Umgang mit körperlichem Schmerz

  • Des weiteren verweise ich noch auf eine Geschichte Fon ajhan Brahm: in einem Waldkloster lebte ein Mönch der schlechte Zähne hätte, da der Zahnartzt weit weg wahr und auch das Geld knapp war zog dieser Mönch sich einen Zahn selber :eek: (nur das Lesen tat mir schon weg) der Mönch erklärte Brahm aber das die Angst und die Versteifung darauf den Schmerz erst unerträglich mache.

    Bei der Geschichte muss ich an meinen Vater denken, der sich so einige Zähne selber mit der Kombizange zog... Mit seiner "Härte" hat er mich früher beeindruckt.... Bis mit später klar wurde, dass er das nur gemacht hat, weil er offenbar tierische Angst vorm Zahnarzt hat. :grinsen:

    :rofl::rofl::rofl::rofl::rofl::rofl::rofl::rofl::rofl::rofl::rofl::rofl::rofl:

  • Angst vor dem Zahnarzt 🦷, kenne ich zu gut. Ich habe auch Angst vor dem Zahnarzt 🦸‍♀️. Ich hatte so eine Angst gehabt, das ich nicht zum Zahnarzt 🪥 gegeben bin. Dann musste ich zum Notfall 🚨 Termin und 2 Zähne ziehen lassen und eine Wurzelbehandlung über mich ergehen lassen. Ich nahm meine Figur mit und presste diese ganz fest auf meine Brust um die Qual zu überstehen. Aber es wahr eine sehr gute Ärztin 👩‍⚕️, die sehr einfühlsam war und Mitgefühl 💐 hatte. Die Behandlung hat Sie so vorsichtig gemacht, das ich nichts bis auf den Bohrer gespürt habe. Sie gab mir noch eine Dosis und sagte zu mir dann, ich soll Meditieren 🧘‍♂️ und an anderes denken 💭. Das half. Ob Sie Buddhistin war oder nicht, wusste ich nicht.

  • Diese "leidfreien, leeren" Erfahrungen sind alle nur außerhalb des dualistischen Denkens nur in der Meditation und tiefen Versenkung möglich.

    Ich bin dafür, das mal zu testen. Man könnte einem versunkenen Yogi mal in den Zeh kneifen und gucken was passiert.


    EDIT: Natürlich nur nach Absprache mit dem Yogi :erleichtert:

    Hahaha! Toll! Da fällt mir sofort das Gedicht von Wilhelm Busch ein,

    Der Asket:

    Im Hochgebirg vor seiner Höhle
    Saß der Asket;
    Nur noch ein Rest von Leib und Seele
    Infolge äußerster Diät.
    Demütig ihm zu Füßen kniet
    Ein Jüngling, der sich längst bemüht,
    Des strengen Büßers strenge Lehren
    Nachdenklich prüfend anzuhören.
    Grad schließt der Klausner den Sermon
    Und spricht: »Bekehre dich, mein Sohn!
    Verlaß das böse Weltgetriebe.
    Vor allem unterlaß die Liebe,
    Denn grade sie erweckt aufs neue
    Das Leben und mit ihm die Reue.
    Da, schau mich an. Ich bin so leicht,
    Fast hab' ich schon das Nichts erreicht,
    Und bald verschwind' ich in das reine
    Zeit-, raum- und traumlos Allundeine.«
    Als so der Meister in Ekstase,
    Sticht ihn ein Bienchen in die Nase.
    Oh, welch ein Schrei!
    Und dann das Mienenspiel dabei.
    Der Jüngling stutzt und ruft: »Was seh' ich?
    Wer solchermaßen leidensfähig,
    Wer so gefühlvoll und empfindlich,
    Der, fürcht' ich, lebt noch viel zu gründlich
    Und stirbt noch nicht zum letztenmal.«
    Mit diesem kühlen Wort empfahl
    Der Jüngling sich und stieg hernieder
    Ins tiefe Tal und kam nicht wieder.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Des weiteren verweise ich noch auf eine Geschichte Fon ajhan Brahm: in einem Waldkloster lebte ein Mönch der schlechte Zähne hätte, da der Zahnartzt weit weg wahr und auch das Geld knapp war zog dieser Mönch sich einen Zahn selber :eek: (nur das Lesen tat mir schon weg) der Mönch erklärte Brahm aber das die Angst und die Versteifung darauf den Schmerz erst unerträglich mache.

    Bei der Geschichte muss ich an meinen Vater denken, der sich so einige Zähne selber mit der Kombizange zog... Mit seiner "Härte" hat er mich früher beeindruckt.... Bis mit später klar wurde, dass er das nur gemacht hat, weil er offenbar tierische Angst vorm Zahnarzt hat. :grinsen:

    Es kommt ja auch noch darauf an, ob der Zahn so schlecht geworden ist, dass der Nerv schon tot ist. Dann ist es eine leichtere Übung....:grinsen:

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Denn es gibt keine Anpassung der spirituellen Praxis an immer höhere Grade der Herausforderung.

    _()_

    Das spielt eben nur auf einer relativen Ebene auch eine ‚ Rolle‘.🙏

    Ja, und die relative Ebene ist hier für uns sehr wichtig, denn wir agieren nun mal in ihr,

    auch wenn mkha' das jetzt wieder als "Verallgemeinerung" meinerseits kritisiert.

    Das ist nun mal die Realität.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Nun übe ich mich in den 37 Gliedern die zur Erleuchtung führen.


    Jeden Tag im Alltagsgeschehen was Du liebe Amdap ja ebenso mit Deiner Realität beschreibst (wenn ich Dich mal so zitieren darf)

    versuche ich die kommenden Dinge des Alltags zu transformieren.

    Darum geht es jedenfalls bei mir.


    Es ist also an mir (in meiner Tradition nennt man die aufzubringende Kraft dazu auch Iddi-Pada) Iddi-Padha so zu entwickeln das das Heilsame auch in mir entfaltet werden kann, Entfaltung erlebt.


    Dafür ist ebenso die vierte Grundlage von Achtsamkeit und noch viel weiteres in der täglichen Praxis nötig.


    Ohne zb ein Achtsames Verweilen in der Realtität, so wie Du es selber nennst, ein beständiges Verweilen im betrachten von Geistobjekten-/Phänomenen die zb ‚ wahre’ Leiden und deren Ursprünge damit um manifestierte Objekte als Verblendung aufzeigen, zur Läuterung, Transformation.


    Und ein Hin, ein hinwenden zum Frieden, zum friedlichen erkennen des Reinen des wahren Pfades mit reinen Ursprüngen auch erlebend erfahren.


    Im Wissen, im Erinnern(Alltag),durch ein Anwenden🌹🙏





  • Hier ein Artikel aus 2020:


    Achtsamkeit gegen Schmerzen • PSYLEX

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • Zitat

    Monikadie4.: Im übrigen: Wenn denn alles so 1:1 übernommen werden könnte, also unser Verstand soviel begreifen könnte, dann bräuchte auch ein Buddha nicht mehr zu ruhen, seinen schmerzenden Rücken nicht mehr zu schonen usw.

    Zitat

    mkha: Weshalb? :? ... Ich verstehe nicht, wie Du das meinst ...

    Darauf habe ich geantwortet:

    andererseits gibt es letztendlich gesehen, keinen Leidenden, kein Leid, und kein Leiden ...

    Der Buddha lehrte den Weg der Mitte. Das bedeutet für mich, er "lebt" auf der Brücke (Verbindung) zwischen den beiden Gehirnhälften und ist in der Lage von der linken zur rechten Hälfte zu switchen. Deshalb kann er (obwohl er das "Amt" nicht gern übernommen hat) seine Lehre mit klaren Worten verbreiten und sich wieder auf die innere Ebene zurückziehen, also in die Leere. Befindet ER sich auf der kommunikativen Ebene, ist Schmerz da, befindet ER sich in tiefer Versenkung, ist Leere da - also nichts.


    Also insofern hast Du Recht, mkha', :) es gibt keinen Leidenden, kein Leid, kein Leiden - letztendlich gesehen.

    Danke :rose:


    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Moin Deepa,

    Hier ein Artikel aus 2020:

    Mit dieser Methode u.a. arbeitet meine Tochter mit ihren Patienten. Sie ist sehr erfolgreich.

    :)

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Danke, Deepa, das kenne ich schon. Ich lese außerdem gerade sein Buch "Weisheit, das, was uns fehlt".

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Danke, Deepa, das kenne ich schon. Ich lese außerdem gerade sein Buch "Weisheit, das, was uns fehlt".

    _()_

    Meinst Du „Weisheit: Über das, was uns fehlt“ (Scobel)“?

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • Vielen Dank, Deepa, das (#96 und # 99) ist sehr interessant!

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Bei Schmerzen versuche ich mich nicht mit dem Gefühl zu identifizieren, es als ein Phänomen zu beobachten sozusagen aus einer Distanz, wie von außen. Das funktioniert nicht perfekt, aber es hilft auch bei länger anhaltenden und starken Schmerzen nicht durchzudrehen.

    Das ist interessant, denn der Dalai Lama empfiehlt vorbeugend bei Subtilem Sinken, und rechtzeitig bevor es zu äußerst Subtilem Sinken kommt, sich mental sozusagen in eine "Ecke" des Raumes zu setzen und sich selbst dabei zu beobachten, was im Geist vor sich geht.


    Da sehe ich eine große Ähnlichkeit.

    Diese Empfehlung des Dalai Lama kenne ich nicht, aber wahrscheinlich läuft es auf dasselbe hinaus.


    Ein Zugang ist dass man nicht sein kann was man wahrnimmt. Man sieht z.B. einen Tisch und es ist klar dass man nicht der Tisch ist. Man empfindet vielleicht 'das ist mein Tisch', aber das stimmt ja auch nicht wirklich, man hat den Tisch nur eine Zeitlang in Gebrauch, irgendwann ist er nicht mehr da oder man ist selber nicht mehr da. Je mehr man an den Dingen hängt desto mehr muss man leiden wenn sie sich verändern oder verlorengehen.


    So ist es mit allen Phänomenen, auch der Körper und die Gefühle sind Objekte der Wahrnehmung und kein "Ich". Je mehr man daran anhaftet desto mehr leidet man wenn sie sich verändern oder vergehen, es bleibt ja nichts so bestehen wie man es möchte.

    Bei körperlichen Schmerzen hat man einen dringenden Grund sich diese Tatsache bewusst zu machen: Ich nehme das Schmerzgefühl wahr, ich bin es nicht und es gehört mir nicht, es ist entstanden und wird wieder vergehen. Dann fühlt man zwar den Schmerz, macht aber nichts weiter daraus: 'wie schrecklich ich leiden muss!'. Und man kämpft nicht mental dagegen an: 'Ich will das jetzt nicht!', der Schmerz vergeht ja nicht deshalb weil man ihn nicht haben will, man kommt sich dann nur hilflos vor und einem unerbittlichen Gegner ausgeliefert. Man konzentriert sich nur auf das Beobachten.


    Eine Lehrrede scheint mir das gut auszudrücken:

    Zitat

    Gleichwie, ihr Mönche, wenn da ein Mann von einem Pfeil angeschossen würde, aber kein zweiter Pfeil würde nach ihm geschossen. Dieser Mensch, ihr Mönche, wird also nur das Gefühl von e i n e m Pfeil empfinden. Ebenso nun auch, ihr Mönche, wenn der belehrte edle Jünger von einem Wehgefühl getroffen wird, dann ist er nicht traurig, beklommen, jammert nicht, schlägt sich nicht stöhnend an die Brust, gerät nicht in Verwirrung: Nur ein Gefühl empfindet er, ein körperliches, kein gemüthaftes. S.36.6.

  • Dankeschön, das ist sehr gut!


    Auf diese Weise praktiziere ich meinen Alltag und langfristig, so muss ich sagen, befreit mich das nach und nach von vielen Anhaftungen. Es ist eine sehr positive Erfahrung, was mir ein Bedürfnis ist, das hier zur Kenntnis zu geben.


    Und auf dieser Grundlage muss ich jetzt mal abschweifen; denn ich hatte ja das Thema: "Umgang mit körperlichem Schmerz" eingestellt, möchte das hier ausnahmsweise abschweifend erweitern an einem ganz anderen Beispiel. Also, die Wahrnehmung wird langfristig eine ganz neue, weiter ausgedehnte; etwa so, als ob ein Wesen, das bisher nur die zweite Dimension gekannt hat, plötzlich die dritte Dimension kennenlernt.

    Also, Anfang April ist meine Mutter gestorben. Es war schon langfristig offensichtlich, dass es bald passieren würde, und schon letztes Jahr war mir klar, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde.

    Im intensiven Umgang mit ihr wurde mir immer deutlicher, dass Zeit nicht messbar ist und schon gar nicht linear. Es ist eher so, als ob, unabhängig davon, was und wann etwas geschehen ist, Assoziationen wahrnehmbar werden und selbst diese nicht linear sind. Diese aber als "vernetzt" oder als "Wolke" zu bezeichnen, würde es auch nicht treffen. Es gibt wohl kein Wort dafür.

    Damit das alles nicht so abstrakt klingt, möchte ich mich hier im Klartext ausdrücken: Meine Mutter ist weder verschwunden, noch hiergeblieben. Und gleichzeitig ist es nicht nur ein Weder-noch, sondern ebenso ein Sowohl-als-auch.

    Die Bilder, die damit verbunden sind, sind weder Illusionen noch real, und gleichzeitig sowohl Illusionen als auch real.

    Dieses alles basierte bereits auf langjährigen Vorerfahrungen.

    Es geht einfach so weiter, d. h. es ist integriert in einen Prozess der Weiterentwicklung (auch dieses nicht linear!), und dieses alles ist scheinbar verschwunden, wenn ich selbst mal gestorben bin (keine Geschwister, niemand, der sich so erinnern kann). Doch nur scheinbar, denn es gibt da so eine Art Ahnung, als ob die innere Welt ein Teil eines unendlichen Prozesses ist. Es wäre aber absurd, das als Ahnung von einer Wiedergeburt zu bezeichnen, das wäre zu primitiv.


    Jetzt komme ich zu Deiner Antwort #104, mukti, denn das finde ich äußerst wichtig und das ist die Grundpraxis überhaupt.

    Sie reicht schon für alles und prinzipiell braucht man gar nichts anderes zu machen. Aus meiner Sicht sind Rituale und sämtlicher traditioneller bunter Klimbim nur schmückendes Beiwerk.

    Diese Art des Umgangs mit (körperlichem) Schmerz kann man erweitern auf alle Alltagssituationen, die auf raffiniert vielfältige Weise ein vermeintliches Ich immer wieder herausfordern. So auch, als Beispiel hier, der Umgang mit dem Verfall und Tod meiner Mutter, und alles, aber auch alles, was damit zusammenhängt.

    Dazu ist für mich die wichtigste Kernaussage hier:

    Zitat

    "Ein Zugang ist, dass man nicht sein kann, was man wahrnimmt."


    Eine Frage steht allerdings immer noch im Raum, und das ist die, was sich überhaupt machen lässt, wenn es den Körper vor Schmerzkrämpfen nur so schüttelt, mit anderen Worten, der Teil von einem, der materiell wahrnehmbar ist, weder steuerbar ist in einer solchen Situation, noch dass man ihn als Objekt verwenden kann für eine betrachtende Praxis. Dazu habe ich noch keine direkte Lösung gefunden, und auch keiner sonst hier.

    Interessant wäre mal zu wissen, welche Kaskade sich dabei im Gehirn abrollt. Vielleicht lässt sich das googeln, mal sehen, ob sich darüber Vorträge finden werden.

    Meine einzige indirekte Lösung (als Vorschlag) ist diese, dass man, wenn der Anfall vorbei ist, nachträglich darüber reflektiert und das ganze Ereignis zum Meditationsobjekt macht. Das ist eine Lebensaufgabe, die mit dem Lebensende noch nicht endet.

    Und ich sagte ja an anderer Stelle noch, dass im Sterbeprozess nicht nur die gegenwärtige Verfassung ausschlaggebend ist, sondern ebenso die Summe des ganzen, hier vorübergehend endenden materiellen Lebens. Das heißt, angenommen, der nur noch reflexhaft reagierende Körper, "wahrnehmbar" nur noch bestehend aus einem Bündel aus unfassbarem Schmerz, ist hier die Ursache für den Tod des betreffenden Wesens, dann tritt die Summe des ganzen bisher abgelaufenen Lebens in Kraft.

    Es kann sein, dass der Eine oder Andere sich Gedanken darüber macht, wie er/sie einmal sterben wird, und sich Sorgen macht, ob das Leben durch einen Unfall endet oder in geistiger Umnachtung usw., wodurch eine spirituelle Achtsamkeit nicht möglich ist - dazu kann man nur sagen, in diesem Zusammenhang, siehe vorheriger Absatz, sind Sorgen völlig unnötig.

    Und solcherlei Sorgen sind auch schädlich, denn sie wirken bindend und hemmend. Man kann also nichts weiter tun, als vertrauensvoll und mit Hingabe den einfachen Achtsamkeitsübungen nachzugehen (sofern möglich), ohne ihnen eine Färbung anzuheften.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Damit das alles nicht so abstrakt klingt, möchte ich mich hier im Klartext ausdrücken: Meine Mutter ist weder verschwunden, noch hiergeblieben. Und gleichzeitig ist es nicht nur ein Weder-noch, sondern ebenso ein Sowohl-als-auch.

    Die Bilder, die damit verbunden sind, sind weder Illusionen noch real, und gleichzeitig sowohl Illusionen als auch real.


    Es kann sein, dass der Eine oder Andere sich Gedanken darüber macht, wie er/sie einmal sterben wird, und sich Sorgen macht, ob das Leben durch einen Unfall endet oder in geistiger Umnachtung usw., wodurch eine spirituelle Achtsamkeit nicht möglich ist - dazu kann man nur sagen, in diesem Zusammenhang, siehe vorheriger Absatz, sind Sorgen völlig unnötig.

    Und solcherlei Sorgen sind auch schädlich, denn sie wirken bindend und hemmend. Man kann also nichts weiter tun, als vertrauensvoll und mit Hingabe den einfachen Achtsamkeitsübungen nachzugehen (sofern möglich), ohne ihnen eine Färbung anzuheften.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Jetzt komme ich zu Deiner Antwort #104, mukti, denn das finde ich äußerst wichtig und das ist die Grundpraxis überhaupt.

    Sie reicht schon für alles und prinzipiell braucht man gar nichts anderes zu machen. Aus meiner Sicht sind Rituale und sämtlicher traditioneller bunter Klimbim nur schmückendes Beiwerk.

    Diese Art des Umgangs mit (körperlichem) Schmerz kann man erweitern auf alle Alltagssituationen, die auf raffiniert vielfältige Weise ein vermeintliches Ich immer wieder herausfordern. So auch, als Beispiel hier, der Umgang mit dem Verfall und Tod meiner Mutter, und alles, aber auch alles, was damit zusammenhängt.

    Dazu ist für mich die wichtigste Kernaussage hier:

    Zitat

    "Ein Zugang ist, dass man nicht sein kann, was man wahrnimmt."

    Ja das sehe ich auch als eine Grundpraxis die immer und überall anwendbar ist. Oder anwendbar wäre, ich vergesse es oft. Mein kurzgefasstes Konzept das der Wirklichkeit entspricht: 'Bewusstsein und sein Inhalt ist alles'. Auf die zwei lässt sich das gesamte Dasein letztlich zurückführen, weiter geht es nicht, dahinter ist nichts mehr. Sie sind ohne Unterbrechung immer vorhanden, sobald das Bewusstsein am Morgen auftaucht ist auch etwas da worüber es bewusst ist - Gefühle, Gedanken, Absichten, Sinneswahrnehmungen, zusammen mit der Identifikation - ich fühle das, ich denke nach, ich möchte etwas, ich sehe, höre usw.


    Eine Frage steht allerdings immer noch im Raum, und das ist die, was sich überhaupt machen lässt, wenn es den Körper vor Schmerzkrämpfen nur so schüttelt, mit anderen Worten, der Teil von einem, der materiell wahrnehmbar ist, weder steuerbar ist in einer solchen Situation, noch dass man ihn als Objekt verwenden kann für eine betrachtende Praxis. Dazu habe ich noch keine direkte Lösung gefunden, und auch keiner sonst hier.

    Die Erinnerung dass der Körper und die durch ihn verursachten Schmerzgefühle Erscheinungen im Bewusstsein sind, ist nach meiner Erfahrung auch bei großem Schmerz möglich. Voriges Jahr bin ich eine ganze Nacht am Boden gelegen, fast alle Muskeln haben sich stark verkrampft. Die einzig mögliche Zuflucht war dieser sehr einfache Gedanke: 'alles ist eine Erscheinung im Bewusstsein". Das Bewusstsein ist vom Objekt über das es bewusst ist verschieden, es bleibt immer Bewusstsein und das Objekt bleibt immer Objekt, die beiden vermischen sich nicht. Daher ist das Bewusstsein nicht davon berührt, es leidet nicht. Das Leid entsteht wenn Identifikation dazukommt: 'Ich leide', 'mein Gefühl'.


    Die Übung funktioniert bei mir nicht perfekt, weil noch viel Verblendung da ist. In dieser Nacht war es ein ständiges hin und her 'ich leide', 'es ist eine Erscheinung'. Vielleicht war die Identifikation nie vollkommen weg, aber es hat das Leid bedeutend gemildert und es ist kaum eine Depression im Geist entstanden oder zurückgeblieben.

    Dieses Beobachten ist eine Form von sati, mir scheint dass es sogar die Essenz von sati ist. Perfekt dürfte es bei diesem Bāhiyer gewesen sein:


    Zitat

    Wenn dir Gesehenes nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes gelten wird sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes, dann, bist 'du' nicht 'dort' Bāhiyer, dann ist 'das' nicht 'deine' Sache, dann Bāhiyer, bist 'du' weder 'hier' noch 'jenseits' noch 'dazwischen': Das eben ist das Ende des Leidens.

    I.10. BĀHIYO

  • Die Erinnerung dass der Körper und die durch ihn verursachten Schmerzgefühle Erscheinungen im Bewusstsein sind, ist nach meiner Erfahrung auch bei großem Schmerz möglich. Voriges Jahr bin ich eine ganze Nacht am Boden gelegen, fast alle Muskeln haben sich stark verkrampft. Die einzig mögliche Zuflucht war dieser sehr einfache Gedanke: 'alles ist eine Erscheinung im Bewusstsein". Das Bewusstsein ist vom Objekt über das es bewusst ist verschieden, es bleibt immer Bewusstsein und das Objekt bleibt immer Objekt, die beiden vermischen sich nicht. Daher ist das Bewusstsein nicht davon berührt, es leidet nicht. Das Leid entsteht wenn Identifikation dazukommt: 'Ich leide', 'mein Gefühl'.


    Die Übung funktioniert bei mir nicht perfekt, weil noch viel Verblendung da ist. In dieser Nacht war es ein ständiges hin und her 'ich leide', 'es ist eine Erscheinung'. Vielleicht war die Identifikation nie vollkommen weg, aber es hat das Leid bedeutend gemildert und es ist kaum eine Depression im Geist entstanden oder zurückgeblieben.

    Dieses Beobachten ist eine Form von sati, mir scheint dass es sogar die Essenz von sati ist.

    Hallo lieber mukti,

    ich freue mich wenn Dir diese Beobachtung im Schmerz geholfen hat um die damaligen Schmerzen zu verkleinern, zu lindern.

    Versteh mich bitte richtig:wrose:

    Denn in einem derartigen Moment ist es ja letztendlich "Wurscht" was erst einmal einen aktuellen Schmerz lindert.


    Nicht mitgehen kann ich nach meinen Erfahrungen im Umgang mit Schmerzen, das es sich bei den Schmerzgefühlen um Erscheinungen im Bewusstsein handeln könnte. Erscheinungen würden vergehen.


    Körperliche Schmerzen sind jedoch ziemlich deutlich fühlbar bei jedem Menschen.

    Und das bleiben diese ja auch solange wir (gesund) leben.


    Beobachten als eine Form bzw. als Essenz von Sati würde ich ebenso wenig als Erfahrung von Sati teilen mögen.

    ************


    Mir ist es wichtig nur kurz darauf eingegangen, es nicht so stehen zu lassen ohne jetzt erneut eine Diskussion anzustreben.


    Du empfindest es ebenso und das ist letztendlich ja auch ausschlaggebend für Dich im Moment, in Deiner Realität durch

    Schmerzerfahrung.


    Bewusstsein, bewusst sein im Moment ist für mich zB ein Gewahrsein im Moment durch einen Prozess aus Gefühlen die

    durch Schmerz transformiert werden und somit als erkanntes Erleben im zB Schmerz neu erfahren werden.


    Das SEIN ist. Es wird nicht erst beobachtet.


    Transformation und Läuterung von Gefühlen, wie auch im erlebten körperlichen Schmerz erfahren,

    wird dadurch zum bewusstem SEIN._()_

  • Hallo liebe S-Mater,


    Mir ist es wichtig nur kurz darauf eingegangen, es nicht so stehen zu lassen ohne jetzt erneut eine Diskussion anzustreben.

    Mein Beitrag bleibt aber trotzdem so stehen ;)

    Deine Erwiderung bleibt auch so stehen, wie gewünscht ohne Diskussion.

  • Nicht mitgehen kann ich nach meinen Erfahrungen im Umgang mit Schmerzen, das es sich bei den Schmerzgefühlen um Erscheinungen im Bewusstsein handeln könnte. Erscheinungen würden vergehen.

    Körperliche Schmerzen sind jedoch ziemlich deutlich fühlbar bei jedem Menschen.

    Und das bleiben diese ja auch solange wir (gesund) leben.

    Hallo S-Marter,

    was sagst Du denn zu Phantomschmerzen, z.B. wenn jemand sein Bein verloren hat, aber dennoch Schmerzen darin fühlt?

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • S-Mater:

    Nicht mitgehen kann ich nach meinen Erfahrungen im Umgang mit Schmerzen, das es sich bei den Schmerzgefühlen um Erscheinungen im Bewusstsein handeln könnte. Erscheinungen würden vergehen.


    Danke, für die Inspiration.


    Wie würdest Du Bewusstsein definieren?


    Als einen kognitiven Prozess, der dazu befähigt, den Schmerz als solchen zu benennen?




    Ich stelle mal etwas zu Bewusstsein ein:


    Zitat

    Bewusstsein (abgeleitet von dem mittelhochdeutschen Wort bewissen im Sinne von „Wissen über etwas habend“[1], lateinisch conscientia „Mitwissen“ und altgriechisch συνείδησιςsyneídēsis „Miterscheinung“, „Mitbild“, „Mitwissen“, συναίσθησις synaísthēsis„Mitwahrnehmung“, „Mitempfindung“ und φρόνησις phrónēsis von φρονεῖν phroneín „bei Sinnen sein, denken“) ist im weitesten Sinne das Erleben mentaler Zustände und Prozesse. Eine allgemein gültige Definition des Begriffes ist aufgrund seines unterschiedlichen Gebrauchs mit verschiedenen Bedeutungen schwer möglich. Die naturwissenschaftliche Forschung beschäftigt sich mit definierbaren Eigenschaften bewussten Erlebens.

    Bewusstsein – Wikipedia




    Ich habe gerade noch etwas recherchiert:


    Zitat

    …Grob gesagt unterscheiden wir im Buddhismus sechs Arten von Bewusstsein und das ist entsprechend den im Buddhismus sechs Sinnen:…



    5. Körper- oder Tast-Bewusstsein entsteht durch eine Berührung unseres empfindsamen

    Körpers.

    txt_Bewusstsein_aus_buddhistischer_Sicht.pdf

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

    Einmal editiert, zuletzt von Deepa ()

  • Auch hier das Problem der Verdoppelung von Bewusstsein als Geistiges, IchBewusstsein und Bewusstsein des Körpers an sich.

    Es gibt eben Schmerzen die sich rein körperlich und durch organische Schäden erlebt.

    Placebo Effekte kennt der Körper nicht. Dieser Effekt wirkt auf das Geistige Bewusstsein das sehr wohl Schmerzen im Körper auslösen kann, die nicht organisch bedingt sind. Die aber durch Meditation und andere Techniken gemindert oder zum Verschwinden gebracht werden können.

    Wie definierst Du das? Schon mal was von Stress gehört?

  • Auch hier das Problem der Verdoppelung von Bewusstsein als Geistiges, IchBewusstsein und Bewusstsein des Körpers an sich.

    Es gibt eben Schmerzen die sich rein körperlich und durch organische Schäden erlebt.

    Placebo Effekte kennt der Körper nicht. Dieser Effekt wirkt auf das Geistige Bewusstsein das sehr wohl Schmerzen im Körper auslösen kann, die nicht organisch bedingt sind. Die aber durch Meditation und andere Techniken gemindert oder zum Verschwinden gebracht werden können.

    Wie definierst Du das? Schon mal was von Stress gehört?

    (Hervorhebung von mir)


    Hast Du mich angesprochen?



    Wie ich die Ausführung txt_Bewusstsein_aus_buddhistischer_Sicht.pdf verstehe, gibt es grob 6 Arten von Bewusstsein.


    Eine Art ist das Körper- oder Tast-Bewusstsein, welches durch Berührung unseres Körpers entsteht.



    Ein Stich mit einer Nadel in den Finger löst etwas aus, das wir als Schmerz bezeichnen. Das würde nach meinem Verständnis unter Körper- oder Tast-Bewusstsein fallen.


    Ich kenne es auch als Berührungssinn - taktile Wahrnehmung.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • was sagst Du denn zu Phantomschmerzen, z.B. wenn jemand sein Bein verloren hat, aber dennoch Schmerzen darin fühlt?

    Hierbei handelt es sich zunächst um ein komplexes psychophysisches Geschehen. Wurde ein körperliches Geschehen ausgeschlossen, ist es ratsam, sich der Gesundung der Psyche zuzuwenden.

    Worauf ich eigentlich eingegangen bin ist die Aussage von S-Mater

    Wenn ich also etwas fühlen kann, obwohl es gar nicht mehr vorhanden ist, so ist das doch wohl tatsächlich nur in meinem Gehirn.

    Die Erinnerung dass der Körper und die durch ihn verursachten Schmerzgefühle Erscheinungen im Bewusstsein sind, ist nach meiner Erfahrung auch bei großem Schmerz möglich. Voriges Jahr bin ich eine ganze Nacht am Boden gelegen, fast alle Muskeln haben sich stark verkrampft. Die einzig mögliche Zuflucht war dieser sehr einfache Gedanke: 'alles ist eine Erscheinung im Bewusstsein".

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)