Frage zu Erleuchtung

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    accinca:
    freeman:

    Und eben genau dies ist einer der Gründe, weshalb ich immer noch kein Buddhist bin. LG,
    freeman


    Darin hat zwar keine Logik, aber keiner muß "Buddhist" sein.
    Die meisten Menschen sind es ohnehin nicht.



    Versteh mich bitte nicht falsch, werte/r accinca, für mich ist in meiner Aussage schon eine gewisse Logik. Ich möchte versuchen, diese Logik näher zu erläutern:


    Ich bin in eine katholische Grundschule gegangen. Dort wurde der Buddhismus auf einer halben Buchseite abgehandelt. Da war ein Foto von einem brennenden buddhistischen Mönch in dem Buch (Pathmos Verlag) abgebildet und unter dem Bild stand folgender Satz:


    ""Der Buddhimus strebt das Nichts an."


    Später habe ich dann den Palikanon gelesen und hatte Kontakt zu einer Sangha. Ich habe auch einige Retreats im Wald mitgemacht. Nun habe ich (hoffentlich) ein weitaus differenzierteres Bild vom Buddhimus, als es mir der katholische Pfarrer beigebracht hat. Es ist der Anspruch der EXKLUSIVITÄT, der Dünkel, die alleinseligmachende Wahrheit zu besitzen, der mich immens abschreckt. Dies ist einer der Gründe, weshalb ich frühzeitig aus der katholischen Kirche ausgetreten bin. Im Übrigen hatte ich gedacht, daß der Buddhismus toleranter sei, als die katholische Kirche. Wenn ich nun höre, daß der Buddhismus denselben Exklusivitätsanspruch hat, wie die katholische Kirche, dann bleibe ich lieber konfessionslos. Verstehst Du, was ich meine?



    Mit Metta,
    freeman

    Die Verfechter der Substanz sind wie Kühe,
    die Anhänger der Leere noch schlimmer.


    Saraha

  • freeman:

    Im Übrigen hatte ich gedacht, dass der Buddhismus toleranter sei, als die katholische Kirche. Wenn ich nun höre, daß der Buddhismus denselben Exklusivitätsanspruch hat, wie die katholische Kirche, dann bleibe ich lieber konfessionslos. Verstehst Du, was ich meine?


    Toleranz bekommst Du nur von einem Erwachten. Alle anderen sind noch auf dem Weg. ;)
    Der Dalai Lama verglich das mal damit, dass wie alle aus demselben Fluss trinken, nur an verschiedenen Ufern sind.
    Er nannte dies interreligiöse Verständigung. :)

  • Markus Bertulat:
    freeman:

    Im Übrigen hatte ich gedacht, dass der Buddhismus toleranter sei, als die katholische Kirche. Wenn ich nun höre, daß der Buddhismus denselben Exklusivitätsanspruch hat, wie die katholische Kirche, dann bleibe ich lieber konfessionslos. Verstehst Du, was ich meine?


    Toleranz bekommst Du nur von einem Erwachten. Alle anderen sind noch auf dem Weg. ;)
    Der Dalai Lama verglich das mal damit, dass wie alle aus demselben Fluss trinken, nur an verschiedenen Ufern sind.
    Er nannte dies interreligiöse Verständigung. :)


    Tja, leider sind Erwachte offenbar echte Mangelware. Niemand von den Menschen, die ich bisher kennengelernt habe, würde von sich selbst behaupten, ein Erwachter zu sein, mich eingeschlossen.


    Jedenfalls scheint mir der von Dir angesprochene "Interreligiöse Dialog" ein äusserst wichtiger Punkt zu sein. Und ich teile übrigens voll die Haltung des Dalai Lama. Ich fürchte, der Exklusivitätsanspruch der diversen Religionen ist einer der wesentlichen Hemmschuhe, wenn sich auf diesem geschundenen Planeten wirklich etwas zum Heilsamen verändern soll. Schade. Sehr, sehr traurig. Sehr traurig, wirklich.
    Mich, als Konfessionslosen, macht das sehr traurig. Da wandere ich lieber als einsames, religionsloses Nashorn alleine weiter.

    Die Verfechter der Substanz sind wie Kühe,
    die Anhänger der Leere noch schlimmer.


    Saraha

  • freeman:

    Ich fürchte, der Exklusivitätsanspruch der diversen Religionen ist einer der wesentlichen Hemmschuhe, wenn sich auf diesem geschundenen Planeten wirklich etwas zum Heilsamen verändern soll. Schade. Sehr, sehr traurig. Sehr traurig, wirklich.


    Es besteht hier kein buddhistisches Problem, sondern ein menschliches Problem. Was die ganzen Begriffe und Erklärungen im Buddhismus betrifft. Über den Buddhismus heißt es: "Buddhisten sind sich über nichts einig - außer das es Buddha gibt." ;)
    Die Aussage eines Menschen ist lediglich eine Reflexion seines Geistes. Jeder spricht für sich - niemand für alle.

  • Hallo Markus,

    Markus Bertulat:

    Die Aussage eines Menschen ist lediglich eine Reflexion seines Geistes. Jeder spricht für sich - niemand für alle.


    ich denke es liegt an der Tiefe der persönliche Einsicht in natürliche/kosmische/ewige Gesetze, denen alle unterworfen sind, wie weit man tatsächlich wahre Aussagen über andere treffen kann.


    Gruß,
    Mirco

  • Deswegen mag ich auch den Buddhismus, als Weisheitslehre. Nicht der einzelne Mensch ist im Focus der Betrachtung, sondern der Sachverhalt im allgemeinen. Dadurch zeichnet sich nämlich die Objektivität des Buddhismus aus.
    "Alle Dinge entstehen im Geist, sind unseres mächtigen Geistes Schöpfung." Wenn man nur diese Aussage im täglichen Leben anwenden kann. Dann kann man einiges... :)


  • Nein, verstehe ich zwar im psychologischen Sinn aber von der Sache
    her überhaupt nicht. Es gibt in vielen Dingen auch keinen Alleinanspruch
    des Buddha auf Wahrheit. Auch in anderen Lehren gibt es neben vielem
    Unsinn manchmal auch was richtiges. Aber es gibt eben auch Dinge die gibt
    es leider nur in der Lehre des Buddha und sonst leider nirgends.
    Und dazu zählt insbesondere auch das Ziel der Lehre. Das gibt es
    in keiner anderen Lehre. - eldiweildi es ja dann keine andere Lehre wäre.
    Deswegen gibt es ja auch gewaltige Unterschiede.

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    Ja, danke Markus :) , das stimmt, es gibt viele Möglichkeiten, man muß nur richtig hinsehn. Alle Flüsse eilen dem Meer zu...






    Quelle: http://blog.purenature.de/tag/schmetterlinge/


  • Das ist Buddhismus aus der accinca-Linie. Soweit ich weiß gibt es da bisher nur ein Mitglied. :D


    Im übrigen:
    Ich bin auch keine Buddhistin, obwohl ich Zuflucht genommen habe. Aber als ich nach der Buddhistin suchte, war da nichts. Und bevor ich mich vor meinen "andersgläubigen" Schwestern und Brüdern abgrenze, bin ich lieber ein Chamäleon und so wie sie und dennoch nichts.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • accinca:


    Die Wahrheit ist, das alle Dinge die ein Mensch erfahren oder auch nur
    vorstellen kann vergänglich sind.


    Sagst du hier, Nibbana kann nicht erfahren werden? Oder sagst du, Nibbana ist vergänglich?


    Gruß
    Florian

  • Doris Rasevic-Benz:

    Das ist Buddhismus aus der accinca-Linie.
    Soweit ich weiß gibt es da bisher nur ein Mitglied. :D


    Möchte ich bezweifeln. Die Lehre des Buddha ist schließlich nicht auf
    "Buddhaland" begrenzt.

  • Buddhaghosa:
    accinca:


    Die Wahrheit ist, das alle Dinge die ein Mensch erfahren oder auch nur
    sich vorstellen kann vergänglich sind.


    Sagst du hier, Nibbana kann nicht erfahren werden?
    Oder sagst du, Nibbana ist vergänglich?
    GrußFlorian


    So eine Antwort hatte ich schon "befürchtet" als ich den Satz oben schrieb.
    Aber gut, das es dir aufgefallen ist. Erfahrung wird vom normalen Menschen
    ja grundsätzlich als etwas positives gesehen was aber grundsätzlich falsch ist.
    Obwohl der Satz in dem Zusammenhang auf den ganz
    normalen Menschen bezogen war ist davon abgesehen ja jede Erfahrung
    ein Prozess des Bewußtseins und das ist vergänglich.


    Da wo aber das Bedingtsein des Bewußtsein ohne Anhaften realisiert wird,
    da tritt die Erkenntnis auf das es zu keiner Geburt mehr kommen kann:
    " 'Versiegt ist die Geburt, erfüllt der heilige Wandel; getan ist, was zu tun war;
    nichts weiteres mehr nach diesem hier.'"


    Nibbana ist ein Ausdruck für das Erlöschen wie bei einem Feuer das keine
    Nahrung mehr bekommt und dadurch erlischt. (Beispiel aus der Lehre)
    Da kommt das krankhafte und leidhafte Erfahrenmüssen zur ruhe.


    Und wer Nibbana nicht "Nichts" (nibbana) nennen möchte, der kann es
    auch Frieden nennen oder Ende des Daseinsbrandes.


    Die Vorstellung des Menschen: "Ich kann erfahren" "erfahren ist
    was tolles." ist dort überwunden.
    Nicht kann der Mensch erfahren sondern der Mensch muß erfahren.
    Er unterliegt dem Erfahrungszwang. Er wird von Erfahrungen überschwemmt
    und überrollt. Er beherrscht sie nicht und kann sich ihr nicht entziehen,
    daher kann er sich auch dem Leiden nicht entziehen.

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • Also, wolltest du nicht sagen, dass alle Dinge (dhamma), die erfahren werden können, vergänglich sind, sondern alle Erfahrung von Dingen vergänglich ist?


    Gruß
    Florian

  • Buddhaghosa:

    Also, wolltest du nicht sagen, dass alle Dinge (dhamma), die erfahren werden können, vergänglich sind, sondern alle Erfahrung von Dingen vergänglich ist?


    Sowohl als auch. Ich habe dazu schon alles gesagt.
    Der Buddha lehrte ja, das alle Dinge vergänglich seien.
    Es gibt also die Dinge inklusive des Dhamma des Buddha
    und alle Dinge sind vergänglich wie in M1 beschrieben.
    Nibbana ist die Ablösung von allen Dingen auch von der
    Vorstellung eines ewigen Nibbana.

  • accinca:

    Der Buddha lehrte ja das auch der Dhamma vergänglich
    und daher nur als Floß zu betrachten sei.


    Na, dann werd ich mal, als jemand, der nie ein Buddhist geworden ist, trotzdem jedoch das Floß gewissermassen als Schwarzfahrer benutzt hat, jenes Floß einfach hier fallenlassen und zu Fuß weitergehn :)

    Die Verfechter der Substanz sind wie Kühe,
    die Anhänger der Leere noch schlimmer.


    Saraha

  • freeman:

    Na, dann werd ich mal, als jemand, der nie ein Buddhist geworden ist, trotzdem jedoch das Floß gewissermassen als Schwarzfahrer benutzt hat, jenes Floß einfach hier fallenlassen und zu Fuß weitergehn :)


    Was würde wohl Buddha sagen?
    "Besser als hundert Jahre lang jeden Monat tausende Opfer darzubringen, ist ein einziger Augenblick der Verehrung eines Menschen, der sich selbst geschult hat." :D

  • accinca:


    Wer nicht verstehen will, der wird es auch nicht.


    Vielleicht. Vielleicht ist es aber auch so, dass du es nicht wirklich gut erklären kannst.


    accinca:


    Der Buddha lehrte ja das auch der Dhamma vergänglich und daher nur als Floß zu betrachten sei.


    Was hat jetzt in unserem Kontext Dhamma mit Nibbana zu tun?


    Ich probiere es mal mit einer Ja/Nein-Frage:


    Ist Nibbana für dich vergänglich?


    Gruß
    Florian

  • freeman:
    accinca:

    Der Buddha lehrte ja das auch der Dhamma vergänglich
    und daher nur als Floß zu betrachten sei.


    Na, dann werd ich mal, als jemand, der nie ein Buddhist geworden ist, trotzdem jedoch das Floß gewissermassen als Schwarzfahrer benutzt hat, jenes Floß einfach hier fallenlassen und zu Fuß weitergehn :)


    Das kannst du alles machen wie auch immer. Sicher lassen die meisten
    Leute das Floß fallen noch bevor sie am sicheren Ufer angekommen sind.
    Da bist du sicher kein Einzelfall.

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    Markus Bertulat:

    Was würde wohl Buddha sagen?
    "Besser als hundert Jahre lang jeden Monat tausende Opfer darzubringen, ist ein einziger Augenblick der Verehrung eines Menschen, der sich selbst geschult hat."


    Ich dachte mir, ich steig mal lieber aus, bevor nochmal jemand die Fahrscheine kontrolliert 8)


    ... ich wurde nämlich schon zweimal kontrolliert... ich hab da einfach nen abgelaufenes Ticket vorgezeigt (da stand "Theravada" drauf, hab ich an irgendner Haltestelle aufm Boden gefunden), hat keiner gemerkt :grinsen:


    ... außerdem, wenn das Floß ebenso vergänglich ist, wie alles andere, dann könnte man ja auch jederzeit damit absaufen :shock:

    Die Verfechter der Substanz sind wie Kühe,
    die Anhänger der Leere noch schlimmer.


    Saraha

  • accinca:


    Das kannst du alles machen wie auch immer. Sicher lassen die meisten
    Leute das Floß fallen noch bevor sie am sicheren Ufer angekommen sind.
    Da bist du sicher kein Einzelfall.


    Na, solange es Dich nicht stört, wann ich ein Floß fallen lasse, ist doch alles im Lot :)


    Angenehme Weiterfahrt!

    Die Verfechter der Substanz sind wie Kühe,
    die Anhänger der Leere noch schlimmer.


    Saraha


  • Nibbana ist gar nichts für mich. Wo nichts ist, kann auch
    nichts vergehen. Also ist Nibbana auch nicht vergänglich,
    denn es ist nie entstanden. Nur das gegenseitige Bedingen
    hat aufgehört da die Wurzelursachen Begehren, Nichtwissen
    und Anhaften aufgehoben sind. Aber da erzähle ich dir ja nichts neues.