Leben ist Leiden - so lautet die zentrale Erkenntnis des Buddha. Mit dem Praxisweg des Achtfachen Pfades hat der Erwachte uns einen Ausweg aus diesem existentiellen Dilemma gezeigt. Als Ursache des Leidens hat er Gier, Hass und Verblendung identifiziert. Gemeint ist das Anhaften an Phänomenen, die wir entweder haben wollen oder loswerden wollen und das alles im Irrglauben, unser nach Befriedigung gierende Ich sei ein dauerhaftes, autonomes Selbst. Die Praxis der Meditation hilft uns, tiefe Einsicht in die Beschaffenheit des Daseins zu gewinnen, das durch Vergänglichkeit, Unzulänglichkeit und Selbst-Losigkeit gekennzeichnet ist.
Die Praxis des Achtfachen Pfades hilft uns, diese Impulse der Gier auszurotten, im Wissen, dass Leiden vor allem frustrierte Gier ist. Solange diese Begierde nicht überwunden ist, dreht sich das Rad des Samsara unablässig weiter. Handlungen, die ihren Ursprung in ichzentrierter Begierde haben, erzeugen Karma. Solange es Karma gibt, wird es auch immer wieder zu einer neuen Geburt kommen. Erst mit dem Ende von Karma und dem restlosen Erlöschen der Begierde im Realisieren von nibbana ist der Prozess ständig neuer Geburten beendet. Dies ist das höchste Ziel des Buddha-Schülers: künftigen Geburten jedwede Grundlage zu entziehen. Denn die restlose Auslöschung von dukkha (dem Leiden) gelingt nur durch die restlose Auslöschung des Lebens.
Der Praktizierende hat daher jegliche "Lust am Leben" zu überwinden. Lustorientierte Aktivitäten wie tanzen und musizieren sowie der Besuch von Theater-, Film- und sonstigen Unterhaltungsveranstaltungen oder gar die Ausübung von Geschlechtsverkehr sind im Interesse einer fortschreitenden Entsüchtung kontraproduktiv und zu unterlassen, denn sie fördern die Anhaftung an das Leben. Der Verlust von sinnlich ausgerichteter Lebenslust durch Entsagung geht jedoch einher mit einem Zugewinn an höherer Freude. Es ist die Freude an der Unabhängigkeit von sinnlichen Genüssen, es ist die Freiheit von ans Samsara-Rad kettenden Begierden.
Hilfreich bei der Überwindung der Daseinslust ist die regelmäßige Betrachtung des unausweichlichen Todes. Indem der Praktizierende sich die Endlichkeit des Daseins immer wieder vor Augen führt, kann er die Anhaftung ans Leben überwinden und dem Fernziel der endgültigen Geburtenversiegung durch Realisierung des nibbana näher kommen.
Leben ist Leiden - nur in der völligen Überwindung des Lebens durch völlige Auslöschung des Karmas ist dem Leiden beizukommen.