Ich habe vor, hier in lockerer Abfolge aus meiner Sicht bemerkenswerte Passagen aus obigem Buch zu zitieren.
Schmidt-Leukel, ursprünglich katholischer Theologe, jetzt Mitglied der Anglikanischen Kirche, wurde vom damals zuständigen Münchner Erzbischof die kirchliche Lehrbefugnis entzogen, nachdem er in seiner Habilitationsschrift den Überlegenheitsanspruch christlicher Religionen relativiert hatte.
Schmidt-Leukel vertritt einen religionstheologischen Pluralismus und ist besonders um den christlich-buddhistischen Dialog bemüht. (Siehe Schmidt-Leukel, P. (2017). Buddhismus verstehen. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus.)
______________________________________________________________________________________________________
Perry Schmidt-Leukel:
„Der Ausdruck ‚religiöser Pluralismus‘ bezeichnet eine spezifische Theorie und Bewertung der religiösen Vielfalt. Und zwar geht diese Theorie davon aus, dass religiöse Wahrheit in einer Vielfalt von Formen existiert - und in gewissem Sinn existieren muss -, und stuft diese Formen trotz ihrer Verschiedenheit als gleichwertig ein.“
„Demgegenüber vertritt der Pluralismus, dass es durchaus gültige Kriterien gibt, die eine begründete Bewertung von Religionen erlauben, dass aber auf der normativen Basis dieser Kriterien mehrere Religionen gleichermaßen gut dastehen, sodass keine von ihnen allen anderen offenkundig überlegen ist. Pluralismus ist also etwas ganz anderes als Relativismus.“
„Während die Toleranz eine negative Bewertung dessen voraussetzt, was man toleriert, ist der religiöse Pluralismus Ausdruck einer positiven Bewertung. Beim religiösen Pluralismus geht es somit nicht um die Tolerierung anderer Religionen, sondern um ihre echte Wertschätzung.“