Onyx9:Woran machst du weiter fest, dass jemand den du kennst in "ākiñcaññāyatana" verweilt ?
Solche Äußerungen beispielsweise machen mich immer skeptisch:
bel:Der Punkt ist, daß das "Verweilen" - wie oft geglaubt wird - keinen Wert an sich darstellt.
... weil sie offenkundiges Unverständnis über die Bedeutung von samma-samadhi für die Praxis zum Ausdruck bringen. Und selbst bei den "friedvollen Verweilungen" (d.h. dem Verweilen in den formlosen Bereichen) würde ich nicht auf die Idee kommen, das Verweilen darin stelle "keinen Wert an sich" dar, und sei es allein, um die Unterschiede kennenzulernen. Dieses Zitat von Dir beispielweise:
Zitat" Die Weisheit ( e ), die fähig ist Ku ( die Leerhheit ) und Muso ( das nicht-erscheinen ) zu beobachten, die aber nicht die Heiterkeit des samadhis ( jo ) besitzt, ist eine trügerische weisheit, die zum wahnsinn führt. so muss, damit die richtige geistige verfassung für Zazen erreicht wird, im bewusstsein parallel zur weisheit der samadhizustand entstehen ".
... bringt für mich tatsächlich die Erkenntnis zum Ausdruck, dass das Eintreten in und das Heraustreten aus der merkmallosen Konzentration ( also animittā cetovimutti’’ ), wie sie durch regelmässiges "nur Sitzen" ohne weiteres Reflektieren und Hinterfragen dieser Praxis durchaus zustande kommen kann, allein keine "Verwirklichung" ist, die im Palikanon als solche beschrieben wird.
Onyx9:Gut, wenn ich so einen Rinpoche oder Karmapa sehe, dann bin ich auch sicher, das sie genau diesen Herzgeist manifestiert haben, es macht sich ja auch bemerkbar. Aber "Güte, Mitleid, Mitfreude, Gleichmut" das verwirklicht auch ein Zen_Meister, darüber hinaus sagt z.B. Deshimaru:
" Seien Sie versichert: Wenn wir nicht tiefgründig, mit der Ganzheit unseres Wesens, erkennen lernen, dass dieser eigenartige Samadhizustand nichts von wahr oder falsch hat, sondern jegliche dualistische Sichtweise übersteigt und wir stattdessen an einem der wohltuenden Aspekte dieses Zustandes -Heiterkeit und tiefe Freude- haften bleiben, dann entstehen im Bewusstsein Wertvorstellungen, die die Unterschiede betonen und uns dadurch weit von diesem Zustand entfernen".
Und wenn mit "eigenartigem Samadhizustand" hier die unermeßliche Herzensbefreiung (siehe MN 43) gemeint ist, dann ist das sicher nicht verkehrt:
Zitat"Angenommen, es gäbe einen Teich mit klarem, angenehm kühlem Wasser, durchsichtig, mit sanft ansteigenden Ufern, reizvoll. Wenn ein Mann, ausgedörrt und erschöpft von der Hitze, müde, ausgetrocknet und durstig, von Osten oder von Westen oder von Norden oder von Süden oder woher ihr wollt, daherkäme, würde er, beim Teich angelangt, seinen Durst und seine Überhitzung löschen. Ebenso, ihr Bhikkhus, wenn irgendjemand aus einer adligen Familie von zu Hause fort in die Hauslosigkeit zieht und, nachdem er dem Dhamma und der Disziplin, die vom Tathāgata verkündet werden, begegnet ist, Liebende Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut entfaltet und dadurch inneren Frieden erlangt, dann praktiziert er aufgrund dieses inneren Friedens auf eine Weise, die für den Mönch angemessen ist, sage ich.(http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m040z.html)
Aber:
ZitatAber jene Art guter Praxis führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zum Nibbāna, sondern nur zum Wiedererscheinen in der Brahma-Welt. Aber es gibt diese Art guter Praxis, die von mir jetzt eingeführt worden ist, die zu völliger Ernüchterung, zur Lossagung führt, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zum Nibbāna.(http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m083z.html)
Onyx9:
Nun, falls mit Nirodha Samāpatti dasselbe wie saññāvedayitanirodha gemeint ist, dann ist es eher umgekehrt:
Zitat"Wiederum, mit dem völligen Überwinden des Gebiets von Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung tritt der Bhikkhu in das Aufhören von Wahrnehmung und Gefühl ein und verweilt darin ( saññāvedayitanirodha ). Und seine Triebe sind vernichtet durch sein Sehen mit Weisheit. Auch dies ist ein Zustand, der höher und erhabener ist als Wissen und Schauung. Dies sind die Zustände, die höher und erhabener sind als Wissen und Schauung.(http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m030z.html)
Ohne vorheriges Aufhören von Sinnes-, Werdens- und Unwissenheitstrieb ist kein saññāvedayitanirodha möglich. Daher wenn Du sagst:
Onyx9:Ein Zen-Meister destilliert für gewöhnlich die Lehre, nachdem er sie selbst verwirklicht hat. Er setzt mitunter alles auf ein Blatt, auf eine Karte. Wenn man nun behauptet, die Lehre kann nur in Form des Palikanons übermittelt und ausgeübt werden, so ist das nicht ganz überdacht.
Dann wird dieser Zen-Meister dennoch, so er sich auf den Palikanon berufen möchte, nicht an den folgenden Umständen vorbei kommen:
Zitat"Es gibt diese fünf Hindernisse, Student. Was sind die fünf? Das Hindernis der Sinnesbegierde, das Hindernis des Übelwollens, das Hindernis von Trägheit und Mattheit, das Hindernis von Rastlosigkeit und Gewissensunruhe, und das Hindernis des Zweifels. Dies sind die fünf Hindernisse. Der Brahmane Pokkharasāti wird von diesen fünf Hindernissen beeinträchtigt, gehemmt, aufgehalten und eingehüllt. Daß er einen übermenschlichen Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, kennen, sehen, verwirklichen oder ausüben könnte - das ist unmöglich." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m099z.html)
ZitatEs gibt einen Pfad, Ānanda, einen Weg zum Überwinden der fünf niedrigeren Fesseln; daß irgendjemand, ohne zu jenem Pfad, zu jenem Weg zu gelangen, die fünf niedrigeren Fesseln kennen oder sehen oder überwinden wird - dies ist nicht möglich. Wenn da ein großer Baum voller Kernholz steht, so ist es nicht möglich, daß irgendjemand sein Kernholz schneiden wird, ohne durch seine Rinde und sein Weichholz zu schneiden, ebenso gibt es einen Pfad, einen Weg zum Überwinden der fünf niedrigeren Fesseln; daß irgendjemand, ohne zu jenem Pfad, zu jenem Weg zu gelangen, die fünf niedrigeren Fesseln kennen oder sehen oder überwinden wird - dies ist nicht möglich." ...
"Und was, Ānanda, ist der Pfad, der Weg zur Überwindung der fünf niedrigeren Fesseln? In Abgeschiedenheit von jeglicher Vereinnahmung [4], mit der Überwindung unheilsamer Geisteszustände, mit der völligen Stillung körperlicher Trägheit tritt da ein Bhikkhu ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ( Jhana ) ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind." ... (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m064z.html)
ZitatIhr Bhikkhus, daß man hier und jetzt Dukkha ein Ende bereiten wird, ohne die Neigung zur Begierde nach angenehmem Gefühl zu überwinden, ohne die Neigung zur Abneigung gegenüber schmerzhaftem Gefühl zu vernichten, ohne die Neigung zur Unwissenheit in Bezug auf weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl auszurotten, ohne Unwissenheit zu überwinden und wahres Wissen zu erwecken - dies ist unmöglich."(http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m148z.html)
Viele Grüße
Elliot