Hope Frozen

  • Hallo zusammen,


    ich habe gestern Abend in "Aspekte" einen Beitrag gesehen der mich irgendwie beschäftigt. Es geht um die rund ersten sechs Minuten der aktuellen Sendung vom 22.05.2020:


    aspekte - Die Kultursendung im ZDF - ZDFmediathek


    Eine absolut tragische Geschichte. Aber die Art und Weise wie die Hinterbliebenen damit umgehen finde ich auch schockierend. Und gerade als ich dachte "Klassischer Fall von dukkha, hier kommt man nur mit dem dhamma weiter", erfahre ich, dass sich die Eltern als streng gläubige Buddhisten definieren.


    Irgendwie lässt das in mir die Frage zurück, ob der Buddhismus in Asien für die große Massen der Laien noch irgendeinen praktischen Wert hat, oder ob es da wirklich nur noch um Reinkarnationsvorsorge als Dienstleistung geht. Eine extrem deprimierende Vorstellung, aber was da versucht wird steht doch eindeutig konträr zu allem was der Buddhismus lehrt.


    Wie seht Ihr das?

  • Für mich ist das Zeichen einer inneren Gefühlswelt, die mit Trauer und Abschied nehmen überfordert ist, und sich so eine Vorstellung von Liebe / Mitgefühl entwickelt hat, die dann auch den Geist vernebelt.


    Das ist so das Erste, was mir dazu einfällt.


  • Danke fürs Posten, Arthur. Das ist natürlich schon überraschend, dass besonders Buddhisten so etwas tun.


    Irgendwie lässt das in mir die Frage zurück, ob der Buddhismus in Asien für die große Massen der Laien noch irgendeinen praktischen Wert hat, oder ob es da wirklich nur noch um Reinkarnationsvorsorge als Dienstleistung geht.


    Hmm... einerseits darf man das sicher fragen, andererseits ist es wohl auch etwas heikel, wenn wir von unserer Situation aus so konkret über die Praxis anderer nachdenken. Ich versteh schon, warum man es als Verwässerung sehen kann, wie dort insbesondere, aber keinesfalls nur von den Laien praktiziert wird, aber würde trotzdem dafür plädieren, mit Urteilen zurückhaltend zu sein. Was wissen wir schon, was für andere Leute das richtige ist?


    Andererseits ja, das ist woh lschon recht weit weg von "klassischen" Lesarten des Buddhismus.

    die Art und Weise wie die Hinterbliebenen damit umgehen finde ich auch schockierend

    Weiß nicht.. auf den ersten Blick dachte ich mir auch, der Spruch der Regisseuring "die Hoffnung ist ihre Art, zu trauern" ist schräg. Aber mit etwas Abstand: es ist doch typisch für einen Trauerprozess, dass man durch solche Stadien geht. Die klassisch genannten sind ja Verleugnung, Zorn, Verhandeln, Niedergeschlagenheitund Akzeptanz. Insofern ist die Reaktion wohl nicht untypisch für den ersten Schritt. Wäre natürlich interessant, zu sehen, wie es dann ausgegangen ist - es wurde ja ein Happy End angedeutet. Leider ist der Film nicnt mehr zugänglich.


    Fand es auch interessant, dass gesagt wurde, "Gläubige Buddhisten glauben, dass ihre (des Mädchens) Seele in dem Körper gefangen ist". Interessante Sache...


    Wobei, wenn wir dabei sind - es ist schon nicht komplett ausgeschlossen, dass in den nächsten Jahrzehnten lebensverlängernde Maßnahmen, wie wir sie noch nicht kannten, technisch möglich werden. Was das für Konzequenzen hat, ist noch gar nicht abzusehen.

  • Hallo Arthur,

    ich finde das schockierend und ernüchternd zugleich. Wird diese Unwahrheit über den Tod und Buddhas Lehre doch "in die Welt getragen". Aber eigentlich wundert mich nichts mehr.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

    • Offizieller Beitrag
    KISAGOTAMI stammte aus einer armen Familie, aber der Sohn einer wohlhabenden Familie verliebte sich in sie und nahm sie zur Frau. Aufgrund ihrer Herkunft behandelten die Schwiegereltern sie unfreundlich, aber als sie einen Sohn gebar, respektierten sie ihre Schwiegertochter schließlich doch. Als das Kind so alt war, dass es laufen lernte, starb es, und Kisagomati wurde irre vor Trauer. Sie trug das tote Kind von Haus zu Haus und bettelte um Medizin, um es gesund zu machen, und alle schickten sie fort mit den Worten: „Das Kind ist tot. Hier kann keine Medizin mehr helfen.“ Schließlich riet ihr ein freundlicher Mann, den Buddha aufzusuchen. Der Buddha sagte: „Wenn du mir einen Senfsamen aus einem Haus bringst, in dem noch niemand gestorben ist, dann gebe ich dir eine Medizin, um dein Kind wieder zum Leben zu erwecken.“ Mit neuer Hoffnung machte sich Kisagotami auf den Weg, den Senfsamen zu besorgen, aber in jedem Haus erfuhr sie, dass hier jemand gestorben war. Also kehrte sie, ihr totes Kind noch immer in den Armen, zum Buddha zurück. „Bringst du mir einen Senfsamen?“, fragte er sie. „Ich dachte, der Tod widerfahre nur meinem kleinen Sohn, aber jetzt verstehe ich, dass er jedem Lebewesen widerfährt. Unbeständigkeit ist ein universelles Gesetz.“ Sie begrub ihr Kind im Wald und kehrte zum Buddha zurück, um die Ordination zu empfangen.

    Die Worte "Sie trug das tote Kind von Haus zu Haus und bettelte um Medizin, um es gesund zu machen" trifft die Situation der Familie, die auf die Kryo-medizin setzt.

  • Und was machte Buddha in dem Fall?

    in einem sagt er einfach: Alles was wir wirklich lieben wird uns Leid erzeugen.

    im anderen: Gehe in die Stadt, klopfe an jede Tür, frage nach ob der Tod schon in diesem Haus war. Wenn Du ein Haus findest in dem der Tod noch nicht war werde ich dein Kind wieder zum Leben erwecken.


    Da ist Jesus natürlich um Längen besser denn der Erweckt Tote. Aber was hilft das? Wird der Tod damit gebessert? Was ist wenn es keine Jesus mehr gibt?

  • Da ist Jesus natürlich um Längen besser denn der Erweckt Tote. Aber was hilft das? Wird der Tod damit gebessert? Was ist wenn es keine Jesus mehr gibt?

    :like:

    Und was ist, wenn wir alle wieder zum Leben erweckt werden, z.B. mit 80, was habe ich davon - ewig 80?

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  • Da ist Jesus natürlich um Längen besser denn der Erweckt Tote. Aber was hilft das? Wird der Tod damit gebessert? Was ist wenn es keine Jesus mehr gibt?

    :like:

    Und was ist, wenn wir alle wieder zum Leben erweckt werden, z.B. mit 80, was habe ich davon - ewig 80?

    HALLO! Du stellst ja Ansprüche, sei froh das Du ewig lebst.

    Das fällt mir gerade ein: gibt es eigentlich einen Bericht ob und wann Larzarus gestorben ist?

  • gibt es eigentlich einen Bericht ob und wann Larzarus gestorben ist?

    Zitat

    Einige Legenden lassen den auferweckten Lazarus unter Kaiser Claudius, der das römische Reich von 41 bis 54 n. Chr. regierte, friedlich entschlafen, während andere Legenden erzählen, dass Lazarus unter Domitian, der von 81 bis 96 n. Chr. regierte, bedroht wurde. Dieser soll ihn vergeblich zum heidnischen Opfer aufgefordert haben. Nach Lazarus Widersetzung ließ Domitian ihn demnach in den Kerker werfen. Dort sei ihm Christus erschienen und habe ihn ermutigt. Danach sei Lazarus enthauptet worden.


    aus Wikipedia

    Das Tao ist nicht auf die Vereinigung mit den Menschen bedacht;
    wenn die Menschen auf nichts bedacht sind, vereinigen sie sich mit dem Tao.
    Yuanwu Keqin (1063 - 1135)

  • Wobei, wenn wir dabei sind - es ist schon nicht komplett ausgeschlossen, dass in den nächsten Jahrzehnten lebensverlängernde Maßnahmen, wie wir sie noch nicht kannten, technisch möglich werden. Was das für Konzequenzen hat, ist noch gar nicht abzusehen.

    Das mag schon sein. Dennoch wird es niemals eine Welt ohne Tod geben. Selbst wenn man von tollkühnsten wissenschaftlichen Fortschritten ausgeht, kann das Leben sicherlich exorbitant verlängert werden, aber niemals unendlich. Denn auch dieses Universum wird untergehen. Ganz davon abgesehen: Wer will ewig leben? Für mich die reinste Horrorvorstellung.


    Und ja, mir ist schon klar dass es komisch rüberkommt wenn ein Westler über die buddhistische Praxis der Asiaten die Nase rümpft. Ich finde es aber einfach traurig wenn diese großartige Lehre, die das Leben so vieler Menschen bereichern könnte, zu einem Kuhhandel á la "Spenden und Verehrung für eine gute Wiedergeburt" verstümmelt wird. (Heißt natürlich nicht dass das für alle Laien dort gilt, aber nach meinem Empfinden doch für die große Masse.)

  • Und ja, mir ist schon klar dass es komisch rüberkommt wenn ein Westler über die buddhistische Praxis der Asiaten die Nase rümpft. Ich finde es aber einfach traurig wenn diese großartige Lehre, die das Leben so vieler Menschen bereichern könnte, zu einem Kuhhandel á la "Spenden und Verehrung für eine gute Wiedergeburt" verstümmelt wird. (Heißt natürlich nicht dass das für alle Laien dort gilt, aber nach meinem Empfinden doch für die große Masse.)

    Ich werde das auf keinen Fall bewerten, aber ein ähnliches Gefühl ("Kuhhandel") hat bei Menschen in Thailand und Burma zur Entwicklung der Vipassana-Bewegung geführt.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ganz davon abgesehen: Wer will ewig leben? Für mich die reinste Horrorvorstellung.

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Eine absolut tragische Geschichte. Aber die Art und Weise wie die Hinterbliebenen damit umgehen finde ich auch schockierend. Und gerade als ich dachte "Klassischer Fall von dukkha, hier kommt man nur mit dem dhamma weiter", erfahre ich, dass sich die Eltern als streng gläubige Buddhisten definieren.


    Irgendwie lässt das in mir die Frage zurück, ob der Buddhismus in Asien für die große Massen der Laien noch irgendeinen praktischen Wert hat, oder ob es da wirklich nur noch um Reinkarnationsvorsorge als Dienstleistung geht. Eine extrem deprimierende Vorstellung, aber was da versucht wird steht doch eindeutig konträr zu allem was der Buddhismus lehrt.


    Wie seht Ihr das?

    Ich hab nur den Kommentar gehört dass die Eltern angeblich gläubige Buddhisten sind. Aber anscheinend überwiegt der Glaube an die Wissenschaft und sie sind Buddhisten wie es bei uns eben viele Taufscheinchristen gibt die höchstens noch aus Tradition ab und zu irgendwas Christliches mitmachen.