Über die Vergänglichkeit des Lebens.

  • Es ist auch eine Verblendung, wenn geglaubt wird, dass wir Besucher in diesem Körper sind.

    Natürlich klammert der moderne Mensch in der Konsumgesellschaft an seinem eigenen Körper. Doch was geboren ist, ist dazu verdammt zu sterben. Das ist der Lauf der Natur – sei es ein kleines Insekt, ich selbst oder sogar der Buddha höchstpersönlich. Dukkha direkt zu erkennen, dem Tod ins entsetzliche Antlitz zu blicken, erfordert Mut und innere Entschlossenheit.

    Ajahn Chah, den ich sehr schätze, fragte die Menschen oft: "Kannst du es ertragen?" Dukkha zu ertragen, das Alter, Krankheit und Tod anzunehmen – man kann diese Tatsachen nur verdrängen, aber ihnen nicht entfliehen. Wie Mettiko Bhikkhu treffend bemerkt, geht es oft um einen Wellness-Buddhismus, jedoch nicht um den echten, im Sinne eines existenziellen, innigen Zugangs, der nicht aus Büchern stammt, nicht aus dem Studieren, sondern aus dem Erleben und dem Erfahren des Dukkha am eigenen Leib.


    Für dich, Qualia :


    "

    Wenn der Körper geboren ist, gehört er niemandem. Es ist wie mit unserer

    Meditationshalle. Nachdem sie gebaut ist, kommen Spinnen, um darin zu

    bleiben. Eidechsen wohnen darin. Alle Arten von Insekten und Kriechtieren

    kommen, um darin zu bleiben. Schlangen leben darin. Alles Mögliche

    kann kommen, um darin zu leben. Es ist nicht unsere Halle; die Halle

    gehört allen.

    So sind auch diese Körper. Sie sind nicht unsere. Die Menschen kommen,

    um in ihnen zu bleiben und sind abhängig davon. Krankheit, Schmerz und

    Altern kommen ebenfalls, um in ihnen zu wohnen und wir leben dort

    bloß mit ihnen zusammen. Wenn diese Körper das Ende von Schmerz und

    Krankheit erreichen und sich schließlich auflösen und sterben, dann ist

    das nicht unser Tod. Also haltet euch an nichts fest. Stattdessen müsst

    ihr diese Tatsache kontemplieren und dann wird sich euer Ergreifen nach

    und nach erschöpfen. Wenn ihr es richtig seht, endet die falsche Ansicht."

    96


    Die Quelle:


    Die gesammelten Lehren von Ajahn Chah


    https://dhammapala.ch/wp-content/uploads/2021/05/gesammelten-lehren-2021-01-21.pdf

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich wollte nur meine eigenen Gedanken zum Thema zum Ausdruck bringen. Der sogenannte normale Mensch reagiert meistens auf eine ernste, bedrohliche oder sogar tödliche Krankheit mit Angst, Wut und Verdrängung. Er schießt sozusagen den zweiten Pfeil auf sich selbst, aber der erste Pfeil ist das Leben, wie es ist, und alles, was dazugehört.

    Meinen Geist habe ich die Möglichkeit so zu üben, dass ich akzeptiere, also innerlich, dass alles vergänglich ist. Ich kann wie jeder jeden Augenblick sterben; dann setze ich andere Prioritäten und Werte. Was ist wirklich wichtig in diesem Leben? Unter dem Blickwinkel der Vergänglichkeit, man kann auch sagen im Licht der Ewigkeit, betrachtet man alles anders.

    Ich hatte vor einigen Tagen mit einer Pflegeschwester gesprochen. Ich sagte ihr: "Angenommen, ich bekomme Krebs im Endstadium, habe entsetzliche Schmerzen – lohnt es sich, in diesem Zustand zu leben, wenn der Tod dir mit leeren, pechschwarzen Augenhöhlen ins Gesicht grinst?" Aber sie entgegnete: "Was redest du da? Man sollte das Leben genießen."

    Da das Wort "Genießen" als die Wurzel von Samsara dient, also dem unersättlichen Durst, den man niemals stillen kann, wäre es schon genug, A. Schopenhauer zu zitieren. Aber ich antwortete nicht. Es macht keinen Sinn.

    Der Tod kann so real wie möglich aus dem öffentlichen Leben verbannt werden. Aber Serien auf Netflix wie "Achtsam morden", "Hannibal" usw. präsentieren den Tod als Show. Es bereitet den meisten Menschen ein angenehmes Nervenkitzeln, im Sinne von: jemand anderer stirbt, aber bei mir ist alles im grünen Bereich. Man kann auch an "Léon – Der Profi" erinnern, der so viele Preise gewonnen hat, oder den Film "Sieben" – das sollte reichen.

    Hier kann man die Projektion oder die Verschiebung der eigenen Angst sehen, die in diesen Streifen ein Ventil findet. Aber dann frage ich mich: Ist es nicht so, dass wir alle so ticken, es aber nur nicht bemerken? :?

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Vielleicht ticken wir alle mehr oder weniger so, Igor, aber desto länger wir ernsthaft praktizieren, desto einfacher ist es zu durchschauen. So wie Du es ja auch tust.


    Und es fällt immer leichter, sich davon zu distanzieren.


    Heute habe ich daran gedacht, wie schwer es doch fällt, die Erfahrungen und gemachten Einsichten immer wieder neu umzusetzen, weil wie im Kaleidoskop die Szenerie wechselt.


    Obwohl wir wissen "WIE".


    Denn es geht immer um dieselbe Übung - gegen Gier und Hass.

    Im Grunde geht es nur noch um das aufsteigende Gefühl. Es geht nicht darum, es unhinterfragt zu ignorieren, sondern um das Wissen, dass das Gefühl das Problem ist, nicht der äußere Reiz als Auslöser für Leiden.


    Die Konditionierung ist das Leiden. Und die können wir ändern.


    Ich wünsche Dir ein gutes Jahr - und allen anderen Usern auch.

    _()_Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Es ist auch eine Verblendung, wenn geglaubt wird, dass wir Besucher in diesem Körper sind. Das mag sogar wahr sein, doch dann kommen die Leiden an den Vorstellungen, woher der Besucher kommt, und die Frage ist nicht zu beantworten. Also warum nicht diesen Körper als Zuhause annehmen?

    Weil es darauf hinauslaufen könnte, dass man dann stark mit dem Körper identifiziert ist: "Mein" Körper als "mein" Zuhause - und wenn jetzt irreparable Schäden an "meinem" Zuhause entstehen/entstanden sind ? => Dukkha !

    (Zumindest bei Nicht vollständig-Erwachten...)


    Ajahn Chah's Sicht ermöglicht m.E. größere Distanz zu diesem vergänglichen "Elementehaufen"...


    Wer unmittelbar in die entsetzliche Fratze des Todes ....


    ... wenn der Tod dir mit leeren, pechschwarzen Augenhöhlen ins Gesicht grinst?"


    Lieber Igor07 ,


    es fällt schon auf, dass du den Tod - in diesem Thread - mehrfach als bedrohlich und grauenerregend schilderst, ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob das - angesichts der allgemein zunehmenden Lebensangst und Todesfurcht - so viel Sinn macht..


    Es ist eine Sache, sich der Vergänglichkeit des Lebens bewusst zu sein - diese wahrzunehmen gibt es jeden Tag mannigfaltige Gelegenheiten - eine andere ist es, sich andauernd die grausamen Seiten des Todes vor Augen zu führen, sie noch gedanklich üppig und anschaulich auszuschmücken.


    Den Tod abzulehnen, was man aber zwangsläufig tut, wenn man ihn nur

    als schauderhaft und schreckenerregend betrachtet, halte ich für nicht zielführend.

    Letztlich müssen wir akzeptieren, dass wir vergängliche, verletzbare und sterbliche Wesen sind, die dem unumgänglichen Tod entgegengehen.


    Das fällt umso leichter, wenn der Tod als natürlich und auch als Ende allen Leide(n)s gesehen wird. Sogar als "guten Freund", der "einen abholt, wenn das Leben zu mühsam/unerträglich geworden ist" könnte man ihn auffassen.

    Oder als "Transformation", wie Thich Nhat Hanh...


    Meiner ("persönlichen") Meinung nach sind der Tod und das Sterben die besten Lehrer.

    Das verbindet uns alle, egal ob König oder Bettler, Mörder oder Heiliger.

    Leider hat diese Erkenntnis noch nicht dazu geführt, dass sich Menschen automatisch mit allen fühlenden Wesen in dieser Hinsicht verbunden wissen und entsprechendes Mitgefühl, sowie Solidarität, entwickeln.

    Wahrscheinlich liegt das wiederum an der Tatsache, dass viele Menschen jegliche Gedanken an den Tod (zumindest den eigenen und den der Nächsten) - so lange wie möglich - verdrängen.



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • es fällt schon auf, dass du den Tod - in diesem Thread - mehrfach als bedrohlich und grauenerregend schilderst, ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob das - angesichts der allgemein zunehmenden Lebensangst und Todesfurcht - so viel Sinn macht..

    Anna Panna-Sati .


    Klar, es ergibt Sinn, denn auch Ananda konnte es nicht akzeptieren und weinte, als der Buddha im Sterben lag. Der Buddha sagte ihm jedoch, dass die Lehre wichtiger sei und dass alles, was bedingt ist, vergehen muss.

    Ich habe selbst gesehen, wie Menschen sterben – viele Male. Und ich war sehr jung. Das hat sich tief in mir eingeprägt.

    Damit will ich sagen, wie wichtig es ist, sich frühzeitig mit dem Tod auseinanderzusetzen. Denn absolut alles, was uns lieb ist, werden wir eines Tages verlieren. Den Tod als Bedrohung zu sehen, ist menschlich.

    Nur der Erwachte, ein Arahat, hat keine innere Identifikation mehr. Ich bin das noch nicht – das war ein Scherz, oder?

    Im alten Indien waren die Menschen tief davon überzeugt, dass der Körper nichts weiter als ein Vehikel ist. Deshalb sollte er nach dem Tod im Fluss verbrannt werden. Hier im Westen gibt es hingegen eine ganze Bestattungsindustrie, die aus dem Tod ein gutes Geschäft macht.LG.


    P.S. An anderer Stelle habe ich ein Zitat aus dem Visuddhi-Magga eingeführt("Über den Tod"), um den Fokus hier auf das Wesentliche zu lenken.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Einmal editiert, zuletzt von Igor07 ()

  • Wahrscheinlich liegt das wiederum an der Tatsache, dass viele Menschen jegliche Gedanken an den Tod (zumindest den eigenen und den der Nächsten) - so lange wie möglich - verdrängen.

    Ich melde mich hier kurz zurück. Genau darum geht es. Auch Irvin Yalom behandelt in der "Existenziellen Psychotherapie" diese Frage sehr ausführlich.

    Der Buddhismus geht weiter. Bhikkhu Anālayo empfiehlt, sich alle möglichen Veränderungen bei der Verwesung eines Leichnams sehr bildlich vorzustellen, ebenso den Moment, als ob er der letzte wäre.

    Wenn ich mich richtig erinnere, erzählte er in einem Interview, dass bei ihm eine tödliche Krankheit diagnostiziert wurde; dann hat er alles an sich selbst ausprobiert (bei meinem Chaos kann ich momentan den Artikel nicht finden), und er berichtet, wie diese Technik ihm persönlich geholfen hat.

    In seinem praktischen Ratgeber zu Satipatthāna erweitert er die gesamte Technik; leider ist das Buch nur auf Englisch verfügbar.

    Aber du, liebe Anna Panna-Sati , hast natürlich recht: Es ist nicht für jeden geeignet.

    In einem Video des Muttodaya-Klosters erzählt auch ein Mönch über seine eigenen Erfahrungen, wie er in der Leichenhalle sehr lange meditiert hat, und für uns, die darüber hinwegsehen, klingt das eher morbide und obskur.

    Aber es ist der Kern des Theravada; man kann es drehen und wenden, aber die Vergänglichkeit kann man nicht aus Büchern studieren, sondern nur durch unmittelbare Erfahrung verstehen.

    Am Ende zitiere ich dazu eine Stelle aus dem Pali-Kanon:


    "

    "Diejenigen, ihr Mönche, die die Betrachtung über den Tod üben, indem sie denken: 'Ach, daß es mir doch vergönnt sei, einen Tag und eine Nacht am Leben zu bleiben - noch einen Tag - einen halben Tag - solange wie ein Almosenmahl dauert - solange wie ein halbes Almosenmahl dauert - solange wie das Zusammenballen und Hinunterschlucken von vier oder fünf Bissen dauert! Ich möchte des Erhabenen Weisung noch überdenken. Viel, wahrlich, könnte ich dann noch erwirken!' - von diesen Mönchen, ihr Mönche, sagt man, daß sie nachlässig leben und auf langsame Weise die Betrachtung über den Tod üben, um der Triebe Versiegung zu erreichen.

    Von demjenigen Mönche aber, der die Betrachtung über den Tod übt, indem er denkt: 'Ach, daß es mir doch vergönnt sei, solange am Leben zu bleiben, wie das Zusammenballen und Hinunterschlucken von einem einzigen Bissen Reis dauert! Ich möchte des Erhabenen Weisung noch überdenken. Viel, wahrlich, könnte ich dann noch erwirken!'

    -Oder der denkt: 'Ach, daß es mir doch vergönnt sei, noch während der Zeitspanne am Leben zu bleiben, die zwischen einer Ein- und Ausatmung oder einer Aus- und Einatmung liegt! Ich möchte des Erhabenen Weisung noch überdenken. Viel, wahrlich, könnte ich dann noch erwirken!'-

    Von einem solchen Mönche sagt man, ihr Mönche, daß er vollen Ernstes lebt und eifrig die Betrachtung über den Tod übt, um der Triebe Versiegung zu erreichen.

    Darum, ihr Mönche, habt ihr danach zu streben: 'Vollen Ernstes wollen wir leben und eifrig die Betrachtung über den Tod üben, um der Triebe Versiegung zu erreichen!' Das, ihr Mönche, sei euer Streben!"


    A.VIII.73 Die Betrachtung über den Tod I - 3. Paṭhama-maraṇassati Sutta

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • In den 80/90er Jahren gab es Dokus über Elisabeth Kübler-Ross, die Sterbende begleitete und erforschte.


    Diejenigen, die sich schwertaten mit dem Loslassen waren diejenigen, die "unerledigte Geschäfte" hatten. Sie hatten nicht realisiert, dass der Tod sie betraf bzw. wie wichtig es ist, sich rechtzeitig damit zu beschäftigen und "aufzuräumen".


    Das hat mich damals dazu bewogen, mich mit meinen Brüdern zu versöhnen, vorallem zunächst im Geiste, später auch persönlich.


    Ich habe ihnen nie wieder gegrollt, ganz im Gegenteil, es tat mir sehr leid, so viel Zeit verloren zu haben.


    So ging es weiter, ich räumte und räume ich bis heute auf. Deshalb habe ich auch keine Angst vorm Sterben.


    _()_Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Mein „Aufräumen“ ist so weit gelungen, dass ich Menschen als Freunde erkenne. Benehmen Menschen sich als Personen, die aus ihren persönlich geglaubten Beziehungen zu mir Ansprüche an mich als selbstverständlich ableiten, lasse ich sie auf ihrem Weg und gehe meinen.


    Ich erwarte nicht mehr von Menschen und sie können nicht mehr von mir erwarten. Menschen haben Worte, um zu sagen, was sie wollen, und können von mir nicht mehr erwarten, dass ich ihre Gedanken lese und mich nach ihren mir unbekannten Wünschen richte. Mein Handeln wird von ihren gesagten Wünschen geleitet und nicht mehr von meinen zweifelnden Vermutungen, was sie zufrieden machen könnte.


    Wünsche sind das Vergänglichste überhaupt.

  • „Der Tag wird kommen, an dem dich der Tod aufsucht und dich zwingt, alles aufzugeben, ohne Ausnahme. Deswegen solltest du schon lange vorher das Loslassen üben, damit du es gut kannst. Andernfalls – glaube es mir – wird es schwierig werden, wenn die Zeit gekommen ist.“


    Ajahn Fuang Jotiko

  • Vielen Dank, herz :heart: -lich, lieber mukti. Ich habe gerade dem Tod ins Auge gesehen und frage mich, ob man überhaupt darüber sprechen kann.

    Doch ich erinnere mich immer stets an Ajahn Chah, der sagte, der Körper sei wie eine Halle; er gehört uns nicht.


    Er besteht aus den Elementen und vergeht. Die innere Identifikation mit allem Vergänglichen verstärkt das Leiden.

    Liebe Grüße, I.


    "

    Gerade dieser hier liegende Klumpen Fleisch, der sich im Verfall befindet, ist Realität. Die Fakten dieses Körpers stellen Realität dar, sie sind die zeitlose Lehre des Buddha. Der Buddha lehrte uns, dies zu kontemplieren und uns mit dessen Natur in Einklang zu bringen. Wir müssen in der Lage sein, mit dem Körper in Frieden zu leben, egal in welchem Zustand er sich befindet. Der Buddha lehrte, wir sollten uns vergewissern, dass es nur der Körper ist, der sich in einem Gefängnis befindet, und deshalb den Geist nicht gleich mit einsperren. Während also Dein Körper mit zunehmendem Alter beginnt, sich zu verbrauchen und zu erschöpfen, leiste keinen Widerstand, aber lass nicht gleichzeitig Deinen Geist mit verfallen. Halte den Geist davon getrennt. Gib dem Geist zusätzliche Energie durch die Erkenntnis der wahren Natur der Dinge. Der Buddha lehrte, dass der Körper seiner Natur nach eben so ist; er kann nicht anders sein. Nachdem er geboren wurde, wird er alt und krank und stirbt schließlich. Du bist also gegenwärtig Zeugin einer großen Wahrheit. Schau Dir den Körper mit Weisheit an und realisiere diese Wahrheit."


    Unser wirkliches Heim

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich habe gerade dem Tod ins Auge gesehen und frage mich, ob man überhaupt darüber sprechen kann.

    Ajahn Chah hat das Wesentliche gesagt - "Du bist Zeuge einer großen Wahrheit, schau dir den Körper mit Weisheit an und realisiere diese Wahrheit."

    Es bleibt und wohl nichts anderes übrig, als an der Verwirklichung von dukkha, anicca und anatta zu arbeiten.

  • Wer unmittelbar in die entsetzliche Fratze des Todes direkt schaut und erkennt, dass es das Schicksal aller lebenden Wesen ist, der all-ein- kann echtes, authentisches Mitgefühl er-leben – ein Mitgefühl, das aus dem Herzen kommt und nicht aus theoretischem „Buchwissen“, egal von wem es stammt. Meiner ("persönlichen") Meinung nach sind der Tod und das Sterben die besten Lehrer.

    Das verbindet uns alle, egal ob König oder Bettler, Mörder oder Heiliger. :dao:

    Ich empfinde es nicht so, als ob der Tod eine "entsetzliche Fratze" besäße.

    Überhaupt nicht. Warum denn?

    Mit großem Interesse lese ich in meiner Tageszeitung meistens zuerst die Todesanzeigen. Ihre individuelle Gestaltung ist sehr interessant; meistens kann ich das nicht richtig nachvollziehen.

    Nebenbei bemerkt: am seltsamsten sind die von Firmen, wenn ein Mitarbeiter gestorben ist. Sie lesen sich wie Zeugnisse.

    Aber allgemein gesagt, finde ich es merkwürdig, wenn man denkt, dass jemand gegangen ist.

    Das ist er ja gar nicht.

    Ist es nicht ohnehin so, dass einem das Leben wie ein Traum vorkommt? Die sogenannte Realität ist doch eher die Verzerrung!

    Als meine Mutter vor fast fünf Jahren starb, hat mich am meisten aufgewühlt, dass ich der einzige Mensch bin, der noch Erinnerungen von ihr in sich trägt. Ich empfand es als eine riesige Verantwortung, diese stellvertretend für sie, weil sie es nicht mehr konnte, in mir zu bewegen und zu verarbeiten, dieses schon, als sie noch lebte, denn sie war zuletzt schwer dement.

    Auf beispielsweise diese Art ist ein Mensch, der scheinbar gegangen ist, immer noch präsent, indem in den Hinterbliebenen ein Teil von ihm weiterwirkt. Erst, wenn sich keiner mehr an ihn erinnern kann, ist ein Mensch endgültig gegangen - aber genaugenommen trotzdem nicht, denn ähnlich wie die Gene für das Erscheinungsbild und den Charakter eines Wesens verantwortlich sind, so setzen auch die "Meme" sich fort, indem sie die Nachkommen prägen.

    Genauer gesagt und übergeordnet gesehen, es ist, als ob es da einen sehr langlebigen "Geist" einer Familie, einer Sippe, eines Volkes usw. gibt, der seine Eigenschaften in den Individuen zum Ausdruck bringt.

    Genaugenommen empfinde ich es so, wie das Bild von der Erde aussieht, das sich einem Astronauten darbietet, was Gewitterblitze betrifft. Der Astronaut erblickt permanent irgendwelche Gewitter auf unserem Planeten, indem es ständig irgendwo blitzt. Es ist ein riesiges Großes Ganzes, auf und in dem Individuen aufblitzen. So schnell kommt und geht ein Leben und trägt zum Gesamtbild bei, aber kein einziger Blitz ist verloren.

    Ich kann alte indigene Völker sehr, sehr gut verstehen, deren Religion aus Ahnenkult besteht.


    Der Tod kann einem nur dann als Fratze vorkommen, wenn man so an den Dingen hängt, dass man nicht akzeptieren kann, dass sie sowohl vergänglich sind als auch, dass man sie nicht mitnehmen kann.

    Für mich hat der Tod keine schreckliche Fratze.

    Aber, zugegeben, mich treibt der Gedanke daran um, dass der Körper nach und nach schon zu Lebzeiten immer mehr verfällt, das ist mit vielen äußerlichen Schwierigkeiten verbunden, die man bewältigen muss. Besonders, wenn keiner da ist, der das zu regeln mithelfen kann.

    Und das beschäftigt mich.

    Andererseits denke ich, nach der alten Redensart "Kommt Zeit, kommt Rat", dass sich das alles regeln wird. Wenn ich bedenke, was ich inzwischen alles kann und was ich mich traue - im Vergleich zu vor 30, 40 Jahren! Da wäre Furcht und Angst fehl am Platze. Und das hat sich ja auch dadurch entwickelt, dass es sich Schritt für Schritt geregelt hat. So wird es in näherer und fernerer Zukunft auch sein.


    Der Tod ist für mich nur eine seltsame Theorie. Ein künstliches Konstrukt. In der Praxis vielmehr, da ist zu sehen, dass sich alles schrittweise wandelt. Hat man dies verinnerlicht, so rechnet man sogar mit einem "Schwarzen Schwan".

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Der Tod ist für mich nur eine seltsame Theorie. Ein künstliches Konstrukt. In der Praxis vielmehr, da ist zu sehen, dass sich alles schrittweise wandelt. Hat man dies verinnerlicht, so rechnet man sogar mit einem "Schwarzen Schwan".

    Das Sterben hat eine grausame Fratze, doch es ist die Folge von Krankheit, Alter oder unvorhersehbaren Zufällen und somit unvermeidlich. Das Festhalten an Gesundheit, Unverwundbarkeit und Unsterblichkeit sollte vor dem Sterben aufgegeben werden. Das Sterben bietet die Gelegenheit, dies intensiv zu üben. Der Tod beendet alles Leiden, und ein Festhalten am Tod führt zu einem Sterben ohne Klarheit und in Verachtung des Lebens.


    Mein Leben war stets davon geprägt, vorsichtig zu sein: Du bist nicht unverwundbar, sei achtsam. Du kannst krank werden, nimm die Signale deines Körpers ernst. Du wirst älter, höre auf deinen Körper, wenn er nicht mehr so kann, wie du es willst. Aber lege dich nicht einfach hin, sitze nicht stumpf herum, sei ein aufrechter Mensch, dann bleibt auch dein Körper aufrecht. Gehmeditation als Spazierengehen ist wichtiger als Sitzmeditation. Letztere dient dazu, alles Metaphysische abzulegen, aber auch hier gilt: Sei aufrecht und achte auf deinen Körper. Folge niemals einem Meister, der dich zwingt, deinen Körper zu verachten.


    Mein Ego hat unter dieser Lebensweise gelitten, denn für meine Mitmenschen war ich oft zu träge und langweilig. Viele von ihnen sind inzwischen tot, während ich nur eine Nacht wegen eines unvorhersehbaren Ereignisses im Krankenhaus verbracht habe. Ich warte nicht auf den Tod, ich erwarte ihn nicht. Dazu habe ich keine Zeit, denn ich habe früh erkannt, dass das Leben wichtiger ist als der Tod.


    Der Tod gehört nicht zum Leben, das Leben weiß nichts vom Tod und der Tod nichts vom Leben. Leben ist kein Tod, und Tod ist kein Leben. (Genjokoan, Dogen)

    2 Mal editiert, zuletzt von Qualia ()

  • Für mich hat der Tod keine hässliche Fratze, aber schwere Erkrankungen.

    Davon sind auch junge Menschen nicht ausgenommen.


    Für mich ist der Tod eine Er-Lösung.

    _()_Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Nachtrag: Den Originalbeitrag habe ich von Copilot umschreiben lassen und festgestellt, dass der persönliche Stil unwichtig ist. Wer persönlich schreibt, gibt eine Angriffsfläche, die zu Antworten und Wortklaubereien führen, die nichts mit dem Thema zu tun haben.

    Ich glaube nicht, dass das jemanden davon abhält, sich unangemessen zu äußern, Qualia.


    Ganz im Gegenteil, ich finde es gut, wenn sich "solche" outen.


    Vor 40 Jahren sagte mal eine Kollegin zu mir, ich wäre zu offenherzig. Ich antwortete, "so trennt sich schnell die Spreu vom Weizen".


    Und heute sehe ich dazu noch, wie verletzlich ich noch bin - oder nicht.

    _()_Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Monika Es hat einige Zeit gebraucht, bis ich erkannte, ignoriert zu werden ist gar nicht so schlecht. Das bewahrt mich vor Irrwegen. Ich muss mich an die eine Lehre halten und da ist es besser ignoriert zu werden als immer wieder bei Null anfangen zu müssen.


    Die Vergänglichkeit des Lebens hat keine Bedeutung mehr, wenn man die eine Lehre immer zu üben übt.

  • Du hast natürlich recht, alles verliert seine Bedeutung, wenn die Lehre in Fleisch und Blut übergegangen ist.


    Ich möchte jedoch authentisch bleiben und keiner KI die Regie übernehmen lassen, solange das nicht nötig ist.


    Wenn mir hier alles unwichtig wird, melde ich mich ab. Aber noch erfüllen sowohl Beiträge anderer User als auch meine Sicht dazu ihren Sinn.


    ❤️ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Die KI war unbedeutend, hat aber klarer geordnet, es bleibt mein Beitrag. Sehr authentisch.

  • Ich habe gerade dem Tod ins Auge gesehen und frage mich, ob man überhaupt darüber sprechen kann.

    Ein Gefühl wie ein Sprung vom Zehnmeterbrett ?

    Luis Trenkers (angeblich) letzte Worte:

    "Es ist alles gut gegangen ..."

  • Ein Gefühl wie ein Sprung vom Zehnmeterbrett ?

    Glaub ich nicht, JoJu, hat aber sicher mit dem Alter und den Umständen zu tun.


    Bei meinem Mann vor 2 Jahren war das offensichtlich ein friedliches Annehmen.


    Und ich habe auch genug erlebt, um Adieu zu sagen.

    _()_Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Als ich Mitte zwanzig war, sagte meine Oma zu mir: "Ich würde doch noch so gerne weiterleben. Ich möchte gerne wissen, wie das alles weitergeht." - Das machte mich beinahe sprachlos.

    Dann antwortete ich: "Aber Oma, es geht doch immer, immer weiter. Das nimmt doch nie ein Ende! Immer nur das, was noch in der Zukunft liegt, kommt einem sensationell vor. Aber wenn es dann da ist, dann ist es nicht mehr sensationell. Dann ist es fast schon wieder langweilig. Meinst du, dafür würde sich das Hierbleiben lohnen?"

    Oma machte große Augen, und ich wunderte mich, dass eine Oma sowas sagt.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Ich empfinde es nicht so, als ob der Tod eine "entsetzliche Fratze" besäße.

    Überhaupt nicht. Warum denn?

    Warum hat Bhikkhu Anālayo viele Male in der Leichenhalle meditiert? Das war alles andere als angenehm, um es milde auszudrücken. Schließlich entwickelte er für sich eine Sterbe-Meditation, um besser einschlafen zu können.

    Warum praktizieren auch die Mönche des Muttodaya-Klosters diese Methode? Es gilt als eine der besten Meditationstechniken überhaupt, allerdings ist sie nicht für jeden geeignet. Das stimmt.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Versteh ich nicht. Was ist Besonderes daran, in einer Leichenhalle zu meditieren? Außer dass man Verwandte der Toten und Bestattungsarbeiten stören könnte, geschieht dort nichts. Außer man glaubt an Seelen, Geister und Gespenster. Meditiere mal auf einem Bauernhof, das ist herausfordernd.