Motivation zur Praxis - habt Ihr Tipps?

  • Motivation wächst mit der Erfahrung sich etwas gutes zu tun.
    Wenn ich zum Beispiel neben der Spur bin und durch Zufall auf Worte treffe die so viel Gutes beinhalten, dann spüre ich das eine Veränderung geschied.
    Dann möchte ich mehr davon und weg von meinem mir nicht wohl tuenden Gedanken. Ich leide nicht gerne. Dann möchte ich was ich da lese. Möchte friedlich sein, möchte gut sein.
    Je öffter das geschied um so besser bemerke ich, wenn mir diese Worte fehlen. Wann es wieder Zeit ist etwas zu lesen oder zu tun.
    So trifft der Wunsch auf die Probleme und es wird neu schwer. Es hört irgendwie nicht auf schwer zu sein, aber dennoch verändert sich etwas. Der Weg gestaltet sich immer wieder neu. Immer wenn ich denke, aber hinter der nächsten Biegung ist Licht, tut sich etwas neues altes auf.
    Der Weg ist viel länger als man anfangs meint, daher sollten wir nicht zögern ihn zu gehen. Ich möchte mit Frieden im Geist sterben, nicht im gedanklichen Fieberwahn.
    Aber ich glaube nicht das ich etwas erzwingen kann, ich kann nur hoffen mit dem zu üben was im Geist erscheint, und kommt dieser Gedanke nicht, habe ich Pech. Oder Glück. Manchmal denke ich, ich kann gar nichts bewirken, ich setze mich den Dingen aus und warte was geschied. Mein Geist tut es von selbst.
    Es ist Verlass auf ihn nicht leiden zu wollen und er sucht nach geeigneten Mitteln und vielleicht nimmt er die eines Buddhas. Er muss sie annehmen, das geschied wenn er den Worten glaubt. Sie müssen wahr sein. Er muss sie erkennen. Und sie als sinnvolle Mittel in betracht ziehen.
    Alles andere ist : ich sollte, ich wollte, ich müsste...das funktioniert bei mir nicht. Das ist was vorüber gehendes.
    Aber immer wieder geistigen Frieden hervor bringen zu können und wenn es auch nur in einem friedlichen Moment ist, einem Om Mani Peme Hung, ist wie über den Wolken kurz einen Blick auf die Sonne zu erhaschen, wenn die Zeiten grade schwer sind.
    Das Motiviert.

  • Bei mir gab/gibt es immer Zeiten, in denen ich sehr motiviert bin zur Praxis und andere Zeiten, in denen ich es überhaupt nicht bin. So habe ich gerade im letzten Jahr durch bestimmte Ereignisse erkannt, wie sehr ich in Mustern verstrickt bin - in dieser Zeit, in der ich diese Muster erkannte und mich mit ihnen beschäftigte, war meine Motivation z.B. zur Meditionspraxis nicht sehr ausgeprägt. Ich habe mich diesbezüglich aber nicht "gezwungen", sondern bewußt eine "Meditationspause" eingelegt. Nun bin ich an einen Punkt gelangt, an dem ich das Gefühl habe, Zusammenhänge zwischen meinen jetzigen Handlungen und Erfahrungen aus der Vergangenheit sehr viel besser zu verstehen und zu durchschauen. Und genau dies gibt mir jetzt gerade wieder die Motivation, mich meiner Praxis (Meditation/Achtsamkeit) verstärkt zuzuwenden.


    Ich denke, dies ist -zumindest für mich- der Schlüssel zur Motivationspraxis: das Erkennen, wo stehe ich gerade und was hilft mir gerade jetzt auf meinem Weg.


    lg peema

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  • Zitat

    es würde mich sehr interessieren, wie Ihr Euch zur täglichen Meditationspraxis motiviert


    Gar nicht. Weil dieser Mechanismus als "fehlerhaft" durchschaut ist. a) Es gibt eine (separate) Meditationspraxis. b) Ich habe sie zu befolgen. c) Es bedarf einer "Motivation".


    Ich halte den Ansatz daher für falsch, statt sich um bellende Hunde, schreiende Kinder etc. zu "kümmern", indem man die Geräusche in sich wahrnimmt und intensiv betrachtet, auf Meditationsobjekte oder -übungen auszuweichen. Die Meditationspraxis ist schlicht der Alltag, ohne ihn religiös zu "belasten" oder sich von ihm zu entfremden ("Shine", "zazen", was auch immer). Es ist ein konstantes Bewusstsein meiner Gedanken-, Gefühls- und Körperwelt, das abrufbar ist, auch wenn ich in Träume abdrifte.


    Gibt es ein Problem? Will ich meinem Chef eine scheuern? Dann beobachte ich den Ärger und hänge mich nicht dran. Gibt es keins, dann beobachte ich den bellenden Hund. Ist der bellende Hund ein Problem, kann ich mich um den Hund kümmern, weil sein Bellen ja sein Problem signalisiert (Bodhisattva-Ideal). Vielleicht muss das Problem Chef auch mit einer Ohrfeige beantwortet werden. Das zeigt mir die Situation, wenn ich mir ihrer Vergänglichkeit und der meiner Projektionen darauf bewusst bin.


    Die "Praxis" besteht in der permanenten Anwendung des einmal Begriffenen: Loslassen (können), Loslassen (können), Loslassen (können). Genau wie bei jeder Sportart wird mit hunderttausendfacher praktischer Wiederholung Meisterschaft erlangt. Nicht durch Ausweichen auf eine andere Sportart ("Widmungen"), sondern indem man beim konkreten Alltagsgeschehen verweilt. Der stinknormale Alltag ist die Praxis. Weil dem oft nicht so ist (und weil es buddhistische Lehrer nicht konsequent genug lehren), rennen die Leute lieber in Retreats und Leadershipseminare. Begreifen müssen sie aber nur die Basics, um sie im Alltag sogleich anzuwenden: Teilen, kein Anhäufen, Loslassen (können). Das gilt insbesondere für Gedanken und Gefühle.


  • Danke - klasse Beitrag!

  • Zitat

    ... Loslassen (können). Das gilt insbesondere für Gedanken und Gefühle." (von diamant)


    Guter Punkt. Da würde ich gleich mal mit dem Loslassen dieser reichlich aufgesetzten Unterscheidung zwischen stinknormalem Alltag und "zazen, was immer" beginnen.


    _()_
    Tai

  • Das hast du nicht verstanden. Wenn es keine Unterscheidung mehr gibt, gibt es auch keinen inneren und äußeren Zwang mehr zum Sitzen. Während die "Unterscheider" eine Philosophie des Sitzens entwickeln.

  • Meike:

    Hallo, es würde mich sehr interessieren, wie Ihr Euch zur täglichen Meditationspraxis motiviert. Bin sehr gespannt auf Eure Ideen und wünsche auf jeden Fall viel Freude und Zeit für die Praxis! Vielen Dank! :)


    Klare Zielstrebigkeit. Das Ziel ist es ein Buddha zu werden, Erwachen, Erleuchtung. Das Ziel ist es für die Erleuchtung aller Wesen zu arbeiten und eine glückliche Welt zu erreichen. Dazu kann man täglich eine Orakelkarte ziehen, das Bodhisattva Gelöbnis sprechen und bei dem Leid der Welt hinschauen. Wer das Ziel der Erleuchtung kennt, weiß, dass es sich lohnt alles dafür zu tun.


    Je mehr man sich dem Ziel annähert, desto mehr wird man eins mit dem Ziel. Desto mehr fallen alle Wünsche und Zielstrebigkeit ab und man gelangt ins erleuchtete Sein. Dann gibt es nichts mehr zu üben. Ich praktiziere dann einfach sitzen und gehen, weil ich mich daran gewöhnt habe und es mag. Wer dauerhaft im Ziel lebt, für den gibt es nichts mehr zu tun. Wer das Ziel noch nicht verwirklicht hat, der muss sensibel spüren, wo gerade der richtige Weg ist. Das gilt auch für die Motivation.

  • diamant:

    Das hast du nicht verstanden.


    Ich wünschte, es wäre so. :D


    diamant:

    Wenn es keine Unterscheidung mehr gibt, gibt es auch keinen inneren und äußeren Zwang mehr zum Sitzen. Während die "Unterscheider" eine Philosophie des Sitzens entwickeln.


    Mit diesen erneuten Unterscheidungen hast du uns ja hier auch schon eine ganz hübsche Philosophie zusammengestrickt.


    diamant:

    Die "Praxis" besteht in der permanenten Anwendung ...


    Dem kann ich mich nur anschließen, wobei der entscheidende Moment dieser permanenten Anwendung ausschließlich derjenige ist, der immer genau jetzt gegeben ist. In dem Augenblick, in dem ich eine permanente Anwendung des Loslassens prinzipiell bejahe, setze ich genau diese Anwendung gerade eben nicht um, da ich ja stattdessen den begrifflichen Vorstellungen von einer permanenten Anwendung des Loslassens anhänge. Einfach gesagt geht es eben darum, das Loslassen von Augenblick zu Augenblick tatsächlich anzuwenden (so verstehe ich auch dein Statement). Die von Buddha und seinen Nachfolgern gelehrten Methoden beschreiben eine geistige Haltung im Gehen, Stehen, Sitzen, Liegen und überhaupt bei jeder Tätigkeit. Besonders für Leute, die bequem im (am besten vollen) Lotus sitzen können, bietet die Praxis im Sitzen allerdings besonders gute Vorraussetzungen für dieses Loslassen, das all unseren Mut und all unsere Entschlossenheit erfordert; für dieses Loslassen des begrifflichen Denkens aus einer geistigen Gewohnheit, die allzu willig, ja geradezu reflexhaft auf jeden Anreiz anspringt. Meister Huang Po drückt es so aus:


    Zitat

    Könntest du nur all deine Zeit - im Gehen, Stehen, Sitzen und Liegen - dazu verwenden, zu lernen, wie du die begriffsbildenden Tätigkeiten deines eigenen Geistes zum Stillstand bringen kannst...! (Huang Po, Geist des Zen, Kap. 35)


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    Tai