Rechte Rede

  • Hallo an alle in der buddhistischen Gemeinde des Forums. Ich bin erst seit einigen Monaten "Mitglied" bei der Buddhistischen Religionsgemeinschaft und habe eine Frage zur Rechten Rede und zwar. Man sollte ja auf Getratsch und Gerede verzichten, was mir sehr leicht fällt, weil es ohnedies nicht in meinem Interesse liegt, aber wie kann man damit umgehen, wenn man damit permanent konfrontiert wird, in der Arbeit wie auch im Privatleben. Ich bin leider umgeben von Menschen, die weder vom Buddhismus etwas halten noch von sonst irgendetwas außer eben den üblichen materiellen Vergnügungen wie shoppen, Urlaub fahren, Party usw. - ich meine wie entgegnet man solchen Menschen, zumal ich ja schwer meiner Frau, meiner Mama oder Arbeitskollegen permanent nur zuhören kann ohne je irgendwie Stellung zu beziehen und sobald ich Stellung beziehe befinde ich mich schon in dem Kreislauf des Getratsches, der Sensationssprache, des Volkssports in meinem Land Stimmung gegen andere zu machen bzw. wird ja fast nur negativ gesprochen, so zumindest meine Erfahrung - ich bitte euch um Hilfestellung, da wie gesagt ich sicher alles andere als ein Weiser bin, sondern ein Suchender. Vielen Dank schon mal vorab und verzeiht mir wenn ich eine Frage gestellt habe, die schon öfter gestellt wurde, aber ich bin eben neu im Forum und in meinem Umfeld habe ich niemanden mit dem ich mich austauschen kann. LG Kevin

  • Kevin05:

    ... wie kann man damit umgehen, wenn man damit permanent konfrontiert wird, in der Arbeit wie auch im Privatleben. Ich bin leider umgeben von Menschen, die weder vom Buddhismus etwas halten noch von sonst irgendetwas außer eben den üblichen materiellen Vergnügungen wie shoppen, Urlaub fahren, Party usw. - ich meine wie entgegnet man solchen Menschen...


    Hi Kevin, ich kenne das. Und ich hab mich einfach damit abgefunden. Versuche, Kontakte zu Gleichgesinnten zu finden, dann nervts schon viel weniger.
    Und lass den Leuten einfach ihr "weltliches" Dasein, du wirst sie nicht ändern, denn jeder hat nunmal sein eigenes Karma :)


    Gruß,
    freeman

    Die Verfechter der Substanz sind wie Kühe,
    die Anhänger der Leere noch schlimmer.


    Saraha

  • Lieber Kevin, Rechte Rede im Alltag zu praktizieren ist bestimmt möglich, ich ertappe mich dabei auch immer wieder wie ich in alte Gewohnheitsmuster falle und im Strom des Tratsch und Klatsch (vor allem im Kollegenkreis) mitschwimme. Daher muss ich Dir danken, dass Du dieses Thema wieder aufgreifst und bin sehr gespannt was die anderen dazu schreiben.

  • Hallo und Willkommen im Forum.


    Das ist ein Problem womit ich auch manchmal konfrontiert bin.


    Naja belehren wäre eine Möglichkeit. Aber das mögen die meisten ja nicht.


    Tatsächlich ist das erste was gewährleistet sein muss dass du durch diese falsche Rede nicht selbst falsch redest(also nicht fluchen nicht tratschen und nicht rumlabern)
    Also erstmal einmal durchatmen um sich nicht gleich von den ersten Impulsiven Emotionen leiten lassen.


    Und dann einfach versuchen neutral und desakilierend zu wirken. Also zu beruhigen.
    Dadurch wird auch falsche Rede vermieden, weil sich der Gegenüber beruhigt.


    Und wnn das alles gar nicht hilft, sich einen anderen Gesprächspartner suchen oder sich zurückziehen.


    Liebe Grüße
    Tobias

  • Du kannst mit den Menschen ganz normal reden. Getratsche ist es eher, wenn es niemanden interessiert. Den Leuten ist aber oft wichtig, was sie sagen.
    Ich finde es viel besser, auf sie einzugehen und ihnen neue Perspektiven in der Sichtweise zu öffnen. Diese müssen nicht buddhistisch klingen. Nur sinnvoll sein.
    Wenn sie es nicht annehmen, ist das nicht deine Aufgabe, sie zu überzeugen. Sie sind immernoch Menschen, die es genießen, wenn ihnen jemand zu hört. Und es auch brauchen. So wie jeder, von uns. Wir sind weder besser, noch schlechter, nur weil wir Buddhisten sind.
    Wirklich blödes Gerede, da entziehe ich mich und überlasse die Menschen sich selbst. Dabei bin ich allerdings höflich und rede mich aus der Situation heraus.

  • Hallo Kevin,


    was ich auch als recht wichtig empfinde ist, dass man nicht in die Denkweise gerät. "Ich, der gute Buddhist - Ihr, die unwissenden Weltlinge, die Ihr tratscht und klatscht und keine Ahnung habt....".
    M.E. fängt die rechte Rede mit den eigenen Denkgewohnheiten an.
    In dem Moment, in dem ich anfange, den "Tratsch und Klatsch" meiner Mitmenschen zu bewerten, in dem Moment ist auch schon die Tendenz angelegt, dass ich mich irgendwo be- oder aburteilend über die Menschen äußere.


    Ich versuche mich immer auch ein Stück weit in die Lage meiner Mitmenschen zu versetzen.
    Glücklicherweise lebe ich in einem sozialen und beruflichen Umfeld, in dem es wenig zu Lästereien kommt und wenn ich mal in etwas ähnliches gerate, dann übe ich mich in einer Art "wohlgesonnene Zuhörerrolle".


    Für mich ist es auch vorstellbar, dass ich auf so manchen Mitmenschen wie ein "Alien" wirken muss, weil ich schon tw. deutlich andere Interessen habe.
    Mittlerweile kann ich das auch akzeptieren, dass mich nicht jeder "verstehen" kann.


    Mich wollte mal eine weitläufige Bekannte "therapieren", weil ich auf sie so weltfremd gewirkt haben muss.
    Dazu hat sie mir eine DVD mit "Bauer sucht Frau" eingelegt, damit ich das "wahre Leben" kennenlernen könnte.


    Mittlerweile glaube ich verstanden zu haben, dass sie einfach händeringend eine Basis gesucht hat, auf der wir uns begegnen können.



    Was ich aber auch in den vergangenen Jahren an Erfahrung gemacht habe:
    irgendwann wird die eigene innere Haltung weicher, geschmeidiger, wohlgesinnter - manches wirkt dann auch ganz anders und es fällt auch gar nicht mehr so schwer, sich z.B. bei Lästereien zu enthalten.
    Man hört aber auch auf, Mitmenschen abzuurteilen, die lästern, weil man auch die Not dahinter immer mehr erspüren kann.
    Aber das ist alles ein sich einschleichender Prozess und ich bin ganz offen:


    auch wenn ich mich in der rechten Rede übe (und diese Übung für mich auch sehr ernst nehme):
    ich laufe auch ab und zu mal am Rande des Vulkans herum und mir wäre neulich fast eine ziemlich unheilsame Entgleisung passiert, weil ich mich sooooooo über jemanden aufgeregt hatte.


    Es gibt wenig, über das ich mich aufrege, aber umso heftiger habe ich das vor kurzer Zeit empfunden.


    Mit einem Satz, der mir zu Ohren gekommen ist, habe ich auf einmal im Brustkorb eine Hitewelle aufsteigen spüren, die mir unmittelbar in den Kopf geschossen ist und da konnte ich meine Zunge fast nicht mehr in Zaum halten. Ich hatte gerade noch so "die Kurve" gekriegt, bevor mir etwas nicht besonders "Nettes" aus dem Mund gekommen wäre.


    Von daher übe ich mich schön "brav" weiter, erst mal vor meiner Haustüre zu kehren - denn ich bin da auch noch lange nicht "jenseits von Gut und Böse" ;)

    Herzliche Grüße von der


    Kirschblüte



    Der vielleicht größte Vorteil des Ruhms besteht darin, daß man ungestraft die größten Dummheiten sagen darf.


    André Gide

  • Wenn man nicht mitquatschen will, ist schweigen mal kein Fehler, garniert mit dem netten Satz: " Dazu möchte ich jetzt nichts sagen..."Endweder machen sie Dich dann noch ein bißchen an oder halten Dich gleich für einen Weisen und somit Abstand... :P Dann klinkst Du Dich aus- Deinen Ruf haste dann auch schnell weg, aber Du hast Deine Ruhe.
    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Danke für euer nettes Willkommen und dass ihr mir eure Sichtweisen geschrieben habt, ich bin sehr dankbar dafür. Für mich sind natürlich alle zentralen Themen wichtig, wobei die rechte Rede halt mir besonders im Bewusstsein ist, weil ich tagtäglich damit konfrontiert bin und ihr habt recht der erste Punkt ist mal bei sich selber anfangen, auch das ist nicht einfach, aber das kann ich wenigstens mitbestimmen bzw. eben da meine Achtsamkeit drauflegen, aber wie gesagt ich arbeite im Öffentlichen Dienst und das ist ein Platz wo mehr getratscht bzw. negativ Stimmung gegen alles und jeden gemacht wird als vielleicht in anderen Firmen, einfache Erklärung aus meiner Sicht, die Mitarbeiter haben mehr Zeit. Wobei global gesellschaftlich gesehen finde ich das überall in meinem Land zumindestens, egal wohin ich komme, mit wem ich spreche und gleichgesinnte kenne ich nur wenige, ich lebe in einer 100.000 Einwohnerstadt und bei uns gibt es gar keine buddhistische Gemeinde, allerdings 50 km entfernt, ich werde da sicher versuchen mehr Kontakte zu bekommen. Aber zurück zum Thema, ich bin mir nicht sicher, ob ich das beeinflussen kann, weil wenn wir in einer Runde sind dann wird nur negativ über andere gesprochen und wenn ich dann mal einwerfe, ob es auch was positives zu berichten gibt schauen mich alle ungläubig an von was ich eigentlich rede. Wie ich schon in meinem ersten Beitrag feststellte es ist wie ein Volkssport, vielleicht ist das in Deutschland ja besser. Ich kann mir vorstellen, dass ich mich selbst kontrollieren kann und mit der Zeit das schaffe, was ich auch versuche schon seit längerem, aber meine Frau, meine Mama und eben auch Freunde reden fast nur über Belangloses oder eben andere Menschen und wie soll das funktionieren, dass ich immer schweige? Abgesehen davon bin ich ja schon von Haus aus seltsam, dasss ich Buddhist bin bzw. mich dazu bekenne und ich will mich nicht nur dazu bekennen sondern eben auch wenigstens die Grundregeln versuchen in den Alltag einfließen zu lassen, ich kann die Welt nicht verändern, aber mich und ein kleines Stück vielleicht meine Umwelt, aber nicht durch Missionierung sondern durch das was ich vorlebe, so denke ich halt und bitte verzeiht mir wenn ich mal einen Blödsinn schreibe, eine andere Religion ist wie eine andere Kultur man muss sie erst kennenlernen und da gibt es grad am Anfang halt oft Dinge die man falsch machen kann. Ich bin froh dieses Forum gefunden zu haben und im Gegensatz zu anderen Foren bin ich nicht gleich gemassregelt worden, dass ich vielleicht ein Thema anspreche, was schon andere auch zum Thema gemacht haben, das hat mich sehr gefreut, ich werde mich auch mit der Seite erst eingehend beschäftigen, bin nur mal dazugekommen und diese Frage ist mir einfach sehr wichtig.

  • Nachtrag, ihr habt mir tolle Antworten gegeben, vielen Dank, leider hab ich im ersten Anlauf nicht alle gesehen, das hab ich jetzt nachgeholt, wie erwähnt, da waren und sind wirklich sehr wertvolle Anregungen dabei. Dass ich Buddhist bin stellt mich nicht über andere, das sehe ich auch nicht so. Ich möchte halt "gut sein" für meine Mitmenschen und mich selbst weiterentwickeln, das ist eines der Ziel und eigentlich ein Credo, woher es kam und kommt weiß ich nicht, es ist kein Hintergedanke dabei, es ist einfach da und so sehe ich. Eure Meinungen waren bzw. sind sehr vielfältig und geben mir fürs erste einmal genug "Material" um daürber gründlich nachzudenken. Okay, wie gesagt, danke für Erste mal, aber ich werde ohnedies noch viele Fragen haben bzw. die interessanten Beiträge studieren, da werden dann vielleicht einige Fragen wegfallen, gute Nacht und alles Gute euch allen, liebe Grüße Kevin

  • Zitat

    Ich kann mir vorstellen, dass ich mich selbst kontrollieren kann und mit der Zeit das schaffe, was ich auch versuche schon seit längerem, aber meine Frau, meine Mama und eben auch Freunde reden fast nur über Belangloses oder eben andere Menschen und wie soll das funktionieren, dass ich immer schweige?


    Diese Herausforderung kenne ich auch ;) .
    Was ich mir zur Übung gemacht habe: wenn ich z.B. Besuch von meiner Tante und meinem Onkel bekommen, die ganz, ganz liebe Menschen sind, dann versuche ich ihnen sprichwörtlich "mein Gehör zu schenken".
    Was auf mich "belanglos" wirkt, kann für meine Tante z.B. sehr bedeutungsvoll sein.
    Als ich mal in einer ganz blöden Lage war, hat sie mir "ihr Gehör geschenkt", also mache ich es mir (wenn auch Jahre später) zur freudigen Aufgabe, dass jetzt ich diejenige bin, die ihr Gehör schenkt.
    Wenn meine Tante etwas über ihren Garten und ihre Nachbarn erzählen möchte, dann will ich ihr die Zeit und mein Gehör schenken, dass sie das auch aussprechen kann.


    Wenn ihr etwas Widriges widerfahren ist, dann soll sie mir das erzählen können ohne dass ich ihr das Gefühl gebe, dass mich ihre Erzählungen langweilen.
    Authentizität (also aufrichtiges Interesse) ist da aber sehr wichtig!
    Was für sie im Moment unseres Beisammenseins wichtig ist, mache ich mir in dem Moment auch zur Wichtigkeit.


    Das heißt ja noch lange nicht, dass ich mit ihr "gemeinsam auf den Tisch haue" und mit ihr in eine Lästertirade verfalle.
    Man kann auch so damit umgehen, dass man einfach fragt: "Ja, wie ist es denn Dir dabei gegangen, als Deine Nachbarin *diesunddasundjenes* - das muss sich ja nicht gut angefühlt haben..." usw. usw.


    Es gibt immer wieder Möglichkeiten, Gespräche auch ganz sanft in eine gewisse Richtung umzulenken, man dabei dem Gesprächspartner aber auch Wertschätzung signalisiert.


    Zuhören ist für mich auch eine Übung im "sich zurücknehmen", sich nicht so wichtig zu nehmen und dem Gesprächspartner Platz und Raum zu überlassen.

    Herzliche Grüße von der


    Kirschblüte



    Der vielleicht größte Vorteil des Ruhms besteht darin, daß man ungestraft die größten Dummheiten sagen darf.


    André Gide

  • Liebe Kirschblüte,


    danke für deine Anregungen. Ich finde Zuhören auch sehr wichtig, sogar vordergründig, als sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Das versuche ich auch. Nur meist verlaufen diese Gespräche so, dass es darum geht über jemand anderen zu urteilen und dies meist negativ und wenn ich da ein Statement abgeben soll tue ich mir schwer. Klar versuche ich positiv dagegenzuhalten, dass man eben nicht urteilen soll und dergleichen oder eben versuchen ausgleichend zu wirken, aber wie du schon gesagt hast, es gibt Menschen und das sind eben viele die von diesen Geschichten leben und eine Plattform suchen und brauchen. Ich kann dazu schweigen, dann passiert es halt als eigenartig abgestempelt zu werden, mit dem ich leben kann, aber ich will auch nicht Menschen verletzen in dem ich sie anrennen lasse, weil wie gesagt, die eigene Familie und Freunde sind mir schon wichtig und wie du schreibst sie verdienen es auch angehört zu werden. Ich erwarte mir auch nicht immer tiefgreifende Gespräche, sondern kann auch mit Oberflächlichkeit leben, aber wie das Sprichwort schon sagt Große Geister sprechen über Ideen, normale Geister über Ereignisse und kleine Geister über andere Menschen und das ist halt schwierig.


    Ich möchte niemanden belehren noch bekehren, jeder soll leben wie er mag, es ist auch nicht meine Aufgabe. Meine Aufgabe sehe ich darin mich weiterzuentwickeln und eben gutes zu tun. Das ist eine Grundeinstellung und trotz meiner buddhistischen Gesinnung sehe ich das auch für jeden anderen als eigentliche Herausforderung an, ob Christ oder Moslem oder auch Menschen ohne Glauben. Es geht halt darum einfach ein wenig zu reflektieren und sich selbst ein Stück weit zu hinterfragen und nicht immer auf die anderen schauen. Wir leben in einer Gesellschaft, wo die Mehrzahl der Menschen glaubt das Leben sei unendlich und ganz wenige hinterfragen den Sinn ihres Daseins. Wobei ich am Ende nochmals Danke sage für die viele Zeit und Anregungen zum Thema Rechte Rede, da ist eine Menge dabei gewesen über das ich nachdenken kann und auch in den Alltag umsetzen.


    Liebe Grüße Kevin

  • Lieber Kevin,


    zuerst mal …
    Gewöhne Dir an ein paar Absätze in Deine Texte zu machen, damit sie leichter lesbar sind. :D


    Erwartest Du, dass Deine Mitmenschen Deine Themen teilen? Du weißt sicher selber, dass das nicht möglich ist. Mit Sicherheit gibt es aber Themen, die man mit nahezu jedem Menschen besprechen kann, ohne dass man sich unethisch verhält. Vielleicht musst Du das erst ein wenig üben.


    Meine Erfahrung ist, dass sich die Leute über jedes bisschen Aufmerksamkeit und Freundlichkeit freuen, ein wenig plaudern, ein bisschen Spaß machen, das schafft ein gutes und freundliches Klima. Einige halten das für unnötiges Geschwätz, aber das stimmt nicht. Menschen brauchen Wärme und die Gewissheit, dass die Menschen um sie herum ihnen wohlgesonnen sind. Wären wir Affen, dann würden wir uns intensiv beschnüffeln und dann lausen. Den ganzen Tag über. Es käme aber blöd rüber, wenn wir das tun würden. Kleine Kinder machen das in einer ähnlichen Form noch. Wir Ausgewachsenen haben nur noch die Sprache, mit der wir diese Gruppenzugehörigkeit pflegen können. Also sagen wir "guten Tag" und "guten Abend", unterhalten uns über das Wetter, fragen nach dem Gesundheitszustand, sind gemeinsam der Meinung, dass der Hausflur mal wieder gemalt gehört, lästern über das Fussballspiel vom vergangenen Abend, rollen die Augen über die Mühsal der Arbeit usw. Im Grund sind das Kontaktaufnahmen und Berührungen, Beschwichtigungsgesten. Wir versichern uns gegenseitig unserer Harmlosigkeit.
    Das ist eine wundervolle Sache. Eigentlich ein Ausdruck von Zärtlichkeit.


    Es kann sein, dass Mensch auf die Idee kommt, dies sei alles nur Geschwätz und lehnt es ab. Das bedeutet nach meiner Erfahrung jedoch, dass er sich aus der Gemeinschaft ausklinkt. So jemand wird als "merkwürdig" und kalt empfunden. Das ist er auch. Entweder ist er furchtbar schüchtern (das habe ich schon oft erlebt – und auch wie die Sonne aufgeht, wenn ich konstant offen und freundlich zugewandt diesen Menschen gegenüber blieb, so dass sie irgendwann mal anfingen zurückzulächeln), oder sie haben eine Störung. Letztere sind wirklich sehr sehr unangenehm, wirken feindselig.


    Es geht in unseren Gesprächen meist oft nicht um Inhalte, es geht um das Kommunizieren an und für sich, die Berührung durch Worte, die Aufmerksamkeit, die wir uns schenken, die Freundlichkeit, den Respekt, den wir ausdrücken. Beim Sprechen wenden wir uns einander zu. Oft beobachte ich, dass mehr Zugewandtheit in einer sinnlosen Plauderei steckt als in einem tief philosophischen Gespräch, in dem jeder nur seine Ideen loswerden will. Durch den bloßen Akt Sprechens drücken wir unser Mitgefühl aus: Wir wenden unseren Körper dem andern zu, wir sehen uns in die Augen, wir schenken uns Aufmerksamkeit, wir rücken näher aneinander, wir riechen uns. Das gilt sowohl bei den engsten Beziehungen als auch unter Kollegen, unter Nachbarn, im Supermarkt.


    Ich möchte Dir keine Gesprächsthemen vorschlagen oder Tipps geben. Nur einen: Beobachte. Beobachte Dich, Deine Gesprächspartner. Achte auf Deine Stimmung vor und während eines Gespräches, auf Deine Körperhaltung, auf Spannungen, und was Deine Körperhaltung lockert. Beobachte, wie es sich anfühlt, wenn Du Kommunikation verweigerst, wenn Dir Kommunikation verweigert wird. Mach es gründlich, wieder und wieder. Probier hin und wieder ein Lächeln aus, schau den Leuten in die Augen, wende Dich ihnen zu … und mache auch mal das Gegenteil (aber mache das sofort wieder gut bei Deinen Gesprächspartnern, denn sie werden sofort spüren, dass da was komisch ist). Du musst fühlen, was in Gesprächen vor sich geht. Dann findest Du mit der Zeit selber einen Weg damit umzugehen. Du wirst die Menschen allmählich auch mehr lieben, gleichgültig, ob sie nun intellektuelle Gespräche mit Dir führen können oder nur den Garten als Thema haben. Ich denke, das alles ist uns angeboren, und wir verlernen es nur, wenn wir es nicht pflegen – das sagt mir mein Körper und seine Sprache.


    Die Sache mit dem Lästern ist auch nichts weiter als eine Versicherung der Zugehörigkeit. Der Fokus ist dann einfach auf die Beziehung zu verlagern, nicht auf die anderen. Das hat Kirschblüte so schön aufgezeigt.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Zitat

    Große Geister sprechen über Ideen, normale Geister über Ereignisse und kleine Geister über andere Menschen


    Ich lese dieses Sprichwort wohl anders als Du. :D
    Die Großen Geister verkleiden ihr Bedürfnis nach Nähe und Aufmerksamkeit nur protziger, als die kleinen Geister, die diese Werkzeuge nicht beherrschen.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Eine ganz brauchbare Richtlinie von TNH:


    Zitat

    Die vierte Achtsamkeitsübung: aufmerksames Zuhören und liebevolles Sprechen
    Im Bewusstsein des Leidens, das durch unachtsame Rede und aus der Unfähigkeit, anderen zuzuhören, entsteht, bin ich entschlossen, liebevolles Sprechen und tiefes Zuhören zu kultivieren,um anderen Freude und Glück zu bereiten und ihr Leiden lindern zu helfen. Im Wissen, dass Worte sowohl Glück als auch Leiden hervorrufen können, bin ich entschlossen, nichts Unwahres zu sagen und Worte zu gebrauchen, die Selbstvertrauen, Freude und Hoffnung fördern. Ich werde keine Nachrichten verbreiten, ohne ganz sicher zu sein, das sie der Wahrheit entsprechen und werde nichts kritisieren oder verurteilen, worüber ich nichts Genaues weiß. Ich will Äußerungen unterlassen, die Uneinigkeit oder Zwietracht verursachen können oder die dazu führen können, dass Familien oder Gemeinschaften zerbrechen. Ich bin entschlossen, alle Anstrengungen zur Versöhnung und Lösung aller Konflikte, so klein sie auch sein mögen, zu unternehmen.

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • kevin05:

    Für mich sind natürlich alle zentralen Themen wichtig, wobei die rechte Rede halt mir besonders im Bewusstsein ist, weil ich tagtäglich damit konfrontiert bin und ihr habt recht der erste Punkt ist mal bei sich selber anfangen, auch das ist nicht einfach, aber das kann ich wenigstens mitbestimmen bzw. eben da meine Achtsamkeit drauflegen, aber wie gesagt ich arbeite im Öffentlichen Dienst und das ist ein Platz wo mehr getratscht bzw. negativ Stimmung gegen alles und jeden gemacht wird als vielleicht in anderen Firmen, einfache Erklärung aus meiner Sicht, die Mitarbeiter haben mehr Zeit.


    Das ist ein Satz - auch deine anderen Sätze sind so lang. Das ist ein Redeschwall.


    Rechte Rede bezieht sich auf dich und nicht auf die anderen. Du sollst rechte Rede praktizieren. Und dazu gehört eben auch weniger reden, schweigen, zuhören. Es ist deine Praxis des achtfachen Pfades und da ist jedes Pfadglied gleich bedeutsam. Wenn das also dein zentrales Thema ist - wie sieht es mit den anderen sieben Praxisthemen aus?

  • Liebe Doris,


    danke für den Verbesserungsvorschlag mehr Absätze zu machen, werde mich Hinkunft versuchen daran zu halten.


    Danke für die Zeit, die du mir gewidmet hast und doch sehr konträren Ansatz aufgezeigt hast zu diesem Thema, das ist und war sehr interessant und lehrreich für mich. Wie gesagt, es hat mir einen neuen, anderen Blickwinkel zu dem Thema geöffnet und ich werde versuchen auch daraus meine Lehren zu ziehen.


    Das einzige was ich nicht vertrage sind Menschen, die bewusst für andere schlechtes tun, ich behaupte mal dass es das sehr wohl gibt, da kann man wohl nur mit Mitgefühl reagieren, da sie ja auch sich selbst sehr schaden damit.


    Der Spruch von Onda gefällt mir auch sehr - ich lese gerade ein Buch von TNH - wie Siddharta zum Buddha wurde - eine Einführung in den Buddhismus.


    Zur Kritik, dass ich endlose Sätze schreibe, das mag sein, aber so bin ich halt, achtsam zu sein ist gut, aber ich bin eben auch nicht perfekt und kann mich nur bemühen, von Kritik lernt man mehr als von Lob, ich denke immer drüber nach. Und Rechte Rede ist wie jemand hier eben schreibt zu recht nur ein Thema über das ich gefragt habe, dass es 7 weitere Themen gibt ist mir bewusst, aber ich kann eben nicht von heute auf morgen alles umsetzen sondern es ist ein Prozess, ein Ziel nach dem Nächsten, daher vielleicht ein wenig Nachsicht. Alle zentralen Botschaften des Buddha sind für mich wichtig, ich kenne mich nicht bei den vielen verschiedenen Strömungen des Buddhismus aus, wie gesagt, ich habe mich bis dato nur mit Buddha selbst beschäftigt und das im Vergleich zu einigen hier vermutlich auch nur oberflächlich, da ich noch nicht so lange meinen Weg auf diesem Gebiet suche.

  • Zitat

    das mag sein, aber so bin ich halt, achtsam zu sein ist gut, aber ich bin eben auch nicht perfekt und kann mich nur bemühen, von Kritik lernt man mehr als von Lob, ich denke immer drüber nach.


    Niemand ist perfekt. Wer könnte auch der Maßstab dafür sein?
    Ich nehme Dich als einen ganz Lieben wahr …

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Kevin05:


    Zur Kritik, dass ich endlose Sätze schreibe, das mag sein, aber so bin ich halt, achtsam zu sein ist gut, aber ich bin eben auch nicht perfekt und kann mich nur bemühen, von Kritik lernt man mehr als von Lob, ich denke immer drüber nach.


    Der Satz war ja nicht endlos - sondern er endete eben nach einer gewissen Länge.

    Zitat


    Und Rechte Rede ist wie jemand hier eben schreibt zu recht nur ein Thema über das ich gefragt habe, dass es 7 weitere Themen gibt ist mir bewusst, aber ich kann eben nicht von heute auf morgen alles umsetzen sondern es ist ein Prozess, ein Ziel nach dem Nächsten, daher vielleicht ein wenig Nachsicht. Alle zentralen Botschaften des Buddha sind für mich wichtig, ich kenne mich nicht bei den vielen verschiedenen Strömungen des Buddhismus aus, wie gesagt, ich habe mich bis dato nur mit Buddha selbst beschäftigt und das im Vergleich zu einigen hier vermutlich auch nur oberflächlich, da ich noch nicht so lange meinen Weg auf diesem Gebiet suche.


    Wie praktizierst du denn den achtfachen Pfad? Was ist denn diese buddhistische Religionsgemeinschaft, von der du geschrieben hast?

  • Wie ich den achtfachen Pfad befolge? Ich beschäftige mich damit und versuche so gut als möglich danach zu handeln, zu leben. Wie gesagt, ich bin neu hier und auch neu im Buddhismus, aber es ist kein Zufall, dass ich beim Buddhismus gelandet bin, weil ich eben jemand bin der zweifelt und nachdenkt, was ja leider nicht wirklich gesund ist, aber wäre ich nicht so, wäre ich wohl ganz anders, also hat alles auch sein Gutes. Ich habe mich vor einigen Monaten bei der Österreichischen Buddhistischen Gesellschaft als Mitglied eingeschrieben, habe dann eine Urkunde bekommen und somit denk ich bin ich wohl offiziell ein Teil der buddhistischen Gemeinde, auch am Papier, selbst wenn das Unwichtig ist. Ich habe weder Fortbildungen noch Seminare gemacht, ich meditiere manchmal, leider nur manchmal und nicht regelmäßig und wie gesagt ich versuche mich nach den Regeln zu halten, manchmal gelingt das besser, manchmal weniger. Ich glaube nicht, dass ich ein schlechterer Mensch bin, weil ich erst jetzt mich begonnen habe damit auseinander zu setzen.


    Wobei dies nur die halbe Wahrheit ist, weil ich mein Leben lang auf der Suche bin und immer schon den Pfad nach einem "guten Lebensstil für mich und andere" gesucht habe, so man möge mir verzeihen, aber ich muss leider weiterziehen, danke euch für eure Zeit und Mühen, LG Kevin

  • Rechte Rede heißt erstmal nicht vorsätzlich zu lügen, bzw. die Unwahrheit zu sagen - und im subtileren auch nur wahrheitsgemäß zu sprechen - also die Ego-projektionen aus unseren Reden zu senken. Wir wollen ja immer mit unserem Verhalten, und vor allem unserem Gesagten ein gutes Bild vor anderen entwerfen und fangen an bspw. vergangene Taten zu über- oder unterbewerten. Dies gilt es zu unterlassen, da es unglücklich macht.

  • raterZ:

    Rechte Rede heißt erstmal nicht vorsätzlich zu lügen, bzw. die Unwahrheit zu sagen - und im subtileren auch nur wahrheitsgemäß zu sprechen - also die Ego-projektionen aus unseren Reden zu senken. Wir wollen ja immer mit unserem Verhalten, und vor allem unserem Gesagten ein gutes Bild vor anderen entwerfen und fangen an bspw. vergangene Taten zu über- oder unterbewerten. Dies gilt es zu unterlassen, da es unglücklich macht.


    Ah, zur Rechten Rede gehört viererlei, soweit ich weiß:
    Nicht lügen, nicht Zwietracht sähen mit der Rede ("Hintertragen"), nicht grob verletzend sprechen und nicht sinnlos schwatzen...
    Ich hol schon mal einen Riesenkübel voller Asche für (fast) alle Häupter hier und geb als erstes einen aus. ;)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:

    und nicht sinnlos schwatzen...


    Da müsste man wohl noch ein Schweige-Forum erfinden :lol:

  • http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=53&t=7027&p=125414


    Aus den Forenregeln:


    10. Rechte Rede

    Die Foren-Nutzer sind sich bewusst, dass Rechte Rede ein wichtiger Bestandteil der buddhistischen Praxis und Ethik ist. Rechte Rede basiert auf Mitgefühl (karuna), bemüht sich um Wahrhaftigkeit (Vermeidung von Lügen) und gelangt durch eine freundliche und respektvolle Sprache zum Ausdruck. In der Praxis der Rechten Rede vermeiden wir daher grobe Rede, Tratsch, Geläster und üble Nachrede, das Aufstellen von Behauptungen, die sich nicht auf ausreichende Informationen stützen sowie Geschwätz (leeres Reden um des Redens willen).


    Der achtsame Umgang mit Sprache ist im Rahmen eines Forums auch deshalb hilfreich, da hier ausschließlich das geschriebene Wort zur Verfügung steht und wir keine Möglichkeit haben, mit Mimik oder Tonfall das Gesagte deutlicher werden zu lassen.


    Das Gegenstück zur Rechten Rede ist das Rechte Zuhören. Im Forum bedeutet dies: Achtsame und genaue Lektüre im ernsthaften Bemühen, den anderen zu verstehen. Ein Verständnis, das über die Wortoberfläche hinausgehen muss.

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Also wenn ich das zusammenfassend sehe ist für mich es so, dass sich die Rechte Rede, wie ihr übrigens recht habt einer unter vielen Regeln ist, aber darüber habe ich geschrieben. Ich nehme daher her mit, dass sich die rechte Rede in erster Linie auf mich selbst bezieht und weniger auf die anderen zu sehen. Sie nicht zu meiden sondern auch Ihnen Gehör zu schenken, wobei das manchmal schwer ist, weil man eben dagegen halten muss, wenn es ausufert. Allgemein gesehen kann ich nur sagen, dass ich mich bemühen kann und werde nach allen Regeln so gut wie möglich zu leben, dies zur Kritik, die gekommen ist, was mit den anderen 7 Regeln ist. Was mich ein wenig überrascht hat ist, dass auch in diesem Forum deutlich kritisiert wird, manchmal auch in einer Form, die vielleicht nicht so respektvoll und achtsam ist wie ich mir das vorgestellt hätte, aber vielleicht war ich es auch nicht in meiner Wortwahl.


    Und noch was ist mir aufgefallen um ein "guter Buddhist" zu sein muss man sehr achtsam sein oder anders gesagt, es ist nicht einfach, aber das soll es ja auch nicht sein.


    Ich war mein Leben lang sehr christlich (nicht katholisch) orientiert und finde nach wie vor auch die Worte von Jesus sehr gut, wobei meine Erfahrung die war, dass es wenige gab, die im Alltag nur ansatzweise das gelebt haben, was sie gepredigt haben, sondern im Gegenteil. Ich hoffe dass dies in der buddhistischen Gemeinde anders ist.


    Ich habe auch einige Jahre im kirchlichen Bereich in der Administration gearbeitet und habe auch einige Priester kennengelernt, das Gesamtfazit war eben oben genanntes. Wie auch immer bevor ich hier selbst die Regel der rechten Rede mehr noch breche höre ich auf, alles Gute euch allen, Kevin