Beiträge von Sudhana

    ChatGPT gibt teilweise sehr kompetente Antworten raus.

    Möglicherweise. ChatGPT gibt teilweise aber auch sehr inkompetente Antworten raus. Schlecht, wenn man das eine nicht vom anderen unterscheiden kann. Und wenn man das kann, braucht man auch keine 'AI' (mit "intelligence" hat das selbstredend Null zu tun) zu fragen.

    Ein Tipp für jeden, der vielleicht nach Rat gefragt wird und direkt keine Antwort parat hat, auch mal ChatGPT zu fragen.

    Merkwürdiger Tip. Wenn ich die Antwort "nicht parat" habe - wie soll ich dann einschätzen, ob ChatGPT mir da nicht schlicht Blödsinn erzählt. Und so etwas soll ich dann als "Rat" weitergeben? Womöglich noch als einen, der auf meinem eigenen Mist gewachsen ist?

    Arvind Narayanan nennt ChatGPT einen "bullshit generator" und genau das ist es auch.

    Decoding the Hype About AI – The Markup
    A conversation with Arvind Narayanan
    themarkup.org

    Besondere Vorsicht ist geboten, wenn ChatGPT den produzierten Unfug mit angeblichen Zitaten "belegt". Kate Crawford hat dafür den Begriff hallucitations (Halluzitationen) geprägt. ChatGPT ist das, was man bei Menschen einen notorischen Lügner nennt.

    Ich möchte aber zu bedenken geben, dass es (ich spiele das Spiel der Sprache mal auf meine Weise mit) philosophische buddhistische Texte gibt.

    Das ist nun wahrlich nichts Neues, aber wenn man mit so etwas 'argumentiert' ist ist zweifellos sinnvoll, solche Texte auch zu kennen, wenn man auf sie verweist. Eine kurze Einführung hier.

    Desweiteren werden Gottheiten und auch Gott (Brahma?) nicht negiert.

    Wenn man ein solches Thema diskutiert, ist es sinnvoll, von beiden Seiten (der theologischen und buddhologischen) zumindest rudimentäre Grundkenntnisse zu haben. Das Konzept deva (und Brahma gilt lediglich als höchster deva) ist ein polytheistisches Konzept; wobei alle deva nicht anders als Menschen, Tiere, Höllenwesen usw. samsara unterworfen und aus diesem Grund auch soteriologisch völlig bedeutungslos sind. Das ist ein fundamentaler Unterschied zum monotheistischen Konzept, das Buddha selbstverständlich auch kannte. Das ist dann auch kein deva (Theologen wären die ersten, eine solche Identifikation mit ihrem Gott zurückzuweisen), sondern in buddhistischer Diktion ein Īśvara / Issara. Was sich übrigens genauso übersetzen lässt wie das hebräische Adonai (אֲדֹנָי) als 'Platzhalter für das tabuisierte Jahwe: "der HErr" / "the Lord".


    Um sich da etwas einzulesen, ist die Suchfunktion des Forums recht nützlich. Um mir Arbeit zu sparen, zitiere ich mal mich selbst.

    Im Palikanon findest Du zwar Brahma (als deva) aber nichts von Brahman oder sonst einer Chiffre für das 'Absolute'. Im Kontext des Titthāyatanādi Sutta ist mit issara eindeutig ein göttlicher Schöpfer alles Seins gemeint - und genau das ist deckungsgleich mit den abrahamitischen Monotheismen. Der wesentliche Unterschied ist lediglich der, dass der Monotheismus die Existenz weiterer Götter minderen Ranges (z.B. devas) bestreitet, in extremster Form der Islam (-> širk), der deswegen auch die christliche Trinitätsdoktrin ablehnt.

    Der volkstümliche Glaube an verschiedene deva wurde bei der Ausbreitung des Buddhismus - anders als im Christentum - als lokales religiöses Substrat nicht bekämpft, sondern akzeptiert und toleriert, wobei diesen Wesen im Rahmen der buddhistischen Kosmologie ein angemessener (was heisst: nachgeordneter) Platz zugewiesen wurde (z.B. als Dharma-Schützer). Mit den monotheistischen Göttern (Jahwe, Allah ...), also einem Īśvara, funktioniert das jedoch nicht. Das scheitert an unüberbrückbaren Widersprüchen zwischen dem Dharma mit seinen drei grundlegenden Seinsmerkmalen anitya, anatta und dukkhata und dem Prinzip bedingten Entstehens einerseits und dem monotheistischen Konzept einer ewigen und allmächtigen persona, der Aseität zugesprochen wird, als 'erste Ursache' andererseits.

    Das mit den 'Göttern' ist eines der Probleme, das sich ergibt, wenn man den Buddhismus aus der Perspektive der westlich-abendländischen Kultur betrachtet und dabei die aus und in dieser Kultur gewachsenen und entwickelten Begriffe verwendet. Der Begriff 'Gott' ist da insbesondere durch die monotheistischen Religionen Christentum, Judaismus und Islam geprägt - dieser Gottesbegriff hat aber nichts mit dem Begriff 'deva', wie er im Buddhismus verstanden wird, gemein. Der monotheistische Gottesbegriff ist vielmehr in der indischen Kultur mit dem Begriff 'Īśvara' (Pali 'issara') eng verwandt; dieser entspricht im wesentlichen dem Konzept eines ewigen, allmächtigen Schöpfers - also dem, was in christlich, jüdisch und islamisch geprägten Kulturen im Wesentlichen unter 'Gott' verstanden wird. Im indischen Kulturkreis findet sich dieses Konzept in verschiedenen hinduistischen Systemen sowie (differenziert) bei den Jaina (Tīrthika), während der Buddhismus dieses Konzept ablehnt. Schlüsselstelle ist hier das Titthāyatanādi Sutta, in dem Buddha diese Lehre (der 2. 'Glaubensstandpunkt' in diesem Sutta) ad absurdum führt.

    Titthāyatanādi Sutta:

    Jene Asketen und Priester nun, die da behaupten und der Ansicht sind, daß alles bedingt sei durch Gottes Schöpfung, die habe ich aufgesucht und also gefragt:

    »Ist es wahr, Verehrte, daß ihr, wie es heißt, behauptet und der Ansicht seid: was auch immer der Mensch empfindet, sei es Wohl oder Wehe, daß dies alles bedingt ist durch Gottes Schöpfung?« Also von mir befragt, stimmten jene mit »Ja« bei. Ich aber sprach zu ihnen: »Demnach also, Verehrte, würden die Menschen infolge von Gottes Schöpfung zu Mördern, Dieben, Unkeuschen, Lügnern, Zuträgern, Schimpfbolden, Schwätzern, Habgierigen, Gehässigen und Irrgläubigen!« Wahrlich, ihr Mönche, denjenigen, die sich auf Gottes Schöpfung als das Entscheidende berufen, fehlt es an Willensantrieb und Tatkraft und [an einem Anlaß], dieses zu tun oder jenes zu lassen. Weil sich nun aber hieraus wirklich und gewiß keine Notwendigkeit ergibt für ein [bestimmtes] Tun oder Lassen, so verdienen solche geistig Unklare und unbeherrscht Lebende nicht die Bezeichnung als Asketen. Dies ist mein zweiter begründeter Vorwurf gegen jene Asketen und Priester, die solches behaupten, solcher Ansicht sind.*


    *[Anmerkung der Übersetzer Nyanatiloka/Nyanaponika:] Bei einem solchen Glauben an eine göttliche Schöpfung werden, lt. K[ommentar Buddhaghosas], alle drei vorgenannte Gefühlsarten auf Gottes Schöpfung zurückgeführt und ebenso auch die verschiedenen Krankheitsursachen, das menschliche Handeln und die Willensäußerungen. Diesem Text zufolge führt also ein konsequenter Schöpfungsglaube zum Determinismus.

    Also zwei Argumente. Das erste ist das Theodizee-Argument, das aus dem theologischen Determinismus der Monotheismen folgt - übrigens die früheste überlieferte Form dieses Arguments. Zu dem "Gegenargument" des "freien Willens" diese Anmerkung. Das zweite Argument ist kein objektives, aber ein (jedenfalls laut Buddha) objektivierbares: der theologische Determinismus wird durch bodhi widerlegt, das im Widerspruch dazu steht.

    ein solcher Glaube ist nach Buddha ein ernstes Hindernis bei der Überwindung von duḥkha, dem eigentlichen und einzigen Anliegen Buddhas. Das alleine mag als Widerlegung etwas dürftig sein, aber Buddha legte auf solche Art von Kritik auch wenig Wert. Er stellte solch windigen Hypothesen einfach eine plausiblere Erklärung gegenüber. Der von einer Schöpfung durch einen allmächtigen und ewigen Gott z.B. konkret seine Lehre bedingten Entstehens (pratītyasamutpāda / paṭiccasamuppāda). Bei dieser Lehre geht es um ein Netzwerk wechselseitiger Bedingungen ohne Anfang - nicht um eine lineare Abfolge von Bedingungen mit einer ersten Ursache als Beginn. Ob ein solcher Glaube an einen Schöpfergott nun 'wahr' ist oder nicht, hat Buddha (anders als die Auswirkungen eines solchen Glaubens) schlicht nicht interessiert.


    Speziell die evangelischen Theologen haben - Luthers Rechtfertigungslehre folgend - dann auch statt auf persönliche Anstrengung im Sinne des achtfachen Pfades konsequent auf sola fide und sola gratia als Voraussetzungen einer Erlösung gesetzt und so aus der Not ("fehlt es an Willensantrieb und Tatkraft") eine Tugend gemacht. Mehr als Glaube an Gott und Hoffnung auf seine Gnade braucht es nicht, alles andere bringt sowieso nichts. Wenn dir der Glaube fehlt und/oder Gott ungnädig ist, hast du halt Pech gehabt. Die Reformierten wiederum haben daraus - Calvin folgend - konsequent eine Prädestinationslehre gebastelt: wenn Du bei Geburt die Arschkarte gezogen hast, hilft dir nichts und niemand, auch kein Glaube. Die katholische Perspektive ist nicht ganz so deprimierend - aber da muss man dann halt zusätzlich auch noch an die magische Wirkung der Sakramente glauben, auf die die Alleinseligmachende bzw. deren geweihte Priesterschaft ein Monopol hat.

    Eine abschließende Bemerkung noch: Synkretismen sind insbesondere in der volkstümlichen Rezeption religiöser Ideen unvermeidlich (wofür dieser Thread ein gutes Beispiel ist), selbst wenn sie, wie in den Missionierungsgebieten der Monotheismen, mit Feuer und Schwert bekämpft werden. Manchmal gelingen solche Synthesen auch, aber in der Regel führt Synkretismus nur zu Inkonsistenz; insbesondere, wenn allen Zutaten des Einheitsbreis gleiche Relevanz zugesprochen wird.

    Deswegen gibt es vielleicht den dummen Spruch 'Wenn du Buddha triffst, töte ihn'.

    Eins nach dem anderen. Zuerst ist Gott an der Reihe - dann triffst du vielleicht irgendwann auch Buddha und kriegst die Gelegenheit dazu. Beten hilft dabei allerdings wohl eher nicht, Zazen schon.

    Buddha erklärte dass es einen passenden sowie unpassenden Zeitpunkt für Belehrungen gibt

    Ja - und wenn hier ein Diskussionsthread mit einem unkommentierten Zitat eines "Zenmeisters" eröffnet wird, der Beten und Zazen irgendwie für dasselbe hält, ist das ein passender Zeitpunkt, über den Autor dieses Zitats - der ja wohl offensichtlich die persönliche Auffassung des Postenden als Autorität stützen soll - einige Worte zu verlieren. Gerade, wenn es mit dieser Autorität nicht weit her ist. Gerade, weil kritiklose Autoritätsgläubigkeit genau die Schwäche ist, die dieser "Meister" zur Befriedigung seiner sexuellen Gier ausgenutzt hat.


    Ich erlaube mir mal die Vermutung, dass Thorsten Hallscheidt das nicht gepostet hätte, wenn ihm dieser persönliche Hintergrund des Autors bekannt gewesen wäre. Wenn man sich auf die Autorität Anderer beruft, ist es jedenfalls immer sinnvoll, da zunächst genau hinzuschauen und sich nicht von Titeln und Kitteln blenden zu lassen.

    Falls es hier jemanden interessiert der Buddha lehrte weder Be-/ noch Verurteilungen.

    Wenn ich dich jetzt einen dummen oder törichten Menschen, moha purisa nenne, wäre das also keine Be- oder Verurteilung? Ist natürlich Quatsch. Buddha lehrte die Menschen, zu beurteilen was duhkha ist, was dessen Ursachen sind, wie man es überwindet und welche Mittel dazu taugen. Wenn er - wie in vielen Sutren überliefert - mit seinen Schülern Frage-und-Antwort-Spielchen trieb, dann um sie zu lehren, zu beurteilen, was heilsam ist und zu verurteilen, was unheilsam ist.


    Buddha lehrte sogar, Urteile über Menschen zu fällen und zu vollstrecken. Was allerdings über den Ausschluss aus dem Sangha nicht hinausging - um diesen und den Dharma zu schützen, u.a. vor Leuten wie Katagiri. Was weitergehende Urteile bzw. deren Vollstreckung angeht - da haben sich eher die 'Beter' hervorgetan. So:


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.


    Oder so:

    Giordano Bruno stirbt auf dem Scheiterhaufen (1600)
    Giordano Bruno, eigentlich Filippo Bruno (* Januar 1548 in Nola; † 17. Februar 1600 in Rom) war ein italienischer Dichter und Philosoph. Er wurde wegen Ketze...
    www.youtube.com

    Ich teile einfach deine Auffassung nicht, dass es von wert ist öffentlich andere Menschen zu beurteilen, ihre Fehler hervorzuheben.

    Ja, das tun ziemlich Viele - wohl weil sie das irgendwie für einen Ausweis von Weisheit halten. Einfach milde darüber hinweglächeln. Was dieser Sorte 'Lehrer' natürlich ihr Geschäft erleicht. Mir ist es wert, so etwas offenzulegen. Nicht bei "andere Menschen" generell, wie Du mir unterstellst (das klassische, aber doch recht billige rhetorische Strategem der Erweiterung) - aber bei Leuten wie Katagiri schon. Dreimal darf man raten, warum. Im Zweifelsfall vielleicht mal bei Mt 7:15 - 20 nachschlagen. Sich da nach Mt 7:1 zu richten, ist natürlich vorteilhafter, wenn man Angst vor Mt 7:2 hat - das alte Prinzip 'eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus'. Wenn man aber keine Krähe ist und sich auch nicht einreden lässt, eine zu sein ...


    Buddha hatte kein Problem damit (bzw. fand es offensichtlich angebracht), einen dummen Mann wie etwa den Bhikku Arittha auch öffentlich einen dummen Mann (moha purisa) zu nennen und vor dem Sangha herunterzuputzen. Bei Laien konnte er noch deutlicher werden - da bezeichnete er schon mal Leute, die sich daneben benahmen, als den Dreck (mala) und Abschaum (paṭikiṭṭha) des Sangha. Ich denke, da war ich noch vergleichsweise nachsichtig mit Katagiri.


    Und er hatte natürlich auch kein Problem damit, eine Narrenlehre - konkret die von einer ewigen Seele - auch Narrenlehre (baladhamma) zu nennen .

    Sudhana krieg bitte deinen Hass irgendwie klar

    Wie vermutet - zumindest mir gegenüber hast Du offensichtlich keine Probleme, Dich zu moralischen Urteilen "herabzulassen" - auch wenn sie nur auf Vermutungen und Unterstellungen und nicht auf nachgewiesenen Tatsachen beruhen. qed. Schon merkwürdig, dass Du offensichtlich Probleme hast, das bei einem religiösen Amtsträger zu tun. Da fällt es Dir offensichtlich leichter, über den Dingen zu stehen. Oder zumindest scheint es Dir wohl sinnvoller zu sein - warum auch immer.


    Ich bin mit Dogmatik und insbesondere mit der Geschichte (einschließlich Kriminalgeschichte) des Christentums hinreichend vertraut (falls Du Dich nicht mehr erinnerst: Beispiel), um mir da ein abgewogenes Urteil zu bilden. Das hat mit "Hass" nichts zu tun (den Gläubige ja fast reflexartig ihren Kritikern unterstellen), eher mit nüchterner Analyse.


    Dass ich mir da gelegentlich die Lust zum Spotten nicht verkneifen kann, räume ich gerne ein - gibt ja auch Anlass genug dazu (zum Hass - wenn man denn dazu neigt - allerdings auch). Obwohl mir bewusst ist, dass solche 'Gotteslästerungen' viele Christen triggern. Vielleicht triggert es ja bei dem einen oder anderen zur Abwechsung mal das Hirn. Glücklicherweise ist heutzutage zumindest hierzulande so etwas nicht mehr mit dem Risiko verbunden, auf einem Scheiterhaufen zu landen.


    Nun gut - von diesem kleinen Versuchsballon mal abgesehen, würde mich tatsächlich interessieren, was Du unter einem "berührten Christen" verstehst bzw. verstanden haben willst.


    Nachträglicher Zusatz: hat sich mit Deinem Posting überschnitten.

    Man kann es sich verschönernd anschauen

    Was Du offensichtlich tust.


    Zen ist - nach Huinengs Definition im Plattform-Sutra - das dreifache Studium (San Xue / Sangaku) von Śīla, Samādhi und Prajńā. Kein theoretisches Studium, sondern ein Studium der Praxis und durch Praxis. Ein holistisches 'Studium', d.h. diese drei Aspekte sind für den Studierenden nicht voneinander zu trennen. Erst wenn das der Fall ist, kann man von 'Zen' sprechen.


    Der Aspekt Śīla verwirklicht sich in sozialen Beziehungen und dadurch ist dieser Verwirklichungsaspekt auch der einzige, den potentielle Schüler wahrnehmen und als Kriterium für die Wahl eines Lehrers oder einer Lehrerin nehmen können. Vorausgesetzt, der Lehrer täuscht seine potentiellen Schüler nicht, indem er z.B. seine Promiskuität vor ihnen versteckt. Moralisch (wenn auch nicht notwendig im legalen Sinn) ist das Betrug. Wenn überdies die Position als Lehrer dazu benutzt wird, diese Promiskuität auszuleben, ist das Missbrauch.


    Da die genannten drei Aspekte des Studiums nicht voneinander zu trennen sind, lässt die Verwirklichung / die Praxis des Aspekts Śīla auch auf die Praxisverwirklichung der anderen Aspekte schließen. Ein 'Zenlehrer', der nicht einmal die Kai auf die Reihe kriegt, weil er seine Hormone nicht im Griff hat (und das auch noch sorgfältig versteckt) - da sieht es dann auch mit der Verwirklichung von Prajńā und Samādhi nicht besser aus. Wie ich schon schrieb - so jemand disqualifiziert sich selbst. Ein Betrüger und Schwafler.


    [ Anna Panna-Sati: genau hier, in dieser Untrennbarkeit der drei Aspekte des Zenstudiums (die ihrerseits auf den achtfachen Pfad verweisen), liegt auch der wesentliche Unterschied etwa zu einem Kotzbrocken wie Richard Wagner, dessen Werk sich durchaus von der Person trennen lässt.]


    Ergänzend: Die Linie Katagiris ist mit meiner eng 'verwandt'; Katagiris Frau verdanken wir beispielsweise unsere Fukudenkai-Praxis. Gerade dies ist für mich Grund genug, diesen Betrug auch beim Namen zu nennen und nicht zu beschönigen, auch wenn ich für Beschönigungen und Relativierungen seitens der Betrogenen (nach dem Motto 'aber sonst war er doch...') durchaus Verständnis habe. Gleiches kann man ja auch etwa bei den verbliebenen Rigpa-Mitgliedern erleben. Ein blinder Fleck als bleibender Schaden.


    Wem das nun zu kompliziert ist, der kann sich ja mal eine einfache Frage stellen: würdest Du einen Eheberater empfehlen, der selbst seine Frau betrügt? Oder einen Ratgeber von ihm lesen? Das wäre die "praktische Inkonsistenz" von der Walton spricht - zwischen Lehre und Verhalten. Oder, wie es der Volksmund so schön charakterisiert: Wasser predigen und Wein saufen.


    Da überrascht (mich) dann auch dieses hanebüchene Gewäsch über das Beten nicht sonderlich. Da fehlt die Tiefe unter der Oberfläche, weswegen man so etwas auf gut Deutsch auch 'seicht' nennt.

    Da ist nicht einmal argumentiert, Sudhana.

    Natürlich ist das argumentiert. Jemand, der seine Position als Zenlehrer dazu ausnutzt um seine Schülerinnen flachzulegen und seine Frau zu betrügen, ist nicht wirklich ein Zenlehrer. Er betrügt seine Leser genauso wie seine Schüler und seine Frau. Genauer gesagt ist das nach Douglas Waltons Einteilung der Typ des circumstantial ad hominem oder performative ad hominem. Um ihn zu zitieren:

    Zitat

    Der umstandsbedingte Typ des Ad-hominem-Arguments erfordert eine Art praktischer Inkonsistenz zwischen dem, was ein Argumentant sagt, und Aussagen, die direkt oder indirekt durch die persönlichen Umstände dieses Argumentanten ausgedrückt werden.

    Jeder will halt mal kotzen alles soweit ok.

    Ja, zum Kotzen war das schon, was der Kerl da abgezogen hat. Trotzdem wäre die Mühe schon zuviel. Die Sorte 'spirituelle' Lehrer gibt's im Dutzend billiger.

    Wenn man in einer christlichen Umgebung für Zen werben will, dann bedient man sich gerne der christlichen Begriffe

    Richtig. Es geht um Missionierung, Proselyten machen. Wobei - wenn man schon so etwas macht, finde ich es sinnvoller, den Leuten Fragen zu stellen und sie ihre eigenen Antworten finden zu lassen, statt sie 'richtiges' Beten zu lehren. Das Zitat trägt nicht dazu bei, dass ich mir zu Herrn Katagiri eine positivere Meinung bilde. Beten war da noch die harmloseste Schulungsmethode, insbesondere bei seinen weiblichen Schülern. Mindestens zwei außereheliche Beziehungen mit Schülerinnen, dazu einige weitere, die von "unwelcome advances" berichteten. Keine Vorzeigefigur.


    Okay, das ist jetzt 'ad personam' argumentiert. Hat sich Katagiri aber auch redlich verdient ... Als Gewährsmann für Zen (und möglicherweise auch 'beten') hat er sich mE selbst disqualifiziert.

    Ein japanischer Zen - Oshō erklärt den Leuten was Beten ist. Ich vermute mal stark, wenn ich unseren Gemeindepfarrer Biegel hier bitten würde, den Leuten zu erklären was Zazen ist, würde er sich vernünftigerweise als unzuständig erklären - wir sind zwar nicht gerade befreundet, aber so gut kenne ich ihn. Wenn er es trotzdem tun würde, käme wohl so etwas dabei heraus. Bullshit.

    Im Grunde ist das eine recht akademische Frage. Die vierstufige 'Rangordnung' im Theravada vom sotāpanna über sakadāgāmin und anāmi bis zum arhat ist ein völlig anderes 'Modell' des Prozesses, der zur Überwindung von duhkha führt, als die der Bodhisattvabhūmi - "die", also Mehrzahl, weil es da im wesentlichen zwei unterschiedliche Modelle gibt: das sechstufige des Yogācārabhūmiśāstra und das (bekanntere) zehnstufige des 26. Kapitels des Avataṃsakasūtra, auch Daśabhūmikasūtra genannt. Ich habe mich lediglich mit dem Avataṃsaka mal beschäftigt (aus seinem letzten Kapitel, dem Gaṇḍavyūhasūtra, stammt der Name meines Avatars hier) und soweit ich es im Gedächtnis habe, entspräche das 8. bhūmi grob dem arhat; 9. und 10. bhūmi sind dann so eine Art Weiterentwicklung / Perfektionierung der didaktischen Fähigkeiten.


    Da ich mich einer subitistischen Tradition angeschlossen habe, sind diese Stufenmodelle für mich von nachrangigem (rein theoretischem) Interesse, weswegen ich auch wenig tiefergehendes dazu sagen kann.


    Nun dienen diese 'Modelle' jedenfalls nicht zur 'Standortbestimmung' auf dem Weg - sie zeigen vielmehr auf, was zu tun ist, woran man noch zu arbeiten hat. Und in welcher Reihenfolge man das am besten angeht. Beim 'Arhat-Modell' sind da natürlich die mentalen Fesseln (saṃyojana) der eigentlich interessante Punkt - sie geben gewissermaßen den Aufbau des Lehrplans / Schulungsprogramms vor. Der nun wiederum bei den 'Bodhisattva-Modellen' ein anderer ist. Andere Schule, anderer Lehrplan. Den Abschluss kann man bei beiden machen. :)

    Mit meinen Gedanken entscheide ich, was ich fühle.

    Ja. So funktioniert dann auch das Ausblenden, das Verdrängen des Schmerzes - was ich persönlich für eine treffendere Übersetzung von duḥkha halte als 'Leiden'. Aber das ist nur Linderung, nicht Heilung. Wenn wir den Schmerz überwinden wollen, müssen wir ihn wohl oder übel konfrontieren.


    Die "Geistesschulung" hilft, die Konfrontation zu 'dosieren', so dass der Schmerz nicht überwältigt. So ermöglicht sie einen auf Wissen gerichteten Umgang, einen "vernünftigen" Umgang mit ihm - nicht den von instinktivem Hass gesteuerten.


    Ausnahmsweise - um eine Reaktion nach dem Muster "der weiss nicht, wovon er redet" zu vermeiden - auch von mir ein biographisches Detail. Wir sind wohl altersmäßig nicht allzu weit auseinander; auch ich habe (natürlich) geliebte Menschen verloren, darunter eine Tochter nach einigen Jahren 'Drogenkarriere'. Die Frau, mit der ich seit über 40 Jahren zusammenlebe, verliere ich derzeit unaufhaltsam an die Demenz. Auch mit physischem Schmerz umzugehen, habe ich hinreichend Gelegenheit; ich bin schwerbehindert wegen einer langsam progredienten Erkrankung. Nach einigen Jahren ist das "langsam" kein Trost mehr, sondern eine grausame Drohung. Deine - objektiv betrachtet - beschissene Lebensqualität kann nur noch schlechter werden und bis das zu Ende ist, das zieht sich ... Da ist es gut, wenn man gelernt hat, auf Drohungen mit einem Lächeln zu reagieren.


    Der Dharma ist meine Eigentherapie. Ich wüsste für mich keine geeignetere.


    die großen meister, sagt man,

    seien in zazen gestorben,

    bevor man aus ihnen

    lackierte mumien machte -

    arme teufel.

    möge ich

    das glück genießen, sitzend

    vor einer tasse tee zu sterben

    und dann einem jungen strauch

    als fetter dünger dienen

    Zitat

    Ein Soldat namens Nobushige kam zu Hakuin und fragte: "Gibt es wirklich ein Paradies und eine Hölle?" "Wer bist du?", erkundigte sich Hakuin. "Ich bin ein Samurai", antwortete der Krieger.


    "Du - ein Samurai?", rief Hakuin aus. "Was für ein Fürst würde dich als Wächter haben wollen? Dein Gesicht sieht aus wie das eines Bettlers." Nobushige wurde so wütend, dass er nach seinem Schwert griff, aber Hakuin fuhr fort: "Oh - Du hast sogar ein Schwert! Deine Waffe ist wahrscheinlich viel zu stumpf, um mir den Kopf abzuschlagen."


    Als Nobushige sein Schwert zog, bemerkte Hakuin: "Hier öffnen sich die Pforten der Hölle!" Bei diesen Worten steckte der Samurai, der die Disziplin seines Meisters erkannte, sein Schwert in die Scheide und verbeugte sich. "Hier öffnen sich die Tore des Paradieses", sagte Hakuin.

    (nach Paul Reps, Zen Flesh, Zen Bones)