Sakrileg im Buddhismus (am Beispiel eines Weihnachtsgeschenks)

  • Hallo zusammen!


    Was meint Ihr: Gibt es für Euch so etwas wie ein Sakrileg im Buddhismus?


    (Also eine Art "Verstoß gegen Heiliges" bzw. Pietätlosigkeit.)


    Aktueller Anlass: Eines dieser fragwürdigen und nutzlosen Weihnachtsgeschenke, die maximal gut gemeint sind. In diesem Fall ein Buddha-Kopf, der als Türstopper gedacht und entsprechend präpariert ist. (Mit einer Schnur durch den Schädel zum Hochziehen.)


    Ich überlege gerade, der Bekannten, die mir das geschenkt hat, das Ding zurückzugeben. Man muss ja nicht jedes Geschenk annehmen.


    Dachte an einen scherzhaften Kommentar: "Vorsicht! Wenn du den Buddha als Türstopper benutzt, wirst du als XY wiedergeboren!"


    (Als was wiedergeboren? Habt Ihr einen Vorschlag? :lol:)


    Erholsame Feiertage Euch allen!

  • Tjaja, damit muss man rechnen, wenn man beschenkt wird.

    Ich würde nichts mehr dazu sagen; aber anregen - fürs nächste Jahr/Mal - das gegenseitige Schenken abzustellen.


    Liebe Grüße von Schneelöwin

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Ich würde keine Buddha-Statue aufstellen, die in irgendeiner Weise unwürdig ist. Das hat für mich was mit Respekt zu tun.

    Andererseits bete ich diese Statuen allerdings auch nicht an. Genau so wenig wie ich mir den "Gekreuzigten" ins Haus hängen würde.

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Man könnte die betreffende Person aufklären, auf eine freundliche Weise.

    Historisch gesehen gibt es kein Bild, keine Statue von Buddha.

    In Asien verbeugen wir uns vor den Statuen, aber eigentlich nur aus Dankbarkeit und Respekt.

    Wichtig ist nur dass das Herz nicht an solchen Dingen hängt und unter solchen Sachen leidet.

    Alles Gute!

  • Heiligkeit und Unheiligkeit sind für mich Ignoranz und Verblendung. So sind wir es, die etwas Wert oder Heiligkeit zuschreiben und anderes damit abwerten

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

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  • Vielen Dank für Eure Antworten!


    Ja klar, ich werde die Person auf freundliche Weise aufklären.

    Doch über was eigentlich?

    Dass es "respektlos" ist, den Buddha als Türstopper zu benutzen?


    Was bedeutet "respektlos" in diesem Fall?

    Dem Buddha ist es ja ganz gleich: Erstens ist er tot, zweitens ist es nicht sein Abbild und drittens wollte der historische Buddha (soweit man weiß) ohnehin keinen Personenkult.

    Man kann den Buddha also gar nicht beleidigen oder ihm gegenüber respektlos sein.


    Warum fühlt es sich aber trotzdem irgendwie so an?


    Geht es Euch nicht auch so, dass die Vorstellung, einen Buddha-Kopf als Türstopper zu verwenden, eine merkwürdige emotionale Reaktion auslöst?

    So etwas wie "Herabwürdigung von etwas Heiligem".

    Obwohl ja - rational betrachtet - der Buddha und seine Lehre überhaupt nicht beleidigt oder herabgewürdigt werden kann und KAL da recht hat: Es sind unsere Vorstellungen und vermutlich Verblendung. Trotzdem ist es da und kann achtsam betrachtet werden.


    Für mich ist das insofern spannend, als ich die Verehrung von Buddha-Statuen stets kritisch gesehen und auch nicht gedacht habe, dieses Gefühl von "Sakrileg" empfinden zu können. Sehr interessant. Den Türstopper sollte ich vielleicht als Kontemplations-Objekt nutzen. :)

  • Ich empfinde manches eher als kitschig, aber herabwürdigend würde ich es nicht bezeichnen (ähnliches hatten wir im Klobrillen-Thread) ich würde die Reaktion eher beobachten, vlt steckt eine Identifikation mit einem Label/Dogma dahinter und das Ego fühlt sich gekränkt o.Ä. ?? Buddha ist überall und nirgends, sogar im Morgenstuhl... es sind nur unsere Ideen und Anhaftung die genau dieses Dukkha auslöst

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  • Mir würde es ähnlich mit den Gedanken gehen - wie Frieden und Freude - es ist unschön, wenn ein Buddha ständig die Tür vor den Kopf geknallt bekommt, ja einfach respektlos.

    Es gibt aber Menschen, die machen sich keinen Kopf um so etwas und meinen etwas Tolles zu verschenken.

    Entweder man klärt sie so freundlich wie möglich auf und hat Glück, dass sie es gut weg stecken, dass das Geschenk nicht angekommen ist oder man schweigt halt.

    Bei mir selbst würde ich das Problem eher nicht suchen8) :star:

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

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    Einmal editiert, zuletzt von Schneelöwin () aus folgendem Grund: Fehlerkorrektur

  • es ist unschön, wenn ein Buddha ständig die Tür vor den Kopf geknallt bekommt, ja einfach respektlos.

    Ja genau, diese Vorstellung hat bei mir das entsprechende Gefühl ausgelöst.

    Also nicht etwa "So ein Kitsch", was es natürlich zusätzlich ebenfalls ist, sondern dieses "Das ist respektlos".


    (Und da man dem Buddha gegenüber gar nicht respektlos sein kann, verbirgt sich dahinter anscheinend eine mir bislang unbewusste Vorstellung von "Heiligkeit".)


    Wobei ich im Moment eher dankbar bin für diesen (von der Schenkenden unbeabsichtigten) Denkanstoß.

    Denn mir wäre es sonst gar nicht aufgefallen, dass ich so eine Vorstellung habe.

  • Wenn man Leerheit kontempliert, so stellt man fest, daß nirgendwo in keinem Ding eine inhärente Existenz ist. Also kann in diesem Plastik nichts Heiliges sein oder sonst irgendwas was den Buddha stören würde.

    Trotzdem wird das bei Buddha Statuen oder sonstigen außer Acht gelassen. Auch besonders in meiner Tradition wo schon Texte nicht auf den Boden gelegt werden sollen.

    Einfach eine Sache des Respekts oder der Dankbarkeit.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Was den Respekt angeht, würde ich überhaupt keinen Kopf als Türstopper aufstellen, auch keinen Dackel zum Dreck abtreten usw. - insofern hat das für mich nicht mit Heiligenverehrung zu tun, sondern ich finde es einfach geschmacklos.

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Anhaften und Respekt sind zwei unterschiedliche Sachen, auch wenn das Eine schnell in das Andere übergeht. Mein Meister meinte immer, dass der Umgang mit unserer Umwelt unsere inner Haltung widerspiegelt. Lass ich Lehrtexte am Boden liegen, wo sie von anderen zertrampelt werden, dann sind sie wohl nicht wichtig für mich. Das heißt jetzt nicht, dass mein Leben endet, wenn ich diese Lehrtexte nicht mehr habe, aber dennoch können sie von Wert für mich (und andere sein). Nicht Anhaften bedeutet für mich nicht, dass ich etwas nicht mögen, respektieren, hoch halten soll, sondern, dass obwohl ich etwas respektiere (o.ä.) ich mir immer der Vergänglichkeit bewusst sein sollte und ich mich nicht komplett auf vergänglichem Stützen sollte (mein Leben ist eben nicht von ein paar Blatt Papier abhängig).

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  • Was ich sagen wollte ist, das sich dieses Thema mit der Leerheit schneidet. Wie kann ich ein Objekt als Heilig betrachten, wenn doch gelehrt wird das nichts inhärent existiert.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Das widerspricht sich nicht. Denn Heilig ist es erst, wenn du einem Gegenstand einen heiligen Wert beimisst. Die Frage ist, was das heilig für dich genau bedeutet. Für mich ist ein Kreuz nur ein Kreuz, für einen Christen ist es vielleicht mehr. Das ist menschen-geschaffen und nicht von Natur aus gegeben. Und genau da ist der Knackpunkt: unterschiedliche Menschen haben einen unterschiedlichen Kontext - das muss man beim Miteinander beachten.

    _()_

  • Um also wieder auf die Ursprüngliche Frage zurück zu kommen:

    Ist der Buddha-Kopf für den Schenkenden etwas, dass man respektiert, dass einen gewissen Wert mit sich bringt?

    _()_

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Was meint Ihr: Gibt es für Euch so etwas wie ein Sakrileg im Buddhismus?

    In vielen Religionen ist es so dass ein Sakrileg deswegen ein Problem ist, weil die Götter darüber erzürnt sind, wenn sie veräppelt werden. Ein Sakrileg in diesem Sinne gibt es im Buddhismus nicht.


    Aber um Buddha, Dharma und Sangha zu vertrauen wird häufig die Wertschätzung von allem, was mit diesem zusammen hängt als wichtig gesehen. Wobei es die Frage ist, ob es dein Vertrauen in Buddha untergräbt, wenn du einen Buddha Türstopper besitzt. Du brauchst ihn ja nicht benutzten.

  • Stimmt: Üblicherweise wird in Religionen unterstellt, dass eine Gottheit durch ein Sakrileg verärgert wird. Das entfällt im Buddhismus.


    Dennoch scheinen die emotionalen Reaktionen ähnlich zu sein.


    Ein Gedankenexperiment:

    Stellt Euch vor, jemand würde in Euer Praxiszentrum (oder Tempel oder Meditationsraum) einbrechen und dort Unrat über die Buddha-Statue (oder wichtige Lehrtexte) auskippen.

    Was wären dann die Gefühle?

    Eure Gefühle und die der anderen Praktizierenden?


    Vermutlich doch genau die einem "Sakrileg" entsprechenden Gefühle: dass etwas "Heiliges" herabgewürdigt wurde.


    Ich nehme an, das sind ganz archaische und gewissermaßen natürliche Gefühlsreaktionen.


    Einen möglichen Umgang damit hat kal schon beschrieben: Sich bewusst machen, dass diese Vorstellung von Heiligkeit bedingt entstandene "Verblendung" ist.


    Ich gehe es ein wenig anders an: Das Gefühl als solches freundlich wahrnehmen, ohne es abzuwerten und auch ohne es gleich "Verblendung" zu nennen.

    Es ist halt eine bedingt entstandene Vorstellung unter vielen.


    Damit möchte ich sagen: Man muss weder diesem "Sakrileg-Gefühl" nachgeben noch es ablehnen bzw gleich loswerden wollen.


    ......


    Dass bei der Schenkenden eine Absicht bestand, ein "Sakrileg" zu begehen, glaube ich nicht.

    (Ich werde aber in Kürze interessiert nachfragen. 😀)


    Die einzige praktische Frage: Was tun mit dem Ding?

    Wegwerfen? Fühlt sich nicht gut an.

    Als Türstopper nutzen? Nein.

    Mein restliches Leben als Ballast aufbewahren? Nee.


    Also entweder dient es jetzt zur Erinnerung an die heutige Diskussion oder ich gebe es zurück (mit freundlichem und aufklärendem Kommentar). :)

  • Mein restliches Leben als Ballast aufbewahren? Nee.


    Also entweder dient es jetzt zur Erinnerung an die heutige Diskussion oder ich gebe es zurück (mit freundlichem und aufklärendem Kommentar). :)

    Du kannst ihn ja noch nicht einmal weiter verschenken; auch entsorgen finde ich problematisch.

    Tja, dann wohl doch zurückgeben oder vielleicht gibt es hier ja Interessenten - einer der "coolen" Zennies :D:|

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Das mußt du schon selbst herausfinden. :)


    Liebe Grüße

  • Dass bei der Schenkenden eine Absicht bestand, ein "Sakrileg" zu begehen, glaube ich nicht.

    (Ich werde aber in Kürze interessiert nachfragen. 😀)


    Ich denke du interpretierst da zuviel hinein. Ohne dich oder deine Bekannte zu kennen, würde ich darauf tippen, dass sie es freundlich gemeint hat und einfach denkt, dass du dich als Buddhist über sowas freust.


    Also entweder dient es jetzt zur Erinnerung an die heutige Diskussion oder ich gebe es zurück (mit freundlichem und aufklärendem Kommentar). :)


    Zurückgeben würd ich ihn ihr nicht (es sei denn, man kann ihn noch umtauschen). Vermutlich begehst du damit ein größeres "Sakrileg" als die Schenkende, wenn du an ihrem Geschenk herumkritisierst (und ihr eventuell auch noch schlechte Absichten unterstellst). Eigentlich ist sie doch sogar ziemlich mitfühlend, dass sie dir extra was Buddhistisches schenkt und nicht einfach irgendeinen Weihnachtsengel.


    Ich würde dann lieber kurz vorm nächsten Weihnachten mit ihr ein "Dhamma-Gespräch" führen und dabei anklingen lassen, dass sich viele Buddhisten über Räucherstäbchen oder Yogi-Tee als Weihnachtsgeschenk freuen.


    Die einzige praktische Frage: Was tun mit dem Ding?

    Wegwerfen? Fühlt sich nicht gut an.

    Als Türstopper nutzen? Nein.

    Mein restliches Leben als Ballast aufbewahren? Nee.


    Wenn ich einen Türstopper bräuchte, dann würde ich mich darüber sogar freuen.


    Falls du dazu neigst, die Tür gegen die Wand zu schlagen, dann könntest du ihn ja als Quasi-Türstopper benutzen, aber immer darauf achten, ihn nicht mit der Tür zu berühren und so mehr Achtsamkeit im Umgang mit der Tür erlernen.:)

    Wenn du ihn loswerden willst, dann bring ihn doch zu einer Tausch- oder Verschenkkiste, es gibt mit Sicherheit Leute, die sich darüber freuen. Oder falls es bei dir keine solche Kisten gibt, dann stellst du ihn einfach mit einem Schild "zu verschenken" an die Straße (möglichst wenns nicht regnet), dann dürfte er auch recht schnell weg sein.

  • Wenn man ganz viel Pech hat und nichts sagt, dann gibt es als nächstes Geschenk eine Fliegenklatsche mit einem Buddha drauf:shock:

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Wenn man ganz viel Pech hat und nichts sagt, dann gibt es als nächstes Geschenk eine Fliegenklatsche mit einem Buddha drauf:shock:

    Fände ich übrigens besser, als eine Fliegenklatsche ohne Buddha drauf. Dann überlegt man vielleicht nochmal, ob man die Fliege tötet oder leben lässt.