Bedingtes Entstehen

  • Axel Benz:

    Bedeutet das aber, das es etwas gibt, das nicht Ursache und Wirkung unterliegt, wie die von mir angeführten Zitate nahelegen?


    sollte es etws "geben", was nicht Ursache und Wirkung unterliegt, so können wir darüber nicht reden, da es "Namenlos" sein muss.
    Es muss, wenn man darüber überhaupt was sagen kann, eine "reine Erfahrung/Wahrnehmung/Erkenntnis" sein, konzeptlos.Ohne die Möglichkeit es mit Worte direkt zu vermitteln. Das Denken, das "Verstehen", hat zu "dem was nicht Ursache und Wirkung unterliegt", keinen Zugang.


    _()_

    Meinst Du immer noch nicht frei zu sein? – da irrst Du dich :)

  • Zorița Câmpeanu:
    Axel Benz:

    Was mir immer noch fehlt, ist eine Antwort (oder gerne auch der Versuch einer Antwort) auf meine Frage, ob irgendetwas vorstellbar ist, das nicht bedingt ist.


    Nein, ist es nicht :)
    .


    Na ja, lieber Axel, gegeben wurde Dir die Antwort aber schon. Wenn sie Dir dann immer noch fehlt, woran liegt es?


    Nochmal: nichts existent Erscheinendes, kein gestaltetes Phänomen, ist "nicht bedingt" bzw "unabhängig" oder "unabhängig entstanden".


    Aber wenn man die sogenannte absolute Ebene (nach Nagarjuna) betrachtet: das, was weder existent noch inexistent ist, ist weder entstanden noch nicht entstanden, somit auch nicht "bedingt" in dem Sinne. Dabei handelt es sich um Dharma, Leerheit, Nirvana - oder von welcher Seite aus man es auch immer benennen oder betrachten möchte.
    Dies aber ist in die sogenannte konventionelle Ebene verwoben. Nirvana und Samsara sind letztendlich eins - nur bis man dahin kommt, das wirklich zu begreifen....

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Fehler:


    Losang Lamo:

    ...
    Aber wenn man die sogenannte absolute Ebene (nach Nagarjuna) betrachtet: das, was weder existent noch inexistent ist, ist weder entstanden noch nicht entstanden, somit auch nicht "bedingt" in dem Sinne. Dabei handelt es sich um Dharma, Leerheit, Nirvana - oder von welcher Seite aus man es auch immer benennen oder betrachten möchte.
    ...


    Auch Leerheit, Dharma und Nirvana sind bedingt:
    ohne etwas, wovon es leer ist, keine Leerheit,
    Ohne Buddha kein Dharma,
    Ohne Samsara kein Nirvana.


    Sorry, man vergisst es immer wieder. :(

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:


    Auch Leerheit, Dharma und Nirvana sind bedingt:
    ohne etwas, wovon es leer ist, keine Leerheit,
    Ohne Buddha kein Dharma,
    Ohne Samsara kein Nirvana.


    Sorry, man vergisst es immer wieder. :(


    Wer hat dir nur so einen Unsinn erzählt?
    Der Buddha hat sowas jedenfalls nicht gelehrt.


  • Dieser Unsinn wird im tibetischen Buddhismus so gelehrt. Laut Buddha, laut Nagarjuna, laut Atisha, laut Tsongkapa, laut meinem Lama. Komm doch bitte mal nach Hannover, ich lad Dich ein, dann kannst Du mit meinem Lehrer drüber diskutieren.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Bailong:

    Aber nu' kommts: wenn man von der Zweiseitigkeit alles Dinglichen ausgeht (und da wird Dir nix anderes übrigbleiben, denn jedes A hat formallogisch auch ein nicht-A: Eier plus Mehl plus Backofen = Kuchen; NichtEier plus NichtMehl plus NichtBackofen = NichtKuchen), dann muss es logisch zwingend eine nichtdingliche, nicht bedingte Welt geben, sonst gäbe es keine Dingliche. Oder?


    Ich bin mir nicht sicher, ob ich das verstehe...

  • Axel Benz:
    Bailong:

    Aber nu' kommts: wenn man von der Zweiseitigkeit alles Dinglichen ausgeht (und da wird Dir nix anderes übrigbleiben, denn jedes A hat formallogisch auch ein nicht-A: Eier plus Mehl plus Backofen = Kuchen; NichtEier plus NichtMehl plus NichtBackofen = NichtKuchen), dann muss es logisch zwingend eine nichtdingliche, nicht bedingte Welt geben, sonst gäbe es keine Dingliche. Oder?


    Ich bin mir nicht sicher, ob ich das verstehe...


    In der Welt der Begriffe gibt es zu allem ein Gegenteil...
    Onda


    Zitat

    Es gibt ein Ungeborenes, Ungewordenes, Unerschaffenes, Ungestaltetes. Gäbe es dieses Ungeborene, Ungewordene, Unerschaffene, Ungestaltete nicht, so wäre hier keine Entrinnung aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Gestalteten zu erkennen. Weil es nun aber ein Ungeborenes, Ungewordenes, Unerschaffenes, Ungestaltetes gibt, deshalb ist hier ein Entrinnung aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Gestalteten zu erkennen. (= Ud VIII.3)

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Onda:

    In der Welt der Begriffe gibt es zu allem ein Gegenteil...


    Und in der Welt der Begriffe ist das Gegenteil von 'Erbsensuppe' vermutlich 'Nicht-Erbsensuppe'.

  • Axel Benz:
    Onda:

    In der Welt der Begriffe gibt es zu allem ein Gegenteil...


    Und in der Welt der Begriffe ist das Gegenteil von 'Erbsensuppe' vermutlich 'Nicht-Erbsensuppe'.


    EXAKT ! :lol:

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Davon abgesehen, dass die Nichtheit von etwas in meinen Augen nicht das Gegenteil von etwas ist, sondern die Nichtheit von etwas.
    Gegenteile haben immer etwas mit Messbarkeiten und den zugehörigen Skalen zu tun. Ich sprach davon schon im Bezug auf Helligkeit und Geschwindigkeit. Messergebnisse, die auf diesen Saklen unserer Wahrnehmung weit voneinander entfernt zu liegen kommen, bezeichnen wir als Gegenteile.
    Etwas, das nicht ist, liegt aber nun nicht mehr auf einer solchen Skala. Es entzieht sich den Messkriterien, die wir mit unseren Erfahrungsskalen anlegen wollen.
    Und sorry – die Gegenteil-Klassifizierung entspringt auch noch einer solchen Skala.
    Wenn ich diese Gegenteiligkeits-Paarung aufrecht erhalte, komme ich leicht zu dieser "Trans-Welt". Diese Gegenstücke müssen ja in einer solchen Spiegel-Welt liegen, weil ich sie nicht mehr mit den Werkzeugen der diesigen Messen kann. Aber nur mein diesseitiges Werkeug der Gegenteils-Bewertung "verbannt" es in diese Welt. Nur meine Vorstellung von dieser Gegenteiligkeit füllt erst diese Welt mit diesen Gegenständen, erschafft sie quasi.
    Ich bin mir nicht sicher, ob das mit der ganzen Nichtheit und Leerheit gemeint ist.
    Die Mechanik, die für mich hinter dieser Leerheits-Argumentation steht, soll für mich die Beziehungen der Phänomene und mich mittendrin in dieser Welt auf eine Art zurechtrücken, die es mir ermöglicht, die Situation in dieser Welt (anders) zu handhaben. In dem ich sie alle in eine Spiegelwelt verlagere, schaffe ich ein Art Bild einer jenseitigen Welt und möglicherweise auch eine Sehnsucht danach. Das war doch aber nicht im Sinne des Erfinders? :doubt:


    Es geht nicht um Erbesensuppe oder Nicht-Erbsensuppe. Es geht darum, was Erbsensuppe mit mir macht oder mich machen lässt. In der Welt, in der es Erbsensuppe gibt. Und es geht nach einer wie auch immer gearteteten Transformation darum, was Erbsensuppe dann mit mir macht/mich machen lässt. Die Erbsensuppe bleibt von meiner Änderung unberührt. Ich sehe sie nur anders. Das alte Spielchen mit dem "Gibt es eine Erbsensuppe ohne Betrachter" ist ja nur eine weiteres lernmodell dafür, nicht auf die Erbensuppe zu sehen, sondern auf alles, was in mir zum Thema Erbsensuppe abgeht, und ob sich da etwas ändern lässt.


    Es ist alles hier, nicht in der Welt der Nicht-Erbsensuppen.


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Moin zusammen,
    die gefällt mir, Eure Erbsensuppenwelt :D

    malsehen:

    Es ist alles hier, nicht in der Welt der Nicht-Erbsensuppen.


    Das sehe ich nicht so. Es ist alles in dieser Welt, auch die Nicht-Erbsensuppe.
    Indem wir uns über "Erbsensuppe" unterhalten, legen wir ja irgendwie fest, dass es Erbsensuppe gibt und was (so ungefähr) eine Erbsensuppe ausmacht. Indem wir diese Definition treffen (bewusst oder unbewusst) definieren wir automatisch das mit, was Erbsensuppe eben nicht ist. Aus der Definition von "Erbsensuppe" folgt zwingend die Definition von "Nicht-Erbsensuppe". Und das ist auch gar nicht weiter schlimm, ohne diese Begriffsdefinition könnten wir nicht ein einziges sinnvolles Gespräch führen. Das gilt auch dafür:

    Onda:

    In der Welt der Begriffe gibt es zu allem ein Gegenteil...

    Das kam für mich ein bisschen süffisant 'rüber (sorry, falls ich das falsch verstanden habe...), aber gleichzeitig suchst Du, liebe(r?) Onda in mehreren Threads nach "Definitionen" (für buddhistische Wiedergeburt, für Verblendung usw.).
    Wie willst Du etwas definieren, ohne es zum "Gegenteil" abzugrenzen? Indem Du - wie auch immer - Verblendung zu definieren suchst, brauchst Du Begriffe (je eindeutiger, je besser), um klarzukriegen, was Verblendung nicht ist.


    Dass solche Definitionen nicht unbedingt einer Skala entspringen, lieber Malsehen, kannst Du Dir schnell bei Adjektiven klarmachen. Wenn es heiß geben soll, gibt es auch kalt. "Oh, Kind, ich glaube, Du musst ins Bett! Du bist ja ganz heiß" sind irgendwas zwischen 38°C und 40°C. "Die Oberfläche der Sonne ist heiß" ist irgendwas bei 6.000°C (glaub' ich. Nagelt mich nicht 'drauf fest, ich hab' jetzt keine Lust, das zu googeln). Wo ist jetzt die Skala für heiß und kalt? Gibt es nicht. Aber damit etwas "heiß" sein kann, muss irgendwo irgendwas existieren, das "kalt" ist.


    malsehen:

    Es geht darum, was Erbsensuppe mit mir macht oder mich machen lässt


    Das sehe ich auch anders. Es geht darum, was der Begriff Erbsensuppe mit Dir macht. Die Erbsensuppe macht Dich satt. Punkt. Der Begriff "Erbsensuppe" vermag Dich sogar hungrig zu machen. Oder gierig. Oder auch angeekelt. Vielleicht erinnert er Dich an Deine Bundeswehrzeit, an Schlamm, Kälte und falsche (oder auch echte) Kameradschaft. An Tötungsbefehle und Verweigerungsgedanken. Vielleicht erinnert er Dich an ein warmes, liebevolles zuhause, einen alten Holztisch, Wärme, Nähe, Lachen. Das macht nicht die Erbsensuppe. Das macht Deine ganz persönliche Vorstellung vom Begriff "Erbsensuppe".


    So lange man das nicht unterscheiden kann, klebt man an den Begriffen. Und dann - nur dann - sind sie leiderzeugend.


    Ein Schüler kam zu Meister Bailong ( :grinsen: ) mit einer Schale Erbsensuppe in der Hand.
    "Meister, was ist diese Schale Erbsensuppe?"
    Meister Bailong antwortet: "Das Rauschen der Blätter im Wald!" (das antworten Zennies im Zweifelsfalle immer...).


    Was hat Meister Bailong denn jetzt gemacht? hat er die Erbsensuppe gelöscht? Nein, die dampft immernoch in der Schale des Schülers. Meister Bailong hat die Begriffe, die mit der Erbsensuppe im Kopf des Schülers verknüpft sind, gelöscht. Und damit automatisch die Vorstellung von Nicht-Erbsensuppe.
    Und wenn der Schüler jetzt hergeht, seine Erbsensuppe isst, um satt zu werden, und dabei denkt "Hä???" (oder meinethalben "Mu???" Das denken Zennies im Zweifelsfall immer...), dann hat's geklappt, dann hat er die "Leere" ein Stück weit erfahren. Dennoch benötigt auch Meister Bailong den Begriff Erbsensupe, sonst könnte er mit seinem Schüler nicht kommunizieren. (Alle wirklichen Meister mögen mir meinen Hochmut verzeihen, kurz in ihre Rolle geschlüpft zu sein.)


    Mehr steckt bei Begriffen (auch den Begriffen von "Bedingungen", um den Bogen mal so sachte wieder zum Ausgangsthema zurückzuschlagen) meiner bescheidenen Meinung nach nicht hinter. Weniger auch nicht.



    (LaoTse, Tao Te King, 2)


    LG
    Bailong

  • Wir sind da gar nicht so weit auseinander…


    Bailong:
    malsehen:

    Es ist alles hier, nicht in der Welt der Nicht-Erbsensuppen.


    Das sehe ich nicht so. Es ist alles in dieser Welt, auch die Nicht-Erbsensuppe.


    Das meinte ich mit dem Bild meiner "Skalen" mit dem Nullpunkt. Etwas, das sich nicht bewegt, liegt nicht "außerhalb" aller Dinge, die sich bewegen, es hat nur ein singuläres "Bewegungsattribut", nämlich Null.


    Bailong:

    Indem wir uns über "Erbsensuppe" unterhalten, legen wir ja irgendwie fest, dass es Erbsensuppe gibt und was (so ungefähr) eine Erbsensuppe ausmacht. Indem wir diese Definition treffen (bewusst oder unbewusst) definieren wir automatisch das mit, was Erbsensuppe eben nicht ist. Aus der Definition von "Erbsensuppe" folgt zwingend die Definition von "Nicht-Erbsensuppe".


    Hier wird’s etwas schräg. Klar, hinter dem Begriff "Erbsensuppe" (ich kann das Wort "Konzept" nicht mehr sehen) stecken tlw. unterschiedliche Definitionen. Das automatische mitdefinieren von NIcht-Erbsensuppen finde ich befragbar. Alle Begriffe, die nicht eine Erbensuppe definieren, sind "Nicht-Erbsensuppen"? Welche Erkenntnisqualität gewinne ich, wenn ich einen Kugelschreiber unter dem Aspekt seine "nicht-Erbsensuppigkeit" betrachte? Ich denke, der Umgang mit dem Erkenntnisfeld der Nicht-Erbsensuppe zielt auf etwas anderes ab…


    Bailong:

    Und das ist auch gar nicht weiter schlimm, ohne diese Begriffsdefinition könnten wir nicht ein einziges sinnvolles Gespräch führen. …
    Wie willst Du etwas definieren, ohne es zum "Gegenteil" abzugrenzen? …


    Einen Begriff für ein Verständnis einzugrenzen (aka definieren) ist oft recht einfach über den Weg, zu fragen, was es alles nicht ist. Ich bleibe mal bewusst bei den landläufigen Begriffen ohne Begrifflichkeiten aus einer "Transwelt": "Eine Erbsensuppe ist nicht lang und dünn und man kann sie nicht in die Hemdtasche stecken" grenzt sie für ein gemeinsames Verständnis von einem Kugelschreiber ab. Was diese Abgrenzung über ein "was es nicht ist" nicht ist, ist eine Definition eines Gegenteils. Ein Gegenteil ist (siehe mein vorheriger Post) in unserer Sprach- und Gendankenwelt anders besetzt. Ich reite deswegen so darauf herum, weil man über diese Gegenteiligkeit leicht in eine "Trans-Welt" rutscht. Nötig ist das – siehe Erbensuppen in ihrer Qualität als NIcht-Kugelschreiber erst einmal nicht. Der Kugelschreiber ist nicht das Gegenteil einer Erbsensuppe.
    Schön an diesem Beispiel ist auch die Erkenntnis, dass es leidlich absurd ist, nach Gegenteilen für bestimmte Begriffe überhaupt zu suchen. Was ist das Gegenteil einer Erbsensuppe? Man kann sicher lange alle Attriubute einer Erbsensuppe auflisten, und etwas suchen, was diese Eigenschaften in ein Gegenteil verkehrt (heiße Suppe – kalter Kufgelschreiber | weiche Suppe – harter Kugelschreiber | etc., etc.) Macht eine solche Suche aber einen Sinn?


    Bailong:

    Dass solche Definitionen nicht unbedingt einer Skala entspringen, lieber Malsehen, kannst Du Dir schnell bei Adjektiven klarmachen. Wenn es heiß geben soll, gibt es auch kalt. "Oh, Kind, ich glaube, Du musst ins Bett! Du bist ja ganz heiß" sind irgendwas zwischen 38°C und 40°C. "Die Oberfläche der Sonne ist heiß" ist irgendwas bei 6.000°C (glaub' ich. Nagelt mich nicht 'drauf fest, ich hab' jetzt keine Lust, das zu googeln). Wo ist jetzt die Skala für heiß und kalt? Gibt es nicht. Aber damit etwas "heiß" sein kann, muss irgendwo irgendwas existieren, das "kalt" ist.


    Dass wir im Leben eine recht große Skala ggf. in ihren Ausschnitten betrachten, und sich dort eine Relativität der Zuordnungen ergibt, wie Du es ja beschreibst, ist eine Binsenweisheit. Des einen "Kalt" ist des anderen "Warm". Im jeweiligen Bezugssystem, ist Warm aber immer in einer (der gleichen, verhältnismäßigen) Richtung gegenüber Kalt verschoben. Aus diesem "immer gleichen" Verhältnis leiten wir die Begrifflichkeit von "Gegenteil" ab. Ich habe dieses Skalenbild verwendet, um das verlegen des Gegenteils in eine Gegenwelt zu vermeiden. Auf der Skala von heiß bis kalt sind alle Werte enthalten. Auf einer Skala von "komplex bedingt" bis "unbedingt" sind alle Werte enthalten. Nicht-Begingt ist nicht außerhalb der Welt der Bedingtheit. Es ist nur ein möglicher Fall von Bedingtheit.


    Bailong:
    malsehen:

    Es geht darum, was Erbsensuppe mit mir macht oder mich machen lässt


    Das sehe ich auch anders. Es geht darum, was der Begriff Erbsensuppe mit Dir macht. Die Erbsensuppe macht Dich satt. Punkt. Der Begriff "Erbsensuppe" vermag Dich sogar hungrig zu machen. Oder gierig. Oder auch angeekelt. Vielleicht erinnert er Dich an Deine Bundeswehrzeit, an Schlamm, Kälte und falsche (oder auch echte) Kameradschaft. An Tötungsbefehle und Verweigerungsgedanken. Vielleicht erinnert er Dich an ein warmes, liebevolles zuhause, einen alten Holztisch, Wärme, Nähe, Lachen. Das macht nicht die Erbsensuppe. Das macht Deine ganz persönliche Vorstellung vom Begriff "Erbsensuppe".


    So lange man das nicht unterscheiden kann, klebt man an den Begriffen. Und dann - nur dann - sind sie leiderzeugend.


    Das sehen wir glaube ich genau so. Du schiebst der Erbensuppe noch den "Begriff" vor. Andere würden die Erbsensuppe auf die Ebene eines Phänomens stellen. Ziemlich wumpe, und immer ein (möglicher, ich verdamme das nicht) sprachlicher Weg. Wichtig ist, dass wir darüber sprechen oder nachdenken oder meditieren, was – wie ich es sagte – die Erbsensuppe mit mir macht oder mich machen lässt. Es passiert alles in mir, nicht in oder mit der Erbsensuppe. Dabei sind die von dir angedeuteten Assoziationsketten ein Teil dessen, was Erbsensuppe mit mir macht. Und wenn wir auf dieser Ebene bleiben, dann erkennen wir, dass Erbsensuppe keine Eineindeutigkeit hat. Der Buddhist nennt das dann glaube ich die "Leerheit" der Erbsensuppe.
    Am Beispiel der Erbsensuppe kann man noch relativ gut damit leben. So lange man mit dieser Erkenntnis nicht in das Problem kommt, an der Guklaschkanone eine Erbensuppe in all ihrer Bedingtheit und Leerheit bestellen zu müssen, sondern jederzeit in der Lage ist, eine Erbsensuppe im Alltag unter gegebenem, groben, dinglichem Denfintionsrahmen zu behandeln, ist alles gut.
    Spannender wird, wenn man ähnliche Betrachtung auf andere Begriffe anwendet.
    Aber immer ist – für mich – wichtig, nicht in die "Gegenteiligkeit" und die dahinter lauernde Trans-Welt zu rutschen.
    Oder, wenn man einen Weg durch diese Trans-Welt macht, die Erkenntniss dort wieder in die hiesige zurückholt. Weil – ich bin nicht in der Transwelt. Ich bin und bleibe in dieser Welt, und alle Erkenntnisse, die ich mache, betreffen mich in dieser Welt. Dass diese Erkenntnisse mein in dieser Welt sein auf einer Skala für in der Welt sein so drastisch verschiebt, dass man das dann einen Übergang in eine andere Sphäre oder Erleuchtung oder was auch immer nennt, sei bitte jedem belassen. Für mich bleibe ich auf dieser Skala, habe nur eine andere Position als vorher.
    Das scheint weniger, als ein wie auch immer glorifiziertes Nibbana und der Übergang dorthin. Aber wie Du schon ausführtest, die Betrachtung von mehr und weniger auf dieser Skala ist immer sehr sehr relativ.


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Axel Benz:
    Onda:

    In der Welt der Begriffe gibt es zu allem ein Gegenteil...


    Und in der Welt der Begriffe ist das Gegenteil von 'Erbsensuppe' vermutlich 'Nicht-Erbsensuppe'.


    Hallo ,
    da habe ich gerade einen Gedankengang.
    Ich habe einen Stein in meiner Hand. Alles was nicht dieser Stein ist ist Nicht-Stein und alles was nicht dieser Stein ist definiert diesen Stein.
    Auf Erbsensuppe bezogen ist es keine Vermutung das es Nicht-Erbsensuppe gibt, es ist sogar so das diese Nicht-Erbsensuppe die Erbsensuppe definiert, die da ist.
    Illusion ist es wenn da keine Erbsensuppe ist, dann existiert auch die Nicht-Erbsensuppe nicht.
    Wenn ich diesen Stein nur in meine Hand vorstelle ist da kein Stein und somit auch kein Nicht-Stein.


    Hab ich gerade geprüft, das trifft auch auf die Maus zu mir der sich der Cursor bewegen lässt.
    Ganz wichtig! Die Maus muß in Kontakt mit dem Körper sein damit sie mit allen Sinnestoren wahr genommen werden kann.

  • Hier sind wir jetzt beim Tetralemma des Nagarjuna angelangt.


    Er analysierte vier Behauptungen:


    1) Die Erbsensuppe ist die Erbsensuppe
    2) Die Erbsensuppe ist Nicht-Erbsensuppe
    3) Die Erbsensuppe ist sowohl Erbsensuppe als auch Nicht-Erbsensuppe
    4) Die Erbsensuppe ist weder Erbsensuppe noch Nicht-Erbsensuppe


    Nach Nagarjuna ist jede dieser Behauptungen falsch!

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Ellviral:

    Ich habe einen Stein in meiner Hand. Alles was nicht dieser Stein ist ist Nicht-Stein und alles was nicht dieser Stein ist definiert diesen Stein. Auf Erbsensuppe bezogen ist es keine Vermutung das es Nicht-Erbsensuppe gibt, es ist sogar so das diese Nicht-Erbsensuppe die Erbsensuppe definiert, die da ist.


    *edit
    Es ist nur in der täglichen Kommunikation sinnvoller zu sagen "ich hätte gerne eine Terrine Erbsensuppe, bitte!" als :" Nicht Nicht-Ich möchte nicht nicht ein nicht Nichtgefäß nicht Nichterbsensuppe!" (Ich hoffe, ich habe mich jetzt mit den doppelten Verneinungen nicht verzählt :lol: ). Aber richtig ist beides. Auch mehrmals rechtsrum gehen bringt Dich zu dem, was vorher "links" war. Es ist wirklich so einfach.


    Ob das mit der "Illusion" so auch hinhaut, kann ich spontan nicht beantworten. Ich komm' darauf zurück.




    LG
    Bailong
    edit: "Ja. So einfach ist das im Reich der Begrifflichkeiten." hatte ich zuerst geschrieben. Das ist Quatsch, sorry.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Hi Onda

    Onda:

    Nach Nagarjuna ist jede dieser Behauptungen falsch!


    Und nach Dir?
    Welche Definition von Erbsensuppe ist denn dann immer unfehlbar richtig?
    Wenn es "falsch" gibt, gibt es doch hoffentlich auch "richtig"?


    LG
    Bailong

  • Bailong:

    Hi Onda

    Onda:

    Nach Nagarjuna ist jede dieser Behauptungen falsch!


    Und nach Dir?


    Da muss ich nochmal ein wenig recherchieren.
    Vor allem hier:
    http://www.amazon.de/World-Doe…TF8&qid=1355136662&sr=8-1


    Hagen stellt in diesem Buch Nagarjunas Tetralemma anhand einer Kaffeetasse vor.


    Die Falschheit von Satz 1 ist rasch erklärt: Eine Tasse ist nicht nur eine Tasse, sondern enthält auch zahlreiche Nicht-Tassen-Elemente
    Die Falschheit von Satz 2 auch: Eine Tasse ist mehr als die in ihr steckenden Nicht-Tassen-Elemente, sie lässt sich also nicht ausschließlich darüber definieren.


    LG
    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)


  • Wieder das in das Gegenteils-Messer gelaufen (hier: "Falsch/Richtig"). So lange es dafür eine Gültigkeit gibt, ist das Ding nicht leer.
    So lange wir eine Definition dafür fassen, können wir uns davon überraschen lassen, dass es auch mal nicht dieser Definition entspricht (aka ist dem Wandel unterlegen).
    Und das soll ja die Quelle des Leidens sein.


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • malsehen:

    Wieder das in das Gegenteils-Messer gelaufen


    Ich hab's aber nicht aufgeklappt :D
    Aber findest Du nicht, dass wer "falsch" sagt, irgendwie auch "nicht-falsch" definieren können müsste? (Onda ist ja dabei, ich will dem nicht vorgreifen).
    Ansonsten sind wir ja wirklich nicht weit auseinander. Ich muss nur jetzt mal was für mein Nichtvermögen auf dem Konto tun und arbeiten, statt ausführlicher zu antworten.


    LG
    Bailong

  • Bailong:
    malsehen:

    Wieder das in das Gegenteils-Messer gelaufen


    Ich hab's aber nicht aufgeklappt :D
    Aber findest Du nicht, dass wer "falsch" sagt, irgendwie auch "nicht-falsch" definieren können müsste? (Onda ist ja dabei, ich will dem nicht vorgreifen).
    Ansonsten sind wir ja wirklich nicht weit auseinander. Ich muss nur jetzt mal was für mein Nichtvermögen auf dem Konto tun und arbeiten, statt ausführlicher zu antworten.


    LG
    Bailong


    Ich sitz hier ja auch nur "auffe Arbeit"… :D


    Ich finde Deine Frage ausgesprochen verständlich. Das Messer steht einfach so, ohne Schutz und Hülle herum. Es sgeht ja auch nicht um richtige oder falsche Erkenntnis. Die 4 Formulierungen alle als falsch bezeichnen, sagt nur, dass ihr aussagenlogischer Inhalt negiert wird. Ich selbst bin btw. überhaupt nicht irgendwohin vorgedrungen, wo mich dieser Widerspruch nicht mehr berühren würde. Als logische Folge aus der Negierung der vier Aussagen resutliert die Leere der Erbsensuppe.
    Ich bin da immer ein wenig bei der Heisenbergschen Unschärfe. In dem Moment, da wir der Erbsensuppe ein scharfes Attribut zumessen wollen, entgleiten uns sämtliche Andere Parameter, die uns aber notwendig sind, eine Erbsensuppe auch als solche zu definieren. So ähnlich wie mit Herrn Heisenberg – die Unschärferelation beeinflusst unseren Alltag ja auch in sehr überschaubarem Maß – ist es mit der Leere. Ich will ja keinen leeren Teller, wenn ich Erbsensuppe bestellt habe. Aber die Antwort anzunehmen, dass alles hier (eben nicht erst in der Trans-Welt) nicht fest definierbar ist, ist der Knackpunkt.
    Darüber nachzusinnen, durch Wände gehen zu können oder mit dem Arm durch eine Eichentischplatte greifen zu können, wie das immer mal wieder in Gesprächen (die ich kenne) thematisiert wird, weil "ja alles leer sei", ist dabei in meinen Augen bestenfalls ein amüsanter Blick in eine Trans-Welt, von dem man wieder in die hiesige zurückkehren sollte, spätestens, wenn man das Prinzip verstanden hat. Wer da stehenbleibt iund dort sucht, wird meiner Meinung nach ein Leben lang Probleme mit blutiger Nase und gebrochenen Handknochen haben. Ziel des Ganzen mit dem Nicht-Anhaften an Dingen, die nicht so sind, wie wir sie gerne definieren, ist ja nicht, das Gespenst von Canterville bei der Schulaufführung geben zu können, sondern sich eher von den Vorstellungen der Nicht-Materiellen Wirkprinzipien in uns Menschen lösen zu können. Auch die sind ja leer.


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Bailong:


    Aber nu' kommts: wenn man von der Zweiseitigkeit alles Dinglichen ausgeht (und da wird Dir nix anderes übrigbleiben, denn jedes A hat formallogisch auch ein nicht-A: Eier plus Mehl plus Backofen = Kuchen; NichtEier plus NichtMehl plus NichtBackofen = NichtKuchen), dann muss es logisch zwingend eine nichtdingliche, nicht bedingte Welt geben, sonst gäbe es keine Dingliche. Oder?



    Hallo Bailong,


    für mich ist das nicht so.
    Du sagst ja selbst: "Wenn man von der Zweiseitigkeit alles Dinglichen ausgeht."
    Damit bist du also immer noch im "Dinglichen", nur auf der anderen Seite. Du nennst es jetzt "Nicht-Dinglichkeit". Ist es aber im Grunde nicht, weil du es immer noch beschreibst.
    Man kann nur Objekte beschreiben, Dinge. Und auch nur die, die man selbst erfahren hat. Vorher sind es nur Theorien und Vorstellungen über etwas.
    Da muß etwas sein was ich ergreifen und festhalten kann. Wenigstens scheinbar.


    Man könnte vielleicht sagen Worte konservieren eine Erfahrung. Ich mache zum Beispiel die scheinbare Erfahrung "Baum" und benenne sie dannach so. Und kann dann scheinbar weitergeben was ich erfahren habe.
    Aber der Begriff "Baum" ist etwas Totes. Er ist auf eine Art festlegend. Er tut so, als wenn es immer einen "Baum" geben würde. Als wenn das was ich "Baum" nenne, etwas Festes, Unveränderliches wäre.
    Weil da dieser Begriff "Baum" fest und unveränderlich zu stehen scheint. Er drängt der Erfahrung die ich "Baum" nenne - wenn auch auf subtile Weise - etwas auf, was diese Erfahrung nicht ist. Er tut so als wenn "Baum" etwas Getrenntes ist von dem Boden wo er wurzelt, von dem Regen der ihn nährt, von den Lebewesen die mit und auf ihm leben, von dem Beobachter der ihn wahrnimmt, von dem Universum in dem er erscheint.
    Er kastriert diese Erfahrungen, diese ganzen Phänomene und Wechselspiele zu einem Wort. Zu einem Ding. Zu etwas Festem. Zu etwas Abgeschlossenem, Fertigen, Toten.
    Zu Etwas was scheinbar immer da ist.


    Deswegen sage ich auch manchmal, dass Worte die Illusion verstärken, dass es voneinander getrennte Dinge gibt. Und Worte gleichzeitig aber auch Ausdruck dieser Trennung sind, aus ihr heraus geboren werden.
    Die Illusion bedingt und verstärkt sich sozusagen selbstständig, wenn man an diese Illusion glaubt.


    Hat man für sich aber einmal gesehen was die Illusion ist, scheint sie sich auch selbstständig wieder aufzulösen. Weil das grundlegende Mißverständnis beseitigt ist. Und somit die Grundlage fehlt, die sie weiter am Leben hält und sogar verstärkt.
    Der Ofen hat sich aufgelöst, der Kuchen ist noch da, aber er wird auch irgendwann verrotten oder aufgegessen.
    Es kann aber auch kein neuer Kuchen mehr gebacken werden, weil der Ofen nicht mehr da ist. Und weil man kein Interesse mehr an dieser Art Kuchen hat.
    Hätte man noch Interesse, könnte man ganz einfach wieder einen neuen Ofen bauen und weiterbacken. Und man hätte es wahrscheinlich auch garnicht erst soweit kommen lassen, dass sich der Ofen auflöst, wenn man dieses Backen mag.


    Ich stimme dir also zu, dass es diese Zweiseitigkeit des Dinglichen gibt.
    Ich würde sogar sagen Dinglichkeit ensteht erst durch scheinbare Zweiseitigkeit.
    Von einem Objekt kann ich nur sprechen, wenn es auch ein Subjekt gibt. Wenn es scheinbar zwei voneinander getrennte Dinge gibt.
    Aber diese Zweiseitigkeit und Trennung ist Illusion. Ein Mißverständnis, dass durch Benennung von Erfahrung entsteht und verstärkt wird. Und gleichzeitig scheint das Mißverständnis von Trennung auch den Drang nach Benennung weiter zu nähren und zu verstärken, weiter zu kultivieren.


    Benennungen sind letztendlich Illusion. Und somit auch jede Theorie und überhaupt alles was man mit Worten ausdrücken kann.
    Worte haben keine Wahrheit an sich. Jedenfalls für mich nicht. Sie sind ja eigentlich nur Beschreibungen, Benennungen von Erfahrungen.
    Ohne die dazugehörige Erfahrung sind Worte nichts. Sie haben keine Seele, sie sind tot. Von der Quelle abgeschnitten. Sie verselbstständigen sich.
    Erfahrung ist ihre Grundlage. Wenn wir keine Erfahrungen machen würden, zum Beispiel die scheinbaren Erfahrungen einer Welt, eines Körpers, von Gefühlen und Gedanken oder was auch immer, könnten wir auch nichts benennen. Weil nichts da wäre.


    Worte sind nur Hilfsmittel zur Kommunikation, weil es für uns scheinbar die offensichtlichste Art der Kommunikation ist. Aber es ist auch die Art, die von der eigentlichen Erfahrung über die man spricht, am weitesten weg ist. Jedenfalls meiner Meinung nach.


    Worte haben für mich keine Wahrheit an sich. Sie können Werkzeuge, Hilfsmittel und Diener sein.
    Aber nichts davon gehört mir und nichts davon bin ich.
    Ich kann mich darin also auch nicht finden.
    Und darin auch keine Wahrheit, aus sich heraus, finden.


    Aber alles nur meine Meinung. :)


    Liebe Grüße