Angelnde Zen-Mönche. Wieso und warum?

  • Hallo zusammen,


    ich habe gehört das der Zen-Mönch Matthieu Richard und der bereits verstorbene Taisen Deshimaro leidenschaftliche Angler sind bzw. waren.


    Begründet wird das damit das es eine Art von Meditation sei, sowie Geduld und Achtsamkeit fördert.

    Es sei eine Möglichkeit die Essenz von Zen zu praktizieren.


    Gibt es unterschiede zu Zen und Zen-Buddhismus?

    Tatsächlich dachte ich immer es wäre das selbe und das es auch dort um die "Errettung aller Lebenwesen ginge"


    Viele Grüße


    Marco

  • Hendrik

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Geht es doch, denn ich bin auch ein Lebewesen, das gerettet werden muss. Das ist doch perfektes Zen. Genau wie Ikebana oder die Teezeremonie oder Bogenschießen, Zazen üben und Zazen mit der Angel. Wichtige ist Satori zu erreichen am besten, ohne dass man daran denkt.

  • Matthieu Ricard ist doch aus der tibetischen Tradition, oder? Und nicht jeder der Zen praktiziert lebt automatisch vegan oder ähnliches. Gibt ja kein großes Regelwerk an das man sich halten müsste, zumindest als Laie. Und nur weil jemand unter dem Deckmantel Zen sagt, dies oder das wäre Meditation, heißt das nicht, dass du das nicht kritisch hinterfragen kannst. Deshimaru sagt auch, Frauen die sexuell viel rumkommen, sorgen für schlechtes Wetter.

  • Gibt ja kein großes Regelwerk an das man sich halten müsste, zumindest als Laie.

    Gibt es im Zen die fünf Laienregeln nicht bezüglich Töten, Stehlen, Sex, Lügen und Berauschung?

  • Geht es doch, denn ich bin auch ein Lebewesen, das gerettet werden muss. Das ist doch perfektes Zen. Genau wie Ikebana oder die Teezeremonie oder Bogenschießen, Zazen üben und Zazen mit der Angel. Wichtige ist Satori zu erreichen am besten, ohne dass man daran denkt.

    Es geht aber auch um das Nichttöten von Lebewesen bzw. ihnen kein Leid zuzufügen.


    Deshalb finde ich die Angelleidenschaft bedenklich bzw. völlig abwegig im wahrsten Sinne des Wortes.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Gibt ja kein großes Regelwerk an das man sich halten müsste, zumindest als Laie.

    Gibt es im Zen die fünf Laienregeln nicht bezüglich Töten, Stehlen, Sex, Lügen und Berauschung?

    Also, ich hab nirgendswo einen Vertrag unterschrieben ^^

  • Gibt es im Zen die fünf Laienregeln nicht bezüglich Töten, Stehlen, Sex, Lügen und Berauschung?

    Also, ich hab nirgendswo einen Vertrag unterschrieben ^^

    Ich wollte eigentlich nur wissen ob es im Zen diese Regeln für Laien gibt oder nicht.

  • Ja, kann schon sein, aber da ist auch die Frage, wer hat diese aufgestellt und warum sollten die für jeden gelten. Es ist doch eine sehr persönliche Entscheidung. Ich würde z.B. nicht wollen, dass mir ein Angelhaken im Rachen steckt, deswegen tue ich das gleiche auch keinen Fischen an, wie das ist, wenn ich mal hungere und kein Essen habe, weiß ich nicht, vielleicht wäre ich dann zum angeln gezwungen, aus Spaß würde ich es auch nicht machen.

  • Geht es doch, denn ich bin auch ein Lebewesen, das gerettet werden muss. Das ist doch perfektes Zen. Genau wie Ikebana oder die Teezeremonie oder Bogenschießen, Zazen üben und Zazen mit der Angel. Wichtige ist Satori zu erreichen am besten, ohne dass man daran denkt.

    Es geht aber auch um das Nichttöten von Lebewesen bzw. ihnen kein Leid zuzufügen.


    Deshalb finde ich die Angelleidenschaft bedenklich bzw. völlig abwegig im wahrsten Sinne des Wortes.

    _()_

    Ich hab nicht behauptet, dass ich das gut finde. Ich würde ohne Köder angeln oder mit einem Draht, an dem ein Köder hängt, der Fisch sich aber nicht daran aufhängen kann.

    So bin ich im Zazen und hilfreich für Lebewesen und übe das Abstehen vom Töten.

  • Gibt es im Zen die fünf Laienregeln nicht bezüglich Töten, Stehlen, Sex, Lügen und Berauschung?

    Also, ich hab nirgendswo einen Vertrag unterschrieben ^^

    Ich wollte eigentlich nur wissen ob es im Zen diese Regeln für Laien gibt oder nicht.

    Sofern ich das beurteilen kann, gelten die 5 Sila für alle dem Weg des Buddha folgenden. Die Tugenden verinnerlichen, machen Meditation erst hilfreich.

  • Ja, kann schon sein, aber da ist auch die Frage, wer hat diese aufgestellt und warum sollten die für jeden gelten. Es ist doch eine sehr persönliche Entscheidung. Ich würde z.B. nicht wollen, dass mir ein Angelhaken im Rachen steckt, deswegen tue ich das gleiche auch keinen Fischen an, wie das ist, wenn ich mal hungere und kein Essen habe, weiß ich nicht, vielleicht wäre ich dann zum angeln gezwungen, aus Spaß würde ich es auch nicht machen.

    Die Regeln für Ordinierte und Laien hat der Buddha aufgestellt. Man kann das natürlich anzweifeln und es ist eine persönliche Entscheidung. Ich töte übrigens auch keine Tiere, außer wenn ich sonst verhungern müsste. Zum Glück war ich noch nie in einer solchen Situation.

  • ich habe gehört das der Zen-Mönch Matthieu Richard und der bereits verstorbene Taisen Deshimaro leidenschaftliche Angler sind bzw. waren.


    Begründet wird das damit das es eine Art von Meditation sei, sowie Geduld und Achtsamkeit fördert.

    Es sei eine Möglichkeit die Essenz von Zen zu praktizieren

    Da würden mich die Quellen dieser Informationen interessieren (ist ja schon mal falsch, Matthieu Ricard als "Zen-Mönch" zu bezeichnen).

    Gibt es z.B. Fotos, wo frisch gefangene Fische präsentiert werden oder brutzelnde Fische auf einem Grill?

    Ich würde ohne Köder angeln oder mit einem Draht, an dem ein Köder hängt, der Fisch sich aber nicht daran aufhängen kann.

    So bin ich im Zazen und hilfreich für Lebewesen und übe das Abstehen vom Töten.

    Genau, warum nicht einfach einen Stock mit daran befestigter Schnur und einem Grundblei ins Wasser halten - vielleicht wurde das ja von Matthieu Ricard und Deshimaru so praktiziert?

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Ich wollte eigentlich nur wissen ob es im Zen diese Regeln für Laien gibt oder nicht.

    Selbstverständlich. Ich weiss nicht, wie es im Rinzai abläuft, aber im Sōtō - Zen sind die pañcasīla die ersten fünf der 10 'gewichtigen' Bodhisattva-Gelübde. Was zusammen mit der dreifachen Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha sowie den drei 'reinen' Gelübden 16 Bodhisattva-Gelübde ergibt. Gegeben/genommen werden sie im Sōtō in einer Form, die auf Dōgen Zenji zurückgeht.


    Gegeben/genommen werden sie (in gleicher Form) sowohl bei einer Priesterordination shukke tokudo wie auch bei der sog. Laienordination bzw. -initiation zaike tokudo. Voraussetzung, um z.B. gemeinsam Zazen zu üben, ist das natürlich nicht.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Man muss nicht unbedingt alles glauben was so geredet wird.

    So ist es. Gut, dass Du fragst, derM - das ist nämlich offensichtlich verleumderischer Bockmist, den man Dir erzählt hat.

    Zitat

    Vor kurzem haben Sie ein Buch über Tiere geschrieben. Wie war als Kind Ihr Verhältnis zu Tieren?


    Ich habe mich da nicht gerade vorbildlich benommen. Meine liebe Großmutter nahm mich als Kind mit zum Fischen und Angeln. Als ich schließlich verstanden habe, wie viel leiden und Schmerz ich diesen armen Wesen damit zufüge, habe ich sofort damit aufgehört.

    Zitat von hier. Nun macht Ricard, wie schon angemerkt, kein Zen. Ob Deshimaru Taisen geangelt hat? Keine Ahnung - wenn ja, würde ich es mir so wenig zum Vorbild nehmen wie seine Trinkgewohnheiten. Hat beides nix mit Zen zu tun. Was mir bekannt ist, das ist dass Deshimaru Makrobiotik nach Yukikazu Sakurazawa praktizierte (und auch lehrte). Ob komplett vegetarisch, ist mir unbekannt.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Ich meine, mal in einem seiner Videos, sprach M. Riccard davon, daß er sich vegan ernährt, und habe deshalb nochmal recheriert und das hier gefunden, ist auf Englisch

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  • Also ich würde jetzt persönlich nicht angeln. Aber man sollte auch anerkennen dass das mit dem rechten handeln diffizil ist. Auch ein Veganer tötet, evtl indirekt durch Landverbrauch durch Ackerflächen. Wir können also nur netto uns darin üben unterm Strich weniger zu schaden.

  • Hier wird der übliche oberflächliche Kram verbreitet, z.B. Angeln (und Trinken) sei kein Zen. Was soll das heißen? Jede Alltagstätigkeit wird zur Zen-Übung, weil Zen eine Geistesübung ist. Natürlich kann ich Loslassen und Nicht-Unterscheiden auch beim Angeln üben. Fast alle, die hier schreiben, befinden sich auf einer relativen ethischen Ebene, und wenn sie dort stehen bleiben, verpassen sie das Wesentliche im Zen.


    Die Gelübde, das wurde oft gesagt, sind als Übungen formuliert. Man übt sich in etwas. Üblicherweise und da es im Grunde keine brauchbaren Zenlehrer in Deutschland gibt, sieht das so aus, dass den Leuten gesagt wird, sie sollten bitte keine Tiere töten. Schließlich sei die Einübung in anständiges Verhalten die Grundlage für (spätere) versenkung und Weisheit (oder sie sei von diesen zumindest nicht zu trennen). ich habe gerade mit einem Ex-Schulfreund aus Kindertagen gesprochen, der trägt auch jede Fliege nach draußen, die sich in seinem Zimmer verirrt. Ich sagte ihm, ein schöner Zug. Er isst auch kein Fleisch, wegen des Grauens auf den Schlachthöfen. Auch da kommentierte ich: Das ist ganz offensichtlich ein anständiges Verhalten.


    Mehr aber auch nicht. Dazu braucht es kein Zen. Mein Ex-Schulfreund hat nichts mit Zen am Hut. Sein Problem ist das der meisten User hier: Sie können nicht ohne Gewissensbisse, d.h. ohne selbst zu leiden, ein Tier töten. Mit anderen Worten, sie tun es deshalb nicht, weil sie nicht leiden wollen. Insofern tun sie dann zwar etwas Buddhistisches, nämlich Leid vermeiden. Aber sie tun nichts Zenniges, nämlich die Ursache des Leidens nicht beseitigen: ihre künstliche Unterscheidung.


    Das Tier und Du teilen etwas Universales, und es wird dem Tier nicht genommen, wenn Du es tötest, weil es nicht genommen werden kann. Deine Aufgabe ist, in diesen Zustand geistig zu kommen. DAS ist Zen. Es wird sowohl in Koan wie in klassischen Kampfkünsten gelehrt. Koan wie die Zypresse im Hof von Chao-chou verweisen auf die Wirklichkeit des DIES, die mit der Wirklichkeit des Ich identisch ist, wie der Philosoph Izutsu es einst erklärte. Koan wie das von den Wildenten (Meister: "Wo sind sie hin?" - Schüler: "Weggeflogen." Meister zwickt ihm in die Nase: "Wie kannst du sagen, sie seien weggeflogen?") auf das ICH, das mit dem Dies identisch ist. In beiden Fällen mangelt es den Schülern - wie hier - daran, die Einheit dieser Wirklichkeit zu erkennen. Mal versäumen sie, die Wirklichkeit des DIES, mal die Wirklichkeit des ICH gebührend in Einklang zu bringen.


    Auf dieser Ebene ist also kein Platz mehr für wörtliche Auslegungen irgendwelcher Gelübde, das ist stets Anfängerlatein und wird später überflüssig, weil sich das "richtige" Handeln intuitiv ergibt. Verhandelt werden muss es auf relativer und gesellschaftlicher Ebene aus anderen Gründen.


    Folglich kann ein Zen-Übender angeln, auch mit Köder. Selbst ethische Abwägungen scheitern hier sowieso, denn dem Fisch droht im Naturkreislauf - wie anderen Tieren, die der Mensch isst - ein ebenso adrenalinreicher Abschied wie beim Töten durch den Menschen - und da muss man nicht erst sehen, wie ein Komodo Waran seine Opfer verschlingt. Der Mensch ist Tier, und seine nächsten Verwandten sind Affen wie der Bonobo. Der Mensch ist anatomisch zum Fleischverzehr mutiert. Da die ethischen Argumente nie hinreichen (am ehesten noch der Klimaschutz), bemühen Buddhisten diese Regeln (sila).


    Kannst Du nicht angeln, ohne zu unterscheiden, ohne Dir einen Kopp zu machen, ohne zu leiden, dann lasse es halt. Wenn Deshimaru nicht (mit Köder) angeln und Fische töten und essen konnte, war er allerdings kein Zen-Meister.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Auf dieser Ebene ist also kein Platz mehr für wörtliche Auslegungen irgendwelcher Gelübde, das ist stets Anfängerlatein und wird später überflüssig, weil sich das "richtige" Handeln intuitiv ergibt.

    Und ergibt sich die Gewaltlosigkeit (avihiṃsā) aus dem "richtige Handeln", dass aus der Konsequenz deiner Erkenntnissen auf intuitive Weise entspringt?

  • Zitat

    Und ergibt sich die Gewaltlosigkeit (avihiṃsā) aus dem "richtige Handeln",

    Nein, denn dann wäre richiges Handeln ja immer gleich Gewaltlosigkeit, was nicht der Realität entspricht. Richtiges Handeln ist situationsspezifisch.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Nein, denn dann wäre richiges Handeln ja immer gleich Gewaltlosigkeit, was nicht der Realität entspricht. Richtiges Handeln ist situationsspezifisch.

    Danke für die prompte Antwort. Fällt dir denn eine Situation ein, die durch Gewalt geprägt ist und im Einklang mit richtigem Handeln ist?

  • Sehr viele. Notwehr, Nothilfe. Also die gegenwärtige Reaktion der Ukraine auf den Angriff Russlands z.B.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)