche mit "ehrwürdig" übersetzt statt mit "heilig". Bodhidharma (oder der unbekannte Autor dieser Geschichte) hatte allerdings wohl einen älteren, vorbuddhistischen Gebrauch von 聖 im Sinn oder spielte zumindest deutlich darauf an: da wurde dieser Begriff nicht nur gebraucht, um weise Lehrer (wie etwa Konfuzius), sondern vor allem weise weltliche Herrscher (insbesondere Kaiser) zu charakterisieren. Eine nicht unwichtige Pointe dieser schönen Geschichte ist, dass Kaiser Wu von dieser Respektlosigkeit so verblüfft war, dass er es verpasste, Bodhidharma dafür hinzurichten.


    _()_

    OM MONEY PAYME HUNG

  • @mkha'


    Impliziert der Begriff "Kundün" auch die Sichtweise vieler Tibeter, den 14. Dalai Lama als "Emanation" von Chenrezig zu sehen?

    Bezieht sich diese Sichtweise eigentlich auch auf alle anderen Dalai Lamas oder ausschließlich auf den 14. Dalai Lama?

  • Hast du denn den Artikel , den ich gepostet hatte gelesen. Das werden ja sehr viele historische Zusammenhänge - und wie es zur Verquickung von weltlicher Macht und Religion gekommen ist?


    Zwischen Machtpolitik und unermesslichem Mitgefühl: Die Dalai Lamas

    Ich möchte das Threadthema zu Ende bringen und hätte dafür auch gerne versöhnliche Worte finden wollen. Doch die geschichtlichen Fakten und Umstände sind nun mal wie sie sind. Sowohl der von void verlinkte Artikel als auch mkha‘ s Artikel (dieser setzt historisch noch früher an) sind sehr informativ und lesenswert - wer die Fakten noch nicht kennt, bitte nachholen ;)

    Hallöchen @Fridolin


    ... ich habe mich daran gemacht, meine Unterlagen zu durchwühlen, und habe meine vor etlichen Jahren zusammengetragene Arbeit wiedergefunden. Wenn Du Dich aufraffen kannst, sie durchzuackern, (ja, ich weiß, viel und anstrengend zu lesen :grinsen:), werden sich Deine Fragen, (so nehme ich an), beantworten: Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen. LG mkha'

    Euch beiden ein Dankeschön für die Informationen. :like: Meine Frage wurde dadurch beantwortet.


    Angesichts der entstandenen Dissonanzen während des Threads und aus Rücksichtnahme auf die „Verehrerinnen“ des 14. Dalai Lama, möchte ich auf ein öffentliches Fazit verzichten.

  • Angesichts der entstandenen Dissonanzen während des Threads und aus Rücksichtnahme auf die „Verehrerinnen“ des 14. Dalai Lama, möchte ich auf ein öffentliches Fazit verzichten.

    Es gibt durchaus auch männliche "Verehrer". :nosee:

  • Es gibt durchaus auch männliche "Verehrer". :nosee:

    Das möchte ich auch nicht in Abrede stellen, lieber Sherab.

    Es ging mir aber ausschließlich um die entstandenen Dissonanzen in Zusammenhang mit den „Verehrerinnen“.