Karma und Mitgefühl

  • Hallo pema,
    eine natürliche Anlage zum Mitgefühl ist sicherlich da, das dann aber häufig als Mit-Leid in Erscheinung tritt. Wahres Mitgefühl entsteht durch Klarheit, durch Weisheit, durch das Wissen um die Schwierigkeit, Erkenntnis überhaupt aufzubauen. Um die Schwierigkeit, von den leidbringenden Neigungen loszulassen. Erst wenn wir an uns selbst erkennen, wie lange wir brauchen, wie schwer es ist - trotz Wissen -, von bestimmten Verhaltensweisen, Denkweisen zu lassen, erst beim "Durchdringen dieser Hürden" wird uns klar, was für eine Kraft in Buddha gewirkt haben muss und wieviel Kraft wir in diese Richtung schicken müssen. Zu erkennen, dass nur Unwissenheit uns davon abhält, ist Mitgefühl.
    Liebe Grüße
    Monika

  • Kusala:
    Mondfinger:

    Aha! Also, weg mit dem gefühlsduseligen Scheiss!


    Wenn Du es als "gefühlsduseligen Scheiss" praktizierst, solltest Du es tatsächlich besser weg lassen ;)


    Mit Metta
    Kusala


    Ich habe mich nur gefragt, warum du darauf hinweist, dass die ersten drei Brahmaviharas nicht erleuchtungsrelevant sind...
    In den 37 Requisiten wird auch die Ethik aufgeführt. Und die ist im Buddhismus ohne Mitgefühl nicht denkbar. Mitgefühl ist die Wurzel der buddhistischen Ethik.

    Tra il dire e il fare c'è di mezzo il mare (ital. Sprichwort = Zwischen dem Reden und dem Tun liegt ein Ozean).

  • Mondfinger:


    Ich habe mich nur gefragt, warum du darauf hinweist, dass die 4 Brahmaviharas nicht erleuchtungsrelevant sind...


    Sorry, ich will ja nicht für Kusala schreiben, aber ich äußere einfach mal die Vermutung:
    Metta, Karunā, Muditā und Upekkha (Liebevolle Freundlichkeit, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut) mögen im Theravada vielleicht nicht erleuchtungsrelevant sein (- stimmt das wirklich?) - im Vergleich dazu sind diese "Vier Unermesslichkeiten" im Tibetischen Buddhismus eine der Grundlagen. Ohne dem... fängt man gar nicht erst an, bzw. damit fängt man an, sonst kann man nicht gut weitermachen.


    Vielleicht hattest Du das schon im Hinterkopf, Kusala, als Du darauf hingewiesen hast?

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Liebe Monika,
    ja, das hast du schön gesagt - erst durch unsere mühsamen Versuche, die immer wieder von Rückschlägen gekennzeichnet sind, bekommen wir eine Ahnung des unglaublichen Ausmaßes der Tugenden eines Buddha.
    Chandrakirti erklärt folgendermaßen die 3 Arten des Mitgefühls:


    Mitgefühl, welches Lebewesen beobachtet: es existiert im geistigen Kontinuum jeder Person, die das Leiden von Lebewesen erkennt.
    Mitgefühl, das Phänomene beobachtet: existiert im geistigen Kontinuum von Personen, die die Unbeständigkeit und Selbstlosigkeit erkennen und und das Leiden jener beobachten, die dies eben nicht erkennen können und sich deshalb an Beständigeit und ein Selbst klammern und ihr Leiden vermehren.
    Mitgefühl, das Gegenstandslosigkeit beobachtet:existiert im Kontinuum von Personen, die die Leerheit von inhärenter Existenz erkennen und die Wesen beobachten, wie sie sich schmerzhaft an eine inhärente Existenz klammern, obwohl es diese gar nicht gibt.


    Dir auch ganz liebe Grüße!
    pema

  • Losang Lamo:

    Metta, Karunā, Muditā und Upekkha (Liebevolle Freundlichkeit, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut) mögen im Theravada vielleicht nicht erleuchtungsrelevant sein (


    Upekkha ist eines der 37 Bodhipakkhiyadhamma.


    Losang Lamo:

    "Vier Unermesslichkeiten" im Tibetischen Buddhismus eine der Grundlagen. Ohne dem... fängt man gar nicht erst an, bzw. damit fängt man an, sonst kann man nicht gut weitermachen.


    Worum es geht.


    1. Ich behaupte mal, dass kaum ein Mensch Metta, Karunā, Muditā in sich ohne Anhaftung, ohne etwas dafür bekommen zu wollen in sich am Anfang des Weges kultiviert hat. Es ist genauso wie mit der Liebe. Schaut bitte genau hin. Macht Euch da nichts vor Leute.
    Die meisten erwarten Anerkennung, ein Danke, Zugehörigkeit zu was auch immer usw.
    Ohne Anhaftung ohne Hintergedanken (ohne Wertung gemeint) tut kein Weltling etwas. Metta, Karunā, Muditā entwickeln sich erst auf dem Weg (zum 300ten mal :P )


    2. Metta Meditation führt höchstens bis zu 1. oder 2. Jhana aber nicht zu Erkenntnissen, nicht zum Erwachen. Punkt!


    Es ist ja schön, wenn man mit einer noblen Gesinnung startet. Aber der Buddha lehrte eine Erkenntnislehre. Sehen wie die Dinge denn tatsächlich funktionieren. Und das ganze Emotionslos, eben mit Gleichmut.


    pema:

    Ohne Mitgefühl hätte uns der Buddha keinen Dharma gelehrt


    Genau, da war er aber schon ein Buddha und kein unerleuchteter Weltling.


    Ich unterstelle hier keinem, dass er kein "guter" Mensch ist oder nicht mit einer noblen Gesinnung und einem heilsamen Wollen auf dem Pfad unterwegs ist. Aber ich behaupte, dass die meisten gar nicht wissen was Metta, Karunā, Muditā überhaupt sind. So, und bei wem es jetzt brodelt nachdem Kusala so etwas behauptet, der hat schon den eigenen Beweis. :P


    Mit Metta
    Kusala

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Kusala:


    Es ist ja schön, wenn man mit einer noblen Gesinnung startet. Aber der Buddha lehrte eine Erkenntnislehre. Sehen wie die Dinge denn tatsächlich funktionieren. Und das ganze Emotionslos, eben mit Gleichmut.


    Wie kommt es dann, dass gleich 3 Elemente des achtfachen Pfades ethischer Natur sind?
    Wenn es nur um Erkenntnis ging, wozu dann die Ethik?
    Und: Kann Ethik ohne Mitgefühl funktionieren?

    Tra il dire e il fare c'è di mezzo il mare (ital. Sprichwort = Zwischen dem Reden und dem Tun liegt ein Ozean).

  • Lieber Kusala,
    deine Aussagen liefern ganz und gar keine Umstände für's Brodeln :)
    Ich stimme dahingehend mit dir überein, dass es keinen Weg zur Erleuchtung durch die alleinige Praxis von Gleichmut( welchen ich übrigens nicht mit Emotionslosigkeit - das horcht sich für mich zu sehr nach Gleichgültigkeit an - sondern eher mit Parteilosigkeit gleichsetzen würde), Mitgefühl und Liebe gibt.Es müssen immer Weisheit und Methode geübt werden, sowie ein Adler immer zwei Schwingen braucht um fliegen zu können.
    Ich bin mir aber nicht sicher, ob jedes Gefühl von Liebe oder Mitgefühl immer eine Anhaftung darstellt und mit Hintergedanken geschieht. Es gibt doch Äußerungen von Mitgefühl, z.B. bei Müttern oder wenn einer jemandem spontan hilft, der sich in Not befindet, z.B. zu ertrinken droht...wo man handelt ohne sich etwas dafür zu erwarten, oder?
    .Aber solche Taten sind trotzdem, solange wir gewöhnliche Wesen sind, nur "befleckt heilsam", da sie ,wie alle unsere Wahrnehmungen und Handlungen, immer mit Unwissenheit über die wahre Existenzweise der Dinge einhergehen, sie sind immer mit Verblendung verbunden.
    Apropos, das Zitat über die 4 Unermesslichen war nicht von mir, sondern von Losang Lamo. ;)
    LG pema

  • pema:

    Ich stimme dahingehend mit dir überein, dass es keinen Weg zur Erleuchtung durch die alleinige Praxis von Gleichmut


    Ich sprach nicht von Gleichmut sondern von Metta, Karunā, Muditā. Gleichmut ist durchaus eines der Dinge die zur Erleuchtung führen.


    Hier sind sie mal


    Wo steht da was von Metta, Karunā, Muditā?


    Mondfinger:

    Wie kommt es dann, dass gleich 3 Elemente des achtfachen Pfades ethischer Natur sind?
    Wenn es nur um Erkenntnis ging, wozu dann die Ethik?
    Und: Kann Ethik ohne Mitgefühl funktionieren?


    Ethisch korrektes Verhalten führt zu Geistesruhe und dadurch ist samadhi erst möglich.
    Der Edle Achtfache Pfad ist ein Übungsweg auf dem sich Metta, Karunā, Muditā und Upekha erst entwickeln.
    Erst wenn die Achtsamkeit angestiegen ist, schlägt man zum Beispiel die Mücke
    im Affekt nicht mehr tod oder schafft es nicht mehr zu lügen.


    Mit Metta
    Kusala


    pema:

    Apropos, das Zitat über die 4 Unermesslichen war nicht von mir, sondern von Losang Lamo


    Habe ich geändert liebe/r pema :P Das zum Thema Achtsamkeit :lol:

  • Mondfinger:


    ...
    Wie kommt es dann, dass gleich 3 Elemente des achtfachen Pfades ethischer Natur sind?
    Wenn es nur um Erkenntnis ging, wozu dann die Ethik?
    Und: Kann Ethik ohne Mitgefühl funktionieren?


    Hi Mondfinger,
    ich denke schon, dass Ehtik ohne Mitgefühl funktionieren kann, weil Ethik auch eine Modeerscheinung unserer Tage ist, mit der sich auch gerne Leute schmücken, die es ihrem Image zuliebe schuldig sind.
    Deshalb kann "Ethik" auch geübt werden und wirkliches Mitgefühl nicht.
    Herzlichst
    Monika

  • pema:


    ...
    Es gibt doch Äußerungen von Mitgefühl, z.B. bei Müttern oder wenn einer jemandem spontan hilft, der sich in Not befindet, z.B. zu ertrinken droht...wo man handelt ohne sich etwas dafür zu erwarten, oder?
    ...


    Liebe pema,
    vielen Dank für Deinen freundlichen Beitrag an mich. :)
    Was obige Beispiele angeht, sind Mütter biologischen Einflüssen unterworfen, so wie ein Tier auch. Ich bezweifle jedoch, dass ein wildes Tier Mitgefühl besitzt. Außerdem kenne ich genug Mütter, die darunter leiden, dass ihre Kinder so undankbar sind.


    Jemandem vor dem Ertrinken zu retten, ja, das passiert - aber zum Glück zu selten, um Mitgefühl beweisen zu können. In einer so bedrohlichen Notlage funktionieren ganz andere Mechanismen, der Verstand wird ausgeschaltet und es wird nur gehandelt - emotionslos gehandelt. Hat der Verstand zuviel Zeit, sich mit der Hilfe auseinanderzusetzen (z. B. wenn ein Mensch in der U-Bahn bedroht wird), dann tritt sofort Angst in Erscheinung. Die wenigsten werden spontan richtig reagieren, sonst hätten wir viel mehr Zivilcourage.


    ;) Monika

  • Kusala:


    Worum es geht.


    1. Ich behaupte mal, dass kaum ein Mensch Metta, Karunā, Muditā in sich ohne Anhaftung, ohne etwas dafür bekommen zu wollen in sich am Anfang des Weges kultiviert hat. Es ist genauso wie mit der Liebe. Schaut bitte genau hin. Macht Euch da nichts vor Leute.


    Ja. schau doch bitte genau hin. Wie verhält es sich wohl damit, dass jemand beginnt die Lehre des Theravada zu praktizieren um Befreiung zu erlangen? Das geschieht dann wohl ganz ohne Anhaftung, ja?



    Kusala:


    Die meisten erwarten Anerkennung, ein Danke, Zugehörigkeit zu was auch immer usw.
    Ohne Anhaftung ohne Hintergedanken (ohne Wertung gemeint) tut kein Weltling etwas.


    Ja, warum beginnt ein Weltling wohl Theravada zu praktizieren? Weil er nichts für sich erwartet, ja? Warum gehen eigentlich nur wenige ins Kloster obwohl das Klosterleben doch so hoch angesehen ist im Theravada?


    Kusala:


    2. Metta Meditation führt höchstens bis zu 1. oder 2. Jhana aber nicht zu Erkenntnissen, nicht zum Erwachen. Punkt!


    Das mag mit deinem Metta so sein, weil du dein Metta an der Erreichung deines Zieles misst. Aber wer will denn Mahayana praktizieren und was für sich selbst erreichen? Und wenn das so ist, praktiziert sie/er dann Mahayana?


    Kusala:


    Metta, Karunā, Muditā entwickeln sich erst auf dem Weg (zum 300ten mal :P )


    Authentisches Bodhicitta entwickelt sich erst auf dem Weg.


    Das Mahayana ist ein Unerhörtheit. Es ist eine Anmaßung. Eine Unverschämtheit. Ein Schlag ins Gesicht. Es wurde nur "erfunden", um denen, die sich ignoranterweise daran versuchen, ihre Grenze aufzuzeigen :)
    Du sollst alles geben und dich damit abfinden, dass du nichts bekommst. Nichts außer, dass du alles geben sollst, dass dir durch die Praxis alles genommen wird. Das ist wirklich unerhört.



    Liebe Grüße

    Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid.
    "Es gibt nichts 'Absolutes' im Buddhismus. Wenn es etwas 'Absolutes' geben würde, dann wäre es 'Mitgefühl'." (HHDL)
    oṃ vajrapāṇi hūṃ phaṭ

  • Kusala:

    Worum es geht.


    1. Ich behaupte mal, dass kaum ein Mensch Metta, Karunā, Muditā in sich ohne Anhaftung, ohne etwas dafür bekommen zu wollen in sich am Anfang des Weges kultiviert hat. Es ist genauso wie mit der Liebe. Schaut bitte genau hin. Macht Euch da nichts vor Leute.


    Dudjom:

    Ja. schau doch bitte genau hin. Wie verhält es sich wohl damit, dass jemand beginnt die Lehre des Theravada zu praktizieren um Befreiung zu erlangen? Das geschieht dann wohl ganz ohne Anhaftung, ja?


    Dudjom:

    Ja, warum beginnt ein Weltling wohl Theravada zu praktizieren? Weil er nichts für sich erwartet, ja? Warum gehen eigentlich nur wenige ins Kloster obwohl das Klosterleben doch so hoch angesehen ist im Theravada?


    Wo habe ich etwas von Schulrichtung geschrieben. Da wird es wohl kaum Unterschiede am Anfang geben.
    Am Anfang hat kaum einer auch nur eine Ahnung davon was Nibbana oder im anderen Fall Bodhisattva sein bedeutet oder?
    Mit welchen Vorstellungen beginnen denn die meisten?


    Dudjom:

    Das Mahayana ist ein Unerhörtheit. Es ist eine Anmaßung. Eine Unverschämtheit. Ein Schlag ins Gesicht. Es wurde nur "erfunden", um denen, die sich ignoranterweise daran versuchen, ihre Grenze aufzuzeigen :)
    Du sollst alles geben und dich damit abfinden, dass du nichts bekommst. Nichts außer, dass du alles geben sollst, dass dir durch die Praxis alles genommen wird. Das ist wirklich unerhört.


    Aber das sind doch Prozesse. Oder geht es bei Euch direkt von 0 auf 100 mit den eigenen Erkenntnissen? Das hieße jeder der beginnt im Mahayana zu praktizieren ist schon erwacht bzw. ein Bodhisattva? Halleluja :lol:


    Mit Metta
    Kusala :P

  • Hallo Kusala,
    sorry für meine Unachtsamkeit und der daraus folgenden nicht ganz treffenden Antwort .
    Wenn du auf den link klickst, den ich im vorletzten Beitrag eingefügt habe, dann kannst du, falls es dich interssiert den Artikel "Der Weg zum Erwachen" von Geshe Thubten Ngawang lesen, darin geht es eben auch um die 37 Erleuchtungsfaktoren - natürlich aus der Mahayana Sichtweise. Da kannst du recht gut die Gemeinsamkeiten bzw. auch unterschiedlichen Herangehensweisen diesbezüglich ( nämlich die Motivation betreffend) nachlesen.
    Wenn ich es richtig verstehe, geht es im Moment in diesem Thread jetzt hauptsächlich um die Frage, ob Mitgefühl schon in uns gewöhnlichen Wesen angelegt ist oder erst auf dem Weg entsteht. Du schreibst dazu, erst, wenn die Achtsamkeit angestiegen ist, wird man z.B. eine Mücke nicht mehr im Affekt totschlagen. Das sehe ich auch so - nur, warum sollte man eine Mücke denn überhaupt am Leben lassen, wenn nicht aus Mitgefühl? Man macht doch permanent die Erfahrung des Leidens am eigenen Körper und schließt daraus, dass eben auch alle anderen Wesen genauso leiden. Und da ist es weiters klar, dass, weil man selbst nicht leiden will, auch die anderen nicht leiden wollen, oder?
    Übrigens - wie definierst du denn genau Gleichmut?


    Liebe Monika,
    das , was du biologische Einflüsse nennst, dem wie du sagst, sowohl Menschen als auch Tiere unterworfen sind, könnte man doch genausogut als Mitgefühl oder altruistische Anlage deuten. Ich habe nicht das Gefühl, dass jemand emotionslos in die Fluten springt, um z.B. ein ertrinkendes Kind zu retten. Wäre er emotionslos, hieße das, er könne das Leiden des Kindes gar nicht nachvollziehen , dann wäre er gleichgültig, dann würde er doch auch gar nicht springen. Du hast recht, es gibt selten eine solch drastische Situation, aber ich denke, es geschieht auch in anderen Situationen , dass wir spontan helfen wollen. Und auch in der von dir geschilderten in der U-Bahn denke ich, dass wir auch da ein natürliches Bedürfnis verspüren, zu helfen, es kommen aber dann verschiedene andere Gründe dazu, dass wir es z.B. doch nicht tun - z.B. Angst, die nichts anderes ist, als ein Ausdruck unserer Unwissenheit und dem daraus resultierenden Gefühls der Getrenntheit und der falschen Auffassung des Selbst...
    Ich persönlich sehe daher schon auch Mitgefühl als eine Grundlage von Ethik an. Auch gibt es zunehmend Strömungen in der Wissenschaft, die dem Altruismus eine größere Rolle in der Evolution zubilligen, oder?
    Aber natürlich gibts dazu auch andere Meinungen, ist schon klar. Und da das Mitgefühl eben eine so zentrale Rolle im Bodhisattvafahrzeug spielt, spreche ich auch von der Mahayana Perspektive aus, wo man halt davon ausgeht, dass zumindest die Samen zur Erleuchtung in Form der Buddhanatur schon in jedem Lebewesen existent sind, und dazu gehört auch Mitgefühl. Gerade habe ich bei Teachings von einem Lehrer gehört, dass man eigentlich schon unser aller Wunsch, glücklich sein zu wollen, als Ausdruck unserer Buddhanatur deuten kann. :)
    Lg
    pema

  • Kusala:

    Aber das sind doch Prozesse. Oder geht es bei Euch direkt von 0 auf 100 mit den eigenen Erkenntnissen? Das hieße jeder der beginnt im Mahayana zu praktizieren ist schon erwacht bzw. ein Bodhisattva? Halleluja :lol:


    Mit Metta
    Kusala :P


    Ich habe geschrieben "authentisches Bodhicitta entwickelt sich auf dem Weg".


    Ich verstehe dich nicht. Du scheinst mich auch nicht zu verstehen. Das ist genau der Grund dafür, dass wir unterschiedliche Wege gehen ... und doch nehmen wir hin und wieder Gemeinsamkeiten wahr. :D


    Liebe Grüße

    Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid.
    "Es gibt nichts 'Absolutes' im Buddhismus. Wenn es etwas 'Absolutes' geben würde, dann wäre es 'Mitgefühl'." (HHDL)
    oṃ vajrapāṇi hūṃ phaṭ

  • Kusala:

    Wo habe ich etwas von Schulrichtung geschrieben.


    Was du schreibst beruht auf einer Grundannahme auch wenn du es nicht explizit ausdrückst. Und diese Grundannahme steht im Zusammenhang mit Theravada, ganz "natürlich" oder auch "notwendigerweise". Ist nicht schlimm, ist halt so. Bei mir ist's anders. Aber auch nicht "besser" oder so. Einfach anders, ganz "natürlich" oder auch "notwendigerweise".


    Kusala:


    Da wird es wohl kaum Unterschiede am Anfang geben.
    Am Anfang hat kaum einer auch nur eine Ahnung davon was Nibbana oder im anderen Fall Bodhisattva sein bedeutet oder?
    Mit welchen Vorstellungen beginnen denn die meisten?


    Woher sollte ich den Geist von anderen kennen?
    Aber ich setze ein und die selbe Ursache voraus: dukkha.


    Die erste edle Wahrheit.


    Und die Mahayana-Formulierung der ersten edlen Wahrheit ist diese:


    "Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid"


    DAS ist dukkha. Nichts anderes ist dukkha. Es gibt keine bessere Formulierung für dukkha als diesen Satz.



    Liebe Grüße

    Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid.
    "Es gibt nichts 'Absolutes' im Buddhismus. Wenn es etwas 'Absolutes' geben würde, dann wäre es 'Mitgefühl'." (HHDL)
    oṃ vajrapāṇi hūṃ phaṭ

  • Dudjom:

    "Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid"


    DAS ist dukkha. Nichts anderes ist dukkha.


    Liest sich doch richtig gut. :D


    So...nun guts Nächtle
    Mit Metta
    Kusala

  • pema:


    das , was du biologische Einflüsse nennst, dem wie du sagst, sowohl Menschen als auch Tiere unterworfen sind, könnte man doch genausogut als Mitgefühl oder altruistische Anlage deuten. Ich habe nicht das Gefühl, dass jemand emotionslos in die Fluten springt, um z.B. ein ertrinkendes Kind zu retten. Wäre er emotionslos, hieße das, er könne das Leiden des Kindes gar nicht nachvollziehen , dann wäre er gleichgültig, dann würde er doch auch gar nicht springen. ... dass wir es z.B. doch nicht tun - z.B. Angst, die nichts anderes ist, als ein Ausdruck unserer Unwissenheit und dem daraus resultierenden Gefühls der Getrenntheit und der falschen Auffassung des Selbst...


    Guten Morgen pema,
    emotionslos - damit meine ich ein vom Verstand wahrgenommenes Gefühl mit der Überlegung "ich muss helfen". Ein solch erschreckendes Ereignis kann führen (aus eigener Erfahrung) zu einem enormen Energieschub, dem Wegfallen jeglicher Überlegung, dem nicht Wahrnehmen jeglichen Gefühls, dem Nichtauftreten von Angst. Bei einem anderen Menschen führt solch ein Ereignis in eine große Angst mit Gedanken wie "oh, hoffentlich hilft einer / oh, hoffentlich muss ich jetzt nicht helfen / oh, wie schrecklich / oh, das tut mir so leid / usw. ...". Es kann also jemand Mit-Leid empfinden und dennoch gelähmt angewurzelt stehen bleiben oder abhauen. Aus meiner Erfahrung heraus ist ein spontanes Einschreiten verbunden mit großer Energie, die ich zuvor als Kapazität gespeichert haben muss - wodurch auch immer, das muss nicht aus religiöser Überzeugung sein, es kann einem Kind möglich sein, das unblockiert handeln kann.


    Zitat

    Ich persönlich sehe daher schon auch Mitgefühl als eine Grundlage von Ethik an. Auch gibt es zunehmend Strömungen in der Wissenschaft, die dem Altruismus eine größere Rolle in der Evolution zubilligen, oder?


    Habe ich nicht bestritten.


    Zitat

    ... spreche ich auch von der Mahayana Perspektive aus, wo man halt davon ausgeht, dass zumindest die Samen zur Erleuchtung in Form der Buddhanatur schon in jedem Lebewesen existent sind, und dazu gehört auch Mitgefühl.


    Habe ich auch nicht bestritten. Wie immer man das auch benennen will, ohne diesen Samen wäre ja alles sinnloses Bemühen. Ich bin sogar davon überzeugt, dass wir schon ein ziemliches Pflänzchen ins uns haben müssen, wenn wir uns auf den buddhistischen Pfad begeben. Wir wurden schließlich nicht als Kind zum Überleben in ein Kloster gebracht, um dann von nichts anderem mehr zu hören als von Regeln etc.. Nein, wir haben uns selbst dazu entschlossen, oft gegen Verwandte, Partner, Kinder und andere gesellschaftliche Zwänge.


    _()_

  • Vermutlich schafft man auch im Vorfeld, durch Gedanken über das Leid der Anderen und Mitgefühl und so, eine bessere Wachheit oder Bereitschaft, schnell mal ohne weiter zu überlegen ins Wasser zu springen und zu helfen.


    Klar, in dem Moment ist da nix im Kopf als Adrenalin - aber wie man handelt, mag mit den Gedanken und Identifikationen zu tun haben, die man sich vorher gemacht hat.


    Liebe Grüße, LL

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Da finde ich doch Santidevas Aussage sehr interessant:


    Das wenn ein »höherer« der noch keine Vollendung erlangt hat, sich für einen »niederen« in die Fluten schmeißt und dabei umkommt als Dummkopf zu bezeichnen ist und das was dann aus dem karmischen Anteil an Dummheit resultiert durch eben dieses unangebrachte Mitgefühl durch nichts aufwiegt, das Gegenteil ist sogar der Fall. :shock:


    Wie ich finde allemal sehr sehr interessant und durchaus Kontemplativ wertvoll :roll:


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema




  • Versteh ich dich richtig, oder hab ich es verdreht? Ein Bodhisattva guckt beim Ertrinken eines Wesens zu, weil dieses ja schließlich "niedriger" sei als er, und weil er sich schließlich verletzen könnte? Sowas hab ich noch nicht gehört. Was nichts heißen mag - aber ich kann's nicht glauben.


    Ich meine, wenn man erkennen kann , ich werde die Person nicht retten können, sondern nur ganz sicher selber umkommen in dem brennenden Haus oder reißenden Fluss, klar, dann ist es keine Rettung sondern eine Dummheit.
    Aber da vorher abzuwägen, ob das zu rettende Wesen "höher" oder "niedriger" sei, finde ich irgendwie ziemlich mies. Und ich meine, ein Bodhisattva würde so nicht denken.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:



  • Tolle Auflistung, danke.


    Du bezogst dich darauf, man bräuchte Metta, Karunā und Muditā nicht für die Erleuchtung.
    Das klingt mir absurd und ich halte es für einen falschen Umkehrschluss. Wäre das möglich?


    Sind denn Metta, Karunā und Muditā nicht in der "Rechten Gesinnung" des 8fachen Pfades enthalten? Im "Rechten Lebenserwerb"? Im "Rechten Handeln" und in der "Rechten Achtsamkeit"?
    Eine Erleuchtung müsste schließlich keine technische Angelegenheit sein, wo man mit der Eigenschaft Gleichmut hinkommt, sondern eine ganzheitliche Sache, die man ohne alle Eigenschaften nicht verwirklichen kann.
    Und Gleichmut ohne Mitgefühl - das hab ich sicherlich sowieso falsch verstanden - das geht ja schonmal überhaupt nicht. Ein "No-go" sozusagen, denn dann wär's Gleichgültigkeit nicht Gleichmut.


    Ganz liebe Grüße, LL

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:



  • Moin Kusala,
    bei den Indriyas passt glaube ich eher das hier:

    Zitat

    Buddhistisch:
    22 psychische und physische Vermögen oder Fähigkeiten: die Sechs Grundlagen (Ayatana, Shadayatana); die männliche und weibliche Potenz, die die Geschlechter unterscheidet; die vitale Fähigkeit, die alle physiologischen Phänomene bestimmt; die Fähigkeiten der Lust und des Schmerzes, der Freude, der Traurigkeit und der Indifferenz; die fünf geistigen Wurzeln, die die Grundlage der Entwicklung der Fünf Kräfte (Bala) bilden, nämlich die Wurzel des Glaubens (Shraddha), der Energie (Virya), der Wachsamkeit, der Sammlung (Samadhi) und der Weisheit (Prajua); drei überweltliche Fähigkeiten: die Gewissheit, das noch nicht Erkannte erkennen zu können, die am Anfang des überweltlichen Pfades (Arya-Marga) steht; höchstes Wissen, das im Moment der Verwirklichung der Shrota-Apanna-Schaft erreicht wird und schliesslich das Vermögen desjenigen, der die vollkommene Erkenntnis besitzt, welche den Arhat ausmacht.
    Quelle: http://sphinx-suche.de/weisheitslehren2/indriya.htm


    Oder auch:


    Alles Liebe,
    Ji'un Ken

  • Liebe LL,


    ich sagte aber auch, dass sich die Brahmavihāra ganz selbstverständlich auf dem Weg entwickeln.

    Kusala:

    Der Edle Achtfache Pfad ist ein Übungsweg auf dem sich Metta, Karunā, Muditā und Upekha erst entwickeln.


    Sie sind nicht von vornherein eine Voraussetzung um sich auf den Weg zu begeben.
    Der Buddha brauchte nicht zu lehren. Er wäre dann eben kein Lehrbuddha (sammā sambuddha) geworden. Trotzdem wäre er ein Buddha (Pacceka buddha) gewesen. Was hätte es letztendlich für den Buddha persönlich geändert? Erwacht ist erwacht auch ohne Sozialarbeiter oder Lehrer zu werden.


    Lies bitte noch mal alle Posts von mir diesbezüglich.


    Mit Metta
    Kusala


  • Grüß Dich ganz recht herzlich Losang Lamo,


    ich denke dass eine solche Konklusion unzulässig ist.


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema





  • Hallo Dorje Sema,


    tut mir leid, ich verstehe den Satz nicht. Kannst du ihn vieleicht nochmal mit eigenen Worten umformulieren oder erklären. Der erste Teil ergibt ja noch Sinn für mich. Aber was bedeutet: "...und das was dann aus dem karmischen Anteil an Dummheit resultiert durch eben dieses unangebrachte Mitgefühl durch nichts aufwiegt, das Gegenteil ist sogar der Fall." ?
    Danke.


    Liebe Grüße