Ende der Wahrnehmung

  • Es wurde in letzter Zeit wiederholt im Forum die Behauptung aufgestellt, die buddhistische Praxis ziele darauf, Wahrnehmung zum Verlöschen zu bringen. Gibt es hierzu Textstellen aus dem PK?


    C.

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Charlie:

    Es wurde in letzter Zeit wiederholt im Forum die Behauptung aufgestellt, die buddhistische Praxis ziele darauf, Wahrnehmung zum Verlöschen zu bringen. Gibt es hierzu Textstellen aus dem PK?
    C.


    Jede Menge. Schließlich ist nach Aussage des Buddha Wahrnehmung
    vergänglich und unbeständig und damit leidvoll. Wenn nur angenehme
    Wahrnehmungen möglich wären, wäre das wohl anders.

  • Zitat

    Über die Unpersönlichkeit und Leerheit dieses dem unwissenden Weltling ein Ich vortäuschenden rastlos vorwärtsströmenden Fünf-khandha-Prozesses heißt es: »Was immer es an Körperlichkeit gibt, an Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewußtsein, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, edel oder gemein, fern oder nahe, da sollte man der Wirklichkeit gemäß in rechter Einsicht also erkennen: 'Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst' « (S.22.49).


    Ferner: »Angenommen ein Mann, der Augen hat, betrachte sich die vielen Wasserblasen auf dem Ganges, und er beobachte und untersuche sie gründlich; nachdem er dies getan habe, erschienen ihm diese leer, unwirklich und ohne Kern. In derselben Weise betrachtet der Mönch alles Körperliche, alle Gefühle, Wahrnehmungen, Geistesformationen und alles Bewußtsein, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, gemein oder edel, fern oder nahe, und er erkennt sie als leer, nichtig und wesenlos.« (S.22.95).


    Nachstehend folgt nun eine auf Vis. XIV beruhende zusammengefasste Übersicht über die 5 Daseinsgruppen. Dem, der sich der Mühe unterziehen will, sich in diese sehr interessante aber äußerst verwickelte Abhandlung im Visuddhi-Magga über diesen Gegenstand zu vertiefen, wird sich besonders die Tabelle über Bewußtsein und Geistesformationen als ein unschätzbarer Führer erweisen und gleichzeitig dazu beitragen, jene gewissermaßen angeborene und hartnäckige Wahnidee von einer besonderen Persönlichkeit in oder neben diesen vorübereilenden körperlichen und geistigen Phänomenen zu erschüttern.


    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=1&t=9063#p158049
    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=1&t=9063#p158082


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  • accinca:
    Charlie:

    Es wurde in letzter Zeit wiederholt im Forum die Behauptung aufgestellt, die buddhistische Praxis ziele darauf, Wahrnehmung zum Verlöschen zu bringen. Gibt es hierzu Textstellen aus dem PK?
    C.


    Jede Menge.


    Kannst du sie posten? Teilweise?
    C.

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Wenn man die Wahrnehmung einzeln betrachtet hört sich der Wunsch nach einem Verlöschen komisch an. Das ändert sich wenn man sie als einen von vielen Faktoren betrachtet. Und erst recht wenn man "Verlöschen" nicht im üblichen, negativen Sinn sieht sondern nur als einen Schritt auf dem Weg zum Ziel, die Beendigung des Leids, betrachtet.


    So zumindest ergeht es mir :D

    Von mehreren Theorien, die die gleichen Sachverhalte erklären, ist die einfachste allen anderen vorzuziehen.


    Die Leute von denen Du am meisten lernen kannst sind die mit denen Du nicht einer Meinung bist.

  • monikamarie:
    Zitat

    Über die Unpersönlichkeit und Leerheit dieses dem unwissenden Weltling ein Ich vortäuschenden rastlos vorwärtsströmenden Fünf-khandha-Prozesses heißt es: »Was immer es an Körperlichkeit gibt, an Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewußtsein, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, edel oder gemein, fern oder nahe, da sollte man der Wirklichkeit gemäß in rechter Einsicht also erkennen: 'Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst' « (S.22.49).


    Ich lese da nichts von Verlöschen von Bewusstsein....
    C.

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Bambus:

    Wenn man die Wahrnehmung einzeln betrachtet hört sich der Wunsch nach einem Verlöschen komisch an. Das ändert sich wenn man sie als einen von vielen Faktoren betrachtet. Und erst recht wenn man "Verlöschen" nicht im üblichen, negativen Sinn sieht sondern nur als einen Schritt auf dem Weg zum Ziel, die Beendigung des Leids, betrachtet.


    So zumindest ergeht es mir :D


    Wie würdest du "Verlöschen von Wahrnehmung" in einem nicht-negativen Sinne interpretieren?
    C.

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Charlie:

    Wie würdest du "Verlöschen von Wahrnehmung" in einem nicht-negativen Sinne interpretieren?


    Gar nicht einzeln. Sondern nur als einen von mehreren Faktoren. Und das auch nur im Zusammenhang mit den vier edle Wahrheiten. Darauf wollte ich ja hinaus. Die separierte Betrachtung mag als "intellektuelle Spielerei" nett sein. Mehr aber wohl nicht.

    Von mehreren Theorien, die die gleichen Sachverhalte erklären, ist die einfachste allen anderen vorzuziehen.


    Die Leute von denen Du am meisten lernen kannst sind die mit denen Du nicht einer Meinung bist.

  • accinca:
    Charlie:

    Es wurde in letzter Zeit wiederholt im Forum die Behauptung aufgestellt, die buddhistische Praxis ziele darauf, Wahrnehmung zum Verlöschen zu bringen. Gibt es hierzu Textstellen aus dem PK?
    C.


    Jede Menge. Schließlich ist nach Aussage des Buddha Wahrnehmung
    vergänglich und unbeständig und damit leidvoll. Wenn nur angenehme
    Wahrnehmungen möglich wären, wäre das wohl anders.


    vergängich und leidvoll sind nur die "ankopplungen" die durch das verlangen nach wohl und ablehnen von weh entstehen.
    auch ein erwachter nimmt wahr nur sieht er die dinge so wie sie sind, frei von "seinem senf" da kein "mein senf" mehr vorhanden ist :D
    .

  • Es geht doch bei der zum verlöschen zu bringenden Wahrnehmung um die interpretierende Wahrnehmung.
    Die wertgebende, giergebende, abneigunggebede Wahrnehmung.
    Das Ende der Wahrnehmung ist das Tot sein.

  • Hey Charlie, ich denke wir müssen "Nirvāṇa zu Lebzeiten" von Parinirvāṇa unterscheiden. Beim ersten findet noch Wahrnehmung statt, beim zweiten nicht mehr, laut ursprünglicher Lehre.


    Gruß Jōshū

  • Wahrnehmung bezieht sich meiner Meinung nach immer auf subjektive Eindrücke. Und ein Buddha ist kein Subjekt im herkömmlichen Sinne mehr. Daher auch keine Wahrnehmung mehr.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Maybe Buddha:

    Wahrnehmung bezieht sich meiner Meinung nach immer auf subjektive Eindrücke. Und ein Buddha ist kein Subjekt im herkömmlichen Sinne mehr. Daher auch keine Wahrnehmung mehr.


    … sprach der Lehrling …

  • Joshu:

    Hey Charlie, ich denke wir müssen "Nirvāṇa zu Lebzeiten" von Parinirvāṇa unterscheiden. Beim ersten findet noch Wahrnehmung statt, beim zweiten nicht mehr, laut ursprünglicher Lehre.


    Gruß Jōshū


    wie kannst du sie unterscheiden? ohne das du sie beide "kennst" also erlebt hast.....hm....
    sprichst du aber aus erfahrung, dann entschuldige meine frage.
    .

  • GaliDa68:
    Maybe Buddha:

    Wahrnehmung bezieht sich meiner Meinung nach immer auf subjektive Eindrücke. Und ein Buddha ist kein Subjekt im herkömmlichen Sinne mehr. Daher auch keine Wahrnehmung mehr.


    … sprach der Lehrling …

    Ja, ich bin ein Lehrling. Ein Lehrling des Buddha. 8)

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Aber sicher war das respektvoll. Du musst nur mit der richtigen Haltung lesen. ;)


    Bitte, nicht so übertreiben. Weder bin ich Lehrerin noch weise …

  • GaliDa68:

    Aber sicher war das respektvoll. Du musst nur mit der richtigen Haltung lesen. ;)


    Bitte, nicht so übertreiben. Weder bin ich Lehrerin noch weise …


    Hab ich auch gleich wieder editiert... Hab mich mal wieder provoziern lassen...
    Aber da du es ja schon gelesen hattest: Was war denn die Absicht, der Sinn hinter deiner Aussage?

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • sumedhâ:
    Joshu:

    Hey Charlie, ich denke wir müssen "Nirvāṇa zu Lebzeiten" von Parinirvāṇa unterscheiden. Beim ersten findet noch Wahrnehmung statt, beim zweiten nicht mehr, laut ursprünglicher Lehre.


    Gruß Jōshū


    wie kannst du sie unterscheiden? ohne das du sie beide "kennst" also erlebt hast.....hm....
    sprichst du aber aus erfahrung, dann entschuldige meine frage.
    .



    Hallo Sumedhâ,


    nach der ursprünglichen Lehre bedeutet das Eingehen in das Nirvāṇa nach dem Tod die völlige Vernichtung aller Gefühle oder sonstigen Wahrnehmungen. Als der Buddha von einem Schüler gefragt wurde, wie man das dann als Glück bezeichnen könne, wenn man doch gar nichts mehr fühlt, war seine Antwort, daß eben genau darin das Glück liegt, nichts mehr fühlen zu müssen...


    Gruß Jōshū

  • sumedhâ:
    accinca:

    Jede Menge. Schließlich ist nach Aussage des Buddha Wahrnehmung
    vergänglich und unbeständig und damit leidvoll. Wenn nur angenehme
    Wahrnehmungen möglich wären, wäre das wohl anders.


    ..auch ein erwachter nimmt wahr nur sieht er die dinge so wie sie sind, frei von "seinem senf" da kein "mein senf" mehr vorhanden ist :D .


    Ja, aber auch ein Erwachter läßt die Wahrnehmung zur Erlöschung
    kommen und das sogar schon bei Lebzeiten immer wieder und danach
    natürlich sowieso.

  • Maybe Buddha:

    Und ein Buddha ist kein Subjekt im herkömmlichen Sinne mehr. Daher auch keine Wahrnehmung mehr.


    Der Buddha war auch nach seinem Erwachen ein Individuum im herkömmlichen Sinne des Wortes. Ein Individuum mit einer individuellen Wahrnehmung.
    Gut, dass er seine Schüler noch wahrnehmen konnte. So wusste er, zu wem er gerade sprach. Die visuelle Wahrnehmung war ihm beim Bettelgange auch durchaus von Nutzen.
    Und dass er Schüler hören konnte, war seiner Lehrtätigkeit gewiss zuträglich.


    C.

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Was die Absicht war?
    Keiner von uns kann wissen was der Buddha gefühlt und erlebt hat, solange wir das nicht selbst erfahren haben (und selbst dann können wir nur sagen: So könnte es bei ihm auch gewesen sein). Weiß ich doch nicht mal, wie es sich anfühlt, wenn Du morgens frühstückst … Alles, was ich weiß, ist, wie es sich anfühlt wenn ich frühstücke. Aber als Lehrling bewundert man den Meister sehr und vor lauter Bewunderung interpretiert der Lehrling jeden Räusperer des Meisters und achtet der Lehrling nicht auf seinen Husten: und dieser Husten enthält alles, was es zu wissen gilt. Ich weiß, dass es Spaß macht sich zu überlegen, wie was wohl wie sein könnte.

  • Wahrnehmung kommt von "etwas für wahr nehmen"


    Das setzt voraus, dass da etwas Konstantes ist was etwas für wahr nehmen kann, was auch wiederum dafür konstant sein muss.


    Da gibt es aber niemanden der wahr nehmen kann, noch irgendetwas was beständig wahr ist.


    Alles ist ohne feste Kern, niemand da der etwas für wahr nehmen könnte, alles unterliegt der stetigen Veränderung. Nur Ursache bedingte Entstehung.


    Im alltäglichen Leben käme man aber damit nicht klar. Deswegen wird grob benannt. Eine Tasse bleibt eine Tasse bis sie kaputt geht.


    Stimmt aber so nicht. Da sind zig Elektronen (und noch kleinere Teile), die sich ständig bewegen und verändern und viel Zwischenraum, bis nur noch Raum bleibt und auch der ist nicht räumlich.


    Dies sind eben die Dinge die sich nur über die Meditation erschließen. Vom Groben ins Feine.
    Frei werden vom bewerten von Dingen die es sooo gar nicht gibt.


    "Im Nibbana" ist keine Wahrnehmung, etwas für wahr nehmen "nötig".


    Ebenso geht es mit Kontakt, Gefühl was der Wahr-nehmung und der folgenden geistgemachten Bewertung vorausgeht bis es dann bewusst zum Beispiel zur blauen Tasse wird. Dann ist z.B. die "schöne" blaue Tasse geschaffen, die man behalten möchte, schaut dass sie nicht kaputt geht, ist traurig wenn sie denn runterfällt und wieder eine neue haben will usw. Und schon ist Dukkha da für etwas was es im Grunde gar nicht gibt. Eine beständige Tasse.
    Ich gebe zu, eine etwas grobe Darstellung ;) Außerdem spielen da noch viele, viele Faktoren mit rein, was den Rahmen aber hier sprengen würde.


    Wenn man dies kennt, geht man anders mit dukkha um. Ganz automatisch.


    Zitat

    Über die Unpersönlichkeit und Leerheit dieses dem unwissenden Weltling ein Ich vortäuschenden rastlos vorwärtsströmenden Fünf-khandha-Prozesses heißt es: »Was immer es an Körperlichkeit gibt, an Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewußtsein, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, edel oder gemein, fern oder nahe, da sollte man der Wirklichkeit gemäß in rechter Einsicht also erkennen: 'Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst' « (S.22.49).


    Liebe Grüße
    Kusala

  • GaliDa68:

    Was die Absicht war?
    Keiner von uns kann wissen was der Buddha gefühlt und erlebt hat, solange wir das nicht selbst erfahren haben (und selbst dann können wir nur sagen: So könnte es bei ihm auch gewesen sein). Weiß ich doch nicht mal, wie es sich anfühlt, wenn Du morgens frühstückst … Alles, was ich weiß, ist, wie es sich anfühlt wenn ich frühstücke. Aber als Lehrling bewundert man den Meister sehr und vor lauter Bewunderung interpretiert der Lehrling jeden Räusperer des Meisters und achtet der Lehrling nicht auf seinen Husten: und dieser Husten enthält alles, was es zu wissen gilt. Ich weiß, dass es Spaß macht sich zu überlegen, wie was wohl wie sein könnte.


    Mehr als "meiner Meinung nach" dazu zu schreiben kann ich nicht machen... Der Thread heisst Ende der Wahrnehmung. Wenn keiner von uns bis jetzt das Ende der Wahrnehmung erreicht hat und sogar einige dies für unmöglich halten, müsste der Thread komplett leer (von Beiträgen) sein, da keiner von eigener Erfahrung aus gehen kann (in Bezug auf dieses Thema).
    Alles nur Spekulation und logische Denkansätze. Mehr geht in manchen Fällen nunmal nicht...

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Stimmt, dann wäre das Forum leer. Denn wir reden nicht gerne über unsere Erfahrungen. Die sind angreifbar. Das Wort der Meisters ist jedoch Gesetz. An dem können wir uns abarbeiten
    Machen wir uns nichts vor, wir benehmen uns nicht anders als z.B. die Kommunisten, wenn sie diskutieren.
    Das Forum wäre ohne Spekulationen auf eine sehr sympathische und warme Art gefüllt mit den Berichten von Menschen auf dem Weg …
    Ich bin in so einem Forum. Ist eine andere Welt.