Das Schweigen und die Abwehrhaltung hinsichtlich menschlicher Belange fällt mir
manchesmal in den Sanghas auf. Die Vereinzelung ist dort genauso spürbar wie
in der Gesellschaft im Allgemeinen, die zum Konkurieren erzieht und zum Rückzug
in die Kleinfamilie. Mir fällt auf, daß Sanghas sich abkapseln, nicht nur gegenseitig,
sondern auch gegenüber der Umgebung, unter den Mitgliedern und gegenüber
vielleicht notwendigen Veränderungen; sie können nicht diskutiert werden. Ist
ein "Heimatgefühl", das Gefühl der Zugehörigkeit und auch mal der Rückendeckung
und des Aufgefangen-Werdens nicht auch wichtig um sich wirklich auf Meditation
einlassen zu können ? Es geht hier an die Basics, es geht um ein großes Loslassen.
Wann wird die äußere Form zur Norm; wann führt sie ins Schweigen, welche Sorgen
löst Schweigen aus und welche Hindernisse ergeben sich für die Praxis ?
-
-
Zitat
A.V.109 Bürger der vier Weltgegenden - 9. Cātuddisa Sutta
Im Besitze von fünf Eigenschaften, ihr Mönche, ist der Mönch in allen vier Himmelsrichtungen heimisch. Welches sind diese fünf Eigenschaften?
Da besitzt der Mönch Sittlichkeit; besitzt ein großes Wissen; ist zufrieden mit jederart Gewand, Almosenspeise, Lagerstatt und Arznei; er wird der vier Vertiefungen teilhaftig; und durch Versiegung der Triebe hat er schon bei Lebzeiten die triebfreie Gemütserlösung und Weisheitserlösung erreicht, sie selber erkennend und verwirklichend.
Im Besitze dieser fünf Eigenschaften, ihr Mönche, ist der Mönch heimisch in allen vier Himmelsrichtungen.
-
Zitat
Da hat ferner der Mönch einen edlen Freund, einen edlen Gefährten, einen edlen Genossen. Da er einen edlen Freund hat... Auch das ist ein beschützender Umstand.
ZitatDa, ihr Mönche, ist die Wohnstätte
nicht zu fern und nicht zu nahe,
günstig zum Gehen und Kommen (*1).
Bei Tage ist sie wenig belebt und des Nachts ohne Geräusch und Lärm.
Wenig wird man dort belästigt durch Bremsen und Mücken, Wind, Sonnenglut und durch Kriechtiere.( *1 ) ... zum Almosengang
Anguttara Nikaya
Treffe den festen Entschluß, Erleuchtung zu erlangen und Anderen zu helfen.
Handle immer zusammen mit den Anderen. Stelle dich nicht über die Anderen, indem du verschieden handelst.
Arroganz ist im Tempel nicht erlaubt.
Respektiere diejenigen, die älter sind als du. Liebe diejenigen, die jünger sind als du. Halte deinen Geist weit und offen.
Wenn du kranken Menschen begegnest,
liebe sie und hilf ihnen.
Sei gastfreundlich zu Gästen. Heiße sie willkommen.
Es gibt zwei Arten von Arbeit: innere und äußere Arbeit.
Inneres Arbeiten ist, klaren Geist zu bewahren. Äußeres Arbeiten ist, alle eigennützigen Wünsche abzuschneiden und anderen zu helfen.aus den Dojoregeln einer Sangha
( bitte keine Disse über "Liebe" ! hier ! )
-
Onyx9:
Das Schweigen und die Abwehrhaltung hinsichtlich menschlicher Belange fällt mirmanchesmal in den Sanghas auf.
Hallo Onyx, was für menschliche Belange meinst Du ?
Onyx9:Istein "Heimatgefühl", das Gefühl der Zugehörigkeit und auch mal der Rückendeckungund des Aufgefangen-Werdens nicht auch wichtig um sich wirklich auf Meditationeinlassen zu können ?
Bei der Zufluchtnahme nehmen wir doch regelmäßig wieder und wieder Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha. Es gibt nicht "meine" Sangha und "Deine" Sangha, es ist die Gemeinschaft aller buddhistisch Praktizierender.
Das Gefühl der Zugehörigkeit stellt sich bei mir immer wieder neu ein - bei jeder Zufluchtnahme -
Hallo Onyx,
der Begriff "Sangha" kann ja auf unterschiedliche Weise definiert werden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sangha
Was mir aber interessanterweise aufgefallen ist:
ZitatDie Vereinzelung ist dort genauso spürbar wie
in der Gesellschaft im Allgemeinen, die zum Konkurieren erzieht und zum Rückzug
in die Kleinfamilie. Mir fällt auf, daß Sanghas sich abkapseln, nicht nur gegenseitig,
sondern auch gegenüber der Umgebung, unter den Mitgliedern und gegenüber
vielleicht notwendigen Veränderungen;Dieses Phänomen ist mir bisher im Erleben bei einer deutschen Gemeinschaft begegnet. Da hatte ich ganz stark das Gefühl, dass Veränderungen auf keinen Fall erwünscht sind und man lieber "unter sich" bleibt.
Das "gefühlte" Gegenteil erlebe ich aber immer wieder in asiatischen Gemeinschaften, in denen es auch Mönche gibt.
Ich glaube nicht (!), dass es mit den unterschiedlichen Schulen zusammenhängt - aber ich habe den Eindruck, dass der interkulturelle Hintergrund und die damit verbundene Mentalität eine nicht unentscheidende Rolle spielen könnte.
Allerdings ist mein Beitrag hier nur eine ganz vage Vermutung, die auch auf viel Empfindung beruht und die ich nicht mit Beweisen untermauern kann (und auch nicht will).
-
Hallo Matthias,
ZitatEs gibt nicht "meine" Sangha und "Deine" Sangha, es ist die Gemeinschaft aller buddhistisch Praktizierender.
Das Gefühl der Zugehörigkeit stellt sich bei mir immer wieder neu ein - bei jeder Zufluchtnahmebei mir ist es eher so, dass ich mich definitiv nicht zu "allen" Praktizierenden zugehörig fühlen möchte.
Ganz egal, in welchen Reihen.
Es gibt Mahayana-Freunde, bei denen ich ein gutes Gefühl von etlichen Gemeinsamkeiten habe, obwohl wir tw. sogar sehr unterschiedlich praktizieren, es gibt Theravada-Praktizierende, um die ich dann mal lieber einen großen Bogen mache und auch nicht zu "dieser" Gruppe zugehörig sein möchte.Ich fühle mich noch lange nicht "jenseits von Gut und Böse" (finde ich übrigens eine klasse Redewendung im Bezug auf Gleichmut) und suche mir im Moment die Gemeinschaften aus, in denen ich das Gefühl habe, innerlich gedeihen und mich in Ruhe und ungestört entwickeln zu können.
Da erlaube ich es mir, ganz selektiv zu denken und zu handeln - dazu stehe ich auch ganz offen.
Ich will nicht zu "allen" gehören, aber von Herzen gerne zu denen, mit denen ein harmonisches Miteinander möglich ist.
-
-
Hallo Matthias,
bei mir ist es so, dass ich mich in dem Fall auf das Theravada-Verständnis der Sangha beziehe, weil ich das für mich so entschieden habe (siehe Wikipedia-Link) bzw. gibt es hier auch noch eine Übersetzung:
-
Kirschbluete:
Hallo Matthias,
bei mir ist es so, dass ich mich in dem Fall auf das Theravada-Verständnis der Sangha beziehe, weil ich das für mich so entschieden habe (siehe Wikipedia-Link) bzw. gibt es hier auch noch eine Übersetzung:
Wo denn, kleine Kirschblüte ?
Das erste was mir in die Linse sprang war ditte: pubbenivāsānussati ñāna, 'Erinnerung an frühere Wiedergeburten', siehe abhiññā (V).
pucchā visajjananur ein Scherz ! bitte keine Disse ! +schmunzel+
-
Zitat
Ich glaube nicht (!), dass es mit den unterschiedlichen Schulen zusammenhängt - aber ich habe den Eindruck, dass der interkulturelle Hintergrund und die damit verbundene Mentalität eine nicht unentscheidende Rolle spielen könnte.
Auf jeden. Es ist auf jeden Fall eine Mentalitätsfrage.
-
matthias:
ZitatHallo Onyx, was für menschliche Belange meinst Du ?
Männer...
-
kirschblüte:
ZitatDa erlaube ich es mir, ganz selektiv zu denken und zu handeln - dazu stehe ich auch ganz offen.
Ich will nicht zu "allen" gehören, aber von Herzen gerne zu denen, mit denen ein harmonisches Miteinander möglich ist.
Harmonie ist so ne Sache. Kann auch viel gedeckelt werden. Dann beginnt das Unglück seinen Lauf.
Selektiv würde ich das Onyxsche Anpeilen nicht nennen, im Moment kommt sehr stark : gefärde den Skandhahaufen nicht; mir werden Blockaden
in der Medi klar, die mit Beziehungen und Nicht-Beziehungen zutun haben. Es ist eben nicht nur die Umgebung an sich, es ist auch jede Begegnung. -
Zitat
Harmonie ist so ne Sache. Kann auch viel gedeckelt werden. Dann beginnt das Unglück seinen Lauf.
Bei künstlich hergestellter Harmonie sehe ich diese Gefahr auch ganz konkret.
Skeptisch werde ich z.B., wenn mir etwas von einer "großen Familie" erzählt wird, in der "alle gleich" sind.
Da bekomme ich Fluchtgedanken (und ergreife dieselbige dann auch).
Die Harmonie, auf die ich mich da mehr beziehe, ist eher eine, die sich im Laufe der Jahre entwickelt.
Damit meine ich z.B. Gemeinschaften, in denen man durchaus unterschiedliche Sichtweisen, Motivationen und Übungswege auch laut benennen darf, ohne dass versucht wird mit der "Dampfwalze der Einheitsgleichmacherei" darüber zu fahren.Meine Erfahrung ist die, dass man ein inneres Gleichgewicht und eine damit verbundene Harmonie entwickeln kann, wenn man "unterschiedlich" sein darf.
-
Onyx9:
matthias:
ZitatHallo Onyx, was für menschliche Belange meinst Du ?
Männer...
Ich halte das für einen großen Vorteil, bei allen Nachteilen der Diskussion in einem Forum, daß es einem meistens unbekannt ist, welchen Geschlechts der jeweilige Diskussionspartner ist. Der ganze "Frauen-Männer-Kram" fällt weg und macht die Diskussion wenigstens ein bißchen sachlicher. Hab mich aber per PN, nicht bei jedem, wenns erwünscht war diesbzgl. auch schon geoutet.
Sarvamangalam
Sarvamitra -
sarvamitra:
Der ganze "Frauen-Männer-Kram" fällt weg und macht die Diskussion wenigstens ein bißchen sachlicher.
Vielleicht steckt ja hinter dem Nick Matthias65 eine Martina65?
Außerdem verstehe ich die augenrollende Onyx nicht. Die Frage
Matthias65:Hallo Onyx, was für menschliche Belange meinst Du ?
war durchaus ernst gemeint
Die Letzten Unterweisungen im Frankfurter Tibethaus begannen mit einleitenden, organisatorischen Sachen u.a. wurde darauf hingewiesen, dass das Tibethaus zwei mobile Toiletten vor dem Haus eingerichtet hat, um die langen Warteschlangen vor den Toiletten im Tibethaus zu vermeiden. Auch das sind menschliche Belange
-
Onyx9:
Das Schweigen und die Abwehrhaltung hinsichtlich menschlicher Belange fällt mir manches Mal in den Sanghas auf. Die Vereinzelung ist dort genauso spürbar wie in der Gesellschaft im Allgemeinen, die zum Konkurieren erzieht und zum Rückzug in die Kleinfamilie. Mir fällt auf, daß Sanghas sich abkapseln, nicht nur gegenseitig, sondern auch gegenüber der Umgebung, unter den Mitgliedern und gegenüber vielleicht notwendigen Veränderungen; sie können nicht diskutiert werden. Ist ein "Heimatgefühl", das Gefühl der Zugehörigkeit und auch mal der Rückendeckung und des Aufgefangen-Werdens nicht auch wichtig um sich wirklich auf Meditation einlassen zu können ? Es geht hier an die Basics, es geht um ein großes Loslassen. Wann wird die äußere Form zur Norm; wann führt sie ins Schweigen, welche Sorgen löst Schweigen aus und welche Hindernisse ergeben sich für die Praxis?
Ja, schade das ist.Hier geht's gerade darum, wie man eine starke Gemeinschaft aufbaut und pflegt:
http://www.buddhaland.de/viewt…%2C+hervorragend!#p215880Gruß
-
Zitat
Diese Geisteshaltung kommt in Reõu’s Worten an Govinda zur Geltung, eine Geschichte, die der Buddha erzählte: 'Was immer du brauchst, ich besorge es Dir. Wenn jemand dir Schaden will, werden Dich meine Arme beschützen' (D.II,243).
Ja, guter Eintrag drüben.
Ich komm mit diesem Schweigen nicht zurecht. Nicht weil ich gern schwätze -hier- wohlgemerkt ( wirklich !
). Aber ich hab keine Ahnung,
was ich damit überhaupt meine-dieses Schweigen. Das Schweigen der Zuneigung, der Empfindungen ? What the hell ... no idea. -
Onyx9:
Ich komm mit diesem Schweigen nicht zurecht. Nicht weil ich gern schwätze -hier- wohlgemerkt ( wirklich !
). Aber ich hab keine Ahnung, was ich damit überhaupt meine-dieses Schweigen. Das Schweigen der Zuneigung, der Empfindungen ? What the hell ... no idea.
Welches Schweigen wann denn?Gruß
-
sarvamitra:Onyx9:
matthias:
Männer...
Ich halte das für einen großen Vorteil, bei allen Nachteilen der Diskussion in einem Forum, daß es einem meistens unbekannt ist, welchen Geschlechts der jeweilige Diskussionspartner ist. Der ganze "Frauen-Männer-Kram" fällt weg und macht die Diskussion wenigstens ein bißchen sachlicher. Hab mich aber per PN, nicht bei jedem, wenns erwünscht war diesbzgl. auch schon geoutet.
Sarvamangalam
SarvamitraHallo Sarvamitra,
was Du schreibst, kann ich sehr gut nachvollziehen.
Bei mir ist es so, dass ich schon ganz gerne weiß, ob mein Dialogpartner männlich oder weiblich ist.
Das hat bei mir den Hintergrund, dass ich schon so einiges an etwas "unerwünschten" Erfahrungen gemacht habe und mittlerweile extrem vorsichtig geworden bin, was z.B. den privaten Austausch mit dem Gegengeschlecht betrifft.
Es gibt definitv gegengeschlechtliche Dhammafreunde in meinem Leben, mit denen ich mich auch privat austausche --- keine Frage!Aber ich habe auch schon ganz spezielle "Geschichten" erlebt und möchte mich entscheiden können, ob ich z.B. einen PN-Austausch von meiner Seite aus starten möchte oder nicht und wie tief ich einsteige.
Beim Gegengeschlecht halte ich mich gerne in einigen Dingen zurück (was einfach auf den Erfahrungen beruht, die ich gemacht habe. Ich war früher ziemlich unbedarft und hatte dann ziemlich unerwartete "Crash-Kurse", auf die ich gerne verzichtet hätte....)
Ich schreibe gerne mal eine PN zu "diesem oder jenem", wenn ich etwas erst mal nicht öffentlich diskutieren möchte - aber von "Frau zu Frau" würde ich bei mir unbekannten Usern vermutlich ein bisschen anders schreiben als von "Frau zu Mann".Klar: wenn keiner sein Geschlecht angibt, dann besteht diese Gefahr nicht.
Aber ich könnte mich nicht so "verstellen", als dass ich nicht mal über meinen Ehemann schreiben würde (und das ist für manche auch kein Grund, sich mit div. Dingen bei privaten Korrespondenzen zurückzuhalten.....) oder irgendetwas anderes, bei dem man Rückschlüsse auf mein Geschlecht ziehen kann.
-
Mirco:Onyx9:
Ich komm mit diesem Schweigen nicht zurecht. Nicht weil ich gern schwätze -hier- wohlgemerkt ( wirklich !
). Aber ich hab keine Ahnung, was ich damit überhaupt meine-dieses Schweigen. Das Schweigen der Zuneigung, der Empfindungen ? What the hell ... no idea.
Welches Schweigen wann denn?Gruß
Vielleicht bin ich zu kindlich, zu Ossi ?
Vielleicht schweigen die Herzen ?
Mit welcher Sorge begegnen sich Sanghaleute ?
Warum empfinde ich das als Hindernis, selbst als Gefahr für die Praxis ?
Ist doch auch egal.
Da gibts keine Lösung für.
Auswandern werd ich nicht können. -
Onyx9:
Auswandern werd ich nicht können.
und wenn du könntest....du nimmst dich mit...also auch keine Chanse
. -
Es ist Frühling
Die Blumen spriessen.
Ich will das Leben geniessen.
In all seiner Pracht... aus der Medi ... !
Wie schön das Zwitschern der Vögel.
Gestalten am Wegesrand... in nachhinein "eingefallen"
Denn Pracht ... tja .. nicht, dass mir jemand da drauf herumhackt.
Loslassen Ja .. das grosse Loslassen .. spürend und erahnend ... aber mit Achtsamkeit
und nicht einfach radikal.
Das grosse Loslassen und nur! das konzentrieren auf das Wesentliche ist wohl eher möglich in Einsamkeit und Abgeschiedenheit.
Hier in der Weltlichkeit ist das Wesentliche wohl "etwas" anders gelagert. Obwohl essentiell wohl das Gleiche.Kindlich sein ist doch was Schönes! Pflanzen wir Blumen in unsere Herzen !
-
Onyx9:
Vielleicht bin ich zu kindlich, zu Ossi? Vielleicht schweigen die Herzen? Mit welcher Sorge begegnen sich Sanghaleute ? Warum empfinde ich das als Hindernis, selbst als Gefahr für die Praxis?
Du meinst, keiner zeigt sich? Leute sind reserviert, oberflächlich?Gruß
-
Onyx9:
Vielleicht bin ich zu kindlich, zu Ossi? Vielleicht schweigen die Herzen? Mit welcher Sorge begegnen sich Sanghaleute ? Warum empfinde ich das als Hindernis, selbst als Gefahr für die Praxis?
Spreche sie doch einfach darauf an, dann merkst Du, was los ist. Vielleicht sind es einfach die falschen Leute, trotz Sangha?
Als Buddha lebte, waren die Sanghas anders als unsere heutigen Großstadt-Sanghas...Da hing wohl das Überleben mit davon ab, wenn man als Mönch lebte, nix Rente, nix Einkommen, keine Krankenversicherung etc...
Und heute- der Großstadtneurotiker, der zufällig Buddhist ist, nimmt seine Macken mit in die Sangha.c.d.
-
Matthias65:
Lieber Matthias,
bei der Zuflucht ist die Sangha der Verwirklichten gemeint, nicht Rudi und Sabine aus der Meditationsgruppe.
Liebe Grüße
Doris@all
Das ist eben der Irrtum: Man klebt sich und den anderen das Buddhismus-Etikett auf und dann meint man, man hätte ein Recht was zu erwarten.
Wie kommt man nur darauf Erwartungen an die Mitmenschen zu haben? Für mich ist das eindeutig ein Mangel an Mitgefühl. Die Menschen sind nicht dazu da, um einen selbst zu befriedigen.
Manchmal wird die Sangha mit einer therapeutischen Gruppe verwechselt. Das ist sie nicht. Sie ist auch kein Eltern- und Familienersatz, keine Kuschelgruppe und Wohlfühlecke, kein Ball der einsamen Herzen.
Würde mich jemand aus der Sangha mit seinen Wünschen nach Austausch intimer Belange belästigen, dann würde ich mich distanzieren, obwohl ich normalerweise sehr offen allen Menschen gegenüber bin. Aber mein Instinkt, meine Erfahrungen sagen mir, dass ich da sehr vorsichtig sein muss. Meist haben diese Menschen ein massives psychisches Problem und suchen vorübergehend Erleichterung durch unangemessen intensive Nähe, die dann auf ihrer Seite mit einer kolossalen Enttäuschung ihrer Erwartungen endet, worauf sie diese auf mich oder die Gruppe projizieren.
Eigenartig finde ich auch das "Gruppenschwärmen", das sowohl den Lehrer, die Gruppe als auch den Buddhismus beinhaltet. Da bin ich bei jedem Fanclub besser aufgehoben.Meine Sangha ist nicht meine Heimat. Ich mag die Menschen dort, ich gehe gerne hin, wenn ich hingehe. Ich erwarte nichts von ihnen. Manchmal entstehen sehr schöne Gespräche. Es gibt gemeinsames Erleben bei Belehrungen, die auch sehr tief gehen können. Aber das halte ich nicht für was Besonderes. Ich ziehe mir das nicht rein wie einen Joint.
Mein Leben ist sehr stark verwurzelt in meine Heimatstadt, mein Heimatland, mein Stadtviertel, meinen Wohnblock. Natürlich habe ich eine starke Verankerung in meiner Familie, wir sind uns sehr verbunden. Aber das alles liegt nur an mir, dass ich einen Anker auswerfen kann. Mein Schiff hat einen Anker. Den kann es auswerfen, wo immer es hinkommt. Ich schaffe Heimat, nicht die Anderen. Wenn ich das nicht könnte, dann könnte selbst die beste Sangha, die beste Familie, die schönste Umgebung mir das Gefühl von Fremdheit nicht nehmen.
Habe ich mal das Gefühl von Fremdheit, kann ich es einfach stehen lassen; ansonsten muss ich mir die Fragen nach dem Warum stellen, nicht meiner Umgebung.Liebe Grüße
Doris