Neun Thesen, die einen Weg weisen können für die Praxis. Ein Plädoyer für einen aufgeklärten westlichen Buddhismus.
Der Autor, Thomas Hamann, ist Vorsitzender des Vereins "Freier Buddhismus e. V." in Essen. Der "Freie Buddhismus e.V." versteht ist u.a. als demokratischer Buddhismus. Dieser unterscheidet sich von vielen anderen buddhistischen Organisationen, da sich die Mitglieder nicht um einen einzelnen Lehrer scharen, dessen Meinung die Aktivitäten der Organisation dominiert.
"Warum brauchen wir einen westlichen Buddhismus? Buddha hat seine Lehre verständlich dargelegt, und sie ist nach menschlichen Maßstäben zeitlos. Ist es nicht unsere Aufgabe, sie einfach zu verstehen und anzuwenden?
Wer nur die Lehre einer einzigen klassischen buddhistischen Tradition kennengelernt hat, könnte so argumentieren. Tatsächlich aber gibt es heute viele verschiedene „Buddhismen“, die sich stark voneinander unterscheiden. Während viele tibetische Mönche in Indien den größten Teil ihrer Zeit mit Ritualen für die Beschützer des Klosters und zur Unterstützung buddhistischer Laien und Gebeten zu verschiedenen Gottheiten und mit Rezitationen von Sutras verbringen, aber keine formale Meditation praktizieren, widmen sich in burmesischen Meditationszentren sogar Laien der intensiven Meditation. Der Amithaba-Buddhismus meint stattdessen, dass „es für die heutigen Menschen fast unmöglich [ist], die Erleuchtung […] zu erlangen. Es bleibt aber die Möglichkeit, Amithaba um Hilfe zu bitten.“ Warum sollten wir also nicht im Westen ebenfalls einen Buddhismus praktizieren, der zu unserer Kultur passt?
Im Folgenden habe ich in neun Thesen versucht, herauszuarbeiten, was einen westlichen Buddhismus im Kern ausmachen könnte..."