Visuddhi-Magga vs. Sutta-Piṭaka

  • Lieber Simo,


    Simo:

    wenn sich ātman in der Buddha-Lehre ausschließlich auf ein subsitsierendes, ewiges etc. Selbst beziehen würde, wie es z.B. von den Jains und auch anderen angenommen wird, welche Bedeutung hätte die anatta-Lehre dann für diejenigen, die von vorneherein nicht an solch einen ātman glauben (wie z.B. die meisten westlichen naturwissenschaftlichen Materialisten)?


    Tja, gute Frage.


    Warum sollte sich ein "westlicher naturwissenschaftlicher Materialist" überhaupt für die (welche?) anatta-Lehre interessieren?


    Simo:

    atta erstreckt sich im Ganzen sehr viel tiefer, bis hin zum vorreflexiven, unthematischen "ich-bin"-Vermeinen (asmi-māna), welches, solange noch avijjā vorhanden ist, aufgrund der grundliegenden Perspektivität jeglichen Erlebens immer gegeben ist,


    Hast Du zu dieser Auffassung eventuell einen konkreten Quellenverweis?


    In diesem Teilforum geht es ja um "Buddhistische Bücher".


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • mukti:

    Interessante Schlussfogerung, aber offenbar war der Begriff Atta im Umfeld des Buddha nicht ausschließlich im Sinne eines ewigen metaphysischen Atman gebräuchlich:


    Zitat

    Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester diese Meinung, diese Ansicht: Da ja doch dieses Selbst formhaft (attā rūpī), aus den vier Hauptstoffen entstanden ist, von Vater und Mutter gezeugt wird, so geht es bei der Auflösung des Leibes zugrunde, geht verloren, besteht nicht mehr nach dem Tode; daher fällt denn also dieses Selbst (attā) völliger Vernichtung anheim. Auf solche Weise künden die einen des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung an.


    http://palikanon.com/digha/d01_4.htm
    Pali: http://palikanon.com/pali/digha_mula/digha01.htm


    Ja, die Vernichtungsansicht, von der es dort ebenfalls heißt:


    Zitat

    „Da erkennt denn, ihr Mönche, der Vollendete: 'Solche Ansichten, also angenommen, also beharrlich erworben, lassen dahin gelangen, lassen eine solche Zukunft erwarten.' Das erkennt der Vollendete, und erkennt was darüber hinausreicht. Bei dieser Erkenntnis beharrt er aber nicht, und weil er dabei nicht beharrt findet er Einkehr eben in sich: und weil er der Gefühle Aufgang und Untergang, Labsal und Elend und Überwindung wirklich verstanden hat, ist ohne Anhangen abgelöst, ihr Mönche, der Vollendete.


    Das eine Extrem ist das des ewigen Atmans der orthodoxen Brahman, das andere Extrem ist das des materiellen Atman (Atman ist Form), beide Ansichten werden verworfen, wie überhaupt alle Atman-Lehren:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • mukti:

    Eigentlich wäre ich ja nicht auf die Idee gekommen, das hinduistische "So’ham" mit dem "n’eso’ham" im Sutta Pitaka gleichzusetzen, weil sich das eine "so" (er, das) eben auf das Absolute bezieht und das andere "so" auf die Daseinsgruppen. Also hier "ich bin das Absolute" und dort "Ich bin nicht die Daseinsgruppen".


    Da habe ich mich vielleicht missverständlich ausgedrückt.


    Das "So’ham" war damals ein populäres Motto anderer Schulen:



    Es wurde also in Naturerscheinungenn der Purusho, das "Höhere Selbst" hineingedeutet und die Identifikation per "so 'ham asmi"-Mantren hergestellt:


    Zitat

    Die Bedeutung ist »Er ist ich« bzw. »Ich bin Er« und symbolisiert dadurch die Einheit der Individualseele (jiva) mit dem Absoluten.


    (https://de.wikipedia.org/wiki/Soham)


    Alle diese Naturscheinungen (onne, Mond, Blitze usw.) sind aber im Buddha Dhamma Teil der fünf Daseinsgruppen. Und dort kann es mit einerm "Höheren Selbst" nicht so weit her sein:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Lieber Elliot,


    Elliot:

    Simo hat geschrieben:
    atta erstreckt sich im Ganzen sehr viel tiefer, bis hin zum vorreflexiven, unthematischen "ich-bin"-Vermeinen (asmi-māna), welches, solange noch avijjā vorhanden ist, aufgrund der grundliegenden Perspektivität jeglichen Erlebens immer gegeben ist,



    Hast Du zu dieser Auffassung eventuell einen konkreten Quellenverweis?


    Das khemakasutta, SN 22.89, ist wohl der konkreteste dazu: https://suttacentral.net/de/sn22.89



    Liebe Grüße,


    Simon

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Simo:

    Das khemakasutta, SN 22.89, ist wohl der konkreteste dazu.


    Das ist ein wesentlicher Punkt.


    Denn an diesem Beispiel wird deutlich, was der Unterschied ist zwischen dem Aufgeben von sakkaya-ditthi und dem Aufhören von sakkaya.


    Das Aufgeben von sakkaya-ditthi ist vergleichsweise einfach, ist Teil des Stromeintritts:


    Zitat

    "Aber, ehrwürdiger Herr, auf welche Weise entsteht die Persönlichkeitsansicht (sakkaya-ditthi) nicht?"


    "Bhikkhu, ein wohlunterrichteter edler Schüler, der die Edlen beachtet und in ihrem Dhamma bewandert und geschult ist, der aufrechte Menschen beachtet und in ihrem Dhamma bewandert und geschult ist, betrachtet Form nicht als Atman, oder Selbst als Atman besitzend, oder Form als im Atman enthalten, oder Atman als in Form enthalten. Er betrachtet Gefühl nicht als Atman, oder Atman als Gefühl besitzend, oder Gefühl als im Atman enthalten, oder Atman als im Gefühl enthalten. Er betrachtet Wahrnehmung nicht als Atman, oder Atman als Wahrnehmung besitzend, oder Wahrnehmung als im Atman enthalten, oder Atman als in der Wahrnehmung enthalten. Er betrachtet die Gestaltungen nicht als Atman, oder Atman als Gestaltungen besitzend, oder die Gestaltungen als im Atman enthalten, oder Atman als in den Gestaltungen enthalten. Er betrachtet Bewußtsein nicht als Atman, oder Atman als Bewußtsein besitzend, oder Bewußtsein als im Atman enthalten, oder Atman als im Bewußtsein enthalten. Auf diese Weise entsteht die Persönlichkeitsansicht (sakkaya-ditthi) nicht."


    (Majjhima Nikāya 109: Die längere Lehrrede in der Vollmond-Nacht - Mahāpuṇṇama Sutta)


    Aber das Aufhören von sakkaya dagegen erfordert den ganzen Weg:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot


  • Da steht jetzt mal fest, dass sich "Atta" im Sutta-Pitaka nicht nur auf einen metaphysischen ewigen Atman bezieht. Dieser zeitweilige, mit den Khandha identische Atman ist dann ein Wesen oder eine Person, denn ein Körper mit Bewusstsein ist ja das, was ein Wesen ausmacht. Dazu heißt es eben im Visuddhi-Magga, dass es in Wirklichkeit kein Wesen gibt, ebenso wie die Ansicht, dass ein zeitweiliges Atta existiere, im Sutta-Pitaka vom Buddha verworfen wird, nicht?

  • mukti:

    Da steht jetzt mal fest, dass sich "Atta" im Sutta-Pitaka nicht nur auf einen metaphysischen ewigen Atman bezieht.


    Also zumindest steht mal fest, dass es unter dutzenden Varianten verschiedener Atman-Lehren auch welche gab, wo jemand den Atman an die Daseinsgruppen gebunden und mit ihnen untergehend verstand. Auch wenn das vermutlich nicht sehr populäre Lehren waren.


    mukti:

    Dieser zeitweilige, mit den Khandha identische Atman ist dann ein Wesen oder eine Person, denn ein Körper mit Bewusstsein ist ja das, was ein Wesen ausmacht.


    Im Sutta-Piṭaka steht dazu:


    Zitat

    "Was da Wille, Gier, Lust und Begehren zur Körperlichkeit ist, da hängt man (satto), da hängt man fest (visatto); daher heißt es (Lebe-) Wesen (satto). Was da, o Rādha, Wille, Gier, Lust und Begehren zum Gefühl ist - zur Wahrnehmung - zu den Gestaltungen - zum Bewußtsein, da hängt man, da hängt man fest; daher heißt es (Lebe-) Wesen.


    (Samyutta Nikaya 23.2)


    Bedeutet dies nun, es gebe keine Wesen?


    mukti:

    Dazu heißt es eben im Visuddhi-Magga, dass es in Wirklichkeit kein Wesen gibt, ...


    Was soll dieses "in Wirklichkeit" im Visuddhi-Magga bedeuten, wenn es doch laut Sutta-Piṭaka darauf hinausläuft, dass es aufgrund von "Wille, Gier, Lust und Begehren zur Körperlichkeit, Gefühl ist - zur Wahrnehmung - zu den Gestaltungen - zum Bewußtsein" nun mal Wesen gibt? Warum sollte dies "in Wirklichkeit" anders sein?


    mukti:

    ... ebenso wie die Ansicht, dass ein zeitweiliges Atta existiere, im Sutta-Pitaka vom Buddha verworfen wird, nicht?


    Es wird im Sutta-Pitaka ausführlich dargelegt, dass eine Gleichsetzung von Atman mit einer einer der fünf Daseinsgruppen unsinnig ist: Für diejenigen, die unter Atman etwas Unvergängliches verstehen wollen, denn die Daseinsgruppen sind nun mal vergänglich. Aber auch für diejenigen, die unter Atman etwas sterbliches, an die Daseinsgruppen gebundenes verstehen wollen, denn dies wäre die Vernichtungsansicht, die vom Buddha ebenfalls verworfen wurde.


    Nicht weniger, aber auch nicht mehr.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • elliot:

    Zitat

    Bedeutet dies nun, es gebe keine Wesen?


    Doch, Wesenheit, aber ohne Persönlichkeit. Individuelle Merkmale befinden sich in Veränderung. Das sg, 'Wesen' eines Wesens ist also 'leer' - kein Täter als Tatperson bzw. als Wesen des Täters findet sich...
    Also:
    Was ist das Wesen eines Frosches ? Sag es mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Elliot:
    mukti:

    Da steht jetzt mal fest, dass sich "Atta" im Sutta-Pitaka nicht nur auf einen metaphysischen ewigen Atman bezieht.


    Also zumindest steht mal fest, dass es unter dutzenden Varianten verschiedener Atman-Lehren auch welche gab, wo jemand den Atman an die Daseinsgruppen gebunden und mit ihnen untergehend verstand. Auch wenn das vermutlich nicht sehr populäre Lehren waren.


    An die Gruppen gebunden, bzw. der Atman ist der Körper der geboren wird und stirbt, daher "besteht er nicht mehr nach dem Tode":


    Zitat

    Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester diese Meinung, diese Ansicht: Da ja doch dieses Selbst formhaft, aus den vier Hauptstoffen entstanden ist, von Vater und Mutter gezeugt wird, so geht es bei der Auflösung des Leibes zugrunde, geht verloren, besteht nicht mehr nach dem Tode; daher fällt denn also dieses Selbst völliger Vernichtung anheim. Auf solche Weise künden die einen des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung an. http://palikanon.com/digha/d01_4.htm


    Wie populär das damals war sei dahingestellt, jedenfalls ist es heutzutage die gewöhnliche materialistische Ansicht. Sie besagt einfach "ich bin der Körper", dieses Wesen, diese Person. Das ist nach D.1.4. eben eine falsche Ansicht.
    Das finde ich auch nachvollziehbar, in den Bestandteilen des Körpers und des Geistes ist kein "Ich" zu finden. Wo also sollte dieses Wesen sein?

  • mukti:

    Wie populär das damals war sei dahingestellt, jedenfalls ist es heutzutage die gewöhnliche materialistische Ansicht. Sie besagt einfach "ich bin der Körper", dieses Wesen, diese Person.


    Was soll "ich" denn sonst sein?
    Schließlich ist ja auch vom Buddha so genial überliefert: "da war ich nun, diesen Namen hatte ich, dieser Familie gehörte ich an, dies war mein Stand, dies mein...." oder gar "Die Befreiung ist im Befreiten".


    "Höchste Sicht" meint ja nur "Sicht in Bezug auf anatta", aber es ist eben auch wahr, daß selbst die abstrusesten atta-Theorien Wirklichkeit sind, weil sie nämlich Wirkung entfalten.
    Ich weiß jetzt nicht so genau worauf sich Florian mit "2 Wahrheiten" im PK bezog, aber n paar hundert Jahre später heißt es dazu:


    Zitat

    Wenn alle Dinge Buddhalehre sind, dann gibt es Verirren und Erwachen, Übung, Leben und Tod, alle Buddhas und leidende Wesen. Wenn die zehntausend Dinge ohne Ich sind, dann gibt es weder Verirren noch Erwachen, weder Buddhas noch leidende Wesen, weder Entstehen noch Vergehen. Da der Buddhaweg von Grund auf Überfluss und Mangel entspringt, gibt es Entstehen und Vergehen, Verirren und Erwachen, leidende Wesen und Buddhas.
    Doch obgleich sich dies sagen lässt, fallen die Blüten in sehnsüchtiger Liebe, und das Unkraut sprießt zu unserem Ärger, und das ist alles.


    Genjokoan


    mukti:

    Das ist nach D.1.4. eben eine falsche Ansicht.


    Ne, darum gehts eben nicht in D.1.4.

  • bel:
    mukti:

    Wie populär das damals war sei dahingestellt, jedenfalls ist es heutzutage die gewöhnliche materialistische Ansicht. Sie besagt einfach "ich bin der Körper", dieses Wesen, diese Person.


    Was soll "ich" denn sonst sein?
    Schließlich ist ja auch vom Buddha so genial überliefert: "da war ich nun, diesen Namen hatte ich, dieser Familie gehörte ich an, dies war mein Stand, dies mein...." oder gar "Die Befreiung ist im Befreiten".


    Nur dass der Buddha halt nicht der Vernichtungsansicht anhing, sondern "das Todlose" gefunden hatte, das ohne Ich und Mein und ohne ewiges Selbst ist, so seine Lehre.

  • Das ist doch keine Antwort auf meine Frage.
    Natürlich kann man sagen "Ich bin diesere Körper" - und zwar ganz ohne "ich und mein" und ohne "ewiges Selbst" und auch ohne "Selbst in Veränderung" (letzteres ist ebenso völliger Stuß).
    "Ich" ist in diesem Fall nur ein Personalpronom.

  • Genau, das ist die Antwort auf deine Frage: "Ich" ist in diesem Fall nur eine Bezeichnung. Den Stuß "Selbst in Veränderung" habe übrigens nicht ich geschrieben.

  • mukti:

    Genau, das ist die Antwort auf deine Frage: "Ich" ist in diesem Fall nur eine Bezeichnung.


    Und zwar in zweierlei Hinsicht:
    1.
    bezüglich der speziellen Merkmale die eben dieses Wesen (so wirkend) ausmachen, sonst würde eine Benennung ja keinen Sinn machen, aber auch
    2.
    bezüglich der allgemeinen Daseinsmerkmale, die erst zur Kategorie "Wesen" führen



    mukti:

    Den Stuß "Selbst in Veränderung" habe übrigens nicht ich geschrieben.


    Dich hab ich auch nicht gemeint! :D

  • bel:
    mukti:

    Genau, das ist die Antwort auf deine Frage: "Ich" ist in diesem Fall nur eine Bezeichnung.


    Und zwar in zweierlei Hinsicht:
    1.
    bezüglich der speziellen Merkmale die eben dieses Wesen (so wirkend) ausmachen, sonst würde eine Benennung ja keinen Sinn machen, aber auch
    2.
    bezüglich der allgemeinen Daseinsmerkmale, die erst zur Kategorie "Wesen" führen.


    Und wäre "Wesen" mehr als eine Bezeichnung?


  • Im Erleben natürlich, im Leiden, z.B.
    Heilung macht auch Annahme notwendig, bloße Distanzierung führt zu nix.

  • mukti:


    Und wäre "Wesen" mehr als eine Bezeichnung?


    bel:


    Im Erleben natürlich, im Leiden, z.B.
    Heilung macht auch Annahme notwendig, bloße Distanzierung führt zu nix.


    Aber nicht in dem Fall den du genannt hast:

    Zitat

    Natürlich kann man sagen "Ich bin dieser Körper" - und zwar ganz ohne "ich und mein" und ohne "ewiges Selbst" ...."Ich" ist in diesem Fall nur ein Personalpronom."


    "Wesen" ist in diesem Fall nur ein Substantiv. Mit "ich" und "mein" ist es Erleben, im Leiden z.B.


    Zur Heilung führt der achtfache Pfad, das ist jetzt aber ein eigenes Thema.

  • mukti:
    bel:


    Im Erleben natürlich, im Leiden, z.B.
    Heilung macht auch Annahme notwendig, bloße Distanzierung führt zu nix.


    Ich habe gemeint in dem Fall den du genannt hast: Natürlich kann man sagen "Ich bin diesere Körper" - und zwar ganz ohne "ich und mein" und ohne "ewiges Selbst" ...."Ich" ist in diesem Fall nur ein Personalpronom."


    Vllt hätte ich nicht "nur" sagen sollen. Kann ein Personalpronomen oder Substantiv leiden?
    Es gibt Leiden. Und das deshalb, weil jemand empfindet - man kann dieses "Jemand" nicht wegdiskutieren. Auch nicht durch "höchste Sicht". Was "Sicht bezüglich anatta" sagt, ist, daß dieses "Jemand" nicht allein aus sich selbst heraus, nicht nur aus einem anderen, nicht allein aus diesen beiden und nicht ohne Grund wirkt - daß es nur im Nexus "Paticcasamuppada" besteht. Deshalb ist dies auch der "Mittlere Weg".

  • bel:


    Es gibt Leiden. Und das deshalb, weil jemand empfindet - man kann dieses jemand nicht wegdiskutieren. Auch nicht durch "höchste Sicht". Was "Sicht bezüglich anatta" sagt, ist, daß dieses "Jemand" nicht allein aus sich selbst heraus, nicht nur aus einem anderen, nicht allein aus diesen beiden und nicht ohne Grund wirkt - daß es nur im Nexus "Paticcasamuppada" besteht.


    Wegdiskutieren kann man es nicht, auch nicht indem man über paticcasamuppada, anatta u.a. diskutiert, man muss schon den ganzen Pfad gehen. In der "höchsten Sicht" ist es dann aber weg:

    Zitat

    Nichts anderes lehre ich als das Ende des Leidens. (Öhm, steht irgendwo im PK)

    .

  • mukti:
    bel:


    Es gibt Leiden. Und das deshalb, weil jemand empfindet - man kann dieses jemand nicht wegdiskutieren. Auch nicht durch "höchste Sicht". Was "Sicht bezüglich anatta" sagt, ist, daß dieses "Jemand" nicht allein aus sich selbst heraus, nicht nur aus einem anderen, nicht allein aus diesen beiden und nicht ohne Grund wirkt - daß es nur im Nexus "Paticcasamuppada" besteht.


    Wegdiskutieren kann man es nicht, auch nicht indem man über paticcasamuppada, anatta u.a. diskutiert, man muss schon den ganzen Pfad gehen. In der "höchsten Sicht" ist es dann aber weg:

    Zitat

    Nichts anderes lehre ich als das Ende des Leidens. (Öhm, steht irgendwo im PK)

    .


    Nein, nur irrige Ansichten über "Selbst" sind "weg". Das Erwachen ist im Erwachten (Vimuttasmim vimuttamiti, M121), genau in diesem Nama-Rupa-Zusammenhang, nirgendwo anders.

  • bel:
    mukti:

    Wegdiskutieren kann man es nicht, auch nicht indem man über paticcasamuppada, anatta u.a. diskutiert, man muss schon den ganzen Pfad gehen. In der "höchsten Sicht" ist es dann aber weg:

    .


    Nein, nur irrige Ansichten über "Selbst" sind "weg". Das Erwachen ist im Erwachten (Vimuttasmim vimuttamiti, M121), genau in diesem Nama-Rupa-Zusammenhang, nirgendwo anders.


    Doch kein Ende des Leidens? Nö das ist für mich indiskutabel. Die Lehre führt nicht zum Ende des Leidens, da legst di nieda. Gute Nacht.

  • mukti:
    bel:

    Nein, nur irrige Ansichten über "Selbst" sind "weg". Das Erwachen ist im Erwachten (Vimuttasmim vimuttamiti, M121), genau in diesem Nama-Rupa-Zusammenhang, nirgendwo anders.


    Doch kein Ende des Leidens? Nö das ist für mich indiskutabel.


    Das ist doch das Ende des Leidens :lol:
    Das Ende von Wunscheswahn, Daseinswahn, Nichtwissenswahn.

  • mukti:

    An die Gruppen gebunden, bzw. der Atman ist der Körper der geboren wird und stirbt, daher "besteht er nicht mehr nach dem Tode":


    Zitat

    Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester diese Meinung, diese Ansicht: Da ja doch dieses Selbst formhaft, aus den vier Hauptstoffen entstanden ist, von Vater und Mutter gezeugt wird, so geht es bei der Auflösung des Leibes zugrunde, geht verloren, besteht nicht mehr nach dem Tode; daher fällt denn also dieses Selbst völliger Vernichtung anheim. Auf solche Weise künden die einen des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung an. http://palikanon.com/digha/d01_4.htm


    Wie populär das damals war sei dahingestellt, ...


    Am ehesten könnte dies die Samkhya-Aufassung des Atman sein:


    Zitat

    The concept of Ātman in Samkhya, the oldest school of Hinduism, is quite similar to one in Advaita Vedanta school. Both Samkhya and Advaita consider the ego (asmita, ahamkara) rather than the Ātman to be the cause of pleasure and pain.[55] They both consider Ātman as self, soul that is innermost essence of any individual being. Further, they both consider self-knowledge as the means of liberation, freedom and bliss. The difference between Samkhya and Advaita is that Samkhya holds there are as many Atmans as there are beings, each distinct reality unto itself, and self-knowledge a state of Ipseity. In contrast, the monism theme of Advaita holds that there is One Soul, the Self of each and all beings are connected and unified with Brahman.[25] The essence and spirit of everything is related to each Self, asserts Advaita Vedanta, and each Atman is related to the essence and spirit of everything, all is One, Self is Brahman and Brahman is Self. Samkhya asserts that each being's Atman is unique, different.[25]


    (https://en.wikipedia.org/wiki/…induism%29#Samkhya_school)


    mukti:

    ... jedenfalls ist es heutzutage die gewöhnliche materialistische Ansicht. Sie besagt einfach "ich bin der Körper", dieses Wesen, diese Person. Das ist nach D.1.4. eben eine falsche Ansicht.


    Ja, es ist laut Digha Nikaya eine falsche Ansicht, aber weniger, weil sie einen Atman oder ein "Ich" behauptet, sondern weil sie Vernichtung eines Wesens, einer Person mit dem Tod behauptet:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

    Einmal editiert, zuletzt von Elliot ()

  • mukti:

    Und wäre "Wesen" mehr als eine Bezeichnung?


    Das ist halt die Frage.


    Ist hier Sakkaya (Persönlichkeit) mehr als eine Bezeichnung:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:

    Ja, es ist laut Digha Nikaya eine falsche Ansicht, aber weniger, weil sie einen Atman oder ein "Ich" behauptet, sondern weil sie Vernichtung eines Wesens, einer Person mit dem Tod behauptet:


    Zitat

    "Ehrwürdiger Herr, kann es Aufregung über das geben, was innerlich nicht existiert?"


    "Die kann es geben, Bhikkhu", sagte der Erhabene. "Bhikkhu, da hat jemand die Ansicht: 'Die Welt und der Atman sind dasselbe ( so loko so attā ); nach dem Tode werde ich unvergänglich, dauerhaft, ewig, nicht der Veränderung unterworfen sein, ich werde so lange wie die Ewigkeit überdauern.' Er hört den Tathāgata oder einen Schüler des Tathāgata das Dhamma lehren, für das Beseitigen aller Grundlagen für Ansichten, Entscheidungen, Besessenheiten, allen Festhaltens und aller Neigungen, für die Stillung aller Gestaltungen, für den Verzicht auf alle Vereinnahmung, für die Zerstörung des Begehrens, für die Lossagung, fürs Aufhören, für Nibbāna. Er denkt so: 'Also werde ich vernichtet werden ( ucchijjissāmi nāmassu )!, Also werde ich zugrunde gehen ( vinassissāmi nāmassu )!, Also werde ich nicht mehr werden ( nassu nāma bhavissāmī’ti)!' Dann ist er bekümmert, trauert und klagt, er weint und schlägt sich die Brust und wird zerrüttet. So kann es Aufregung über das geben, was innerlich nicht existiert."


    Wo lesen wir denn? "Also" ist "So" im Sinne von "Deshalb" (weil nicht der Veränderung unterworfen).
    Das hat berührt doch überhaupt nicht die Frage, was mit der "Person" mit dem Tode passiert.