Ego - warum so stark???

  • Hallo!
    Habe noch eine Frage, die mich ein bisschen "wurmt".


    Das Ego - das tatsächlich nicht existiert - ist ja sehr stark in uns verankert.
    Ist dieses aufgrund der Anhaftung so stark, oder aufgrund unserer Unwissenheit?


    Die Skandhas verursachen ja unbewusst mentale Reaktionen, die dann zu Anhaftung führen.
    Wenn wir uns jedoch bewusst werden, dass unser Ego nicht real ist, zerstört dies den Glauben an ein Ego schon ein bisschen?
    Die Unwissenheit zu beseitigen müsste also unser Ego zerstören, sowie die Anhaftung.


    Aber was ist jetzt das grundlegende (erste) Problem? Dass wir unwissend sind, oder dass wir Anhaftungen generieren?
    Oder kann man sagen, dass das Wissen die Anhaftung zerstört, und wenn die Anhaftung zerstört wird, verschwindet auch das sog. Ego?


    Taen

  • Moin Taen,


    Zitat

    Das Ego - das tatsächlich nicht existiert - ist ja sehr stark in uns verankert.


    Etwas das nicht existiert, kann nicht in uns verankert sein. ;)
    Was verstehst du denn unter Ego?



    Ich verstehe unter Ego ein Gefühl des Getrennt-Seins. Ich bin das und das, aber nicht das. Dadurch, das die Illusion entsteht, von anderem getrennt zu existieren kommt es zu Reaktionen wie Anhaften und Ablehnen. Ego bezeichnet also für mich die "Ich-Illusion", die Vorstellung getrennt von allem anderen zu existieren. Das ist per se nicht schlecht, im alltäglichen Leben sogar äußerst hilfreich, nur eben nicht der Weisheit letzter Schluss.


    Zitat

    Die Unwissenheit zu beseitigen müsste also unser Ego zerstören, sowie die Anhaftung.


    Etwas das nicht existiert, kannst du auch nicht zerstören.


    Zitat

    Aber was ist jetzt das grundlegende (erste) Problem?


    Spontan würde ich Unwissenheit sagen.


    Also so ein Ego kann durchaus Vorteile haben. Wenn du es z.B. mit "Ich" gleichsetzt, weißt du jetzt, das du das bist, die das hier liest und ich es bin, der es geschrieben hat. Für den Alltag durchaus praktisch.
    Wenn du nun erkennst, das dieses Ego, was immer du auch darunter verstehst, nichts statisches ist, sondern ständig entsteht und vergeht, je nach Situation sich verändert und wenn du das auch noch leben kannst, dann näherst du dich dem Bereich, zu dem ich sagen würde, die Ich-Illusion überwinden.
    Für mich ist ein gesundes Ich-Gefühl eine durchaus hilfreiche Angelegenheit, wenn auch, wie schon oben gesagt, nicht der Weisheit letzter Schluss. D


    Wenn du dich hier im Forum umsiehst, wirst du herausfinden, das diese Diskussion um das Ego schon sehr alt ist.
    Die Meinungen wogen hin und her. Ich hoffe, du kannst für dich etwas heraus ziehen.


    Alles Liebe,
    Ji'un Ken

  • Aus Unwissenheit entsteht Anhaftung. Wenn du dich der Unwissenheit entledigst, dann verschwindet auch die Anhaftung. Dazu bedarf es allerdings tiefgreifender Einsicht auf Erfahrungsebene. Nachdenken über die Natur des Egos und intellektuelle Einsicht über dessen illusionsgleichen Charakter sind sicherlich ein Anfang und kann das Ego, wie du sagst, schwächen. Für die Befreitung reicht dies allerdings nicht. Dazu müssen wir uns hinsetzen und beobachten bis wir das intellektuelle Wissen auf Erfahrungsebene realisieren.

    Aus Ursprüngen, die einander bedingen,
    entstehen alle Dinge
    und vergehen alle Dinge.
    So lehrt der
    Vollkommen Erleuchtete.

  • Hi Taen


    Alles wird durch Nahrung aufrechterhalten.


    Was wir gewöhnlich als Ego-Illusion bezeichnen, ist einfach Gier, Hass und Verblendung.


    Gier, Hass und Verblendung werden durch Unachtsamkeit bei den sechs Sinnen genährt.


    Je stärker etwas mit Augen, Ohren, Gaumen, Nase, Körper oder Verstand gemocht, abgelehnt oder ignoriert, desto stärker auch das, was daraus entsteht.


    Zum Beispiel habe 'ich' jetzt längere Zeit den Computerlüfter ignoriert, und 'mein' Ohrbewusstsein ist am Tinnitus verblendet.


    Achtsamkeit beim Sinnkontakt kann die Anhaftung lösen: es ist nicht mein, das bin ich nicht.


    Auf die Art entsteht kein Leiden, und Ohrstöpsel können ohne Irritation geholt werden.


    Über die Existenz oder Nichtexistenz des Egos denken und reden ist aber irrelevant und führt zu Irritation.


    Ego ist nur ein Kommunikationsmittel.


    :)

  • Ja, Taen,
    Ego ist nur ein Kommunikationsmittel, wie thecap schreibt, aber ein absolut notwendiges. Ohne dieses Ego würden wir weder hier posten noch überhaupt den Wunsch haben nach Befreiung.


    Ego - warum so stark? Vielleicht bekämpfst Du es zu sehr!?


    Das Ego sehnt sich nach Befreiung, an dessen Erlebnis es aber nicht teilhaben kann.
    Ich freue mich, wenn es in den Hintergrund tritt. Deshalb behandle ich es freundlich, so bleibt es kontrollierbar. Die Freude darüber ist auch wieder Ego, es ist sehr schlau und findet immer neue Schlupfwinkel. Ich behalte es vorurteilsfrei im Auge. Und wenn es sich aufbläht, ignoriere ich es, dann kommt es schnell wieder runter. Es verbucht alle Erfolge auf sein Konto, auch das Ignorieren. Die Misserfolge hängt es gern anderen Umständen an. Deshalb verabschiede ich mich immer wieder von ihm (dem Ego). Aber auch das ist Ego, denn es steckt ja ein Wunsch dahinter. Kein Wunsch (Vorliebe) - kein Ego. Keine Ablehnung (Abneigung) - kein Ego. Ich weiß, sein Ende steht fest, wann immer das auch sein mag.


    Aber wer kann sich schon aus eigener Kraft am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen?


    Liebe Grüße
    Ego-Monika

  • Hallo Taen,
    ich denke ,man darf nicht vergessen, dass uns die Unwissenheit und das daraus folgende Anhaften an unser Ego schon seit sehr sehr langer Zeit begleiten. Unser Ego ist uns über Millionen von Jahren ein so enger Freund, dass es fast eins geworden ist mit unserem Herzen. Deshalb ist es auch so schwierig sich von ihm zu trennen. Und auch wenn wir schon etwas Einsicht gewonnen haben, dass diese Beziehung für uns nicht gut ist und uns unser Freund eigentlich immerzu betrügt, werden wir quasi wie durch einen natürlichen Impuls immer wieder zu dieser Beziehung hingezogen. Das ist eine sehr starke Gewohnheit, die zu durchbrechen viel Weisheit und Ausdauer braucht.
    Aber die gute Nachricht ist eben auch, dass es eigentlich eben "nur" ein Konzept ist und so nahe es auch scheint, ist es doch fremd und entspricht nicht unserer Natur. Und trotzdem ist das Haften daran der Motor für all unser Leiden, die Wurzel des ganzen Daseinskreislaufs.
    Aber ARYADEVA sagt, wenn man nur daran zu zweifeln beginnt, ob die Dinge wirkliche so existieren, wie sie uns erscheinen, rührt man damit schon an den Grundfesten unseres gewohnheitsmäßigen Anhaftens.
    Also Kopf hoch :D ! Mit der nötigen Tatkraft und dem Segen unsrere Lehrer und all der Buddhas und Bodhisattvas werden wir es schaffen! NO SELF- NO PROBLEM!
    LG pema

  • monikamarie:


    Das Ego sehnt sich nach Befreiung, an dessen Erlebnis es aber nicht teilhaben kann.
    Ich freue mich, wenn es in den Hintergrund tritt. Deshalb behandle ich es freundlich, so bleibt es kontrollierbar. Die Freude darüber ist auch wieder Ego, es ist sehr schlau und findet immer neue Schlupfwinkel. Ich behalte es vorurteilsfrei im Auge. Und wenn es sich aufbläht, ignoriere ich es, dann kommt es schnell wieder runter. Es verbucht alle Erfolge auf sein Konto, auch das Ignorieren. Die Misserfolge hängt es gern anderen Umständen an. Deshalb verabschiede ich mich immer wieder von ihm (dem Ego). Aber auch das ist Ego, denn es steckt ja ein Wunsch dahinter. Kein Wunsch (Vorliebe) - kein Ego. Keine Ablehnung (Abneigung) - kein Ego. Ich weiß, sein Ende steht fest, wann immer das auch sein mag.


    Das hast du sehr schön auf den Punkt gebracht! :idea:

  • monikamarie:


    Das Ego sehnt sich nach Befreiung, an dessen Erlebnis es aber nicht teilhaben kann.


    Kann es denn an etwas anderem teilhaben?

  • accinca:
    monikamarie:


    Das Ego sehnt sich nach Befreiung, an dessen Erlebnis es aber nicht teilhaben kann.


    Kann es denn an etwas anderem teilhaben?


    Nein, denn Ego ist Hass, ist Neid, Stolz, Begeisterung, alle Gefühle, Vorlieben und Abneigungen etc. Es kann nur geschrumpft werden. Ein bisschen muss übrig bleiben, wenn kommuniziert werden soll, z. B. beim Bodhisattva. Dann ist es eine Brücke.


    Befreiung ist für mich die Befreiung vom Ego.
    Zum Beispiel: Wenn ich psychischen, fast körperlichen Schmerz empfinde, wenn meine Tochter leidet (was für mich z. Z. immer noch das Schwerste ist), dann ist das Rauskommen aus diesem Schmerz nicht unbedingt damit verbunden, dass es meiner Tochter besser geht, sondern dass ich es geschafft habe, meine eigenen Wünsche und Zielvorstellung für mein Kind zu verabschieden und mich dem Verursacher dieser Schmerzen hinzugeben, nämlich das Ego in Zusammenhang zu setzen. Es fühlt sich dann an, als ob ich eine Tischdecke glätte, wenn ich mein Sonnengeflecht und Herz dabei streiche. Sobald ich raus aus dem eigenen - in diesem Fall Mit-Leid - bin, ist kein Problem mehr zu erkennen, es ist dann einfach alles wie es eben ist - Ursache und Wirkung. Das Problem lag in meinem Ego. Könnte ich dieses meiner Tochter vermitteln, wäre auch sie freier. Das wünsche ich ihr und auch allen anderen Menschen.
    So jedenfalls erlebe ich das.
    Liebe Grüße
    Monika

  • monikamarie:
    accinca:


    Kann es denn an etwas anderem teilhaben?


    Nein, denn Ego ist Hass, ist Neid, Stolz, Begeisterung, alle Gefühle, Vorlieben und Abneigungen etc. Es kann nur geschrumpft werden.


    Und so ein Ego sehnt sich nach Befreiung?

  • accinca:


    ...
    Und so ein Ego sehnt sich nach Befreiung?


    Wenn ich Deine Beiträge, accinca, immer richtig verstanden habe, gibt es kein Ich, also auch kein Ego. Wer also braucht Befreiung?

  • monikamarie:
    accinca:


    Und so ein Ego sehnt sich nach Befreiung?


    Wenn ich Deine Beiträge, accinca, immer richtig verstanden habe, gibt es kein Ich, also auch kein Ego. Wer also braucht Befreiung?


    Genau, wenn niemand leidet braucht auch keiner Befreiung. Trotzdem gibt es Leiden und
    auch eine Leidbefreiung. Falschwissen und Begehrenswille seien die Ursachen für die
    Leidesentwicklung. Der Wunsch (sehnen) nach Befreiung vom Leiden ergibt sich aus dem Leiden.
    Es gehört zur Natur des Leidens, das der Begehrenswille Leiden nicht will. Genau das ist Leiden und
    daher der Wunsch und die Sehnsucht es zu beenden. Je bewußter diese Beobachtung ist, je
    bewußter das Problem und der Weg zur Überwindung des Leidens.

  • accinca:


    ...
    Es gehört zur Natur des Leidens, das der Begehrenswille Leiden nicht will. Genau das ist Leiden und
    daher der Wunsch und die Sehnsucht es zu beenden. Je bewußter diese Beobachtung ist, je
    bewußter das Problem und der Weg zur Überwindung des Leidens.


    Genau, deshalb habe ich ja das Beispiel meines Mit-Leidens mit meiner Tochter gebracht. Aus dieser Erkenntnis heraus, dass ich nur leide, weil ich das Leiden ablehne, konnte ich es ja überwinden. Danke für Deine Klar-Stellung.
    Monika


    PS: Das meine ich übrigens auch, wenn ich von Hingabe spreche/schreibe.

  • Zitat

    Was wir gewöhnlich als Ego-Illusion bezeichnen, ist einfach Gier, Hass und Verblendung.


    Na es gehört ein bisschen mehr zum Ego und der Ich-Illusion als nur Gier, Hass und Verblendung. Und die Ich-Illussion existiert auch für uns, sonst gäbe es keinen Grund sich so viel damit auseinander zu setzen. Letztendlich ist es natürlich absolut vergänglich und hört auch mit unserem Körper auf zu exisitieren. Aber die Ich-Illusion ist nicht einfach nur eine Summe aus all unseren negativen Eigenschaften (Gier, Hass und Verblendung). Die Ich-Illusion ist einzig und allein das, was der Name so treffend beschreibt: Eine Ich-Illusion. Da ist weder etwas positives noch etwas negatives dran. Die Ich-Illusion ist Anhaftung, welche aus Unwissenheit entsteht. Und durch diese Anhaftung gehen all die negativen Eigenschaften wie Gier, Hass, Neid,... hervor. Jeder Gedanke, der sich um ein Ich dreht, ist folglich in irgendeiner Form schadhaft. Deswegen ist ein Schritt zum "Erkennen der Wahrheit", einen anderen Weg zu praktizieren - aus "Nein, das ist alles meins" wird "Bitte, nimm dir wenn du etwas haben möchtest". Durch die Praxis des Mitgefühls und Gebens erkennen wir erst (hinterher), wie falsch wir mit einem Ego-Zentriertem Weltbild liegen, aber das kann man nicht wirklich durch Analyse erkennen sondern erst durch Erfahrungen.
    Durch diese Erfahrungen entwickeln sich aus Gier, Hass und Verblendung andere Eigenschaften, etwa Hingabe, Wohlwollen und Mitgefühl.


    Man sagt also nicht einfach "Ich löse mein Ego auf" sondern man entwickelt diese obigen Eigenschaften und versucht die negativen Formen (Gier, Hass, Verblendung, Neid, Angst) zu verringern und sie zu überkommen, dadurch löst sich die Anhaftung und entsprechend die Ich-Illusion langsam auf. Das heißt aber nicht, dass man dann automatisch aufhört als Individuum zu existieren. Das Ego/Ich ist immer noch da, aber dann wird es vielmehr zu einem Ausdruck von Mitgefühl anstatt Verblendung.


    Eine andere wichtige Frage ist, wie das Ego und die Ich-Illussion überhaupt entstehen und was sie denn genau sind. Dazu versucht man sich am besten mal an die Zeit nach der eigenen Geburt zu erinnern (oder beobachtet es genau bei anderen Menschen). Ein kleines Baby hat kein Konzept von Ich und kann außerdem nicht räumlich wahrnehmen. Ein kleines Baby lernt sehr schnell dass es eine Mama und einen Papa gibt die sich um das wohlergehen kümmern. Im Laufe der Zeit kommen alle möglichen Geräusche, Bilder, Lieder, Farben und Formen und Objekte dazu. Das ist die Welt des Babys. Neben essen, trinken, in die Windeln machen und den Liedern, Bildern, Formen und Menschen existiert außerhalb nichts anderes. Das ist auch die Gedankenwelt, die sich ganz ganz langsam entwickelt. Irgendwann kommt die Erkundungsphase in der alles mögliche angefasst und genau angeschaut werden muss. Die Welt im Geiste des Kindes wächst langsam und wird durch viele Erfahrungen größer und reicher. Springen wir mal nach vorn wenn das Kind schon laufen kann und mit zwei Holz-Autos spielt.


    Welches Konzept von "Ich" hat ein Kind?
    Das Kind weiß ein paar sehr elementare Dinge: Wenn ich Hunger habe muss ich essen. Wenn ich durst habe muss ich trinken. Wenn ich auf Toilette muss - muss ich nach Mama rufen und auf Toilette gebracht werden. Vielleicht gibt es auch noch ein "Mir ist langweilig", allerdings zweifle ich daran, dass dieses Konzept vor 5 oder 6 Jahren wirklich existiert. Außerdem weiß das Kind natürlich wann es angesprochen wird und wenn es etwas gutes oder schlechtes getan hat (über die Kommunikation mit den Eltern). Diese Basis-Form von Ich existiert also.
    Aber wenn das Kind mit Spielzeug spielt, hat das Kind da im Kopf "Ich bin ein Mensch und spiele mit diesem Spielzeug?" - Ganz sicher nicht. Es denkt sich die tollsten und spannenden Geschichten dazu aus und benutzt alle Informationen die ihm zur Verfügung stehen - über Autos, Autofahrer, Straßen, laute Geräusche usw. Je nachdem wie viel Tv das Kind schon gesehen hat, auch über Autounfälle usw. - wobei das Konzept von Schmerzen und Tod natürlich noch nicht vorhanden ist. Während des Spielens versetzt sich das Kind aber in einen Zustand des Spielens, wo sich durch starke Vorstellungskräfte alle möglichen Geschichten bilden. Das Kind ist die Person in dem Auto oder das Kind ist das Auto mit dem es spielt. Es ist nicht mehr das Kind welches ein Spielzeugauto in der Hand hält. Das ist ganz einfach wie wir von klein auf die Welt wahrnehmen. Wenn wir größer und älter werden ändern sich die Geschichten natürlich entsprechend, aber es dauert bis zur Pubertät bis wir ein wirkliches Konzept von "uns selbst" bekommen. Nach der Pubertät nehmen wir immer noch genauso wahr wie vorher, d.h. wenn wir uns etwas vorstellen gibt es keine Trennung von Ich und Objekt, aber die Vorstellungen drehen sich nur noch um das eigene Ich (Ego). Das eigene Ego ist aber kein wirklich existierendes Ding - es ist ja nichts weiter als die Summe von Erfahrungen die wir von Geburt an gemacht haben. Alles was wir gesehen, gefühlt, gerochen, geschmeckt, gehört und gedacht haben. All das - sind aber (bis auf die Gedanken) Einflüsse von Außen gewesen und nicht aus uns selbst heraus entstanden. Und die Gedanken, das sind mer Verarbeitungen dieses Reize gewesen. Wir brauchen dieses Ego aber in der nicht-meditation um mit der Welt klar zu kommen - das Ego bietet uns ein Bezugsmodell an (z.Bsp. ob etwas gut oder schlecht war), und wie wir auf etwas gesehenes reagieren sollten. Es ist die Summe unserer Erfahrungen. Und durch die Art wie wir erfahren, bildet sich die Ich-Illusion. Diese Anhaftung/Ich-Illusion kommt einzig von der Unwissenheit, wie die Realität wirklich ist. Es ist ja nicht so das wir seit unserer Geburt jemals erlebt hätten wie die Realität wirklich ist. Wir waren von Anfang an auf unsere Sinne angewiesen und haben einfach darauf reagiert. Und ganz am Anfang (als wir noch kleine Babys waren), war unsere Sicht von der Welt wirklich, wirklich klein.
    Das hat auch einen wirklichen Vorteil: Wenn unsere Sicht auf die Welt und die Realität mit der Zeit immer weiter wächst, können wir sie auch erweitern und immer mehr an die wirkliche Realität angleichen - wir können aus unseren Erfahrungen wachsen und aus unseren Fehlern lernen. Und wir können falsche Bilder von der Wirklichkeit (die in Gier, Hass und Verblendung enden) korrigieren und uns selbst weiterentwickeln um Weißheit und Mitgefühl auszustrahlen.


    Warum ist das Ego so stark?
    Das Ego ist die Summe deiner Erfahrungen. Es ist das wodurch du die Welt bewertest und die Ich-Illusion ist, wie du die Welt siehst. Erst die Meditation und die Lehren von sehr klugen Menschen (wie Buddha) können uns helfen solche tiefen 'Missverständnisse' aufzulösen. Das Ego und die Ich-Illussion sind nichts schlechtes. Sie sind halt das, was wir glauben zu sein und bieten den Nährboden für Hass, Gier, Neid, Zorn und Angst - also für Leid. Aber das Ego ist nicht gleich Leid. Es ist - völlig wertfrei - unsere Erfahrung und die Missinterpretation unserer Erfahrungen. Deswegen können wir das Ego nicht direkt bekämpfen - wie auch? Es ist ja das was wir glauben zu sein, und wir können uns nicht einfach auflösen. Aber wir können dem Leid den Nährboden wegnehmen indem wir unsere Gedanken und unser Weltbild nicht mehr nur um uns selbst kreisen lassen, sondern um alle Lebewesen. In dem wir (für alle Menschen) etwas gutes tun, löst sich die Ich-Illussion von ganz alleine auf.


    Das sind übrigens nur meine ganz persönlichen Erfahrungen und stellen Anspruch an Allgemeingültigkeit dar.

  • Peter:
    Zitat

    Was wir gewöhnlich als Ego-Illusion bezeichnen, ist einfach Gier, Hass und Verblendung.


    Na es gehört ein bisschen mehr zum Ego und der Ich-Illusion als nur Gier, Hass und Verblendung. Und die Ich-Illussion existiert auch für uns, sonst gäbe es keinen Grund sich so viel damit auseinander zu setzen.


    Mensch Peter - du bist ja witzig. - "die Ich-Illusion existiert "für uns"."
    Da hättest du gleich: "die Ich-Illusion existiert für die Ich-Illusion" sagen können.
    In der Tat genau so ist es: die Ich-Illusion existiert für die Ich-Illusion!
    Wozu sonst sollte sie auch bestehen? Aber genau das ist ja auch das Problem,
    denn dadurch und deswegen wird die Ich-Illusion ja überhaupt aufrecht erhalten
    und damit das Leiden mit Geburt-Alter-Tod fortgesetzt. - lehrte der Buddha.


    Übrigens unter "Gier, Hass und Verblendung" im sinne der Lehre des Buddha
    scheinst du auch eine etwas einseitig extreme Vorstellung zu haben. So ist
    das aber nicht zu verstehen. "Gier, Hass und Verblendung" sind nur die
    offensichtlichsten Begriffe für alle Formen von Begehren, Wünschen, Verlangen,
    Abneigungen und der sich dadurch jeweils ergebenden Sichtweisen.

  • Mensch accinca, Du wirst ja richtig menschlich. ;):lol:
    Monika

  • monikamarie:

    Mensch accinca, Du wirst ja richtig menschlich. ;):lol:
    Monika


    Ja, menschlich bin ich seit meiner Geburt aber man gibt ja die Hoffnung
    nicht auf, das es noch was besseres gibt. :)

  • Du hast vollkommen recht accinca: Gier, Hass, Verblendung, Angst und Furcht sind eigentlich auch keine negativen Extreme. Sie entstehen aus der Ich-Ilussion (Anhaftung) und sind einfach Resultate davon, dass wir es nicht besser wissen (wie die Wirklichkeit ist). Ich habe sie gerade deshalb als Musterbeispiel genommen, weil an ihnen mehr dran ist als einfache negative Aspekte. In meinem Beitrag noch mehr dazu zu schreiben, hätte dann aber irgendwie zu sehr ausgeartet *gg*
    Ich fand es nur wichtig zu zeigen, dass nicht alles nur negativ und schlecht ist, dass nichts "negatives direkt bekämpft werden muss", so wie man einen Feind mit einem Schwert niederschlägt. Sondern das es nur ein Bildniss ist, und das man den "Feind Unwissenheit" bekämpft, indem man sein Leben und seine Gewohnheiten umstellt um anderen zu nützen, und sich aus dieser Umstellung des eigenen Weltbildes Weißheit und Mitgefühl entwickeln.
    Gerade in unserer christlich geprägten Welt haben wir, wenn wir "Kampf" hören, ein sehr genaues Bild davon wie das auszusehen hat, kämpferisch und stark, und sogut wie nie mit Weißheit und Intelligenz. Ein sehr schönes Beispiel ist der immerwährende Kampf der Dämonen gegen Heerschaaren der Engel, welche versuchen den Himmel an sich zu reißen. Dieses biblische Bild hat sich über die Zeit in unsere Köpfe gebrannt - und das einzige was davon übrig geblieben ist - ist unsere Vorstellung von innerem Konflikt und Kampf. Das diese Dämonen eigentlich für die Versuchungen und all die Aspekte der Ich-Illusion stehen (Gier, Hass, Neid, Zorn) [oder aber für Wesen die diese Eigenschaften im Menschen nähren] - und man dagegen ankämpft in dem man diesen "Dämonen" keinen Nährboden mehr schenkt, ihnen also nicht mehr nachgeht, wenn sie sich in uns zeigen, haben die meisten Menschen schon wieder vergessen.

  • Die "Ich-Illusion" ist sicherlich auf den Evolutionsprozess zurückzuführen und den ständigen Kampf ums Überleben. Das "Ich" musste im Überlebenskampf und bei der Fortpflanzung eine wichtige Rolle gespielt haben (und immernoch haben), sonst wäre es nicht entstanden. Individuen mit einer Ich-Illusion haben sich vermutlich effektiver fortgepflanzt und ihre Gene weitergegeben als andere Individuen.


    Vermutlich sitzt diese Illusion deshalb auch so stark und tief in uns allen drinn. Es handelt sich um ein aus der Historie der Evolution stammendes, uraltes Erbe. Schon die ersten Urzellen mussten sich von ihrer Umgebung abgrenzen und diese Abgrenzung hat sich bei komplexen Lebensformen mit Gehirnen dann in einer Ich-Illusion fortgesetzt.

  • Erdmaus:

    Die "Ich-Illusion" ist sicherlich auf den Evolutionsprozess zurückzuführen und den ständigen Kampf ums Überleben. Das "Ich" musste im Überlebenskampf und bei der Fortpflanzung eine wichtige Rolle gespielt haben (und immernoch haben), sonst wäre es nicht entstanden. Individuen mit einer Ich-Illusion haben sich vermutlich effektiver fortgepflanzt und ihre Gene weitergegeben als andere Individuen.
    Vermutlich sitzt diese Illusion deshalb auch so stark und tief in uns allen drinn. Es handelt sich um ein aus der Historie der Evolution stammendes, uraltes Erbe. Schon die ersten Urzellen mussten sich von ihrer Umgebung abgrenzen und diese Abgrenzung hat sich bei komplexen Lebensformen mit Gehirnen dann in einer Ich-Illusion fortgesetzt.


    Du hast aber auch Vorstellungen ---- du verstehst ja gar nichts bzw. was völlig anderes.


    "Individuen mit einer Ich-Illusion haben sich vermutlich effektiver
    fortgepflanzt und ihre Gene weitergegeben als andere Individuen."


    Ja hast du denn schon einmal ein "Individuum" ohne Ich-Illusion gesehen??
    Ich leider noch nicht. Und fortpflanzen wäre bei "denen" schon mal völliger
    Unsinn und auch Geboren werden könnten solche auch nicht. Geburt ohne
    Ich-illusion geht schon mal gar nicht. Irgendwie scheinst du keinen Schimmer
    von einer Ich-Illusion zu haben. Du glaubst wohl es könnte jemand geben
    der eine hätte.

  • Das wünsch’ ich mir


    Den Geist befrei’n, das möcht’ ich sehr
    Von aller Knechtschaft Wiederkehr
    Das Bewusstsein frei und leer
    So hätt’ ich’s gerne, mehr und mehr!


    Ich sage selber mir: Tu’s jetzt!
    Doch wer soll was? – Ich bin verletzt…
    Ich bin, ich bin, ich bin, ich bin
    Und finde deshalb nicht den Sinn


    Leer von Ich und leer von Mein
    Leer von solchem Trug und Schein
    Ist des Erwachten Sinn und Sein
    Und sein Herz und Geist sind rein


    Doch in mir sieht’s anders aus:
    In diesem Nama-Rupa-Haus
    Wohnt dünkelhaft und fett
    Ein Ich das überhaupt nicht nett


    Ich weiss, das ist die Illusion
    Und üb’ seit dreissig Jahren schon
    Doch immer noch sitzt sie im Herzen
    Und schenkt täglich treu mir Schmerzen


    Die Illusion von Ich und Mein
    Das ist die wahre Wurzel-Pein
    Sie will mal dies, dann wieder das
    In ihr entstehen Gier und Hass


    Ich setz’ mich hin und werde still
    Denn alles was ich wirklich will
    Ist Friede und Befreiung
    Von der Ich-Umklammerung


    So möge denn zum Segen mir
    - Und allen Wesen, so auch dir -
    Der Dhamma sich im Herz entfalten
    Und es befrei’n von allem Halten


    Das wünsch’ ich mir…


    erbreich

    unvollkommenheit (dukkha), du nimmst sie nicht persönlich (anatta), sie ist was sie ist (anicca)