Eine Diskussion über meine Ansichten auszulösen, war nicht meine Absicht und tut mir Leid. Das es geschehen ist, schreibe ich meiner Fahrlässigkeit zu. Das ist natürlich recht OT, aber ich hoffe, es wird mir verziehen, wenn ich auf die Kritik und Einwände antworte. Ich habe möglichst auf Zitate verzichtet, um es nicht noch länger zu machen.
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Lieber Sudhana,
sollte ich arrogant gewirkt haben oder es gewesen sein, dann tut es mir Leid. Das war nicht meine Absicht.
Ich denke, ich habe nicht verhelt, dass ich keine spirituellen Erkenntnisse vorweisen kann, sondern mir lediglich ein gewisses theoretisches Wissen und etwas Praxiserfahrung erworben habe. Dass ich nicht vor alles: "Meiner Ansicht nach..." schreibe möge mir verziehen werden, auch wenn ich zugebe, dass es an manchen Stellen gut gewesen wäre.
Mir ist bekannt, dass Yasutanis Sanbo Kyodan eine Mischung aus Soto- und Rinzai-Zen ist; Ebenso, dass Kapleau mit Yasutani brach, bevor er das Koan-Studium vollenden konnte. Das ändert in meinen Augen nichts daran, dass das Buch empfehlenswert ist, insbesondere, da der größte Teil nicht von Kapleau kommt, sondern sich aus Teishos Yasutanis, Dokusan von Yasutani mit Schülern, Bassuis Briefen und Teisho, den Berichten von Kensho, Yaeko Iwasakis Briefen und anderem zusammensetzt.
Es ist kleinlich von mir, darauf zu antworten, aber "so" unsympathisch ist mir Muho nicht; Lediglich ausreichend, dass ich nicht sein Schüler werden will. Das heißt nicht, dass ich ihm Qualifikationen abspreche.
Was die Soto-Praxis angeht, hast Du natürlich Recht. Ich habe es vereinfacht dargestellt. Ebenso hast Du Recht, dass streng genommen alles bis auf "ultimate, great awakening" Makyo ist. Wie Daiun Harada Roshi schreibt: "Attachment to the Dharma, however, is not a virtue, nor is this attachment easy to dissolve", was auf die Wichtigkeit von Post-Satori-Praxis hinweißt.
Zwar ist im Soto-Zen das Erlebnis von Kensho nicht Ziel der Praxis, die Übung erfolgt im festen Glauben an die eigene Buddhanatur und das Vertrauen darauf, eines Tages sie direkt zu erkennen, aber "the dropping off of body and mind" ist dennoch notwendig; Sonst ist Soto-Zen nichts anderes als Amida-Buddhismus.
Hakuin on Kensho, The Four Ways of Knowing, Edited with Commentary by Albert Low, Shambala:
"One of the things that Rinzai Zen insists upon is the importance of kensho, seeing into one's true nature. Kensho is the source of the four ways of knowing; they are ultimately derived from kensho. Many Soto teachers reject this and say that kensho is not only unnecessary but is itself illusory. Nevertheless, as I said in the introduction, Zen master Keizan, who is considered to be the great patriarch of the Soto Zen Sect, said, "Even if well-versed in theory and enlightened in the Way, you are wandering until you have have gained satori, which is like the Emperor's seal on goods, proof that they are neither contraband nor poisonous." He goes on to say, "Though there is nothing to give or receive, satori should be as conclusive as knowing your face by touching the nose." [...] So we should not see Soto and Rinzai as in any Way in conflict. Provided the teacher has come to awakening, it does not matter the kind of emphasis he or she places on different aspects of the teaching. "
Das ich Dogen zenjis Shobogenzo teilweise schwer verständlich finde, sollte Auskunft darüber geben, dass ich mit offenen Karten spiele, d.h. zugebe, noch nicht kensho erfahren zu haben und nicht eine falsche Autorität vorgebe. Ausdrücklich, ohne etwas implizieren zu wollen.
Auch ein Buddha hat einen sterblichen menschlichen Körper. Gautama hat ja auch nicht alle "sentient beings" befreien können; zumindest aus der Sichtweise vor kensho. Es gibt mehr als eine Quelle für eine solche Aussage; aber generell machten die Aussage, dass echte Lehrer extrem schwer zu finden sind, nicht nur Hakuin, sondern auch andere Lehrer vor ihm. Klagen über den Zustand des Dharmas sind, sofern ich es überblicke, in der gesamten Geschichte des Zen-Buddhismus anzutreffen.
Nun. "The only worry is that real teachers of Zen are extremely few and hard to find." ist ein Zitat von Hakuin aus dem oben angeführten Werk.
"By Hakuin's time, the dharma had deteriorated considerably; and in our time, the dharma has deteriorated even more." Zitat von Albert Low aus angeführtem Werk.
Ähnliche Aussagen kenne ich auch aus Kapleaus Buch.
Natürlich weiß ich nicht, dass Lows Aussage stimmt. Ein leichtes Argument wäre, dass Du ebenfalls darüber kein Wissen hast, weil es sehr schwer zu erlangen sein muss. Daher mag Low recht haben oder nicht, für mich ist die Aussage aber dennoch glaubwürdig. Dies ist der Fall in Anbetracht der vielen hundert oder tausend Schüler, die zur Hochzeit des Zen in China in Klöstern lebten, den Vergehen einiger bekannter und geachteter Zen-Lehrer in den USA, auf die ich kurz in meinem ersten Post eingegangen bin, meinen eigenen Informationssuchen und meinem daraus erwachsenen subjektiven Empfinden für mich eine durchaus gerechtfertigte Aussage.
Hättest Du anderslautendes und vertrauenswürdiges Wissen, so wäre ich ehrlich erfreut darüber.
Ähnlich verhält es sich mit meiner Aussage, dass die meisten Zen-Lehrer keine volle Erleuchtung hätten. Es ist gleichsam eine Vermutung, die auf meinem subjektiven Eindrücken aus verschiedensten Quellen basiert. Ich könnte zB. argumentieren, dass Du auch hier nicht das Gegenteil belegen kannst, ebenso, dass Hakuins Aussagen (und die in diese Richtung von anderen) dies implizieren. Vielleicht ließen sich auch Zitate von alten oder neuen Meister finden.
Ich gebe zu, dass ich darüber kein gesichertes Wissen habe. Des Eindrucks kann ich mich dennoch nicht erwehren.
Sollte es mir vergönnt sein, durch eigene Anstrengung in diesem Leben zu voller Erleuchtung zu kommen, und sollte ich dann die Falschheit meiner Aussage erkennen, werde ich um Vergebung bitten und versuchen, meine Schuld gegenüber Lehrer und Patriarchen zu tilgen.
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Lieber Monday,
wie gesagt, streng genommen ist alles bis auf "ultimate, great awakening" Makyo. Dennoch ist kensho essentiell; Keiner der Patriarchen oder großen Meister der Vergangenheit hatte kein kensho. Das das Festhalten an bestimmten Ansichten sehr hinderlich sein kann ist mir bewusst. Ich hoffe, ich werde, wenn ich Harada Roshi treffe, in der Lage sein, meine Ansichten und Konzepte von mir zu werfen. However, ich halte es für vollkommen fair, dass ich nach meinem besten Wissen und Gewissen die Ansichten von Autoritäten wiedergebe; Und ein Kernpunkt Hakuins (und generell des Rinzai-Zens) ist die Insistenz auf kensho. Ebenso habe ich wiederholt Bezüge zur Post-Satori-Praktik gemacht und sogar Hakuin zitiert, mir ist also die Wichtigkeit der Aussage von Daiun Harada Roshi (oben) durchaus bewusst.
Pardon, aber ich finde es leicht unredlich, mir zu sagen, meine Ansichten würden ein Problem bei der Realisierung des großen Weges werden. Dies kannst Du nicht nur nicht wissen, es wirkt auf mich auch so, als solle es bezwecken, dass ich meine Ansichten dazu aufgebe.
Nicht nur, dass ich a) auf Zen-Meister Bezug nehme und nicht auf die Idee komme, Dogen, Hakuin oder Bassui zu widersprechen (Sollte ich den Eindruck gemacht haben, Dogen wegen meiner Aussagen über die Soto-Schule zu widersprechen, so war das nicht meine Absicht. Es ist halt nicht jeder Soto-Lehrer Dogen; Und nicht jeder Rinzai-Lehrer Hakuin. Ich persönlich ziehe dennoch die Rinzai-Schule aus verschiedenen Gründen vor). Auch weist Du das nicht b), und ich finde es unschön, dass Deine Aussage durchaus gedacht sein könnte, meinen Glauben an die Realisierbarkeit der großen Sache zu schwächen. Und c) glaube ich nicht, dass das so stimmt. Ich hoffe, es irgendwann unter Beweis stellen zu können.
Zu Deiner weiteren Aussage: Wenn es mein Karma ist, hoffe ich, in Sogen-ji aufgenommen zu werden. Selbst wenn nicht: Koun Yamada war auch lange Jahre Laie. Ebenso wie Iwasaki. Auch wenn ich nicht deren Wille und Glauben habe, ist Laiendasein per se nicht schlecht oder macht kensho oder volle Erleuchtung unmöglich.
Du sagst:"und niemand wird dir sowas wie Erleuchtung bestätigen. Und wenn doch, dann ist es ein Scharlatan, denn die Erleuchtung ist spurlos. Sie hat keine Merkmale."
Falls Shodo Harada Roshi mich als Schüler akzeptiert und Falls ich Mu oder ähnliches passiere, wird er, gemäß Rinzai-Tradition, das anerkennen und mir zweifelsfrei mitteilen. Das die beim kensho auftretende Freude eine Art Wahnsinn ist und nicht der angestrebte Zustand des Nirvanas, habe ich, glaube ich, erwähnt; Ebenso wie die notwendige Post-Satori-Praktik.
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Lieber bel,
8. Bewusstseinsstufe ist meine Übersetzung für "8th class of consciousness" ka Alaya. Ich habe nicht die Autorität, darüber etwas zu sagen, aber in Kapleaus Buch findet sich im Anhang eine kurze Erläuterung zu den Bewusstseinsklassen nach buddhistischem Verständnis. Hakuin nimmt auch hin und wieder Bezug dazu; Und sicherlich viele andere Lehrer, deren Schriften ich nicht oder nur schlecht kenne. Thich Nhat Hanh ist außerdem Autor eines Artikels auf Lionsroar.com, der die buddhistische Psychologie näher erläutert, ich habe aber leider keinen Link. Durch Internetsuche wirst Du aber sicher einiges finden.
Zu dem Zitat aus Kapleaus Buch: Meines Wissens nach ist das aus den "Yasutani's Introductory Letters", also von Kapleau nur aufgezeichnet und keineswegs verfasst. Yasutani war ja von der Soto-Sekte, es ist für mich deshalb anzunehmen, dass seine Aussage dazu stimmt. Andererseits hat sein Lehrer Daiun Harada Soto- und Rinzai-Traditionen vermischt, ich halte es daher für glaubhaft, dass seine Aussage wahr ist. Letztendlich fallen mir auch keine Widersprüche zu Behauptungen anderer Quellen ein. Meines Wissens nach ist also durchaus korrekt, was er sagt: Durch Hakuin legt die Rinzai-Schule wieder stark Wert auf die Koan-Schulung, während die Soto-Schule (auch als Reaktion auf Hakuin) begann, sich sehr stark auf Dogen zu berufen und Shikantaza stark hervorzuheben. Dogen ging ja selbst durch 8 Jahre Koanschulung in Japan, afaik.
Das ist nitpicking, deswegen kurz: Mit "ohne direkte Absicht" meinte ich so etwas wie: "Ich glaube, es ist irgendwie gut" oder "Du/er/sie meditiert, da wollte ich das auch machen". Bompu-Zen ist ohne Frage dem vorzuziehen.
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Während ich geschrieben habe, gab es anscheinend neue Beiträge. Dazu kurz:
Lieber Sudhana,
ich kann nicht behaupten, ein großes Wissen über Buddhismus zu haben. Falls ich etwas "falsches" geschrieben habe in Bezug auf Alaya & Co, dann sind auch einige Aussagen in Kapleaus Buch und von Hakuin zweifelhaft, ich habe es lediglich widergegeben. Es gibt mehr Zen-Lehrer, die Bezug auf diese Bewusstseinsstufen genommen haben, aber ich könnte nicht schnell dazu Quellen finden; In Kapleau und Hakuin kenne ich mich halt gerade einigermaßen aus.
Ohnehin ist mir spirituelles Fortkommen wichtiger als feinsinnige Scholastik (no offense, Du magst weiter sein als ich).
Falls Du die anscheinend bestehenden (?) Unstimmigkeiten kurz erläutern kannst, wäre ich dankbar; Ich würde ungern falschen Ansichten anhängen und Nicht-Zen-Meinung vertreten.
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So. Ich hoffe, ich konnte dazu beitragen, diese Sache zu klären. Liebe Adsartha, ich wollte das Thema nicht so kapern, aber ich hoffe, es ist nicht allzu schlimm.
Wie dem auch sei: Mit besten Wünschen
Gassho