Leuten, die Sōtō nicht kennen und kennenlernen wollen, würde ich eher empfehlen, sich etwas im Sitzen zu üben und dann einmal ein zazenkai oder 'anfängertaugliches' sesshin zu machen, statt sich durch Webseiten zu klicken. Wobei man da natürlich einiges finden kann, das man kennen sollte - nicht zuletzt das fukan zazen gi. Man kann niemandem Maßstäbe vorschreiben, aber Sōtō heisst zumindest auch, an Dōgen Maß zu nehmen. Falls das 'auch' irritiert - Sōtō hat zwei Gründer. Jedenfalls - entscheidend sind da zunächst einmal weniger die Lehrer/innen, sondern dass man sein Sitzen in Einklang mit seinen Vorstellungen davon bekommt. Wobei sich natürlich beides entwickeln und insbesondere die Vorstellung irgendwann wegfallen sollte. Da sieht man dann auch, ob die jeweilige Einrichtung 'passt' oder nicht.
Leider kommen ja viele Leute mit dem Missverständnis zum Zen, den ganzen Kopfkram (und Dōgen-Lektüre ist nichts anderes) könne man sich sparen, halten dies gar für schädlich. Sitzen, bis die Schwarte kracht, sonst nix. So beeindruckend solcher Enthusiasmus ist, so birgt doch das Fehlen der genannten Maßstäbe (was deren Studium voraussetzt) die Gefahr, auf einen Schlangenölverkäufer hereinzufallen. Das ist dann auch kein Studium mit ungeteiltem Geist/Körper, keine 'große Übung', wie es Dōgen nennt.
Auch wenn es gut ist, solche Maßstäbe zu entwickeln, sollte man sich doch bewusst sein, dass es persönliche Maßstäbe sind. Und die sollte man durchaus anwenden; und es ist auch in Ordnung, es öffentlich zu sagen, wenn einem eine Veranstaltung, ein Lehrer oder sonstwas gegen den Strich - also die eigenen Maßstäbe - geht. Nicht, dass wir uns da missverstehen: ich unterstelle da durchaus die Motivation, aus Mitgefühl zu warnen oder doch zumindest zu etwas Klarheit beizutragen. Problematisch wird es immer, wenn man versucht, seine persönlichen Maßstäbe zu objektivieren. Und ich habe nie gezögert, mich zu äußern, wenn ich die Gefahr von Missbrauch (ob nun finanzieller oder sexueller Art) und Etikettenschwindel gesehen habe. Aber das sind dann allerdings auch Fälle gewesen, wo ich eine Objektivierung aufgrund nachweislicher Schäden für Wegsucher/innen angebracht fand. Nicht da, wo nach meinem persönlichen Urteil zu pragmatisch mit dem breiten Spektrum an Wegesuchern umgegangen wird. Ich frage mich, was Du für einen Lehrer abgäbest. Wenn Dir einer sagt "Dōgen lesen kann ich selbst, aber ich habe das Problem, dass ich mich beim Sitzen immer wieder ins Gestrüpp der Gedanken verirre" - was machst Du dann? Wie hilfst Du ihm? Bist Du dann dogmatisch oder pragmatisch? Da hängst Du mit den Zähnen am Ast.